World of X

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Mein ist die Rache

von Andrea Muche

Kapitel 4

Auf die Stadtbesichtigung verzichteten Mulder und Scully. Nach der Fledermaus-Lehrstunde am Vormittag wollten sie am Nachmittag, als das Schiff angelegt hatte, lieber gleich mit der Exkursionsgruppe von Silvia Abendroth aufbrechen. Es ging zu einer etwas abseits liegenden Dorfkirche.

„Ich hoffe, Sie haben keine Probleme mit schmalen Stiegen, deren Stufen alle ungleichmäßig hoch sind“, merkte Abendroth an. Ein paar der ältlichen Leute warfen zweifelnde Blicke auf den Kirchturm und entschieden sich, lieber unten zu warten. Der Rest wand sich die Holzstufen hinauf, kam an der Glocke vorbei und trat dann durch eine niedrige Tür in den über dem Kirchenschiff liegenden Dachstuhl. Ein leises Zwitschern kam aus Richtung des Firsts. „Soziallaute“, erklärte Silvia Abendroth und leuchtete mit ihrer Taschenlampe an die Ziegel hoch über ihnen. Ganz oben unter dem First – „da ist es am wärmsten“ – hingen in einem dicken Knäuel kleine, fellbedeckte Leiber.

„Das ist eine Mausohr-Wochenstube“, teilte die Biologin mit.

Es knirschte unter den Schuhen der Exkursionsteilnehmer. „Mausohr-Kot“, sagte Abendroth grinsend und beruhigte gleich, daß der völlig trocken sei, da er nur aus unverdauten Insektenteilen bestehe. „Deswegen brauchen auch Hausbesitzer, die Fledermäuse unterm Dach haben, keine Angst zu haben, daß beispielsweise das Mauerwerk durch die Ausscheidungen feucht werden könnte.“

„Das hätte ich ja nie gedacht, daß es eine solche Lebewelt in einem Kirchendachstuhl gibt“, merkte einer der anderen Exkursionsteilnehmer staunend an.

„Wir stehen hier übrigens genau an der Stelle, an der unten in der Kirche das Kreuz von der Decke hängt“, kommentierte Abendroth.

„Was definitiv nicht für Ihre Thesen über Vampire und Fledermäuse spricht, Mulder“, wisperte Scully ihrem Partner zu. „Man stelle sich vor: ein Vampir in direkter Nachbarschaft zu einem Kreuz, brrr!“

Abendroth erläuterte nun, daß zu Zeiten, in denen die Wochenstuben existierten, ein solcher Dachstuhl auf gar keinen Fall renoviert werden dürfe, und erst recht dürften keine Chemikalien, etwa gegen den Holzwurm, eingesetzt werden, „Fledermäuse sind streng geschützt, viele sind vom Aussterben bedroht“.

„Tja, also nicht mal umbringen dürften Sie Ihre kleinen Vampire, da haben Sie’s“, versetzte Scully.



Am Abend war Scully gerade in die Betrachtung des vollen Mondes versunken, der sich auf der Wasseroberfläche spiegelte, als plötzlich Silvia Abendroth in heller Aufregung auftauchte und jäh die Romantik störte.

„Mina ist weg!“

Scully drehte sich um. „Mina?“

„Meine Gast-Fledermaus. Ich hab’ sie Mina getauft.“

„Wie Mina Harker?“, fragte Mulder, der nun zu Scully trat. „Die Tochter des Fledermaus-Jägers, das nenne ich Humor.“

„Und dabei weiß letzten Endes keiner, ob sie sich ihm hingegeben hat...“

„Was?“

„Mina Harker. Sie scheint dem Grafen doch eindeutig mehr zugetan zu sein, als man vermuten sollte, oder?“

„Ich denke, sie sieht ihm laut Bram Stoker am Ende beim Sterben zu?“

„Und es ist dabei ständig von zufriedenen Gesichtszügen die Rede. Wenn Sie mich fragen, konnte Dracula in Frieden gehen, weil er schon alles bekommen hatte, was er wollte.“

Mulder wandte sich ab. „Es ist nur Fiktion.“

„Und eine Umschreibung von Sex.“

Ihr Partner warf ihr einen waidwunden Blick zu. Scully runzelte die Stirn. Was störte ihn seit neuestem eigentlich an Werken der Literatur?

Silvia Abendroth war samt ihrem Schreckensruf weitergeeilt, auf der Suche nach allen Plätzen, an denen auch immer Mina sich verkrochen haben könnte.

„Mhm. Wir haben Vollmond.“ Mulder sah nachdenklich aufs Wasser. „Was ist, wenn sie es ist? Wenn Mina in Wahrheit Kristen ist? Und wenn eine Vollmondnacht sie daran hindert, weiter in Fledermausgestalt zu bleiben?“

„Sie meinen, sie muß sich heute nacht wieder in einen Menschen – Verzeihung, einen Vampir – verwandeln? Mulder, Sie verwechseln da was. Das mit dem Vollmond waren die Werwölfe.“

„Kommen Sie, lassen Sie uns in dieser Nacht noch einmal nach ihr suchen!“



Wieder grasten sie alle öffentlichen Räume ab, die Decks, die Bar, den Tanzsalon. Nichts.

„Wissen Sie was, Mulder, ich brauche jetzt einen Drink.“ Scully nahm erneut Kurs auf die Bar. Als sie das Foyer durchquerten, fiel ihr Blick auf die Aushangkästen des Fotografen. „Oder warten Sie, lassen Sie uns doch unser Bild suchen.“

Mulder rollte mit den Augen. „Scully...!“

„Ach, nun kommen Sie schon. Seien Sie kein Spielverderber.“ Zielstrebig suchte Scully die Motive ab, die hinter der Glasscheibe in einer Schiene steckten.

Mulder warf gerade einen nachdenklichen Blick auf eine Frau mit dunklen, gelockten Haaren im Abendkleid, die er in diesem Moment von hinten im Foyer stehen sah und überlegte, ob er eine solche Frau – eine junge Frau – hier an Bord schon einmal gesehen hatte, als Scullys Ruf ihn veranlaßte, sich in Richtung des Schaukastens zu drehen.

„Da!“ Seine Partnerin zeigte lachend auf das Foto. „Da sind wir! Geben wir nicht ein romantisches Paar ab?“

Mulder mußte zugeben, daß sie recht hatte. Wer nicht wußte, wie sie zueinander standen, der mußte in der Tat denken, sie seien ein Liebespaar in einem romantischen Moment an Deck. Scully hatte sein Jackett umhängen, und er hatte ihr zart und fürsorglich den Arm um die Schultern gelegt, während er gerade mit ihr sprach. Das Bild drückte eine Intimität aus, die zwischen ihnen gar nicht vorhanden war. Oder war sie es doch? Hatte nicht einmal jemand behauptet, die Körpersprache würde nie lügen? – Ach, Quatsch, es war doch nur ein Foto!

Der Agent ärgerte sich darüber, daß sich schon wieder seine persönlichen Anliegen quasi über den Fall zu schieben schienen. So war es auch damals mit Kristen gewesen, letzten Endes... Dieser Gedanke brachte ihn zu der geheimnisvollen Frau zurück, die er gerade erspäht hatte. In der spiegelnden Scheibe, in der er die andere Seite des Foyers erkennen konnte, war sie nicht mehr zu sehen. Er drehte sich um und erwartete, das Foyer leer zu finden. Aber dort stand sie noch immer!

„Scully.“ Er sprach ihren Namen kurz und hart, der Tonfall machte sofort klar, daß dies dienstlich war. Eine Art Alarm. Er hatte etwas entdeckt. Scully sah ihn fragend an, sah, wie er verblüfft und ungläubig wieder in Richtung der Fotos sah und dann auf die Scheibe deutete. „Kein Spiegelbild“, flüsterte er, „sie hat kein Spiegelbild.“

„Wer?“, fragte Scully.

„Sie“, sagte Mulder und fuhr wieder herum, um auf die Unbekannte zu deuten. Doch Enttäuschung machte sich auf seinem Gesicht breit. „Sie ist fort...!“



„Scully, ich schwöre Ihnen, ich habe eine Vampirin da stehen sehen“, sagte Mulder, als sie bei einem Drink in der Bar diskutierten, was er im Foyer gesehen oder nicht gesehen hatte. „Die Frau hatte kein Spiegelbild.“

„Sie haben aber auch behauptet, daß da jemand gestanden hat. Ich habe niemanden gesehen.“

„Sie war aber da!“

„Und es war Kristen? Haben Sie sie erkannt?“

Mulder zögerte.

„Also, was nun?“, hakte Scully nach. „Ja oder nein?“

„Nein. Nein, erkannt habe ich sie nicht. Die Figur und die Haare könnten ihre gewesen sein, aber ich habe sie nur von hinten gesehen.“

Scully seufzte. „Mulder, vielleicht haben Sie nur deswegen kein Spiegelbild gesehen, weil keines da war. Weil keines da sein konnte. Weil die Frau gar nicht da war. Weil sie überhaupt nicht existiert. – Was ist, wenn Sie sich sie einfach nur eingebildet haben? Mulder, Sie sind regelrecht besessen davon, diese Kristen als Vampir zu finden. Warum?“

„Weil da draußen Menschen sterben. Aus Rache oder Was-weiß-ich-weswegen. Aber jemand – etwas – bringt sie um. Und ich glaube, daß das Kristen ist. – Sie haben das Video doch selbst gesehen...!“

„Ja“, mußte Scully zugeben.

„Also?“

Sie sah ihn müde an. „Es tut mir leid, Mulder, ich kann heute nicht mehr klar denken, fürchte ich. Ich gehe jetzt ins Bett. Wenn Sie recht haben, sollten wir uns wohl sowieso lieber morgen, bei Tageslicht, auf die Suche begeben. Dann müßte sie Ihrer Theorie zufolge ja wohl bewegungsunfähig in einem Sarg oder wo auch immer liegen.“

„Ja, stimmt. Ich gehe auch in meine Kabine. Vielleicht noch ein wenig fernsehen...“

„Oh nein, Mulder, nicht schon wieder...!“

Er tat erstaunt. „Wieso? Was haben Sie denn, Scully?“

„Tun Sie mir den Gefallen und suchen Sie den Kinderkanal...!“



Als er am nächsten Morgen hörte, wie sich Passagiere über ihre fensterlose Kabine beschwerten, obwohl es doch geheißen hatte, es gebe nur Außenkabinen, kam Mulder plötzlich ein genial einfacher Gedanke: Was, wenn Kristen sich schlicht in eine auf dieser Fahrt nicht vergebene Kabine ohne Fenster zurückgezogen hatte, um den Tag abzuwarten? Er erkundigte sich und fand heraus, daß drei solche tatsächlich existierten. Er überprüfte sie alle drei – und so fand er sie.

Sie lag in der letzten, die Hände gefaltet über dem Abendkleid, ansonsten fast wie auf dem Bett aufgebahrt. Nun ja, sie war ja auch tot.

Mulder betrachtete sie im Schein seiner Taschenlampe. Dann zog er die Tür hinter sich zu und schaltete das Licht an. Er machte die Taschenlampe aus, beugte sich über sie – und sah auf einmal in ihre Augen! Als er das Licht eingeschaltet hatte, waren gleichzeitig ihre Lider aufgeklappt! Ihre dunklen Augen folgten seinen Bewegungen. Während sie sich ansonsten offenbar tatsächlich nicht rühren konnte. Denn sie unternahm keinen Versuch, sich aufzusetzen oder auch nur etwas zu sagen. Ihre Hände ruhten auf ihrer Brust, die dunklen Locken rahmten ihr ebenmäßiges Gesicht mit den vollen, roten Lippen ein. Da war aber kein Atem. Kein Brustkorb, der sich hob und senkte. Mulder streckte die Hand nach ihrem Gelenk aus. Kein Puls.

Er biß sich nervös auf die Lippen. Da lag sie nun. Die Frau, mit der er sich einst über Scullys Verlust hinweggetröstet hatte. Von der er nicht wußte, was er wirklich in ihr sah. Er wußte nur, daß er nicht hatte widerstehen können. Damals, als er noch nicht einmal wußte, was sie war oder nicht war. Und nun lag sie hier hilflos vor ihm. Seine Geliebte. Nein, Unsinn. Eine Vampirin. Dieses Wesen hier kannte er keineswegs. Es war nicht die Kristen, mit der er wie im Rausch eine Nacht verbracht hatte. Es war ein Monster. Er rief sich die grauenhaften Tatorte und ihre Opfer wieder in Erinnerung. Niemand hatte das Recht, auf diese Weise die Rache in die eigenen Hände zu nehmen – egal, was einem einst vielleicht widerfahren war. Er mußte nun handeln. Doch noch immer stand Mulder da wie gelähmt, ihre dunklen Augen auf sich gerichtet.

Alles in ihm schrie nach Scully. Er konnte das hier nicht allein zu Ende bringen. Oder war es nur Feigheit? Und die ganz andere Frage war: Wollte er Scully letzten Endes hier überhaupt dabei haben? Was würde sie denken, wenn sie Kristen sah? Würde sie dann tun, was getan werden mußte?

„Ich brauche etwas, das ich durchs Herz stoßen kann“, murmelte Mulder und begab sich auf die Suche. Im Bad lag ein vom Bordelektriker vergessener Schraubenzieher. Der Agent kam damit zurück. „Das wird gehen“, sagte er entschlossen. „Ich glaube nicht daran, daß es nur mit Holz klappt.“ Ihre Augen folgten ihm.

Er setzte den Schraubenzieher an und flüsterte: „Es tut mir leid, Kristen.“ Ihre Augen. Er ließ die Hand wieder sinken, strich ihr zärtlich eine Locke aus der Stirn. „Kristen“, flüsterte er. „Warum hast du das nur getan? Ich sagte doch, so bist du nicht.“ Standen da Tränen in den dunklen Augen? Nein. Sie sahen ihn nur unverwandt an. Wieder setzte er den Schraubenzieher an, um zuzustechen.

Es klopfte. „Entschuldigung, können Sie mir helfen, bitte? Meine Frau ist ohnmächtig geworden, ich weiß nicht... Bitte...!“ Der fremde Mann sah Mulder flehentlich an. Gerade noch rechtzeitig hatte der Agent den Schraubenzieher hinter seinem Rücken verbergen können. „Oh, Entschuldigung, Ihre eigene Frau ist auch krank. Es tut mir leid...“

„Schon gut. Es geht ihr nicht so schlecht.“ Mulder trat auf die Tür zu. „Wo ist Ihre Frau?“

Er verließ mit dem ältlichen Mann die Kabine, um Hilfe zu leisten. Kristen Kilar würde ihm schließlich nicht weglaufen. Es war noch lange Tag. Und wenn er ganz ehrlich war, war er auch durchaus erpicht von der Vorstellung, sich kurzfristig noch einmal vor seiner Aufgabe drücken zu können.



Doch diesmal irrte Mulder sich. Als der Agent nach seiner Hilfeleistung wieder in die bewußte Innenkabine zurückkam, war Kristen fort!

„Verdammt!“, entfuhr es dem Agenten. Was nun? Und wie konnte das sein? War Kristen überhaupt hier gewesen? Wenn er Scully davon erzählte, würde die nur wieder sagen, er hätte sich alles vielleicht bloß eingebildet.

Oder es stimmte am Ende sogar. Er blickte sich nochmals im Raum um, sah unter das Bett, in die Naßzelle, klappte den Schrank auf. Nichts. Die Frau blieb verschwunden.

Seufzend verließ er die fremde Kabine. Den fellbedeckten, kleinen Körper, der in den Falten des Duschvorhangs hing, hatte er übersehen.



„Scully!“ Mulder fuchtelte mit der Zeitung und winkte seine Partnerin aufgeregt näher. „Sehen Sie sich das an.“ Er zeigte auf einen Artikel auf der Lokalseite und hielt ihr das Blatt hin. „Was halten Sie davon? Denken Sie, das könnte Kristen zum Handeln bewegen, falls sie an Bord ist?“

Die rothaarige Agentin nahm die Zeitungsseite entgegen und begann den Artikel zu lesen. Es handelte sich um einen Gerichtsbericht. Ein Mann sollte aus grundloser Eifersucht seine schwangere Freundin so übel verprügelt haben, daß sie in Todesangst aus einem Fenster im dritten Stock sprang. Das Baby hatte sie verloren, ob sie selbst sich von ihren Verletzungen je wieder ganz erholen würde, war ungewiß. Der Mann stritt die Tat ab. Weder habe er Eifersucht verspürt, noch sei er in der betreffenden Nacht zur Tatzeit überhaupt zu Hause gewesen. Er habe den Abend wie an jedem Donnerstag im Fitneßstudio zugebracht. Wer seine Freundin so behandelt habe? Nicht die leiseste Ahnung.

„Dem ist wohl eher die Hantel ausgerutscht“, kommentierte Scully, die beim Weiterlesen inzwischen die Kommentare der Nachbarn gelesen hatte. Die berichteten von ständigem, lautstarkem Zoff und Schlägen zwischen den beiden. Während der Angeklagte beteuerte, er kenne noch nicht einmal Schimpfwörter. Das Urteil war noch nicht gefällt.

Mulder sah Scully fragend an. „Was denken Sie? Ist das ein Fall für unsere Vampirin?“

„Mhm. Könnte sein, wenn Sie mit Ihren Rache-Theorien und so weiter recht haben. Wo hat sich das zugetragen?“ Sie suchte nach der Ortsangabe. „Straubing. Und dort sind wir – wann?“

„Diesen Abend.“



Die Türme der Stadt kamen rasch näher, als das Schiff in den alten Donauarm gebogen war. Voraus lagen eine Brücke mit stählernem Bogen und ein altes Schloß. Sie fuhren auf den Anleger zu. Rechts ging glutrot die Sonne unter und tauchte alles in weiches Abendlicht.

Mulder trat nervös von einem Fuß auf den anderen. „Ich glaube, wir sollten uns beeilen.“

„Haben Sie nicht bei der örtlichen Polizei angerufen und mitgeteilt, daß sie den Mann warnen sollen?“, fragte Scully.

Ihr Partner zog ein Gesicht. „Ja, schon. Allerdings hatte ich nicht gerade den Eindruck, daß die mir besonders viel Glauben geschenkt haben.“

„Wollen Sie damit sagen, Sie haben denen erzählt, daß ein Mann, von dem wir nicht wissen, wer er ist, weil sein Name nicht in der Zeitung steht, möglicherweise von einem Vampir angegriffen wird, der auf einem Kreuzfahrtschiff reist?“ Scully zog spöttisch eine Augenbraue hoch. „Dann ist es natürlich in der Tat sehr erstaunlich, daß die nicht gleich mit Blaulicht ausgerückt sind!“

Mulder grummelte etwas Unverständliches und sah besorgt in Richtung Sonne. „Kommen Sie, Scully, wir legen gleich an.“



Obwohl sie losrannten, sobald das Schiff festgemacht hatte, wurde es zusehends dunkler, während sie am Schloß vorbei und zum Stadtplatz hinauf hetzten. Sie passierten den Stadtturm und das Rathaus und standen dann, als sie das ferne Ende des Platzes erreicht hatten, endlich vor der Polizeidirektion. Mulder öffnete die Tür und schob Scully vor sich her in die Sicherheitsschleuse. Sie wandten sich der Glasscheibe zur Wache zu, klingelten und zückten ihre Ausweise.

„Special Agent Fox Mulder, Special Agent Dana Scully vom FBI. Ich hatte vorhin angerufen. Wir brauchen Ihre Unterstützung und es ist dringend.“

„Oh, heiliges Kanonenrohr“, kam als Antwort von drinnen, nachdem der Polizist in der Wache einen Blick auf ihre Ausweise geworfen hatte. Er drehte sich zu einem Kollegen im Hintergrund um. „Du glaubst es nicht, die sind ja wirklich vom FBI...!“

„Und was soll dann der Mist von wegen Vampir?“, fragte der Kollege. „Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst?!“ Er kam näher, der Summer an der Tür zur Wache ertönte. „Kommen Sie rein.“

„Wir gehören zu einer Spezialabteilung, die mit Phänomenen zu tun hat, die unerklärlich sind oder zumindest auf den ersten Blick so erscheinen“, rückte Scully ein wenig zurecht, was Mulder diesen Beamten auch immer am Telefon erzählt haben mochte. „Wir haben Grund zu der Annahme, daß möglicherweise ein Mann in Gefahr ist, der derzeit wegen schwerer Körperverletzung vor Gericht steht, der Mann, der seine schwangere Freundin dazu gebracht haben soll, aus dem Fenster zu springen. Möglicherweise ist jemand in einem privaten Rachefeldzug hinter ihm her.“

„Sie haben doch bestimmt seine Adresse, so daß Sie uns vielleicht mit einem Streifenwagen dort hinschicken könnten...?“

„Ja... jetzt gleich?“

„Wie gesagt: Es könnte dringend sein.“

Der Polizist nickte. „Okay, ich beordere den Streifenwagen her und suche die Adresse raus. Warten Sie vor der Tür, der Wagen kommt gleich.“
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