World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

The X-Files: Virtual Season 11

von meiko

Kapitel 13: Eternity

The X-Files: Virtual Season 11

11.13 - Eternity

Written by meiko
Artwork by GabiS



„Liebe Emily, lieber William,

nun, da die große Dunkelheit von uns gewichen ist, kehrt in die Herzen der Menschen um mich herum auch wieder so etwas wie Normalität zurück. Und obwohl es Winter ist und sich der Schnee dort draußen vor dem Blockhaus meterhoch türmt, scheint es, als sei diese Jahreszeit in den Herzen der Menschen eine Zeit voller Wärme und Licht.

Ich weiß nicht, ob ihr diese Zeilen jemals lesen werdet, und ich habe auch aufgehört zu zählen, wie viele Briefe ich bereits angefangen und halbfertig in das lodernde Kaminfeuer geworfen habe. Doch vielleicht ist jetzt endlich der richtige Zeitpunkt, um an die zu denken, die nicht mehr bei uns sind... und vielleicht ist jetzt auch die Zeit, euch alles zu erzählen. Zu berichten, wie es anfing... und wie es zu Ende ging. So, wie es wirklich war... “



[Opening Credits]



In der Berghütte...

Die Tür des kleinen Blockhauses wurde krachend aufgestoßen und der Sturm des eisigen Dezembertages trieb eine dichte Wolke aus Eiskristallen in das Innere der Hütte. John Doggett trat schnaufend ein und schälte sich ächzend aus seinem dicken Filzmantel.

Dana Scully legte den Stift auf den Schreibtisch zurück. Neben ihr sprang Monica, die während der letzten Minuten unbeweglich in das flackernde Kaminfeuer gestarrt hatte, auf und umarmte ihren Mann erleichtert.
„He!“, lächelte John. “So lange war ich doch gar nicht weg!”
„Ich weiß“, seufzte sie. „Aber ich mache mir ständig Sorgen. Die Plünderer dort draußen...“ Sie brach ab und fuhr mit den Händen unbehaglich durch das ergraute Haar.
John schüttelte den Kopf und ließ sich müde auf die Holzbank fallen. „Ja, ich habe mir da auch meine Gedanken gemacht. Aber so wie es derzeit aussieht, hat die Miliz die Lage unter Kontrolle. Ich weiß zwar nicht, ob dieser Zustand von Dauer ist, aber immerhin... Mehr können wir wohl nicht erwarten!“

Eine Pause entstand, in der jeder seinen Gedanken nachhing.
„Hast du das Holz mitgebracht?“, brach Scully schließlich das Schweigen.
„Liegt aufgestapelt hinter der Hütte“, berichtete John korrekt.
„Fein“, antwortete Dana, erhob sich und warf einige Holzscheite ihres bedenklich geschrumpften Vorrats in die Flammen.
Fauchend erwachte das Feuer zu neuem Leben.

Ein paar Minuten später durchdrang sie ein wohliger Schauer. Sie streifte die dicke Wolljacke ab und hing sie an den Haken an der Wand.
„Ein wirklich harter Winter“, murrte John und streckte die steifen Beine in Richtung Kamin. „Ich frage mich, wie es den Leuten ergeht, die keine solche Unterkunft haben wie wir?“



2 Jahre zuvor...
Appalachian Mountains, Cheoah Bald
Stützpunkt der Schattenregierung

„Raus hier!“
Bosman hielt in seiner Bewegung inne und starrte seinen Chef entgeistert an. ‚Erstaunlich’, durchfuhr es ihn. Wie konnte ein Mensch sich innerhalb kürzester Zeit nur so verändern? Wenn er an den in sich gekehrten und gedankenverlorenen Strughold dachte, dessen Gleichgültigkeit gegen militärische Regeln ihn in den letzten Wochen zur Weißglut getrieben hatte... Nein, er erkannte Strughold kaum noch wieder.
„Raus hier! Sofort!“, schrie sein Vorgesetzter, packte Bosman und zerrte ihn am Kragen hinter sich her.
„He, was zum Teufel...“ Erst allmählich drang die Bedeutung von Strugholds Worten bis in Bosmans Bewusstsein vor... und ließ ihn erstarren. „Was ist denn los?“
Statt einer Antwort stieß Strughold seinen Mitarbeiter durch eine unscheinbare, ungekennzeichnete Tür und verriegelte sie schnaufend hinter sich. Schlagartig verstummte der hektische Lärm des Militärstützpunktes, verebbte zu leisem Gemurmel und erlosch schließlich ganz.
„Sie sind hier“, knurrte Strughold und schritt durch schlecht beleuchtete Kellergänge voraus.
Die Antwort lag auf der Hand, doch nun, da die Wahrheit unmöglich länger hinausgezögert werden konnte, fiel es Bosman doch schwer, sie zu akzeptieren. „Die... Aliens?“
„Aber natürlich! Was haben Sie denn gedacht, wer uns die Freude macht, die Basis zu blockieren? Die Russen?“
„Und unsere Leute dort oben?“
Strughold wandte sich achselzuckend ab und eilte weiter. „Jetzt ist sich jeder selbst der Nächste!“
Bosman war stehen geblieben und sah Strughold mit offenem Mund nach. „So ist das also“, flüsterte er und ein kalter Zug überflog sein Gesicht.

***

„Kopf runter!“, raunte Strughold und drückte sich selbst am Rande der Böschung hinter einen Felsen. Keine Sekunde zu früh, denn fast im gleichen Augenblick marschierte ein Trupp der Aliensoldaten in unmittelbarer Nähe an ihnen vorbei.
Als die Patrouille vorüber war, erhoben sich die beiden und setzten ihren Weg fort.
„Wohin wollen wir eigentlich?“, rief Bosman halblaut hinter seinem Chef her.
Strughold blieb für einen Augenblick stehen und musterte Bosmans Gesicht genau. Dann drehte er sich um und wies mit der Hand auf die Ebene zu ihren Füßen. Von der Stelle, an der sie standen, fiel der Berg in schroffen Zügen bis ins Tal ab, doch dort...
Rauchwolken zogen Unheil verkündend durch die Talsohle und färbten das wunderschöne Land tiefgrau und öde. Und soweit das Auge reichte, bot sich ihnen überall der gleiche Anblick: brennende Farmen, große Quadrate marschierender Alieneinheiten. Klein wie Ameisen von hier oben aus, und doch brachten sie den Tod, langsam und unaufhaltsam.

Dann schwoll das ständige Dröhnen um sie herum zu einem ohrenbetäubenden Pfeifen an und einige der fächerförmigen Alien-Scoutschiffe sausten im Tiefflug über sie hinweg. Das ging alles so schnell, dass ihnen keine Zeit mehr blieb, in Deckung zu gehen.
„Eins, zwei, drei... Verdammt! Fünf Flieger! Was wollen die hier?” Bosman sah ihnen nach und erstarrte, als ihm bewusst wurde, welches Ziel die Schiffe ansteuerten!
„Strughold, die fliegen zur Basis! Die...“ Erschüttert packte er Strugholds Arm, doch dann fiel sein Blick auf das Gesicht seines Begleiters und er hielt mitten in der Bewegung inne: Strugholds Lippen umspielte ein feines Lächeln der Befriedigung!
„Sie... Sie Schwein!“, stieß Bosman hervor und rüttelte seinen Vorgesetzten an der Schulter. „Deshalb also diese Eile! Und Sie haben alles vorher gewusst! Verdammt, wir hätten den ganzen Stützpunkt evakuieren können!“
„Nein“, antwortete Strughold leise. „Zu viele Füße, die den Fluchtweg verraten. Zu viele Mitwisser, wenn das Ende kommt.“

Als sie sich umdrehten, blieb ihnen nichts, als zuzusehen. Das Ende kam schnell und überraschend. Ein greller Blitz zuckte hinter dem Wäldchen auf... und dann herrschte für eine Sekunde gespenstische Stille. Endlich stieg ein schwarzer Rauchkegel über den Berggipfel empor, ein ohrenbetäubendes Krachen riss schmerzhaft an ihren Trommelfellen und die Druckwelle der Explosion warf sie kurzerhand zu Boden.

„Was wollen die Bodentruppen noch dort?“, überlegte Strughold, als sie sich wieder aufrappelten. Dann schüttelte er den Kopf und beantwortete sich seine Frage selbst. „Egal, was geht uns das noch an. Vermutlich wollen sie sicherstellen, dass niemand die Explosion überlebt hat!“
Eine energische Bewegung ließ ihn herumwirbeln. Bosman hatte ihn an der Kehle gepackt und drückte ihn nun mit aller Kraft gegen einen Baumstamm.
„Verflucht, Sie Schweinehund! Das waren Ihre Leute! Das... waren unsere Kameraden! Haben Sie denn vergessen, was dieses Wort bedeutet?“
Mit der freien Hand tastete er nach seiner Dienstwaffe, riss sie heraus und hielt sie Strughold an die Schläfe. „Dreckiger kleiner...“
Strughold unterbrach ihn lachend. „Soll das ein Witz sein? Wollen Sie mich vielleicht mit Ihrer Pistole erschießen, Mann? Ich glaube, so dumm sind selbst Sie nicht, sich damit die Patrouillen der Aliens auf den Hals hetzen zu wollen!“

Einen Moment lang herrschte Stille. „Sie haben recht“, stieß Bosman endlich aus und steckte die Pistole wieder ins Halfter zurück.
„Na also“, grinste Strughold, wandte sich ab und suchte aufmerksam den Horizont ab. „Kommen wir also wieder zu den nützlichen Dingen! Ich habe bereits darüber nachgedacht, auf welchem Weg...“

Er hielt inne und seufzte.

Schwerfällig drehte er den Kopf und blickte an sich hinunter. Ungläubig betrachtete er den Griff des Dolches, der aus seiner Seite ragte. An den Rändern der Einstichstelle breitete sich ein großer, dunkler Fleck aus, der rasch größer wurde und nach wenigen Sekunden den Stoff seiner Anzugjacke durchtränkt hatte.
Strughold öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Fragend blickte er Bosman an, klammerte sich an dessen Schulter fest und versuchte, aufrecht stehen zu bleiben.
Bosman schüttelte Strugholds Hände wie ein lästiges Insekt von sich ab, gab ihm einen Stoß und beobachtete mit Genugtuung, wie der kräftige Körper seines Chefs auf den Waldboden aufschlug.
Dann brach Strugholds Blick und der Glanz seiner Augen erlosch für immer.
Bosman wandte sich ab und eilte mit vorsichtigen Schritten durch das Labyrinth der Bäume davon.



Jetzt. In der Berghütte...

Es war dunkel geworden, finster und kalt. Dana Scully erhob sich und trat ans Fenster.
All die Erinnerungen... und wieder schweiften ihre Gedanken zurück...



2 Jahre zuvor...
Alien-Raumstation im Erdorbit

Gedankenverloren betrachtete Z’KlaHan die blaue Erdkugel im transparenten Sichtfenster zu seinen Füßen und ließ noch einmal den Wortlaut der letzten Nachricht in seinen Gedanken Revue passieren.
Unmöglich! – Das war seine erste Reaktion gewesen! Verständlich, wenn er bedachte, wie man die Wesen vom Planeten Erde bisher eingeschätzt hatte. Er bewegte einige Tentakel und schlang sie um die Verstrebungen der Beobachtungslounge.
„Hast du davon gehört?“, fragte er seinen Vater, der lautlos hinter ihn getreten war und den Anblick der neuen Heimat mit seinem Sohn teilen wollte.
„Natürlich“, gab er zurück. „Es ist ganz erstaunlich.“
Z’KlaHan schloss die Augen und sandte eine empathische Welle der Bestätigung zu seinem Erzeuger. „Wer hätte damit gerechnet“, sinnierte er. „Dass eine kleine Gruppe Aufständischer von der Erde das Supersoldaten-Programm stoppen würde...“ Er schüttelte den Kopf. „Damit hat niemand gerechnet. Die dort nicht und wir erst recht nicht! Denk dir nur, die Rebellen haben es fertig gebracht einen Impfstoff zu entwickeln, mit dem sie die Nanotechnik ihrer Regierung deaktivieren konnten! Indem sie den Impfstoff durch die Atemluft verteilten, haben sie es geschafft, das Vorhaben der Verräter schon im Keim zu ersticken!“
„Was werden die Konsequenzen sein?“, warf sein Vater ein und wartete gespannt auf die Antwort.
Z’KlaHan wandte den Kopf und sah seinem Vater ins Antlitz. „Ich weiß, dass du und einige andere nicht mit mir übereinstimmen. Trotzdem, das Besiedlungsprogramm wird durchgeführt – bis zum bitteren Ende!“
Der Ältere schüttelte den Kopf und sah traurig auf die leuchtende Halbkugel hinab. Wie schön die Wolkenwirbel von hier oben aussahen...
„Das alles willst du zerstören, um deinen Prinzipien treu zu bleiben?“, fragte er atemlos. „Die verbleibenden Supersoldaten stellen doch keine Bedrohung mehr dar!“
„Ja“, erwiderte Z’KlaHan ohne zu zögern. „Sie haben es nicht anders verdient!“
„Und wir? Haben wir nichts besseres verdient als einen toten Planeten? Nach all den Jahren, die wir gebraucht haben, um das alles zu erreichen?“
Z’KlaHan schien einige Zentimeter zu wachsen, was nie ein gutes Zeichen war – soviel wusste der Ältere. Als er dann sprach, war seine Stimme noch rauer und kehliger als sonst: „Sie werden für ihren Wortbruch bezahlen, sie alle! - Es bleibt bei meiner Entscheidung! Die Erde wird versklavt – und anschließend zu unserer neuen Heimat!“



Jetzt. In der Berghütte...

Monica richtete sich auf und lauschte. „Der Sturm“, sagte sie besorgt. „Er wird wieder stärker! Ich hoffe, sie sind rechtzeitig zurück!“
„Aber sicher“, beruhigte John Doggett seine Frau und massierte ihren verspannten Rücken.
Sein Blick fiel auf Scully, die noch immer am Fenster stand und den Horizont abzusuchen schien. „Und du, Dana?“, fragte er sie. „Wenn du die Wahl hättest, dein Leben in einem entscheidenden Punkt zu ändern... welcher Punkt wäre das?“
Scully drehte sich zu ihm um und allmählich stahl sich ein Lächeln über ihr müdes Gesicht. „Auf diese Frage gibt es keine Antwort“, sagte sie leise. „Nicht hier und nicht jetzt. Noch nicht!“ Sie zwinkerte den beiden zu und drehte sich wieder zum Fenster. „Aber wenn ihr mich wirklich kennen würdet, dann würdet ihr die Antwort vielleicht schon wissen!“



2 Jahre zuvor...
Alien-Raumstation im Erdorbit

Nachdem sein Vater die Beobachtungskanzel verlassen hatte, blieb Z’KlaHan allein zurück und zog sich ganz in seine Mentalwelt zurück. Oft, wenn die Eindrücke der äußeren Welt drohten, ihn aus dem Gleichgewicht zu werfen, blieb ihm nur die Meditation, um seine innere Ruhe wiederzuerlangen.
Nicht so in diesem Zyklus, das spürte er mehr instinktiv, als dass er es rational hätte begründen können. Er füllte seine Lungen mit der künstlich aufbereiteten Luft der Raumstation und wartete.
Einen Moment später glitten die Schiebetüren zur Seite und eine kleine Gruppe seiner Soldaten ergoss sich in den Raum.
‚Richtig’, fiel es ihm plötzlich wieder ein. ‚Die Verabredung!’ Er rief sich innerlich zur Ordnung. Es brachte nichts ein, sich jetzt Vorwürfe wegen eines vergessenen Treffens zu machen.
Sofort löste sich der Schatten der Unrast von seinem Körper und er präsentierte sich seinen Besuchern wieder so, wie es sich für ein Wesen in seiner Position geziemte.

Die Soldaten traten näher und gaben den Blick auf drei kleine Personen frei, die sie sicher bis vor ihren Führer eskortiert hatten.
Z’KlaHan war sich darüber im Klaren, dass der direkte Anblick der drei Menschen eine ungewöhnliche Erfahrung bieten würde, aber dass sie so klein waren... Das hatte er nicht erwartet.
„Sind... sind es Kinder?“, fragte er unbehaglich in die entstandene Stille.
„Es sind Kinder, die du entführt hast!“, erklang eine scharfe Stimme hinter ihm. Z’KlaHan brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass sein Vater den Raum wieder betreten hatte und nun drohte, die Szenerie zu beherrschen.
Z’KlaHan umrundete die drei kleinen Wesen und betrachtete sie unbehaglich. Wie konnte es sein, dass ihm dieses Missgeschick passiert war? Er machte sich in Gedanken einen Vermerk, dass er dringend mit den Orakelmeistern sprechen musste, wenn dies hier vorüber war.
Wie ängstlich sie aussahen, dachte er. Er hielt sich zwar nicht gerade für einen Experten für Dinge, die die Aliens betrafen, doch diesen Fakt konnte selbst er erkennen.

< Was habt ihr mit uns vor? > fragte Emily. Mit beiden Armen hielt sie William umklammert, während sich Marie hinter ihrer Schulter versteckte. Sie hatte versucht, nicht ängstlich zu klingen, doch das wollte ihr einfach nicht so recht gelingen.

Fremdartige Laute drangen an Z’KlaHans Ohr und ließen ihn erstarren. Die fehlende Kommunikationsbasis komplizierte die Lage nur noch. Dennoch beschloss er, es zumindest zu versuchen.
„Ich werde euch jetzt untersuchen“, sagte er und ging vor den Kindern in die Hocke. „Habt keine Angst!“ Er schloss die Augen und bereitete er sich auf einen Mentalscan vor.
Emily zuckte zusammen und sah ihre Geschwister verwirrt an. Dann strich sie mit beiden Händen über die Tentakel an Z’KlaHans Gliedmaßen. „Wir verstehen dich“, sprach sie mit fremdartigen Lauten, die aus ihrer ungeübten Kehle noch sehr holprig klangen. „Bitte tut uns nicht weh!“

Z’KlaHan sprang auf und taumelte zurück, während sein Vater die Szene aufmerksam beobachtete. „Ihr... ihr versteht meine Worte?“
Emily und Marie nickten. „Wir wissen nicht, warum. Aber wir verstehen dich!“
Der Ältere nahm seinen Sohn zur Seite und raunte ihm zu: „Begreifst du, was das zu bedeuten hat?“
Z’KlaHan schüttelte die Tentakel seines Vaters unwirsch ab. „Das bedeutet gar nichts!“, zischte er.
„Nein?“, fragte der andere kalt und deutete auf die Kinder. „Ganz wie du meinst. Dann scanne sie jetzt!“
Der Jüngere sah ihn unschlüssig an, rührte sich jedoch nicht.
„Scanne sie, dann wirst du die Antwort kennen! Jetzt!“

Wie in Zeitlupe ließ sich Z’KlaHan vor den Kindern nieder und aktivierte fast widerwillig den Mentalscan. Er schloss die Augen und eine Welle gleißenden Lichts durchflutete ihn, als er den Geist der drei Kinder berührte und sich mit ihm verband.
Augenblicke später verschmolzen ihre Seelen und bildeten für einen kurzen Moment eine untrennbare Einheit.
Dann war alles wieder vorbei. Z’KlaHan unterbrach die Verbindung. Als er seinen Geist von dem der Kinder gelöst hatte, schien alle Spannung von seinem Körper abzufallen. Er machte einen halbherzigen Versuch, sich aufzurichten, doch seine Glieder gaben nach und er sackte wie ein Stein zu Boden.
Zitternd drehte er sich im Kreise. Sein Vater starrte überrascht auf den Führer seines Volkes, dann schickte er die Wachen kurz entschlossen aus der Beobachtungskanzel.

Als er sich wieder seinem Sohn zuwandte, bemerkte er, dass dieser etwas vor sich hin flüsterte, doch die Worte waren nicht zu verstehen.
Endlich brachte Z’KlaHan so viel Kraft auf, dass er sich – auf seinen Vater gestützt – aufrichten konnte. „Ruf die Truppen zurück“, flüsterte er. „Die Kämpfe sollen aufhören! Der Krieg ist beendet!“



Jetzt. In der Berghütte...

John Doggett trat zum Kaminfeuer und rieb sich die steifen Hände. „Die Kälte steckt in allen Knochen“, murrte er. „Ich möchte bei diesem Wetter wirklich nicht mehr draußen sein. Mein Ausflug vorhin hat mir für wenigstens den Rest der Woche genug gegeben!“
„Wobei mir wieder einfällt, auf wen wir immer noch warten“, gab Scully augenzwinkernd zurück. „Wie sieht es aus, Agent Doggett? Noch ein Stündchen draußen auf Horchposten?“
„Ich danke!“, grinste John säuerlich.
Monica warf einen besorgten Blick zur Uhr. „Aber wenn sie nicht bald zurückkehren, wird einer von uns draußen ein Signalfeuer anzünden müssen. Bei diesem Schneetreiben...“ Sie schüttelte sich.

Scully kehrte zu ihrem Platz am Fenster zurück.
„Ich vermisse ihn“, flüsterte sie plötzlich. „Manchmal ist es so dunkel ohne ihn!“



2 Jahre zuvor...
North Carolina
Buddhistisches Kloster "Khyentse"

„Was ist dort draußen bloß los?“, brummte John Doggett und strich sich über die rußverschmierte Stirn, was den heruntergekommenen Anblick, den er bot, nicht wesentlich verbesserte.
Mulders Kopf tauchte neben ihm auf und spähte hinaus ins Tageslicht. Doch noch immer hingen trübe Wolken in der Atmosphäre und erschwerten den Blick auf die Landschaft.
Die Truppen der Außerirdischen schienen einem zentralen Punkt zuzustreben.
„Wenigstens haben die Kämpfe aufgehört“, antwortete Fox Mulder.
„Trotzdem kommt mir das seltsam vor“, murmelte Doggett und trat vom Fenster zurück. „Tagelang toben die Kämpfe um alle möglichen strategischen Punkte im Lande, aber unser Versteck lassen sie in Ruhe!“
„Na ja“, warf Mulder ein. „Du hast ja selbst gesagt: Strategische Punkte! Für wie wichtig hältst du uns?“
John antwortete nicht, sondern warf einen nachdenklichen Blick auf Mulders Gesicht. „Was ist dort draußen los?“, wiederholte er endlich seine Frage.
„Ich schätze, E.T. hat nach Hause telefoniert und neue Anweisungen bekommen!“, spottete Mulder.
„Findest du das witzig?“, fragte Doggett ungeduldig.
„Du etwa nicht?“ Fox sah seinen Partner erstaunt an. „Hat man euch Cops etwa nicht...“

Er kam nicht mehr dazu, seine Frage zu vollenden, denn in diesem Moment spürten sie, wie Unruhe im Felsengang hinter ihnen aufkam. Im nächsten Moment bogen auch schon Monica Reyes und Dana Scully um die Ecke, doch zwischen ihnen...

„Emily!“, flüsterte Mulder. „Wie ist das möglich?“
Monica wollte etwas sagen, doch das Kind hob die Hand und gebot mit dieser einfachen Geste so nachdrücklich Ruhe, dass niemand es mehr wagte die Stimme zu erheben.
„Ich wurde wieder zu euch geschickt, um euch zu berichten!“
‚Was ist bloß mit Emily geschehen?’, fragte sich Mulder schockiert und sah verstohlen zu Scully hinüber, doch ihr versteinerter Gesichtsausdruck ließ keine Schlüsse darüber zu, wie sie sich fühlte.
„Ich wurde zu euch geschickt, weil ihr die Neuigkeiten als erste erfahren solltet, denn euch ist es zu verdanken, dass die Wege der Menschheit anders verlaufen, als es ohne euch der Fall gewesen wäre.“
Mulder dachte an Skinner und Kersh, die seit ihrem Flugzeugeinsatz noch immer vermisst wurden und verspürte einen Stich in seinem Inneren. Wo mochten sie jetzt sein? Ob sie noch lebten?
„Die Invasoren haben den Angriff auf die Erde abgebrochen“, fuhr Emily mit fester Stimme fort. „Ihre Führer verzichten außerdem auf die Versklavung der Menschheit. Stattdessen schicken sie ihre Armada zurück und wünschen, in Zukunft friedlich mit euch zusammenzuleben!“
„Was ist geschehen?“, fragte Scully gespannt. „Wieso haben sie ihre Meinung geändert?“
Emily sah ihre Mutter lange an und ein seltsamer Ausdruck überschattete ihr Gesicht. „Sie haben uns gescannt!“, antwortete sie leise. „Mich... und Marie... und William. Und als das vorbei war...“ – Emily zitterte. „Da war der Krieg vorüber! Sie haben mich hierher geschickt, um euch das zu sagen: Der Krieg ist beendet! Sie kehren zurück, doch sie lassen ihre Raumstation im Orbit, damit wir in ständigem Kontakt stehen können!“
„Was wird mit euch geschehen?“, fragte Scully atemlos.
„Wir?“ Das Mädchen lächelte zaghaft. “Marie, William und ich bleiben auf der Raumstation zurück. Sie möchten, dass wir ihre Botschafter sind... und wir haben die Aufgabe angenommen!“

Sie trat in die Mitte des Raumes, sah sie der Reihe nach an und lächelte zum Abschied. Dann schloss sie die Augen und schickte einen mentalen Befehl in die Ferne.
Einen Augenblick später hüllte ein fahler Lichtschein sie ein und ihr Körper begann langsam zu verblassen.
„Warte!“, rief Mulder ihr nach. „Was ist passiert, als sie euch gescannt haben? Was haben sie in euch gesehen?“
Nur noch ein Schatten war von Emily zu erahnen, und als sie antwortete, wehte ihre Stimme wie ein schwaches Echo aus weiter Ferne zu ihnen herüber.
„Sie haben sich selbst in uns gesehen!“, antwortete sie. „Sich selbst und ihre eigenen Seelen! Meine Geschwister und ich sind das Bindeglied zwischen unseren Völkern, von denen ihre Legenden und Orakel berichteten. – Unsere beiden Völker sind seit Anbeginn der Zeiten miteinander verwandt! Sie können nicht ihre eigene Art auslöschen oder versklaven! Wir sind alle eins...“



Jetzt. In der Berghütte...

Als sich die Tür der kleinen Berghütte plötzlich öffnete, trieb der Orkan ganze Schneeberge vor sich her und bedeckte einen Teil der gegenüberliegenden Lagerstatt mit einer feuchten, weißen Decke.
Zwei dicht vermummte Gestalten stolperten zu den Wartenden ins Innere der Hütte und warfen prustend ihre Wintermäntel an den Kamin.
Monica eilte hinzu und rückte die Kleidungsstücke ein Stück vom Feuer weg.
„Danke“, hustete Alvin Kersh, während Walter Skinner den steif gefrorenen Leinensack wieder zur Hand nahm und dessen Inhalt auf den roh behauenen Holztisch schüttete.
„Truthahn oder Rebhuhn?“, fragte Doggett neugierig, doch Skinner winkte ab:
„Frag lieber nicht“, knurrte er. „Bei dieser Kälte scheint sich sogar das Federvieh lieber in die tiefsten Höhlen zu verkriechen, anstatt uns vor die Flinte zu fliegen!“
„Klar“, warf Scully ein. „Das würdest du genauso machen, oder?“
Eine kleine Pause entstand, während der die Fünf nachdenklich ins Feuer blickten. Kersh und Skinner schälten sich aus ihren dicken Winterpelzen und griffen dankbar zu, als Monica ihnen eine Tasse Tee brachte.
„Wir haben uns Sorgen gemacht“, meinte sie.
„Um uns?“ Kersh sah erstaunt aus.
„Doch, doch, um euch! Ihr wart länger weg als John und eigentlich hatten wir euch schon viel eher zurückerwartet.“
„Dass ich das noch erleben darf, dass sich jemand um mich Sorgen macht“, brummte Kersh ironisch, doch Skinner stieß ihn mit dem Ellenbogen an.
„Flegel“, tadelte er. „Das nächste mal nimmst du die Sorgen der Damen gefälligst ernst!“ Sein Blick traf Scully auf der Fensterbank und das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht.
‚Wenn wir ihr nur geben könnten, wonach sie sich sehnt’, dachte Skinner und trank einen Schluck aus der dampfenden Tasse. ‚Doch diesen Wunsch kann ihr keiner von uns erfüllen...’



2 Jahre zuvor...
North Carolina
Buddhistisches Kloster "Khyentse"

Die Staubwolken hatten sich gelegt und die Atmosphäre begann gerade wieder, sich selbst von dem Unrat zu reinigen, mit dem Kämpfe und Explosionen sie in den letzten Wochen verschmutzt hatten.
Dana Scully lag in Mulders Armen und blickte hinaus in die Nacht. Ihr gemeinsames kleines Bett hier im Kloster konnte man im besten Fall als spartanisch bezeichnen, doch das machte ihr nichts aus. Für jetzt zählte nur der Augenblick, und sie hatte vor, ihn zu genießen!
Wenn sie den Kopf noch etwas weiter drehte, konnte sie dort draußen neben der Fensteröffnung die schmale Sichel des Mondes erkennen, der sich soeben hinter einer Wolke hervor schob.
„Woran denkst du?“, fragte Mulder.
„An die alte Prophezeiung, die wir hier das erste mal hörten!“, antwortete sie.
Mulder runzelte die Stirn und kramte in seiner Erinnerung nach den richtigen Worten. „Es ist schon so lange her... Wie war das noch? ... Vater und Mutter weisen die Richtung. Der Sohn ist der Erlöser. Der Bruder der Märtyrer, der Prüfstein der Wahrheit. Der Gestorbene ändert die Wege der Menschheit." Er verstummte.
„Glaubst du, dass die Zukunft in unseren Händen liegt?“, fragte sie schließlich. „Oder ist es vermessen zu glauben, wir könnten uns in das Schicksal der Menschheit einmischen?“
Mulder seufzte. „Die Weichen wurden doch schon vor so langer Zeit gestellt, dass uns gar keine Alternativen geblieben sind! Ich denke, dass das Schicksal der Menschheit schon damals in neue Bahnen gelenkt wurde, als der Alienscout in Roswell abgestürzt ist... und ein weiteres mal, als unsere Militärführer auf diesen Zwischenfall reagiert haben!“
Dana dachte über seine Worte nach. „Ja, kann sein“, sagte sie.



Inzwischen...
Appalachian Mountains, Cheoah Bald

Bosman blieb mit rasendem Herzen in einer kleinen Erdmulde liegen und versuchte, das Geräusch seiner Verfolger zwischen den Paukenschlägen seines Pulses herauszuhören.
„Verflucht“, keuchte er und rappelte sich wieder auf. Richtig, da waren sie schon wieder!
Kurz entschlossen wandte er sich um und beschleunigte das Tempo, um das westlich gelegene Nadelwäldchen zu erreichen.
‚Nur die Deckung der Bäume ausnutzen!’, dachte er und hastete weiter.
Der Mond brach zwischen den Wolken hervor und verspottete mit kaltem Schein seine missliche Lage. Irritiert schloss er für eine Sekunde die Augen, doch dieser Moment hatte schon genügt, um ihn stolpern zu lassen. Fluchend rollte Bosman ins Gras und überschlug sich mehrfach. Als er endlich am Fuß der kleinen Anhöhe zum Liegen kam, gab es für ihn keinen Ausweg mehr, das sah er auf den ersten Blick.
Von allen Seiten hatten sie ihn eingeschlossen und rückten nun immer näher: Hässliche Aliensoldaten in ihrer gleichförmigen Kampfkleidung!
Sie ließen ihm keinen Fluchtweg mehr, sondern schnitten ihm nun auch den einzigen verbleibenden Pfad auf der Westseite des Hügels ab. Bedrohlich rückten sie näher... immer näher...
„Nein!“, keuchte Bosman. „Ich ... ich habe nur Befehle ausgeführt!“
Der Führer des Alientrupps hob ein ovales Gerät an und richtete es auf Bosman. Ein schwacher Laser schoss aus dem Apparat und tastete ihn von Kopf bis Fuß ab.
Der Führer starrte auf ein kleines Display und offenbar gefiel ihm, was er dort ablesen konnte. Er gab seinen Soldaten ein Zeichen, die daraufhin auf ihr Opfer zutraten und ihn zu viert packten.
„Nein!“, schrie Bosman gellend. „Ihr macht einen Fehler! Neiiin!!!“
Dann umschloss ihn die Finsternis...



Im Kloster...

„Und jetzt?“, fragte Dana. „Was ist mit dir? Nun ist all das geschehen, wofür du immer gekämpft hast... wofür wir immer gekämpft haben! Die Geschichte ist zu Ende. Bist du glücklich?“
Mulder rollte sich auf die Seite und sah ihr lange in die Augen. Schließlich umarmte er sie, küsste sie und drückte sie eng an sich.
„Ich liebe dich“, antwortete er. „Vergiss das nie!“
In diesem Moment wusste Scully, was ihn bewegte. Die Geschichte würde niemals enden! Nicht jetzt – nicht für ihn!
Sie barg den Kopf im Kissen und weinte lautlos bis zum Morgengrauen.



Jetzt. In der Berghütte...

< Ein neuer Tag, ein neuer Brief! Vielleicht habe ich heute die Kraft, zu Ende zu schreiben. Doch wie soll ich hoffen können, euch Kindern etwas zu erklären, was ich selbst noch nicht einmal richtig verstehe?
Also mache ich es kurz: Fox Mulder ist nicht mehr hier! Er ist bei euch auf der Raumstation geblieben und ich weiß nicht, ob oder wann er wieder zu mir zurückkehrt!
Natürlich wisst ihr das schon, denn Ihr seid jetzt mehr in seiner Nähe, als ich es sein kann.
Vielleicht ist es seinen Kindern möglich, das zu verstehen, was die Frau die er liebt, unmöglich begreifen kann.
Ich versuche mit dieser Wahrheit zu leben, denn das ist das einzige, was ich tun kann, ob ich will oder nicht. Ich glaube, ich kann seinen Standpunkt sogar nachvollziehen, denn Menschen wie Fox Mulder sind immer auf der Suche – und die Idee, sie könnten eines Tages ihr Ziel tatsächlich erreichen, stellt sich am Ende als Illusion heraus.
Doch genug davon für heute. Die Sonne – für uns in weiter Ferne und hinter den Wolken des Schneesturms verborgen – muss schon längst untergegangen sein. >

Dana Scully sah sich im Blockhaus um und entspannte sich etwas. Das Feuer im Kamin wärmte sie und soeben nahmen John und Monica den alten Topf vom Herd, in dem sie duftenden Punsch zubereitet hatten.
„Nun nimm schon, ich hab’ mir Mühe gegeben!“, drängte Doggett und gab nicht eher Ruhe, als bis sie sich auch eine Tasse von dem heißen Getränk genommen hatte.
„Danke“, sagte Dana und lächelte die anderen an. „Es ist schön, bei euch zu sein. Es ist fast ein bisschen... wie...“ Sie suchte nach den passenden Worten.
„Weihnachten?“, schlug Monica vor.
„Zuhause!“, antwortete Dana ihr und prostete den anderen zu. „Auf euch!“

Der Reihe nach standen sie auf: John, Monica, Skinner und Kersh.
„Auf uns alle“, sprach Skinner. Seine Gedanken wanderten in der Zeit zurück und er erinnerte sich an ihre Gefährten: Ihre Familien, Freunde... Die einsamen Schützen, Agent Leyla Harrison, Sarah Maslin und... Die Erinnerung schmerzte. „Und auf alle, die heute nicht hier sein können“, fuhr er fort.
„Sie sind nicht fort!“, antwortete Dana leise. „Sie sind in unserem Herzen!“

***

Das Feuer im Kamin ist heruntergebrannt. Die Kamera fängt den Blick durch das vereiste Fenster ein und entfernt sich langsam durch das dichter werdende Schneetreiben. Bald ist von der Blockhütte nur noch ein schimmernder Fleck zu erkennen, der sich allmählich in der Dunkelheit verliert.
Die Nacht ist endgültig angebrochen, doch für manche bringt sie den neuen Tag.




Ende.



Series Finale

Die Erinnerung ist das einzige Paradies, woraus wir nicht vertrieben werden können.
Jean Paul




Disclaimer:

The X-Files © FOX

The X-Files (Akte X) is the intellectual property of Fox, Chris Carter and 1013. The characters, terminology, and existing episodes are all property of their respective creators/writers/producers. We are making no profit on this site and are simply using these items for the entertainment of the fans (and ourselves). No copyright infringement is intended.
Rezensionen