World of X

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Trust someone

von Steffi Raatz, Svenja Frahm

Kapitel 1

Irgendwo in der Wüste Nevadas...



"Können sie mir verraten, was wir hier machen?"

"Aliens jagen?"

"Ha!" Scully´s Stimme klang hysterisch.

Er fuhr sich mit seiner Hand über die Stirn und schirmte seine Augen vor der Sonne ab.

"Soll ich ihnen mal was verraten?"

"Nein!"

Mulder stutzte. Mit dieser barschen Reaktion hatte er nicht gerechnet.

"Aber sie wissen ja gar nicht..."

"Ich will es auch nicht wissen!" Entschlossen schritt sie voran und ließ ihren Partner einige Meter hinter sich zurück.

"Hey!" Als er sich von seiner Überraschung erholt hatte, folgte er ihr mit schnellen Schritten und konnte gerade noch Scully´s wütendes Gemurmel verstehen.

"Kein Benzin mehr im Tank, dass ich nicht lache! Ich fasse es einfach nicht! Kein Reservekanister und die 'nette' Mitfahrgelegenheit ein einziges Desaster! Einfach abgesetzt in der Wüste. Warum? Warum bin ich nicht zu Hause geblieben?"

"Scully..."

"Ach halten Sie die Klappe! Ich wollte eigentlich gar nicht mit auf ihre private Erkundungsreise, aber nein, die liebe, hilfsbereite Dana musste sich ja mal wieder überreden lassen. SCHEISSE!"

Er musste lächeln. Solch ordinäre Ausdrucksweise aus Scully´s Mund hatte er noch nie vernommen.

"Meine Güte, denken sie wirklich, ich habe erwartet, dass so etwas passiert?"

"Doch, irgendwie schon. Aber das Schlimmste daran ist, dass ich das ebenso hätte erwarten müssen, schließlich kenne ich sie schon eine kleine Ewigkeit und das Chaos gehört zu ihnen wie ein Fisch ins Wasser!"

Beleidigt verzog er sein Gesicht.

"Also, wirklich! Das ist jetzt ungerecht!"

"Finden sie? Dann verraten sie mir mal, warum ich hier eine sandige Strasse in der Wüste Nevadas mit Stöckelschuhen entlang wandere und nicht gemütlich bei einem Glas Rotwein vor dem Fernseher sitze? Was ist hier nun ungerecht, ha!"

Er zuckte mit den Schultern und machte eine all umfassende Geste mit den Händen.

"Meinen sie, ich will hier sein? Eigentlich sollte ich jetzt..."

"Auf einem tollen UFO-Kongress sein, ja ja."

Beleidigt steckte er seine Hände in die Hosentaschen und folgte ihren zügigen Schritten. Er hatte die Nase gestrichen voll von ihren Hänseleien und schwor sich, nie wieder ein Wort an sie zu verschwenden.

Sein kindisches Gelübte wurde kurze Zeit später wieder gebrochen, als er in der Abenddämmerung ein merkwürdiges Licht am Horizont erblickte.

"Scully?"

"Mh."

Auch sie schien sich abgeregt zu haben.

"Sehen sie sich das an!"

Er deutete nahm Scully´s Kopf zwischen seine Hände und drehte ihn in Richtung der Erscheinung.

"Ja? Und? Eine Lichtspiegelung."

"Sicher?"

"Wir sind in der Wüste, warum also nicht, was sollte es sonst sein? ! ...nein! Nicht doch! Mulder?"

"Na ja, wäre es so abwegig?"

"Ja, ja und nochmals ja!"

"Finden wir es heraus!"

"Oh nein! Nicht Mulder! Es reicht mir für heute; ich will nur noch so schnell wie möglich nach Hause!"

"Vielleicht ist das ja auch eine Stadt??! Einen Versuch ist es doch Wert..." Mulder schaute Scully mit seinem treuen Hunde-Blick an.

"Mulder, dass Ihnen das klar ist: Ich begleite Sie nicht, weil Sie es sind, sondern weil das da wirklich eine Stadt sein könnte!" * Es ist zwar doch eher wegen ihm, und weil ich selber wissen möchte, was das da ist— aber das muss er ja nicht wissen... * Sie schmunzelte leicht, als sie ihren Weg fortsetzten.

"Schneller Scully!" Mulder begann leicht zu laufen, doch als er sah, dass Scully keine Anstalten machte, schneller zu gehen und er sie nicht noch weiter reizen wollte, ging er wieder brav in normalem Tempo neben ihr her.

Langsam wurde es kühler, als die Sonne sich zum Horizont neigte. Das Licht blieb bestehen... erweckte aber den Anschein, nicht näher kommen zu wollen; als spiele es ihnen einen Streich und hüpfe vor ihnen her; so dass sie es nie erreichen könnten.

"Aua!", sagte Scully gemächlich, als sie anhielt um sich ihre Schuhe auszuziehen. Sie seufzte einmal genüsslich, als ihre schon schmerzenden Füße aus den Schuhen an die frische Luft kamen und sie sie im Sand absetzte. * Ein herrliches Gefühl! *, dachte sie beim Weitergehen.



Nach einiger Zeit verspürte sie den Drang, sich ihrer Schuhe ganz zu entledigen und mit Schwung flogen die beiden Kleidungsstücke wenig später im hohen Bogen in die weite Wüstenlandschaft.

Mulder lächelte, als er sah, wie ausgelassen Scully plötzlich war, und das, obwohl sie nun schon über eine Stunde unterwegs waren.

"Mulder, ich glaube, ich möchte rennen!", sagte sie plötzlich, als ihre Füße auch schon schneller wurden und sie ihn lachend hinter sich herzog.

Was war nur los mit ihr? Eben war sie noch so gereizt gewesen ihm gegenüber... doch je näher sie dem Licht kamen, desto übermütiger wurde sie. Man könnte fast meinen, sie würde von der Seele her jünger werden... und immer jünger...

Mulder hatte sogar das Gefühl, dass das Licht endlich ein wenig näher gekommen war...

Scully hatte das Gefühl zu fliegen. Ihre Seele schien frei zu sein und dieses Gefühl wurde immer stärker je näher sie diesem Licht kamen.

Was geschah nur mit ihr? Sie hätte Skepsis und natürliche Furcht über diese Veränderung empfinden müssen, doch sie fühlte sich so sorglos und endlos erlöst von ihrer Vernunft, dass sie einfach ihren Gefühlen freien Lauf ließ.

Mulder ließ sich mitreißen. Er verstand sie zwar nicht, aber ihre derzeitige Verhaltensweise gefiel ihm wesentlich besser als ihre bissigen Kommentare vor noch weniger Zeit. Und wenn er auch sonst der sorglosere von ihnen beiden war, der sich nicht gerade umwerfend viel um sein Wohl kümmerte, so witterte er hier doch Gefahr. Eine eigenartige Macht schien von dem Licht auszugehen. Kehrte es seine Skepsis nach außen und Scully's Übermut vertauschte es ihre Charaktereigenschaften? Sollte er nun zweifeln und sie glauben?

In Mulders Kopf formten sich von Sekunde zu Sekunde immer mehr Fragen, während Scully nun übermütig über den Sand tanzte und ihre Arme weit ausgestreckt hielt, als ob sie die ganze Welt umarmen wollte.

* Mich würde reichen * blitzte ein verrückter Gedanke in Mulders Kopf auf und ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, während er sie beobachtete.

"Kommen Sie Mulder, nicht schlapp machen!" Ihre Hand glitt in seine und ihr Gesicht schien ein einziges Strahlen zu sein.

"Ist alles in Ordnung, Scully?" Sorge schwang in seiner Stimme mit. Er wusste nicht so recht, was er von alle dem halten sollte.

"Mir ging es noch nie besser!", lachte sie und zog ihn wieder mit sich.

Nach einiger Zeit fing Mulders Rücken plötzlich seltsam zu schmerzen an... er hielt sich das Kreuz, während Scully vergnügt neben ihm hersprang und ein Kinderlied vor sich hin trällerte. Irgendwie fühlte er sich, als seien seine Knochen bleischwer... als müsse er eine Pause machen, weil er keine Puste mehr hatte...

"Scully?"

"Yes Sir!" Sie stellte sich spielerisch vor ihn und hielt sich die Hand an die Stirn - wie es die Soldaten als Zeichen des verstandenen Befehls zu ihren Offizieren machten.

"Wie wäre es, wenn wir uns ein wenig ausruhen würden? Ich bin ein wenig müde... der Weg schafft mich!"

"Wie Sie wünschen Sir!" Prompt setzte sie sich in den abgekühlten Sand und kreuzte ihre Beine zu einem Schneidersitz. Mulder schaute sie ein wenig bestürzt an. Was war nur mit ihr los? Wie kam sie darauf, sich mit Rock in einen Schneidersitz zu setzen? Etwas verlegen setzte er sich zu ihr und versuchte, es zu ignorieren.

Als er sich ein weiteres Mal das stechende Kreuz rieb, kam ihm ein erschreckender Gedanke...

Was wäre, wenn Scully immer jünger wurde, und er mit jedem Jahr, welches sie seelisch verlor eines älter wurde? Was würde passieren, wenn sie beim Licht angekommen waren? Würde er es überhaupt noch bis dahin schaffen, bis er einen Herzinfarkt bekam oder an sonst irgendetwas starb?

Und was wäre mit Scully? Würde sie dann nur noch schreien und sabbern können? Doch was sollten sie nun tun? Bis zurück zum Auto würde er es nicht schaffen... aber vielleicht würde es ja besser werden? Doch was sollten sie beim Auto—sie hatten kein Benzin mehr im Tank... und die einzige Möglichkeit, wenn auch sehr risikoreiche, war nun mal das Licht...

Mulder hatte es voraussehen können, Scullys Verjüngungsprozess ging rapide voran, während er sich selbst nur noch als alter Greis fühlte. Sicherlich, er hatte nur ein paar Jährchen, vielleicht 10 oder maximal 20 mal eben dazu bekommen, doch in dieser kurzen Zeit wirkte sich das aus, als wären es 100. Die lachende und ausgelassene Scully wirbelte währenddessen um ihn herum und versprühte ungeahnten Frohsinn.

"Mulder?", neckte sie in einem kindlichen, wenn gleich auch recht verführerischen Ton - sie hatte vermutlich gerade das Teenageralter erreicht, "ich bin total verliebt in dich! Wollen wir miteinander gehen?"

*Himmel! * schoss es Mulder durch den Kopf. Wenn sie das doch nur einmal zu ihm gesagt hätte, während noch alles seine Normalität gehabt hatte.

Scully fiel ihm unterdessen um den Hals und bedeckte seinen Hals und seine Wangen mit kleinen Küssen.

Verzweifelt versuchte er sie abzuwehren, doch es gelang ihm nicht.

"Scully, bitte!"

Sie verstand ihn falsch und schmiegte sich an ihn, um ihn in ihrer jugendlich ungebremsten Art leidenschaftlich zu küssen.

So sehr er das Gefühl ihrer Lippen auf seinen auch mochte, er stieß sie mit aller Macht von sich und hielt sie auf Abstand.

"So geht das verdammt noch mal nicht weiter! Scully, Sie benehmen sich nicht mehr normal! Wir müssen wieder von diesem Licht weg!", schimpfte er aufgebracht, während sie ihn mit verzogenem Schmollmund anblickte.

"Aber, das Licht ist so schön!", murmelte sie beleidigt.

*Ja, das Licht ist schön, zu schön und verlockend!* dachte Mulder ärgerlich.

"Egal, wir müssen hier weg!", knurrte er und drehte sich abrupt um.

"Mulder?... Hagelst du meine Hand?", kam es hinter ihm leise von seiner Partnerin.

Er streckte ihr wortlos die Hand entgegen und gab nach. Wenn sie es wollte, würde er ihr auch bis zum Licht folgen.

Glücklich ergriff sie diese und schlenderte nun widerstandslos neben ihm her. Mulder hoffte nur, daß dieser merkwürdige Alterungsprozess irgendwann stoppte.

*Vielleicht kehrt sich der Prozess um... hoffentlich!* Mulder sträubten sich die Nackenhaare, wenn er daran dachte, dass sie beide so bleiben würden.

Also setzten sie ihren Weg fort. Das Licht schien nur langsam näher zu kommen und Mulder kam es vor wie eine Ewigkeit. Scully hatte sich inzwischen selig ihren Kopf an seine Schulter gelehnt. Die Abenddämmerung hatte sich inzwischen in Nacht gewandelt, und Scully fing wieder an zu quengeln.

"Mulder, ich habe solchen Hunger! Ich bin müde und habe große Angst! Ich war ja noch nie so spät alleine draußen..."

Er seufzte.

"Aber du bist ja bei mir und passt auf mich auf!" Sie lächelte ein wenig matt. Jetzt waren sie schon den halben Tag lang gewandert. Wie sollte das enden? Das Licht schien immer noch zu weit entfernt, als das man hätte sagen können

"Es ist nicht mehr weit, wir schlafen, wenn wir da sind."

Mulder war ebenfalls müde und hungrig. Seine Angst hielt sich in Grenzen, so hatten sie doch das Licht als Leitpunkt, so dass sie den Weg nicht verlieren würden... doch Furcht überkam ihn immer wieder bei dem Gedanken, was aus ihnen beiden werden sollte... falls sie es bis zum Licht schafften.

"Laß uns hier setzen" sagte Mulder träge. Ohne irgendeinen Einwand setzte sich Scully neben ihn. Doch nach einer kurzen Weile schon sank ihr Kopf in seinen Schoß. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlummerte sie vor sich hin, während er geistesabwesend ihre Wange streichelte und seinen Gedanken nachhing. Sein Magen fing an zu knurren. Was, wenn sie verhungern würden? Ach, vollkommener Schwachsinn! Rief er sich dann wieder ins Gedächtnis - das dauerte dann doch seine Tage. Doch sie hatten ja auch kein Wasser... was würden sie tun, wenn sie morgen in der brütenden Mittagshitze ihren Weg fortsetzen sollten?

Scully musste wieder normal werden! Wenn es so weiterging, müsste er sie mit seinem Rücken womöglich noch den Rest des Weges tragen, weil sie das Laufen verlernte... Das seltsame allerdings war, dass sie äußerlich nicht alterten... er fragte sich, was wohl die rationale Wissenschaftlerin in Scully jetzt dazu gesagt hätte...

Er musste auch immer wieder an das denken, was Scully vorhin zu ihm gesagt hatte. *Ich liebe dich*... Aber war das wirklich nur Teenagergeschwätz gewesen? Oder empfand sie wirklich etwas für ihn? Lächelnd schaute er zu der schlafenden Frau ( ?! ) hinunter...

So langsam fielen auch ihm die Augen zu. Ohne es noch recht wahrzunehmen kippte er zur Seite und Scully zog sich bis zu seinem Kopf hoch, gab ihm einen kleinen Kuß auf die Wange und sagte "Gute Nacht Foxi!" Dann grinste sie leicht und schmiegte sich an ihn.
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