World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Geier

von Believer

Kapitel 1

Titel: Geier
Autor: Marion
Contact: bewerte-mich@web.de
Disclaimer: Alle bereits in Akte X erwähnten Personen gehören selbstverständlich
nicht mir, sondern Chris Carter
Kategorie: X-Akte, MSR, Angst
Spoiler: Dead Alive, ein bisschen von Existance
Summary: Mulder kehrt zurück und alles ist anders
Dedication: Chris Carter




Es war zurückgekommen, an diesem Tag, 3 Monate, nachdem sie ihn beerdigt hatten.

Sie hatten seinen Sarg in die dunkle kalte Erde hinabgesenkt, in das Grab seiner Eltern hinein. Es war ein regnerischer Tag gewesen, sie hatte an seinem offenen Grab gestanden und mit dem dunklen Eichensarg war auch ein Teil von ihr begraben worden.

Sie hatten ihn gefunden und sie hatte ihm nicht helfen können. Es war eine solche Ohnmacht in ihr gewesen. Die ganze Zeit über hatte sie nie die Hoffnung aufgegeben. Er würde zurückkommen, irgendwann und er würde das Kind sehen, sein Kind, das Wunder, von dem er damals gesprochen hatte, es war wahr geworden.

Wäre es besser gewesen, ihn nie wieder zu sehen ? Sie würde den Anblick seines leblosen, geschundenen Körpers niemals vergessen.
Wie konnte das alles möglich sein ?

Scully blickte auf Mulder herab. Nachdem Billy Miles sich im Krankenhaus gehäutet hatte und aus ihm eine andere Person geworden war, hatten sie Mulder von allen lebenserhaltenen Maschinen abgekabelt und ihn mit Medikamenten stabilisiert.

Sie hatte an seinem Bett gesessen und seine Hand gehalten. Sein Körper war angegriffen, die Wunden in seinem Gesicht würden lange brauchen, bis sie heilten. Wie konnte ein Mensch in einem geschlossenen Sarg tief unter der Erde 3 lange Monate überleben ?

Billy Miles hatte lange Zeit im Wasser gelegen und hatte sich selbst wieder regeneriert.
Wäre dasselbe mit Mulder geschehen, wenn sie ihn nicht behandelt hätten ?

Wieder sah sie in sein Gesicht. Es sah sehr ruhig aus, sehr entspannt. Er war nicht mehr ganz so bleich, etwas Farbe war auf seine Wangen zurückgekehrt. Sie musste es wissen, musste wissen, was geschehen war in dieser langen Zeit. Was hatten sie ihm angetan ? Sie strich ihm eine dunkle Haarsträhne aus der Stirn.

Scully wusste es jetzt, sie hatte sich endlich eingestanden, dass sie ihn brauchte.
Sie spürte das Strampeln des Kindes in ihrem Bauch und lächelte. Wenn es kam, würde sie nicht allein sein.

Sie blickte sich um und sah John Doggett hinter der Scheibe stehen. Wie lange stand er schon da ? Was mochte in seinem Kopf vorgehen, hinter seinem unbewegten Gesicht ?

Sie beugte sich herunter und hauchte Mulder einen Kuss auf die Stirn. ”Schlaf gut, Mulder", sagte sie leise, stand auf und ging hinaus. Der Korridor war leer, John Doggett war gegangen.












FBI-Hauptquartier, am anderen Morgen, gegen 8 Uhr morgens, Kellergeschoss

Scully trat aus dem Fahrstuhl und ging den Gang zu Mulders Büro entlang. Es war immer noch Mulders Büro, war es immer gewesen und würde es immer sein.

Unter der Tür schimmerte Licht durch. Doggett war schon da.

Sie öffnete die Tür. ”Guten Morgen, Agent Doggett", sagte sie. Doggett sah von seinen Unterlagen auf und sie an. ”Guten Morgen, Agent Scully." Sie sah auf die Akte in seiner Hand.
”Was lesen Sie da, Doggett ?" ”Ich beschäftige mich mit Billy Miles, Scully. Sie sind ihm bei Ihrem ersten gemeinsamen Fall mit Mulder begegnet." Sie nickte.
”Scheint so, als verfolge er mich." Er sah sie durchdringend an. ”Er ist aufgewacht." ”Ja." "Er wird sich schon wieder erholen, lassen Sie ihm ein bisschen Zeit."
Scullys Gesicht verschloss sich. Sie wusste, dass er es ehrlich meinte, aber irgendetwas an diesem Mann war undurchschaubar. Auch Mulder hatte seine geheimnisvollen Seiten, aber er war anders als John Doggett.


”Sie sind ihm begegnet, Agent Scully. Ist dieser Mann, der im Krankenhaus seine getragene Haut abgelegt hat noch der Billy Miles, den Sie kennen ?" Sie setzte sich auf den anderen Stuhl und sah nachdenklich vor sich hin. ”Sie meinen das, was er gesagt hat, nachdem er sich gehäutet hatte." ”Genau." ”Es war seltsam, Sie haben recht. Aber der ganze Fall ist seltsam."
”Ja, auch das mit Mulder." Sie hob den Kopf und sagte beinahe heftig:
”Was ist mit Mulder ?" "Billy Miles wurde von ein paar Fischern aus dem Meer gefischt und Assistent Director Skinner veranlasste, dass man Mulder wieder ausgrub." ”Und ?"
”Sie haben diesen doppelten Herzschlag bei Miles gesehen, bevor er seine Haut unter der Dusche abwusch." ”Ja, ja, Agent Doggett, das habe ich, aber ich bin mir nicht sicher, ob es nicht vielleicht auch ein Fehler der Maschine gewesen sein könnte."
”Sie wissen, dass es das nicht war, Agent Scully. Etwas ist in diesem Moment mit Billy Miles geschehen. Es ist wie bei einem Schmetterling. Die Raupe verpuppt sich, ein Falter entschlüpft dem Kokon. Eine Art Metamorphose geschieht." In Scullys blauen Augen blitzte es auf.
”Was denken Sie, was Billy Miles jetzt ist, ein Alien ?" Er zuckte die Schultern. ”Ich weiß es nicht, Agent Scully. Aber etwas ist unheimlich an Miles, haben Sie seine Augen gesehen." ”Mit Mulder wird das nicht geschehen", sagte sie wie zu sich selbst. ”Wir haben verhindert, dass es geschieht."
Sie sah ihm in die Augen und die Zweifel darin.
Das konnte nicht sein. Es war Mulder gewesen, der in diesem weißbezogenen Krankenhausbett lag. Sie musste die Wahrheit wissen, sie musste mit ihm sprechen.










Etwa zwei Stunden später im Krankenhaus im Gang vor Mulders Zimmer

Scully blickte durch die Scheibe in Mulders Zimmer hinein. Erstaunt stellte sie fest, dass er nicht in seinem Bett war. Sie betrat das Zimmer und sah sich um.

”Mulder ? Mulder, wo sind Sie ?" Er konnte ihr nicht antworten, weil er nicht zugegen war.
Sie verließ den Raum und sprach die Schwester auf dem Gang an. ”Entschuldigen Sie bitte, ich suche Fox Mulder. Er liegt in Zimmer Nummer 234, aber momentan finde ich ihn nicht. Haben Sie ihn vielleicht gesehen ?" ”Ist Mr. Mulder groß und dunkelhaarig ?" Scully nickte.
”Er ist draußen auf der Terrasse. Zumindest war er das noch vor 5 Minuten."
”Danke."

Scully eilte nach draußen. Sie sah seine große schlanke Gestalt schon von weitem.
Scully trat an ihn heran und ergriff seine Hand.
Mulder blickte auf ihre ineinander verschlungenen Finger hinunter und sah sie an. Es war ihr, als komme sein Blick aus weiter Ferne zu ihr zurück. Erst schien er sie gar nicht zu erkennen, sein Blick war beinahe blind. Dann trat ein Leuchten in seine ungewöhnlichen Augen.

”Hi", sagte er leise. ”Hi." ”Wie geht es Ihnen, Mulder ?" Sein Blick wanderte über ihr Gesicht. ”Es geht mir gut, Scully. Obwohl ich ziemlich alt aussehe." Er betrachtete seine Hände. ”Ich glaube, ich brauche eine neue Hautcreme, von der alten bekommt man so komische Stellen." ”Es wird wieder weggehen, Mulder." ”Es hat geklappt,oder ?"

”Was hat geklappt ?" Er streckte die Hand aus und berührte mit den Fingerspitzen die Wölbung unter ihrer Jacke. Eine feine Röte überflutete Scullys Gesicht. ”Sie haben von Wundern gesprochen, erinnern Sie sich ?" ”Es ist lange her, aber das habe ich nicht vergessen, nein, ganz bestimmt nicht." Er zog sie an sich, bemüht, ihr nicht wehzutun.
Scully schlang die Arme um ihn und hielt ihn ganz fest.

Eine Weile blieben sie so stehen, dann war sie es, die sich von ihm losmachte. ”Mulder, ich muss es wissen. Was ist passiert ?" Er streckte die Hand aus und strich ihr eine Strähne ihres roten Haares aus der Stirn. ”Ich kann nicht, ich kann es nicht sagen, Scully. Bitte fragen Sie mich nicht danach, nicht jetzt." Scully sah Tränen in seinen Augen schimmern." ”Ist gut, Mulder, ich werde Sie nicht zwingen." ”Irgendwann werde ich es Ihnen sagen, das verspreche ich." ”Okay."











Büro des Deputy Directors Alvin Kersh, etwa zur selben Zeit

John Doggett saß in seinem Stuhl seinem Vorgesetzen gegenüber und stand Rede und Antwort.
Kersh las den Bericht und blickte Doggett dann über den Rand seiner Brille hinweg an.
”Er ist also aufgewacht." ”Ja, Sir." ”Und wie erklären Sie sich das, Agent Doggett ?"
”Agent Scully und ich sind dabei, es herauszufinden, Sir." ”Agent Scully wird bald in den Mutterschutz gehen. Haben Sie schon mit ihm gesprochen." ”Nein, bis jetzt noch nicht, Sir."
”Dann tun Sie es, John. Ich erwarte Ihren vollständigen Bericht übermorgen früh. Und dann will ich Antworten." ”Jawohl, Sir."
Doggett stand auf und verließ das Büro.
Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, griff Kersh zum Hörer. ”Er darf nicht reden", sprach er in die Muschel, ”wenn er alles erzählt, sind wir endgültig erledigt. Tun Sie etwas, um das zu verhindern !"


Mulders Zimmer etwa eine Stunde später

Es klopfte. Auf das ”Herein" von drinnen betrat Doggett das Krankenzimmer.

Der Mann, der ihm entgegenblickte, sah schon fast wieder gesund aus, abgesehen von einigen Narben auf seinem Gesicht. Doggett sah in ein paar ernste, sehr wache dunkle Augen. Er hatte viel von Spooky Mulder gehört. Vieles davon war nicht sehr schmeichelhaft gewesen. Nur über seine Qualifikationen hatte niemand etwas
Dieser Fox Mulder musste etwas besonderes sein, weil er einer Frau wie Agent Dana Scully viel bedeutete. Es kursierten viele Gerüchte über die beiden, v.a. seit ihre Schwangerschaft nicht mehr zu übersehen war. Wer mochte der Vater von Agent Scullys Baby sein ?

”Mein Name ist Doggett, Agent Mulder, ich bin der Partner von Agent Scully."
”Ich weiß", sagte Mulder ruhig. ”Setzen Sie sich, Agent Doggett !"
Doggett zog sich einen Stuhl heran und nahm Platz.
”Was wollen Sie wissen, Doggett ?"
”Director Kersh erwartet von mir einen ausführlichen Bericht über Ihre Begegnung mit dem Paranormalen." ”Ist sich Kersh so sicher, dass diese Begegnung wirklich paranormaler Art war ?" Doggett zog die Augenbrauen hoch. ”War sie das nicht ?" Über Mulders schmalgewordenes Gesicht huschte ein Lächeln. ”Das habe ich nicht gesagt, es war nur eine Frage." Sie sind auf eine seltsame Art verschwunden, Mulder. Seit Ihrem Verschwinden sind viele eigenartige, unerklärliche Dinge passiert ." ”Die für Sie persönlich schwer zu begreifen waren, nicht wahr ?"

Wieder lächelte Mulder, aber seine Augen nahmen nicht an dem Lächeln teil. Sie hatten plötzlich Ähnlichkeit mit schwarzen Murmeln, die Pupillen waren nicht mehr erkennbar.
”Durchaus, Agent Mulder. Ich möchte diesen Fall abschließen. Sie können mir dabei helfen, es möglichst bald zu den Akten zu legen." ”Sie möchten die X-Akte-Mulder schließen." Doggett nickte. Was für ein seltsamer Mann. Als er das Zimmer betreten hatte, glaubte er sich jemandem gegenüber, der vielleicht eigene Ansichten hatte, aber dennoch über einen gewissen Charme verfügte. Schließlich hatte er einiges über Mulder gehört. In den letzten 5 Minuten aber schien ihm jemand anderer gegenüber zu sitzen.

Jemand anderer...

Billy Miles war zu einem Schmetterling geworden, zu einem Nachtfalter, Fox Mulders Augen waren plötzlich ohne Leben. Sie waren kalt und starr.
Es passierte, sie hatten es nicht aufgehalten. Ihm würde dasselbe bevorstehen wie Billy Miles.

”Es tut mir leid, Agent Doggett, aber ich kann Ihnen nicht helfen, da ich mich momentan an nichts erinnern kann." Doggett sah ihn argwöhnisch an. Er glaubte ihm kein Wort.
Dieser Mulder war ein eiskalter Hund. ”Gut, Mulder. Aber wenn Sie sich erinnern, werden Sie es mir erzählen !" ”Aber natürlich, Agent Doggett." Mulder lächelte.
Doggett fühlte sich an einen Wolf erinnert, der die Zähne fletschte. Er musste es Scully erzählen und das möglichst bald. Bevor es zu spät war.

Als er das Zimmer verlassen hatte, stand Mulder auf und trat an das Waschbecken heran.
Er blickte in den Spiegel hinein und dann streckte er die Hand aus und zog sich die abgestorbene Haut in Fetzen von Armen und Gesicht, darunter kam gesunde Haut zum Vorschein.



Mulders Kellerbüro, gegen 14.30 Uhr am selben Tag

Scully kam herein und blieb verwundert im Türrahmen stehen. Was sie sah, war so ungewöhnlich, dass ihr der Mund offen stehen blieb.

Es sah aus wie das erste Mal, als sie dieses Büro betreten hatte, nachdem man sie dazu verdonnert hatte, Spooky Mulder zu bespitzeln und seine Theorien ad absurdum zu führen.

Alle Ablagen waren mit Bergen von Papier bedeckt, wie zu Mulders besten Zeiten. Es war fast, als sei Mulder wieder hierher zurückgekehrt.

Sie blickte sich um und sah irgendwo inmitten des Chaos John Doggett sitzen.
”Agent Doggett ?" ”Ah, Scully, da sind Sie ja." ”Sie sagten am Telefon, es sei wichtig. Ich musste deshalb meinen Termin beim Frauenarzt absagen. Ich hoffe also, dass es wirklich wichtig ist." ”Das ist es !" Er nahm die Zettelstapel von dem anderen Stuhl und bat sie, Platz zu nehmen.

”Es geht um Mulder." ”Und ?" ”Ich bin bei ihm gewesen und dabei ist mir etwas aufgefallen. Ich fragte ihn nach seinem Verschwinden und er begann plötzlich, sich zu verändern. Er benahm sich genauso wie Billy Miles , als wir mit ihm sprachen. Es war gar nichts menschliches mehr an ihm.." ”So ein Blödsinn", unterbrach sie ihn, ”was erzählen Sie da eigentlich, Agent Doggett ? Mulder ist ein bisschen verstört, was völlig verständlich ist, aber sonst ist er völlig normal. Er ist nicht wie Billy Miles !" Sie blickte sich in dem Raum um.
”Wonach haben Sie gesucht, Doggett ?" ”Sie wissen, dass ich all diese Akten gelesen habe, um mir einen Überblick zu verschaffen."
”Natürlich, Sie sind ein übereifriger Schüler", sagte Scully bissig. Doggett sprach weiter, ohne auf diese Bemerkung näher einzugehen. ”Mich erinnerte dieser Ausdruck in Mulders Augen an etwas. Es war mir, als fließe etwas durch seine Augen, das so schwarz war, dass nicht einmal mehr die Pupillen zu erkennen waren."

Er nahm eine der Akten und blätterte darin. ”Dieses schwarze Zeug, diese ölige Substanz. Sie haben sie gesehen. Wissen Sie mehr davon ?" Sie schüttelte den Kopf. ”Nein, wir glaubten nur, dass sie außerirdischen Ursprungs ist." Scully dachte kurz daran zurück, wie Mulder sie aus dieser Kapsel im Eis befreit hatte, nachdem sie von der Biene im genmanipulierten Mais gestochen und vom Krebskandidaten entführt worden war. Sie erschauderte.

”Ist alles in Ordnung, Agent Scully", wollte Doggett besorgt wissen. ”Es ist alles okay", antwortete sie. ”Ich möchte nur wissen, wie Sie auf so absurde Gedanken kommen, Doggett. Sie sind ja fast noch paranoider als Mulder in seinen besten Zeiten." ”Gehen Sie hin, Scully und sehen Sie es sich selbst an. Ich bin alles andere als paranoid."
”Ich werde mit ihm sprechen !"





Im Büro von Kersh eine halbe Stunde später


”Sind Sie verrückt, hier her zu kommen", schnauzte Kersh den Besucher an, der gerade in sein Büro getreten war. ”Ich hätte mich ja anmelden lassen, aber Ihre Sekretärin ist gerade nicht da", sagte der andere grinsend. ”Sie sind ein Idiot, Krycek Sie sind hier bekannt wie ein bunter Hund. Nicht auszudenken, wenn Sie im Korridor oder Fahrstuhl Scully oder Skinner begegnet wären." Er sah ihn mit zusammengezogenen Brauen an. ”Sie haben es schon gehört, oder ?"
”Natürlich, so etwas verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Es scheint so, als sei Mulder nicht tot zu kriegen, als habe er sieben Leben wie eine Katze." Kersh lachte, aber es klang alles andere als belustigt. ”Er ist eine Gefahr für uns, Krycek. Er darf auf keinen Fall etwas ausplaudern, sonst sind wir alle erledigt. Auch Sie !" ”Ich ? Ich schlage mich auf die Seite dessen, der über das meiste Geld verfügt. Das war schon immer so und wird wohl auch so bleiben. Geld beruhigt ungemein." Er grinste.
”Glauben Sie, dass Mulder jemand seine Story abkaufen würde ? Die Leute werden denken, er leide an einer ausgemachten Psychose. Ein Fall für die Klapsmühle. Über kurz oder lang wird er dort landen. Was halten Sie von dieser Variante, Kersh ?" ”Ist mir egal, was Sie tun und wie Sie es anstellen, ich will nur, dass Sie ihn aus dem Verkehr ziehen und das möglichst bald."

Krycek stand auf und verließ Kersh.

Als er um die Ecke bog, verließ Assistant Director Skinner den Aufzug. Seine Halbglatze glänzte und das Licht der Neonröhren an der Decke spiegelte sich in seinen dünnen Brillengläsern. Kryzek bemerkte, dass Skinner ihn gesehen und erkannt hatte und beschleunigte seinen Schritt. Nicht auszudenken, wenn der Glatzkopf ihn zu fassen bekam.

Skinner hatte den anderen bemerkt und folgte ihm in die Parkgarage im Untergeschoss. Es musste etwas zu bedeuten haben, wenn Alex Krycek sich im FBI-Gebäude herumtrieb.
Bei wem mochte er gewesen sein ? In früheren Zeiten war Kryzek oftmals der Handlanger CGB Spenders gewesen, des Mannes, den Mulder verächtlich ”Krebskandidat" nannte.
Je nach Höhe der Ausgaben wanderte Krycek von einem zu anderen.

Er sah ihn zu einem der Wagen laufen und bemühte sich, ihn nicht zu verlieren und gleichzeitig nicht von ihm gesehen zu werden.
Ob Krycek alleine hier war ? Wer war sein Kontakt beim FBI ?

Krycek stieg in einen dunklen Ford ein und fuhr davon. Skinner nahm eine Gestalt auf dem Rücksitz wahr. Er vermochte nicht zu erkennen, um wen es sich handelte, das einzige, was er sah, war eine Spur dünnen Rauches wie von einer Zigarette.

Zigarette ? Walter, du siehst Gespenster. Er ist tot, CGB Spender ist mit seinem Rollstuhl die Treppe hinuntergestürzt und hat sich das Genick gebrochen.

Das im Wagen musste jemand anderer gewesen sein.



Garten des Krankenhauses etwa zur Kaffeezeit, d.h. ca. 16.30 Uhr


”Mulder ?" ”Hallo, Scully." Sie setzte sich neben ihn auf die Bank. ”Es ist schön hier", sagte sie. ”Das ist es, sehr schön sogar." Sie sah, dass er nachdenklich in die Ferne starrte, so als suche er Antworten im blau des Himmels. ”Mulder, was ist los ?"
Er wandte ihr sein Gesicht zu und sah sie liebevoll an. ”Es ist alles in Ordnung. Ich versuche nur, mich zurechtzufinden und meine Erinnerungen zurückzugewinnen. Es ist alles voller Nebel, es gibt nur bestimmte Dinge, an die ich mich erinnern kann, aber das andere ist..." Er machte eine Bewegung mit seiner Hand.
”Weg ? So wie die Narben in Ihrem Gesicht ?" Scully flüsterte diese Worte nur. Ihre Augen waren weit aufgerissen vor Erstaunen. Sie streckte die Hand aus und berührte sein Gesicht. Es war makellos. Nichts erinnerte mehr an die Narben, die sich noch Stunden zuvor dort befunden hatten. ”O mein Gott, was ist passiert ?" ”Ich habe keine Ahnung. Mir ist wohl schwindlig geworden. Jedenfalls fand ich mich auf dem Boden wieder.
Das war, glaube ich, als Doggett da war. Ich erinnere mich noch daran, dass er hereinkam, aber danach ist alles ... weg." Er sah, dass in Scullys Augen Tränen schimmerten.
”Scully, nicht weinen, dafür gibt es keinen Grund, es ist alles in Ordnung. Oder ist was mit dem Baby ?" Sie schüttelte den Kopf. Mulder streckte die Hand aus und wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht.

”Ich werde nicht zulassen, dass dir jemand etwas antut", sagte er dann plötzlich und Scully hob den Kopf und sah ihm direkt in die Augen.
Ihr etwas tun ? Wie kam er so plötzlich darauf. ”Mulder, ich..."
“Er ließ sie nicht aussprechen, nahm ihren Kopf in seine Hände und küßte sie. Scully war sekundenlang unfähig, sich zu rühren, so überrascht war sie, dann aber wich die Erstarrung und sie begann, den Kuss zu erwidern. Wie lange hatte sie darauf gewartet, wie oft war es nicht dazu gekommen. Seine Lippen waren kühl und weich, sie schickten kleine Schauer durch ihren Körper, sie bebte förmlich, als er sie näher zu sich heran zog und sie noch einmal küßte, noch intensiver als beim ersten Mal.
Scully begann am ganzen Körper zu zittern. Sie sehnte sich plötzlich danach, ihn zu berühren, seine Haut unter ihren Händen zu fühlen, seinen Körper zu spüren.
Es war Mulder, der den Augenblick zerstörte, als er sie von sich schob. Er sah sie nicht an. Was war los ? Bereute er etwa, dass er sie geküßt hatte. ”Mulder", fragte sie leise, ”was ist ?" ”Es ist nichts. Ich möchte allein sein, bitte", kam es genauso leise von ihm. ”Okay", sagte sie, stand auf und verließ ihn, ohne sich noch einmal umzudrehen. Mulder sah ihr nach und Tränen liefen über sein Gesicht. Geh nicht, Scully. Hilf mir !


In Scullys Wagen etwa eine Viertelstunde später

Scully starrte auf die Straße hinaus. Es regnete in Strömen und die Scheibenwischer ihres Ford leisteten Schwerstarbeit. Das Wetter passte haargenau zu der Stimmung, in der sie sich gerade befand. Er hatte sie weggeschickt. Sie gebeten, ihn alleine zu lassen. Er hatte plötzlich so verloren ausgesehen, so allein. Warum wollte er ihre Hilfe nicht ?
Wie oft hast du dich verloren gefühlt, Dana und dich nicht getraut, ihn um Hilfe zu
bitten ?
Was war los mit Mulder ? War vielleicht doch etwas dran an Doggetts Geschichte ?
Sie hatte sich nicht vor Mulder gefürchtet. Er machte ihr keine Angst, auch seine Augen nicht, sie sah kein schwarzes Öl in diesen Augen, nur Trauer und Hilflosigkeit.
Sie konnte ihn nicht dazu zwingen, sich ihr anzuvertrauen. Er wusste, dass sie da war, Worte waren völlig unnötig. Sie kannten einander lange genug.



Büro von Alvin Kersh am selben Abend


Er knipste die kleine Lampe auf seinem Schreibtisch aus und nahm seine Schlüssel in die Hand. Einer plötzlichen Eingebung folgend, griff er zum Telefonhörer und rief zuhause an.
Es läutete 5 Mal, aber niemand hob ab.
Shelley, seine Frau, musste längst daheim sein. Wo trieb sie sich nur wieder herum ? Wieder so ein Tupper-Abend mit den neugierigen Nachbarinnen ?
Entnervt legte er den Hörer wieder auf, verließ sein Büro und ging in die Parkgarage hinunter.
Schon als er sich seinem Wagen näherte, sah er, was geschehen war. Alle vier Reifen seines Mercedes waren platt. Er ging in die Hocke und sah sich die ganze Sache genauer an. Zerstochen, alle vier. Jemand hatte mutwillig sein Eigentum zerstört. Kersh stieß ein paar Verwünschungen aus, zog sein Mobiltelefon aus der Tasche und bestellte sich ein Taxi.
Wieder sah er auf seinen Wagen. Plötzlich wurde sein Blick von etwas angezogen, das unter dem Scheibenwischer klemmte. Es war ein gefalteter Bogen Papier. Er klappte ihn auseinander und las:

”Dieses Mal wird es nur Dein Wagen sein, das nächste Mal wird es Dir mehr wehtun.
Niemand greift ungestraft in Gottes Schöpfung ein"

Kersh schüttelte den Kopf. Eingriff in Gottes Schöpfung ? Was für ein ausgemachter Blödsinn. Er war weder ein Arzt, noch sonst ein Wissenschaftler. Wie konnte er da in Gottes Schöpfung eingreifen ?

Tief in seinem Inneren wusste er genau, was mit dieser Botschaft gemeint war. Es ging um diese Sache, die niemals an die Öffentlichkeit gelangen durfte.
Diese Sache, die die Tatsache, dass Fox Mulder noch am Leben war, so bedeutungsvoll machte. Er mochte ein Spinner sein, aber er war der lebende Beweis dafür, dass es möglich war, ihn zu schaffen, diesen besonderen Menschen. Wäre die Entwicklung abgeschlossen worden, so hätte es keine Gefahr für sie gegeben. Sie hatten sie unterbrochen, sie hatte sie abgebrochen, Agent Scully. Er stieß ein verächtliches Schnauben aus. Agent Scully. Sie hatten sich einen Kuckuck ins Nest gelegt, als sie diese Frau Agent Spooky Mulder zuteilten. Sie hätten wissen müssen, dass er sie um den Finger wickeln würde.
Aber das war Vergangenheit und Fox Mulder musste das auch bald sein - bevor es für sie alle zu spät war.



Army-Krankenhaus Boston, etwa gegen 22 Uhr

Schwester Crystal Meyers sah Licht unter der Tür von Zimmer Nr. 234 hervorschimmern. Eigentlich sollte der Mann in diesem Raum längst schlafen. Er hatte schlimmes mitgemacht und war - so hatte sie gehört - von den Toten auferstanden. Crystal bekreuzigte sich völlig in Gedanken, fast so, als sei sie in der Kirche. Von den Toten auferstanden ! Wie der Messias !
Sie war sehr religiös erzogen worden, war streng katholisch. Sie hatte in der Bibel von so etwas gelesen, aber niemals etwas in Wirklichkeit erlebt. Es war unglaublich. Ob er etwas brauchte ? Sie klopfte und trat dann in den Raum hinein.
Das Bett war leer, die Bettdecke zurückgeschlagen. Crystal sah sich um. ”Mr. Mulder? Wo sind Sie, ist alles in Ordnung mit Ihnen ?" Die Tür zu dem kleinen Bad war angelehnt. Auch hier brannte das Licht der Neonröhre. ”Mr. Mulder, fehlt Ihnen irgendetwas ? Kann ich was für Sie tun ?" Sie stieß die Tür auf und wich zurück. Mulder lang zusammengekrümmt auf den kalten Fliesen. Sein rechter Arm war in geradezu grotesker Weise nach außen gebogen. Er musste sich jeden einzelnen Knochen gebrochen haben.
Sie ging in die Knie und berührte ihn. Da war ein Puls, wenn auch nur sehr schwach. Sie musste sofort Hilfe holen.
Crystal Meyers stürzte aus dem Zimmer.

Nur Sekunden später öffnete Fox Mulder seine Augen und hob den Kopf. Sein Blick fiel auf den gebrochenen Arm. Mit einer unglaublichen Geschicklichkeit zog er sich mit seinem linken Arm hoch und verließ augenblicklich das Krankenzimmer.
Er war gerade um die Ecke gebogen, als Crystal mit einem Arzt in sein Zimmer kam.

”Was soll das, Schwester Meyers ? Wo ist dieser Mulder hin ? Wenn es stimmt, was Sie sagen, konnte er sich unmöglich selbst helfen ! Also, was soll der Blödsinn ?"
”Aber, Sir. Er lag hier auf dem Boden und sein Atem war ganz flach. So wie sein Arm aussah, muss er schwer gestürzt sein."
”Das sagen Sie, aber ich kann ihn hier nirgendwo entdecken. Vielleicht war das nur ein dummer Scherz von ihm." Er blickte auf seine Uhr. ”Ich muss wieder zurück, Schwester. Sollte sich doch noch etwas ergeben, wissen Sie, wo Sie mich finden."
Er schüttelte verärgert mit seinem Kopf und ging schnellen Schrittes davon.



Crystal Meyers sah etwas am Boden liegen, ganz in der Nähe der Stelle, an der sie ihn gefunden hatte. Sie streckte die Hand aus und hob es auf. Es war ein kleines schwarzes Etwas, das entfernte Ähnlichkeit mit einem Nagel hatte, mit dem in der Sportmedizin beispielsweise Knie verplattet wurden. Das Material, aus dem es war, erkannte sie aber nicht. Das Ding fühlte sich kühl an und glatt, es war einerseits sehr hart, ließ sich aber dennoch verbiegen. Absurd. Sie fuhr sich mit der Hand über die Augen. Die ganze Situation war völlig absurd. Und wo war dieser Mulder geblieben ?







Bushaltestelle, ganz in der Nähe von Scullys Apartment

Er stieg aus dem Bus aus und blickte die Straße hinunter. Es regnete immer noch und keine Menschenseele war zu sehen. Mulders Blick fiel auf seinen rechten Arm, der in einem seltsamen Winkel an ihm herabhing. Er verspürte keinen Schmerz. Mulders linker Arm ergriff die schlaffe Extremität und drehte sie nach innen. Es knackte kurz, ein Geräusch ähnlich einer Tür, die einrastet und dann ließ sich der Arm wieder bewegen.
Mulder lächelte kurz und ging die Straße hinunter.

An der Ecke verharrte er plötzlich und sah sich wie erwachend um. Wie war er hier her gekommen ? Irgendetwas war im Krankenhaus passiert, ihm war schon wieder schwindlig geworden, daran erinnerte er sich noch - aber danach war nur noch Dunkelheit.

Er hatte sich angezogen, um das Krankenhaus zu verlassen, ohne zuvor bei dem zuständigen Arzt nachzufragen. Er fühlte sich gut, besser, als es eigentlich sein durfte, nachdem, was er so aufgeschnappt hatte.
Körperlich war er okay, aber dennoch wurde er das Gefühl nicht los, dass irgendetwas mit ihm ganz und gar nicht stimmte.
Diese Gedächtnislücken, dieses plötzliche Umfallen. Er musste mit Scully sprechen.
Was musste in ihr vorgegangen sein, als er sie einfach wegschickte ? Wäre er seinem Gefühl gefolgt, so hätte er sie niemals wieder losgelassen. Jetzt nicht mehr. Niemand bekam sie, diese zweite Chance. Aber etwas war da, in seinem Kopf, etwas machte es ihm unmöglich, sein Gleichgewicht wieder zu erlangen, etwas störte sein Bewusstsein. War er verrückt ?
War das das Ende dieser Krankheit in seinem Gehirn ? Es tat nicht einmal weh. Und gerade das war das Unheimliche an der ganzen Sache. Er musste einfach mit Scully darüber sprechen.


Vor Scullys Apartment 10 Minuten später


Es klopfte. Scully starrte die Tür an, sekundenlang, dann stand sie auf und öffnete.
Als sie ihr Gegenüber sah, weiteten sich ihre Augen.
”Mulder ist alles in Ordnung ?" Sie ergriff seinen Arm, zog ihn hinein und schloss die Tür hinter ihm. Er ließ sich auf die Couch sinken, Scully setzte sich neben ihn.

”Was ist passiert, Mulder ? Skinner hat angerufen. Er sagte, du seist einfach aus dem Krankenhaus verschwunden." Er nickte. ”Die Stationsschwester hat gesagt, du seist verletzt gewesen." Sie sah ihn besorgt an. ”Was ist los, Mulder ?" Mulder sah auf seine Hände herunter. ”Mir war schon wieder schlecht, Scully." Sein Blick wanderte über ihr Gesicht. ”Von was für Verletzungen hat die Schwester gesprochen ?" "Sie sprach von einem mehrfach gebrochenen rechten Arm, aber..." Sie ergriff seinen Arm. ”Wenn ich mir das so ansehe, kann ich nichts von einer Fraktur erkennen."

”Ich habe Angst, Scully", sagte er leise. ”Aber wovor ?" ”Etwas geschieht mit mir und ich weiß nicht, was es ist." ”Ist mit deinem Arm dasselbe passiert wie mit den Narben ?"
”Wer weiß", sagte er ruhig und Scully hob den Kopf und sah ihm direkt in die Augen. Seine Stimme hatte plötzlich einen anderen Klang.
Die Augen, in die sie sah, waren pechschwarz, nicht mehr haselnussbraun wie sonst. Was geschah mit ihm ? ”Wer bist du", wollte sie wissen. ”Scully, was soll diese Frage ? Kennst du mich nicht mehr ?" ”Ich kenne Mulder, aber dich kenne ich nicht.
Was hast du Mulder angetan !" Sie packte ihn am Kragen seiner Jacke und schüttelte ihn. ”Halt !" Er ergriff ihre Hände und stieß sie zur Seite mit einer solchen Kraft, dass sie zu Boden stürzte. Ihr Gesicht verzog sich vor Schmerz. .

Scully starrte ihn an durch den Schleier von Tränen, der plötzlich über ihre Züge floss.
Das nächste, was sie wahrnahm waren Arme, die sie umfingen. ”Scully, ist alles in Ordnung ?
Was ist passiert ?" Sie sah zu ihm auf in ein Paar besorgter haselnussbrauner Augen.
”Mir geht es gut, Mulder, keine Angst."
Doggett hat recht, Himmel ! Wir müssen ihm helfen, ich muss es aufhalten !
Sie schlang die Arme um ihn und hielt ihn einen Augenblick einfach nur fest.

”Was ist passiert, Scully ? Was habe ich getan ?" ”Gar nichts, Mulder. DU hast gar nichts getan." Er machte sich von ihr los.
”Aber wenn ich es nicht war, wer war es dann ?"
Scullys Blick glitt über sein Gesicht. Er sah müde aus, die Zeit, die vergangen war seit seinem Verschwinden, hatte ihn viel Kraft gekostet. Seine Kleidung schlotterte förmlich an ihm. Sie ergriff seine Hand. ”Was ist passiert, Mulder. Wenn du willst, dass ich dir helfe, musst du mir vertrauen, mir alles sagen. Vielleicht gibt es dann einen Weg." Sie sah die Zweifel auf seinen Zügen. ”Versuch es", ermunterte sie ihn.
”Hast du irgendetwas starkes zu trinken, Scully ? Ich glaube, ich brauche das jetzt."
Sie nickte, stand auf und kam kurz darauf mit einem Glas Whisky für ihn zurück. Scully war bemüht, ihm nicht den Rücken zuzudrehen, aus Angst, er könne sich wieder so verändern.
Was wäre geschehen, wenn das, was von Mulder noch übrig zu sein schien, nicht die Kontrolle wiedergewonnen hätte. Hätte dieses andere Wesen ihr Kind getötet oder auch sie selbst ? Scully war nicht bereit, diese Veränderung als Teil von Mulders Wesen anzusehen, ihn als gespaltene Persönlichkeit zu betrachten. Vielleicht war dieser Mann, der so sehr zu einem Teil ihres Lebens geworden war, schidzophren, vielleicht war das alles diese unheilbare Krankheit im Gehirn, vielleicht... Sie zwang sich, diesen Gedankengang nicht weiter zu gehen. Er war hier bei ihr und er brauchte Hilfe, umso mehr, wenn er wirklich krank war.
”Wie überlebt ein Mensch in einem Sarg tief unter der Erde drei lange Monate", wollte sie wissen. Mulder nahm einen Schluck von dem Whisky, dann begann er.
”Du bist Wissenschaftlerin, Scully. Stell es dir vor wie eine Art Winterschlaf, den Tiere halten. Wenn es uns gelingt, die Körperfunktionen zu regulieren, sie quasi herunterzuregeln, ist es dann nicht auch möglich, einen Menschen in einen solchen Schlaf zu versetzen. Denke daran, dass Menschen in eiskaltem Wasser überleben können, wenn sie ihre Körperfunktionen herabsetzen. Kälte konserviert." Sie nickte langsam. ”Gut, das kann ich mir vorstellen. Es klingt plausibel und läßt sich sogar wissenschaftlich erklären. Was ich mich aber frage ist, warum dieser Winterschlaf, welchem Zweck dient er.
Sie haben Experimente an dir durchgeführt." Mulder drehte das Whiskyglas zwischen seinen Händen und nickte.
”Warum halten Tiere Winterschlaf, Scully ? Sie regenerieren sich." ”Und das gleiche gilt für Billy Miles und dich ?" ”Billy Miles." In seinen Augen blitzte es auf. ”Nein, Billy ist etwas anderes, das war er schon immer. Erinnerst du dich an unseren ersten gemeinsamen Fall, Scully ? Damals wurden Mitglieder einer Schulklasse Opfer von Entführungen. Nur zwei überlebten- Teresa Nemman und Billy Miles. Bevor ich verschwand, holten sie die beiden ein zweites Mal..." ”Teresa ist zurückgekommen", unterbrach sie ihn. Mulder hob den Kopf und sah sie überrascht an. ”In demselben Zustand wie du, aber sie bekam Hilfe von jemandem, den du kennst." ”Ich kenne ?" ”Jeremiah Smith. Er war da, als wir dich fanden, aber als ich ihn holen wollte, entführten sie ihn." ”Jeremiah Smith." Mulder lächelte plötzlich. ”Ja, ich erinnere mich an ihn. Es ist lange her, fast kommt es mir vor, wie ein anderes Leben." Er vergrub den dunklen Kopf in den Händen. Eine Weile war es so still in dem Raum, dass nur noch das Ticken der zierlichen Messinguhr zu hören war, die Scully von ihrem Vater geschenkt bekommen hatte und die auf der Anrichte stand.
Dann sprach Mulder weiter und seine Stimme klang fast so, als ringe er förmlich nach Atem.
”Billy Miles ist etwas ganz anderes. Er ist nur die Hülle für etwas ganz ganz anderes. Etwas, das man nicht mit herkömmlichen Mitteln töten kann. Er ist der perfekte Soldat."
”Und was ist mit dir, Mulder ?" ”Ich bin nur ein Versuch. Ihr habt es gestoppt, Scully, aber es ist immer noch hier drinnen." Er schlug sich mit der Faust auf die Brust. ”Und je mehr Zeit vergeht, desto stärker wird es." Er sprang auf und eilte zur Tür.
Dort wandte er sich noch einmal um. ”Es ist besser, wenn du dich von mir fernhälst, Scully. Sag niemandem, dass ich hier war." ”Wo willst du hin, Mulder ?" ”Ich melde mich, wenn die Zeit reif ist. Es gibt etwas zu tun, das nicht aufgeschoben werden darf." ”Warum läßt du dir nicht von mir helfen ?" Sie stand auf und trat neben ihn. ”Das kannst du nicht, nicht jetzt."
Er streckte die Hand aus und zog sie nah zu sich heran. ”Pass auf dich auf, Scully und auf das Kind, unser Kind. Das ist wichtig." Mulder hauchte ihr einen Kuss auf die halbgeöffneten Lippen und schob sie dann ein Stück von sich weg, um sie besser betrachten zu können.
”Vertrau mir", sagte er dann, öffnete die Tür und verließ sie.
Scully ging ihm nicht hinterher.
Sie wusste, dass er das nicht gewollt haben würde.

Sie schreckte auf, als es klopfte. Scully sah sich wie erwachend um und warf einen Blick zur Uhr. Es war fast elf. Er war hiergewesen - oder hatte sie sich das nur eingebildet ?
Es klopfte ein zweites Mal.
”Ja," sagte sie, ”einen Moment. Ich komme schon."











Zur selben Zeit etwa 50 Meilen entfernt

Der alte Mann im Rollstuhl steckte sich eine Zigarette an und blickte aus dem Fenster.
”Er ist euch also entwischt." Er lachte. ”Ja, wie der Vater, so der Sohn." CGB Spender wandte seinen Kopf und sah sein Gegenüber spöttisch an. ”Ja, Alex. Sie sehen ja, dass es nichts bringt, mich die Treppe hinunter zu stoßen. Ich stehe immer wieder auf.” Er legte seine Hand auf einen seiner Oberschenkel. ”Natürlich nicht im wörtlichen Sinne. Meine Beine wollen nicht mehr so recht, aber mein Verstand ist klar wie selten zuvor.”
Alex Krycek sah sein Gegenüber schweigend an. ”Ich weiß ja, dass Ihnen nicht zu trauen ist, Alex.” Spender zog an seiner Morley. ”Ihr habt ihn also entwischen lassen,” wiederholte er dann, ”wie oft habe ich euch schon gesagt, dass es kaum möglich ist, Fox Mulder festzusetzen. Er ist wie sein Vater, ja, genau wie ich.” Er kicherte wie ein kleiner Junge und sein faltiges Gesicht verzog sich zu einer häßlichen Fratze.
”Also, Spender. Weshalb haben Sie mich herbestellt," knurrte Krycek. ”Aber Alex," sagte Spender liebenswürdig, ”warum so ungehalten ? Ich möchte, dass Sie Fox für mich finden und ihn zu mir bringen, so schnell wie möglich. Es gibt Dinge, die er erfahren muss, damit er keine Dummheiten macht." ”Und was ist mit dem Kind," wollte Krycek wissen. ”Wie lange hat sie noch, 2, 3 Wochen vielleicht. Wir haben noch Zeit genug, uns das Kind zu holen, wenn es wirklich das ist, was wir vermuten." In Kryceks Augen blitzte es auf. ”Sie wissen genau, was es ist, Spender !" ”O ja, Krycek, es ist mein Enkelsohn."
Krycek lachte.
”Was ist mit Kersh," wollte er dann wissen. ”Sagen Sie Kersh, er soll keine Dummheiten machen, Alex.
Fox ist eine Zeitbombe. Er zieht den Kürzeren gegen ihn. Solange er seine Fähigkeiten nicht kontrollieren kann, ist er eine Gefahr für uns - aber das wird sich ändern, sobald ich mit ihm gesprochen habe. Kersh soll sich bis dahin bedeckt halten." Spender drückte die Zigarette im Aschenbecher aus und zündete sich eine neue an. ”Und jetzt verschwinden Sie, Alex !"


In Scullys Apartment

”Director Skinner !" ”Kann ich hereinkommen, Agent Scully ?" ”Sicher." Sie ließ ihn eintreten. ”Geht es Ihnen gut, Scully ?" Sie nickte. ”Sie sehen blass aus."
”Es ist alles okay, Wahrscheinlich ist es nur wegen des Kindes." Sie legte für Sekunden die Hand auf ihren Bauch und schloss die Augen.
”Scully, war er hier ?" ”Wer ?" ”Mulder ! Ich sagte Ihnen doch, dass er aus der Klinik verschwunden ist. War er bei Ihnen ?" ”Warum wollen Sie das wissen, Sir," sagte Scully müde. ”Agent Doggett sagte, etwas sei seltsam an Mulder." ”Agent Doggett," Scully war plötzlich hellwach, ”Agent Doggett sieht Gespenster, das ist alles !"
”Sie haben Billy Miles gesehen, Scully." ”Ja, und ?"
”Mit Mulder wäre dasselbe geschehen, wenn..." ”Wenn Sie ihn nicht von den Apparaten getrennt hätten," beendete sie seinen Satz. ”Er hat Schlimmes durchgemacht, Sir. Sie kennen Mulder lange genug. Irgendwann einmal braucht er auch Zeit für sich." ”Ja, Scully, das stimmt, aber.." Skinners dunkle Augen ruhten prüfend auf Scully Gesicht. ”Wo ist er, Scully? Ich muss dringend mit ihm sprechen." ”Ich weiß es nicht, Sir," sagte Scully leise, ”ich weiß es wirklich nicht." Skinner sah sie an und glaubte ihr das.
”Okay, Scully, aber er war hier bei Ihnen. Wir haben die Aussage eines Busfahrers, der sich daran erinnern kann, dass ein Mann, auf den Mulders Beschreibung passt, hier ganz in der Nähe ausgestiegen ist. Sein rechter Arm hing herab, als sei er gebrochen."
”Was soll das werden," hörte sich Scully sagen, ”eine Hexenjagd ?"
”Nein," beruhigte sie Skinner, ”ich mache mir nur Sorgen um Sie beide und um Ihr ungeborenes Kind." ”Es geht ihm gut," sagte Scully. ”Soll dieses Kind seinen Vater niemals sehen," kam es ruhig von Skinner, Scully starrte ihn an.

Skinner schien ihre Gedanken zu erraten.
”Ich wusste es von dem Moment an, als Sie mir sagten, Sie seien schwanger, Scully."
Sie nickte geistesabwesend.
”Seit wann geht das schon so," fragte er. ”Sie verstehen das nicht, Sir."
Skinner fuhr sich mit der Hand über seine Halbglatze. ”Ich möchte es verstehen, Scully, erklären Sie es mir !" ”Das ist eine Sache zwischen Mulder und mir, Director Skinner."
Scullys Unterlippe zitterte. Sie spürte, dass ihr die Tränen kamen, aber sie würde sich nicht die Blöße geben, vor Skinner zu weinen.
Skinner nahm an, dass sie und Mulder etwas miteinander hatten, etwas körperliches und das das Kind in ihrem Leib das Produkt davon war, aber das war es nicht.
Das zwischen ihnen ging über das rein Körperliche hinaus, es war mehr als das.
Scully wünschte sich nichts mehr, als auch noch diesen letzten Schritt zu tun, aber er war gegangen und hatte sie gebeten, vorsichtig zu sein.
Sie würde auf ihn warten.

”Hat er Ihnen erzählt, was geschehen ist, Scully," unterbrach Skinner ihre Gedanken. Sie schüttelte den Kopf. ”Oder was er vor hat." ”Nein !"
Skinner stand auf und ging zur Tür. ”Ich weiß, dass Sie Mulder schützen wollen, Scully, aber Sie helfen ihm mit Ihrem Schweigen nicht, im Gegenteil."
Er wandte sich um. ”Director Skinner !" ”Ja, Agent Scully ?"
”Es ist Mulder, von dem Sie sprechen, kein Verbrecher." ”Wie lange wird er noch Mulder sein, Scully," sagte Skinner und verließ Scullys Apartment.
Als er gegangen war, ließ sich Scully in ihren Lieblingssessel fallen und begann hemmungslos zu weinen.


Haus von Alvin Kersh am anderen Morgen


Kersk zog seinen Schlips gerade und setzte sich an den Küchentisch. ”Shelley," rief er seine Frau, ”wo steckst du ?"
”Ich bin hier," kam es aus dem Nebenraum, ”ich bin gleich bei dir."
Kershs Blick wanderte über die gedeckte Tafel. Einige Brotkrümel gleich rechts neben der Blumenvase erregten seine Aufmerksamkeit. Er hasste Unordnung, er hasste alles, was nicht in sein Idealbild passte.
”Was ist, Alvin ?" Shelley Kersh blieb neben ihrem Mann stehen. Er deutete mit der Hand auf die Krümel und dann auf das Besteck, das nur geringfügig schief auf der blauen Tischdecke lag. ”Was soll das ?" ”Bitte ?"
Sie zog die Augenbrauen zusammen und in ihren braunen Rehaugen erschien ein Ausdruck der Panik, als ihr klar wurde, was gleich geschehen würde.
Kersh wischte mit der linken Hand die Krümel und das Besteck vom Tisch, seine rechte Hand klatschte seiner Frau ins Gesicht.
Shelleys dunkles Antlitz verzog sich vor Schmerz, aber sie gab keinen Laut von sich.
Sie würde ihm nicht die Genugtuung geben, zu schreien. Nie wieder !
Er würde schon sehen, was er davon hatte !

Früher, bevor er in die Chefetage aufgestiegen war, war er nie so gewesen. Er war ein liebevoller Ehemann, bis sie an ihn herantraten, diese Leute. Sie wusste nicht einmal, wer sie waren. Herantraten, mit dieser geheimen Sache, über die er nicht sprechen durfte.
Das hatte ihn verändert und ihn zu einem anderen Menschen gemacht - ungehalten, jähzornig. Er schlief kaum eine Nacht durch, oftmals schreckte er schweißgebadet auf und sagte Dinge, die sie nicht verstand, irgendetwas von Soldaten und Neubesiedelung.
Der Ausdruck in seinem Gesicht machte ihr Angst. Was hatte er vor ?
”Es, es wird nicht wieder vorkommen, Alvin." ”Gut," sagte Kersh und nahm einen Schluck von seinem Kaffee. Der war inzwischen kalt geworden und er verzog angewidert das Gesicht. Shelley zog es vor, das Weite zu suchen, bevor die Finger seiner rechten Hand wieder ihren Weg in ihr Gesicht fanden. ”Einen schönen Tag, Alvin," sagte sie noch im Weggehen.
Kersh sah ihr nach, wortlos, die Kaffeetasse noch immer in der Hand, mit zusammengekniffenen Augen hinter dünnen Brillengläsern. Dann knallte er die Tasse auf den Tisch, stand auf und verließ das Haus.


Kellerbüro, gegen 8.30 Uhr

Doggett hob den Kopf, als er auf dem Korridor schnelle Schritte vernahm. Er wusste schon, bevor er sie sah, dass es Scully war, und es klang, als sei sie wütend.
Doggett bereitete sich schon einmal innerlich darauf vor, ihr die Stirn zu bieten.
Scully betrat den Raum und baute sich vor Doggett auf. Ihre blauen Augen blitzten voller Zorn. Sie stemmte ihre Hände in die Hüften und sagte: ”Was bilden Sie sich eigentlich ein, Doggett ?" Doggett hob fragend die Augenbrauen.
”Tut mir leid, Agent Scully, aber ich weiß nicht, was Sie meinen !"
”Was hat er Ihnen getan ? Seit ich Ihnen begegnet bin, tun Sie alles, um ihn schlecht zu machen. Was soll das, Doggett. Sie kennen ihn doch überhaupt nicht." ”Sind Sie sicher, dass Sie ihn kennen, Scully. Und ich meine damit nicht Fox Mulder, sondern den Mann, der zusammen mit ihm von den Toten auferstanden ist."
”Er war nicht tot," sagte sie kurz. ”Nein ? Da wissen Sie mehr als ich, Scully. Woher haben Sie diese Erkenntnis ?" Sie funkelte ihn an. Ihr wurde bewusst, dass sie zu viel gesagt hatte

”Ich weiß es. Es ist wie bei Tieren, die ihren Winterschlaf halten." ”Tiere ?
Winterschlaf ?"
”Eine wissenschaftliche Erklärung für das, was passiert ist."
”Für drei verbrachte Monate tief unter der Erde." Doggett musste unwillkürlich lächeln.
”Ich will Mulder nicht an den Kragen, Scully, das müssen Sie mir glauben. Es geht mir nur darum, das Ihnen nichts geschieht und auch nicht dem Baby."
”Sie klingen genau wie Skinner," sagte sie. Doggett nickte. ”Ich habe Angst, dass er Ihnen etwas antut, Scully." ”Mulder ? Mir etwas antun ? Niemals !"
”Nicht Mulder." ”Sondern dieser andere Mann, von dem Sie sprachen ?" Sie lachte kurz.
”Sie haben es auch gesehen, Scully." ”Was ?" "Scully machen Sie mir nichts vor. Ich mag nicht unbedingt einen Sinn für Dinge haben, die sich nicht erklären lassen - auch wenn ich dazugelernt habe, in meiner Zeit mit den X-Akten. Aber ich bin nicht so dumm, zu glauben, dass Sie nicht wissen, was ich meine."
Scully fuhr sich mit der Hand über die Augen. Ihr war plötzlich schwindelig und ihre Knie zitterten.
Doggett sah, dass sie blass geworden war. ”Scully, was ist los ? Ist Ihnen nicht gut ?"
Er stand auf, trat neben sie und nahm ihren Arm. ”Helfen Sie ihm, Scully und sich selbst und dem Kind." Er sah ihr forschend ins Gesicht.

Doggett hatte von Anfang an gewusst, dass das Verhältnis der beiden Agenten über die berufliche Partnerschaft hinausging, aber er hatte nicht geahnt, dass es so ernst war.
Er sah auf ihren Bauch und dann begriff er plötzlich.
Das konnte nicht wahr sein !
Scully sah an seinem Gesichtsausdruck, dass er gerade etwas sehr wichtiges erkannt hatte.
”Ich warne Sie, Doggett, wenn Sie jetzt etwas sagen, werde ich Sie eigenhändig umbringen !"
Doggett starrte sie an.
Was für eine starke Frau ! Dieser Dreckskerl Mulder konnte sich glücklich schätzen !
”Und ich weiß nicht, wo er ist. Er hat es mir nicht gesagt," schloss sie und ließ einen fassungslosen Doggett zurück.



Irgendwo am Meer, einige Stunden später


Er stand direkt auf der Klippe und sah hinunter. Sein dunkles Haar wehte im Wind und seine kalten dunklen Augen blickten in die Ferne.
In seiner rechten Hand hielt er ein Foto. Es zeigte Fox Mulder im Garten des Krankenhauses, zusammen mit Scully. Billy Miles betrachtete das Bild sekundenlang, dann zerriss er es und warf die Schnipsel hinunter in die Fluten.
Dann wandte er sich um und ging zu dem dunklen Ford.
Der Fahrer des Wagens sah den Nacken des anderen. Er sah die insektenähnliche Wölbung der Wirbelsäule und lächelte.
Alex Krycek ließ Billy Miles einsteigen, nahm selbst auf dem Fahrersitz Platz und startete den Mietwagen. ”Ich glaube, Billy, wir sollten uns zusammen tun. Schließlich suchen wir doch beide dasselbe, oder ?"







Ein Motel, ganz in der Nähe von Martha` s Vineyard, gegen 2 Uhr früh


Er setzte sich schweißgebadet auf und starrte gegen die weiße Wand mit den Bildern von Orten irgendwo in Italien.
Mulder schlug die Bettdecke zurück, stieg aus dem Bett und ging ins Badezimmer.
Dort schaltete er das Licht an und hielt sich am Waschbecken fest.
Er sah in den Spiegel, sah einen Mann mit dunklen Augen, die glänzten wie im Fieber und unordentlichen dunklen Haaren.
Er erkannte sich selbst kaum wieder. Was geschah mit ihm ? Wie kam er hier her und was wollte er hier ?
Mulder sah, wie sich das Gesicht im Spiegel veränderte. Als erstes verdunkelten sich seine Augen, bis da nichts mehr war, als tödliche Schwärze, und dann breitete sich auf dem bleichen Gesicht ein fast bösartiges Lächeln aus. Mulder berührte sein Gesicht.
Er starrte entsetzt den Mann im Spiegel an, der immer noch lächelte.
”Was zum Teufel," begann er. ”Hallo Fox," sagte der Mann im Spiegel. ”Wer bist du ?"
”Ich bin du und du bist ich." Der Andere lachte. ”Eigentlich hätten wir uns nie getroffen, Fox.
Aber nun bin ich da und habe nicht vor, diesen Ort noch einmal zu verlassen."
”Verschwinde," zischte Mulder und schlug mit aller Wucht gegen den Spiegel. Dieser zerbarst in tausend Teile.
Mulder hörte sich selbst lachen, er hielt sich die Ohren zu.
schoss es ihm durch den Kopf.
Rezensionen