World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Broken Dreams

von XFilerN

Kapitel 3

REYES’ APARTMENTHAUS
SONNTAG, 20. MÄRZ 1994

Das Klingeln an ihrer Tür riss Monica aus einem traumlosen Schlaf. Sie blickte sich desorientiert in ihrem Wohnzimmer um. Sie war offenbar auf der Couch eingeschlafen. Ihr Genick schmerzte und sie rieb es sich, als sie zur Tür ging.

Ohne durch den Spion zu sehen, öffnete sie vollkommen schlaftrunken die Tür und fand sich einem reichlich zerknirscht aussehenden John Doggett gegenüber. *Ach verdammt, geh wieder!* „John“, grüßte sie ihn, ihre Gedanken fortdrängend. „Ich dachte wir hätten das geklärt.“

„Darf ich reinkommen?“

Sie verdrehte die Augen und trat beiseite, um ihm Einlass zu gewähren. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss und er drehte sich zu ihr um. „Dir ist klar, dass es mitten in der Nacht ist, nicht wahr?“

Er wirkte etwas verdutzt, so als wäre das tatsächlich eine Neuigkeit für ihn. „Oh, es tut mir leid, Monica. Ich… ich bin eine Weile im Wagen gesessen und habe nachgedacht und… Wie spät ist es?“

Sie hob sein rechtes Handgelenk an und blickte im Halbdunkel auf seine Armbanduhr. „Es ist kurz nach zwei Uhr morgens, John.“

„Oh scheiße.“

„Was du nicht sagst. Ich geh jetzt jedenfalls ins Bett. Wenn du mir was zu sagen hast, kannst du das morgen machen. Du kannst auf der Couch schlafen, wenn du möchtest.“

Und damit ließ sie ihn in der Dunkelheit ihres Wohnzimmers stehen und ging Richtung Schlafzimmer, das durch eine Milchglasschiebetür von den übrigen Wohnräumen getrennt war. Sie zog die Tür hinter sich zu.

Monica war sich dessen nicht bewusst, dass er von draußen ihre Silhouette sehen konnte, als sie sich auszog, um nackt zu schlafen, wie es ihr am liebsten war.

Ein Teil von ihr wollte nur zu gerne wissen, was er ihr zu sagen hatte. Der andere Teil jedoch war immer noch wütend und verletzt und vor allem müde von all den Tränen, die sie seinetwegen vergossen hatte.

****


Als Monica am Morgen erwachte, wurde sie von Sonnenstrahlen geblendet, die durch ihren dünnen Vorhang fielen. Lustlos drehte sie sich auf die andere Seite und ließ die Sonne ihren Rücken wärmen.

Normalerweise freute sie sich immer, wenn der Frühling kam und sie morgens von schönem Wetter begrüßt wurde. Heute war jedoch ein so düsterer Morgen, das selbst die Frühjahrssonne nicht imstande war die Dunkelheit in ihrem Innern zu verdrängen.

Nach einigen Minuten hörte sie Geschirr klappern und ihr fiel wieder ein, dass John mitten in der Nacht bei ihr geklingelt hatte. *John!* Sofort schnellte sie aus ihrem Bett, zog sich einen frischen Slip und ein zu großes T-Shirt an, auf dem in großen Lettern BROWN UNIVERSITY stand. Da sie solche Shirts schon immer bestenfalls zum schlafen anzog oder wenn sie krank war und nur im Bett herumgammelte, hatte sie sich zu ihrer Studienzeit eins geholt, das einige Nummern zu groß war.

Sie schob die Tür zu ihrem Schlafzimmer auf und band sich das dunkle Haar mit einem Gummi zu einem schlampigen Zopf zusammen. „Guten Morgen, John.“ Sie fand ihn in ihrer Küche.

„Ich konnte kein Brot finden“, sagte er und deutete auf das dürftige Frühstück, das aus Rührei und Kaffee bestand.

„Ich esse morgens nichts“, erwiderte sie und zuckte die Schultern. Monica setzte sich zu ihm an den Tisch und ließ sich zumindest einen Kaffee einschenken. „Erzählst du mir jetzt, was dich gestern Abend so beschäftigt hat, dass es nicht bis heute warten konnte?“

Er setzte sich ihr gegenüber und goss sich selbst Kaffee ein. „Ich möchte dir nicht weh tun, Monica.“

„Das hast du schon.“

„Das wollte ich nicht. Wirklich nicht.“

Sie sah an seinem Blick, dass er es ernst meinte. „Sieh mal, John, ich weiß, dass du das nicht absichtlich getan hast und ich bin zum großen Teil selbst schuld daran. Zunächst hielt ich es für Schwärmerei und hab mir nichts weiter dabei gedacht. Je häufiger wir uns trafen, desto mehr mochte ich dich und ich fing an mir mehr zu wünschen.“

„Wie viel mehr?“

Abermals zuckte sie die Schultern. „Ich wollte nicht gleich die nächste Mrs. Doggett werden, falls du das befürchtet hast. Ich bin erwachsen, John. Ich weiß, dass man manchmal einfach schauen muss, wohin eine intime Beziehung führt. Für eine Ehe müsste einfach alles passen. Und solange ich nicht alles ausprobiert habe, kann ich nicht sagen, ob wir perfekt zusammen passen würden. Ich weiß nur, dass ich sehr gerne mit dir zusammen bin und … Ich wollte… es eben versuchen.“

„Ich weiß nicht mal, ob ich noch mal zu solchen Gefühlen fähig bin, Monica. Ich will nicht auf die Mitleidstour kommen, aber mein Leben steht seit letztem Sommer einfach Kopf und es gibt Tage, da … da will ich einfach nicht mehr morgens aufstehen müssen. Ich glaube nicht, dass ich dich damit belasten sollte.“

„Du fühlst dich allein und einsam, John. Aber nicht nur, weil dir dein Sohn brutal entrissen wurde, sondern auch weil deine Ehe direkt danach in die Brüche ging. Ich kann das verstehen, auch wenn ich mich nur schwer in dich hineinversetzen kann. Ich habe Elternschaft noch nicht erfahren. Darum versuche ich auch nicht so zu tun als wüsste ich darüber bescheid. Aber ich weiß, dass du nicht allein sein solltest. Ich weiß, dass du wieder einen Grund brauchst, der dich morgens lächelnd aufstehend lässt. Ich kann mir vorstellen, dass du das für unmöglich hältst, aber ich denke, dass es doch möglich ist.“

„Mit dir…“

„Vielleicht, ich weiß es nicht. Ich kann es dir nicht versprechen. Aber ich kann es versuchen.“ Sie machte eine Pause, stand auf und setzte sich auf den Stuhl direkt neben ihn. Dann nahm sie seine Hände in ihre. „Wir könnten es ganz langsam angehen. Schritt für Schritt.“

John drückte ganz leicht ihre Hände und streichelte sie wie beiläufig mit den Daumen. Monica konnte sehen, dass er Angst davor hatte erneut in einer Beziehung zu scheitern. Er fürchtete sich erneut vor einem Verlust. Er hatte schon zu viel verloren.

Zärtlich legte sie ihm eine Hand auf die Wange und streichelte ihn. Sein Gesicht fühlte sich rau und unrasiert an. Sie kannte ihn nur gepflegt. Es war seltsam ihm mit zerzaustem Haar und unrasiertem Gesicht gegenüberzusitzen. Aber sie hoffte, dass es zur Gewohnheit für sie beide werden würde.

Nach einem Moment, der ihr viel zu lange dauerte, lehnte er sich schließlich zu ihr vor und bedeckte ihre Lippen mit seinen. Es war ein schüchterner, zärtlicher Kuss als müsse er es sich noch mal überlegen und abwägen, ob es richtig war oder nicht. Aber für Monica ging damit eine Sehnsucht in Erfüllung, die sie schon viel zu lang mit sich herumtrug. Sie erwiderte den Kuss und intensivierte ihn, bis er schließlich seine Lippen öffnete und sich ihre Zungen zaghaft berührten.

Ein elektrisierendes Kribbeln breitete sich von Monicas Bauch über ihre Lenden aus. Ihr wurde ganz heiß und kalt zugleich. Leider war dieser Moment nur allzu flüchtig. Sie hätte ihn überaus gern für immer eingefroren.

John lehnte sich etwas zurück und musterte Monica mit einem Blick, der ihr bisher nicht von ihm bekannt war. Dann lächelte er zärtlich. „Du bist umwerfend“, sagte er dann.

*Umwerfend*, klang schon sehr viel besser, *umwerfend*. Sie ließ das Wort innerlich über ihre Zunge gleiten. Dann erwiderte sie sein Lächeln. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich das nicht nur träume. Kannst du… mich noch mal küssen?“

Sein Lächeln wuchs in die Breite, dann lehnte er sich ohne zu zögern vor und küsste sie erneut. Diesmal sehr viel leidenschaftlicher. „Du träumst nicht“, sagte er zwischen den Küssen. „Du träumst nicht.“

*ICHLIEBEDICHICHLIEBEDICH*
Rezensionen