World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Carpe Diem

von Andrea Muche

Kapitel 4

Das Telefon schrillte. Der FBI-Agent nahm den Hörer ab. „Mulder. – Hallo, Langly.“

Er lauschte eine Weile, während Scully ihn fragend ansah. „Mhm, ja. Naja... Wo ist das, hast du noch mal gesagt? Okay, mal sehen. Ja. Danke.“ Er legte auf.

„Und?“ Seine Partnerin kannte ihn gut genug, um zu wissen, daß das nur eine neue Spur sein konnte.

„Das war Langly. Er sagt, ihm sei da eine Geschichte zu Ohren gekommen über einen Jungen, den seine Klassenkameraden einen Außerirdischen nennen. Bei einem Baseballtraining muß er einen Mitspieler namens Steven Milford schwer verletzt haben. Es heißt, er habe absichtlich mit seinem Schläger mit voller Wucht ausgeholt und dem anderen Jungen das Knie zertrümmert. Allerdings gibt es auch andere Zeugen, die behaupten, er habe zu dem Zeitpunkt, als Steven zu Boden ging, seinen Schläger gar nicht in der Hand gehabt oder ihn zumindest nicht erhoben. Ein paar der Jungs, mit denen er zur Schule geht, behaupten, er könne andere allein mit der Kraft seiner Gedanken verletzen. Ob an dem Gerücht was dran ist, kann man schlecht sagen, Jimmi – so heißt der Angreifer – ist ein Außenseiter, der sich ständig angegriffen fühlt und auch noch nicht lange an dieser Schule ist. Mhm. Nun ja. Eine typische Langly-Geschichte. Langly glaubt, der Junge könnte vielleicht tatsächlich ein Außerirdischer sein.“

„Wo hat er die Geschichte her?“

„Vom Baseballtrainer der Jungs. Langly sagt, das sei ein Freund von ihm. Angeblich ist er ganz in Ordnung, wenngleich er in Langlys Augen eine Schraube locker hat, weil er sich für nichts außer Baseball interessiert.“

Scully lachte gutmütig. „In Langlys Augen hat jeder eine Schraube locker, der sich nicht jeden Tag ins Pentagon zu hacken versucht und sein Wohnzimmer nicht mit mindestens 20 verschiedenen Computern zugestellt hat. Und an Außerirdische glaubt.“

„Du denkst also, wir sollten da gar nicht erst hingehen, oder? Ein außerirdischer Schuljunge. Das ist sowieso Blödsinn.“

„Ach was, das Überprüfen einer noch so unsinnig scheinenden Theorie hat doch noch nie geschadet. Anders wäre selbst Einstein der Geschichte mit der Relativität wohl nicht auf die Spur gekommen. Also: Wer weiß... Los, laß uns gehen!“

Mulder griff nach seiner Jacke. „Habe ich dir schon mal gesagt, daß ich dich liebe?“



Der Trainer seufzte. „Jimmi, ja. Das ist mein Problemfall derzeit. Ich habe die Eltern auch schon mal in die Schule bestellt, aber sie sind nicht gekommen.“

„Mister Carter, stimmt es, daß die anderen Kinder ihn einen Außerirdischen nennen?“

Der Trainer zuckte die Schultern. „Außerirdisch, gehirnamputiert, Idiotenhäuptling – es gibt so ziemlich nichts, womit sich Zwölfjährige nicht hin und wieder titulierten würden.“

„Aber Jimmi titulieren sie als Außerirdischen?“

Er nickte. „Ja, meistens.“

„Könnte es...“ Mulder leckte sich über die Lippen, „...vielleicht der Wahrheit entsprechen?“

„Was? Was meinen Sie damit? Doch wohl nicht, daß Sie in Betracht ziehen, Jimmi könnte... ähm, naja...“

„Es wäre zumindest doch eine Möglichkeit. Könnte der Junge gar kein Junge, sondern ein Alien sein?“

„Meine Güte, Sie sind ja noch verrückter als Langly.“

„Und?“

Er schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung. Also, das müssen Sie ihn wohl schon selbst fragen!“



Das konnten sie jedoch nicht. Als sie bei der Adresse der fraglichen Familie ankamen, fanden sie die Wohnung leer. Nur überall offenstehende Schranktüren und Schubladen zeugten noch vom hastigen Aufbruch. Mulder trat wieder hinaus in den Hausflur. Dann bückte er sich plötzlich nach etwas.

„Was hast du gefunden?“ Scully kam näher.

Er zeigte ihr den Zigarettenstummel, der neben der Tür gelegen hatte. „Morley. Der Raucher? Was hat der denn damit zu tun? Mulder, was geht hier vor?“

„Keine Ahnung.“

Sie fuhren zurück zum Trainer und fragten ihn, ob er den schon etwas älteren, streng aussehenden und ständig rauchenden Mann schon einmal gesehen hatte. „Meinen Sie Jimmis Onkel?“ fragte der zurück. „Er hat ihn heute nach der Schule abgeholt.“

„Verdammt!“ entfuhr es Mulder.

„Tja“, murmelte Scully. „Sieht so aus, als würden wir keine Chance mehr bekommen, den Jungen nach einer Blutprobe zu fragen, um darin nach außerirdischer DNS suchen zu können.“

„Blut... Sie brauchen sein Blut?“

„Ja, würden wir brauchen.“

„Ich glaube, die Klasse hatte gerade heute im Biologie-Unterricht die Blutgruppenbestimmung. Dafür nehmen die Schüler sich immer selbst etwas Blut ab...“

„Wo finden wir den Biologielehrer?“



„Also, das glaube ich einfach nicht!“

„Was ist?“

„Sieh dir das an!“ Scully saß fasziniert über ihrer Blutgruppenanalyse.

„Was soll ich mir ansehen?“ Mulder kam interessiert näher.

„Hier: nichts! Mulder, der Junge hat eine unbekannte Blutgruppe! Sie läßt sich überhaupt nicht bestimmen.“

„Heißt das, daß er tatsächlich ein Außerirdischer ist?“

„Das ist wohl eine Möglichkeit, ja.“

In dem Moment klingelte Mulders Mobiltelefon.

„Ja?“

„Wir müssen uns treffen“, sagte vom anderen Ende der Leitung die Stimme des Rauchers.

„Gut, sagen Sie mir wann und wo.“

„War das der Raucher?“ fragte Scully, als er wieder aufgelegt hatte.

„Denkst du, er will etwas vertuschen?“

Mulder zuckte die Achseln. „Ich weiß es nicht. Bisher war er ja immer eine recht loyale und ergiebige Informationsquelle. Zumindest schien es so. Daß er nun aber plötzlich selbst mit einem mysteriösen Verschwinden zu tun hat, gefällt mir nicht.“

Der Agent überlegte. In den vergangenen Jahren hatte er sich ein System von Menschen aufgebaut, die ihn mit Informationen versorgten, die anders nicht zu bekommen waren. Die, wie er, ein Interesse an der Wahrheit hatten. Obwohl sie beispielsweise fürs Pentagon oder einen der anderen Geheimdienste arbeiteten. Die Tips des Rauchers hatten sich schon mehr als einmal als wertvoll erwiesen. Allerdings wurde Mulder auch nie wirklich ganz schlau aus ihm. Wieviel und was wußte der Typ wirklich? Und war er der sich selbstlos einsetzende Mensch, als der er sich gab?

„Ich werde ihn treffen und mir anhören, was er zu sagen hat.“



Sie trafen sich in einem Park nahe dem Kapitol. Zwei Männer, die sich beim Spaziergang zufällig auf der gleichen Bank niederließen. Der Raucher schüttelte eine Zigarette aus der Packung, ließ sein Feuerzeug aufspringen und zündete die Zigarette an. Gierig sog er den Rauch ein.

Mulder war nicht nach langer Plauderei zumute. „Sie wollten mich sehen?“

„Ja. Um Ihnen zu sagen, daß Sie nicht weiter nach dem Jungen suchen und überhaupt alles, was sie über den Fall wissen, vergessen sollen.“

„Welchen Fall?“ Mulder stellte sich dumm. „Welcher Junge?“

„Das wissen Sie doch ganz genau. – Hören Sie. Ich habe Ihnen immer wieder mit Informationen weitergeholfen. Oft unter großem Risiko, wenn Sie mich mit Ihrem verdammten Kreuz am Fenster angefordert haben. In diesem Fall aber... Der Junge und seine Familie sind im Zeugenschutzprogramm.“

„Weswegen?“

„Mafia.“

Die beiden Männer schwiegen kurz. „Vertrauen Sie mir“, bat der Raucher dann.

Mulder sah ihm ins Gesicht. „Ist er ein Außerirdischer?“

Der Raucher lachte kurz auf. „Natürlich nicht.“

„Und wieso kann man seine Blutgruppe nicht ergründen?“

„Weil eine Krankheit, die er hat, die Analysierbarkeit seines Blutes beeinträchtigt.“

„Und das soll ich Ihnen glauben?“

„Das müssen Sie mir glauben. Ihrem Ziel kommen Sie mit dem Fall so und so nicht näher. Wenn Sie aber hier weitersuchen... Sie könnten großes Leid über den Jungen und seine Familie bringen.“



Auch Scully war dafür, den Fall ruhen zu lassen. Zumal sie sowieso nicht wußten, wo sie den Jungen suchen sollten. Mulder zog ein Gesicht. Das schmeckte ihm gar nicht. Scully hakte sich bei ihm unter. „Nun mach doch nicht so ein Gesicht. Wir werden andere Chancen bekommen. Im übrigen sollten wir uns jetzt beeilen, Samantha wartet schon darauf, daß wir sie abholen.“

„In Ordnung, laß uns gehen.“ Er war nicht befriedigt, aber zumindest heute würde er das Problem auf gar keinen Fall mehr lösen.



„Fox, ich möchte bitte noch ein Glas Wein, holst du mir eins? Und du, Dana? Trinkst du auch eines?“

„Nein, keinen Alkohol. Einen Eistee, bitte.“

„Ein Tanzabend ohne etwas zu trinken – geht’s dir gut, Dana?“

„Ja, alles bestens.“ Sie griff über den Tisch nach Samanthas Hand und sah der lustigen Frau mit den wirren Locken in die Augen. „Es ist nur so, daß du Tante wirst.“

„Dana! Nein! Ist das wahr? Du bist schwanger?! Ich freue mich ja so für euch!“

Mulder kehrte mit den Getränken an ihren Tisch zurück.

„Danke. Gratulation, Fox! Ich habe die freudige Nachricht gerade vernommen! Mein Bruder ein werdender Vater, das ist zu schön!“

Er grinste schief. „Ja. Und der werdende Vater würde jetzt gern mit der werdenden Mom tanzen. Darf ich bitten?“

Er streckte Scully die Hand hin und zog sie auf die Tanzfläche. Die Band spielte einen Cha-Cha-Cha. „Ist das nicht unser Lieblingstanz?“, fragte Mulder und führte Scully in eine Figur nach der anderen. Promenaden vorwärts und rückwärts, Drehungen nach links und nach rechts, zueinander, auseinander. Die anderen Tänzer räumten ihnen mehr Platz ein. Ein Teil blieb sogar stehen und sah ihnen zu. Scullys Rock wehte, ihr rotes Haar flog. Und sie strahlte übers ganze Gesicht.

„Adios pampa mia“, sagte sie.

„Was?“

„So heißt der Song.“

Erhitzt und glücklich sanken sie sich nach dem Tanz in die Arme, er drückte sie an sich, spürte ihren Leib an seinem, roch den Duft ihres Haares und ihr Parfüm. So sollte es für immer sein!

„Wer sagt, daß Tanzen kein Sport ist“, sagte er, als er sie an den Tisch zu seiner Schwester zurückbrachte. Und entschuldigte sich dann, um kurz zur Toilette zu gehen.

Als er eintrat, wusch sich dort ein grauhaariger Mann gerade die Hände. Nun sah er hoch und Mulder an. „Also, wie ist es?“ fragte er.

Der FBI-Agent starrte ihn an. Endlos lange, wie ihm schien. Er konnte jetzt zurück in die Tanzbar gehen. Dorthin, wo seine Schwester und seine schwangere Partnerin auf ihn warteten. Scully. Er schloß gequält die Augen. Sie so in seinen Armen zu halten wie gerade eben, sie anzusehen, sie zu spüren, sie zu riechen, und dabei zu wissen, daß sie nicht nur seine Arbeit respektierte, sondern ihn liebte...

Und der Raucher war nicht mehr der gefährliche Feind. Er war sein Informant. Seine Quelle, die ihm half.

Und sein Buch war vom Verlag angenommen worden. Und seine Schwester war am Leben. Und und und. Es war alles zu schön, um wahr zu sein.

Nun ja, es war schließlich auch nicht wahr. Aber das könnte es sein.

Keine Streitereien mit Scully mehr, keine Mißverständnisse. Statt dessen Einvernehmen, gegenseitige Bewunderung der Arbeit, blindes Vertrauen, tiefgründiges Verständnis füreinander, Respekt, Liebe...

Einen Moment gab er sich seinen Träumen hin. Dann runzelte er die Stirn. Aber war es nicht alles irgendwie... zu glatt? Zu einfach? Zu schön? Zu perfekt? Und der Raucher? Konnte er ihm denn wirklich trauen? War er vielleicht auch hier in Wahrheit gar nicht der ihm wohlgesonnene Informant, sondern spielte seine Spielchen? Was, wenn er, Mulder, nur die Marionette war, die noch nicht einmal die Fäden bisher als solche erkannt hatte?

Und Scully? Hatte sie nicht auch ein wenig schnell die Position des Rauchers eingenommen, als es um den verschwundenen Jungen ging? Was sollte das, schalt er sich dann selbst, er würde jetzt doch wohl nicht auch noch anfangen, an Scully zu zweifeln? Sonst wünschte er sich beständig, sie würde nicht dauernd in Opposition zu ihm gehen, und nun, da sie so gut wie ständig seiner Meinung war, verdächtigte er sie sofort des Verrats, sobald sie es nur ein einziges Mal nicht war?! Wobei sie ihn ja noch nicht einmal zu etwas überredet, sondern nur ihre Meinung geäußert hatte. War er denn verrückt?!

Wie konnte er selbst jetzt, hier, noch einen Haken wittern? Wollte er am Ende gar nicht glücklich sein? Wollte er mit seinem selbstzerstörerischen Kreuzzug weitermachen, in den er sich begeben hatte? Mit Scully neben aber nicht bei sich? Ohne die wirkliche Nähe, die wirkliche Vertrautheit, die er hier erlebte, weil er sie nicht an sich heranlassen, nicht mit ihr reden, sich wieder gegen alles und jeden abschotten würde? Eddie von Blundhts Worte kamen ihm wieder in den Sinn: „Ich bin der geborene Verlierer. Aber Sie – Sie sind es freiwillig!“

Er wußte nicht, was er tun sollte. Er wußte nur, daß er Scully liebte. Aber er wußte nicht, welche Scully. Diese hier, die mit ihm zusammen war, sein Kind erwartete, so gut wie immer seiner Meinung war – und an der er dennoch zweifelte, obwohl sie so, so... pflegeleicht war. Oder die andere Scully. Die mit ihrer Haltung ständig auch seinen Widerspruchsgeist hervorrief. Die seine Ideen lächerlich machte, sich mit ihm zankte. Mit ihm um die Wahrheit stritt. Für die Wahrheit stritt? Der er sein Innerstes nicht zeigen konnte. Die sich nie in ihn verlieben würde. Denn er war kein Eddie von Blundht.

Der alte Mann sah ihn nur ruhig an und wartete auf eine Antwort.



Mulder lief die Treppe nach unten. Dann kam er vor seiner Bürotür an und blieb einen Moment stehen. „Fox Mulder“ stand auf dem Schild. Als wäre es nur sein Büro. Und das von niemandem sonst.

Er drehte vorsichtig am Türknauf. Offen. Seine Partnerin war also schon drin. Langsam trat er ein.

„Guten Morgen! Da sind Sie ja wieder.“ Scully, die auf seinem Bürostuhl hinterm Schreibtisch saß, sah von einem Bericht auf, den sie gerade studierte und blickte ihn erwartungsvoll an. „Wie geht es Ihnen?“

Er griff in die Tasche seine Sakkos und zog ein orangefarbenes Pillendöschen heraus, das er ihr auf den Schreibtisch stellte. Es war fast leer. Alarmiert und angstvoll sah sie ihn an. Ihr Blick wanderte dann erneut von der Dose zu seinem Gesicht. Ihr Mund öffnete sich, und sie sog hörbar die Luft ein, sagte aber nichts.

„Fast wäre ich gar nicht mehr da“, antwortete er ruhig, wobei er zunächst ihren Blick noch vermied. Doch dann konnte er nicht anders, als sie anzusehen.

Ihre blauen Augen waren schreckgeweitet. „Mulder...“, sagte sie entsetzt. „Soll das etwa heißen... haben Sie... wollten Sie...?!“

„Mich umbringen? – Nein...“

Er wandte den Blick wieder ab, zog seine Unterlippe zwischen die Zähne. Sie wartete. Er sah sie wieder an, irgend etwas Verletzliches lag in seinem Blick. „Ich wollte bei Ihnen bleiben, Scully.“

„Mulder...“ Sie stand auf.

Er machte eine abwehrende Handbewegung und versuchte ein Lächeln. „Wäre das Leben eigentlich langweilig, wenn wir uns nicht streiten könnten?“

„Wie bitte?“

Er sah in ihr verständnisloses Gesicht, holte Luft und nickte. „Ja“, beantwortete er dann seine eigene Frage. „Ich schätze, das wäre es.“

„Mulder? Geht es Ihnen gut?“

Er nickte wieder. „Mh-mhm. Ja.“

Wenn er nur wüßte, was, zum Teufel, eigentlich überhaupt passiert war.

Zum Teufel, zum Teufel... Wieso hatte er jetzt gerade „zum Teufel“ gedacht...?

Er sah Scullys rotes Haar schimmern, blickte in ihre besorgten, blauen Augen, roch ganz leicht den Duft ihres Parfüms. Was für eine attraktive Frau sie doch war! Wieso konnte er nicht in ihrem Wohnzimmer mit ihr auf der Couch sitzen wie Eddie van Blundht und einfach über Gott und die Welt mit ihr reden, anstatt aus seinem Herzen ständig eine Mördergrube zu machen?!

„Was würden Sie davon halten, mal wieder mit mir tanzen zu gehen?“ fragte er spontan.

Sie sah ihn verblüfft an. „Wie kommen Sie denn jetzt darauf?!“

„Naja, ich dachte, das letzte Mal hat es ihnen gefallen.“

Sie schmunzelte und sah ihn auf einmal leicht verträumt an. „Ja... hat es.“ Dann runzelte sie die Stirn. „Aber, sagen Sie mal: Wann war das denn eigentlich? Und wo? Bei welcher Gelegenheit? Ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern.“

Er schüttelte ratlos den Kopf. „Keine Ahnung. Ich weiß es auch nicht mehr. Ich weiß nur... Es war ein Cha-Cha-Cha, nicht?“

Sie sah ihn an, nickte plötzlich, und ohne nachzudenken sagte sie: „Adios pampa mia.“

Sie blickten sich ratlos an. Es wollte ihnen beim besten Willen nicht mehr einfallen.

„Ja“, meinte Scully dann, „gehen wir mal wieder tanzen. Warum nicht?“

Mulders Energie schien zurückzukommen. Er griff zu den Papieren, die Scully vor sich liegen hatte und drehte sie zu sich herum. „Und Goethes ‚Faust’ sollte ich auch mal wieder lesen. – Was für Unterlagen haben Sie da? Ein neuer Fall?“

„Keine Ahnung. Skinner hat uns das gegeben. Es ist nicht direkt eine X-Akte. Es ist eigentlich nicht mal ein Fall fürs FBI. Ein Junge ist während eines Baseballtrainings von einem anderen verletzt worden.“

„Oh, Baseball sollte ich auch mal wieder spielen.“

Sie sah ihn ob der Unterbrechung genervt an.

„Entschuldigung. Und was weiter?“

„Angeblich ohne, daß er ihn angefaßt hat. Aber vielleicht hat es auch nur keiner gesehen, was weiß ich. Skinner war es selbst ein bißchen peinlich. Aber er kennt die Mutter des Jungen, der übrigens Steven Milford heißt, und sie hat ihn gebeten, den Fall doch einfach noch einmal zu prüfen.“

„Und schon haben wir ihn geerbt, die ‚Spookys’ vom Dienst.“

„Sie haben es erfaßt.“

„Okay, gehen wir. Die Geheimnisse des Baseball ergründen. – Apropos. Eigentlich könnten wir uns auch mal zusammen ein Spiel ansehen, Scully. Haben Sie Lust?“


ENDE
Rezensionen