World of X

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Moment of Love (2)

von Destiny, Enigma

Kapitel #1

Je mehr Du Dich mit der Dunkelheit einlässt,
um so mehr wird die Dunkelheit Dich erfassen.
Je mehr Du aber das Licht hineinlässt,
um so mehr wird Licht aus Dir herausstrahlen.

Ruth Heil
(Ich wünsche Dir Leben)

Washington D.C.
FBI-Hauptgebäude
13.01.2001

Mit langsamen Schritten ging Scully den Flur entlang, der ihr unendlich erschien. Es kam ihr schon fast so vor, dass wenn sie einen Schritt weiterging, der Flur immer länger werden würde... so als würde jemand oder etwas verhindern wollen, dass sie ihr Ziel erreichen wird.
Scully verspürte das starke Bedürfnis, ihre Hand auf den Bauch zu legen, aber sie zwang sich dazu diesem Gefühl zu widerstehen. Nicht hier. Das würde nur noch mehr Gerüchte in die Welt setzen... dass etwas nicht mit ihr in Ordnung sei... und sie würden es irgendwie mit Mulder in Verbindung bringen... so wie sie es jedes Mal taten, wenn sie meinten, dass etwas nicht in Ordnung war... und jedes Mal schienen sie mit ihren Vermutungen Recht zu haben. Auch das hier würde keine Ausnahme bilden. Es hatte wieder was mit Mulder zu tun... nur auf eine andere Art und Weise...
Scully musste bei diesem Gedanken lächeln, und jetzt war es ihr egal wenn die anderen sie sehen würden. Mit feuchten Augen legte sie eine Hand auf ihren Bauch und atmete tief ein und aus. Das Baby war das Einzige, was sie im Moment noch von Mulder hatte.
Sie lehnte sich an die Wand, ihre Hand immer noch auf ihrem Bauch ruhend, mit verträumten und traurigen Blick zugleich. Sie erinnerte sich daran, wie alles begonnen hatte... wie dieses kleine Leben in ihr entstehen konnte...


Arlington
Mulder's Apartement
4 Monate zuvor
13.09.2000

Während Mulder ein Video in den Recorder schob, sagte er zu Scully, die gemütlich auf seiner Couch saß:

"Ich kann nicht fassen, dass Sie keine Butter auf ihr Popcorn wollen. Uggh. Das ist so... unamerikanisch."

Währenddessen schaute Scully äußerst skeptisch auf die Videohülle.

"Caddyshack, Mulder?"

"Ein klassischer amerikanischer Film", verteidigte Mulder seine Wahl.

Scully lehnte sich gemächlich zurück und öffnete ihr 'Shiner Bock' Bier.

"Das ist wohl einer dieser Filme für Männer." In ihrer Stimme schwang ein Hauch von Sarkasmus, den Mulder nicht überhören konnte.

"Naja, wenn Sie mich mal in Ihre Wohnung einladen sollten, können wir uns ja 'Magnolien aus Stahl' ansehen", erwiderte er in einem leicht herausfordernden Ton und schaute Scully dabei von der Seite an. Sie warf ihm einen ihrer Blicke zu, lächelte kurz, schraubte ihren Bierdeckel ab und warf diesen gekonnt in ein dafür bestimmtes Gefäß. Mulder, der sich auch ein Bier genehmigen wollte, warf seinen Bierdeckel in die gleiche Richtung. Scully gab ein leises Kichern von sich, als man deutlich vernehmen konnte, dass der Deckel zu Boden fiel. Mulder kaute seelenruhig weiter, tat so, als ob nichts geschehen wäre, und ignorierte Scully gekonnt.

"Und... ähm... was ist der Anlass?", fragte Scully neugierig, während sie ein Schluck von ihrem Bier nahm und voller Erwartung zu Mulder schaute. Dieser blickte sie ebenfalls an.

"Keine Ahnung. Mir war so danach. Cheers!", erwiderte er und stieß mit Scully an.

"Cheers."

Beide nahmen einen großen Schluck von ihrem Bier und schauten auf den Fernseher. Aber weder Mulder noch Scully schien der Film all zu sehr zu interessieren.

"Vielleicht wissen Sie das nicht, aber... ähm... ich habe die Welt nicht zu einem glücklicheren Ort gemacht."

Während er dies sagte, schaute er zu Scully rüber, diese nickte und schaute ihn ebenfalls an. Sie nickte weiter, wendete sich dann dem Film wieder zu und holte tief Luft.

"Also, ich bin schon ziemlich glücklich. Das ist doch etwas."

Für einen langen Moment sahen sich die Beiden lächelnd an... nur sie beide wussten, was sie gerade über den anderen dachten.

Neugierig blickte Scully Mulder an und fragte schließlich: "Also, was war denn nun Ihr letzter Wunsch?"

Mulder schaute sie lange und ohne etwas zu sagen an. Es schien so als würde er sie mustern, so als würde er sie das erste Mal sehen. Dann lächelte er überglücklich und nahm erneut einen Schluck von seinem Bier. Mulder gab ihr keine Antwort und Scully nickte. Wie sie Mulder kannte, konnte sie sich schon denken, was sein letzter Wunsch gewesen war. Er hatte schon immer ein großes Herz gehabt...

Sie schauten sich schweigend den Film bis zum Ende an. Immer wieder warf Mulder Scully abschätzende Blicke zu. Nachdem der Film dann zu Ende war, wartete Mulder gespannt auf Scully's Reaktion.

"Sie sind nicht sehr begeistert, oder?", fragte Mulder vorsichtig. Er wurde aus Scullys Gesichtsausdruck nicht schlau, und so hatte er keine Ahnung, was ihr gerade durch den Kopf ging. Scully fuhr sich einmal mit ihrer Zunge über die Lippen, bevor sie antwortete.

"Naja, also... so schlecht war er dann doch nicht..." erwiderte sie schmunzelnd. Aber sie konnte es ihm nicht verübeln diesen Film ausgesucht zu haben. Er passte irgendwie zu diesem Abend. Scully musste sich eingestehen, dass sie einen solchen Abend mit Mulder noch nie zuvor so sehr genossen hatte. Er war ihrer Ansicht nach schon geradezu perfekt. Und diese Tatsache ließ sie noch glücklicher werden. Mulder, der bemerkte, dass sie sich Gedanken machte, stupste sie leicht an der Schulter an.

"Hallo? Erde an Scully."

"Ja?"

"Worüber haben Sie nachgedacht?"

Sie lächelte ihn nur glücklich an. Das Lächeln hatte sich übers ganze Gesicht gezogen. Mulder hatte sie nur selten so gesehen und es freute ihn sehr, sie so zu sehen, aber zugleich fing er auch an, sich Sorgen zu machen. Das war nicht ihre Art... aber vielleicht war das ja die Scully, die er noch nicht kannte? Die Scully, die nicht mit einer Waffe hinter grauen Männchen herläuft, sondern eine ganz normale Frau, die einfach nur glücklich war.

"Worüber haben Sie nachgedacht, Scully?"

"Naja... also... über den heutigen Abend. Ich muss sagen... er hat mir sehr gefallen."

Mulders Herz schlug gleich schneller, als er diese Worte hörte... in seinem tiefsten Innern freute er sich ungemein solche Abende mit Scully verbringen zu können. Er genoss ihre Nähe.

"Mir auch", sagte er schließlich nach einer Weile, mit einem Lächeln im Gesicht.

Er versuchte seine Stimmlage so normal wie möglich zu halten, damit sie nichts von seiner Nervosität mitbekommen würde. Dann sah er sie einfach nur an. Wieder musste er überwältigt feststellen, was für wunderschöne Augen sie doch hatte. Er versank förmlich in ihnen.

"Mulder?"

"Hm?", brachte er nur wie in Trance hervor.

"Was starren Sie mich so an?"

>>>Verdammt<<<, schalt sich Mulder selber. Er überlegte fieberhaft, wie er sich jetzt retten konnte, aber als er Scullys fragenden Blick sah, gab er jegliche Rettungsversuche auf und sagte ihr einfach die Wahrheit. Er sagte ihr das, was er gerade gedacht hatte...

"Scully, hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie wunderschöne Augen haben?"

Scully war vollkommen überrascht. Sie hätte ja jetzt mit allem gerechnet, aber nicht *damit*. Völlig perplex antwortete sie: "Ich, um... nein..."

"Sie haben wunderschöne Augen", erwiderte Mulder mit einem leicht verführerischen Unterton in seiner Stimme. Automatisch begann sie schneller zu atmen. Ihr Körper fing leicht an zu zittern und sie schnappte kurz nach Luft. Scully wusste nicht wie ihr geschah. Der heutige Abend war irgendwie so anders. Als sich Mulder während des Film näher an sie heran gesetzt hatte und dabei leicht ihren Arm berührte, durchfloss sie ein angenehmer Schauer und jetzt war es das Gleiche. Seine Augen... Sie konnte sich nicht satt sehen.

"Scully?", fragte Mulder nun etwas verlegen. Er befürchtete schon irgendwas Falsches gemacht zu haben.

"Hm?", antwortete Scully genauso verträumt wie er schon zuvor.

"Was starren Sie mich so an?"

Sie konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und Mulder grinste sie schelmisch an. Dann verfärbte sich etwas in seinen Augen. Der Schalk verschwand und der Ernst kehrte zurück... Lange schauten sie sich an... dann...

Leicht, fast nicht spürbar, berührte er ihre Schulter.

Ein überaus wohliges Kribbeln durchfloss ihren Körper. Quälend langsam strich er dann an ihrem Arm hinunter. Es kitzelte ein wenig. Ihre Haut war wunderbar: Makellos, elfenbeinfarben und weich. Ihre beiden Herzen schlugen unaufhaltsam schneller und unkontrollierter als sie sich in die Augen blickten. Sie errötete und senkte ihren Blick. Liebevoll nahm er ihr Kinn und hob ihren Kopf leicht an. Ganz langsam steuerte sein Gesicht auf ihres zu. Beide trauten sich nicht zu atmen. Die knisternde Spannung in der Luft war unerträglich. Sanft, fast schüchtern trafen ihre Lippen aufeinander und ruhten eine Weile, verfielen in Winterstarre. Kurz lösten sie sich voneinander, die Augen immer noch geschlossen haltend, um gleich wieder zu einem neuen Versuch anzusetzen. Diesmal verschmolzen ihre Zungen miteinander, tanzten eng umschlungen zu ihrem Liebeslied. Die erneute Trennung war schmerzhaft, doch erforderlich.

Gegenseitig an der Stirn des Partners ruhend, schnappten sie nach Luft. Dann umarmten sie sich innig und verharrten in dieser Position. Eine Minute. Zwei. Drei. Vier... Eine Ewigkeit. Die Wärme des einen Körpers erfasste den Anderen. Als sie sich erneut voneinander lösten, bereuten sie es sogleich, die Nähe des Partners vermissend. Mit zitternden Händen fuhr er langsam unter ihr Shirt. Seine Finger streichelten sanft über ihre darunter liegende nackte Haut. Mit seinen Händen fuhr er immer höher und höher. Dabei zog er gleichzeitig das Shirt mit hoch, bis er sie entgültig davon befreit hatte. Sie bekam eine Gänsehaut. Sie zog ihm sein T-Shirt über den Kopf, dabei streifte sie jeden seiner angespannten, harten Muskeln. Wohlig schmiegte sie sich an ihn. Es war elektrisierend. Haut an Haut. Sie küssten sich erneut liebevoll und versuchten währenddessen ihre Hosen zu öffnen.

Sie spielte mit dem Knopf seiner Hose. Das kalte Metall glitt durch ihre Finger. Ihr Atem wurde immer flacher. Eine undefinierbare Nervosität breitete sich in ihr aus. Sie wagten nicht dem jeweils Anderen in die Augen zu schauen. Langsam sprang der Knopf auf. Sie spielte an dem Bund seiner Hose, bevor sie mit einer quälenden Langsamkeit den Reißverschluss öffnete. Für einen kurzen Augenblick hielt sie in ihrer Bewegung inne. Keiner rührte sich. Er spürte ihren Atem, der gegen seine nackte Brust schlug. Er war warm. Dieses Gefühl ließ seinen Körper erzittern. Ein wohliger Schauer erfasste ihn.

Wie auch sie, spielte er mit ihrem Knopf. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis er ihn geöffnet hatte. Genauso langsam und vorsichtig zog er den Reißverschluss ihrer Hose herunter. Sie bewegte einmal kurz ihr Becken und die Hose rutschte ihre Beine hinunter. Das einzige Geräusch, was man hören konnte, war das Streifen des Stoffes an ihren Beinen. Vorsichtig hob sie ein Bein und dann das andere um sich endgültig von der Hose zu trennen. Sie wollte sich nicht zuviel bewegen, da sie befürchtete seine Wärme zu verlieren. Er tat es ihr gleich und beide trugen nichts weiter als ihre Unterwäsche. Immer noch saßen sie so nahe beieinander, dass sie den Atem des jeweils anderen spüren konnten. Zärtlich fuhr er mit seiner Hand über ihre Taille, an ihrem Rücken entlang. Dort verharrte sie eine Weile an seiner Lieblingsstelle und drückte sie noch fester an sich. Ihr Gesicht ruhte auf seiner Brust, während er mit einem Finger Kreise auf ihren Rücken zeichnete. Millimeter für Millimeter wanderte seine Hand höher, bis sie schließlich an dem Verschluss ihres BHs angelangt war. Für den ersten Moment ließ er dort seine Hand ruhen und merkte, wie ihre Hände sich langsam an seinen Rückenmuskeln ihren Weg nach oben bahnten. Leicht massierte sie seine Schulterblätter und er vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. Sie verteilte auf seinem nackten Oberkörper zarte Küsse, während er langsam ihren BH öffnete. Er ließ sich Zeit damit die Träger von ihrem Schultern zu streifen. Erst den rechten, dann den linken. Er glitt an ihren Armen hinunter und fiel zwischen ihnen in die Mitte.
Wieder breitete sich ein Kribbeln in ihnen aus. Ihre Körper begannen zu zittern, als sie die nackte Haut des jeweils anderen auf der ihren spürten. Er begann ihren Nacken und Halsbeuge zu küssen. Er berührte sie nur hauchdünn mit ihren Lippen. Er näherte sich ihrem Kinn, welches er zärtlich liebkoste. Immer noch hatte er seine Augen geschlossen, als er mit seinen Lippen ihre Stirn berührte. Eine Hand vergrub sich in ihren Haaren und die andere lag oberhalb ihrer Tätowierung. Er übte einen sanften Druck auf ihren Rücken aus, als er wieder begann sie zu küssen. Sie erwiderte seine Küsse, mit einer Zärtlichkeit, die ihm zu einem kleinen Lächeln brachten...

Da saßen sie nun, sie in ihrem Slip und er in seinen Boxershorts, voreinander, den Partner anstarrend. Sie war so wunderschön. Er war so wunderschön. Sie waren so vollkommen. Dann stand er langsam auf, immer den Augenkontakt haltend, nahm zärtlich ihre Hand und zog sie zu sich hoch. Sie hatte verstanden und ließ sich von ihm führen. Behutsam nahm er sie auf seine Arme und trug sie zum Bett. Vorsichtig legte er sie ab. Bevor er mit seinem Liebesspiel begann, schaute er fragend in ihre Augen und erlangte ihre Zustimmung. Er begann bei den Füßen. Hier ein Kuss, da ein Hauch, dort ein Streicheln... bis er an ihrem Slip angekommen war... Er hielt inne. Mit zitternden, bebenden Händen erlöste er sie von ihm.

Da lag sie nun. So wie Gott sie geschaffen hatte. Er konnte sich nicht satt genug an ihr sehen. Sein Atem ging schnell und flach. Er beugte sich wieder über sie und begann zarte Küsse auf ihren Oberschenkeln zu verteilen. Langsam wanderte er von außen nach innen. Mit jedem Kuss kam er* ihr* näher. Er merkte, wie sie immer heftiger anfing zu atmen. Wieder schaute er in ihre Augen. Sie sagte nichts, aber er wusste auch so, dass er weiter machen sollte. Wie in Zeitlupe senkte er wieder seinen Kopf. Noch einen weichen Kuss auf die eine Seite des Schenkels und auf die andere, dann widmete er sich ihrer intimsten Zone. Er konnte ihr ein leises Seufzen entlocken. Sie krallte ihre Hände in das Bettlaken und ließ sich von ihm verwöhnen. Sie hatte schon lange nicht mehr *so* gefühlt. Und bei Gott, er wusste wie man eine Frau verwöhnte. Ihre Hände tasteten sich zu seinem Kopf und verfingen sich in seinen festen, vollen Haaren.
Seine Hände glitten unter ihren Po und er begann diesen vorsichtig zu massieren. Dabei drückte er sie immer weiter Stück für Stück an sich heran. Ihr Atem wurde immer unkontrollierter. Er merkte, wenn er nicht bald aufhören würde, würde es zu spät sein und jetzt war noch nicht der richtige Zeitpunkt. Nicht jetzt. Er wollte *es* perfekt für sie machen. Er platzierte noch einen letzten Kuss und arbeitete sich dann weiter aufwärts. Mit einem Lächeln auf ihren Lippen sank sie zurück in die Kissen und ließ ihn weiter ihren Körper erkunden.
Dann forschte er weiter bis zu ihrem Bauchnabel und verweilte dort. Nun waren ihre Brüste an der Reihe. Ihre Brüste. Sie waren vollkommen. Perfekt. Atemberaubend schön. Er konnte gar nicht von ihnen lassen. Zärtlich massierte er die eine während er an der anderen leicht saugte. Seine Zunge vollführte kreisende Bewegungen um ihren harten, festen Nippel. Sie seufzte kaum hörbar, so leise, doch er hörte es, und wusste dass es ihr gefiel. Er ließ kurz von den Brüsten ab, um sie anzusehen. Sie öffnete ihre Augen und sah in sein Gesicht. Da war irgendetwas in seinen Augen. War es seine Bewunderung für sie? War es Leidenschaft? Hunger? Sie konnte es nicht definieren. Sie wusste nur eins: Er konnte genau dasselbe in ihren Augen sehen. Sie schlang ihre Hände um seinen Hals und zog ihn zu sich heran. Sie versanken erneut in einen leidenschaftlichen Kuss.
Als sie sich lösten, legte er seinen Kopf auf ihre Brust und sog ihren Geruch in sich ein. Er konnte ihren schnellen Herzschlag sowohl spüren als auch hören. Ihre Hände massierten seine Haare. Sie konnte ihm ein zufriedenes Seufzen entlocken.

Nun war sie an der Reihe ihn zu verwöhnen. Bereitwillig ihre Zärtlichkeiten zu empfangen, rollte er von ihr ab und blieb auf dem Rücken liegen. Gott. War er ein Mann! Muskulös. Sanft strich sie mit den Fingerspitzen über den Ansatz seines Waschbrettbauches um ihn gleich danach mit Küssen zu übersähen. Ihre Hände verweilten dabei auf seinem Bizeps, seine Anspannung und Kontraktion miterlebend. Dann, endlich, glitt sie zu seinem Geheimnis...

Er biß sich leicht auf die Unterlippe. Ungeheuer zärtlich liebkoste sie *ihn*. Sie verhielt sich dabei fast schüchtern. Und er hatte schon fast vergessen was für ein Gefühl das war von einer Frau, und in diesem Falle von nicht irgendeiner Frau, beglückt zu werden. Sie verteilte ultraleichte Küsschen auf *ihm* und massierte währenddessen die Innenseite seiner Knie. Es kitzelte ihn, doch er ließ es geschehen, weil es auf eine gewisse Art angenehm war, sogar äußerst angenehm, wie er feststellte.

Sie verwöhnte ihn. Ja, und wie sie ihn verwöhnte. Sie wollte es genauso gut machen, wie er es für sie getan hatte. Er begann unregelmäßiger zu atmen. Als sie es merkte, erfüllte sie das mit einer wohltuenden Zufriedenheit. Denn sie hatte seine Bestätigung, dass sie es so machte, wie er es wollte. Seine Hände glitten zu ihrem Kopf hinab und verharrten dort. Sie machte ein kurze Pause, aber ihre Verwöhnungskur war noch nicht beendet. Sie vollendete womit sie aufgehört hatte. Jetzt glitten seine Hände aus ihren Haaren und krallten sich in das Bettlaken. Er genoss es und wusste, dass sie es auch tat. Er begann immer unruhiger hin und her zu rutschen und sie erlöste *ihn*.
Mit einem Lächeln und einem Funkeln in ihren Augen küsste sie sich ihren Weg wieder zu ihm rauf. Sie legte sich neben ihn, ihren Kopf auf seine einladende Brust platzierend. Sie konnte seinen starken Herzschlag hören. Nein, sie brauchten jetzt nicht miteinander zu sprechen. Er streichelte ihren Rücken und vergrub seinen Kopf in ihren Haaren. Dieser Duft war einfach göttlich. Er könnte stundenlang einfach nur so daliegen und sie in seinen Armen halten. Minutenlang verharrten sie in dieser Position...

Es gab nur noch sie beide auf dieser Welt. Sie genoss die Zärtlichkeit, wie er sie streichelte. Es erfüllte sie mit einem Gefühl des Glückes und der Geborgenheit. The Moment of Love. Hier bei ihm fühlte sie sich vollkommen geborgen. Für beide schien es so, als ob sie in ihrer eigenen Traumwelt wären. Wo es nur sie beide gab. Sie lauschten einander wie sie atmeten, hüllten sich ein in den Duft des Anderen, ja, sie hätten einschlafen können... in totaler Glückseligkeit.

Sie wurde mit einem sanften Kuss, welchen er auf ihrer Stirn platzierte, aus dieser schönen Traumwelt zurückgeholt. Sie schloss ihre Augen und er beugte sich zu ihr hinunter sodass sie nur noch Millimeter von einander entfernt waren. Sein Atem streifte ihr Gesicht und er küsste sie lange und intensiv. Während er sie küsste, drehte er sie behutsam auf den Rücken, so dass er jetzt auf ihr lag. Mit einer Hand zeichnete er ihre Gesichtskonturen nach und strich ihr sanft durch das Haar, wobei er eine Strähne entfernte, die in ihre Augen gefallen war.
Er stützte sich mit seinen Armen ab und sofort merkte sie, dass ihr etwas von seiner Wärme verloren ging. Sie schlang ihre Arme um ihn und drückte ihn ganz fest an sich. Sie brauchte seine Wärme. Sie braucht ihn. Er tat es ihr gleich und legte seine muskulösen Arme um ihren kleinen, zierlichen, fast schon zerbrechlichen Körper. Vorsichtig und zögernd drang er langsam in sie ein. Er wollte sie nicht verletzen. Ihr Körper zuckte kurz als er die Schwelle übertrat. Langsam begann er sich zu bewegen. Aber er steigerte sein Tempo nicht. Er wollte es nicht und sie wollte es auch nicht. Er konnte nicht. Er legte seinen Kopf in ihre Halsbeuge und begann diese mit leichten Küssen zu verwöhnen. Weder er noch sie trauten sich in die Augen zu schauen. Sie hatten keinen Grund dazu, aber sie schämten sich. Es war etwas Neues und beide brauchten einen Moment, um sich daran zu gewöhnen.

Er hatte nun ganz aufgehört sich zu bewegen und drückte sich einfach nur an sie. Sie erwiderte es und drückte sich ebenfalls noch näher an ihn heran. Leise begann er in ihre Halsbeuge zu weinen. Tränen liefen über sein Gesicht und wanderten ihre Schulter hinab. Und auch sie ließ jetzt ihren Tränen freien Lauf. Beide lagen eng aneinander gepresst und weinten. Sie weinten nicht vor Trauer oder weil sie etwas Falsches gemacht haben. Nein, sie weinten, weil sie etwas gefunden hatten, von dem sie glaubten, es nie zu finden. Jetzt waren sie unendlich glücklich. Sie hatten sich gefunden. Zwei einsame Seelen hatten zueinander gefunden. Mit diesem wunderbaren Gefühl der Vollkommenheit wiegten sie sich gegenseitig in den Schlaf...


... dass es überhaupt entstehen konnte, war schon ein einmaliges Wunder... und dies machte sie nur noch glücklicher. Es ist das Symbol der Liebe zu einem Mann, den sie jetzt verloren hatte und sie würde nicht eher aufgeben nach ihm zu suchen bis sie ihn gefunden hatte.
Sie sammelte sich wieder und wischte sich schnell die Tränen weg, die ihr übers Gesicht liefen. Es musste ja nicht sein, dass die anderen sie so sahen. Sie löste sich von der Wand und ging schnell weiter in Richtung ihres Büros. Sie durfte jetzt keine Schwäche zeigen. Schon alleine dem Baby und Mulders Willen wegen. Sie musste versuchen stark zu bleiben, nur so würde sie es schaffen.

Immer noch sich sammelnd kam sie schließlich am Büro an. Sie setzte wieder ihre Maske auf und öffnete die Tür. Ihr Gesicht verriet nichts mehr von dem Gefühlschaos, welches noch vor wenigen Sekunden in ihr tobte. Kontrolliert betrat sie das Büro. Doggett saß an seinem Schreibtisch und schien nicht bemerkt zu haben, dass sie gekommen war. Mit entschlossen Schritten ging sie auf Mulders Schreibtisch zu, der jetzt zu ihrem wurde und den sie so gut hütete, wie ihr eigenes Leben. Sie hatte sich gewehrt, als man ihn rausschaffen wollte. Die würden ihn nicht hier rausbekommen. Mulder würde wieder kommen!

Scully blieb an "ihrem" Schreibtisch stehen und setzte sich auf die Kante. Sie räusperte sich kurz.

"Agent Doggett?"

Doggett sah von seiner Arbeit auf und wandte sich Scully zu. "Agent Scully, schön, dass Sie so schnell kommen konnten." Sie lächelte ihn flüchtig an.

"Was kann ich für Sie tun? Was ist denn nun so unheimlich wichtig, dass ich extra von Zuhause hier her kommen musste?"

"Naja, ich wollte mit Ihnen etwas besprechen."

Scully sah ihn mit einem fragenden Blick an.

"Besprechen? Was wollen Sie mit mir besprechen?"

Scully war jetzt hellhörig geworden. Interessiert lehnte sie sich nach vorne und wartete darauf, dass Doggett weiter sprechen würde. Als er dies nicht tat, zog sie ihre Augenbraue hoch. Sie merkte, dass er ihr irgendwas sagen wollte, aber nicht wusste wie.

"Agent Doggett, was ist los? Ist irgendwas passiert?", fragte Scully jetzt nervös. Hatte er vielleicht irgendwelche Neuigkeiten über Mulder? Angst spiegelte sich in ihren Augen wieder und Doggett bemerkte es.

"Dana, ich wurde Ihnen als Partner zugeteilt, um bei der Suche nach Agent Mulder zu helfen." Scully stand vollkommen perplex da. Hatte sie gerade richtig gehört? Er hatte Dana zu ihr gesagt? Sie wollte etwas sagen, fand aber nicht die passenden Worte.

"Ist etwas mit Mulder? Haben Sie was Neues?", schaffte sie schließlich zu fragen.

"Nein", antwortete Doggett leise und schüttelte mit seinem Kopf.

"Nein?", wiederholte Scully mit ungläubiger Stimme.

"Und warum haben Sie mich dann hier her geholt?"

Scully holte tief Luft. Sie spürte wieder, wie ihre Kehle begann sich zuzuschnüren. Sie musste jetzt Kontrolle bewahren.

"Agent Doggett, was ist es dann?", fragte sie schwer.

Selbst Doggett bemerkte, dass sie um ihre Fassung rang und mühsam versuchte die Fassade aufrecht zu erhalten.

"Ich... ich weiß nicht wie ich Ihnen das sagen soll... es fällt mir schwer darüber zu reden."

Jetzt sah er ihr in die Augen und er konnte in ihnen die Verzweiflung sehen. Aber er bemerkte auch, dass sie eine Antwort verlangte. Scully nickte leicht und gab ihm zu verstehen, dass sie wartete.

"Ich wollte nur, dass Sie wissen, dass es mir nicht egal ist, ob wir Mulder finden oder nicht. Ich möchte nicht, dass Sie dasselbe durchmachen müssen, was ich durchmachen musste."

"Wovon sprechen Sie da?"

"Es... es tut mir leid, dass ich in letzter Zeit so schroff zu Ihnen war... aber ich möchte Ihnen keine falschen Illusionen machen. Ich möchte nicht, dass Sie sich auf etwas fixieren, was vielleicht nie eintreffen wird."

"W-Was? Ich verstehe nicht..." Scully schüttelte verwirrt den Kopf. Wovon zum Teufel sprach er da?

"Ich weiß, dass Sie verzweifelt nach Mulder suchen..."

"Natürlich tue ich das... er ist mein Partner..."

>>>Und der Vater meines Kindes.<<<, fügte Scully in Gedanken hinzu.

"Ich möchte nur nicht, dass Sie das Gleiche durchmachen, wie ich es tun musste. Ich habe auch mal jemanden verloren, der mir sehr viel bedeutete...", sprach Doggett leise.

Scully wollte gerade etwas sagen, aber Doggett schüttelte seinen Kopf.

"Nein, lassen Sie mich ausreden. Sie sollten etwas wissen, was ich Ihnen noch nicht erzählt habe. Etwas aus meiner Vergangenheit. Ich... ich hatte mal einen Sohn..."

Doggett wich ihrem Blick aus, als er dort das Mitgefühl sah, das er schon die ganzen Jahre über bekommen hatte, es aber nicht wollte.

"... eines Tages war er verschwunden. Das ganze FBI hat nach ihm gesucht... genau, wie jetzt das FBI nach Mulder sucht...", er schluckte. Es fiel ihm immer noch schwer darüber zu sprechen. "Ein paar Tage später hat man ihn gefunden. Tot. Ich hatte die ganze Zeit gehofft ihn zu finden, aber genauso fürchtete ich mich auch vor dem, was ich finden würde. Und das gleiche passiert jetzt wieder hier. Nur dass ich es jetzt nicht bin der diese Angst hat, sondern Sie."

"Agent Doggett... ich wusste nicht..."

Scully sah ihn geschockt an. Sie wusste nur allzu gut, wie er sich fühlte. Sie hatte es selbst durchgemacht... und sie wusste nicht, ob sie es noch ein weiteres Mal durchstehen würde.

"Sehen Sie, der Punkt ist... ich sehe, wie Sie sich quälen... und das tut mir weh. Ich möchte nicht, dass Sie diese Erfahrung auch noch durchstehen müssen. Es ist schon so schwer genug... für... uns alle. Und deshalb sehe ich es als meine Pflicht Mulder lebend zu finden."

Doggett sah sie abschätzend an. Scully begann am ganzen Körper zu zittern. Sie hob ihre Hand und hielt sie vor dem Mund, um das Beben ihrer Lippen zu verbergen. So viele Gedanken kreisten durch ihren Kopf. Emily, Mulder und das Baby... Gott, das konnte einfach nicht wahr sein. Sie hatte das Gefühl als ob es sie zerreißen würde und sie war total hilflos, konnte sich nicht dagegen wehren. Automatisch legte sie schützend ihre Hand auf den Bauch, so als ob diese ihr Baby vor etwas Schlimmen... von dem sie nicht wusste, was es war, ... beschützen würde.
Doggett sah, wie ihre Fassade langsam anfing zu bröckeln und kam vorsichtig auf sie zu. Sie sah zu ihm mit Tränenüberströmten Gesicht auf. Eigentlich wäre es ihr peinlich gewesen, sich vor Doggett so die Blöße zu geben, aber sie konnte nichts dagegen tun. Er streckte vorsichtig seine Hand aus. Doggett befürchtete etwas Falsches zu machen, in ihren privaten Bereich einzudringen, aber er tat es trotzdem. Leicht berührte er ihre Schulter. Sie versuchte ihn verzweifelt anzulächeln, doch statt dessen entstand nur eine Grimasse. Scully schluchzte leise und ging einen Schritt auf Doggett zu. Er nahm sie behutsam in seine Arme und versuchte sie zu beruhigen. Scully heulte sich in seinen Armen aus. Sie ließ all den Schmerz, der sie die letzten Tage, Wochen und Monate gequält hatte, heraus.
Doggett genoss es sie in seinen Armen zu halten. Sie wirkte so zerbrechlich und er hatte Angst, wenn er sie drücken würde, dass sie dann in seinen Armen zusammenbrechen würde. Statt dessen hielt er sie einfach nur fest und wartete darauf, dass sie all ihre Last abgelegt hatte. Schließlich löste sich Scully von ihm und sah ihn an.

"Entschuldigen Sie... ich... ich wollte nicht so die Fassung verlieren..."

"Das ist okay... wir müssen alle einmal unseren Schmerz rauslassen."

"Ja... Danke."

Scully atmete tief durch. Als sie ihn wieder ansah, hatte sie sich wieder unter Kontrolle. Nur ihre geröteten Augen verrieten, dass sie Schwäche gezeigt hatte. Doggett bewunderte sie darum, wie sie es schaffte, mit all dem fertig zu werden.

"Gibt es noch irgendwas, was ich wissen sollte?", fragte Scully mit kontrollierter Stimme.

"Nein..." Doggett schüttelte seinen Kopf, aber es sah so aus, als ob er ihr noch etwas sagen wollte... den Gedanken dann aber doch wieder verwarf. "Nein... nein, sonst nichts mehr."

"Okay." Scully nickte ihm zu und wollte sich wieder auf den Weg machen das Büro zu verlassen.

"Agent Scully?", begann er schließlich doch noch einmal. Scully drehte sich auf dem Absatz zu ihm um.

"Wir werden ihn finden."

Scully schaute ihn nur einige Minuten schweigend an. Dann drehte sie sich um und verließ das Büro.


Oregon, Portland
Police Department
15.02.2001

"Gary Edward Cory wurde gestern Abend in diesem Waldstück von Zivilisten gefunden."

Skinner zeigte auf die Karte.

"Er verschwand letztes Jahr am gleichen Tag wie Agent Mulder. Wir müssen davon ausgehen, dass Mulder auch wieder auftaucht. Höchstwahrscheinlich wird er sich in der gleichen schlechten Verfassung befinden wie Gary."

Nachdem Skinner den letzten Satz ausgesprochen hatte musste er schlucken.

>>>Schlechte Verfassung... was rede ich da. Gary ist tot.<<<

Er verdrängte den Gedanken Mulder nicht lebend zu finden und sprach energisch weiter:

"Deswegen ist Eile geboten. Sie werden in 4er Gruppen eingeteilt und suchen so lange das Ihnen zugewiesene Gebiet ab, bis wir ihn gefunden haben. Jeder noch so kleine Hinweis wird mir sofort gemeldet. Haben Sie mich verstanden?"

"Ja Sir!", antworteten die Polizisten einstimmig.

"Agent Doggett."

"Ja?"

"Sie kommen mit mir."

Skinner und Doggett tauschten Blicke aus und verließen dann das Department.

"Wir fahren jetzt gemeinsam in die Pathologie. Agent Scully wird bald die Autopsie an Gary durchführen. Sie hatte mich gebeten dabei zu sein. Vielleicht gibt es irgendwelche wichtige Hinweise die wir gebrauchen können. Außerdem müssen wir uns darauf einstellen das Mulder genau wie Gary..."

Skinner schaute betreten zu Boden und räusperte sich kurz.

"Ich bin davon überzeugt, dass wir ihn lebendig finden", sprach Doggett.

"Ich hoffe es... für Agent Scully...", erwiderte Skinner und stieg in den Wagen.

Doggett wusste genau worauf Skinner anspielte. Er war sich 100%ig sicher, dass sie seinen Tod nicht verkraften würde. Er ärgerte sich, dass er sie nicht vor Mulder getroffen hatte. Was wäre wohl passiert, wenn... Wenn, wenn, wenn... Er verdrängte die Gedanken an seine Partnerin. Er durfte nicht zulassen, dass sie sein Urteilsvermögen beeinflussten.


1 Tag später
18:23 Uhr

Das stundenlange Warten zermürbte Skinner. Was wenn Mulder doch nicht auftauchen würde? Und was, wenn er nicht rechtzeitig gefunden wurde? Er musste an Gary denken. Unmittelbar eine Stunde nach seinem Auffinden starb er. Skinner war sich dessen bewusst wie ernst die Lage war. Jede Sekunde zählte. Das Klingeln des Telefons riss ihn aus seinen Gedanken.

"Skinner?"

Er war wieder hellwach. In Bruchteilen von Sekunden sprang er auf.

"Wo?"

Er notierte sich schnell die Daten.

"Wir sind sofort da!"

Er ließ den Hörer sinken und lief ins Nebenzimmer.

"Agent Doggett! Wir haben ihn! Fahren Sie dort hin!"

Skinner drückte Doggett einen Zettel in die Hand.

"Ich fahre zu Agent Scully und sage ihr Bescheid. Sie verhört gerade Jeremiah Smith... Wir stoßen dann zu Ihnen!"

>>>Bitte, bitte, bitte! Lass ihn am Leben sein.<<<

Skinner's Gedanken überschlugen sich in seinem Kopf. Er war jetzt völlig durch den Wind. Das erneute Klingeln des Telefons riss ihn aus seinen Gedanken.

"Skinner."

Von einer Sekunde auf die andere verdunkelte sich sein Gesichtsausdruck.

"Sind Sie sicher?"

Niedergeschlagen hängte er den Hörer ein.

>>>Das kann nicht wahr sein. Das passiert nicht wirklich. Das kann nicht sein. Es darf nicht...<<<


20 Minuten später

"Agent Scully."

"Hm?"

"Sie sollten besser mit uns kommen."

"Was ist los?"

Ängstlich schaute Scully Skinner an.

"Mulder..."

Scully wusste nicht wie ihr geschah. Es war wie ein Schlag ins Gesicht... War er wirklich wieder da? Sie wusste nicht ob sie weinen oder lachen sollte.

>>>Mulder. Mulder. Mulder. Mulder.<<<

Immer und immer wieder hämmerte sein Name in ihrem Kopf.

>>>Bitte. Bitte. Bitte. Bitte. Bitte. Bitte. Bitte.<<<

Sollte ihr sehnlichster Wunsch nach endlosen fünf Monaten nun endlich wahr geworden sein? Ihr Herz fing so stark an zu pochen, dass sie dachte Skinner würde es hören. Es schlug ihr bis zum Hals und übertönte alle Geräusche um sie herum. Sie fühlte sich wie vor einer wichtigen Prüfung. Skinner sagte etwas zu ihr doch sie konnte ihn nicht hören. Sie sah nur wie sich seine Lippen bewegten. Tausende von Gedanken durchflossen ihr Gehirn.

>>>Bitte. Mulder. Bitte sei am Leben. Ich brauche Dich. Bitte. Mulder.<<<

Instinktiv platzierte sie eine Hand auf ihren Bauch. Mit schnellen Schritten folgte sie Skinner zum Wagen. Die ganze Fahrt über pochte sie mit einer Hand am Türgriff. Skinner warf ihr besorgte Blicke zu, doch er sagte nichts. Er wusste, dass ihr jetzt alle möglichen Gedanken durch den Kopf schwirrten. Scully starrte paralysiert aus dem Fenster und biss sich auf die Unterlippe. Noch etwas fester und sie hätte geblutet.

>>>Bitte... Mulder...<<<


Wald
19:07 Uhr

"Wo ist er?"

Doggett antwortete ihr nicht. Er traute sich nicht einmal, ihr in die Augen zu sehen.

"Wo ist er?" Jetzt schrie sie fast.

"John???" Verzweiflung schwang in ihrer Stimme.

"Agent Scully, er ist dort drüben. Sie können nichts mehr für ihn tun... es ist zu spät...", brachte er schließlich hervor.

Scully starrte ihn fassungslos an. Das konnte und wollte sie nicht glauben. Sie wollte sich davon selbst überzeugen. Mit fester und betonter Stimme sagte sie:

"Lassen Sie mich zu ihm!"

Sie versuchte sich an Doggett vorbeizudrängen, doch er ließ sie nicht durch.

"Lassen Sie mich gefälligst zu ihm! Wie schlimm ist er verletzt?"

Sie versuchte sich verzweifelt aus Doggetts Armen zu befreien, doch dieser hielt sie mit einem festen Griff davon ab.

"Wie schlimm ist er verletzt?", schrie sie ihn an.

Sie war vollkommen aufgebracht und Doggett erkannte, dass sie jetzt nichts auf der Welt davon abhalten würde zu Mulders reglosen Körper zu gehen. Er wusste, dass es keinen Sinn hatte sie aufzuhalten. Er ließ sie passieren. In diesem Moment wurde ihm schlagartig klar, wieso sie seine Gefühle nicht erwidern konnte. Es war wegen ihm. Ja, jetzt war es eindeutig. Sie musste Mulder lieben. Er war ja so blind gewesen. Die ganze verdammte Zeit über. Dass er diese Tatsache nicht schon früher erkannt hatte... Er hatte sich zum Löffel gemacht...

"Mulder!"

Da lag er. Er war umringt von etwa einem Dutzend Agents. Sie hatten ihn in eine Decke eingehüllt.

"Nein! Nein! NEIN! NEEEIIIIINNNN!!!!", fing Scully hysterisch an zu schreien.

Scully hockte auf ihren Knien und tastete an seinem Körper... so als wollte sie selbst nachschauen, dass alles 'heil' war, dass er die Entführung unversehrt überstanden hatte... Völlig geschockt von seinem reglosen Körper fing sie verzweifelt an zu brüllen:

"Mulder! Komm schon... Mulder... Kämpfe. Atme! Lebe! Bitte. Tu es für mich! Tu es für uns! Hörst Du? MULDER!"

Seine Haut war weiß, fast bläulich. Als Ärztin wusste sie selbst genug, um zu erahnen dass dies kein gutes Zeichen war. In seinem Gesicht waren hässliche blaue Flecke und auch seine Arme und Beine waren von zahlreichen blauen Flecken und Schürfwunden gezeichnet.

"Einen Arzt! Wir brauchen sofort einen Arzt! Es ist noch nicht zu spät! Er... er braucht Hilfe!", rief sie mit tränenerstickter Stimme. Dann strich sie liebevoll eine widerspenstige Strähne seiner inzwischen längeren Haare aus dem Gesicht und flüsterte:

"Es wird alles wieder gut."

Doggett kam von hinten auf sie zu und wollte sie von Mulder wegziehen, aber Scully versuchte sich mit Händen und Füßen zu wehren. Er ließ sie nicht los und schrie sie an. Er wollte es nicht, aber er sah keinen anderen Ausweg.

"Es ist zu spät!"

"Nein, er braucht Hilfe!", wiederholte Scully und schaffte es sich aus Doggetts Griff zu befreien. Sie lief so schnell sie konnte den unebenen Waldweg entlang. Doggett lief ihr ein Stück hinterher und versuchte sie aufzuhalten.

"Agent Scully!! Bleiben Sie stehen! Wo wollen Sie denn hin? SCULLY!!!"

Aber Scully hörte nicht auf ihn, sondern lief immer weiter. Doggett schaute sich unschlüssig um. Sein Blick streifte den von Skinner, der ihn sonderbar anschaute. Doggett sah wieder auf die immer kleiner werdende Gestalt und lief schließlich selbst los.

"SCULLY! Bleiben Sie stehen!!! Wir tun schon was wir können!!!"

Doggett legte noch an Tempo zu, als er sah, dass seine Rufe nichts brachten.

Als Scully die Häuser erblickte, vergaß sie die aufkommende Schwäche, die ihre Beine erfasste.

>>>Nur noch ein kurzes Stück. Gleich. Gleich bin ich da. Jeremiah... Mulder...<<<

Als sie die erneuten Rufe von Doggett hörte, zwang sie sich schneller zu laufen.

>>>Du kannst mich nicht aufhalten. Du darfst mich nicht aufhalten. Jeremiah...<<<

Beinahe wäre sie gestolpert. Es nützte nichts. Sie musste sich für einen kurzen Moment verschnaufen. An einen Baum angelehnt, sah sie es plötzlich...

>>>Oh, mein Gott.<<<, war das Einzige, was sie im Moment denken konnte. War es wirklich das, wonach es aussah?

Ein gleißend helles Licht kam aus dem dunklen Nachthimmel hervor und wurde immer größer. Scully musste ihre Augen zusammen kneifen, so hell war es. Sie hatte das Gefühl für einen kurzen Moment blind zu sein. Schützend hielt sie ihren Arm vor ihr Gesicht.

>>>Was...?!<<< Scully wusste nicht wie ihr geschah. Sie war vollkommen gefangen von diesem Licht. Obwohl sie ihre Augen schützte, war es dennoch unmöglich, dass sie nicht doch schmerzten. Sie konnte sich nicht bewegen. Es war fast so, als wären ihre Füße mit dem Boden verschmolzen. Als sie wieder halbwegs normal sehen konnte, sah sie nur noch wie ein weißer Lichtstrahl in ein Haus führte. Dann, als ob jemand eine Taschenlampe ausknipsen würde, ging das Licht aus und das Objekt verschwand.

>>>Das kann nicht wahr sein. Ich... das war... ich... mein Gott.<<<

Paralysiert stand sie da und verinnerlichte das soeben Geschehene.

>>>JEREMIAH!<<<, schoss es ihr durch den Kopf.

"Agent Scully!"

Die Rufe Doggetts wurden immer lauter. Schnell besann sie sich wieder und lief auf das Haus zu. Beinahe wäre sie erneut gestolpert, doch Scully zwang sich dazu weiter zu laufen... es gab noch eine Chance. Sie drehte sich einmal kurz um und sah, dass Doggett ihr folgte. Sie musste unbedingt schneller laufen, sonst hatte er sie bald eingeholt. Aber sie wollte nicht so schnell laufen, weil sie Angst hatte, dass ihrem Baby etwas passieren könnte. Trotz der Angst rannte sie weiter.
Schließlich kam sie an der kleinen Hütte an, wo sie Jeremiah Smith zurückgelassen hatte, aber als sie sein Zimmer betrat war es leer. Jeremiah Smith war nicht mehr da. Scully glaubte ihren Augen nicht. Das konnte nicht wahr sein. Er konnte doch jetzt nicht verschwinden, nicht jetzt, wo sie endlich Mulder gefunden hatten. Scully starrte auf das leere Bett und begann am ganzen Körper zu zittern. Sie versuchte verzweifelt die Kontrolle zu bewahren. Immer wieder atmete sie tief durch um die aufsteigenden Tränen zurückzuhalten. Sie warf ihren Kopf in den Nacken und schaute an die Decke. Unter dem Zittern merkte sie, wie ihre Beine schwach wurden. Sie sackte in sich zusammen und kauerte sich auf den Boden. Die Tränen liefen ihr jetzt ungehindert die Wangen hinab. Es schien so, als ob sie jegliche Hoffnung verloren hatte.

"Nein!", schrie sie in die Leere. "Das ist nicht wahr!!!!" Scully schloss ihre Augen. Auf ihren Knien wiegte sie sich langsam hin und her. Dann schrie sie erneut in die Leere, so, als wenn alles wieder gut werden würde und sich jemand nur einen Scherz erlaubte.

"NEEEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIINNNNNNNNNNNN!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!" Sie hatte all ihre Kraft verloren. Sie kam sich schwach und verlassen vor. Ihr Körper sackte jetzt vollkommen zusammen. Scully lag wie ein Häufchen Elend auf den Boden und weinte leise.

Doggett kam in den Raum gestürzt und blieb wie erstarrt stehen, als er Scully auf dem Boden liegen sah. Er hatte ihren Verzweiflungsschrei gehört und dachte, es wäre wer weiß was passiert. Schnell ging er zu ihr hinüber und kniete sich neben sie auf den Boden. Vorsichtig berührte er sie an der Schulter. Ohne ihn anzusehen klammerte Scully sich an ihn. Doggett wusste nicht was er machen sollte. Er konnte es kaum ertragen sie so zu sehen. Ihr kleiner Körper zitterte und es schien so, als ob er nicht mehr aufhören wollte.

"Sagen... Sagen Sie mir... Sagen Sie mir, dass das nicht wahr ist..."

Scully hatte große Schwierigkeiten diese Worte zu sprechen, da sie immer wieder von neuen Anfällen überflutet wurde.

"John, sagen Sie mir, verdammt nochmal, dass das nicht wahr ist!", schrie sie ihn mit der letzten Kraft, die sie noch hatte, an.

Doggett versuchte sie zu beruhigen.

"Sshh... Alles wird wieder gut... wir schaffen das", sagte Doggett leise, obwohl er es nicht glaubte. Es war fast so, als ob Scully seine Worte gar nicht gehört hatte und wenn doch, dann schien sie diese zu ignorieren.

"Sagen Sie mir, dass es nicht wahr ist!"

Immer und immer wieder wiederholte sie dieselben Worte. Sie schlug gegen Doggetts Brust und ließ ihre ganze Verzweiflung und ihren ganzen Kummer heraus. Doggett hinderte sie nicht daran, sondern ließ sie gewähren. Wenn es das war, was ihr half ihren Schmerz zu überwinden, dann sollte es so sein.

"Wieso? Wieso er?"

Scullys Schläge wurden immer schwächer. Doggett legte vorsichtig seinen Arm um Scully und drückte sie an sich. Ihre Tränen begannen sein Hemd zu durchnässen, aber das war im Moment das geringste Problem.

"W- Wieso er?", fragte sie noch einmal und vergrub ihr Gesicht in seiner Brust.

"Ich weiß es nicht."

Doggett schaute starr in den Raum und verfluchte den Mann, wegen dem sie solche Schmerzen hatte.

"Ich weiß es nicht", sagte er noch einmal leise mit trauriger Stimme.

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