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Prophecy

von Steffi Raatz

Kapitel 3

- 3 -

The first Sign



Washington DC, Quartier der Lone Gunmen - 26.05.

Frohike hörte sich aufmerksam die Ausführungen seines Freundes Fox Mulder an und entschied dann, ihn für einen Verrückten zu halten. "Ich will mich ja nicht beklagen, aber du musst verrückt sein, wenn du glaubst, wir könnten mit diesen spärlichen Information herausbekommen, um welche Prophezeiung es sich handelt. Es gibt Tausende von Prophezeiungen, eine kurioser wie die andere. Wie stellst du dir das vor? Weltuntergansprophezeiungen, apokalyptische Reiter - von der Bibel bis zu Gurus hat es kaum jemanden gegeben, der nichts davon prophezeit hat."

"Meine Güte, Frohike, wozu habt ihr alle eure Kontakte? Ihr werdet ganz sicher irgendwas herausfinden, wenn ihr euch anstrengt", brummte Mulder und nahm Scully den Notizzettel aus der Hand, der alle Informationen enthielt, die sie besaßen.



Südliche USA, 27.05.-30.05.

Ein Sturm fegte über das Land und tauchte es drei Tage lang in Finsternis. Der Sturm brachte Sand mit sich - roten, dunklen Sand, der den Himmel verfinsterte, durch Hauseingänge und andere Schlupflöcher ins Innere der Häuser drang. Die Menschen verkrochen sich in ihren Häusern, wagten es nicht, sich vor die Tür zu begeben, denn der Sand war schneidend, brannte sich in die Haut und hatte bereits Todesopfer gefordert.

Die Menschen waren entsetzt, verwirrt und ängstlich. Der Süden hatte schon viele Stürme erlebt, doch noch nie hatte es einen vergleichbaren Sandsturm gegeben. Panik brach unter den Menschen aus, ließ einige in ihrer wilden Verzweiflung zu Besessenen werden und Dinge tun, die sie sonst nie getan hätten und so stieg die Mord- und Selbstmordrate in den Tagen des Sturms hoch an.



Landesgrenze zu Kalifornien, 30.05.

Es war der 30.05. als Mulder und Scully von dem Sturm erfuhren und sich in ihr Auto setzten, um den Schaden zu begutachten. Sie hatten die Katastrophe in einer Nachrichtensendung, unabhängig voneinander, gesehen und einander sofort angerufen und darüber in Kenntnis gesetzt. Kurze Zeit später war ein Anruf von Skinner erfolgt. Er hatte den Ausschlag gegeben und so hatten sie sich ins Auto gesetzt und waren losgefahren ungeachtet aller Gefahren.

Als sie die Grenze zu Kalifornien erreicht hatten, eröffnete sich den beiden Agenten ein ungeahnter Anblick. Der Sandsturm wütete vor ihren Augen, schien jedoch die Grenze von Kalifornien nicht zu überschreiten. Es war fast so, als könnten sie den Sandsturm berühren, ohne von ihm erfasst zu werden.

Scully stieg aus dem Wagen aus und kramte eine Kamera aus ihrer Tasche unter dem Sitz hervor, während Mulder zu den Sheriffs ging, die eine Straßensperre eingerichtet hatten, damit niemand ungehindert die Grenze überschreiten konnte.

"Hey, gehen Sie wieder zurück in Ihren Wagen und fahren Sie weg! Hier gibt es nichts zu sehen!", tönte es ihm entgegen, doch er ließ sich nicht beirren und schritt weiter auf die Sheriffs zu.

"Ich bin Bundesagent beim FBI", er hielt seinen Ausweis hoch und näherte sich weiter, "mein Name ist Fox Mulder und das dort hinten ist meine Partnerin Agent Dana Scully. Wir sind wegen dieses Phänomens hierher geschickt worden."

"Hi, Duckland, Robert Duckland. Sie sind also vom FBI?!" Ein kleinerer untersetzter Sheriff mit Schnauzer reichte ihm die Hand und betrachtete eingehend Scullys Fotoaktivitäten.

"Fox Mulder. Ja, wir sind hergeschickt worden, um uns diesen Sturm einmal genauer anzusehen."

"Viel werden Sie nicht sehen können, Agent Mulder. Der Sturm ist undurchdringlich. Wir haben einen unserer Sheriffs hineinfahren lassen, weil ein junger Mann nicht stoppen wollte, aber nach wenigen Metern konnte dieser nichts mehr erkennen und kehrte um", erzählte Duckland und rieb sich das Kinn.

"Und was wurde aus dem jungen Mann?"

"Keine Ahnung. Wenn er es geschafft haben sollte, dann hat er viel Glück gehabt. Der Sand dringt in die Wagen ein und füllt sie mit Sand. Für diesen Sand gibt es keine Barrieren oder Wände."

Mulder blickte nachdenklich an der unsichtbaren Wand hoch, die den Sand nur wenige Meter von ihnen entfernt in Schach hielt. "Aber wieso kommt der Sand nicht auf diese Seite? Ich habe das Gefühl, nicht mal einen Windhauch zu spüren."

"Da haben Sie vollkommen Recht. Der Sand bewegt sich eigenartiger Weise nicht über die Kalifornische Landesgrenze hinaus. Alles was Sie hier spüren können, ist ab und zu mal ein Windhauch von der Küste. Wir können uns das nicht erklären, aber ehrlich gesagt, wir sind froh, dass es so ist und nicht anders."

Scully war hinzugetreten und hatte dem Gespräch gelauscht. "Was ist mit dem Sand geschehen, der in den Wagen des Sheriffs eingedrungen ist?"

Duckland setzte kurz seinen Hut ab und wischte sich über die Stirn. "Ähm... Ma’am, das ist eigenartig. Als Cooper den Wagen öffnete, floss der Sand hinaus und wand sich wie eine Schlange zurück über die Landesgrenze. Es ist nicht ein Sandkorn mehr in dem Wagen zu finden. Dieser Sand hat sein Eigenleben, das sag ich Ihnen."

Scully lächelte verhalten. Sie war zwar unterdessen bereit gewisse Dinge zu glauben, aber dass dieser Sand ein Eigenleben haben sollte, konnte und wollte sie nicht glauben.

"Wir werden uns das mal genauer ansehen und rüber fahren. Ich hoffe, Ihre Leute werden uns nicht davon abhalten!", erklärte Mulder neben ihr.

"Sie wollen wirklich da hinein fahren? Sind Sie verrückt oder so?", tönte Duckland und sah die beiden Agenten an, als würde er nicht zwei Agenten der Bundesbehörde vor sich stehen haben, sondern zwei entlaufene Irre.

"Sehen Sie mich nicht so an", erklärte Scully, "ich will da nicht rein, aber wenn es der Wahrheitsfindung dient, dann muss ich wohl."

Sie sah Mulder an, dass er darauf brannte, herauszufinden, was da vor sich ging und eilte hinter ihm her zu ihrem Wagen.

Als die Türen geschlossen waren, sah sie ihn fragend an: "Was wollen Sie finden?"

"Was wohl? Die Wahrheit!", entgegnete er und startete den Wagen.

"Was für eine Wahrheit, Mulder? Dies ist nicht die Verschwörung, wie wir sie kennen."

Er stützte sich auf das Lenkrad und sah sie eindringlich an: "Hören Sie, wir haben einen toten Virus gefunden, eine unbekannte Stimme warnt Skinner vor einer Prophezeiung und dann tobt ein Sturm aus rotem Sand los, der den ganzen Süden der USA verschlingt. Und sehen Sie sich nun diese merkwürdige unsichtbare Barriere an. Wir müssen dringend herausfinden, warum das alles geschieht, denn ich fürchte, sonst werden wir nicht mehr lange nach irgendwelchen Dingen suchen müssen..."

Scully sah ihn nachdenklich an. "Sie meinen, Sie glauben, dass das, was diese Stimme sagte, wahr sein könnte und diese Prophezeiung bereits in Erfüllung geht?"

"Ich denke, dass dies alles ihre Vorboten sind. Vielleicht können wir sie noch verhindern, aber dazu müssen wir herausfinden, was genau hier geschieht."

"Dann lassen Sie uns so schnell wie möglich in diese Hölle aus rotem Sand fahren, Mulder!", entgegnete sie und spürte ein flaues Gefühl im Magen.

Hoffentlich würden Sie das heil überstehen.

Mulder gab Gas und fuhr an den kopfschüttelnden Sheriffs vorbei und über die Grenze... hinein in die Sandhölle von Kalifornien.

Die Scheibenwischer quietschten und schrabten über die Windschutzscheibe, doch zu erkennen war nichts. Mulder versuchte die Straße zu erkennen, doch es war fast unmöglich. Der Sand war so dicht und undurchdringlich, dass sie kaum etwas sehen konnten.

Scully fühlte sich nicht wohl. Angst glomm ihre Glieder hinauf, wenn sie sah, wie undurchdringlich und erbarmungslos der Sandsturm wütete.

Dann wenige Minuten später spürte sie die ersten Sandkörner auf ihren Füßen. Erst waren es einige wenige, doch nur kurze Zeit später waren ihre Füße fast gänzlich im Sand verschwunden.

"Mulder, machen Sie die Lüftung zu... Sie können sonst gleich nicht mehr fahren!", herrschte sie ihn an und spürte die Panik in sich aufsteigen.

"Die Lüftung ist zu, Scully! Das Zeug sucht sich seinen Weg, wie der Sheriff sagte", entgegnete er, machte aber keine Anstalten umzukehren.

"Kommen Sie, Mulder, wir werden das nicht überstehen, wenn Sie nicht auf der Stelle umdrehen!", fuhr sie ihn an, doch er hatte ganz andere Gedanken und dachte nicht daran, so einfach aufzugeben.

Plötzlich trat er auf die Bremse. Vor ihnen stand ein Wagen. Mulder wickelte sich ein Tuch um das Gesicht und machte Anstalten das Auto zu verlassen, doch Scully packte ihn am Ärmel: "Sie wollen doch nicht da raus?! Sehen Sie doch, was mit dem Auto geschehen ist!"

"Vielleicht sitzt da noch jemand drin, Scully! Wir können denjenigen doch nicht sitzen lassen, oder?"

Sie ließ ihn los und sah ihn einen Moment lang an. Ihre Finger strichen ihm zärtlich über die Wange: "Seien Sie vorsichtig!"

Er nickte und verließ das Auto. Ohrenbetäubender Lärm drang an ihre Ohren. Sie sah wie er gegen den Wind ankämpfte, die Hände schützend vors Gesicht hielt und Mühe hatte, überhaupt ein paar wenige Meter vorwärts zu kommen. Dann schien er kurz im Sandsturm verschwunden. Sie atmete tief ein und hielt die Luft an und atmete erst wieder aus, als er wenige Sekunden später wieder in Sichtweite kam.

Die Fahrertür öffnete sich langsam und schwer, Scully drückte von Innen mit, damit er sie gegen den Sturm aufbekam und wieder rieselten Mengen von Sand in den Wagen. Schließlich saß Mulder wieder neben ihr. Seine Wangen waren leicht zerkratzt, sein Mantel zeigte deutliche Schnitte. Es war wie sie befürchtet hatte, der Sand war scharf wie Messer.

"Es ist wohl der junge Mann, von dem der Sheriff vorhin erzählte. Er war bis zum Hals im Sand und ich schätze die Last auf seiner Lunge hat ihn schließlich umgebracht."

Scully dachte an das zerkratzte Äußere des Wagens und stellte innerlich die Vermutung auf, dass er sehr wohl auch an einem Herzinfarkt aufgrund von Stress oder Angst gestorben sein konnte.

"Jetzt lassen Sie uns weg von hier", brummte Mulder.

"Keine Chance", murmelte Scully, "die Pedale sind zugeschüttet und ich habe bereits versucht, den Sand beiseite zu schaffen. Er lässt sich nicht vertreiben. Er kommt immer wieder. Je mehr ich hinausgeschaufelt habe, desto mehr kam hinzu."

Mulder sah sie entgeistert an und Scully schickte seit langem zum ersten Mal wieder ein Stoßgebet zum Himmel.

Wenige Augenblicke später geschah es dann plötzlich. Wie in einem Tornado wurde der Sand in die Höhe gesogen und verschwand gänzlich. Mulder und Scully stiegen aus ihrem Wagen, noch gar nicht wissend, was dort geschah und konnten mit beobachten, wie der Sand aus ihrem Auto hinausfloss und in die Höhe stob, irgendwo hin. Wohin konnten die beiden Agenten auch nicht sagen.

"Ich hätte den Sand zu gerne analysiert", lamentierte Mulder, während er gen Himmel blickte.

Scully griff in ihre Jackentasche und fischte ein kleines Reagenzglas hervor. Mulder starrte sie erstaunt an. "Schleppen Sie die Dinger immer mit sich rum?"

Ein leichtes Lächeln huschte über ihre Lippen: "Seien Sie doch froh!"

Er nickte und blickte wieder in den Himmel. "Ich möchte zu gern wissen, wo der Sand jetzt ist!"

"Nein, ich möchte es nicht wissen, nicht wirklich!", murmelte sie und steckte das Röhrchen wieder weg. Diese Sache wurde ihr immer unheimlicher. Sollte es tatsächlich eine Prophezeiung geben?
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