World of X

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Tell me why

von Queequeg2, XFilerN

Kapitel 2

Sie hatte kein Wort hervorgebracht und ihn nur lächelnd, mit Tränen in den Augen angesehen, als er weiter gesprochen hatte.

„Ich liebe dich von ganzem Herzen. Gestern, heute und für alle Zeit. Ich möchte keinen Morgen mehr ohne dich an meiner Seite erwachen und keinen Abend mehr alleine sein. Deshalb, Dana, frage ich dich: Willst du meine Frau werden und mich zum glücklichsten Mann der Welt machen?“

Freudestrahlend hatte sie gesagt: „Ja, das will ich.“



Und was war jetzt, da er sein Gelöbnis, sie zu lieben und zu ehren, ihr treu zu bleiben und immer zu ihr zu stehen, gebrochen hatte. Sie hatten es sich noch nicht einmal vor einem Altar geschworen und schon hatte er diesen Schwur gebrochen. Er hatte sie betrogen, mit einer Frau, die ihm nicht das Geringste bedeutete.



Das Taxi hielt vor der Kneipe und Mulder stieg aus, nachdem er dem Fahrer einige Dollarnoten in die Hand gedrückt hatte. Der heftige Wind peitschte ihm den Regen hart ins Gesicht und in wenigen Augenblicken waren seine Kleider in Wasser getränkt. Langsam und zögerlich ging er auf seinen Wagen zu, als das Taxi davonfuhr.

Die Straßen waren leer, und sämtliche Fenster um ihn herum dunkel. Mulder konnte nicht mehr, wusste weder ein noch aus und so gab er sich seinem Schmerz hin, ließ sich vor dem Ford auf den Boden sinken und begann in seine Hände zu weinen. Er weinte bitterlich wie ein kleiner Junge, da ihm seine Zukunft zerstört schien. Er hatte sie eigenhändig zerstört! Und schlimmer noch trafen ihn die Schuldgefühle, die er Dana gegenüber hatte. Seine Träume für ihre gemeinsame Zukunft waren wie eine Seifenblase geplatzt, verweht wie ein Blatt im Wind...



Gegen drei Uhr in der Nacht kam er endlich vor dem kleinen Haus am Rande der Stadt an. Er schaute es sich an und wieder traf in dieses Gefühl der Schuld. Es brannte Licht darin und offensichtlich war Dana noch wach. Sie hatte sich bestimmt um ihn Sorgen gemacht und konnte wohl deswegen nicht schlafen. Und er, was hatte er getan? Mulder wagte es nicht, aus dem Wagen zu steigen und ins Haus zu gehen. Sie würde es ihm sofort ansehen, dass etwas an diesem Abend geschehen war, das er nie wieder rückgängig machen könnte.

So saß er in dem Wagen, schaltete die Scheibenwischer und den Motor ab und starrte auf die Fensterscheibe, gegen die der Regen gepeitscht wurde.





***





Sie hörte, wie sich ein Schlüssel im Schloss umdrehte. Daraufhin war das Öffnen der Wohnungstür zu hören und ein Klicken beim darauf folgenden Schließen der Tür. Unter ihrer Bettdecke war es mollig warm, der Wind rauschte immer noch laut und man konnte die Regentropfen gegen das Fenster prasseln hören. Ihr Schlaf war nicht sehr fest gewesen, da sie am besten schlief, wenn sich Mulder mit im Bett befand. Die Ungewissheit, wann er zurückkommen oder sich melden würde, ließen ihr nur einen leichten Schlaf zu. Die Schritte, welche sie aus dem Wohnzimmer vernehmen konnte, gehörten definitiv ihm. Unter Tausenden von Menschen würde sie diese wieder erkennen. Irgendwie leicht, aber auch fest und sicher beim Auftritt. Scheinbar wollte er sie nicht wecken, da er noch nicht einmal das Licht eingeschaltet hatte. Sie hätte es wahrgenommen, da die Schlafzimmertür nur angelehnt war. Ein leise raschelndes Geräusch drang an ihr Ohr. So müde sie auch zu einer solch frühen Stunde war, sie nahm jeden einzelnen Laut war. Warum kam er nicht ins Schlafzimmer oder ging ins Bad? In den letzten Wochen hatte er es nie abwarten können, endlich mit ihr in die Federn zu kommen, sie im Arm zu halten, mit ihr zu kuscheln und ihren Duft zu riechen. Sie waren wie verspielte Teenager, da jede Berührung, egal ob zu Hause oder im Büro, sie erschaudern ließ. War etwas vorgefallen, vom dem er versuchte, sich alleine davon zu befreien?

Langsam strich sie ihre Bettdecke zurück, die kühle Luft verursachte eine Gänsehaut an ihrem Körper. Sie trug einen schlichten blau karierten Baumwollpyjama. Da ihre Hausschuhe nicht am Bett standen, schlich sie sich barfuss leise zur Tür und lugte ins Dunkel des Wohnzimmers. Nach einer kurzen Weile konnte sie die Umrisse erkennen und sie sah Mulder. Er saß auf der Couch, seinen Kopf in die Hände gestützt. Er machte einen sehr geknickten Eindruck. Es musste etwas Schlimmes passiert sein, denn sonst wäre er nicht in einer solchen Verfassung. Nur selten, in den Jahren der Partnerschaft, hatte sie ihn so gesehen. Behutsam und ohne einen Mucks von sich zugeben, öffnete sie nun vollständig die Tür und ging ins Wohnzimmer auf die Couch zu. Je näher sie kam, umso mehr konnte sie seine völlige Erscheinung wahrnehmen. Sein Haar schien nass vom Regen zu sein. Und er hatte immer noch seine Jacke an, die ebenfalls durchgeweicht war. Er hörte sie nicht und sie stand jetzt an der Rückenlehne und betrachtete ihn noch ein weiteres Mal. Egal, was passiert war, sie würde ihm helfen. Nichts könnte so schlimm sein, dass man es nicht mit gutem Zuhören, Reden und Liebe wieder richten könnte. Zärtlich legte sie ihre Hände auf seine Schultern, eine auf jede Seite. Plötzlich schreckte er zusammen. Mulder hatte sie nicht gehört, wie ihr schien.



Sein Kopf löste sich von seinen Händen und er richtete sich auf. Zwar stand er nicht wirklich auf, aber sein Körper war nun in einer sehr senkrechten Position und er wirkte steif und erschrocken. Ihre Hände lösten sich von ihm und sie ging um die Couch herum. Scully blieb stehen, als sie Mulders verweintes Gesicht sah. Nur das Licht der Vorstadt drang in das Wohnzimmer, aber dieses reichte aus, um sie erkennen zu lassen, dass er völlig verstört war. Warum schaute er sie nicht an? Ein weiterer Schritt auf ihn zu und ein erneutes stehen bleiben. Mulder schaute langsam auf und sah ihr in die Augen. Diese funkelten im schwachen Licht und die Tränen, die leise aus ihnen hervorkamen, schillerten. Ein komisches Gefühl machte sich in ihrem Magen breit, ein Gefühl der Ungewissheit und der Besorgnis. In seinen Augen erkannte sie Schmerz und Verzweiflung. Was war geschehen? Sein Blick entriss sich ihrem und sie ging auf ihn zu, wollte ihn umarmen, ihn trösten. Doch bevor sie dieses tun konnte, blieb sie erneut stehen.



Ihr Magen zog sich nun vollends zusammen, Übelkeit stieg in ihr auf. Was war das? Sie war nur einen Bruchteil von ihm entfernt und sie roch Alkohol, billigen Schnaps. Aber das schien nicht alles zu sein. Ein weiterer Geruch drang ihr entgegen. Das konnte doch nicht sein?! Mulders Blick richtete sich auf und er schaute sie Hilfe suchend an. Sein Blick bestätigte ihr, was sie selbst nicht wahrhaben wollte. Der Geruch war der von billigem Parfüm. Dieses Parfüm, der Alkohol und die Tatsache, dass er weinte, sagten ihr alles. Seine verzweifelten und um Entschuldigung bittenden Augen ließen ihr Tränen in ihre eigenen steigen. Scully biss sich auf die Unterlippe, um gegen das Gefühl der Übelkeit anzukämpfen. Warum? Sie hatte ihm vertraut, er war der Einzige, dem sie je vertraut hatte. War das alles nicht genug?

Panik stieg in ihr auf, eine Enttäuschung, die größer hätte nicht sein können. Ihr Vertrauen war gebrochen worden, von einem Mann, dem sie ihr Herz anvertraut hatte. Mit einem Satz hatte sie die Tür zur Dachterrasse geöffnet und stürmte in den Regen. Nach weniger als zwei Sekunden war sie nass bis auf die Knochen. Ihre Haare hingen ihr im Gesicht und mit den Händen hielt sie sich an der Brüstung fest. Tränen, die am Anfang nur schwach herausgelaufen waren, kamen jetzt wie eine Welle über sie. Zitternd und mit der Welt am Ende ließ sie ihre Gefühle heraus. Ein Schluchzen, das gegen den Wind ankämpfte und gewann. Sie konnte an nichts denken, ihr Kopf war völlig blockiert.

Ein paar leise Worte.... wieder und wieder, ihr Name! Sie erkannte die Stimme, aber sie drehte sich nicht um. Die Worte wurden lauter...



„Scully! Scully, bitte hör mir zu...“ Sein Herz zersprang in tausend Stücke, als er ihren Schmerz und ihre Verzweiflung sah. Langsam ging er auf Scully zu, hinaus in den Regen, dessen Tropfen seine und ihre Tränen hätten sein können. Er wollte sie in den Arm nehmen, sie trösten und ihr sagen, wie schrecklich Leid es ihm tat. Er wollte sie um Vergebung bitten, doch könnte sie ihm je verzeihen?

Mulder stand jetzt ebenfalls auf der Dachterrasse, seine Schultern schlaff nach unten hängend und die Angst in seinen verweinten Augen. Seine Stimme war gedämpft, er hatte Probleme beim Sprechen und schluckte hart, bevor er einen erneuten Versuch wagte, sie anzusprechen.

„Scully, bitte hör mir zu... es tut mir Leid...“

Weiter kam er nicht, denn Scully drehte sich um. In ihren Augen sah er Angst und Hass. Hass? War es das wirklich? Alles, aber bitte nicht das! Sie war doch sein Ein und Alles. Sie würde es immer bleiben, aber ganz offensichtlich empfand Scully das nicht so. Nicht mehr!

„Es tut dir leid?“

Scully lehnte mit dem Rücken am Geländer, ihr Körper zitterte so sehr und ihre Beine drohten nachzugeben, dass sie allein nicht hätte stehen können. Mit bösem und zugleich verzweifeltem Blick schaute sie Mulder an. Ihre Stimme war laut, aber die Worte hörten sich schief an. „Es tut dir leid, ist das alles? Meinst du, damit wäre es erledigt? Nein Mulder, nicht mit mir!“

In Scully stieg Wut auf, ihre Gefühle, die eben noch durch Tränen den Weg nach draußen gefunden hatten, fanden nun auf ganz anderem Weg ein Ventil. „Warum? Warum, Mulder?! War ich dir nicht genug? Musstest du mir erst mein Herz stehlen, damit du es dann mit Genuss brechen kannst? War es das wert?“

„Scully, nein! Bitte, du verstehst nicht...“

„Ich verstehe nicht? Ich hab in meinem Leben glaub ich noch nie besser verstanden! War sie denn gut? Hat sie es dir gegeben?“ Die Wut gewann Oberhand. Sie schrie. „War ich dir nicht gut genug im Bett, war es das? Was hatte diese Schlampe, was dich angetörnt hat? War sie die Erste?“

„Ja, war sie. Bitte, lass es mich dir erklären! Ich bitte dich...“

Mulders Worte waren mehr ein Flehen. Er wusste, er konnte nichts tun, nicht jetzt. Sie müsste ihm zuhören, sie müsste sich seine Worte anhören, aber in diesem Moment des Schmerzes und der Wut auf ihn, würde dies nicht gelingen.

„Erklären? Mulder, was willst du da noch erklären? Willst du mir sagen, es war nicht deine Schuld, ist es das? Willst du mir sagen, es war ein dummes Versehen, das nie wieder vorkommt?“

„Nein!“ Er wusste, dass er zu laut gewesen war und schüttelte einfach nur immer wieder unmerklich den Kopf. Mulder wusste, dass er sie verletzt hatte, sehr sogar. Und ihm war auch klar, dass sie wütend war. Es war berechtigt, aber er wollte eine Chance, es ihr erklären zu dürfen, doch Scully ließ es nicht zu.

„Geh...!“, befahl sie mit zitternder Stimme und wies zur Tür.

„Was? Dana, ...bitte, lass mich es dir erklären“, bat er vorsichtig, als ihm bewusst wurde, dass sie ihm nicht die geringste Chance geben wollte.

„Geh Mulder, du sollst gehen!“, schrie sie voller Verzweiflung, Wut und Trauer.

„Dana, bitte...“

„Nein! Sag nie wieder Dana zu mir, nie wieder. Und jetzt geh... Du sollst verschwinden, ich will dich nie wieder hier sehen.“

„Scully! Bitte, lass es dir....“

„Geh...!“ In ihrer Wut stieß sie ihn zurück durch die Tür ins Wohnzimmer. Sie hatte alle Kraft in diesen Schups gesteckt, denn Mulder taumelte ein wenig und griff Halt suchend an den Türrahmen.

Sie schrie und ihre Stimme brach am Ende der letzten Silbe. Die Wut hatte sie verlassen, in sie trat ein Gefühl der Leere, die sie versuchte zu bewältigen. Mulder war bereits gegangen, als ihre Beine zusammenklappten und ihr Körper auf den Boden sackte. Sie weinte bitterliche Tränen. In nur einer Sekunde war ihre Hoffnung, ihr Vertrauen, ihre Liebe zerstört worden. Langsam ließ der Regen nach und in ihrem Körper kehrte Ruhe ein, die Erschöpfung hatte sie überwältigt.



Als sich die kalten Morgennebel lichteten, lag sie immer noch auf dem kalten, nassen und harten Steinboden der Dachterrasse.





***





Mulder war die restliche Nacht im Wagen geblieben, nahe des Potomac. Er hatte auf das Wasser gestarrt, das Spiegelbild des Mondes angesehen und sich gefragt, wie er es soweit hatte kommen lassen können. Seit er neben Jen erwacht war, hatte er sich immer und immer wieder gefragt, wieso er es zugelassen hatte? Selbst, dass er etwas getrunken hatte, war für ihn nicht relevant. Er hatte nichts außer Sympathie für die Frau empfunden. Es gab hatte kein Gefühl in ihm gegeben, dass ihm eine logische Erklärung für sein Handeln bot. Es war nicht mal der Reiz neuer Haut an Haut da. Nicht das Bedürfnis, noch einmal mit einer Anderen zu schlafen, bevor er sich für immer Dana hingeben wollte. Nichts, einfach nichts!

Schließlich war Mulder doch noch so müde geworden, dass er eingeschlafen war. Sein Kopf ruhte auf seiner Schulter und er sprach im Schlaf.



Immer wieder hatte er die Szene auf der Terrasse vor Augen, selbst in seinen Träumen. Er sah Danas makelloses Gesicht so deutlich vor sich, als stünde sie direkt vor ihm, aber sie tat es nicht. Scully hatte ihn aus ihrer gemeinsamen Wohnung und vor allem aus ihrem Leben verbannt. Plötzlich war alles schwarz um ihn herum und Mulder fiel. Er spürte den Wind, der ihm beim Sturz entgegen blies. Er fiel tiefer und immer tiefer in einem endlosen schwarzen Loch. Dann spürte er den tödlichen Schmerz des Aufpralls und wachte erschrocken auf.

Er rieb sich sein schmerzendes Genick, versuchte seine Orientierung wieder zu finden und stellte fest, dass es inzwischen hell geworden war. Ohne zu wissen, wo ihn sein Weg hinführen würde, startete Mulder den Motor und nahm sein Handy aus der Jackentasche, um sich für ein paar Tage frei zu nehmen. In seiner momentanen Verfassung würde er sich unmöglich auf seine Arbeit konzentrieren können.



Skinner hatte nicht bemerkt, dass sein Agent nicht ganz mit seinen Gedanken bei dem Gespräch gewesen war und hatte in Mulders Bitte eingewilligt. Aber ob eine Woche genügen würde, um wieder in den Alltag hinausgehen zu können? Mulder wusste es nicht. Er wollte einfach ein paar Tage in das alte Ferienhaus seiner Eltern. Vielleicht würde ihm die Ruhe der Natur gut tun und ihm helfen, seine Gedanken zu sortieren. Und vor allem musste er von DC weg, um diesen Tag wenigstens für kurze Zeit zu vergessen. Mulder wusste auch, dass Dana diese Zeit brauchen würde, um mit dem, was er getan hatte, klarzukommen.





***





Scully stand unter der Dusche und wusch sich die Haare, doch ihre Gedanken waren bei dem gestrigen Abend. Es war, als wäre ihr schlimmster Alptraum wahr geworden. Wenn sie nicht einmal mehr Fox vertrauen konnte, wem dann? Wie hatte er ihr das antun können, jetzt da sie endlich glücklich und zufrieden gewesen war? Sie fragte sich, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn er ihr nichts davon erzählt hätte. Dann wäre ihr dieser Schmerz des Verlustes erspart geblieben. Sie wollte ihn nicht mehr sehen. Nie wieder! Schließlich hatte Fox all das zerstört, was sie beide all die Jahre zusammengehalten hatte. Alles, was sie von Beginn an verbunden hatte und wodurch sie sich letztendlich lieben gelernt hatten. Vertrauen! Vertrauen, die Basis für jede Beziehung... Doch er hatte ihr Vertrauen ausgenutzt, ihr dann alles erzählt und die Hoffnung, die Naivität besessen, dass dies das Richtige gewesen war und geglaubt, sie würde es einfach so hinnehmen und darüber hinwegsehen oder ihm verzeihen. Doch wie könnte sie? Wieso hatte er ihr das antun können?





***





So lange wie dieses Mal war ihm die Fahrt noch niemals vorgekommen, bis er schließlich das Sommerhaus erreichte. Er hatte Dana eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen, damit sie wusste, wo er war. Vielleicht würde es sie ja doch interessieren?

Erschöpft von der Fahrt stieg er aus seinem Ford, nahm seine Sachen aus dem Kofferraum und ging auf die Veranda. Der Zaun um das Grundstück sah ziemlich morsch aus und auch das Haus selbst war von außen nicht mehr das, was es einmal gewesen war. Ein Anstrich würde ihm gut tun, bemerkte Mulder, als er sich umschaute. Doch zuerst wollte er seine Koffer auspacken und das Haus ein wenig putzen.

Er hatte kurze Zeit später alle seine Klamotten in diversen Schränken und Schubladen verstaut und machte sich daran, das Bad, die Küche und das Schlafzimmer zu säubern. Er hätte es sich selbst nicht zugetraut, dass es ihm so leicht fiel, einen ganzen Tag lang zu wischen, zu fegen, abzustauben und aufzuräumen. Doch es half ihm, seine Gedanken vorübergehend abzulenken und so erfüllte die Hausarbeit ihren Zweck.



Als er zuletzt auch noch alle Fenster im Haus geputzt und die Vorhänge zum Waschen abgenommen hatte, ließ er sich ein Bad ein. Er machte sich Sandwiches und nahm einen Eistee mit ins Bad. Er zog sich aus und ließ sich in das warme Wasser gleiten, das seinen Körper sanft umspielte. Mulder lehnte sich entspannt zurück und seine Gedanken drifteten zurück in die Vergangenheit, die ihm weiter entfernt schien als sie tatsächlich war. Eine Vollmondnacht vor wenigen Monaten war es, an die er sich erinnerte...



Mulder hatte Scully um ein Date gebeten und sie hatte es angenommen. Ihr erstes Rendezvous. Nachdem er sie zu Hause abgeholt hatte, waren sie ein Stückweit außerhalb von Washington in einen Park gegangen, der Nachts nicht sehr gut besucht war. Als ob es erst gestern gewesen wäre, sah er ihr zartes Gesicht und ihre wunderschönen, glänzenden Augen vor sich, die selbst das Leuchten der Pleyaden übertrafen. Mit einem Picknickkorb in der Einen und Scullys Hand in der Anderen Hand, schlenderte er bis zu einem Platz der ihm gefiel. Sie breiteten eine Decke aus und schauten sich immer wieder lächelnd an, während sie gemeinsam den Korb ausräumten und es sich unter dem klaren Sternenhimmel, inmitten des Grüns des Parks, bequem machten. Sie hatten soviel Spaß gehabt und sich endlich auch mal über Themen unterhalten, die weit von ihrer Arbeit abwichen. Sie hatte so bezaubernd ausgesehen, im fahlen Schein des Mondes. Ihre Gesichtszüge, ihre Lippen und Augen... sie war so wunderschön. Es berauschte Mulder geradezu als er sie sich genau ansah und bewunderte. Er hatte sich gefragt was ihn solange abgehalten hatte, sie um ein Date zu bitten.



Später gingen sie Hand in Hand zurück zum Wagen und fuhren zu Scullys Apartment. Niemals zuvor hatte er gezögert, wenn sie ihn eingeladen hatte noch mit rein zu kommen, aber diesmal war es anders. Sie waren sich näher. Es war plötzlich mehr zwischen ihnen, als nur die Freundschaft. Sie nahm in bei der Hand und lächelte, doch dann zog sie ihn mit sich in die Wohnung.

Als nächstes hatte Mulder wieder deutlich das Bild vor Augen, als sie zusammen auf der Couch saßen und sich ansahen. Worte waren in diesem Moment so überflüssig und sie wären auch unpassend gewesen. Es war als gäbe es nur noch sie beide, als er sich ihr schüchtern näherte, bis er ihren warmen Atem auf seinem Gesicht fühlte und im Blau ihrer Augen versank, kurz bevor sie beide die Augen schlossen und es geschehen ließen.

Sie folgten dem Ruf ihrer Herzen. Und aus einem schüchternen ersten Kuss wurden zwei, drei und mehr, die zunehmend leidenschaftlicher wurden. Sie ließen ihre Zungen miteinander spielen und streichelten sich, erforschten den Körper des Anderen, mit der Vorsicht zweier Teenager, welche ihre ersten Erfahrungen sammeln.

Von Sehnsucht und Verlangen getrieben begannen sie allmählich sich gegenseitig auszuziehen, bis sie schließlich völlig nackt, nah beieinander, vor dem brennenden Kamin lagen.



Zärtlich fuhr er mit den Fingern den Konturen ihres Halses entlang und küsste sie, mit einer Zärtlichkeit, die sie erschaudern ließ. Tiefe glückliche Seufzer entkamen ihrer Kehle, als sein Mund hauchfeine Küsse auf ihrer Brust verteilte und er gab ein zufriedenes Grummeln von sich, das Scully zum Lächeln brachte. Behutsam saugte er zufrieden und liebevoll an ihren harten Brustwarzen, wie ein Säugling. Ihre kleinen, runden Brüste hatten für ihn genau die richtige Größe. Eine Handvoll. Immer wieder umspielte er mit seiner Zunge abwechselnd ihre Knospen, die starr vor Erregung waren.

Ihre kleinen Hände streichelten seinen Rücken, glitten zu seinen Schultern, über seine muskulösen Arme und wieder bis zu seinem Hintern, den sie zärtlich knetete. Mulder unterbrach seine Liebkosung und schaute sie an. Ihre Augen hielt sie geschlossen, doch sie lächelte ihn an, seinen Blick deutlich fühlend. Mulder beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie abermals, bevor er zu ihren Ohrläppchen wanderte und daran knabberte, während er ihr genüsslich ins Ohr brummte.

Sie umfasste seine Hüfte und dirigierte ihn sanft aber bestimmt auf sich. Sie wollte ihn spüren. Seine Männlichkeit, seine Länge, die sein Verlangen nach ihr verdeutlichte. Er ließ sich führen, bereit ihr zu folgen, was immer sie auch forderte. Er wollte ihr jeden Wunsch erfüllen, ihre Liebe erleben und am Liebsten mit Dana zu den Sternen fliegen. Er fühlte ihr Locken an seiner Erektion und vor allem fiel ihm die Hitze auf, die von dort kam.

Wieder küssten sie sich gefühlvoll und stürmisch zugleich, als er seine Hand zwischen ihre Beine gleiten ließ und langsam mit einem Finger in sie eindrang. Dana war eng und feucht. Feucht für ihn und eng so wie er es liebte. Sie stöhnte unter seiner Berührung und presste ihr Becken verlangend gegen seine Hand. Er entzog seinen Finger immer wieder, nur um gleich wieder in ihre Mitte einzudringen. Er war berauscht und ihm wurde ganz schwindelig, als er sie noch glücklicher machen, sie befriedigen wollte. Mit einem Schlafzimmerblick sah er sie an und diesmal öffnete sie ihre Augen. Überrascht, weil er seine Berührungen unterbrochen hatte. Sie sah dieses Funkeln in seinen Augen, das ihr bislang völlig fremd war und schaute ihn fragend an.

Mulder streichelte ihr Wangen und küsste sie auf die Nasenspitze, „Hast Du Honig hier?“

Sie lächelte, „Ja, wieso?“

Er küsste sie wieder auf ihre rosigen Lippen, „Bleib wo Du bist, ich bin gleich wieder da“. Mulder stand auf, ging in die Küche und kam unmittelbar danach wieder, mit einem Glas Honig in der Hand. Er setzte sich neben Scully, öffnete das Glas und lächelte sie verführerisch an. Ihr Blick zeigte ihm, dass sie etwas irritiert war, aber er erklärte ihr sein Handeln, indem er das Glas über sie hielt und den Honig auf ihre Haut träufeln ließ.

Dana bekam eine Gänsehaut am ganzen Körper und genoss das Gefühl, des Honigs, der in feinen Linien über ihre Brüste, zu ihrem Bauch, bis hin zu ihrer Mitte verteilt war. Mulder zuckte neckisch mit den Brauen, stellte das Glas wieder bei Seite und begann Scully abzulecken. Wie ein Kätzchen, das Milch aus einer Schüssel leckte, so leckte Mulder jede Stelle auf Scullys Körper auf der sich Honig befand.

Er fing bei ihren Brüsten an und wanderte immer tiefer, bis er ihren Venushügel erreicht hatte und schließlich seine Zunge an ihrer Klitoris kreisen ließ. Scully stöhnte, erzitterte und griff ihm unsanft in sein Haar, presste ihn stärker gegen ihre Mitte. Sie wollte ihn, wollte ihn in sich aufnehmen und vollends mit ihm vereinigt sein. Doch die plötzliche Welle, die sie erfasste ließ sie erst mal alles um sich herum vergessen. Er leckte weiter, als er wieder mit seinen Fingern in sie eindrang und plötzlich ein heftiges Zucken spürte. Sie kam mit voller Wucht und er hörte nicht auf sie zu befriedigen, bis sie ihn an seinem Haar zu sich rauf zog.

Heftig nach Atem ringend bat sie ihn, „Nimm mich, Mulder... Jetzt sofort!“

„Alles was Du willst, Dana“ erwiderte er schmunzelnd, brachte sich über ihr in Position und drang dann ganz langsam in sie ein. Er wollte nicht, dass sie Schmerzen bekommen würde und achtete dabei auch genau auf ihren Gesichtsausdruck. Er spürte ihre Hitze, ihre Enge und das Gefühl in ihr zu versinken. Er genoss jede Sekunde, die er tiefer in sie eindrang. Wieder küssten sie sich leidenschaftlich und Dana presste sich gegen ihn, um ihm zu zeigen, dass sie keine Schmerzen hatte, und er ruhig richtig in sie dringen sollte. Mulder verstand ihre Aufforderung und stieß in sie. Langsam begann er sich in ihr zu bewegen und beide fingen an zu stöhnen, als das Gefühl der Vereinigung sie überwältigte.

Es war Mulder vollkommen Gleichgültig ob er kommen würde. Das einzige was zählte war Dana, die er um alles in der Welt glücklich machen wollte. Seine Stöße wurden aggressiver und schneller, als Dana seine Hüfte immer wieder von sich stieß und wieder heran zog.

Sie schaffte es sogar Mulder mit Wucht auf den Rücken zu drehen, ohne dass er sie verließ. Er beobachtete sie genau. Konnte seine Blicke nicht von ihr lassen, als sie ihr Becken auf ihm kreiste und den Rhythmus angab. Ihr Haar und ihr schweißgebadeter Körper glänzten, in der Reflektion des Feuers, im Kamin, und Mulder stellte fest das Dana nie schöner war als in diesem Moment. Als auch ihn die Welle erfasste bewegte sich Dana schneller auf ihm und ließ in so tief in sich, wie es möglich war. Sein Schaft drang wieder und wieder in sie und Mulder begann ihre Klitoris erneut zu umkreisen, mit seinen Fingern. Die Welle des Höhepunktes ergriff auch Dana ein weiteres Mal und sie kamen beinahe zeitgleich zum Orgasmus.



Mulder stieg mit dieser Erinnerung aus der Badewanne, da das Wasser inzwischen kalt war und begann, sich abzutrocknen. Durch das Fenster sah er, dass es draußen bereits dunkel geworden war und er merkte auch jetzt, wie müde er war.

Er kuschelte sich ohne Pyjama in das große Bett und schlief kurze Zeit später erschöpft und mit den Gedanken bei Scully ein.





***





Scully war zu ihrer Mutter nach Maryland gefahren und hatte sich vorher für einige Tage frei genommen. Sie war etwas erstaunt gewesen, als Skinner ihr erzählt hatte, dass auch Fox sich hatte beurlauben lassen. Allerdings hatte sie es vermeiden wollen, dass ihr Vorgesetzter etwas von dem mitbekommen würde, was vorgefallen war und so hatte sie einfach seine Erlaubnis abgewartet und war weggefahren, um alles Geschehene vorerst zu vergessen. Scully wusste, dass es töricht war, daran zu glauben, dass sie je vergessen könnte, doch sie wollte es zumindest versuchen. Als sie wenige Stunden nach dem Gespräch mit Skinner vor der Tür ihrer Mutter gestanden hatte, hatte sie ihren Schmerz nicht länger verbergen können und war weinend in Maggies Arme gesunken.

Sie hatten sich die halbe Nacht unterhalten und Tee getrunken, doch alles hatte nichts geholfen. Scully fühlte sich noch immer verletzt und hintergangen und auch ihre Mutter vermochte es nicht, ihr den Kummer zu nehmen.





***





Die warmen Sonnenstrahlen, die ihm mitten ins Gesicht schienen und an der Nase kitzelten, weckten Mulder sanft. Verschlafen rieb er sich die Augen und schaute auf den Digitalwecker, der neben dem Bett stand. Kurz nach neun war es bereits. Gähnend und sich streckend stand Mulder auf und ging ins Badezimmer am Ende des Flurs. Eine heiße Dusche würde ihn schon fit machen. Er fühlte sich wie gerädert, weil er in dieser Nacht nur schlecht geschlafen hatte. Ständig war Dana in seinen Träumen aufgetaucht und hatte ihm Vorwürfe gemacht. Sie hatte ihm keine Chance gelassen, sein Fehlverhalten, seinen Ausrutscher zu erklären, so wie sie ihm auch nicht hatte zuhören wollen, als er es ihr auf der Terrasse im strömenden Regen hatte erklären wollen.

Das warme Wasser erfüllte seinen Zweck und allmählich fühlte er sich etwas fitter als noch vor einigen Minuten. Anders als sonst ließ er seine Haare lufttrocknen und rasierte sich auch nicht. Wozu auch? Mit der Zahnbürste im Mund ging er in das untere Stockwerk und geradewegs in die Küche und setzte sich erst mal einen Kaffee auf. Als er die Schränke nach etwas Essbarem durchsuchte, stellte Mulder fest, dass er unbedingt noch einkaufen gehen musste.



Er lud gerade die Lebensmittel aus dem Wagen, als ein weiteres Auto die schmale Straße zu dem Ferienhaus herauf gefahren kam. Ein silberner Ford Mustang, der Mulder nichts sagte. Wer konnte das sein? Wer wusste, dass er nach all den Jahren hier war?

Mulder stellte gerade die letzte Tüte auf die Veranda, als eine schlanke Blondine aus dem Ford ausstieg die und auf ihn zukam. Sie trug ein schlichtes weißes Kleid, das ihr bis zu den Knien ging. Sie lächelte, als sie nah genug vor Mulder stand, um ihn zu erkennen und er erwiderte es.

„Meine Güte, Trisha!“, entfuhr es Mulder aus lauter Überraschung. Sie umarmten sich kurz, aber innig.

„Fox, ich hatte es nicht glauben wollen, als in der Stadt das Gerücht rum ging, dass du wieder hier bist. Was tust du hier?“

„Ich mache eine Woche Urlaub hier und habe vor, das Haus etwas in Schuss zu bringen.“ Mulder deutete auf die Taschen. „Da sind Sachen drin, die ich schnell in den Kühlschrank packen muss, sonst hab ich umsonst eingekauft...“

Sie lächelte wieder und nahm eine der Tüten. „Ich helfe dir... du musst mir unbedingt erzählen, was du die Jahre über so getrieben hast.“



Trisha war eine alte Freundin von Mulder. Ihre Eltern hatten damals, als sie Teenager waren, ein Sommerhaus gehabt, das nur einen halben Kilometer von dem seiner Familie entfernt lag . Sie hatten sich Jahre lang jeden Sommer getroffen und die Ferien zusammen verbracht. Anfangs waren Trisha und er nur Freunde gewesen, aber eines Nachts, als sie am See spazieren gegangen waren, war es geschehen. Mulder hatte mit ihr sein erstes Mal erlebt. Vier Jahre waren sie miteinander gegangen, zumindest dann, wenn sie mit ihren Familien hier gewesen waren. Erst als Mulder dann nach England ging, hatten sich ihre Wege getrennt und sie hatten sich nie wieder gesehen.

„Spielst du noch immer Gitarre?“, wollte Mulder von ihr wissen. Er erinnerte sich noch genau, wie gern er ihr immer beim Spielen zugehört hatte. Sie hatte auch immer schon eine tolle Stimme gehabt und ebenso gern gesungen wie gespielt.

„Ja, aber ich hab schon seit Jahren nicht mehr gespielt. Meinem Mann hatte meine Musik nie besonders gefallen und so hab ich sie aufgegeben“, erklärte Trisha etwas traurig darüber. Ihr Mann hörte immer nur klassische Musik oder Opern. Er hatte nicht viel für Trisha’s Country Musik übrig.

„Mir haben deine Songs immer gefallen...“, lächelte Mulder, während er die Lebensmittel in den Kühlschrank stellte.

„Das weiß ich. Ich glaube, du warst immer mein einziger, wirklicher Bewunderer.“

Sie lächelten sich nur kurz an, wandten sich dann wieder den Lebensmitteln zu und redeten ein wenig über vergangene Zeiten, was Trisha mehr genoss als Mulder, denn er driftete in seinen Gedanken wieder zurück zu Dana.



Später am Abend, nachdem Trisha wieder gegangen war, saß Mulder auf dem Boden vor dem brennenden Kamin im Wohnbereich und starrte in die lodernden Flammen. Leise Musik drang aus dem Radio zu ihm und er begann, stille Tränen zu weinen, als ihm die Bedeutung des Textes auffiel.

Er lauschte den Klängen, die nun ganz deutlich an sein Ohr drangen...



How will I know



I don't know how or where to start

Here we're standing again

And I see now, from where we are

That our road has come to an end

So we'd gone this far

I don't know why

But I still can't see who you are



I don't want you to cry

Don't want us to say goodbye

But I know that we're falling apart

I don't need your lies

And if you don't sympathise

Tell me how will I know who you are



It's too late now we'd gone this far

To see what's here within

And we've said that we'll be never apart

Baby, I've been trying too hard

To believe in love

I don't know why

But I still can't see who you are



I don't want you to cry

Don't want us to say goodbye

But I know that we're falling apart

I don't need your lies

And if you don't sympathise

Tell me how will I know who you are



Don't worry, I promise

It's for the better

So I think we should let it go now

And maybe we'll find love again



I don't want you to cry

Don't want us to say goodbye

But I know that we're falling apart

I don't need your lies

And if you don't sympathise

Tell me how will I know who you are



© By Jessica Folker
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