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The X-Files: Virtual Season 10

von Kinona, meiko

Kapitel 18: Schuld und Sühne

The X-Files: Virtual Season 10

10.19 - Schuld und Sühne

Written by meiko
Artwork by GabiS



Summerville, North Carolina
10:10 a.m.

Eilig packte Sally Doherty die Waren ihres Einkaufswagens auf das Transportband der Supermarktkasse.
"Geht das nicht etwas schneller, Lady?", meckerte ein Mittvierziger hinter ihr. Sally drehte sich um und eine Bierfahne schlug ihr entgegen. Angewidert wandte sie sich ab und verkniff sich die Antwort, die ihr auf der Zunge lag.
"Mom, was wollte der Mann von dir?" Tom, ihr fünfjähriger Sohn zerrte ungeduldig an ihrem Anorak. Sally stöhnte. Ihr schwirrte der Kopf und irgendwie ging ihr an diesem nasskalten Morgen alles viel zu schnell. Sie fühlte sich wie eine Sängerin auf der Bühne, die sich vergebens versuchte an den Text der ersten Strophe zu erinnern während die Band bereits beim Refrain angelangt war.

"Ma'am? Was ist mit Ihnen? Brauchen Sie Hilfe?" Nun auch noch die Kassiererin!
Entnervt setzte Sally zu einer scharfen Antwort an, da fiel ihr Blick auf das Gesicht der Angestellten und ihre Augen weiteten sich. "Na hören Sie mal! Sie sollten sich mal im Spiegel ansehen!"
Verunsichert betastete die Verkäuferin ihr Gesicht. "Was?", fragte sie verblüfft. Ihre Finger fuhren über pulsierende Blutgefäße. Ein Geschwür platzte auf und Eiter spritzte auf das Fließband. "Was zum Teufel... "

Ein vielstimmiger Schrei brandete auf. Sally wirbelte herum und presste Tom unwillkürlich fest an sich. Die Kassiererin war kein Einzelfall! So weit sie blicken konnte sanken die Leute in dem Geschäft zu Boden, pressten die Hände auf ihre geschwollenen Gesichter und... schrieen!
"Mommy, was ist mit den Leuten?" fragte ihr Sohn ängstlich.
"Ich weiß nicht, Tommy. Lass uns schnell von hier verschwinden!" Sie griff nach seiner Hand und zog ihn hinter sich her. Als sie den Ausgang erreicht hatte, versagten ihr plötzlich die Beine. Sie stolperte und riss im Fallen ihr Kind mit sich.
"Mommy", drang Toms Stimme an ihr Ohr. "Was ist mit deinem Gesicht? Was ist das alles?"
Sie wollte antworten, doch ihre Zunge klebte wie ein alter Lappen am Gaumen und ihre Kehle brannte wie Feuer. Tom wurde ganz still. Bekümmert sah Sally die Angst in seinen Augen und verzweifelte bei dem Gedanken ihm nicht helfen zu können. Tom berührte sie an der Wange, zog die Finger jedoch erschrocken wieder zurück. Blut befleckte seine kleine Hand.

Die Welt verschwamm vor Sallys Augen und die feuchten Kiefern des Parkplatzes überzogen sich mit einem gelben Nebel. Wie aus weiter Ferne hörte sie die Sirenen.

Dunkelgrüne Militärfahrzeuge kamen mit quietschenden Reifen auf dem Parkplatz zum Stehen und entluden mehrere uniformierte, bewaffnete Mannschaften. Routiniert umstellten sie das Gelände. Ein Lautsprecher bellte kurze Kommandos über den Platz.

'Woher kommen diese Stimmen?', dachte Sally Doherty. Dann legte sich ein barmherziger Schleier über sie und alles wurde schwarz.


[Opening Credits]


Wohnung von Agent Reyes, Washington D.C.
5:04 p.m.

Monica Reyes saß gedankenverloren in der Küche ihres Appartements und rührte mechanisch in ihrem Kaffee herum. Endlich überwand sie sich und kostete von dem heißen Getränk.
"Bäh!", machte sie und schüttete den Becher im Abwaschbecken aus. Wo war sie heute nur mit ihren Gedanken?

Das Geräusch der Türklingel riss sie aus ihren Grübeleien. Erleichtert stand sie auf und öffnete die Wohnungstür.
"John! Ich hatte gehofft, dass ich dich heute noch sehe." Sie beugte sich vor, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben, doch John Doggett huschte an ihr vorüber und verschwand wortlos im Wohnzimmer. Verblüfft sah sie ihm nach und folgte ihm langsam.

Agent Doggett hatte seinen Mantel auf die Sessellehne gelegt und hockte, den Kopf in die Hände vergraben, auf der Couch. Der Fernseher lief, doch er beachtete das Programm nicht.
'Er sieht müde aus', dachte Monica und ein Lächeln schlich sich in ihr Gesicht. Leise setzte sie sich neben ihn und begann, seine verspannten Schultern zu massieren.
Zu ihrer Überraschung sprang er auf und schüttelte den Kopf. "Nein, Monica. Das ist nicht richtig!"
Ein kalter Finger wanderte über ihre Schläfe. "Was meinst du?"
Er schloss die Augen und schien nach den richtigen Worten zu suchen. "Das mit uns! Es... Es fühlt sich nicht richtig an!"
Ärger stieg in ihr hoch. "Es 'fühlt sich nicht richtig an'? Könntest du das bitte erklären?"
"Würde ich ja gerne, aber ich fürchte, ich verletze dich nur."
Monica stand auf und blitzte ihn an. "Du spazierst hier herein, lümmelst dich auf meine Couch und sagst mir dann, mit uns beiden stimmt etwas nicht? Tut mir leid, John. So einfach mache ich es dir nicht. Das musst du mir schon genauer erklären!"

John rang nach Worten und wanderte nervös im Zimmer auf und ab. "Wir können so nicht weitermachen. Wir... wir sind uns so nah, doch diese Nähe beginnt mir Angst zu machen." Er machte eine Pause und starrte auf den Fernseher. "Ich habe Angst, dass wir nicht mehr zusammen arbeiten können, wenn wir unseren Gefühlen nachgeben."
Monica lehnte sich zurück und sah ihn mit großen Augen an. "John", sagte sie leise, als ihr Freund geendet hatte. "Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn, was du da sagst. Denk doch nur mal an Scully und Mulder. Die beiden haben kein Problem damit, sich ihre Liebe einzugestehen. Warum sollte das bei uns etwas anderes sein?"
Er drehte sich zu ihr und zwang sich, ihr in die Augen zu sehen. "Weil zwischen uns keine Liebe existiert!"

Monica verschlug es den Atem. Es dauerte einige Sekunden, bis sie ganz erfasste, was sie da soeben gehört hatte. "Das ist nicht wahr!", flüsterte sie dann.
"Doch", beharrte Agent Doggett. "Sieh dir doch Mulder und Scully an. Was hat ihnen ihre Liebe gebracht? Ein Leben in Furcht... und seit Monaten sind sie auf der Flucht!"
"Das ist nicht wahr", flüsterte Monica wieder. Der Anblick seines Körpers tat ihr weh. Sie wandte sich ab und gab vor, sich auf das Fernsehprogramm zu konzentrieren.

John folgte ihrem Blick mit den Augen. Als er begann, die Bilder auf dem Bildschirm zu registrieren, zuckte er erschrocken zusammen. Hastig griff er nach der Fernbedienung und erhöhte die Lautstärke. "He!", murmelte er. "Hör dir das mal an!"

Eine adrett gekleidete Nachrichtensprecherin verlas mit eingefrorenem Lächeln soeben die letzten Neuigkeiten: "... Daher hat sich die Regierung von North Carolina entschlossen, das gesamte Gebiet des Staates mit sofortiger Wirkung unter Quarantäne zu stellen. Eine offizielle Stellungnahme zu den Ursachen und Auswirkungen des Vorfalls steht bisher noch aus. Experten rechnen jedoch damit, dass sich das Virus innerhalb weniger Stunden über das gesamte Bundesgebiet verbreiten würde, wenn die Quarantäne durchbrochen werden sollte."

Agent Reyes hatte sich erhoben und stand nun dicht neben ihrem Partner. Fassungslos sahen sie sich an.

Und wieder klingelte es an der Tür. Monica spähte durch den Spion und stieß einen überraschten Laut aus.
"Shannon!"
Sie öffnete und bat die Besucherin mit einer Handbewegung in die Wohnung. Doch Shannon McMahon blieb mit undurchdringlicher Mine an der Schwelle stehen.
"Es hat begonnen!", sagte sie mit dumpfer Stimme. "Wir dürfen keine Zeit verlieren. Ihr müsst mit mir kommen!"



Wohnung von Director Kersh, Washington D.C.
6:12 p.m.

Monica, John und Shannon eilten die Stufen zu Kershs Appartement hinauf und John malträtierte energisch den Klingelknopf. Im Inneren der Wohnung hörten sie, wie Glas zerbrach. Sekunden später lugte der zerzauste Kopf von Fox Mulder durch den Türspalt.
"Oh", sagte er verlegen und ließ die Besucher eintreten.
John musterte Mulders halbnackten Körper mit einem kritischen Blick. "Ich hoffe, wir stören nicht bei irgend etwas. Wo ist Director Kersh?"
Scully trat aus dem Gästezimmer und band ihren Bademantel zu. "Noch im Hauptquartier", murmelte sie undeutlich und schob ihren Partner ins Bad.
Monica warf einen neugierigen Blick ins Gästezimmer, konnte aber außer dem zerwühlten Bettzeug nichts erkennen. "Tut mir leid, euch zu belästigen, aber es gibt Neuigkeiten."
Dana Scully runzelte die Stirn. "Wenn Ihr zu dritt hier auftaucht, sieht es gar nicht gut aus. Geht doch schon mal ins Wohnzimmer, wir sind gleich bei euch." Dann verschwand auch sie im Badezimmer.

Doggett ließ sich stöhnend auf die Couch fallen, während Shannon und Monica wortlos am Tisch Platz nahmen.
Stille.
Das Schweigen lastete schwer auf Monica, doch als sie erst John und dann Shannon ansah, verging ihr die Lust auf nichtssagende Konversation. So starrten sie trübselig umher, bis Mulder und Scully aus dem Bad zurückkamen.

"Was haben wir nun schon wieder ausgefressen?", frotzelte Mulder, doch der klägliche Versuch eines Scherzes verpuffte wirkungslos in der eisigen Atmosphäre des Zimmers.
"Habt Ihr heute nachmittag schon einmal den Fernseher oder das Radio angeschaltet?" fragte John.
"Nein", stellte Scully nüchtern fest. "Wir waren beschäftigt."
John nickte und legte das Thema in Gedanken ad acta. "Na gut. Dann schaut euch das hier einmal an!" Er griff zur Fernbedienung und wählte den lokalen Nachrichtensender.



Morgantown, West Virginia
Weather Branch
6.21 p.m.

Die dunkle Gestalt auf dem Felsvorsprung fror erbärmlich.
‚Verdammte Kälte!’, dachte sie und suchte nervös in ihren Manteltaschen herum. Endlich wurden die eisigen Finger fündig und brachten ein Benzinfeuerzeug ans längst am Horizont verschwundene Tageslicht. Die Glut flammte auf und beleuchtete flackernd das fahle Gesicht von Senator Matheson. Mit zitternden Händen versuchte er eine Zigarette anzuzünden, doch dies war weder der richtige Ort noch die richtige Zeit für ein solches Vorhaben. Nach dem dritten erfolglosen Versuch stöhnte er ungeduldig auf. „Verflucht!“, entfuhr es seinen blauen Lippen.

„Lassen Sie das lieber bleiben, Senator“, bellte eine raue Stimme in sein Ohr.
Erschrocken wirbelte Matheson herum. „Sie!“
„Ja, ich“, bemerkte Strughold trocken. „Hatten Sie jemand anderen erwartet?“
Unwillig brummend wand sich Matheson ab.
„Nun kommen Sie schon, Senator!“ strahlte ihn sein Gegenüber an. „Seien Sie doch offen zu mir. Ein Mann in Ihrer Position! Raucht nicht, trinkt nicht, spielt nicht... und doch überrasche ich Sie bleichgesichtig auf dem Dach der Weather Branch bei dem Versuch, eine Zigarette zu entzünden! Was soll das?“
„Das geht Sie einen Dreck an, Strughold“, knurrte Matheson.
„Was ist es? Schuldgefühle? Zwickt Sie Ihr Gewissen, weil Sie vielleicht gerade die halbe Bevölkerung des Staates North Carolina in den Tod geschickt haben?“
„Verschwinden Sie“, brummte der Senator und drehte sich gegen den Wind. Der Sturm blies ihm frostig ins Gesicht und trieb seine schlechte Laune an die Spitze. „Was wollen Sie eigentlich?“
Der andere lachte nur. „Die halbe Bevölkerung, du meine Güte. Darf ich Sie daran erinnern, dass nur ich es war, der Sie davon abhalten konnte, mit einem Schlag das komplette Programm zu starten? ... Was ist nun? Möchten Sie vielleicht alles wieder rückgängig machen?“

Nun setzte etwas in Matheson aus. Ruckartig drehte er sich um und packte seinen Partner am Kragen. „Ob ich etwas rückgängig machen will?“, fauchte er außer sich. „Wollen Sie das wirklich so genau wissen? Mir tut nur eines leid: Nämlich dass ich Sie bei diesem Projekt zugelassen habe. Ich hätte Sie beseitigen sollen, als ich noch die Gelegenheit dazu hatte!“ Mit großen Augen starrte er Strughold an und ließ ihn schockiert los. Wie hatte er sich nur so gehen lassen können? Nun war es ausgesprochen; ein Zurück gab es nicht.
Strughold rückte seinen Mantel zurecht und lächelte befriedigt. „Danke, Senator. Diesen Moment habe ich herbeigesehnt, seit ich Ihre Arbeit kontrolliere. Ich danke Ihnen. Ich weiß nun, was ich wissen muss.“ Er drehte sich um und steuerte auf die Metallschleuse zu.
„Was soll denn das heißen?“, rief ihm der Senator hinterher.
Strughold drehte sich noch einmal um und fuhr sich mit steifen Fingern über die Glatze. „Wir kennen jetzt beide unsere Position.“ Er wand sich ab, doch dann fiel ihm noch etwas ein. „Nebenbei bemerkt... sind die Dissidentenlager inzwischen eingerichtet?“
Richard Matheson brauchte einen Moment um sich zu sammeln. „Fast“, antwortete er kalt. „Meine Leute kommen gut voran.“
„Gute Arbeit“, lobte Strughold ironisch, bückte sich und verschwand im Inneren des Berges.



Wohnung von Director Kersh, Washington D.C.
8:22 p.m.

Die drückende Stille, die noch immer über der Wohnung lag, schien nicht weichen zu wollen. Als Mulder den Fernseher ausgeschaltet hatte, sprach lange Zeit keiner von ihnen ein Wort. Schließlich hatte Scully eine Kerze auf den Tisch gestellt und sie angezündet. „Ich mag jetzt kein grelles Licht“, hatte sie entschuldigend gemurmelt, doch niemand schien Einwände zu haben. Danas Kopf lag müde auf der Brust von Mulder, der ihr mit leerem Blick durchs Haar strich.

< Fox, mir ist so kalt. Ich fühle mich wie in Eis gebadet, wenn ich an die Bilder denke, die wir gerade gesehen haben. Und dann frage ich mich, was von meiner Energie noch übrig geblieben ist. Ich fühle mich so leer. Und was noch schlimmer ist: Ich spüre deine Kraft nicht mehr. Ich kann nicht glauben, dass diese Kraft verloren ist, dass sie für immer verschwunden und von mir gegangen ist. Vielmehr denke ich, dass auch dich die Nachricht mehr erschüttert hat, als du zeigen möchtest – und glaube mir, ich kann das verstehen. Ich verstehe es sogar sehr gut, denn heute stehen wir an einem Punkt, an dem das Geschehene so unglaublich ist, dass jede Anstrengung es wieder gut zu machen, lächerlich erscheint. Aber wenn wir uns in die Augen sehen, dann wissen wir beide, dass es so nicht enden darf – dass es so nicht enden wird! Niemand kann sagen, wie hoch der Preis der Wahrheit diesmal ist, doch wir müssen es versuchen. Wir werden die Wahrheit aufdecken. >

Klack!

Das Geräusch des Türschlüssels, der sich im Schloss drehte, ließ sie zusammenfahren. Auch Shannon McMahon erwachte aus ihrer Lethargie und sprang auf die Beine.
„Ich muss weg“, stieß sie hervor und verschwand im Flur, wo sie mit Deputy Director Alvin Kersh kollidierte.
Der sah sie erstaunt an. „Miss McMahon!“, rief er. „Was suchen Sie in meiner Wohnung?“
Shannon sah ihn traurig an. Sie verspürte nicht die geringste Lust, mit ihm zu streiten. „Das Programm wurde gestartet! Gehen Sie ins Wohnzimmer“, antwortete sie tonlos. „Sie werden Ihnen alles erklären!“
Dann war sie verschwunden. Kersh schloss die Tür hinter ihr und entfaltete nachdenklich den Zettel, den sie ihm in die Hand gedrückt hatte. Er musste die Nachricht zwei mal lesen, bevor er begriff, was er da in der Hand hielt. Das Papier enthielt Längen- und Breitenangaben und einen Text:

„Morgantown, West Virginia, Weather Branch”



Summerville Hospital, North Carolina
11:05 a.m.

Dr. Susan Constant schloss die Augen und lehnte sich erschöpft an die Wand der Notaufnahme. Sie erlaubte sich nicht oft solche Momente der Ruhe, doch heute... Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, wie das hektische Treiben der Frühschicht um sie herum weiterging. Sie verzog den Mund. Frühschicht? Alle verfügbaren Kräfte waren bereits viel zu lange im Dienst, und auch sie selbst sehnte sich schon seit gestern nachmittag nach einer warmen Dusche. Das ganze Krankenhaus war eine einzige gigantische Notaufnahme!

‚Und weiter!’, mahnte sie sich in Gedanken und raffte sich wieder auf. Müde trat sie an das Bett einer jungen Frau und griff nach ihrem Krankenblatt. „Miss... Sally Doherty?”
Sally öffnete mühsam ihre verklebten Augen. „Wo ist mein Sohn... Thomas...“ keuchte sie und sah Dr. Constant bittend an.
Susan versuchte professionell zu klingen: „Wir kümmern uns um ihn, keine Sorge. Sobald es Ihnen wieder besser geht, können Sie zu ihm!“ Sie probierte ein beruhigendes Lächeln und verließ das Zimmer. Schnell, bevor sie noch mehr Fragen zu hören bekam, die sie nicht beantworten konnte.

Im hell erleuchteten Gang taumelte sie und musste sich an der Wand abstützen. Sekunden später war der Schwächeanfall vorüber und sie huschte in das Schwesternzimmer. – Hm. Alles dunkel. Erleichtert riss sie sich die Schutzmaske vom Gesicht und atmete tief durch. – Schon besser! Susan schaltete das Licht an und fuhr erschrocken zurück. „Wer sind Sie und was wollen Sie hier? Und wo ist Ihre Schutzmaske?“ Erstaunt betrachtete sie einen älteren, gut gekleideten Herrn.
Richard Matheson hob beschwichtigend die Hände. „Keine Sorge, Dr. Constant, für mich besteht hier keine Gefahr. Ich arbeite für die Regierung und bin gekommen um den Verlauf der Krankheit zu beobachten.“
„Wie bitte?“ Susan versuchte gar nicht erst, die Wut in ihrer Stimme zu unterdrücken. „Die Regierung? Seit wann kümmert sich unsere Regierung um diesen Notstand? Seit Ausbruch dieser verdammten Seuche behandelt man uns wie Schulkinder und lässt uns im Dunkeln herumtappen! Wissen Sie was? Die Regierung stecke ich mir dahin, wo es seltsam riecht!“ Sie stürmte aus dem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Sollte dieser Mensch doch an seiner Arroganz verrecken!

Als die Tür ins Schloss flog, zuckte der Senator zusammen. Kopfschüttelnd verließ er schließlich das Schwesternzimmer und wanderte durch das Chaos der Station; blieb bald an diesem, bald an jenem Bett interessiert stehen. Dann wandte er sich ab und verließ das Hospital. Ein dunkler Schatten lag auf seinem Gesicht und er strich sich über die Stirn, als wollte er einen lästigen Gedanken vertreiben.

„Senator!“ erklang eine kalte Stimme in seinem Rücken.
Überrascht drehte sich Matheson um. „Shannon McMahon! – Sie wissen, dass mich so schnell nichts aus der Bahn wirft, aber Sie hätte ich hier nun wirklich nicht erwartet.“
Shannon lächelte rätselhaft. „Erwarten Sie stets das Unerwartete, Sir.“
Er nickte ungeduldig und zog sie in eine unbeachtete Ecke. „Was wollen Sie?“
„Ich möchte, dass Sie mit mir kommen.“
Der Senator lachte spöttisch. „Das könnte Ihnen so passen! Mit Ihnen hatte ich bisher nichts als Scherereien! Woher soll ich wissen, dass Sie nicht schon wieder eine neue Teufelei planen?“
Shannon verschränkte die Arme vor der Brust. „Sie haben meine Versicherung und mein Wort!“
„Mädel, Sie scherzen! Was soll ich mit dem Wort einer Abtrünnigen anfangen“
Shannon sah sich um und beugte sich vor. Ihr Mund berührte fast die faltige Haut seines Gesichts. „Ich soll Sie von Lisa Tanner grüßen.“
Für den Bruchteil einer Sekunde entgleisten Mathesons Gesichtszüge, dann hatte er sich wieder in der Gewalt. „Ich suche sie seit Tagen. Sie wissen wo sie ist?“
„Natürlich.“ Ihre Stimme nahm einen dringlichen Klang an. „Senator, Lisa hat mir alles erzählt. Sie müssen mit mir kommen, denn sie muss mit Ihnen sprechen!“
„Warum kommt sie dann nicht zu mir?“, antwortete Matheson unsicher.
„Versetzen Sie sich einmal in ihre Lage“, drängte Shannon. „Nach allem, was sie an der Weather Branch getan hat – würden Sie an ihrer Stelle Ihr Versteck aufgeben?“
Richard Matheson dachte nach. „Gut“, sagte er schließlich knapp. „Fahren wir.“



Das Reservat der Navajoindianer, Nevada

Alex Krycek hob Emily hoch und drückte sie an sich. Sie sollte seine Tränen nicht sehen. Nicht jetzt. „Machs gut, meine Kleine“, flüsterte er ihr ins Ohr.
Emily sah ihn mit großen Augen an. „Wann kommst du zurück, Daddy?“, fragte sie schmollend.
Sanft strich er mit dem Zeigefinger über ihre Wange. „Bald, Liebes, bald. Und inzwischen...“ Er setzte sie ab, nahm sie an die Hand und führte sie zu einer alten Indianerin. „... Inzwischen passt Kleine Wolke auf dich auf, in Ordnung?“
Sie schlug die Augen nieder und nickte tapfer. „Komm bald zurück, Daddy.“
Krycek blickte zu Marita Covarrubias, die geduldig am Auto wartete und ganz automatisch wanderte sein Blick über ihren gewölbten Bauch. „OK“, sprach er und zwang sich zu einem Lächeln. „Versprochen!“

Als Marita und Alex später in ihrem Wagen saßen und über die staubtrockene Wüstenstraße fuhren, hingen beide ihren Gedanken nach. Marita sah aus dem Fenster und beobachtete die vorüber jagende Landschaft.
„Warum rast du so?“, fragte sie vorsichtig.
Alex zuckte mit den Schultern. „Wir waren schon zu lange weg. Es wird Zeit, dass wir zeigen, dass man mit wieder uns rechnen muss.“
„Und wie geht es dir?“
„Gut, warum?“
Marita funkelte ihn an. „Lüg dich ruhig an, aber mir kannst du nichts vormachen! Ich sehe doch, was in dir vorgeht!“
Ein leises Lächeln huschte über Kryceks Gesicht. „Du kennst mich gut!“
„Macht dir das Angst?“, provozierte sie ihn.
Das Lächeln wuchs in die Breite und wurde zu einem strahlenden Grinsen. „Ja. Man kann nie vorsichtig genug sein. Sonst muss man es am Ende mit seinem Leben bezahlen! Ich kenne das schon.“
Marita boxte ihn lachend in die Seite. „Verräter!“
„Danke sehr! Habe ich dir schon gesagt, dass mich deine Komplimente ganz verrückt machen?“
Seine Hand wanderte ihr Bein hinauf und strich zärtlich über ihren Bauch. „Ja“, sagte er leise.
Sie hob fragend eine Augenbraue. „Bitte?“
„Du hast recht. Wir werden tun, was zu tun ist und stehen das gemeinsam durch!“



Plain Forest, North Carolina
3:17 p.m.

“Hier? Was soll hier sein?”, fragte Richard Matheson schlecht gelaunt und stieg aus dem Auto. Die lange Fahrt hatte ihn ermüdet und er genoss es die Glieder strecken zu können. Die Luft war klar und sehr kalt, so dass sich Matheson schon nach wenigen Sekunden erfrischt und wie neu geboren fühlte. Er entfernte sich einige Schritte vom Auto und trat an den Rand der Fahrbahn. Da der Waldboden – seinem Namen zum Trotz - nach ein paar Metern steil abfiel, hatten Forstarbeiter hier einen kleinen Zaun angelegt. ‚Wohl eher um den Vorschriften zu genügen als um wirklich Schaden verhüten zu wollen’, dachte er vergnügt. Er kannte sich bestens mit der Mentalität Staatsbeamter aus und so amüsierte ihn der Gedanke, auch hier ihre wohlbekannten Spuren entdecken zu können.
„Shannon?“
„Ja“, antwortete sie und schlug die Autotür zu. Das Geräusch verhallte wabernd über den Baumkronen.
„Pst. Machen Sie doch nicht so einen Lärm!“. Missmutig stupste der Senator das Zäunchen mit dem Fuß an und hielt erschrocken inne, als es vernehmlich knackte. „Ich wusste es“, murmelte er. Er ließ den Blick über den Abhang wandern. Endlich fiel ihm wieder ein, weshalb sie hier waren. „Sie wollten mich zu Lisa Tanner bringen, erinnern Sie sich?“
Shannon nickte. „Natürlich, Senator. Wir sind schon da.”
Matheson sah sich suchend um, konnte jedoch nichts außer den Bäumen entdecken. „Hören Sie, Miss“, knurrte er. „Wenn Sie sich über mich lustig machen wollen, dann könnte das böse ausgehen!“
Shannon McMahon kniff die Augen zusammen. „Ich mache mich nicht über Sie lustig! Sehen Sie her...“ Dann griff sie in ihre Tasche und holte ein kleines Lederetui heraus. Bedächtig klappte sie es auf und entnahm ihm eine Spritze mit langer, hauchdünner Kanüle. „Lisa erwartet Sie, Senator!“
Matheson erbleichte. Was war er doch für ein Narr! Wie konnte er sich nur so übertölpeln lassen! Hatte Strughold am Ende doch Recht und er war mit dieser Aufgabe überlastet? Egal... Hastig wich er einen Schritt zurück, stolperte über den Zaun und schwankte sekundenlang über dem Abhang. Shannons Arm schoss vor und packte ihn mühelos am Handgelenk.
„Nicht fallen“, sagte sie leise. „Noch nicht.“ Ohne ihn weiter zu beachten, ließ sie die Luftbläschen aus der Spritze entweichen, während ihre andere Hand den Senator noch immer festhielt.
„Was wollen Sie?“, keuchte Matheson und versuchte vergebens sich aus ihrem eisernen Griff zu befreien.
„Ich mache Ihnen ein Geschenk“, sagte sie kalt und rammte die Kanüle durch den Mantelstoff in seinen Arm. Der Senator schrie auf und wand sich unter ihren Händen, doch Shannon fuhr unbeirrt fort: „Sie haben über das Schicksal unzähliger Menschen entschieden. Ich möchte Ihnen die gleiche Erfahrung nicht vorenthalten. Ich möchte, dass Sie den selben Weg gehen wie so viele andere! Ich habe Sie mit voraktivierter Nanitentechnik infiziert. Noch während wir sprechen beginnen die kleinen Roboter Ihren Körper zu manipulieren!“
Richard Matheson sackte mit hervorquellenden Augen in die Knie und jammerte unartikuliert vor sich hin. Shannon McMahon verzog abfällig den Mund und wandte sich ab.
„Miss... Miss...“, stieß der Senator verzweifelt hervor. „Was... Was ist mit Lisa?“
Sie drehte sich noch einmal um und sah ihm direkt in die Augen. „Sie ist tot. Und Sie haben Sie auf dem Gewissen!“. Sie machte auf dem Absatz kehrt, stieg in den Wagen und fuhr davon.
Richard Matheson blieb allein auf dem Waldweg zurück.



Summerville Hospital, North Carolina
4.36 p.m.

Agent Doggett huschte durch die Tür, drückte sich neben Monica Reyes an die geflieste Wand und legte den Zeigefinger an die Lippen. Monica runzelte die Stirn, doch er nickte ihr warnend zu.
Tapp – Tapp – Tapp...

Dann verklangen die Schritte der Wachposten auf dem Gang und John stieß erleichtert die Luft aus. „Das war knapp“, brummte er. „Um ein Haar wären wir fällig gewesen!“
„Wo sind wir hier?“, fragte Monica und sah sich um.
„Keine Ahnung. Irgend eines der Dienstzimmer. Aber da dort draußen das blanke Chaos herrscht, scheinen wir erst einmal Glück zu haben.“
„Was genau glaubst du hier zu finden?“ Monicas Stimme war ruhig und kühl. Noch immer machte ihr das letzte Gespräch schwer zu schaffen.
„Hinweise“, murmelte John und drückte die Klinke einer abzweigenden Tür herunter. „Irgend etwas müssen wir machen, sonst... He! Es ist nicht abgeschlossen!“ Vorsichtig öffnete er die Tür und spähte hindurch. „Volltreffer!“

Als sie in dem kleinen Patientenzimmer standen, hielt Monica unwillkürlich die Luft an. „John! Sieh dir das mal an!“
Doggett trat an das Bett und betrachtete schaudernd die menschliche Gestalt auf dem Laken. Pulsierende Adern zerfurchten die fleckige und aufgeplatzte Gesichtshaut; eiternde Geschwüre bedeckten den gesamten sichtbaren Teil des Körpers.
„Der Arme“, flüsterte John
Agent Reyes schüttelte den Kopf. „Sie, nicht er! Sally Doherty aus Summerville. John, das ganze Krankheitsbild erinnert mich sehr an Skinner. Ich denke, wir haben unseren Beweis.“

Die Tür flog auf und eine Ärztin eilte in das Krankenzimmer. Als sie auf die Agenten prallte, ließ sie erschrocken ihre Unterlagen fallen. „Was... Na hören Sie mal!“, rief sie. „Was haben Sie hier zu suchen? Das ist ein Krankenhaus, kein Kino für Schaulustige!“
„Bitte, Doktor“, begann Doggett, doch die Ärztin unterbrach ihn brutal.
„Wissen Sie eigentlich, welcher Gefahr Sie sich hier aussetzen? Die Ursache der Krankheit ist noch immer nicht gefunden!“ Sie zögerte und betrachtete die Eindringlinge genauer. „Aber vermutlich sind Sie von der Regierung, was?“
John trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. „Wirklich, Doktor, es tut uns leid, aber wenn wir den Amtsweg genommen hätten, wären wir nie hier herein gekommen!“
„Zu recht!“, schnaubte Dr. Susan Constant aufgebracht.
„Sie dürfen uns nicht verraten“, fuhr Monica fort. „Das ist wirklich wichtig. Wir mussten uns einfach mit eigenen Augen überzeugen! Und außerdem können Sie ihre Schutzmaske ruhig abnehmen. Glauben Sie uns, es besteht keinerlei Infektionsgefahr!“
Susan verschränkte die Arme vor der Brust, machte aber keine Anstalten, der Aufforderung nachzukommen. „Ach!? Das wären ja die ersten brauchbaren Informationen, die ich von offizieller Seite dazu bekomme!“
Nun war es an Monica und John, erstaunt dreinzublicken. „Sie hatten schon Besuch von der Regierung?“, fragte Monica. „Interessant! Bitte, erzählen Sie doch!“



Morgantown, West Virginia
Weather Branch
7:12 a.m.

Strughold trommelte nervös mit den Fingern auf seinem Schreibtisch herum. Wo steckte dieser Matheson nur? Eigentlich hatte er ihn schon gestern abend zur Lagebesprechung erwartet, doch wie es aussah, hatte der Senator seine Prioritäten neu geordnet. ‚Nun gut’, dachte Strughold. ‘Man wird das im Auge behalten müssen.’

Die Tür schwang auf und ein Trupp Sicherheitsmänner eskortierte zwei schäbige Individuen in sein Arbeitszimmer.
„Was soll das?“, fuhr er auf. Er konnte es auf den Tod nicht ausstehen, ohne Anmeldung gestört zu werden.
„Entschuldigung, Sir“, sagte einer der Wachen. „Wir hielten diesen Vorfall für wichtig genug, um Sie sofort zu informieren! Die beiden wurden in der Nähe der Basis aufgegriffen.“
Strughold trat näher. Als er erkannte, wer vor ihm stand, pfiff er anerkennend durch die Zähne. „Mein Gott, Marita! So sieht man sich wieder.“ Er musterte Marita Covarrubias eindringlich und wandte sich an ihren Begleiter. „Und Sie müssen demnach Alex Krycek sein, junger Mann. Von den Toten wieder auferstanden.“ Er schüttelte den Kopf. „Wollen Sie meine Meinung hören? Nein, natürlich wollen Sie das nicht. Egal. Ich denke, was tot ist sollte begraben werden und nicht wieder auferstehen.“
Alex grinste. „Also ist mein legendärer Ruf mir schon vorausgeeilt?“
Marita warf ihm einen warnenden Blick zu.
Strughold wanderte nachdenklich um die Gefangenen herum. „Was denken Sie, Krycek? Sollten wir nicht die natürliche Ordnung wieder herstellen?“ Er blieb stehen und seine Stimme schwoll bedrohlich an: „Sollten Sie nicht besser wieder Ihr Grab beziehen?“
Alex schluckte. „Sie haben davon gehört?“
“Aber natürlich haben wir das. Wofür halten Sie uns? Für Anfänger? Für mich war nur die Frage interessant, wann Sie hier auftauchen würden.“ Er zog die Schultern hoch, setzte sich auf die Schreibtischkante und legte nachdenklich die Handflächen zusammen. „Wie dem auch sei. Sie können sich ja schon denken, dass ich mir für diesen Fall schon meine Gedanken gemacht habe. Nun, sehen Sie, ich bin ein Mensch, der gern alles unter Kontrolle hat. Sie sind der unsichere Faktor in meinem Schachspiel, den ich auf keinen Fall dulden werde.“
Marita hob trotzig das Kinn. „Was haben Sie mit uns vor?“
Strugholds Gesicht wurde eisig. „Hätten Sie etwas dagegen zu sterben?“

Er ließ die Worte einige Sekunden im Raum stehen und beobachtete die Reaktion seiner Gefangenen. Als diese nichts sagten, fuhr er fort: „Ich habe ein einfaches Angebot für Sie, das Sie annehmen werden, und zwar ohne Einschränkungen. Anderenfalls werden Sie exekutiert. Habe ich mich klar ausgedrückt?“

Alex blickte Marita in die Augen. Er wusste schon vorher, was er dort sehen würde, doch die Gewissheit bestärkte ihn in seinem Entschluss. Er sah die Sorge um ihr ungeborenes Kind, sah die Entschlossenheit alles zu tun um dieses unschuldige Wesen unter allen Umständen zu schützen. Und er sah ihren Wunsch nach Leben.

„Ja, Sir“, sagte er leise.



Morgantown, West Virginia
Raven Hill Forest
9:29 a.m.

Nasse Schneeflocken fielen schwer vom Himmel und bildeten auf dem grauen Mantel des Fremden einen schmierigen Film. Nach wenigen Sekunden zersetzte er sich in glitzernde Wassertropfen – nur um von neuem mit Schnee bedeckt zu werden. Der Graue zog die Kapuze fest und versuchte in dem Zwielicht vor seiner Hütte etwas zu erkennen.

Endlich erklang in der Ferne Motorenlärm. Der Graue zog sich in den Schatten seines Verstecks zurück und wartete. Es dauerte nicht lange und ein Wagen wühlte sich durch den halbgefrorenen Schlamm der Waldlichtung. Gespannt beobachtete er, wie eine junge Frau aus dem Wagen stieg und sich umsah.

„Guten Morgen, Miss McMahon“, erklang seine tiefe Stimme und er trat in das Dämmerlicht des Tages.
Shannon atmete tief aus. „Ich hatte schon befürchtet...“
„... Dass man mich entdeckt hätte? Aber nein. Wer wird hier schon nach mir suchen?“
Shannon blickte ihn zweifelnd an. „Sie sind zu nahe. Sie sollten wissen, wie gefährlich es ist.“
Er nickte. „Ich weiß es. Und doch muss es sein. Vielleicht erkläre ich es Ihnen eines Tages. Doch für heute... Haben Sie meinen Auftrag ausgeführt?“
Als sie in ihre Tasche griff und einen kleinen Lederbeutel herauszog, ließ Shannon ihn nicht aus den Augen. Wortlos reichte sie ihm das Etui. Der Graue öffnete es und betrachtete die leere Ampulle in ihrem Samtbett.
„Sie haben es also getan...“, murmelte er tonlos.
„Nein“, antwortete Shannon und tiefe Bitterkeit lag in ihrer Stimme. „Sie haben es getan. Ich bin nur Ihre Marionette.“
Die Kapuze hüllte das Gesicht des Fremden in tiefe Schatten, doch Shannon glaubte zu spüren, mit welchem Ausdruck er sie jetzt ansah.
„So war es immer“, sagte er. “Und so wird es immer sein.“
Shannon schloss die Augen. Dann wandte sie sich ab und stieg in ihr Auto. „Das ist nicht mein Weg“, flüsterte sie und startete den Motor.



Washington D.C.
9:58 p.m.

„Ich friere“, zitterte Dana Scully und kuschelte ihr Gesicht in den warmen Mantel ihres Partners.
Fox Mulder legte die Arme schützend um ihre Schultern und hauchte ihr in den Nacken. „Ich lass’ dich nie mehr los!“
Scully brummte etwas Undeutliches in den Mantel hinein.
„Besser so, Miss?“, murmelte er.
“Danke. Ich glaube, so kann ich es aushalten bis Krycek und Marita kommen.“
Mulder nickte gedankenverloren und spähte über den verlassenen Sportplatz. „Erinnerst du dich? Hier haben wir John und Monica das erste mal nach unserer Flucht wiedergesehen.“
„Ja, ich weiß. Und ich war damals nicht weniger gespannt als jetzt. Was denkst du, haben sie uns zu sagen?“
Mulder zuckte mit den Schultern und kniff die Lippen zusammen. „Oh“, machte er dann und fixierte einen Punkt in der Dunkelheit. Scully folgte seinem Blick und sah zwei dunkle Gestalten, die eilig auf sie zurannten. „Das sind sie...“

Schwer atmend blieben Alex Krycek und Marita Covarrubias vor ihnen stehen und sahen sie ungläubig an.
„Was zum Teufel soll das?“, schnaufte Alex mühsam. „Wir wollten uns mit Doggett und Reyes treffen!“
Mulder ballte die Fäuste und setzte zu einer unsanften Antwort an, doch Scully fasste beruhigend nach seiner Hand. ‚Schon gut’, sprachen ihre Blicke und Mulders Zorn verrauchte. „Geht leider nicht“, knurrte er Krycek an. „Ihr müsst schon mit uns vorlieb nehmen!“
Marita verzog den Mund und warf Scully einen entnervten Blick zu, den diese grinsend erwiderte.
„Wo sind John und Monica?“, warf Marita ein.
„Haben etwas dringendes zu erledigen. Mehr kann ich nicht sagen“, sagte Mulder.
Krycek schnaubte sarkastisch. „Mehr wissen Sie nicht, habe ich recht? Woher auch? Schließlich hat man Sie von der Gehaltsliste des FBI gestrichen.“ Als Mulder nicht antwortete, ergriff er Marita am Arm. „Komm, wir wollen uns nicht aufdrängen!“
Marita lächelte schwach und schüttelte seine Hand ab. „Lass nur“, flüsterte sie und drehte sich wieder zu Mulder und Scully um. „Tut mir leid. Wir hatten einfach nicht erwartet, Sie hier zu treffen. Und wir werden sagen, was zu sagen ist, denn viel Zeit bleibt uns nicht mehr.“ Sie sah sich besorgt um, doch die Dunkelheit gab nichts von ihren Geheimnissen preis. „Wir sind auf der Flucht! Wir haben zu viel erfahren und die Schattenregierung hat uns an der Weather Branch festgesetzt. Also mussten wir versprechen zu kollaborieren, doch im letzten Moment ist uns die Flucht geglückt.“
Mulder unterbrach sie ungeduldig. „Was ist, wenn man Sie absichtlich entkommen ließ? Wenn man Sie verfolgt hat?“
Alex machte ein unbehagliches Gesicht, doch Marita winkte ab. „Natürlich, das ist denkbar. Doch viel wichtiger ist, dass wir hier sind, denn wir müssen Agent Doggett und Agent Reyes warnen. Sie dürfen auf keinen Fall zur Weather Branch. Auf keinen Fall, hören Sie?“
„Was wird dort geschehen?“, fragte Dana.
Krycek schüttelte den Kopf. „Wir wissen es nicht. Wir haben nicht alles von dem Gespräch mitbekommen, doch es klang gar nicht gut!“
Mulder verschränkte die Arme vor der Brust. „Weshalb sollten wir euch vertrauen?“
Marita schüttelte den Kopf. „Es geht nicht immer nur um euch! Wir haben an der Weather Branch mehr gesehen und erfahren, als wir jemals wissen wollten. Und glauben Sie mir: Wenn ich wählen könnte, würde ich das Vergessen wählen. Einfach all die schrecklichen und unbequemen Dinge vergessen... Verschwindet von hier und versucht Doggett und Reyes zu erreichen!“
Scully sah Mulder an, dann nickte sie ihnen zu und verschwand mit ihrem Partner in der Nacht.

„Hartnäckig!“, fluchte Alex und sah den beiden hinterher.
„Hast du das gehört?“, fragte Marita erschrocken.
„Was?“, antwortete er erstaunt, doch im gleichen Moment hörte auch er das Quietschen der Autoreifen. „WEG!“, zischte er und zog sie mit sich in die Büsche des Sportplatzes. Keine Sekunde zu zeitig, denn schon umstellten schwarze Limousinen das Gelände.
„Sie haben uns tatsächlich aufgespürt!“, flüsterte Alex. „Komm. Ich kenne ein sicheres Versteck, wo man uns nicht finden wird.“
„Wo?“
Alex suchte sorgsam Deckung hinter den Büschen und erreichte endlich den Rand der Dunkelheit. Er blieb stehen, sah sich um und hauchte ihr nur ein Wort ins Ohr: „Untergrund!“



Morgantown, West Virginia
Raven Hill Forest
11:48 a.m.

Nachdenklich beobachtete Shannon McMahon das Spiel der wenigen Vögel, die es nicht in die warmen Länder des Südens verschlagen hatte. Sie nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette und drückte sie mit dem Absatz auf dem feuchten Waldboden aus. Dann setzte sie sich in ihren Wagen, holte einen Stift hervor und begann zu schreiben...

< Ich habe Abschiede schon immer verabscheut, solange ich zurückdenken kann. Doch heute ist es anders. Mir ist fast, als würde mich etwas hier festhalten, doch wenn ich die Augen öffne und mich umsehe, schaue ich nur in einen Abgrund, schwarz und gähnend. Was hält mich hier? Sind es die Erinnerungen? Oder ist es nur die Ungewissheit, weil ich nicht weiß, ob ich das richtige getan habe?

Vielleicht habe ich die richtige Entscheidung getroffen; vielleicht ist es gut, dass Matheson leidet. Ich weiß nicht, welchen Stein ich damit ins Rollen gebracht habe. Ich kann nur hoffen, dass ich wenigstens einen kleinen Teil meiner Schuld wieder gut gemacht habe: Jeffrey, Lisa... all die Dinge, die ich getan habe. Vielleicht habe ich auch alles nur noch schlimmer gemacht. Ich kann es nicht sagen.

Ich weiß nur, dass ich den Punkt erreicht habe, an dem ich die Bühne verlassen werde und das Spiel ohne mich weitergeht. Man wird mich nicht vermissen und das ist gut so. Ich weiß nicht, wo ich hingehe und ich weiß nicht, ob ich zurückkehren werde. >

Sie legte Stift und Schreibblock zur Seite, drückte das Gaspedal bis zum Anschlag durch und verschwand mit ihrem Wagen in einer Wolke aus schmutzigen Schlammspritzern.

< Ich schaue nicht zurück. Lebt wohl. Lisa, verzeih mir. >



Morgantown, West Virginia
Raven Hill Forest
1:02 p.m.

Die Wolken hatten sich etwas gelichtet und erbarmten sich, etwas mehr Tageslicht hindurch zu lassen. Der Fremde atmete die kalte Luft tief ein und trat in die Hütte zurück.
„Kommen Sie mit“, sagte er.
Eine Gestalt im Hintergrund des Raumes erhob sich langsam und trat in den schmalen Lichtstreifen, den das trübe Fenster auf den kahlen Fußboden warf.
„Wohin fahren wir, Sir?“, fragte Jeffrey Spender.
„Zur Weather Branch“, antwortete der Fremde und warf sich seinen grauen Mantel über. Ich muss dem Spuk ein Ende bereiten. Es ist bereits zu viel geschehen, was nie hätte passieren dürfen. Damit ist jetzt Schluss!“
Ein Lächeln breitete sich auf dem zerstörten Gesicht des ehemaligen FBI-Agenten aus. „Heißt dass, ich kann endlich mein neues Leben beginnen?“
Der Graue sah ihn nachdenklich an. „Ja. So, wie Sie es sich immer gewünscht haben! Wenn wir Glück haben, können wir alle ein neues Leben beginnen. – Los jetzt!“
Sie verließen die Hütte und stiegen in einen alten Jeep.



Morgantown, West Virginia
Nahe Weather Branch
3:28 p.m.

„Was siehst du denn?“
„Hier!“ Monica Reyes ließ erschöpft das Fernglas sinken und reichte es ihrem Partner. „Schau doch selbst!“ Es ging ihr weniger sein endloses Gefrage auf die Nerven als vielmehr der bemüht sachliche Ton, mit dem er sie seit Washington abspeiste.
‚Was soll das bloß werden?’, fragte sie sich besorgt und beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Seit einer geschlagenen Stunde lagen sie auf einer kleinen Anhöhe im Schatten einer Baumgruppe und versuchten heraus zu bekommen, was an der Weather Branch vor sich ging.
Plötzlich spannten sich Johns Gesichtszüge hinter dem Fernglas. „Da tut sich etwas!“
„Am Haupteingang?“
„Nein, das wäre zu auffällig. Dort hinten, wo der Felsen bis an den Wald heranreicht, hat gerade ein Wagen angehalten.“
Monica versuchte mit bloßem Auge Details auszumachen, doch vergebens. „Kannst du jemanden erkennen?“
John brummte unwillig. „Ich kann! Aber ich glaube nicht, was ich jetzt sehe!“
„John!”, zischte Monica ärgerlich. „Wen siehst du?“



Morgantown, West Virginia
Weather Branch
3:37 p.m.

Der Graue schaltete den Motor ab, sah sich sorgsam um und entnahm seiner Tasche eine Funkausrüstung.
„Dies“, sprach er, „nehme ich mit hinein. Der geheime Tunnel befindet sich direkt vor uns. Ich bleibe die ganze Zeit über mit Ihnen in Verbindung!“ Er griff auf die Rückbank und zog etwas hervor, das entfernt an einen breiten Patronengürtel erinnerte.
Spender strich vorsichtig über die Kunststoffstangen und die bunten Drähte. „Ist das... ?“
„Ja. Sprengstoff! Besonders wirksamer Sprengstoff“, antwortete sein Begleiter und begann sich auf seinen Ausflug vorzubereiten. „Für alle Fälle. Falls alle Stricke reißen, will ich den Freunden gehörig einheizen. Aber... He!“
Jeffrey Spender hatte den Moment der Ablenkung genutzt und verriegelte nun den Wagen von außen.
„Was machen Sie denn da?“, brüllte der Graue.
Spender lächelte entschuldigend, band den Sprengstoffgürtel um seine Hüfte und schaltete das Funkgerät ein. Dann hieb er mit seiner Pistole gegen den Verriegelungsmechanismus des Geländewagens. „Entschuldigen Sie, Sir. Das übernehme ich jetzt. Ich berichte Ihnen natürlich über Funk!“
„Spender!“, rief sein Begleiter im Auto. „Sie machen alles kaputt! Lassen Sie mich gehen! Ich weiß genau, was ich zu tun habe.“
Spender trat ein paar Schritte zurück, schüttelte bedauernd den Kopf und verschwand schließlich in einer Felsspalte des Bergmassivs.
„Spender!“, brüllte sein Begleiter aus dem Inneren des Wagens. „Bleiben Sie hier! Spender!“

Fluchend schaltete er das Funkgerät ein. „Hören Sie mich?“
„Laut und deutlich, Sir. Es wäre besser, wir unterbrechen den Funkverkehr, bis ich das Ziel erreicht habe!“
„Was wissen Sie denn von meinem Ziel? Was wissen Sie über meine Pläne?“
„Und was wissen Sie über mein Ziel? Ich habe Ihnen gesagt, dass alles, was ich will, ein neues Leben ist. Das lasse ich mir nicht nehmen, auch von Ihnen nicht!“
Der Graue krallte wütend die Hände in das Armaturenbrett. „In Ordnung“, gab er schließlich nach. „Lassen Sie den Kanal offen. Ich möchte hören, was geschieht.“



Morgantown, West Virginia
Weather Branch
3:45 p.m.

„Sir? Wir haben ein Sicherheitsproblem am Sektor 12-17.“
Strughold sah von seinem Bericht auf und warf hastig einen Blick auf den entsprechenden Überwachungsmonitor.
„Tatsächlich.“ Er veränderte eine Einstellung und das Bild rückte näher heran. „Das ist doch nicht möglich“, flüsterte er heiser. „Bosman, sehen Sie sich das an!“
Bosman speicherte die Arbeit an seinem Terminal und wandte sich zu seinem Projektleiter um. „Sir?“
„Hier! Sehen Sie das?“
Bosman rückte näher an den Monitor heran. „Das ist Jeffrey Spender! Kein Zweifel. Wie konnte der hier reinkommen?“
„Und sehen Sie das, was er bei sich trägt?“
Bosman wurde bleich. „Sir...“
Strughold sprang auf. „Ein Sicherheitstrupp soll sich um diesen Mann kümmern! Und Sie lassen inzwischen den gesamten Komplex evakuieren. Sofort!“


Vor der Anlage...

Der Graue veränderte die Feineinstellung seines Kopfhörers. Deutlich waren Strugholds letzte Worte zu verstehen.
„Spender? Hören Sie mir zu“, zischte er in das Funkgerät.
Ein Knacken erklang als Antwort.
„Gut. Ich gehe davon aus, dass Sie mich hören können. Man hat Sie natürlich entdeckt und die sofortige Evakuierung der Weather Branch veranlasst. Tun Sie, was Sie tun müssen, aber machen Sie schnell. Es bleibt nicht mehr viel Zeit!“
Knacks.
„Spender?“ Als keine Antwort kam, warf er sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Seitentür. Knirschend brach sie auf und er taumelte ins Freie. „Spender? Was machen Sie da drin? Wenn Sie mir nicht antworten, komme ich selbst rein und hole Sie!“
Endlich erklang die Stimme von Jeffrey Spender. „Nein Sir. Aber ich komme hier nicht weiter. Die haben den Komplex von innen heraus dicht gemacht und mich eingekreist. Es wird Zeit, dass ich meinen Zweck erfülle! Ich danke Ihnen für alles.“ – Klick –
Panik erfasste den Fremden. „Spender? Was haben Sie getan? Was war das gerade für ein Geräusch?”
Doch es kam keine Antwort mehr aus dem Funkgerät. „Neues Leben“, flüsterte der Graue tonlos. Er stand einige Augenblicke still auf der Stelle, dann warf er sich blitzschnell ins Gebüsch und hastete in den angrenzenden Wald hinein.



Morgantown, West Virginia
Nahe Weather Branch
3:51 p.m.

Agent Doggett ließ das Fernglas sinken und sah Monica ratlos an. „Dort drüben geschieht etwas und ich kann mir keinen Reim darauf machen.“
Monica öffnete gerade den Mund zu einer Antwort, da geschah es.
Ein dumpfer, grollender Ton quälte sich aus der Tiefe. Das Bergmassiv der Weather Branch schüttelte sich wie ein nasser Hund. Wie ratlos schwankte es hin und her und schien für einen Moment zu überlegen, was es nun unternehmen sollte. Dann brach der Bergrücken auf und spie eine gleißende Feuersäule in den klaren Himmel. Eine Sekunde später schlug ihnen das ohrenbetäubende Brüllen der Explosion entgegen und gewaltige Felsbrocken wurden in alle Richtungen zerstoßen.
John warf sich instinktiv schützend über Monica, doch sie hatten Glück. Es regnete Staub und kleine Steinsplitter, aber nichts davon verletzte sie ernstlich.
Eine schwarze Rauchwolke erhob sich aus dem Trümmerberg und driftete in ihre Richtung. Hustend kamen sie wieder auf die Beine und stolperten den Abhang hinab.
„Warte, John!“
„Wir müssen da hinab!“
Sie hielt ihn am Ärmel fest und sah ihn besorgt an. „Was ist dort passiert?“
Doggett atmete tief durch. „ Wenn mich die Entfernung nicht getäuscht hat, dann hat Jeffrey Spender gerade die Weather Branch gesprengt!“ Er ließ sie stehen und sprintete weiter.



An der Ruine...

Als der Rauch abzog, sammelte sich die verbleibende Besatzung des Regierungskomplexes am Fuß der Ruine. Strughold schickte seine Assistenten aus um festzustellen, wer die Katastrophe überlebt hatte. Nach und nach tröpfelten die Schadensmeldungen in den verbeulten Mannschaftswagen, in dem er sein provisorisches Quartier errichtet hatte.
Schweißgebadet – der Kälte zum Trotz – sprang Strughold aus dem Cockpit des Wagens und vertrat sich die Beine. Interessiert betrachtete er die kleine Gruppe aus Soldaten und Zivilisten, die sich ihm näherte. Als er erkannte, um wen es sich dabei handelte, glitt ein ironisches Lächeln über seine harten Züge.
„Herzlich willkommen an den Überresten der Weather Branch, Agents! Nun haben Sie es doch bis hierher geschafft.“
Doggett und Reyes sahen ihn fragend an. „Was geht hier vor? Wer sind Sie?“
Strughold kniff die Lippen zusammen. „Eine Enttäuschung jagt die nächste! Wollen Sie mir weismachen, dass Mulder und Scully nichts von mir berichtet haben? Mein Name ist Strughold. Ich werde Sie jetzt weder mit Details noch mit klugen Sprüchen beleidigen, sondern einfach tun, was mein unfähiger Vorgänger schon längst hätte tun sollen!“ Er gab den Supersoldaten einen Wink. „Schafft sie auf die Ladefläche des Wagens und aktiviert die Barriere!“
„Wohin bringen Sie uns?“
„In ein Lager, in dem wir zukünftig mit Leuten Ihres Schlages besser fertig werden!“, donnerte Strughold.
Als die Agenten von den Uniformierten zum Mannschaftswagen gezerrt wurden, blieb John für einen Moment stehen und flüsterte Strughold etwas ins Ohr. Dann stieß man sie gewaltsam auf die Ladefläche und zwang sie mit entsicherten Gewehren zur Ruhe.
„Was hast du ihm gesagt?“, fragte Monica leise.
Doggett starrte düster in die Wälder. „Ich habe ihm gesagt, dass es noch nicht vorbei ist!“



Zwei Stunden später...

Als der Boden sich vor ihnen abrupt senkte, brachte Scully ihr Mietfahrzeug ruckartig zum Stehen.
„Bist du dir ganz sicher?“, fragte sie ihren Partner.
Fox Mulder studierte eine Landkarte und verglich sie mit der Wegbeschreibung. „In Ordnung“, nickte er ohne aufzusehen. „Wir sind da. Allerdings sollten wir den Wagen hier stehen lassen und zu Fuß weitergehen. Das könnte uns einige Überraschungen ersparen.“
„Äh...“, begann Scully irritiert.
Endlich schaute Mulder auf und ließ seinen erstaunten Blick über das Ruinenfeld streichen. „Hier hatte es aber jemand eilig, seine Spuren zu verwischen!“

Sie stiegen aus und betrachteten fassungslos den Ort der Zerstörung. Soweit der Blick dort unten reichte: Nichts als Trümmer, schwelende Feuer und Rauchschwaden.
„Dana, ich fange an zu begreifen, was Krycek und Marita mit ihrer Warnung meinten!“, sagte Mulder erschüttert.
„Wo... wo sind John und Monica?“, fragte Scully hilflos. Mulder schüttelte den Kopf.

Da ließ sie eine Stimme in ihrem Rücken zusammenfahren. „Man hat sie in ein Konzentrationslager gebracht. Braucht Ihr vielleicht meine Hilfe?“
Fox und Dana standen wie versteinert. Nach langen Sekunden drehten sie sich zu der graugewandeten Gestalt um. Der Fremde nahm seine Kapuze ab.
„Ich träume“, flüsterte Scully.



Fortsetzung folgt...




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