World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

The X-Files: Virtual Season 10

von Kinona, meiko

Kapitel 1: Staub und Asche

The X-Files: Virtual Season 10

10.01 - Staub und Asche

Written by meiko
Artwork by GabiS



Zuhause.

Es wird kalt, dachte Dana, als sie aus dem Fenster sah und den Kindern im Garten beim Spielen zusah. Die Sonne des Vormittags hatte sich in eine graue, wirbelnde Masse am Himmel verwandelt. Ja, es wird kalt, dachte Dana wieder. Der Spätsommer neigt sich seinem Ende zu. William machte sie keine Vorwürfe. Mit seinen 3 Jahren hatte er wichtigere Dinge im Kopf als sich um die Nöte seiner besorgten Mutter zu kümmern. Doch Emily. Emily war alt genug, um auf sich und ihren Bruder achtzugeben und wenigstens einen warmen Pullover anzuziehen.
Was ihr Vater wohl dazu sagen mochte? Dana verzog den Mund zu einem bekümmerten Lächeln. Er war ja nicht hier, und das wussten die Kinder. Wussten sie, wie viel sie ihr bedeuteten? Wussten Emily und William um die Liebe und Sorgfalt, die sie jeden Tag in... nun, zum Beispiel in dieses Omelette steckte, das sie gerade zubereitete?
"Mittagessen!", rief Dana und lehnte sich aus dem Fenster.
Kalt. Es war kalt und dunkel dort draußen, wo eigentlich das Licht des Tages hätte leuchten sollen. Wo waren ihre Kinder?
"Emily? ... William? ..."
Etwas war ganz und gar nicht in Ordnung. Langsam spürte sie das Eis in ihren Körper dringen, sich langsam ausbreiten...
"WILLIAM?"
Scully setzte sich mit einem Ruck im Bett auf. Schwer atmend sah sie sich um. Natürlich! Zuhause! Zuhause... Dana ließ das Wort in ihren Gedanken kreisen, aber es fühlte sich leer an. Sie war zuhause? Ihr Blick fiel auf einen zerzausten Kopf auf dem Kissen neben sich. Fox, dachte sie... Was war das eben? War dies wirklich nur ein Traum?


[Opening Credits]


Roswell, New Mexico
Wüste
7:21 a.m.

Seit Stunden lief der junge Mann durch die karge Berglandschaft, ohne erkennbares Ziel, ohne erkennbare Herkunft. Er lief einfach... und konnte schon seit langem nicht mehr sagen, wie viel Zeit vergangen war, seit er unterwegs war. Er wusste nur, dass er sein Ziel erreichen musste, mochte es kosten was es wolle. Der Staub, den der Wüstenwind heulend mit sich führte, brannte ihm im Mund und trocknete seine Kehle erbarmungslos aus, aber das war nicht wichtig. All das war nun nicht mehr wichtig - es hatte keine Relevanz mehr, wenn er sein Ziel nicht erreichen sollte. Auf einem felsigen Hügel blieb er stehen, sah sich unsicher um und betrachtete die tobenden Wolkengebilde am Himmel. Dann bestimmte er seinen Weg aufs neue. Er würde Erfolg haben. Er wusste nicht, wie er je wieder zurückkehren sollte, aber auch dies war nun nicht mehr wichtig. Er wusste nur: Er würde Erfolg haben.


Roswell, New Mexico
Motel
8:14 a.m.

Fox Mulder kehrte aus dem Badezimmer des Motels zurück und rieb sich mit einem Handtuch die Haare trocken. Was war bloß mit Scully los? Als er zeitig am frühen Morgen aufgewacht war, saß Scully neben ihm im Bett, an die Kissen gelehnt und blickte starr vor sich her. Dana hatte sich noch nie gern selbst reden gehört, aber heute Morgen war sie ungewöhnlich schweigsam.
"Hey, Agent Scully", versuchte er zu scherzen und warf das Handtuch auf die Decken, "wir wissen ja beide, dass die Motel-Betten nicht die bequemsten sind. Aber ich dachte, dieses Etablissement wäre unsere gemeinsame Entscheidung gewesen?"
"Mulder..." Scully rang sichtlich um Fassung, "Mulder, hattest Du jemals einen Traum, der so intensiv war, dass Du beim Erwachen wünschtest, dieser Traum wäre die Realität gewesen?"
Mulder verzog das Gesicht zu einer Grimasse und holte Luft -
"Nein, Mulder, keine Scherze.", unterbrach ihn Scully. "Ich kenne ja Deine Vorliebe für den Playboy!"
Mulders Gesicht zeigte keine Spur mehr von Leichtfertigkeit: "Dana", murmelte er sanft, "Ich kenne das Gefühl tatsächlich. Bevor wir beide entdeckten, was wirklich mit Samantha geschehen war, gehörte es sogar zu meiner Top Ten der unerwünschten Gefühle. Wie oft bin ich mit schmerzendem Kopf aufgewacht und habe mir gewünscht, mein Traum wäre nicht zu Ende und ich hätte meine Schwester nicht verloren... Aber so war die Wirklichkeit", fügte er hinzu und sah Scully tief in die Augen.
"Schon gut, Dana, wir beide sind uns doch zu nahe, um uns wirklich falsch zu verstehen. Du siehst besorgt aus. Erzählst Du mir von Deinem Traum?"
Scully erhob sich, griff nach einem Shirt und schüttelte den Kopf. "Ich glaube nicht, dass ich heute Morgen sehr ins Detail gehen möchte. Aber..." Sie ballte die Hände zu Fäusten. "Ich habe von meinen Kindern geträumt! Verdammt, Mulder, die meisten Frauen in meinem Alter sind Mütter, die sich Sorgen um die Schlafgewohnheiten, den Wortschatz oder die Schulnoten ihrer Kinder machen!"
Mulder ging langsam einen Schritt auf seine Partnerin zu und nahm ihre Hand. "Bereust Du Deine Entscheidung, den Weg bis hierher mit mir gegangen zu sein?"
"Nein", flüsterte sie mit funkelnden Augen, "Nein, Mulder, und das weißt Du." Ihr Blick trübte sich und sie senkte die Augen. "Und doch... Mulder, es war alles so REAL!"


Roswell, New Mexico
Blessing St.
9:57 a.m.

Der Lieferwagen rollte langsam aus und kam schließlich vor einem alten Lagerhaus in der Blessing Street zum Stehen. In abgeblätterten roten Buchstaben prangte die Aufschrift ‚37a’ auf der Fassade des Gebäudes. So unauffällig wie der Lieferwagen waren auch die zehn Männer anzusehen, die aus der Ladefläche des Gefährts kletterten und mit einigen Taschen das Gebäude betraten. Einfache graue oder schwarze Militärkleidung, Basecapes... nichts davon erweckte die Aufmerksamkeit der vorüber eilenden Passanten.
Der Leiter der ungekennzeichneten Einheit hob ein Mobilfunkgerät ans Ohr. „Bereit. Wir betreten jetzt das Gebäude... Verstanden, die Aktion beginnt bei Eintreffen beider Objekte!“


Roswell, New Mexico
Motel
10:09 a.m.

"Ich muss los, Dana, sonst verpasse ich die Lieferung und unsere Vorbereitungen für das Treffen heute Nachmittag waren umsonst!" -
Scully sah durch die Fenstervorhänge, wie Mulder aus dem Haus ging, dabei seine Sonnenbrille aufsetzte und hinter der nächsten Straßenecke verschwand. Sie lächelte und schüttelte dann den Kopf. Das schwere Gefühl des Morgens begann langsam, aus ihrem Herzen zu weichen und erneut fragte sie sich, wie das nur möglich war. Aber auch der heutige Morgen hatte ihr wieder gezeigt, was sie an Mulder hatte und wie viel sie vermissen würde, sollte er jemals wieder von ihr gehen. Ein Gespräch mit Fox erschien ihr oft wie eine reinigende und belebende Dusche nach einem staubigen, verschwitzten Tag im Glühen der Sonne.
Fox... in ihren Gedanken nannte sie Mulder oft beim Vornamen, obwohl er sogar seine eigene Mutter gebeten hatte, ihn 'Mulder' zu nennen.
"Rriiiing". Scully fuhr zusammen, als die Türklingel sie aus ihren Gedanken riss. Mulder? Nein, Mulder würde nicht klingeln, er hatte einen Zimmerschlüssel. Misstrauisch spähte sie durch den Spion nach draußen, bevor sie die Tür einen Spalt weit öffnete. Ein unbekannter, junger Mann stand vor ihr und trat nervös von einem Fuß auf den anderen.
"Miss Scully?" fragte der Jüngling heiser und blickte sie erwartungsvoll an.
"Wer möchte das wissen?" entgegnete Scully und versuchte, ihren klopfenden Puls zur Ruhe zu bringen. Irgend etwas stimmte mit diesem jungen Mann nicht. Seine Schuhe, ja, all seine Sachen waren staubig und sandbedeckt, als wäre er tagelang in den wüsten und menschenleeren Gebieten New Mexicos unterwegs gewesen.
"Bill", brachte ihr Besucher hervor, "Bill Dampcane. Bitte, Miss Scully, darf ich eintreten? Ich muss dringend mit Ihnen reden!"
Scully wollte schon die abweisende Antwort aussprechen, die ihr durch den Sinn ging, aber etwas in der Stimme des jungen Bill ließ sie zögern. Da war eine gewisse Dringlichkeit in seinem Tonfall. Eine Dringlichkeit, die sie nach all den Jahren psychologischer Berufserfahrung beim FBI und den X-Akten aufmerken ließ. Also öffnete sie schließlich die Tür: "Kommen Sie rein."
"Also, Bill, was müssen Sie mir so dringend sagen?" Scully verschränkte die Arme.
Bill sah sie an, atmete tief ein und begann: "Sie dürfen heute Nachmittag Ihren Informanten nicht treffen!"
Dana Scullys Augen weiteten sich, doch beschloss sie erst einmal, Bills Worte zu hinterfragen. Hinterfragung war ihr Spezialgebiet, seit sie vor 9 Jahren dem etwas merkwürdigen, oft belächelten FBI-Agenten "Spooky" Mulder zugeteilt wurde. "Ich kann mir nicht vorstellen, wovon Sie sprechen, Bill."
Der junge Mann senkte die Stimme. "Miss Scully, ich möchte Sie heute nur um eines bitten: Vertrauen Sie mir, wenn ich Ihnen sage: Sie dürfen heute Nachmittag nicht zu Ihrem Treffen gehen."
"Warum?", stieß Scully hervor.
Bill Dampcane faltete die Handflächen, wich Danas Blick aus und murmelte schließlich: "Weil Sie sonst sterben werden!"


Roswell, New Mexico
‘Clarabelle’ Street Café
11:02 a.m.

Eine dunkelhaarige, attraktive junge Frau saß im Straßenkaffee und rührte ihren Kaffee um. Ihre Blicke suchten erneut den Hauseingang auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Als sich jemand neben sie setzte, blickte sie auf und sah in die leuchtenden Augen ihrer hübschen, blondhaarigen Freundin.
„Shannon“, zischte die zierliche Blondine plötzlich aufgeregt, als sie dem Blick ihrer Freundin folgte. Für einen Moment hatte sich das öde Bild dort drüben verändert. Ein Mann war aus dem Hausflur getreten, ein Auto hatte angehalten. Zwei dunkel gekleidete Männer waren ausgestiegen, hatten den verblüfften Mann auf den Rücksitz des Autos gedrängt und waren selbst wieder eingestiegen. Einen Augenblick später lag die Szenerie wieder trostlos vor ihren Augen.
Ein leises Lächeln umspielte Shannons Augen.
„Sie haben begonnen“, hauchte sie ihrer Freundin ins Ohr.


Roswell, New Mexico
Wüste
11:18 a.m.

Bill Dampcane stand auf dem Hügel und schaute auf die Stadt zu seinen Füßen hinunter. Gleißendes Licht blendete ihn, so dass er schließlich die Augen zusammenkniff. Bilder fluteten in schneller Folge durch seinen Kopf, doch ein Bild tauchte immer wieder in seinen Gedanken auf: Das Foto auf einem Zeitungsausschnitt, das die toten Körper von Fox Mulder und Dana Scully zeigte, von einer Plastikplane halb bedeckt.
Bill schloss die Augen.
Tote Augen, starr.
Und so vertraut.


Roswell, New Mexico
Motel
11:22 a.m.

Als Fox Mulder in das kleine Motelzimmer zurückkehrte, fand er eine unruhige Scully an ihrem Laptop vor. Fieberhaft durchblätterte sie ihre Kopien alter X-Akten und fluchte leise, als sie es schließlich aufgab und ihre Hände resigniert auf die Tastatur fallen ließ.
< fgjlb äjk uökfd > meinte das Display und fragte 'Wollen Sie wirklich speichern?'
"Natürlich NICHT!" fauchte Scully den Monitor an.
"Schätze, dies ist ein eher schlechter Zeitpunkt, Dir gute Nachrichten über unser Treffen zu bringen?" fragte ihr Partner.
"Vermutlich.", erwiderte sie und drehte sich zu ihm um. "Wir hatten Besuch, Mulder. Und ich habe das Gesicht dieses Mannes schon einmal gesehen! Seitdem er weg ist, suche ich in unseren alten Fällen nach Hinweisen oder Fotos, dir mir weiterhelfen können. Aber bisher..." Scully zuckte die Schultern und deutete mit dem Daumen auf die Bilddateien einer X-Akte, "Nichts!"
Mulder drehte den Laptop zu sich und studierte das Foto einer großen, dunkelhaarigen und attraktiven Frau. "Dana, sag mir nur mal eines: Warum ermittelt das FBI gegen Xena?"
"Wie bitte?" Sie glaubt ihren Ohren nicht zu trauen. Fox Mulder hatte tatsächlich auch nach all den Jahren noch die Fähigkeit, sie zu überraschen. Sie zog den Laptop wieder zu sich und sah sich die Frau auf dem Foto genau an.
"Mulder, das ist nicht Xena. Das ist Shannon McMahon, eine Supersoldatin, der wir viele Hinweise auf die Verschwörung verdanken. Sie verschwand vor einem Jahr; vermutlich wurde sie getötet. Aber ihre Leiche wurde nie gefunden."
Scully schaltete frustriert den Monitor aus und murmelte "Aber wie gesagt: Keine Hinweise. So komme ich nicht weiter."
Mulder nahm Scully an der Hand, zog sie zum Sessel und drückte sie sanft hinein. "Möchtest Du mir nicht wenigstens ein paar Hinweise geben, wer eigentlich hier war, und warum... damit ich Dich verstehe?"


Roswell, New Mexico
Lagerhaus 37a, Blessing St.
2:04 p.m.

Die Männer der nicht gekennzeichneten Militäreinheit prüften noch einmal die Anschlüsse der Überwachungskameras, bevor sie den Plan der Lagerhalle zusammenrollten. Jeder Soldat hatte zur festgesetzten Zeit seine Position einzunehmen. Der Informant war bereits abgefangen; es würde kein Treffen geben. Der Leiter der Männer in Schwarz registrierte zufrieden, dass alle Einheiten wie üblich mit voller Effizienz arbeiteten. Als er den Kopf drehte, um einen letzten, prüfenden Blick in die Halle zu werfen, spannte sich die Haut an seinem Nacken und mehrere feste Auswüchse an der Halswirbelsäule wurden sichtbar. Supersoldaten.


Roswell, New Mexico
Motel
2:09 p.m.

Dana Scully saß im Sessel des Motelzimmers, während ihr Partner auf der Lehne hockte.
"Bill sagte also, das Treffen dürfe auf keinen Fall stattfinden? Weil wir... sterben würden?" fragte Mulder ungläubig. "Wie konnte er davon wissen? Wir zwei haben doch jede erdenkliche Maßnahme getroffen, um diesen Nachmittag geheimzuhalten. Und nun wissen es schon die Jungs vom Lande!" Mulder rieb sich das Kinn. "Hat er noch mehr erzählt?"
"Nein. An diesem Punkt war unser Gespräch faktisch schon beendet. Mulder - ich mache mir Sorgen. Werden wir auch hier schon wieder verfolgt? Und von wem? Was soll das alles bloß bedeuten?" fragte Dana ratlos und legte ihre Hand auf Fox' Knie.
"Ich weiß es nicht...", murmelte er. "Aber eines weiß ich: wir müssen jetzt trotzdem aufbrechen, um unseren Informanten zu treffen, wenn nicht Tage der Vorbereitung nutzlos gewesen sein sollen. Der Tag der Invasion steht fest, Dana, und solange ich noch selbständig atmen kann, werde ich versuchen, diesen Tag abzuwenden. Ich frage mich nur..." Unsicher brach er ab.
"Ich habe diesen Weg gewählt, Mulder. Und ich werde ihn mit Dir gehen.", antwortete Scully auf seine ungestellte Frage.
"Dana, ich möchte Dich keinesfalls beleidigen, ich muss mir nur Klarheit verschaffen - ein für alle mal: Sagst Du dies nur aus Pflichtgefühl mir gegenüber? Weil Du ein früheres Versprechen nicht brechen willst?"
Scully erhob sich langsam und sah ihm in die Augen. Was Mulder dort lesen konnte, beseitigte alle Zweifel und erfüllte ihn mit tiefer Dankbarkeit. Erleichtert erwiderte er ihren Blick.
Schließlich zupfte ihn Scully am Ärmel und unterbrach damit den intensiven Augenblick. "Komm schon, Mulder, wir müssen los!"


Roswell, New Mexico
Lagerhaus 37a, Blessing St.
2:45 p.m.

Trübes Licht empfing Mulder und Scully, als sie das Lagerhaus betraten. Durch die Fensteröffnungen im oberen Bereich der Halle fielen schräge Sonnenstrahlen auf den Betonboden. Staubpartikel schwirrten funkelnd durch die Luft. Nahezu geräuschlos bewegten sich die beiden Agenten auf die Mitte des Raumes zu.
"Müsste er nicht schon hier sein?", fragte Scully leise und sah sich um. Mulder hatte das Treffen mit dem neuen Informanten arrangiert, um weitere Einzelheiten über die bevorstehende Alien-Invasion und die Kolonisierung der Erde zu erhalten. Auch wenn der Tag bereits feststand, würden sie beide ihren Kreuzzug weiterführen, um das Schlimmste zu verhindern.
Ein Geräusch, ein leisen Scharren, schwirrte durch die stickige Luft und ließ beide erstarren.
"Das wird er sein", flüsterte Mulder und suchte mit den Augen nach der Ursache des Geräusches.
Da erblickte er sie. Aus allen Richtungen der Halle kamen sie näher, schwarze Gestalten mit unbewegten Gesichtern.
"Hier ist etwas schiefgegangen, Dana!", zischte Mulder, fasste Scully am Arm und wich mit ihr zurück. Doch wohin? Die Ausgänge waren versperrt, sie waren eingeschlossen. Scullys Hand tastete nach ihrem Kruzifix, dass sie seit langem bei sich trug - seit Fox es ihr nach ihrer Entführung zurückgegeben hatte. Da - ein Poltern an der Eingangstür. Eine Gestalt erschien im Türrahmen und für einen Moment ließ die Aufmerksamkeit ihrer Bedroher nach. Undeutlich zeichnete sich die Silhouette eines Mannes gegen das eindringende blendende Tageslicht ab.
"Mulder... das ist Bill!", stieß Scully hervor.
Bill hob die Hand. Ein greller Lichtstrahl schoss summend aus der Handfeuerwaffe, die Bill auf die Supersoldaten gerichtet hatte. Die Männer, die Mulder und Scully am nächsten standen, wurden getroffen, wankten und brachen zusammen. Einen Augenblick machte sich Verwirrung unter den Angreifern breit, bevor sich die Männer wieder sammelten und geschlossen auf ihren Peiniger eindrangen. Nur einen Moment später ertönte erneut das unheilvolle Summen, als sich die nächste Salve aus Bills Waffe gegen die Soldaten entlud.
Mulder und Scully blickten erstaunt auf die am Boden liegenden Männer. Sie waren nicht tot, doch eine merkwürdige Lähmung machte sie unfähig, etwas gegen Mulder und Scully zu unternehmen. Ihre Gliedmaßen zuckten, Speichel und sinnlose Wortfetzen flossen aus ihren Mündern.
"Bill, wie haben Sie uns gefunden? Und wie konnten Sie die Soldaten ausschalten?" fragte Mulder.
Bill stand reglos mit gesenkter Waffe vor ihnen. Fassungslos sah er schließlich zu Mulder und Scully: "Ich habe es tun müssen!", brachte er mühsam hervor und sank in die Knie. "... Aber nun gibt es wieder Hoffnung..."
Der junge Mann machte eine Pause und fuhr dann fort: "Mr. Mulder, Sie nennen sie Supersoldaten, aber... sie sind von meiner Art, von MEINER ART, hören Sie?"
Bill senkte wieder die Stimme und wandte sich an Scully. Die Umrisse seiner Gestalt wurden unscharf, als hätte man eine Fotografie verwackelt. "Agent Spenders Injektion hat mich geheilt, aber sie konnte mir nicht die Erinnerung daran nehmen, was ich war - und was ich verlor."
Fox Mulder konnte die Wand durch Bills Gesicht hindurch erkennen, so als löse sich sein Körper langsam auf. Scully griff nach Bills Hand, als der Junge weitersprach: "Ich bin geheilt, aber im Geiste bin ich noch immer einer von ihnen, Mom!"
"William?" rief Dana verzweifelt und versuchte, ihren Sohn zu sich zu ziehen, aber seine Umrisse begannen zu flimmern und seine Gestalt verblasste langsam, unsäglich langsam. Lösten sich auf. Und wurden zu Nichts.
"WILLIAM!!!"
Dana Scully hatte ihren Sohn ein zweites Mal verloren. Weinend sank sie in Mulders Arme.
"Wo ist er?", schluchzte sie.
Fox Mulder strich vorsichtig über ihre Wange, wischte eine Träne fort und flüsterte "Er ist gegangen. Ich weiß nicht, wie... und wohin. Aber er ist fort..."
"Warum?" fragte Dana mit zitternder Stimme.
"Vielleicht, weil er seine Aufgabe hier erfüllt hatte." Mulder strich ihr eine verschwitzte Haarsträhne aus dem Gesicht. Dann küsste er sie sacht auf die Stirn und drückte sie an sich. Die Gedanken der beiden Freunde fanden sich und spendeten einander wortlos Trost.


Zuhause.

Es wird ein warmer Tag, dachte Dana, als sie aus dem Fenster sah und den Kindern im Garten beim Spielen zusah. Der Nebel des frühen Morgens hatte sich gelichtet und einer Sonne Platz gemacht, die von Minute zu Minute heißer brannte. William machte sie keine Vorwürfe. Mit seinen 3 Jahren hatte er wichtigere Dinge im Kopf als sich um die Nöte seiner besorgten Mutter zu kümmern. Doch Emily. Emily war alt genug, um auf sich und ihren Bruder achtzugeben und wenigstens die Sonnencreme zu benutzen.
< Mutter, ich kam zurück, um ungeschehen zu machen, was in meiner Gegenwart - und DEINER Zukunft - schließlich das Ende aller Dinge bedeuten sollte. Denn in meiner Zeit seid Ihr beide seit langem tot und die Schlacht der Menschen gegen die Invasoren ist verloren. Doch endlich wurde uns klar, dass EUER Tod das erste Glied in einer langen Kette von Ereignissen war, die zum Ende der Menschheit führen sollte... Als es keinen Ausweg mehr gab, fand ich einen Weg, um zu Euch zurückzukehren. Einen Weg, den Anschlag der Supersoldaten auf euch zu verhindern und das unausweichliche Ende abzuwenden. Ich danke euch, Mutter, Vater. Und ich danke der Macht, die mich zu euch finden ließ. Durch Euer Überleben, durch Euren Kampf gegen die Dunkelheit sehen wir endlich wieder das Licht nach langer Nacht: Das Überleben der Menschheit in ihrer letzten Schlacht. >
Dana öffnete das Fenster. Tief sog sie die warme Luft des Sommers ein. Ein Windstoß zerzauste ihre roten Haare. "William, Emily, kommt Ihr? Das Essen wird kalt."


Roswell, New Mexico
Motel
1:23 a.m.

Dana Scully lag mit offenen Augen in ihrem Bett und sah der Wanderung des Mondes über den Nachthimmel zu. "Fox", flüsterte sie, um ihn nicht zu wecken, "die Stille trügt. Es ist noch nicht zu Ende. Wir sind noch immer auf der Flucht!".
Sie schmiegte sich in Mulders Arme und lauschte seinen ruhigen Atemzügen.

Ende.



Disclaimer:
The X-Files © FOX
The X-Files (Akte X) is the intellectual property of Fox, Chris Carter and 1013. The characters, terminology, and existing episodes are all property of their respective creators/writers/producers. We are making no profit on this site and are simply using these items for the entertainment of the fans (and ourselves). No copyright infringement is intended.
Rezensionen