World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Unsere Liebe wird niemals sterben ...

von Martina Bernsdorf

Kapitel 1

Unsere Liebe wird niemals sterben - Scullys Fingerspitzen berührten diese Worte, die Tinte war längst getrocknet, eine leichte Staubschicht blieb auf ihren Fingern zurück, und doch schienen diese Worte lebendig, nicht wie das Vermächtnis eines viel zu frühen Todes.
„Und wann genau begann der Poltergeist sich bemerkbar zu machen?“ Mulders Stimme offenbarte einen Hauch von Jagdfieber, wie Scully es insgeheim nannte, sie kannte die kleinen Anzeichen dafür, wenn Mulder Feuer für einen Fall gefangen hatte, und sie konnte förmlich fühlen, wie eine Mauer des Mißtrauens und des Unverständnisses auf der anderen Seite des Zimmers auf seine Frage hin aufgebaut wurde, etwas, das sie James Kailer nicht verdenken konnte. Mulders Art, an die Dinge heranzugehen, war meist sehr unorthodox, und viele Menschen waren erstmal schockiert, wenn ein FBI-Agent, jemand, der für sie von der Regierung kam, sie mit Poltergeistern, Ufos und ähnlichem konfrontierte. Manchmal argwöhnte Scully, das es Mulder ausgesprochenen Spaß bereitete, die Menschen zu schockieren.
„Wenn Sie wissen möchten, wann diese seltsamen Vorfälle das erste Mal begannen, Agent Mulder, dann wird das wohl in der dritten Nacht nach Juliettes Tod gewesen sein, am Tag ihres Begräbnisses.“ Das Oberhaupt der Familie Kailer ließ in seiner Stimme unterdrückten Ärger mitklingen.
James Kailan war ein mächtiger Mann, so mächtig, daß ein Anruf von ihm dafür sorgte, daß zwei FBI-Agenten im Zimmer seiner vor wenigen Monaten gestorbenen Tochter standen und zerbrochenes Porzellan am Boden betrachteten, als sei es ein Mysterium und nicht nur ein paar Scherben!
Scully fühlte einen Hauch von Ärger in sich auflodern, sie kannte diese Art von mächtigen Männern und sie mochte sie nicht. Sie bezweifelte, daß hier ein Poltergeist sein Unwesen trieb, sie bezweifelte, daß es sowas wie Poltergeister überhaupt gab.
„Haben Sie das Mauerwerk des Hauses auf Spannungen untersuchen lassen? Vielleicht sind die Beschädigungen im Zimmer Ihrer Tochter auf Verschiebungen im Fundament des Hauses zurückzuführen.“
Mulder blicke sie an und verdrehte demonstrativ die Augen, Scully hob eine winzige Spur ihre Mundwinkel an. Dies war ein kleines Spiel zwischen ihnen und signalisierte Mulder, daß sie die Herausforderung angenommen hatte, sie würde nach Beweisen suchen, die erklärten, warum im Zimmer von Juliette Kailer Tassen und andere Dinge als Scherben auf den Boden endeten, während Mulder nach Poltergeistern oder Ufos Ausschau hielt.
„Dieses Haus ist seit Jahrzehnten im Besitz der Familie Kailer, es hat niemals solche Vorfälle gegeben, Agent Scully!“
Scully hob leicht die Schultern an, sie vermied es, dem Mann zu widersprechen, sie konnten später noch das Equipment besorgen, mit dem man die Wände des Hauses untersuchen konnte. James Kailer war ein Mann von Macht, politischer und wirtschaftlicher Macht, es war besser, nicht zu widersprechen und dann einfach zu tun, was nötig war.
Scully sah sich im Zimmer um, wie es wohl war, in einem Haus wie diesem aufzuwachsen? Umgeben von Reichtum, von teuren Dingen? Sie selbst war oft in ihrer Jugend umgezogen, ein typisches Soldatenkind, das sein Herz nicht an Orte oder Besitztümer hing.
Das Zimmer war penibel sauber, allein die winzige Staubschicht bewies, daß seit Monaten niemand mehr diesen Raum betreten hatte. Überall waren kostbare kleine Porzellanfiguren aufgestellt, Bücher standen in einem Regal, das Zimmer einer höheren Tochter. Trotz all der schönen Dinge, trotz des zur Schau gestellten Reichtums, wirkte das Zimmer kalt und traurig, kein Ort, wo man sich daheim fühlte.
„Dürfen wir uns vielleicht allein hier umsehen, Mr. Kailer?“ Mulder störte die Anwesenheit des Mannes ebenso wie Scully.
Dieser schnaubte nur unwillig, drehte sich auf dem Absatz um und verschwand.
Mulder hob eine Augenbraue. „Die Höflichkeit in Person“, kommentierte er trocken. Scully zuckte mit den Schultern. „Wenn man mehrere Millionen auf der hohen Kante hat, muß man wohl nicht höflich zu FBI-Agenten sein, die zudem noch von Poltergeistern reden!“
Mulder ließ ein Lächeln aufblitzen, ging auf die Knie und blickte unter das Bett. „Aha!“ Seine Stimme klang gedämpft, als er mit dem Kopf unter dem Bett verschwand, während Scully mit verschränkten Armen auf ihn herabsah.
„Sagen Sie jetzt aber nicht, daß da unter dem Bett ein Außerirdischer sitzt und mit Porzellantassen wirft!“
Mulder tauchte wieder auf und legte eine kleine Geldkassette auf das Bett, er grinste breit. „Wo haben Sie denn Ihre Geheimnisse als Teenager aufbewahrt, Scully?“
„Auf jeden Fall nicht unter meinem Bett, mein Dad machte dort seine wöchentliche Staubkontrolle, ob wir auch unser Zimmer aufgeräumt hatten.“ Mulder blickte sie neugierig an. „Und wo haben Sie Ihre kleinen Schätze gelassen?“
Scully zuckte mit den Schultern. „Meist außerhalb des Hauses, in einem leeren Stunkbau oder einem Astloch eines Baumes!“
Mulder zog sein Taschenmesser hervor und begann das Schloß der Kassette zu knacken.
„Und Sie, Mulder?“
„Ich habe sie in eine andere Dimension beamen lassen, von meinen kleinen, außerirdischen Freunden.“ Mulder grinste Scully frech an, die nur mit dem Kopf schüttelte, an Mulders seltsamen Humor war sie längst gewöhnt.
Der Inhalt der Kassette war wenig aufschlußreich, Zigaretten, Antibabypille, ein Ring und etwas Geld. „Kaum zu glauben, daß ein Mädchen, das fast achtzehn war, diese Sachen verstecken mußte.“ Mulder schloß die Kassette wieder.
Scully blickte sich um, sie fühlte sich ein wenig seltsam, desorientiert, der Raum schien plötzlich verzerrt.
Mein Vater hätte mich tagelang in mein Zimmer eingesperrt, wenn er diese Dinge gefunden hätte, oder Schlimmeres.
Scully schüttelte den Kopf, woher war dieser Gedanke gekommen, sie setzte sich auf das Bett.
„Scully?“ Mulders Stimme klang besorgt.
Er wollte uns trennen, er will uns noch immer trennen.
Scully stützte den Kopf auf die Hände, ihr Schädel dröhnte. „Dana?“ Mulders Stimme drang wie durch eine dicke Watteschicht zu ihr, erst als er sie sanft an der Schulter berührte, ließ dieses seltsame Gefühl, nicht alleinige Herrin ihrer Gedanken zu sein, nach.
„Was ist passiert?“
Scullys Augen weiteten sich ein wenig, sie deutete auf einen Punkt über Mulders Schulter hinweg. Mulder drehte sich um und vergaß seine Frage und Besorgnis um Scully, als er die schwebende Porzellanfigur sah, sie stand mitten in der Luft, unbeweglich.
„Wenn das Spannungen im Mauerwerk sind, dann müssen sie sehr seltsame Ausmaße annehmen.“ Scully ging auf Mulders leicht spöttische Bemerkung nicht ein.
Die Figur schwebte noch einige Sekunden in der Luft, ehe sie heftig gegen die Türe flog und Porzellansplitter durch das Zimmer stoben.
„Unser Poltergeist scheint ärgerlich zu sein.“
Unsere Liebe wird niemals sterben...diese Worte, die Scully zuvor noch in dem Tagebuch von Juliette Kailer gelesen hatte, schwebten wie ein Echo durch ihre Gedanken, fordernd und unendlich traurig.

* * * * *

„Es ist alles nur die Schuld von Romero DeLuca, diesen elenden Habenichts!“ James Kailer sammelte die Scherben der kleinen Pferdeporzellanfigur ein, in seinen Augen glänzten Tränen, die er sich niemals zu weinen zugestanden hätte. „Das habe ich Juliette zu ihrem zehnten Geburtstag geschenkt, sie hat sich so darüber gefreut.“
Mulder und Scully wechselten einen beredten Blick miteinander. „Wie kam es dazu, daß Juliette ertrunken ist?“ Scully kannte den offiziellen Autopsiebericht, er war nicht ungewöhnlich, eine Lunge voller Wasser und geplatzte Lungenbläschen.
„Sie hat sich mit diesem DeLuca auf der kleinen Insel getroffen, dort hat er sich an meinem Mädchen vergangen!“
„Sie hat ihn geliebt“, Scullys Worte waren ungewohnt heftig, Mulder sah sie fast so erstaunt an wie Mr. Kailer. Wut fand seinen Niederschlag in den Augen von James Kailer. „Er hat ihre Jugend ausgenützt! Sie haben sich auf der kleinen Insel getroffen und wurden von einem Unwetter überrascht - die Insel ist nicht viel mehr als eine Landzunge im Fluß, normalerweise ist der Fluß ungefährlich, nur bei heftigen Regenfällen steigt er sehr schnell an und überflutet die Landzunge. Jedes Jahr verlieren die Farmer durch solche Zwischenfälle Vieh, normalerweise geht niemand auf die Insel.“
„Sie hatten vermutlich keinen anderen Platz, wohin sie hätten gehen können“, wieder klang Scully auf seltsame Weise anklagend.
„Er hat mein Mädchen auf dem Gewissen, ich hoffe, Sie finden diesen Hurensohn niemals, soll er irgendwo im Fluß verrotten!“
Er will uns noch immer trennen, Scullys Fingerspitzen fuhren leicht über ihre Stirn, wieder hatte sie das eindeutige Gefühl, nicht länger allein in ihren Gedanken zu sein.

II

Unsere Liebe wird niemals sterben..
Mulders Fingerspitzen wanderten über die in den Stamm geschnitzten Buchstaben, ein Versprechen, eines, das über den Tod hinaus galt? Für ihn war eindeutig, daß Juliettes unruhiger Geist im Hause ihres Vaters für das zerschlagene Porzellan und die Poltergeistphänomene verantwortlich war. Sie zürnte ihrem Vater, für irgend etwas, das er getan hatte.
Die kleine Landzunge im Fluß war romantisch, sofern man sich nicht von den Stechmücken stören ließ, die sie mit Begeisterung umschwirrten. Der Fluß war seicht an dieser Stelle, Scully und Mulder waren über einige aus dem Wasser ragende Steine trockenen Fußes auf die Landzunge gelangt, die alle als die Insel bezeichneten.
Hier haben wir uns geliebt, nur einen Sommer, ein so kurzer Sommer... Mulder wirbelte auf dem Absatz herum, worauf ihn Scully fragend ansah.
„Was ist los, Mulder?“ Ihr Kollege schüttelte den Kopf und fuhr sich durch sein dunkles Haar, wodurch er es durcheinanderbrachte.
„Nichts, mich hat wohl nur eine Mücke gestochen!“
Mulders Blick wanderte über das Gras, es war ein schöner Ort, er schloß die Augen, er konnte sich gut vorstellen, hier im Gras zu liegen, mit einer Frau, die er liebte. Mulder riß die Augen wieder auf und sah in die seiner Partnerin, die ihn aufmerksam musterte, wie kam er auf diese Gedanken?
„Kaum vorstellbar, wie sie hier gestorben sind.“ Scully schauderte sichtlich, obwohl es ein freundlicher, warmer Herbsttag war.
Wir hatten Sehnsucht zueinander, das Wetter war nicht sonderlich gut, aber wir haben uns nichts dabei gedacht, wir rechneten nicht damit, daß das Unwetter hierherkommen würde.
Mulder hörte die Stimme so deutlich in seinem Kopf, als wären es seine eigenen Gedanken.
Der Sturm brach so schnell über uns herein, der Himmel war von einer Sekunde zur anderen pechschwarz, und dann kam der Regen.
Scully konnte fast diesen Himmel sehen, obwohl sie hier mitten auf der kleinen Graslichtung standen, gebadet in helles Sonnenlicht.
Wir wußten, daß die Insel überflutet werden würde, deshalb versuchten wir wieder ans Ufer zu kommen.
Mulder konnte das Wasser sehen, aufgewühlt, wo vor Sekunden noch ein friedliches Gewässer gewesen war, durch das man ohne Probleme waten konnte, war nun schon ein kleiner wilder Fluß.
Das Wasser stieg so unermeßlich schnell.
Scully sah, wie das Wasser ihre Beine überflutete, fühlte den kalten Zugriff des Wassers, als es sich über ihre Hüften weiter seinen Weg bahnte.
Die Strömung war so gewaltig.
Mulder fühlte Juliettes Hand in seiner, wußte gleichzeitig, daß er hier auf der trockenen Lichtung mit Scully stand, und dennoch fühlte er die Hand in der seinen.
Ich bin ausgerutscht.
Scully fühlte, wie sie den Kontakt zum Boden verlor, obwohl ihr gleichzeitig bewußt war, daß sie noch immer dort stand, auf der Lichtung, neben dem Baum, in den Romero mit seinem Taschenmesser die Worte geritzt hatte - unsere Liebe wird niemals sterben.
Sie fühlte, wie das Wasser sie fortriß, diese Urgewalt sie mit sich zog, sah Romeros Gesicht, der schrie und nach einem winzigen Bruchteil des Zögerns sich in die Fluten warf, sie wußte, daß er ans andere Ufer gekommen wäre, er war stark genug, um der Strömung zu trotzen.
Wir wurden von der Strömung mitgerissen, die ganze Welt schien nur noch aus wildem Wasser zu bestehen.
Mulder fühlte die Kälte, die durch seinen Körper kroch, das Wasser, das über seine Lippen drang, der Sturm war nun so heftig, der Regen so dicht, daß er Juliette kaum noch ausmachen konnte, und doch sah er ihre Hand, die sich ihm entgegenstreckte.
Romero war so nahe, und doch schien er so weit entfernt, das Wasser war nicht länger kalt, es schien ganz einfach loszulassen, sich treiben zu lassen, das Wasser einzuatmen, den Tod zu umarmen.
Scully fühlte, wie ihre Kräfte erlahmten, das Wasser war nicht länger kalt, die Welt war nun nur noch Wasser und ihre Lungen, die nach Luft schrien, schienen bereit für diesen letzten tödlichen Atemzug.
Aber nicht allein -
Scully streckte die Hand aus -
niemals allein -
Mulder streckte seine Hand aus -
unsere Liebe wird niemals sterben -
Mulders und Scullys Hände berührten sich auf der trockenen, sonnenüberfluteten Lichtung, dort wo Romero und Juliette sich einen Sommer lang geliebt hatten.
Scully und Mulder sahen sich an, so als würden sie sich das erste Mal sehen, sie hatten die Gedanken von Romero und Juliette geteilt, ihren Kampf, ihren Tod, ihre Liebe, und noch immer fühlten sie die Anwesenheit der beiden Verstorbenen. Vielleicht war ihre Energie an diesen Ort gebunden, vielleicht gab es ja Geister, Scully hatte genug mit Mulder zusammen gesehen, um nicht länger alle diese Dinge für unmöglich zu halten.
Sie fühlte Mulders Hand in ihrer, sanft und voller Wärme.
Mulder tauchte in Scullys blaugrüne Augen, wie immer fand er darin soviel Tiefe, soviel, das ihn anzog.
Ein letztes Mal.
Romeros Stimme war eine flehentliche Bitte in Mulders Bewußtsein.
Ein letztes Mal.
Juliettes Bitte erfüllte Scullys Gedanken.
„Dana“, Mulders Stimme war ungewöhnlich rauh, er fühlte Romeros Drängen in seinem Geist, den Wunsch, ein letztes Mal zu fühlen, durch ein Medium, das er sich gewählt hatte, durch ihn.
„Fox,“ Scully ließ zu, daß er sie an sich zog, sie fühlte Juliettes Anwesenheit in ihren Gedanken, in ihrem Körper.
Scully konnte Muldes Aftershave riechen, sie kannte es, war es doch ein Weihnachtsgeschenk von ihr gewesen, was schenkte man schon einem Kollegen, der kein anderes Interesse als Ufos, Monster und Geister hatte. Eine Krawatte oder Aftershave, so wie ihr Vater jahrelang immer solche Geschenke bekommen hatte.
Sie fühlte die Nähe seines Körpers, seine Hand, die sich langsam um ihre Taille legte und enger an sich drückte, den Druck seiner Lippen auf den ihren, und es war ihre Entscheidung, diesem Druck nachzugeben, nicht Juliettes.
Mulder wußte, daß Romeros Anwesenheit in seinem Geist und Körper nicht mehr war als eine sanfte Berührung ohne Zwang, es war seine Entscheidung, daß er Scully dichter an sich zog, sein Kuß tiefer wurde, leidenschaftlicher.
Sie ließen sich Zeit, jedes Stück Kleidung, das fiel, war ein Ritual, mit dem sie alles hinter sich ließen. Mit den FBI-Ausweisen, die ins Gras fielen, blieb auch ihr Job hinter ihnen zurück, mit ihren Dienstwaffen blieb ihre kollegiale Partnerschaft hinter ihnen, mit ihrer Kleidung schwanden auch all ihre Vorstellungen, Ängste und Zweifel.
Nackt standen sich Fox und Dana gegenüber, in den goldgelben Schein der Herbstsonne gehüllt, losgelöst von der Zeit und all ihren Beschränkungen, losgelöst von allen Bedenken, all den tausend kleinen Gedanken, von Schönheitsidealen, Erfahrungen und Wissen. Für einen Wimpernschlag der Zeit füreinander neugeschaffen.
Bewegungslos verharrten sie im Licht, sich allein mit den Augen liebkosend, die forschend über den Körper des anderen glitten, fast mit der Intensität einer Berührung und ohne jede falsche Scham oder Scheu.
Fox trat langsam einen Schritt näher, so als würde jede hastige Bewegung den Zauber dieses Augenblicks zerstören, er hob die Hand und Dana folgte dieser Bewegung, ihre Fingerspitzen trafen sich, glitten weiter die Arme empor, bis sie einander umarmten. Beide erschauerten als sich ihre nackte Haut das erste Mal berührte. Dana fühlte die samtene Härte von Fox Geschlecht an ihrem Bauch, während er fühlte, wie sich ihre Brustwarzen, durch die Berührung mit seiner Haut, versteiften.
Mit seiner rechten Hand streichelte Fox den Schwung von Danas Hals nach und ließ seine Fingerspitzen, einem Blinden gleich, der versuchte eine Form mit den Fingern zu erfassen, über ihr Gesicht gleiten, bis er sie in der Fülle von Danas rotblonden Haar vergrub.
Sie hob ihren Kopf Fox zum Kuß entgegen, ihre Lippen trafen sich, sanft erst, aber mit wachsender Leidenschaft und Sinnlichkeit erkundeten sie den Schwung ihrer Münder, kosteten sie den Geschmack ihrer Lippen.
Fox Hände strichen über Danas samtweiche Haut ihren Rücken entlang bis zu der Rundung ihres Po. Wie auf ein geheimes Zeichen, das allein ihre Körper einander gaben, sanken sie ins Gras.
Fox Zunge glitt mit lustvoller Langsamkeit Danas Innenarm entlang, er vergrub sein Gesicht kurz in ihrer Achselhöhle, ehe er seine Zunge weitergleiten ließ, bis zu ihren Brüsten, die er mit Schmetterlingsschlägen seiner Zunge erregte, ehe er sie mit den Lippen umschloß, und auf Danas wohliges Stöhnen hin leicht saugend spielerische Bisse andeutete.
Danas Finger wanderten über Fox Brustmuskel, kniffen sanft in seine steifen Brustwarzen und bewegten sich weiter nach unten, ihre Finger glitten durch sein lockiges Schamhaar und umschlossen schließlich, fest und zielgerichtet, seinen Penis. Fox keuchte auf als ihre Finger am Schaft auf und niederfuhren, mal kräftig, mal so leicht wie eine Feder.
Sein hastiger Atem streichelte Danas Hals, er küßte ihr Schlüsselbein und befreite sich, ein wenig bedauernd, aus ihren geschickten Händen. Fox ließ nun seine Finger ihren Oberkörper hinabwandern, über den Bauch, bis zu der sanften Wölbung ihres Schambeins. Sein Zeigefinger glitt in die, im roten Schamhaar verborgene, Spalte und umspielte ihre Klitoris mit schnellen und langsameren Bewegungen. Er genoß den leidenschaftlichen Blick von Dana, wie sich ihre ansonst blassen Wangen langsam röteten und ihr Atem immer schneller wurde. Seine Finger glitten etwas tiefer, prüfend ob sie bereit war. Fox zog seine feuchten Finger zurück und lächelte, mit einem sanften Griff öffnete er Danas Beine weiter und brachte sich in Position. Mit einer leichten Unterkörperdrehung drang er in sie ein, vorsichtig aber zielstrebig. Dana bog ihr Becken ihm entgegen, um die letzten Widerstände ihres Körpers zu überwinden und fühlte wie er tiefer in sie glitt. Sie schloß die Augen mit einem leisen Aufstöhnen, und genoß das Gefühl, das Fox sie ausfüllte. Es war fast so als seien ihre Körper füreinander geschaffen.
Dana öffnete ihre Augen wieder und blickte in Fox braune Augen, während er sich aufreizend langsam in ihr bewegte. Sie verschränkte ihre Hände hinter seinem Nacken und nachdem sie seinen Rhythmus gekostete hatte, begann sie sich selbst, in einer leichten Variation von Fox Stößen, zu bewegen.
Er keuchte auf, als die Reibung durch ihre Bewegungen noch verstärkt wurde. Danas Hände lösten sich von seinem Nacken, glitten über seine Schultern, ihre Nägel gruben sich in seinen Rücken und er stöhnte in diesen Aufwallen von schmerzhafter Lust auf.
Fox stieß nun tiefer und stärker, fühlte genau wie weit er gehen konnte, um Dana auf diesen winzigen Gipfel zwischen Lust und Schmerz zu führen, zu diesem Augenblick in dem sich jeder Muskel in ihren Körper anspannte, wo sie das Gefühl hatte, nicht noch mehr Lust ertragen zu können. Er senkte seinen Kopf, küßte ihren Hals, biß sie sanft und leckte dann wieder über ihre Haut, während er langsam und dann wieder schneller seine Lenden bewegte. Dana bog ihren Kopf nach hinten, während ihre Körper unter Fox in einem wilden Orgasmus erbebte.
Fast gleichzeitig, mit einem letzten Stoß, erreichte Fox, heiseren aufkeuchend, seinen Gipfel der Lust und sank dann erschöpft auf Dana hinab. In diesem zeitlosen Augenblick hielten sie sich fest umschlungen, noch immer mit ihren Körpern verbunden, nicht länger Partner, nicht länger FBI-Agenten, nicht länger beladen mit ihrem Leben und ihren Vorstellungen, sondern nur Fox und Dana, nur ein Mann und eine Frau, erschöpft und erfüllt von der ureigenen Musik ihrer Leidenschaft, gespielt auf dem Instrument ihrer Körper.


III

Dana Scully blinzelte desorientiert, sie vernahm den ruhigen, gleichmäßigen Herzschlag an ihrem Ohr und hob langsam den Kopf und befreite sich damit gleichzeitig aus der Umarmung, in der sie gelegen hatte. Etwas erstaunt blickte sie in Mulders Gesicht, es erschien ihr irgendwie fremd, noch nie hatte sie ihn derart entspannt und verletzlich gesehen. All die Falten, in die er sonst seine Stirn legen konnte, wenn er seine Skepsis ausdrücken wollte, schienen geglättet, und sie streckte die Finger aus und hätte beinahe seine Stirn berührt, ehe ihr bewußt wurde, was sie tat und was sie getan hatten.
Sie blickte auf den schlafenden Mulder, ließ ihren Blick seinen Körper entlangwandern, die Symmetrie seines Körpers schien nun so vertraut. Doch so würde es nicht weitergehen, Scully sah zu ihren Kleidungsstücken hinüber, eine Dienstwaffe glitzerte leicht im Sonnenlicht, ein Lichtstrahl brach sich auf ihrem Dienstausweis.
Sie würden ihre Kleidung wieder anziehen und damit all ihre Ängste, all die Dinge, die man im Leben nicht in den Griff bekommen konnte, Mulders Schwester Samantha, ihre Schwester Melissa, all die Fehler und Schuldgefühle würden sie wieder anlegen. Mulder würde seinen Zynismus wieder anziehen, sein ehernes Schutzschild, und sie ihre Professionalität, die ebenso ein Schutzschild war.
Scully wußte, daß hinter diesen Schutzschilden kein Platz für Liebe war, Scully wußte, daß sie mit Anziehen ihrer Kleidung diesen Nachmittag aus dem Gedächtnis bannen würden, nicht vergessen, aber nie mehr erwähnen.
Sie blickte in Muldes schlafendes Gesicht und beugte sich langsam herab, ihre Lippen berührten sanft seine, und dann glitt sie zurück in seinen Arm, um ein paar Minuten noch weiter zu träumen, ehe sie ihre Kleidung wieder anlegen würden, ehe sie nie wieder über diesen Tag reden würden.

* * * * *

Mulder vermied es, Scully anzusehen, er wußte, daß sie über das, was auf der Insel geschehen war, nie reden würden, nicht wenn sie weiter als Partner so zusammenarbeiten wollten wie bisher.
Wasser floß in seinen Schuh, aber Mulder beachtete es nicht länger, er folgte wie Scully den wispernden Stimmen in seinem Kopf.
Mein Vater fand mich, er ließ es sich nicht nehmen, selbst den Fluß mitabzusuchen, und er fand mich, fand uns, Hand in Hand.
Scully konnte Juliettes Trauer hören, konnte sehen, wie ihr Vater mit Gewalt die Hände der Toten trennte und dann mit einen Tritt Romeros Leichnam wieder ins Wasser zurück drückte, dort wo ihn dann niemand fand.
Hier ist es.
Mulder blieb stehen und watete in das an dieser Stelle tiefere Wasser, er suchte mit den Händen im trüben Wasser, bis er etwas berührte, vorsichtig zog er daran und erfühlte die Form. „Ich denke, wir haben Romero gefunden, Scully!“
Scully nickte und zog ihr Handy aus der Jackentasche, verblüfft stellte sie fest, daß es Mulders Gerät war und sie das wohl in ihrer schweigenden Hast, sich wieder in ihre Kleidung zu hüllen und damit auch ihre Schutzschilde, verwechselt hatte.
Scully schüttelte diese Gedanken ab und wählte die Nummer, mit der sie den städtischen Leichenbeschauer über die Arbeit informierte, die er zu erledigen hatte, die Bergung einer Wasserleiche nach mehreren Monaten war nie besonders schön.

IV

Es regnete.
Der Friedhof war still und verlassen, es war schon nach der offiziellen Besuchszeit, und nur Scullys und Mulders FBI-Ausweis hatten den Totengräber davon überzeugt, sie einzulassen, ehe er wieder, sich seiner Whiskeyflasche widmend, torkelnd in seiner Hütte verschwand.
Im Hause von James Kailer war noch einiges zu Bruch gegangen, Mulder erinnerte sich an die fliegenden Teller und Tassen, als sie dort gewesen waren, mit ihrer Bitte, Romero DeLucas Urne in Juliettes Grab beisetzen zu dürfen.
Man hatte keine lebenden Verwandten von DeLuca ausfindig machen können, und so war es leicht gewesen, daß Mulder die Verantwortung für die Asche übernahm, und er fühlte sich verantwortlich dafür, daß Romero seine letzte Ruhestätte fand, ebenso wie Scully sich verantwortlich fühlte, darüber mußten sie nicht einmal sprechen, das stand in ihren Augen.
James Kailer hatte die Beisetzung der Urne mit Romeros Asche verboten, etwas, das weder Mulder noch Scully überraschte.
Scully warf einen Blick über ihre Schulter, die Dämmerung hatte schon ihre Herrschaft über den Tag eingefordert, und durch die dichten Regenwolken war es bereits sehr dunkel. Sie hielt den Regenschirm über sich und Mulder, der langsam die Urne aufschraubte, die er unter seinem langen Mantel verborgen hatte.
Regen tropfte über den makellosen Marmor, aus dem Juliettes prachtvoller Grabstein bestand, fast als wären es Tränen.
Mulder wechselte einen Blick mit Scully, die langsam nickte und damit Mulders Handlung bestätigte. Sorgsam, damit nichts neben das Grab gelangte, verstreute Mulder Romeros Asche auf dem Grab. Die zwei FBI-Agenten beobachteten, wie die Asche vom Regen in die Erde gewaschen wurde, ehe sie langsam den Friedhof verließen.
Die Poltergeistphänomene im Hause Kailer würden nicht wieder auftreten, das wußten sie beide.
Mulder nahm Scully den Regenschirm ab und hielt ihn nun für sie beide, zögernd bot er seinen Arm an, und ebenso zögernd hakte sich Scully ein.

Unsere Liebe wird niemals sterben..

Ende
Rezensionen