World of X

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Todeslicht

von Martina Bernsdorf

Kapitel 2

Washington D.C.
FBI Hauptquartier
13.4.1996


Dana Scully hatte immer das latente Gefühl, etwas Verbotenes zu tun, wenn sie die Stufen hinabstieg, wo Mulders Büro und damit auch ihres lag.
Es war ein kleines, irrationales Gefühl, dem Scully keine Erlaubnis gab, an die Oberfläche zu kommen, und tief in sich verborgen, fand sie vielleicht sogar eine Spur Gefallen an diesem Gefühl.
An der Holztür klebte, schief, wie Scullys analytisches Denken feststellte, ein Zettel. „Wer hier eintritt, lässt alle Hoffnung fahren“.
„Witzig, Mulder!“ Scully konnte aber nicht verhindern, dass ein kleines Lächeln über ihre Lippen glitt.
Sie betrat den Raum, von dem sich scheinbar jedes Sonnenlicht fernhielt und das leicht muffig roch.
„Mulder, ich hoffe, Sie haben nicht wieder ein paar Ihrer Socken im Aktenschrank liegen!“
Scully sah, wie Mulders Haarschopf hinter dem Aktenkoffer auftauchte, und ein wildes Grinsen ließ sie zu dem Schluss kommen, dass ihr Partner wieder auf der Jagd war. Etwas musste sein Interesse geweckt haben, und er freute sich darüber wie ein kleines Kind, welches unter dem Weihnachtsbaum seine Geschenke zählte.
„In zwei Stunden geht unser Flugzeug, Scully.“ Fox Mulder sprang auf und warf wahllos ein paar Dinge in den Koffer.
„Sie sollten packen!“
Dana Scully musste nicht packen, in ihrer Wohnung stand immer ein Koffer bereit, wie es eigentlich den Vorschriften für Außendienstagenten des FBI entsprach. Sie verschränkte die Arme und lehnte sich gegen die Schreibtischkante, ihre Kante, denn auf Mulders Seite würde sie höchstens an Kaugummis oder eher noch Sonnenblumenkernen kleben bleiben.

Ihre Schreibtischseite war aufgeräumt, die Akten lagen sauber gestapelt zur Rechten, die Bleistifte waren spitz, ihr Kugelschreiber.... Scully hob eine Augenbraue. „Wo ist mein Kugelschreiber?“
„Ups.“ Mulder grinste und wühlte in dem Chaos, das auf seinem Schreibtisch herrschte, er förderte endlich das Gesuchte zu Tage und hob es triumphierend in die Höhe, fast so als hätte er den Stein der Weisen entdeckt und nicht Scullys Kugelschreiber.
„Er muss sich auf eine Seite verirrt haben.“ Mulder legte ihn auf Scullys Seite und fuhr sich durch seinen braunen Haarschopf. „Haben Sie schon mal von unterbewusster Telekinese gehört?“
Scully gab ein verächtliches Lachen von sich. „Haben Sie schon mal von - Finger weg von meinem Kugelschreiber gehört, Mulder?“
Mulders Grinsen wuchs in die Breite, doch ehe er einen weiteren Kommentar abgeben konnte, in dem es um Kugelschreiber, Telekinese oder UFOs gegangen wäre, hob Scully eine Hand. „Wohin fliegen wir, Mulder?“
„Nebraska!“
Mulder konnte sehen wie Scullys Mundwinkel nach unten wanderten.
„Newpoint!“
„Newpoint?“ Scully verzog das Gesicht. „Ich habe noch nie von dieser Stadt in Nebraska gehört.“
„Welche Note hatten Sie in Geographie?“ Mulder schloss mit einiger Mühe seinen Aktenkoffer.
In Scullys Augen glomm ein kleiner wütender Funke, den Mulder immer sehr faszinierend fand. Er hob die Hand. „Eine Eins, ich kenne Ihr Zeugnis! Aber demnach hätten Sie wissen müssen, dass es Newpoint in Nebraska gibt.“
Scully verdrehte die Augen. „Warum fliegen wir dorthin, Mulder, und bitte!“ Sie machte eine dramatische Kunstpause. „Bitte sagen Sie nicht, dass es um ein UFO geht!“
Mulder hob eine Augenbraue. „Vielleicht.“
Scully stöhnte demonstrativ.
„Vielleicht auch nicht! Es geht erst mal um einige Leichen.“ Er deutete mit dem Zeigefinger auf sie. „Und das ist ja Ihr Spezialgebiet.“
„Leichen?“ Scullys Begeisterung wuchs nicht gerade durch diese Mitteilung.
„Ja, ungeklärte Todesfälle. Ziemlich erstaunlich, wie viele Leute an plötzlichen Herzstillstand in Newpoint sterben!“
Scully zog die Augenbrauen zusammen. „Das ist nicht alles oder, Mulder?“ Sie kannte ihren Partner, sie wusste, dass dies nicht alles sein konnte!
Mulder lächelte. „Nein, man hat seltsame Lichterscheinungen beobachtet, die wohl mit den Todesfällen in Verbindung stehen! Und noch mehr, es gibt noch eine Verbindung. Jedes Mal war eine junge Frau namens Julia Westmoor anwesend.“
Mulder blickte auf seine Armbanduhr. „Ich erzähle Ihnen den Rest im Flugzeug.“ Energisch zog er Scully am Ärmel ihres Blazers, und diese fügte sich ihrem Schicksal, während sie bereits überlegte, was wohl hinter den Todesfällen stecken mochte, und sie dachte dabei nicht an UFOs!
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