World of X

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Verzweifelte Maßnahmen

von Alelou

Kapitel #1

Sein erster Fehler war es zu glauben, dass sie ihm vergeben hatte.
Sicher, sie war tagelang nach dem Zusammentreffen bei den Lone Gunmen , wo sie gesagt hatte, dass Diana ihn hintergehen würde und er sie angeklagt hatte es persönlich zu nehmen, sauer auf ihn. Mulder konnte ihr dafür nicht wirklich die Schuld geben -- er musste jetzt zugeben, dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach in Bezug auf Diana Recht gehabt hatte, dass Scullys persönliche Verwicklung in die X Akten eine größere war als die seine, wenn man gestohlene Eizellen, tote Verwandte und fehlende Zeit dazu zählte.
Aber eines der großartigen Dinge an Scully war, dass sie wusste was für ein Trottel er sein konnte und trotzdem jahrelang bei ihm geblieben war. Als man ihnen die X Akten zurückgegeben hatte, hatte sie nicht ein Wort darüber gemurmelt, nicht mit ihm weiterzumachen. Und obwohl die Arrangements die sie getroffen haben um die X Akten wieder auf den Weg zu bekommen ihrerseits irgendwie kühl waren, zeigte sie kein Fehlen von Engagement.
Und doch, als die Wochen vergingen und sie professionell wie immer zusammenarbeiteten, fing er an zu bemerken, dass etwas fehlte. Er war sich nicht sicher was es war. Nachsicht ? Wenn sie in der Vergangenheit mit ihm nicht einer Meinung war, war sie es immer auf die Art und Weise gewesen mit der sie Zuneigung und Respekt genau wie Frustration ausgedrückt hatte. Sie schien in letzter Zeit in Bezug auf ihn nicht so sehr frustriert als vielmehr seiner müde zu sein. Distanziert. An einem guten Tag tolerant.
Sie hatte auch nicht viel Freude dabei gezeigt, in Kalifornien mit ihm Mann und Frau zu spielen -- im Gegenteil, ihr Unbehagen zeigte sich klar und deutlich.
Sie hatte ihn auch nicht außerhalb des Büros angerufen, außer wenn es um berufliche Dinge ging, aber das war nicht sehr ungewöhnlich für sie. Wenn er sie anrief, was er angefangen hatte immer öfter zu machen, war sie höflich aber beendete die Unterhaltung bald.
Aber Mulder geriet nicht in Panik. Später dachte er, dass das vielleicht sein zweiter Fehler gewesen war : zu entscheiden, dass er warten würde, bis Scully wieder warm mit ihm werden würde.
Denn sie wurde es niemals mehr. Und dann eines Tages im Keller erwischte er sie dabei, wie sie ihre Augen wegen etwas verdrehte das er gesagt hatte und er fühlte, wie sich sein Herz schmerzhaft zusammenzog. Es war so offensichtlich, dass irgendwo, irgendwann Dana Scully dem Rest der Welt beigetreten war, die ihn bereits verachtete.
"Du hasst mich", sagte er und teilte ihr seine Erkenntnis mit.
"Was ?" Er hatte schließlich gerade erst in aller Länge über mögliche paranormale Verwicklung in einer Reihe von verdächtigen Zusammenstößen die antike Autos beinhalteten theoretisiert.
"Ich sehe es in deinem Gesicht. Du hasst mich."
"Ich hasse dich nicht, Mulder." Sie drehte sich von ihm weg, zog sich in ihren Arbeitsbereich zurück und öffnete einen Ordner.
"Was ist es dann ?" verlangte er zu wissen und folgte ihr in ihren Raum.
"Du magst mich nur einfach nicht, ist es das ?"
Sie wendete ihm weiterhin den Rücken zu. "Müssen wir das wirklich jetzt diskutieren ?"
"Meinst du, dass es nicht wert ist, diskutiert zu werden ?"
"Nein, genau das denke ich." Und dann drehte sie sich zu ihm um mit einem Ausdruck von unpersönlicher Kälte die alles sagte.
Er öffnete seinen Mund um zu antworten, aber nichts kam heraus. Anstelle dessen floh er.
 

xxx
 

Am nächsten Tag ging er nicht zur Arbeit. Er war erschöpft, weil er nicht schlafen konnte. Aber am meisten hoffte er, dass sie so nach ihm sehen würde wie sie es immer getan hatte wenn sie wusste, dass er durcheinander war. Aber sie tat es nicht. Sie rief nicht an, sie kam nicht vorbei. Es war Freitag und das Schweigen dauerte das ganze Wochenende an. Nichts.
Dieses Mal würde sie Fox Mulder nicht vor sich selber retten kommen. Oder, wie es schien, jemals wieder. Um zwei Uhr am Sonntagnachmittag ertappte sich Mulder überrascht dabei, wie er schmerzhaft schluchzte. Um fünf Uhr riss er sich zusammen und tauchte bei ihrem Apartment auf, dazu entschlossen sich seinen Weg zurück in Scullys Zuneigung zu argumentieren. Aber sie war nicht da. Er ließ sich selbst hinein aber bemerkte nichts was nicht stimmte, also sagte er sich, dass er einfach losgehen und etwas Zeit totschlagen würde und später noch mal versuchen würde, sie Zuhause zu erwischen.
Er ging in Richtung Lone Gunmen. Es war auch schon lange her, dass er bei ihnen gewesen war. Er dachte sich, dass ein wenig männliche Verbrüderung vielleicht seine Seele an diesen Punkt beruhigen würde.
Langley schien sich dagegen zu sträuben ihn herein zu lassen, öffnete aber schließlich. Mulder war überrascht Scully dort sitzen zu finden, die ein Sandwich vor einem Computerbildschirm aß.
"Was machst du hier ?"
"Überprüfe ein paar Sachen."
"Sachen ?" 
Ihre Antwort war trocken. "Yeah, du weißt schon, X Akten Sachen."
"Oh." Bildete er es sich ein oder sahen ihn die Jungs allesamt so an, als ob er schlecht riechen würde? "Also, was hast du da?"
Sie blickte ihn abschätzend an als ob sie sich nicht sicher wäre, ob die die Information mit ihm teilen wollte, dann zeigte sie in Richtung Bildschirm. "Sieh es dir selber an."
Sie stand von ihrem Stuhl auf und ging zu einem anderen, nahm einen weiteren Bissen von ihrem Sandwich. Die Lone Gunmen wechselten einen Blick.
Er starrte auf den Bildschirm, obwohl es ihm ehrlich nicht egaler sein konnte was auf ihm stand. Es schien eine Frachturkunde zu sein. "Was ist das ?"
"Frachturkunden", sagte Frohike schließlich. "Nach und von Tunesien von Plymouth, England aus. Für eine Company die Purity Futures Ltd. heißt. Wöchentliche Verschiffung über einen Zeitraum von sieben Jahren, haben erst kürzlich aufgehört. Eine Menge von landwirtschaftlichen und medizinischen Vorräten. Lieferungen für die Haltung von Bienen. Und so weiter."
"Ah."
"Du wirst einen Namen, Diana Franklin, auf einer Menge von ihnen wiederfinden. Das ist ein Alias den wir bis zu deiner Freundin Diana Fowley in diesem Zeitraum zurückverfolgt haben."
Man konnte den Sarkasmus in Frohikes Stimme nicht überhören. Es schien so, als ob die Jungs ihre Seite gewählt hatten, und Mulder stand nicht auf der richtigen.
Scully aß das auf, was von ihrem Sandwich in der Folie übrig geblieben war und streckte sich. "Nun, danke Guys, es hat Spaß gemacht. Zeit für mich, nach Hause zu gehen."
"Immer Dana", sagte Byers.
"Yeah", stimmte Frohike zu und starrte Mulder an.
"Ich muss mit dir reden, Scully", sagte Mulder.
"Ich werde morgen im Büro sein."
"Ich muss JETZT mit dir reden."
"Okay", seufzte sie. "Wir werden reden."
 

xxxx
 

Sie hatte zugestimmt ihn in seiner Wohnung zu treffen. Ihm fiel auf dem Weg dorthin ein, dass das vielleicht nicht die beste Idee gewesen war, da er sie in den letzten paar Tagen in zu einem heillosen Durcheinander hatte verkommen lassen. Aber auf der anderen Seite, warum sollte er sie nicht sehen lassen wie verzweifelt er war ?
Sie folgte ihm schweigend zum Flur hinauf und in sein Wohnzimmer wo sie dastand und keine Anstalten machte ihren Mantel auszuziehen, und überblickte das Chaos.
"Habe vergessen die Putzfrau diese Woche kommen zu lassen", witzelte er.
Sie nickte einfach nur.
"Willst du was zu trinken ?"
"Nein, danke. Also, du wolltest mit mir sprechen ?"
"Könntest du dich bitte hinsetzen ?"
Sie setzte sich hin und sah ihn erwartungsvoll an.
"Ich versuche nur, es herauszufinden, Scully", sagte er.
"Was herauszufinden ?"
"Warum du mich hasst."
"Ich habe dir schon vorher gesagt, Mulder, dass ich dich nicht hasse."
"Okay, dann sag mir, warum du mich nicht magst, nicht in meiner Nähe sein wirst, nicht mit mir reden willst, was ist der Grund dafür dass du hier so sitzt und mich so ansiehst."
Sie fing an, ihren Kopf zu schütteln.
Mulder fühlte wie Tränen seine Augen füllten und schluckte schwer um sich zu kontrollieren. "Wenn ich dir jemals etwas bedeutet habe Scully, sage mir die Wahrheit. Was habe ich dir getan ?"
Sie verschränkte ihre Arme und blickte auf den Boden anstatt ihn anzusehen. "Du bist zu ihnen übergelaufen, Mulder."
Er starrte sie mit offenem Mund an. "Ich bin zu ihnen übergelaufen ? Wovon redest du ?"
"Nun, Mulder", sagte sie langsam und geduldig, als ob sie einem Kind etwas Schwieriges erklären wollte. "Willst du mir sagen, dass du nicht angeboten hast, dass ich dir und Diana Fowley folgen, zur El Rico Air Force Base gehen sollte um unsere armseligen Hintern zu retten während der Rest der Menschheit ausgelöscht werden würde ?"
"Als ich vor die Wahl gestellt wurde zwischen dem und der Entscheidung mit dir zu gehen, bin ich mit dir gegangen."
"Und du willst mir sagen,. dass du nicht noch immer gehofft hattest dort hin zu kommen und mitzugehen als wir den Zug nicht stoppen konnten ?"
"Ich wollte nur meine Schwester sehen !"
"Und so lange wie man dir Samantha vor deine Nase hält, wer weiß welche Entscheidungen du da treffen wirst. Oder welche Lügen du glauben wirst."
Mulder starrte sie abgestoßen an. "Ich habe niemanden verkauft", sagte er.
"Ich habe keine Deals mit Außerirdischen gemacht. Um Gottes Willen, ich habe zehn Jahre lang alles gemacht was ich konnte, um diese Sache aufzuhalten." Er hielt Ausschau nach irgendeinem Anzeichen dafür, dass ihre Haltung weicher werden würde und sah keine, also fuhr er fort. "Nur weil als es so schien als ob es absolut hoffnungslos sein würde und ich wollte, dass du und ich überleben -- nur weil ich meine Schwester sehen wollte -- der einzige Grund warum ich angefangen habe diese Sache überhaupt erst zu untersuchen -- sagst du, ich wäre zu ihnen übergelaufen ?"
"Ich sage nicht, dass du die ganze Sache ausführlich durchdacht hast", antwortete Scully ruhig. "Aber das wäre das Ergebnis gewesen, angenommen, dass die Sache auch nur ein wenig so funktioniert hätte wie sie sagten, dass sie es würde. Es erstaunt mich, dass du das noch immer nicht erkennst." Sie atmete ein und fuhr fort, ihre Stimme verriet nur ein Zittern. "Also bin ich sehr besorgt hinsichtlich deines Urteilsvermögens auf eine Weise, wie ich es vorher nicht gewesen bin."
"Yeah, das bekomme ich mit", sagte er. 
Sie atmete tief ein. "Schau mal, ich hasse dich nicht, Mulder. Ich habe die feste Absicht so lange wie es dauert an deiner Seite bei den X Akten zu arbeiten. Aber ich würde lügen wenn ich dir sagen würde, dass sich die Dinge nicht verändert hätten." Sie machte eine Pause und fügte dann sanft hinzu: "Meine Treuepflichten haben sich ein wenig verschoben -- weniger zu dir und mehr zur menschlichen Rasse allgemein. Aber ich erachte dich noch immer als --" Sie zögerte, ihr Gesicht wurde plötzlich tieftraurig und sie fuhr sanft fort : " -- meinen Freund."
"Deinen Freund", gab er bitter zurück.
Sie stand auf, hatte den Mantel noch immer an, bereit zu gehen und sah sehr unbehaglich aus. "Es wird spät, Mulder. Wir können morgen noch etwas weiter reden, wenn du es willst. Angenommen, dass du morgen zur Arbeit kommst."
"Kümmert es dich ehrlich ob ich nun komme oder nicht ?"
"Natürlich kümmert es mich. Die X Akten brauchen deinen Intellekt, deine Leidenschaft --"
"Scheiß auf die X Akten. Hier geht es um dich und mich."
Man konnte die wütende Röte in ihrem Gesicht nicht übersehen. "Darüber weiß ich nichts, Mulder. Aber wie dem auch sei, wir haben jetzt wichtigere Prioritäten." Sie ging auf die Tür zu.
"Wie kannst du es wagen zu sagen, dass du davon nichts weißt ?"
Sie drehte sich nicht um, ging einfach weiter.
"Scully !"
Sie wurde nicht langsamer.
Also folgte er ihr und schrie : "Aber du sagt nie dass du es tust, nicht wahr, Scully ? Willst du mir sagen, dass ich mir all die Jahre lang nur eingebildet habe, dass wir einander etwas bedeuten ? Dass ich sechs Jahre lang nicht im Traum daran gedacht habe in einer Welt zu leben, die dich nicht fünf Tage die Woche beinhaltete und mehr wenn du mich lassen würdest -- und dass du von mir nur wie von einem exzentrischen Arbeitspartner gedacht hast ?" Er fing an zu weinen, sein Atem stockte als er um Luft rang um weiter zu schreien. "Warum ziehst du nicht einfach deine verdammte Waffe und erschießt mich !"
Sie hielt endlich an, lehnte ihren Kopf gehen die Tür, eine Hand auf dem Türknauf.
Er zeigte auf seine Brust und schrie. "Komm schon, Scully, genau ins Herz!"
Er schluchzte jetzt offen. Er fiel neben sie auf seine Knie und umfasste sie um ihre Taille, hielt sie fest. Er presste seinen Kopf in ihren Mantel, sah aus Furcht davor was er am Ende in ihren Gesicht sehen würde nicht auf, ließ sie nicht los weil er den Gedanken nicht ertragen konnte, dass sie durch die Tür gehen würde.


Sein Schluchzen wurde leiser als er bemerkte, dass sie seine Haare streichelte. Er hatte bis zu diesem Moment nicht erkannt, wie verzweifelt er ihre Berührung vermisst hatte und drückte sie noch fester. "Ich liebe dich, Scully", sagte er, wagte es noch immer nicht sie anzusehen. "Ich liebe dich. Es tut mir leid, wenn ich es vorher nicht deutlicher gemacht habe, aber ich liebe dich und ich habe dich seit Jahren geliebt und ich kann nicht ohne dich leben. Bitte, bitte, bitte bitte verlange nicht von mir, es zu tun."
Ihre Hand hörte auf sich zu bewegen und sie standen einen langen Moment lang da. Dann sprach sie sehr sanft mit ihm. "Mulder, komm schon, stehe auf. Ich werde nicht gehen, okay ?"
Sanft, zärtlich, mitfühlend -- aber nicht erschüttert von dem, was er gesagt hatte. Sogar schmerzerfüllt. Er riskierte einen Blick nach oben zu ihrem traurigen Gesicht und fühlte die Hoffnung, die er all die Jahre lang genährt hatte -- die eine bei der er niemals den Mut gehabt hatte sie vorher wirklich zu testen, dass sie ihn irgendwie wirklich lieben würde auf die gleiche konsumierende Weise wie er sie liebte -- aufflackern und sterben.
Er stand langsam und steif auf, kämpfte gegen ein merkwürdiges Gefühl von Taubheit das sich auf ihn legte. "Ich denke mir, ich sollte dieses Mal nicht versuchen, dich zu küssen."
"Nein. Es tut mir leid."
Er ging hinüber zur Couch und ließ sich seelenruhig fallen. "Nun, du würdest wahrscheinlich sowieso einfach von einer Biene gestochen werden oder so." Und dann, als seine Erinnerung ihn mit den offenen Emotionen versorgte die sie an jenem Tag überwältigt hatten, vergrub er sein Gesicht in seinen Händen.
Scully stand in der Nähe vom Ende des Sofas und ging nicht weg, wollte aber offensichtlich auch nicht bleiben. Ihre Stimme war sanft und bedauernd. "So lange Zeit habe ich mich gefragt, ob ich die ganze Sache einfach nur halluziniert habe. Was du gesagt hast -- später hast du einfach weiter gemacht, als ob nichts passiert sei. Aber es ist passiert, oder ?"
"Natürlich ist es das."
"Schau mal Mulder", sagte sie in ihrer vernünftigen Stimme. "Ich werde dich nicht verlassen. Ich werde die X Akten nicht verlassen. Du musst nicht in Panik geraten."
"Habe ich dir jemals mehr als das bedeutet ?" fragte er gerade heraus.
Sie drehte sich einen Moment lang weg, als ob sie erwägen würde einfach wegzugehen. Als sie sich wieder zu ihm umdrehte tat sie es mit offensichtlichem Widerwillen. "Wenn ich dir ja sagen würde würdest du mich Tag und Nacht verfolgen. Wenn ich dir nein sage..."
"Sag mir einfach nur die Wahrheit, bitte."
"Ja, natürlich hast du das. Das wusstest du."
"Und das hörte auf, weil du denkst, dass ich zu ihnen übergelaufen bin."
"Nein. Obwohl ich zugeben muss, dass es mir sicherlich dabei geholfen hat, es hinter mir zu lassen, emotionell gesehen."
"Was war es dann ?" Gott nicht der Schreibtisch, dachte er plötzlich.
"Ich glaube Diana... die Tatsache, dass du mir niemals etwas von ihr erzählt hast, dass du mir niemals im Allgemeinen etwas erzählst, das du nicht unbedingt erzählen musst, sogar wenn es um meinen eigenen Körper geht." Sie verzog das Gesicht. "Das du niemals wieder zur Sprache gebracht hast, was in dem Flur passiert ist. Ich denke, ich begann es alles als ein Muster der Manipulation zu sehen."
"Manipulation ?" quietschte er außer sich.
"Ich sage nicht, dass es bewusst geschieht oder vorausgeplant, Mulder." Sie seufzte. "Und es ist nicht so, als ob ich nicht wissen würde, dass du nicht irgendwo hinter all diesen Geheimnissen und Schweigen starke Gefühle für mich hattest. Teufel, du bist den ganzen Weg hinaus in die Antarktis gegangen. Ich werde dir immer dankbar sein -- für so viele Dinge, nicht nur dafür." Sie blickte einen Moment lang auf den Boden, schien dann eine Entscheidung zu treffen und sah ihm direkt in die Augen. "Aber nach sechs Jahren enger Zusammenarbeit mit dir glaube ich einfach nicht, dass du jemals dazu in der Lage sein wirst eine gesunde, liebevolle Beziehung mit einer anderen Person zu haben."
Oh.
Mulder hätte schwören können, dass sie ihm im wahrsten Sinne des Wortes in den Magen getreten hatte als er atemlos und nach vorne über gebeugt da saß und seinen Bauch vor weiteren Angriffen schützte.
Vielleicht bemerkte sie seine Not, denn sie relativierte schnell das, was sie gesagt hatte. "Oder wenigstens, Mulder, nicht mit mir." Ihre Stimme war zu einem leisen, traurigen Murmeln geworden. "Also entschied ich, dass es Zeit wäre sich loszumachen."
Er konnte nichts anderes mehr tun als nur dasitzen und stumm auf den nächsten Schlag zu warten.
Aber sie trat auf ihn zu und drückte sanft seine Schulter, murmelte : "Ich weiß, dass es schmerzhaft ist. Es tut mir leid, dass ich dir weh tue, das tut es wirklich. Ich hoffe, du wirst jedoch deinen Weg da hindurch finden. Ich glaube, so ist es am besten."
Er sah sie trotzig an, wischte sich ungeduldig die Tränen weg die wieder begonnen hatten zu fallen als sie ihn berührt hatte und sagte : "Ich werde das niemals glauben."
Sie lächelte traurig, blinzelte ein paar eigene Tränen weg. "Es tut mir leid, dass du auf diese Weise empfindest. Ich glaube, du brauchst auf jeden Fall ein wenig Zeit um darüber nachzudenken. Ich werde jetzt gehen. Aber ich bin noch immer deine Partnerin, Mulder... wenn du möchtest, dass ich es bin."
Gab es da endlich eine Spur von Furcht und Unsicherheit in ihrer Stimme? Der bessere Teil von ihm wolle schreien : "Natürlich bist du es Scully, immer, ewig", aber das kleine, verletzte Kind in ihm nahm diese erste Möglichkeit um zurückzuschlagen. "Das weiß ich nicht mehr, Scully. Ich werde es dich wissen lassen."
Sie starrte ihn einen Moment lang an, dann nickte sie schnell und ging ohne ein weiteres Wort.
Mulder nahm sich die nächsten zwei Tage frei. Als das anfängliche Gefühl in den Magen getreten geworden zu sein vergangen war und er zumindest in der Lage war sich anzuziehen und sich zu rasieren und kurze wenn auch nicht wahnsinnig wirksame Versuche machte sein Apartment aufzuräumen, fand er sich selber endlos über ihre Unterhaltung brütend, das gesamte letzte Jahr in derer Licht noch einmal abspielend und all die Stellen analysierend an denen er den falschen Weg eingeschlagen hatte ... und dann so lange weitergemacht hatte ohne es zu merken.
Als nächstes analysierte er ihre Argumente, suchte nach Fehlern, suchte nach Anzeichen dafür, dass Scully mit sich selber oder mit ihm nicht ehrlich gewesen war und machte sich wieder und wieder über diesen einen Satz von ihr Sorgen, war nicht in der Lage, ihn in Ruhe zu lassen : "nicht in der Lage eine gesunde, liebevolle Beziehung mit einer anderen Person zu haben."
Wo lag der Sinn darin sich darum zu streiten ob eine liebevolle Beziehung gesund war, stritt er mit ihr in seinen Vorstellungen, wenn die gesamte menschliche Rasse in nahe bevorstehender Gefahr war zerstört zu werden ?
Diese Antwort reichte nicht aus, entschied er. Vielleicht war es eine Frauen-Sache. Oder nur eine Normale-Personen-Sache. Sie war immer nostalgisch in Bezug auf eine Normalität die er niemals in seinem Leben kennen gelernt hatte und die er wahrscheinlich nicht einmal erkennen würde, wenn die sich nach ihm ausstrecken würde und ihn ins Gesicht schlagen würde.
Und in seinen verzweifelten Momenten dachte er, dass sie natürlich in Bezug auf ihn Recht hatte. Er war nicht liebenswert. Alles in seinem Leben wies auf diese unausweichliche Schlussfolgerung hin.
Und doch könnte niemals, niemals jemand sie so lieben wie er es tat. War das nichts wert ? Verstand sie das nicht ?
Offensichtlich nicht. Und, wie sie herausgestellt hatte, hatte er ihr es niemals gesagt außer in Momenten in denen es verdammt schrecklich zweckmäßig war. Oder er war bis zum geht nicht mehr mit Drogen vollgepumpt.
Und er erinnerte sich an ihren anderen Kommentar, dass wenn sie ja sagen würde er sie Tag und Nacht verfolgen würde.
Verdammt richtig.
 

xxxx
 

Am Mittwoch erschien er wieder mit neuer Entschlossenheit zur Arbeit. Er würde sich benehmen, hart arbeiten, aufmerksam und respektvoll sein und Tag für Tag die Schlussfolgerungen weghauen die sie in Bezug auf ihn gezogen hatte. Er würde sogar ein paar Versuche in die Richtung machen um den "gesunden" Teil in den Erfordernissen einer gesunden, liebevollen Beziehung herauszubekommen. Er war willens, Beratungen in Betracht zu ziehen. Teufel, er würde sogar einem Kommunikationsseminar beiwohnen wenn sie es wollte. Er würde "Männer sind vom Mars und Frauen von der Venus" lesen. In der Zwischenzeit arbeiteten sie wenigstens zusammen.

Als Scully hineinkam sah er auf und sagte : Morgen Scully", und dann konnte er nicht anders als hinzuzufügen : "Hey, bist du in Ordnung ?" Sie sah abgezehrt und müde aus, als ob sie nicht mehr geschlafen hätte als er es getan hatte.
"Also, wie lautet das Urteil ?" fragte sie eisig. Sie setzte ihren Aktenkoffer ab und drehte sich zu ihm um, ihre Arme verschränkt.
"Urteil ?"
"Du wolltest mich wissen lassen, ob du willst, dass wir weiterhin Partner sind."
Er starrte sie mit offenem Mund an. Gott, er hatte so etwas in der Richtung gesagt, oder ?
"Also, hast du deine Entscheidung bereits getroffen ?", fragte sie und ihre Stimme tropfte vor Verachtung.
Gott, er war ein Arschloch. "Es tut mir so leid, Scully. Ich habe vergessen, dass ich das überhaupt gesagt hatte. es war niemals ein Thema gewesen. Ich war nur ein Trottel gewesen. Das bin ich doch immer, oder ? Jesus, kein Wunder, dass du mich hasst." Seine Morgenentschlossenheit schmolz dahin zu etwas das wieder Tränen nahe kam. Konnte er denn nichts richtig machen ? Warum dachte er überhaupt, dass er eine Chance haben würde?
Sie setzte sich an den Tisch der ihr als Schreibtisch diente wenn sie im Büro war und sah vollkommen fertig aus. Und sie sagte dieses Mal nichts darüber, dass sie ihn nicht hassen würde.
Das Schweigen war mehr als er ertragen konnte, also stand er auf und holte ihr eine Tasse Kaffee.
"Danke", sagte sie steif und blickte nicht auf.
"Ich sagte dir schon bereits Scully, du schuldest mir nichts und ich schulde dir alles.
"Yeah", sagte sie, deutlich unbeeindruckt.
"Also schulde ich dir jetzt sogar noch mehr."
Sie schnaubte halb.
Das war das Naheste was er in Sachen Waffenstillstand bekommen würde, das wusste er. "Also, was habe ich verpasst als ich nicht hier war ?"
 

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Später am Morgen als sie beide am Papierkram arbeiteten sah er, wie sie gähnte und sich unbequem streckte und er plötzlich erkannte er, dass wenn Scully über die Frage ob sie weiterhin Partner sein würden oder nicht Schlaf verloren hatte, es bedeuten musste, dass sie noch immer irgendwie emotional in diese Sache investiert hatte.
Nicht nur in die X Akten, sondern auch in ihre Partnerschaft. Irgendwo glühte dort noch immer eine Flamme, wie klein sie auch sein mochte.
Er widerstand dem ersten Drängen einen kleinen Siegestanz aufzuführen und diesen Einblick zu teilen. Kleine Atemzüge waren gefragt, oder er würde die Flamme auspusten.
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Die nächsten vier Monate lang war Mulder ein vorbildlicher Partner. Er folgte Regeln und Vorschriften, er informierte seine Partnerin ständig, er machte Kaffee, er machte seinen Anteil Papierarbeit, er bot ihr an jeden Tag Lunch mitzubringen wenn sie im Büro waren, obwohl sie beständig alle seine Angebote ablehnte. Er öffnete Türen und bot ihr seine üblichen Höflichkeiten ebenfalls an, außer dass er aufgehört hatte sie an ihrem Rücken zu berühren in dieser beschützenden Weise wie er es getan hatte und er vermied es in ihren persönlichen Distanzraum einzudringen oder ihre Kommentare in anzügliche Anspielungen zu verwandeln. Er hatte sich jahrelang unbewusst diese Freiheiten genommen von bei er jetzt fühlte, dass er sie sich nicht nehmen durfte und sogar wenn er es wollte, war er sich jetzt ihrer viel zu bewusst um es zu tun.
Sie schien den Unterschied nicht zu bemerken, obwohl sie ihm Komplimente dahingehend machte, dass er sein Arbeitsverhalten verbessert hatte. Er war ein wenig besorgt, dass wenn sie das nächste Mal wegen eines Falles draußen waren er irgendwie das Geschick verloren haben würde mit ihr auf die Art und Weise zusammenzuarbeiten wie sie es getan hatten, dass sie nicht viel Kommunikation benötigt hatten, aber es ging ihnen gut. Alles war gut.
Es war nur nicht das, was er wollte.
Er sehnte sich jeden Tag danach sie zu berühren, sich zu ihr zu lehnen, sie zu riechen, diese erhobene Augenbraue zu provozieren oder sogar ein unterdrücktes Lächeln, mit ihr ohne Zurückhaltung zu reden. Er vermisste sie auf eine Weise die ihm körperlich weh tat und sogar obwohl sein neues und verbessertes Verhalten Teil eines langzeitlichen Planes war um ihr Vertrauen und ihren Respekt zurückzugewinnen, am Ende fühlte er nur, wie er depressiv wurde. Sie war offensichtlich vollkommen zufrieden damit für immer auf diese Weise weiterzumachen, aber er aß nicht so gut, sein Schlaf wurde sogar noch seltener und er bekam die erste Erkältung, die er seit Jahren hatte.
"Warum gehst du nicht nach Hause, Mulder ?", sagte sie freundlich als er sich seinen Weg durch die Vorbereitungen einer Überwachung von einer Fruchtbarkeitsklinik schniefte und hustete von der sie dachten, dass sie vielleicht Verbindungen zum Projekt aufwies. "Ich komme damit klar."
"Mir geht es gut", bestand er und widerstand gerade noch dem Drang frömmlerisch das Überwachungsprotokoll zu zitieren.
"Wenn ich krank werde ist es deine Schuld", sagte sie.
"Gibt es sonst noch etwas Neues", antwortete er.

Rezensionen