World of X

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Unaufhaltsam

von MissingSam

Kapitel 1

"Mulder..." Scully seufzte und blickte auf. Sie hatte ihn gebeten, zu ihr zu kommen, weil sie mit ihm reden wollte. Und nun stand er hier vor ihr. Sie sah in seine Augen, in denen sie lesen konnte wie in einem Buch, weil er es zuließ. Sie konnte nicht mehr länger über ihre Gefühle schweigen. Es ging einfach nicht mehr, nicht nacht acht Jahren und nicht nachdem dieser Psychopath ihn gestern fast getötet hatte.
"Mulder... Ich liebe dich."
Da, nun war es heraus. Fast ängstlich blickte sie zu ihm auf, erwartete seine Reaktion.
Einige Sekunden passierte gar nichts, doch dann erstarrte er.
"Mulder?"
Mulders Erstarrung löste sich ebenso schnell, wie sie gekommen war. Er sah sie noch einen Moment an, schlug dann die Lider nieder und stürmte mit langen Schritten an ihr vorbei zur Tür. Er entriegelte sie und rannte förmlich auf den Gang.
Auch Scully setzte sich in Bewegung und stürzte zur Tür.
"Mulder!", rief sie hinter ihm her, den Flur hinunter. Doch er war schon im Treppenhaus, vielleicht sogar schon außerhalb des Gebäudes.
Resigniert trat Dana Scully in ihr Apartment zurück und verriegelte die Tür. Sie verstand es einfach nicht. Sie hatte gehofft, dass er genauso empfinden würde wie sie, aber da hatte sie sich anscheinend getäuscht, und nun war es zu spät, um es rückgängig zu machen. Niedergeschlagen ließ sie sich am Türblatt hinuntergleiten. Eine erste Träne tropfte auf ihren Handrücken, der wenige Augenblicke später ein ganzer Sturzbach folgte. Sie schlug die Hände vor ihr Gesicht und ließ das salzige Wasser einfach laufen.
Sie wusste nicht, wie lange sie dort gessesen hatte, als sie sich schließlich aufraffte und sich an ihren Schreibtisch setzte. Sie holte einen Briefbogen heraus und begann zu schreiben.


"Mulder,
wir kennen uns jetzt seit acht, fast schon neun Jahren, und ich dachte wirklich, ich würde dich kennen und wissen, was in dir vorgeht. Doch anscheinend ist das nicht der Fall. Ich habe nicht gewusst, dass du anscheinend so wenig für mich empfindest. Es tut mir wirklich leid, dass ich dir meine Gefühle einfach so an den Kopf geworfen habe, aber nach gestern... Es war sicher egoistisch von mir, das zu tun, aber ich... Mulder, bitte ignoriere mich nicht. Nicht ausgerechnet jetzt! Ich kann jetzt nicht allein sein. Vergiss einfach, was ich gesagt habe. Wenn du mir verzeihen kannst, dann ruf mich bitte an!

Scully"


Sie holte einen weiteren Bogen heraus und begann wieder zu schreiben.
Als auch dieses Blatt gefüllt war, griff sie nach ihren Schlüsseln und machte sich auf den Weg in die Tiefgarage. Sie stieg in den Wagen, startete den Motor und fuhr los. Den Weg zu Mulders Wohnung hätte sie auch im Schlaf gefunden.
Sie ging hinauf, schob den Umschlag unter der Tür durch und verschwand, ohne auch nur einen Moment zu warten.


~*~*~*~*~*~*~*~*~*~


Fox Mulder lag mehr als verwirrt auf seiner Couch und starrte an die Decke. Was, in drei Teufels Namen, war da vorhin passiert? Er war auch ein Idiot! Da hatte er sich acht Jahre lang gewünscht, dass genau das passieren möge, dann trat es ein und er ergriff die Flucht. Er hätte sich in den Hintern treten können dafür.
In diesem Moment wurde etwas unter der Tür durchgeschoben, was ihn aufschrecken ließ. Er hob den Umschlag auf, öffnete die Tür und sah den Gang hinunter. Doch dort war nichts und niemand zu sehen. Er trat in seine Wohnung zurück und öffnete das Kuvert. Er nahm einen Briefbogen heraus.
Während er las, stiegen ihm die Tränen in die Augen. Sie dachte doch tatsächlich, dass er sie nicht wollte. Auf der anderen Seite war das auch nicht weiter verwunderlich... so wie er sich verhalten hatte... Dann bemerkte er auch den zweiten Zettel. Er faltete auch diesen auseinander und begann, wieder zu lesen.


"Unaufhaltsam

Das eigene Wort,
wer holt es zurück, das lebendige
eben noch ungesprochene
Wort?

Wo das Wort vorbeifliegt
verdorren die Gräser,
werden die Blätter gelb
fällt Schnee.
Ein Vogel käme dir wieder.
Nicht das Wort,
das eben noch ungesagte,
in deinem Mund.
Du schickst andere Worte
hinterdrein,
Worte mit bunten,
weichen Federn.

Das Wort ist schneller,
das schwarze Wort.
Es kommt immer an,
es hört nicht auf,
anzukommen.

Besser ein Messer als ein Wort.
Ein Messer kann stumpf sein.
Ein Messer trifft oft
am Herzen vorbei.
Nicht das Wort.

Am Ende ist das Wort,
immer
am Ende
das Wort.


Es tut mir leid, Fox.
Dana"


"Mein Gott", murmelte er und stürzte zur Tür hinaus.

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~

Es klopfte. Sie ging zur Tür und öffnete. Sie wusste, es war leichtsinnig, aber es war ihr einfach egal. Sollte sie doch der nächstbeste Einbrecher abmurksen, sie hatte nichts dagegen. Als dann plötzlich ihr Partner vor Scully stand, war sie wie gelähmt.
Er trat auf sie zu und schloss die Tür. Dann legte er ihr sanft einen Finger auf die Lippen.
"Bevor du irgendwas sagst, lass mich." Er atmete tief durch und fuhr dann fort. "Ich weiß, ich habe mich absolut daneben benommen, als ich vorhin abgehauen bin, aber du hast mich einfach überrascht. Ich war nicht darauf vorbereitet. Verzeihst du mir?" Er sah sie beinahe bettelnd an.
"Du willst mir damit sagen, dass...?" Sie wollte es aus seinem Mund hören, bevor sie es glaubte.
Er küsste sie sanft und sagte dann: "Ich liebe dich auch."
Sie fiel ihm um den Hals und konnte einfach nicht aufhören, ihn zu küssen. Nun schlang er auch seine Arme um sie. Er konnte nicht fassen, dass es nach acht Jahren endlich passiert war.
"Fox?", murmelte sie.
"Mhm?"
"Tu das nie wieder einer Frau an."
"Werde ich nicht."
"Ach wirklich?"
"Nein... Du glaubst doch nicht im Ernst, dass du mich nochmal los wirst, oder?"
Sie lachte und küsste ihn noch einmal. "Nichts dagegen."

ENDE
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