World of X

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Raindrops fallin' from ahead...

von Franzi, Steffi Raatz

Kapitel 1

Die Nacht war kühl. Scully starrte aus dem Autofenster und wünschte sich, eine wärmere Jacke eingepackt zu haben.

Seit mehr als drei Stunden saß sie nun schon in ihrem Dienstwagen und beobachtete das Haus auf der anderen Straßenseite.

Ein gemächliches Gähnen erklang neben ihr, während sie das Fernglas auf ihren Zielpunkt scharf stellte. "Gut geschlafen?"

"Ging so. Ist irgendwas Interessantes passiert?" Mulder gähnte noch einmal herzhaft und setzte sich dann erst einmal wieder gerade hin.

Sie betrachtete die beleuchteten Fenster durch ihr Fernglas und seufzte. "Nichts. Seit ungefähr drei Stunden ist nichts mehr passiert! Ich frage mich langsam, warum wir überhaupt hier sind!"

"Möchten Sie die Akte noch einmal lesen?", scherzte Mulder, doch Scully war nicht in der Stimmung.

Sie nahm das Fernglas wieder herunter und sah ihren Partner mit einem zynischen Blick an. "Sehr komisch, Mulder!"

Seit zwei Tagen observierten sie ein Haus, in dem angeblich Hexenrituale stattfanden, doch zu Scullys Vergnügen und Mulders Unmut, war noch keine Hexe aufgetaucht.

"Da passiert nichts mehr, lassen Sie uns fahren!", murrte sie und warf das Fernglas auf die Rückbank.

"Das hätten Sie wohl gerne, was? Nur weil kein Schwefel aus dem Schornstein quillt und keine Hexen auf ihren Hexenbesen über dem Dach kreisen, meinen Sie, es sind keine Hexen da!", erwiderte er etwas aufgebracht.

"Warum gehen Sie nicht einfach hin und fragen, ob welche zu Hause sind, hm?" Scully sah ihn herausfordernd an.
"Warum sollte ich?"

"Weil es verflucht kalt hier ist, ich Hunger habe und gerne Heim möchte!", jammerte sie.

"Das ist aber keine gute Arbeitseinstellung, Agent Scully. Warum gehen Sie nicht?" Sein Gesicht hatte einen spitzbübischen Ausdruck. "Ich meine, mir gefällt es hier, ich möchte nicht von hier weg. Sie sind doch diejenige!"

"Aha, daher weht der Wind...", murmelte sie.

"Was?" Mulder sah sie verwirrt an.

"Sie haben Angst!", stellte sie fest.

"Ich? Angst? Wovor denn?", protestierte er.

"Dass in dem Haus da wirklich Hexen leben, geben Sie´s doch zu, Mulder!" Sie verschränkte die Arme vor der Brust.

"Sie sind kindisch, Scully", schnaufte er.

"Und Sie sind feige."

"Sie nennen mich feige?" Seine Augen funkelten.

"Yep."

Er öffnete die Türe. "Dann werden wir mal sehen, wer hier feige ist. Wir gehen nämlich beide."

"Aber Mulder ..."

Ihr sanfter Protest verlief sich im Wind und Mulder war schon zur Stelle, um sich ihr Handgelenk zu schnappen und schon schleppte er sie in Richtung Haus.

"Mulder, ich kann schon alleine gehen."

Wütend riss sie ihre Hand los und hatte endlich Zeit den Garten näher zu betrachten.

Wirklich geheuer kam ihr das Haus nun wirklich nicht vor, besonders die großen Runensteine im Garten wirkten mehr als merkwürdig.

"Mulder, ich weiß nicht...", wollte sie protestieren, doch er packte sie wieder am Arm und zog sie weiter.

"Sie wollen mir nicht glauben, also überzeugen sie sich jetzt selbst!", brummte er und ließ keinen weiteren Widerspruch zu.

Scully ergab sich ihrem Schicksal und folgte Mulder bis zur Tür. Als dieser klopfte, wollte sie sich am liebsten wieder zurückziehen, aber sie wollte schließlich auch nicht als feige dastehen, also blieb sie hinter ihm und wartete ab.

"Da öffnet keiner mehr!", gewann Scully ihre Überlegenheit zurück, als sich nach ein paar Minuten immer noch nichts rührte.

"Wir warten!" Mulder schien fest davon überzeugt, dass sich noch was tun würde.

"Wie lange? Bis wir hier Wurzeln geschlagen haben? Mulder, da passiert nichts mehr, sehen Sie es endlich ein!" Sie rollte genervt die Augen.

"Sie wollen ja bloß einen Rückzieher machen, weil Sie Angst haben, ich könnte Recht haben!" Er funkelte sie an.

"So, das glauben Sie?"

Mulder sah seine Finger in einer sehr provokativen Art und Weise an. "Ja, so in etwa!"

"Das... das darf doch nicht..." Scully geriet ins Stocken.

Just im selben Augenblick öffnete sich hinter ihnen die Tür.

Und vor ihnen stand eine Frau mit einem gekrümmten Rücken, einer Warze auf der Nase, einem spitzen Hut auf dem Kopf und einem Besen in der Hand.

Scully hatte das unbestimmte Gefühl gleich aus ihren Pumps zu kippen, im letzten Moment appellierte sie jedoch an ihren Stolz, doch da hörte sie wie auch Mulder die Luft lautstark einzog.

"Sie wünschen?", fragte die ebenso überraschte Hausbesitzerin.

Mulder begann stotternd: "Ähm, ist hier das Haus Nummer 13?"

Er stammelte wie ein kleiner Junge und wäre die Situation nicht irgendwie so ernst gewesen, dann hätte Scully laut aufgelacht.

"Ja", antwortete die Frau, "... wie Sie auf dem Schild hier lesen können."

Der lange Fingernagel des Zeigefingers ihrer linken Hand deutete vorwurfsvoll auf das große Hausschild neben der Tür.

"Und was wünschen Sie?", wollte sie weiter wissen.

Mulders Latein war am Ende und Scully sprang – ebenso stotternd - ein: "Wir sind..."

Doch es war wie verhext, sie fand einfach nicht die passenden Worte.

"...vom FBI, uns kam zu Ohren, dass hier in der Gegend seltsame Dinge geschehen. Wir würden Sie gerne befragen, ob Sie denn auch etwas davon zu berichten wissen", vollendete Mulder den angefangenen Satz seiner noch verwirrten Partnerin, doch ihm ging es nicht besser. Trotzdem hatte er sein freundlichstes Lächeln aufgesetzt und sah die Frau offen an.

"Na, dann kommen Sie doch rein!"

Mit einer ausladenden Geste zeigte sie auf das Innere des Hauses, das noch düsterer als der seltsame Garten schien.

Notgedrungen legte Mulder sanft seine Hand auf Scullys Schulter und schob seine sich innerlich wehrende Partnerin in die Richtung, in die die Gestalt verschwunden war.

"Machen Sie sich es bequem! Ich richte nur kurz was her", schallte es von irgendwo aus dem Haus.

Mulder sah fragend auf die gänzlich verblüffte Scully herab. "Und was sagen Sie jetzt?"

Scully sog scharf die Luft ein. "Ph... was soll ich sagen? Klischee? Alles passend ins typische Klischee!"

Mulder schüttelte ansatzweise den Kopf. "Ich hätte wissen müssen, dass sie sich dadurch nicht wirklich beeindrucken lassen würden. Obwohl sie an der Tür ganz schön gezögert haben!"

"Wer würde das nicht, Mulder, sie ist scheinbar eine Verrückte", konterte seine Partnerin und das Gespräch verstummte, als die Genannte den Raum betrat.

"Kekse? Milch?" Die alte Frau reichte ihnen zwei Gläser und einen Teller.

Mulder und Scully nahmen das ganze ein wenig irritiert an und stellten die Sachen vor sich auf den Tisch, während die alte Frau zum Kamin hinüber ging und ein paar Holzscheite nachwarf.

"Mrs... ", begann Mulder und geriet ins Stocken, da er gar nicht wusste, mit wem er da sprach.

"Ms. Delamore, ich bin nicht verheiratet!", kam es zurück und Scully wäre fast aus ihrem Sitz gerutscht. Mulder schien ebenfalls sprachlos.

"Das... das ist nicht... möglich!!", stotterte Scully und klammerte sich mit einer Hand am Arm ihres Partners fest.

Mulder nickte nur mit offenem Mund. Zum erstenmal seit langem war er mit seiner Partnerin einer Meinung.

Wie war das nur möglich? Kaum hatte die alte Frau sich vom Kamin ihnen wieder zugewandt, so war sie jung, hübsch, ohne Buckel oder Runzeln. Eine attraktive Südländerin mit rabenschwarzen Locken. Mulder schloss die Augen und schüttelte den Kopf, um das Hirngespinst zu vertreiben, doch es brachte nichts. Er sah noch immer die junge Frau statt der alten.

Überrascht ließ er den Keks, den er eigentlich verspeisen wollte, fallen.

Die Frau musterte ich genau. Ihre tiefbraunen Augen, die man schon fast als schwarz bezeichnen konnte, starrten ihn so an, als ob sie in ihn hinein sehen konnten.

Und trotzdem war Mulder das Ganze überhaupt nicht unangenehm.

Interessiert blickte er zurück und konnte gerade noch vernehmen wie diese Schönheit vor ihm etwas wie: "Bedienen Sie sich doch!", sagte.

Plötzlich klopfte jemand an die Tür.

Miss Delamore entschuldigte sich und war schon davon, um sie zu öffnen.

Sie ließ einen verwirrten Agenten und seine verärgerte Partnerin zurück.

Mulder starrte immer noch auf die Stelle, an der sie gestanden hatte und schien Scully gar nicht mehr wahrzunehmen.

"Hallo?", schallte es aus der Ferne, doch Mulder konnte im Moment partout kein Interesse dafür finden.

"Mulder!", erklang es neben ihm schon ein bisschen ärgerlicher.

Erschrocken fuhr Mulder hoch und blickte auf seine Partnerin.

"Mulder, es ist ja sehr schön, dass Sie unsere Gastgeberin mögen, aber vielleicht sollten Sie sich mal auf unseren Fall konzentrieren, statt auf deren Ausschnitt!", fuhr sie ihn an.

"Uhm,... was soll denn das schon wieder?" Mulder wusste gar nicht, was sie schon wieder hatte und er nahm sich vor, sich diesmal mit allen Mitteln gegen die Eifersucht seiner Partnerin zu wehren.

"Sie wissen doch ganz genau was ich meine!", erboste sie sich.

Mulder seufzte: "Es tut mir ja leid, Scully, wenn Sie Probleme damit haben ..."

Doch er wurde sofort unsanft unterbrochen: "Ich? Warum sollte ich Probleme haben? Hm?"

Mulder ging aufs Ganze. "Weil Sie immer so verdammt eifersüchtig sind!"

Scully blieb einfach der Mund offen stehen, darauf wusste sie nun wirklich nichts zu kontern.

Währenddessen betrat Miss Delamore wieder den Raum und setzte sich nun ihnen gegenüber. Grazil schlug sie ihre Beine übereinander und nahm wieder Mulders Blick gefangen.

"Jetzt reicht es mir aber!", schimpfte Scully und sprang von ihrem Sitz auf, "Miss Delamore oder wie auch immer, ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen, mein Partner ist leider etwas... Testosteron geschädigt!"

"Bitte, Sie müssen sich nicht entschuldigen", lächelte die junge Frau, "es stört mich nicht."

"Na, das kann ich mir denken!", fluchte Scully und zog Mulder am Ärmel seiner Jacke hoch, "kommen Sie!"

"Scully!" Mulder schien endlich aus seiner Trance zu erwachen, "wir waren doch hier, um endlich einen Beweis zu finden!"

"SIE! Sie wollten einen Beweis für die Existenz von Hexen finden!", keifte sie, "ich habe Ihnen klar und deutlich zu verstehen gegeben, dass ich nicht an Hexen glaube! Ammenmärchen, alles Ammenmärchen!"

"Sind Sie sicher?", lächelte Miss Delamore und handelte sich einen Patentblick von Mulders Partnerin ein.

"Ganz sicher!", schnaufte Scully und stapfte zur Tür.

Mulder sah ihr ein wenig besorgt hinterher und entschuldigte sich dann bei der jungen Frau. "Ich würde ja noch gern bleiben, aber...", er zuckte mit den Schultern, "Sie sehen ja", und deutete auf Scully, die bereits mit dem Fuß wippend auf der Türschwelle wartete.

"Ja, durchaus!", lächelte Miss Delamore und sah den beiden Agenten hinterher.

Als sie den Wagen erreicht hatten, wurde aus ihrem liebevoll unschuldigen Lächeln ein hinterlistiges tiefgründiges Lächeln. Diese Agentin glaubte also nicht an Hexen? Sie würde sie eines Besseren belehren. Und so machte sie eine kleine Handbewegung und sprach ein Paar magische Worte. Es würde nichts außergewöhnliches Sein, nur ein kleiner, aber effektiver Zauber...
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