World of X

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Hero?!

von Kimberly Destiny Anderson

Kapitel 2

20:12
Rummelplatz / Achterbahn

Die Bahn verlangsamte schließlich ihr Tempo und verschwand gemächlich im Geistertunnel. Dana hörte Fox aufatmen. Noch immer war seinem Gesicht alle Farbe entwichen. Er tat ihr furchtbar leid.

“Mulder, werden Sie mir das jemals verzeihen?"

“Das kann ich Ihnen sagen, wenn mein Herz wieder an seinem Platz ist."

“Es tut mir leid"

“Es ist in Ordnung!"

“Sicher?"

“Na klar, die Geister hier werden Sie schon ordentlich erschrecken. Ich hab' sie bestochen. Alle Untoten werden sich nur auf Sie konzentrieren."

“Oh Mulder, beschützen Sie mich, ich hab ja solche Angst!", gluckste sie an seinen Hals und drängte sich näher an ihn, so als würde er ihr wirklich Schutz bieten müssen.

Er legte einen Arm um sie und sie schloss die Augen.

“Oh Fox, Hilfe, Hilfe, ich kann gar nicht hinsehen, oh Hilfe"

Noch immer kicherte sie vor sich hin, und Mulder verzieh ihr in diesem Augenblick. Allein diese Minuten, Arm in Arm, waren all die Übelkeit, die Angst und die Schweißausbrüche wert gewesen.

“Keine Angst, kleine Dana, ich beschütze dich!"

Ihr Kichern verstummte, langsam blickte sie auf.

“Mulder, warum tun wir das?"

“Warum tun wir was? Achterbahn fahren? Weil Sie mich gezwungen haben, mit vorgehaltener Waffe haben Sie mich genötigt, einzusteigen, Sie sind knallhart und erbarmungslos, Agent Scully!"

“Nein, das meine ich nicht. Wie lange kennen wir uns jetzt? 5 Jahre? Wir sind Partner, wir riskieren unsere Leben für einander, ich vertraue Ihnen mehr als irgendwem sonst, mehr als Bill, mehr als meiner Mutter, Sie sind mein bester Freund...
Warum, zum Teufel ... Warum haben Sie mir noch nie das ‚Du' angeboten?"

“Warum haben Sie es nie getan?"

“Das ist eine Gegenfrage und nicht fair. Ich hab als erstes gefragt!"

“Nein, ich war erster!"

“Nein ich .... Wollen Sie mich auf den Arm nehmen, Mulder?"

“Mehr als alles andere!"

“Mulder?"

“Ich weiß nicht, warum ich es nie getan habe, es schien mir nicht wichtig, es ändert doch nichts an unserer Freundschaft, dieses eine Wort. Ich habe nie darüber nachgedacht. Dana?"

“Hm?"

“Hören Sie... hörst du mir zu?"

Nein, das tat sie nicht wirklich. Sie betrachtete seine Lippen, wie sie sich bewegten, den kleinen Leberfleck auf seiner rechten Wange, der bei jedem Wort zu tanzen schien.

“Dana? Erde an Scully, hallo, alles in Ordnung?"

“Hm, was? Ja, ich höre zu. Hey Mulder, da vorn ist der Ausgang, wir haben es geschafft."

Seine Knie waren wie Pudding, aber er hielt sich tapfer. Fox William Mulder war ein Kerl, so ein bisschen durchgerüttelt werden, würde ihm doch nichts ausmachen.

Mittlerweile war es dunkel. Dana tippte ihm sanft auf die Schulter.

“Ich muss mal schnell für kleine FBI-Agenten, bin sofort wieder da. Nicht weglaufen!"

“Scully, selbst wenn ich wollte, ein Dreijähriger würde mich in diesem Zustand einholen."

“Na dann bin ich ja beruhigt!"

Etwa fünf Minuten später legte sich eine zarte Hand über seine Augen. “Wer bin ich?"

“Diana?"

“Sehr witzig!"

Er drehte sich um, vor ihm stand eine zierliche Person, die ihn wütend anfunkelte.

“Vielleicht, hätte ich mir die Gläser Champagner sparen sollen und Sie würden lieber mit ihrer Freundin Di Brüderschaft trinken!"

“Sind Sie böse auf mich?"

“Nicht wirklich."

“Also bekomme ich meinen Brüderschaftskuss doch noch?"

“Eigentlich dachte ich, wir stoßen an!"

“Schließt das eine das andere denn aus?"

“Vielleicht solltest du das herausfinden?"

Sie stießen auf ihr Wohl an und genossen den Champagner, der ein Kitzeln in ihrer Kehle hinterließ.

“Mulder, ich hab da noch was."

“Für mich?"

Sie nickte. “Schließ deine Augen."

“Aber ... Scully, wollen Sie mich etwas verführen?"

“Sie?"

“Du, also willst du mich verführen?!"

“Sollte ich? ... Also Mulder, mach die Augen zu!"

Er gehorchte - und fühlte, wie ihre Hände seinen Nacken entlang strichen, er hielt den Atem an, ihre Berührung war so zart, so leicht, er wusste nicht, ob er sie sich vielleicht sogar nur einbildete. Er fühlte, wie sie etwas Schweres um seinen Hals legte.

“Augen auf!"

Langsam blickte er hinab, an seinem Hals hing ein großes Lebkuchenherz mit der Aufschrift “Mein Held".

“Na das ist ja fast so schön wie Knuddelbär", nuschelte er.

“Was?"

“Nichts, danke Scully."

“Ich hab' es auf dem Weg hierher an einem Stand hängen sehen, ich konnte einfach nicht anders. Wo du mich in der Geisterbahn doch so beschützt hast."

Er lächelte dieses gewisse Mulderlächeln und sie wusste, es war die richtige Entscheidung gewesen, das Herz mitzunehmen.

“Ich will einen Teddy!"

“Bitte was?"

“Ich will 'nen Teddy, du hast mir einen Teddy versprochen. Und ich will, dass du dein Versprechen einlöst."

“Was bekomme ich denn dafür?"

“Wie wär's, wenn ich nachher für uns koche? Oder wir könnten uns einen Film ausleihen und den Rest des Abends auf der Coach rumlümmeln und Popcorn essen."

“Rumlümmeln?"

“Na ja, einfach nichts tun, morgen ist Sonntag, wir müssen nicht ins Büro!"

“Na dann, Agent Scully, darf ich bitten!"

Er bot ihr seinen Arm entgegen und sie schlenderten Richtung Schießbuden. Die Nacht hüllte sie ein. Es gab nur sie, die glitzernden Lichter um sie herum und den Teddy, den Dana hoffentlich bald in ihren Armen halten würde.

Sie war nicht wirklich scharf auf ein weiters Stofftier. Viele dieser Kreaturen fristeten ihren Lebensabend mittlerweile auf dem Dachboden ihrer Mutter. Aber sie wollte ein Andenken an diesen Tag. Diesen Tag mit Mulder, mit Fox, dem Mann den sie liebte, ihrem besten Freund, ihrem Partner. Dem Mann, dem sie nie ihre Gefühle gestehen würde, weil es falsch war. Sie durfte nicht so fühlen, sie sollte das wirklich nicht tun. Aber sie konnte nichts dagegen machen. Und sie wollte etwas, das sie daran erinnerte, wie nah sie sich heute waren. Vielleicht könnten sie nie wieder diese lockere Stimmung zwischen ihnen genießen.

Ja, sie wünschte sich diesen dummen Stoffbären mehr als alles andere.

Mit einem breiten Grinsen drückte Mulder ihr einen Teddy in die Arme. Sein braunes weiches Fell kitzelte an ihren Fingern und seine Augen blickten ihr gutmütig entgegen. Der Bär erinnerte sie an jemandem - und sie wusste auch genau an wen.

Vier Teddyaugen starrten sie an. Zwei davon aus Plastik, die anderen zwei gehörten diesem Mann vor ihr. Dem Mann ihrer Träume, den Mann, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen wollte. Dem Mann, der nur seine beste Freundin in ihr sah. Aber vielleicht war das auch genug. Sie musste nur wissen, dass er da war.
Das war alles was zählte.

“Na, hat unser kleiner Freund schon einen Namen?"

“Mhm!"

“Und?"

“Darf ich vorstellen, das ist Fox!"

“Nein Scully, das willst du dem armen Kerl doch nicht antun? Glaub mir, ich weiß, was er mit diesem Namen durchmachen wird. Seine Bärenmitschüler werden ihn damit aufziehen sobald er 6 Jahre alt ist, und während des Studiums werden ihm die kleinen Bärinnen Löcher in den Bauch fragen, ob er wirklich so ein Fuchs ist und... und wenn er nicht aufpasst, landet er beim FBI mit einem Spitznamen wie Spooky. Scully, willst du das wirklich?"

“Er heißt Fox, keine Widerrede, er gehört mir, also nenne ich ihn, wie ich will. Zufällig finde ich den Namen sehr schön und passend!"

“Wie du meinst, also, was ist jetzt mit dem Film? Gilt dein Angebot noch?"

“Aber immer."

Er legte lachend seinen Arm um sie und sie liefen zurück zu ihrem Wagen.

“Einsteigen, Prinzessin Dana, ihre Kutsche ist vorgefahren!"

“Oh danke sehr, Kutscher Fox, nach Georgetown bitte, die königliche Residenz wartet."

“Mit dem größten Vergnügen!"

Auf dem Weg zu Scullys Wohnung erzählte Mulder einen Witz nach dem anderen. Es waren diese dreckigen Witze von denen er hunderte zu kennen schien. Sein fotografisches Gedächtnis hatte die irgendwo ganz hinten in seinem Gehirn gespeichert und von Zeit zu Zeit hatte ein Schwall von ihnen das Bedürfnis ans Tageslicht befördert zu werden. Heute war wohl so ein Tag.

Sie amüsierte sich prächtig. Dana Scully konnte sich nicht mehr daran erinnern, jemals so ausgelassen gewesen zu sein.
Es war ein perfekter Tag, die perfekte Situation. Und auf einmal wusste sie, dass es keine Liebesgeständnisse benötigte, um glücklich zu sein. So lange er nur da war, solange er nur da war.



21:04
Vor Dana Scullys Appartement


“Scully, aufwachen, wir sind da!"

“Wer? Wie? Wo?"

“Du hast geträumt, die ganze Zeit hast du gestrahlt wie ein Baby. Du bist süß, wenn du schläfst!"

Scully räkelte sich.

“Also trägst du mich jetzt nach oben, oder mssß die Prinzessin wirklich laufen?"

“Leg es nicht drauf an!"

Fox schloss den Wagen ab und kam auf sie zu. Mit einem gekonnten Griff schmiss er sie über seine Schulter und rannte die Treppen hoch.
Dana schrie und strampelte, doch dann brach sie in ein gluckerndes Gelächter aus. Sie kniff ihm in den Po und hatte sichtlich Spaß daran, als er vor Schmerz aufschrie.
Vor ihrer Tür setzte er sie schließlich ab.

“Wir sind da, Prinzessin Scully, ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Weg, ich kann Ihnen versichern, ich hatte ihn nicht. Ein schweres Bündel lag auf meiner Schulter und ich glaube, ich habe Flöhe. Jedenfalls hat mich andauernd etwas in meinen Allerwertesten gebissen."

“Sollte das eben eine versteckte Anspielung sein? Willst du mir etwa sagen, ich sei fett?"

“Nun, wenn ich dich mir so ansehe ... ein paar überflüssige Pfunde kann ich schon hier und da ...."

“Oh Mulder!"

Sie knallte ihm die Faust vor die Brust.

“Unter diesen Umständen kann ich dich wohl nicht mit hinein nehmen, da kein Platz mehr ist, ich fülle die Wohnung schon alleine aus."

Lachend schloss sie die Wohnung auf und er folgte ihr ins Innere.

“Was hältst du davon, wenn du in etwas Bequemeres schlüpfst und ich das Popcorn mache?"

“Was hältst du davon, wenn ich das Popcorn mache und du das Video einlegst? Haben wir überhaupt ein Video?"

“Ja, ich hab unterwegs eins besorgt."

“Und, was ist es?"

“Wird nicht verraten!"

“Komm schon!"

“Nein, kümmer' dich lieber um unsere Verpflegung, kleines Frauchen!"

“Na, das nenn ich Aufstieg, von einer Prinzessin zum kleinen Frauchen, und das alles hab ich dir zu verdanken, Mulder!"

“Man tut, was man kann."

Zehn Minuten später saßen die Beiden auf der Coach und Scully starrte gespannt auf dem Bildschirm. Fox hatte seine helle Freude daran, sie noch ein wenig zappeln zu lassen, das war ihr durchaus bewusst.
Dann endlich der Vorspann. Nein das gab es ja nicht.

“Harry und Sally?"

“Ich dachte, der wäre irgendwie, irgendwie ..."

“Passend?"

“Yap!"

“Ich hätte ja alles vermutet, aber nicht diesen Film!"

“Warum, hältst du mich für so unromantisch? Zufällig liebe ich diesen Film, auch wenn mich das jetzt vielleicht zu einem Weichei macht."

“In meinen Augen wirst du das niemals sein!"

“Nein?"

“Nein! Ich danke dir für diesen wunderschönen Tag und für diesen Film. Ich liebe ihn nämlich auch:"

“Ich weiß."

“Woher?"

“Von deiner Mutter, sie hat es mal erwähnt, glaube ich."

“Hat sie das?"

“Ja."

Scully sah ihn verwundert an.

“O.k., wo ist das Popcorn?"

“Genau hier!"

Schweigend lauschten sie dem Film. Ihr Atem ging parallel zueinander, die Zeit schien still zu stehen. Stille, und doch... irgendetwas lag in der Luft. Sie konnten es sich nicht erklären, aber sie fühlten es beide.

Langsam näherte er sich Sallys Gesicht. Sie verschmolzen miteinander, sie wurden eins. Scully hielt den Atem an.
Mulder war es nicht entgangen, er beobachtete sie aus den Augenwinkeln, ihr rotbraunes Haar schimmerte im Dunkel des Raumes. Ihre Augenlider flatterten. War das eine Träne?
Weinte sie?


Ich traute meinen Augen nicht, sie saß neben mir, ein Kissen auf ihrem Schoß, die Hände zu Fäusten geballt... und da war diese einsame Träne, die sich ihren Weg über ihre Wange bahnte, ganz allein. Nicht für lange, eine zweite folgte und sie vereinten sich zu einem kleinen See in ihrem Mundwinkel.

Ich war wie vor den Kopf gestoßen, es war so, ich weiß nicht, was ich sagen soll, ich finde nicht die passenden Worte. Sie war so stark, und nun brachte sie ein einfacher Film zum Weinen. Ich konnte es nicht verstehen. Ich glaubte, sie zu kennen und nun wurde mir bewusst, dass ich nichts wusste. Ich wusste gar nichts über sie.
War sie doch so viel mehr, als die Scully, die ich aus dem Büro kannte. War sie doch soviel mehr als die Partnerin von Spooky Mulder. War sie doch alles für mich.

Sie löste Empfindungen in mir aus, die ich vorher nie gekannt hatte. Ich wollte sie beschützen. Ich wollte sie abschirmen von all den schrecklichen Dingen, die in der Welt passierten und war mir doch der Tatsache bewusst, dass ich es war, der ihr diesen Schrecken immer wieder vor Augen führte.
Sie saß neben mir und versuchte doch tatsächlich ihre Tränen zu verstecken. Unbeholfen wie ein kleines Kind. So, als würde ich es nicht sehen können, als würde ich ihr keine Beachtung schenken. So, als wäre sie mir egal.

Oh Dana, warum weinst du?


Verdammt, ich hasse diesen Film. Ich habe ihn immer geliebt. Vor allem hasse ich diese verdammte Szene. Super, warum kann er nicht das tun, was Harry tut. Ich will, dass auch er mich so in den Armen hält. Ich will, ich will, dass Fox mich küsst, ich will ...

Ich will nicht, dass er meine Tränen sieht. Er wird mich für total bescheuert halten. Dr. Dana Kathrine Scully weint bei einer billigen Hollywoodschnulze.
Warum verschwindet diese doofe Träne nicht?

Ich spüre, wie Mulder mich beobachtet. Ich hasse ihn dafür. - Ich liebe ihn so sehr.
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