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Babysitting und die Folgen

von Queequeg2

Chapter 1

Memorial Hospital Washington D.C.
Mittwoch, der 12.November 2000 12.35 Uhr

Warten, dieses endlose Warten, er hatte es satt.
Wie oft in den vergangenen 7½ Jahren hatte er schon auf einer dieser kalten Bänke gesessen, in irgendeinem Krankenhaus und darauf gewartet, daß ein Arzt vorbei kommen würde. Er wollte sich nicht an diese Tage der Ungewissheit erinnern.
Nicht jetzt, also dachte er an einen Tag vor fast einem Jahr.
An diesem einen Tag hatte sich für ihn alles verändert. Während er so nachdachte, schweiften seine Gedanken zurück und auf seinem Gesicht machte sich ein kleines Lächeln breit.

 

Mulders Apartment
Freitag, den 17.Dezember 1999 16.30 Uhr

Mulder hatte geduscht und stand mit einem Handtuch um seine Hüften gewickelt vor seinem Kleiderschrank. Er überlegte, was er anziehen sollte. Nach kurzen Überlegungen zog er eine blaue 501 und ein schwarzes Poloshirt heraus. Nachdem er sich fertig angezogen hatte, ging er in die Küche um sich etwas zu trinken zu holen.
Scully würde in ein paar Minuten da sein, da sie noch Berichte schreiben mussten, die sie am Montag bei Skinner noch abzugeben hatten. Sie waren vor einer Stunde vom Büro nach Hause gefahren, um zu duschen und sich was bequemeres anzuziehen.
Kaum hatte er daran gedacht, klopfte es auch schon an der Tür und er ließ den Orangensaft wieder zurück in den Kühlschrank gleiten. Er ging zur Tür und öffnete diese. Vor ihm stand Scully und er lächelte, genauso wie sie es tat. Er sah sie an und wieder durchfuhr ihn so ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Dieses Gefühl kam in letzter Zeit immer auf, wenn sie in seiner Nähe war und es verstärkte sich von Mal zu Mal. Er wußte, daß er sie liebte, doch es gab Regeln, welche vom FBI aufgestellt worden waren, die eine sexuelle Beziehung zwischen Partnern nicht erlaubten. Aber nicht nur diese Regeln waren es (Regeln waren dafür da, daß man sie bricht oder umgeht), sondern auch die Ungewissheit, ob die Liebe nicht nur einseitig war. Sie hatten in den Jahren ihrer Partnerschaft Mauern um sich selbst aufgebaut, damit niemand ihre Gefühle sehen konnte, noch nicht einmal sie selbst. Selbst wenn sie ihn lieben würde, sie würde es ihn niemals wissen lassen; da war er sich seiner Sache ziemlich sicher.
Noch immer in seine Gedanken vertieft sah er sie an.
„Mulder! Wollen Sie mich nicht herein bitten? Ich glaube nicht, daß die Berichte hier in der Tür fertig werden.“
Scully drängelte sich herein, noch immer irritiert von seinem Blick.
„Oh, natürlich, kommen Sie rein, ich war nur so in Gedanken...“
Weiter sagte er nichts. Scully, die bereits in seinem Wohnzimmer war und sich gerade auf die Couch setzen wollte, fragte:
„Was ist denn da unten los?“
„Was soll denn da unten los sein?“, erwiderte er und sah sie verwirrt an.
„Na, als ich kam, ist von der Hauseinfahrt gerade ein Krankenwagen mit Blaulicht weggefahren.“
„Oh, da hab ich wohl zu laut unter der Dusche gesungen. Haben Sie etwas erkennen können?“, fragte er nun mit einem spitzbübischen Grinsen auf dem Gesicht.
„Sie singen unter der Dusche? Davon wußte ich ja gar nichts.“
„Sie wissen eine Menge nicht von mir. Was halten Sie davon, es mal rauszufinden?“
Scully, die erschrocken und verwundert zugleich Mulder anstarrte, wollte gerade zu einem Gegenschlag ansetzen, als es an der Tür abermals klopfte.
Mulder, der froh über diese kurze Unterbrechung war, beeilte sich, an die Tür zu kommen. Er öffnete sie und vor ihm stand ein Mann seines Alters. In der einen Hand hielt er einen Kindertragesitz, in der anderen eine kleine Reisetasche. In seinem Gesicht waren Spuren von Tränen zu erkennen und er zitterte am ganzen Leibe.
„Michael! Was ist los, wo ist Laura?“, fragte Mulder, mit einem Gefühl der Besorgtheit in seiner Stimme.
Michael Hunt war seit zwei Monaten sein Nachbar, ein netter Mann, der ihn vor kurzem aus reiner Freundschaft zum Essen eingeladen hatte. Dabei hatte Mulder seine Frau Laura und ihr vier Monate altes Baby Lucas kennengelernt.
Nun stand dieser Mann völlig aufgelöst vor ihm und Fox wußte nicht, was er machen sollte. Sollte er ihn hinein bitten?
„Laura!“, sagte Michael immer noch außer sich.
„Ich bin vor einer Stunde nach Hause gekommen und sie lag am Boden und war voller Blut. Ich habe sofort den Krankenwagen gerufen. Sie wußte doch, daß sie nicht alleine die Gardinen aufhängen sollte!“
Michael liefen die Tränen erneut über die Wangen und er stammelte leise: „Sie haben sie ins Krankenhaus gebracht; sie ist noch immer bewußtlos. Mulder? Ich wollte dich bitten, auf Lucas aufzupassen. Lauras Eltern sind im Urlaub und meine leben nicht mehr. Du würdest mir einen großen Gefallen tun, denn das Krankenhaus ist wohl nicht der richtige Platz für ihn.“
Michael hatte so schnell geredet und sah Mulder nun bittend an. Doch bevor Mulder irgendetwas hätte sagen können, stand Scully neben ihm, die das Gespräch vom Wohnzimmer aus mit angehört hatte.
„Geben Sie uns den Kleinen, wir passen gut auf ihn auf. Fahren Sie erst mal ins Krankenhaus zu Ihrer Frau, die braucht Sie jetzt. Um Ihren Sohn brauchen Sie sich keine Sorgen machen, Mulder kann ganz gut mit Babys umgehen.“
Dana nahm Michael die Reisetasche und die Kindertrage mit Lucas ab, dabei sah sie lächelnd zu Mulder auf, der noch immer wie angewurzelt dastand. Michael war sichtlich erleichtert und sagte nur noch „Danke“ bevor er den Flur zum Fahrstuhl runterlief, um ins Krankenhaus zu fahren.
„Mulder, was ist los? Ist das jetzt zu Ihrem zweiten Lieblingsplatz neben der Couch geworden?“
Scully ging mit Reisetasche und Lucas in der Hand ins Wohnzimmer und Mulder schloß langsam die Tür und folgte ihr.
„Was haben Sie gemacht? Ich kann doch nicht auf ein Baby aufpassen! Ich bin Single und nicht in der Lage, Babysitter zu spielen.“
Mulder starrte Scully an, die langsam Lucas aus dem Sitz nahm und ihn in die Arme schloß.
„Stellen Sie sich nicht so an. Sie werden doch wohl mit so einem kleinen, süßen Baby zurechtkommen! Schließlich kommen Sie ja auch mit Monstern und Aliens zurecht, da ist das hier ein Kinderspiel.“
Scully streichelte die Wange von Lucas und sah dann grinsend zu Mulder hoch. Dieser hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und versuchte, ihr nun ebenfalls ein Grinsen entgegenzubringen.
„Sie hätten Lucas doch auch genommen, oder nicht?“
Fragend sah Scully zuerst Mulder, dann das Baby an.
„Natürlich hat er es hier besser, aber ich werde nicht allein auf ihn aufpassen. Sie haben ihn genommen, also helfen Sie mir auch beim Babysitten!“
Nun grinste Mulder über beide Ohren, denn er hatte Scully mit ihren eigenen Waffen geschlagen. Scully überlegte kurz: „O.k., Mulder, ich werde Ihnen helfen, aber ich werde nicht alles alleine machen! Und das Erste, was Sie machen können, ist Lucas zu wickeln.“
Scully stand mit Lucas im Arm auf und ging zu Mulder. Dieser stand mit einem entsetzten Gesichtsausdruck da. An so etwas hatte er gar nicht gedacht!
„Scully, ich habe so etwas noch nie gemacht; ich kann das nicht!“, trotzte Mulder wie ein kleines Kind, das nicht ins Bett gehen wollte.
„Na, dann lernen Sie das halt jetzt. Vielleicht brauchen Sie es später mal und ich bin dann gerade nicht zur Stelle, um Ihnen helfend zur Seite zu stehen!“
Scully gab Mulder Lucas in die Arme, der ihn nur widerwillig entgegennahm.
„Ich werde mal sehen, ob Daddy dir was zum Wickeln eingesteckt hat, solange nimmt dich Onkel Fox“, sagte Scully zu Lucas und wandte sich dann der Reisetasche zu.
Dana fand, was sie suchte und manövrierte Mulder mit Lucas im Arm in das Badezimmer. Sie nahm ein paar Utensilien von der hüfthohen Kommode und legte ein großes Badehandtuch darauf. Das Handtuch hatte sie aus einem Regal genommen, welches sich über der Kommode befand.
„Na kommen Sie schon, Mulder und legen Sie Lucas einfach hier auf den provisorischen Wickeltisch.“
Mulder, der Scully während der ganzen Zeit angesehen hatte, tat, was ihm aufgetragen wurde. Scully erklärte ihm, was er zu tun hatte und er machte es. Sie beobachtete jede seiner Bewegungen und war fasziniert. Mulder wickelte Lucas am Anfang noch etwas unsicher, aber danach lief alles wie geschmiert, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Als Mulder jetzt auch noch Lucas den kleinen blauen Strampler anzog, konnte Dana sich ihren Kommentar nicht verkneifen.
„Also wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich sagen, Sie tun das jeden Tag. - Sie würden einen wunderbaren Vater abgeben, Mulder!“
Mulder lächelte Scully verlegen an und nahm dann Lucas in die Arme. Seine Hände waren so groß, daß Lucas Kopf fast völlig in ihnen verschwand. Mulder legte ihn an seine rechte Brust und streichelte ihm sanft den Rücken.
„Ich glaube, der kleine Mann hat Hunger und ich übrigens auch!.“
Scully lächelte ihn an und nickte.
„O.k., wollen wir mal sehen, was Ihre Küche so zu bieten hat.“
Sie gingen aus dem Bad und direkt zur Küche. Mulder gab Scully Lucas wieder und er nahm in der Zwischenzeit die Reisetasche vom Sofa. Als Mulder in die Küche gehen wollte, blieb er plötzlich im Türrahmen stehen. Er sah auf Scully, die immer noch Lucas im Arm hielt und sich gerade am Kühlschrank zu schaffen machte. In Mulder kam wieder ein Gefühl von Geborgenheit hoch, aber es war anders als das, welches er in Danas Gegenwart sonst empfand. Dieses Gefühl hier glich eher Häuslichkeit und Zufriedenheit. Er sah die kleine rothaarige Person in seiner Küche, die er schon so lange liebte. Irgendwie passte sie hierher! Nicht in die Küche, aber hier in seine Wohnung, in sein Leben. Sie trug ebenso wie er Bluejeans und eine hellblaue Bluse, deren Ärmel hochgekrempelt waren. Sie sah so natürlich aus! Wie oft hatte er sich schon vorgestellt, wie es wäre, wenn sie zusammen wären und eine Familie gründen würden. Bei diesem Gedanken überfiel ihn aber gleich das Gefühl von Traurigkeit, da es Erinnerungen weckte, die er zu verdrängen versuchte. Scully hatte schon mal eine kleine Tochter gehabt und so überraschend sie sie gefunden hatte, war sie auch schon wieder fort gewesen. Gestorben an etwas, wogegen er nicht die geringste Chance hatte, es zu bekämpfen.
„Hey, Mulder!“
Scully riss ihn aus seinen Gedanken und er ging zum Kühlschrank.
„Ich wußte gar nicht, daß Sie auch was anderes als Tiefkühlpizza essen!“
Sie sah hoch und dann wieder in den vollen Kühlschrank. Sie war erstaunt, so viel frisches Gemüse und dergleichen zu sehen.
„Ich sag’s ja: Sie wissen wenig über mich!“
Wieder sah er sie schelmisch an, aber diesmal antwortete sie: „Das glaube ich auch bald!“
Nun lächelte auch sie.
„Also, wenn Sie den Salat schnippeln und für Lucas die Flasche fertig machen, dann bin ich bereit, etwas für uns zu kochen. Also, nehmen Sie das Angebot an?“
Scully musste bei Mulders Gesichtsausdruck lachen.
„O.k., abgemacht Partner!“
Scully machte zuerst den Salat fertig. Währenddessen deckte Mulder den Tisch. Als Scully die Flasche fertig hatte, ging sie ins Wohnzimmer, um Mulder, der in der Küche herumwuselte, nicht länger zu stören. Sie setzte sich auf die Couch und legte Lucas in ihre rechte Armbeuge, während sie mit der linken seine Flasche hielt, an der er genüßlich zu saugen begann. Sie sah ihn an und plötzlich überfiel sie ein trauriger Gedanke. Wie oft seit Emilys Tod und wie oft, seitdem sie wusste, keine Kinder mehr bekommen zu können, hatte sie sich ein Baby gewünscht! Sie würde alles dafür geben, ein Kind zu bekommen, aber diese Erkenntnis war ihr erst gekommen, als es ihr nicht mehr möglich war. Die Ärzte hatten festgestellt, daß sie unfruchtbar war. Man hatte ihr bei ihrer Entführung alle Eizellen entfernt. Dieser Schock traf sie damals hart und auch heute weinte sie noch oft. Sie, die immer so hart nach außen wirkte, war es in Wirklichkeit nicht! Alles, was sie sich wünschte, war eine Familie, Kinder, einen Mann, der sie liebte. Aber dies blieb ihr nun verwehrt. Leise flossen zwei Tränen ihre Wangen entlang. Sie dachte an Emily und an die Gefühle, die sie zu der Zeit hatte und die sie immer noch empfand – jetzt, wo sie dieses kleine Wesen in den Armen hielt, mehr denn je.
Die Flasche war fast leer, als Mulder das Wohnzimmer betrat. Es war bereits 19.00 Uhr und es duftete wunderbar nach Essen.
„Hey Scully, das Essen ist fertig. Kommen Sie?“
Er blieb abrupt stehen, als er sah, daß Scully sich Tränen von der Wange wischte. Er wußte sofort, warum, aber er wußte auch, daß sie nicht darüber reden würde, wenn er sie fragte. Sie müsste es schon selber wollen. So war seine Scully, außen hart wie eine Rüstung und innen doch so verletzlich. Er wollte sie immer beschützen, schon seit ihrer ersten Begegnung kam in ihm ein Beschützerinstinkt auf. Er konnte sie so nicht sehen, es zerbrach ihm das Herz.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte er leise ein wenig besorgt.
„Mir geht es gut, wir kommen schon“, sagte sie nun mit fester Stimme.
Dies war ihr Standardsatz und Mulder wusste, daß sie log.
Scully ging mit Lucas in die Küche, wo Mulder schon wieder am Herd war und ihn gerade abstellte.
„Hmm, riecht das lecker! Also, wenn es auch so schmeckt, wie es riecht, werden Sie mich hier öfters sehen, wahrscheinlich mehr als es Ihnen lieb ist, Mulder!“, sagte sie mit einem Lächeln auf ihren Lippen.
„Oh, damit könnte ich leben“, erwiderte Mulder keck und entlockte so Scully ein Lachen.
Sie legte Lucas, dessen Flasche nun leer war, in seinen Sitz zurück und setzte sich selbst auf den Stuhl, den Mulder ihr hervorgezogen hatte. Sie aßen Schollenfilet mit Gemüse und Salzkartoffeln. Dazu tranken sie Weißwein und es gab einen grünen Salat nebenher.
Sie lachten viel und erzählten sich Geschichten aus ihrer Jugend. So etwas machten sie sonst nie, aber dieser Tag war auch ganz anders als alle anderen zuvor. Beiden waren ausgelassen und ließen ihre Seele baumeln, sie vergaßen alles um sich herum.
Irgendwann klingelte das Telefon. Mulder stand auf und ging ins Wohnzimmer um das Telefonat entgegenzunehmen. Scully nahm in der Zwischenzeit Lucas aus seinem Sitz und spielte mit ihm. Sie kitzelte ihn an den Füßen, was ihn zum Lächeln brachte.
Mulder kam mit einem besorgten Gesicht in die Küche zurück und Scully sah ihn an.
„Was ist los, Mulder?“, fragte sie besorgt.
„Das war Michael. Er bat uns, noch länger auf Lucas aufzupassen. Er bleibt im Krankenhaus, da Laura immer noch bewusstlos ist. Die Ärzte wissen noch nicht genau, was ihr fehlt und vor den nächsten Computertomographie-Ergebnissen können sie nichts sagen.“
Mulder ging zu Scully und sah ihr über die Schulter. Er sah auf den kleinen Lucas, der nichtswissend in ihren Armen lächelte.
„Na kleiner Mann, da müssen wir beten, daß es Deiner Mommy bald wieder besser geht, aber solange mußt du noch bei uns bleiben.“
Scully sah Mulder mit einer hochgezogenen Augenbraue an.
„Ich glaube, Lucas ist müde. Wir können ihn auf ein paar Decken ins Wohnzimmer legen, damit er schlafen kann.“
Mulder nahm den kleinen Jungen aus Scullys Arm und schloß ihn in seine eigenen. Scully sah Mulder an und hätte ihn am liebsten auch in die Arme genommen, um ihn zu drücken. Sie konnte den Gedanken nicht los werden, daß Mulder Vatergefühle entwickelte.
Sie gingen zurück ins Wohnzimmer, wo Scully Decken auf den Boden legte und Mulder anschließend den schlafenden Lucas hinlegte.
Langsam deckte er ihn zu und sagte leise: „Nacht Buddy, schlaf gut und träum von Deiner Mommy.“
Scully war bereits wieder in der Küche und räumte die Sachen in die Spüle. Mulder kam hinzu und half ihr. Als sie mit Abspülen fertig waren, fragte Mulder bittend: „Scully, würden Sie heute Nacht hier bleiben?“
Scully sah Mulder etwas erstaunt an.
„Ich meine, wenn er diese Nacht wach wird und schreit, dann brauche ich Sie vielleicht. Sie dürfen auch in meinem Bett schlafen, ich liege sowieso lieber auf der Couch.“
Nun sah Mulder sie mit seinem kommen-Sie-schon-ich-tue-Ihnen-auch-nichts-Lächeln an und sie wußte, sie könnte nicht nein sagen. Sie genoß es doch auch geradezu, in seiner Nähe zu sein, also würde sie sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.
„O.k. Mulder, aber nur, wenn ich eine heiße Dusche bekomme und etwas zum Anziehen für die Nacht.“
„Na, wenn Sie so schnell zufriedengestellt sind, dann dürfte es kein Problem sein, etwas Passendes für Sie zu finden.“
Mulder grinste und sah sie von oben bis unten an.
„Allerdings glaube ich nicht, daß ich irgendetwas in Ihrer Kürze da habe.“
Er grinste sie schelmisch an und sie nahm den Geschirrlappen und warf ihn Mulder gegen den Kopf.
„Ich warne Sie! Delikatessen werden nunmal nicht größer“, sagte sie lachend und folgte Mulder ins Schlafzimmer, wo er ihr aus seinem Schrank einen karierten Pyjama entgegenhielt.
„Der müsste so einigermaßen passen, Sie Delikatesse!“
Er hielt ihr mit einem breiten Grinsen den Schlafanzug entgegen.
„Gehen Sie ruhig duschen, ich beziehe derweilen das Bett. Handtücher und Duschsachen sind im Bad.“
Sie nickte und wollte gerade ins Bad gehen, als Mulder leise aber für sie noch hörbar sagte: „Danke Scully.“
Sie drehte sich um und sah ihn mit einem ihrer Hunderttausenddollarlächeln an und ging dann ins Bad, um sich zu duschen.
Als sie mit Duschen fertig war, sah sie die kleinen Fläschchen mit Aftershave im Regal stehen und ging auf sie zu, um eine davon zu öffnen. Sie roch daran und plötzlich hatte sie Schmetterlinge im Bauch. Es roch nach Mulder. Es war sein unverkennbarer Geruch, der sich sonst immer noch mit dem typischen Geruch seiner Männlichkeit vermischte.
Sie roch ein zweites Mal an der Flasche und dachte an Mulder.
Sie liebte ihn und das war so sicher, wie das Amen in der Kirche. Sie genoß jede Berührung von ihm an ihr, ihre Träume handelten fast ausschließlich von ihm.
Nur, wenn sie Alpträume plagten, was in letzter Zeit häufiger vorkam, war er nicht in ihren Gedanken. Aber jedes Mal, wenn sie danach schweißgebadet aufwachte, wollte sie am liebsten in seinen Armen liegen und sich geborgen fühlen. Er gab ihr dieses Gefühl, ein Gefühl, was sie zuvor noch bei keinem Mann empfunden hatte.
Sie schloß die Flasche und wurde rot, da ihr der Gedanke kam, ihn in seiner Intimsphäre verletzt zu haben.
Sie zog sich den Pyjama an, krempelte die zu langen Ärmel etwas hoch und bürstete ihre nassen Haare zurück. Sie verließ das Bad und ging ins Wohnzimmer, wo Mulder auf seiner Couch saß und durch die Fernsehprogramme zappte. Sie blieb in der Tür stehen, als sie feststellte, daß er sie nicht bemerkt hatte.
Sie betrachtete sich ihn und sagte zu sich selbst: „Ich liebe Dich, Fox William Mulder.“
Im gleichen Moment sah er hoch und musterte sie.
„Oh, mein Pyjama steht Ihnen aber ausgezeichnet, wahrscheinlich sogar besser als mir.“
Er schenkte ihr ein Lächeln und Scully wurde etwas rot.
„Sie werden doch nicht etwa rot, oder Scully?“, stichelte Mulder, der ihre Reaktion sofort bemerkt hatte.
„Naja, so oft höre ich keine Komplimente und von Ihnen ja sowieso nicht, also darf ich auch mal rot werden“, rechtfertigte sich Scully.
Mulder sprang auf, ging zu ihr hin und sah ihr fest in die Augen, als er sagte: „Dana, Sie sind eine wunderschöne Frau, wahrscheinlich die schönste, die ich kenne. Ich dachte, Sie wissen das, deshalb habe ich nie etwas gesagt. Es tut mir leid.“
Scully lächelte verlegen. „Danke“, sagte sie nur und schaute auf den Fernseher. Dabei wurde ihr bewußt, wie müde sie doch war.
„Mulder ich gehe ins Bett, schlafen Sie gut.“
Scully ging ins Schlafzimmer und Mulder rief ihr noch ein „Gute Nacht“ hinterher. 

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