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Strawberries and Chocolate

von Isabel Boehmer

Kapitel 2

Ein Junge lief die Straße entlang. Das Leben war schön. Er vermisste seine Mutter manchmal sehr und es machte ihn traurig, wenn er seinen Vater besuchte, der vielleicht nie mehr aus der Nervenheilanstalt heraus kommen würde. Aber der Sozialdienst hatte ihn bei einer wundervollen Pflegefamilie untergebracht Tante Esther und Onkel Martin waren tolle Menschen. Er hatte gelegentlich noch Blutungen, aber merkwürdigerweise erschreckten sie ihn nicht länger. Seine Pflegeeltern waren Katholiken und sie akzeptierten es, die ersten Menschen, die das taten. Sie hatten sogar einen Namen dafür... Stigma. In der ihnen eigenen ruhigen Art, mit einer Gelassenheit, die auf ihrem Glauben beruhte, hatten sie Kevin ruhig gesagt, dass jeder Mensch in den Augen Gottes etwas Besonderes war und dass, wenn die Zeit dafür gekommen war, sich sein Plan für Kevin zeigen würde.

Alles, was er zu tun hatte, war abzuwarten und seine Augen offen zu halten und zu versuchen, ein guter Mensch zu sein. Sie stärkten seinen Glauben und sein Vertrauen in sich selbst und in Gott. Sie hatten ihr eigenes Geld gegeben, um ihn in eine Katholische Schule zu schicken, obwohl er natürlich nicht in diesem Glauben getauft worden war, und das erste Mal hatte er wirkliche Freunde gefunden. Er genoss die Gesellschaft sowohl der Brüder, in diesem Fall Jesuiten, die sich in einer Art für Kämpfer Gottes hielten als auch der weltlichen Lehrer. Es lag ein Trost im Leben der Heiligen, und trotz der Blutungen fühlte er sich zum ersten Mal in seinem Leben normal und akzeptiert.

Er sah die rothaarige Frau und den großen Mann und dachte, dass sie ihm irgendwie bekannt vorkamen. Dann erkannte er, dass es Dr. Scully und ihr Partner waren. Ihr Partner war sehr skeptisch gewesen, aber die Frau Doktor hatte geglaubt. Es war nichts, was sie gesagt hatte. Es war nur etwas, das er gefühlt hatte. Die beiden sahen anders aus. Der Mann hatte seinen Arm um sie. Kevin hatte immer gewusst, dass er eines Tages die Frau wiedersehen würde, die sein Leben gerettet hatte. "Dr. Scully... Dr. Scully...", rief er aus und rannte los, um sie begeistert zu begrüßen.

Natürlich stolperte er. Er hatte manchmal Ärger mit seiner Größe und er errötete. Tante Esther und Onkel Martin hatten ihm gesagt, dass das auch normal war und er es ablegen würde.

Dana sah zu ihm auf und versuchte, sein Gesicht einzuordnen. "Mein Gott." Sie lächelte, als die Erinnerung kam. "Kevin Kryder... Ich weiß, junge Männer hören das nicht gern, aber sieh mal an, wie du gewachsen bist!" Instinktiv wusste sie, dass er sich in einen netten jungen Erwachsenen verwandelte. Da war etwas Besonderes in seinen Augen und in der Art, wie er stolperte und errötete. Sie nahm den Blazer mit dem Namen einer guten Katholischen High School in Baltimore wahr.

Vielleicht hatte Kevin dort Anerkennung gefunden. "Fast 1,80 m groß", grinste er. "Hallo, Mr. Mulder."

Mr. Mulder war vielleicht ein ziemlich cooler Typ hinter seinem skeptischen Äußeren, vermutete er. Der kleine Junge in ihm hatte die Pistolen, die die beiden trugen, immer irgendwie toll gefunden, trotz der Tatsache, dass er in seinem Herzen wusste, dass Gewalt falsch war. Schließlich nutzten die beiden ihre Waffen, um die guten zu schützen und zu versuchen, die bösen ins Gefängnis zu bringen.

"Hallo, Kevin", entgegnete Fox. Da bemerkte Kevin, dass irgendetwas nicht in Ordnung war. Da war irgendetwas in Dr. Scullys Kopf, das dabei war, sie zu töten. Er konnte sich nicht erklären, woher er das wusste und einen Moment empfand er Panik. Dann erinnerte er sich an Tante Esthers Worte, die Gaben Gottes und seinen Plan zu akzeptieren. Einmal, als er ein kleiner Junge war, war der Hund des Nachbarn von einem Auto angefahren worden. Irgendwie hatte er gewusst, dass das Tier innerlich verblutete. Er hatte seine Hände auf das Tier gelegt, geweint und gebetet, dass der Hund nicht sterben sollte. Der Hund war sein Freund gewesen. Eine seltsame Wärme hatte ihn dann durchflutet und plötzlich hatte die Blutung aufgehört. Es hatte ihn erschreckt und er hatte niemals mit jemandem darüber gesprochen, nicht einmal mit seiner Mutter. Er streckte die Hand aus und berührte Dr. Scullys Kopf.

Ihre Augen sahen in sein Gesicht. Sie bewegte sich nicht. Dieselbe Wärme durchflutete ihn auch diesmal. Dann wurde sie zu einer Flamme. Rasch ließ er los. Er war sich nicht sicher, was passiert war, aber er wollte nichts tun, was sie irgendwie verletzte, und vielleicht war es überheblich anzunehmen, er könnte ihr helfen, indem er sie einfach berührte und für sie betete, wie an dem Tag, als er dem alten Shep geholfen hatte, als er so auf der Straße lag.

"Ich... ich wollte Ihnen danken, dass Sie damals mein Leben gerettet haben, Dr. Scully... und Ihnen auch, Mr. Mulder", fügte er hinzu. Noch einmal versuchte der ungeschickte Jugendliche, höflich zu sein.

"Nach der Art zu urteilen, wie du dich herausgemacht hast, Kevin", sagte Dana weich, "kann ich nur sagen, es war mir ein Vergnügen." Dana blinzelte und fragte sich, was gerade passiert war. Da war irgendetwas in der Berührung des Jungen gewesen... als ob er gewusst hätte, was da in ihrem Innern wuchs und er ihr helfen wollte, dagegen zu kämpfen. "Wenn du mal Karriere beim FBI machen willst, oder sonst etwas brauchst, lass es mich wissen. Ich habe so ein Gefühl, du würdest eines Tages ein guter Doktor sein." Sie gab ihm eine ihrer Visitenkarten.

Er ging davon. Gerade hatte er sich erinnert. Tante Esther wollte Brownies backen und wenn er sich beeilte, würde er noch ein paar abbekommen, solange sie ofenwarm waren.

Dana sah ihm nach, wie der Junge davon ging, und plötzlich fühlte sie sich ein bisschen schwindelig. Sie lehnte sich an Fox. "Was ist los? Was hast du?", fragte er.

"Ich weiß nicht. Mein Kopf fühlt sich seltsam an. Ich glaube, ich bekomme furchtbare Kopfschmerzen. Als Kevin mich berührte, fühlte es sich so seltsam an... wie... ich weiß nicht... es ist nichts." Sie wollte nicht anfangen, verrückt zu klingen. Mulder hatte gedacht, sie war verrückt, als er erkannte, dass sie fühlte, Gott hätte sie gerufen, um diesen Jungen zu schützen.

Sie war auch nie in der Lage gewesen, mit ihm darüber zu reden. Mulder brachte sie nach Hause. Es war seine Absicht gewesen, sie dazu zu bringen, ein Nickerchen zu machen, aber als er ins Schlafzimmer kam, fand er sie nackt auf ihrem Bett liegend, verführerisch, so als hätte sie auf ihn gewartet. Sie lag auf dem Bauch und als er ihr Tattoo auf ihrem Rücken sah, zuckte er merklich zusammen. Sie hatte seinen Blick gesehen und sich schnell umgedreht, um sich zu bedecken. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht war voll von Qual. Das letzte, was er jemals tun wollte war, sie zu verletzen, besonders jetzt nicht. Er hatte sich neben sie gesetzt und sie herumgedreht. Und dann hatte er jeden Zentimeter des Tattoos geküsst und ihr Worte der Liebe zugeflüstert. Und schließlich hatte er sie geliebt, leidenschaftlich aber zärtlich. Sie fühlte sich noch anfällig, noch verletzlich. Diesmal überließ sie ihm die Führung und dann schliefen sie beide ein.

Später am Abend bestellte er etwas zu essen beim Chinesen und sie machten es sich auf der Couch bequem, um sich einen Film anzusehen. Er wusste, sie mussten sich bald über die Zukunft unterhalten, aber es war Freitagabend und im Moment war er glücklich, hier mit ihr zu sein. Er wusste, dass er mit ihr leben wollte, aber es würde vielleicht zu gefährlich sein. Während sie schlief, hatte er Danas Mutter angerufen und ihr gesagt, was los war, ausgenommen natürlich den Teil über das Wachstum des Tumors, und na ja, über das, was sie in der letzten Nacht getan hatten. Und nun war er froh, hier bei ihr zu sein. Plötzlich schrie sie auf. Es war ein Aufschrei der Qual und er sah, dass ihre Nase stark zu bluten begonnen hatte.

"Mein Kopf... mein Kopf... es tut so weh..." Es entsprach nicht Dana, zu weinen oder sich über Schmerzen zu beklagen. Sie ertrug es in der Regel still und wollte niemals Schwäche zeigen. Er fühlte sich schrecklich. Er holte Handtücher und schließlich, als er erkannte, dass er die Blutung nicht stoppen konnte, rief er 911 an. Er zögerte nicht, seine FBI Identifikations-Nummer anzugeben in der Hoffnung, die Sache damit zu beschleunigen.

Obwohl Dana in einem der besseren Viertel von DC lebte, war es nicht ungewöhnlich, dass man eine halbe Stunde auf den Krankenwagen warten musste. Es gab nicht genug EMTs und meistens standen die Fahrzeuge wochenlang still und warteten darauf, dass die Stadt Geld gab, um Teile zu kaufen oder dass ein Lieferer so verrückt war, ihnen einen Kredit einzuräumen.

Sie brachten sie in das staatliche Krankenhaus, weil sie von dort aus angefordert worden waren, ungeachtet seines Protestes, dass sie sie nach Georgetown bringen müssten. Hier traf sich der Freitagnacht Messer und Waffen Club. Wahrscheinlich waren einige der Patienten in der Notaufnahme Menschen, die er in der Vergangenheit in den Knast gebracht hatte. Sie eilten in die Notaufnahme, wo das Traumateam ihn mit Fragen bombardierte, während es an die Arbeit ging. Obwohl sie überarbeitet und erschöpft aussahen, erschienen sie kompetent und gewissenhaft. Um in diesem Krankenhaus zu arbeiten, musste man das sein. Nur Helden arbeiteten in der Notaufnahme.

Plötzlich fing ihr schmaler Körper heftig an zu zucken. Fox Mulder stand da und sah hilflos zu, als sie seine schöne Partnerin auf die Seite drehten und versuchten zu verhindern, dass sie ihre Zunge verschluckte. Sie starb. Er wusste es. Es war abstoßend, sie mit Schaum vor dem Mund und die Kontrolle über ihre körperlichen Funktionen verlieren zu sehen. Es war nicht fair. Es durfte nicht passieren... nicht ihr... nicht jetzt... überhaupt nicht. Er wusste auch, dass er heute Nacht nach Hause gehen und sich erschießen würde.

Er wollte nicht mehr ohne sie leben, nicht nach dem, was sie in den letzten 24 Stunden gemeinsam durchgemacht hatten. Plötzlich bäumte sie sich auf und setzte sich hin. Sie schaute verzweifelt um sich, der Anfall war offensichtlich vorüber. "Kevin...", schrie sie auf. Sie nieste heftig und ein Blutgerinnsel von gewaltiger Größe schoss aus ihrem Körper zusammen mit dem Tampon, den sie ihr in die Nase gesteckt hatten. Blut spritzte überall herum. Sie kollabierte in den Armen einer Notaufnahmeschwester und verlor das Bewusstsein. Sie hatten sie eingeliefert und nun saß Fox Mulder an ihrem Bett.

Die überarbeiteten Mitarbeiter waren nett gewesen, hatten sie gewaschen und versucht, es ihr bequem zu machen. Am Morgen würde er sie, wenn es möglich war, in die Ontologie des Johns Hopkins verlegen lassen, in der Hoffnung, dass sie dort etwas für sie tun könnten. Er würde ihr ihre eigene Nachtwäsche bringen und er würde sich frei nehmen und Tag und Nacht bei ihr bleiben. Jetzt war sie jedenfalls an alle möglichen Maschinen angeschlossen, aber laut dem Notaufnahmearzt, der aussah, als hätte er 36 Stunden nicht geschlafen und wäre gerade erst von der medizinischen Akademie gekommen, zeigte das ganze phantastische Equipment nur, dass sie schlief. Sie lag nicht wirklich im Koma. Alle ihre Vitalfunktionen waren in Ordnung und ihre Gehirnwellen waren normal. Aber sie konnten sie scheinbar nicht aufwecken.

Mrs. Scully kam herbeigeeilt. "Fox, oh mein Gott, Fox... was ist passiert?", fragte sie und sah ihre Tochter wieder an all diese Maschinen angeschlossen. Fox hatte ihr gerade erzählt, dass es ihr besser ging und dann kam dieser Anruf von ihm, dass sie im staatlichen Krankenhaus von DC war.

"Wir sind uns nicht ganz sicher, Mrs. Scully", sagte er leise. "Bitte setzen Sie sich, und ich werde versuchen, Ihnen zu erzählen, was ich weiß."

Die Frau setzte sich, dann streckte sie ihre Hand aus und nahm die ihrer Tochter. Sie fühlte sich warm und lebendig an. Sie sah Fox an. Er sah so müde aus und er hatte dunkle Ringe unter den Augen. Der arme Mann. Er liebte Dana so sehr und er hatte schon zu oft so an ihrem Bett gesessen.

"Erzählen Sie es mir, Fox", sagte sie sanft. "Erzählen Sie mir alles."

Er erzählte ihr alles... na ja, beinahe alles. Natürlich nicht, dass sie sich geliebt hatten und nicht, dass Dana ihm erzählt hatte, dass der Tumor gewachsen war. Das war zu schwer... zu niederschmetternd.

"Das hört sich so seltsam an", sagte die Frau. "Und wer ist dieser Kevin..."

"Er ist ein Junge, den wir bei einem Fall getroffen haben. Er schien an etwas zu leiden, was die Katholiken Stigma nennen... eine Menge Blödsinn meiner Meinung nach. Irgendwie schien Ihre Tochter an ihn zu glauben. Sie war wirklich glücklich, ihn gestern zu sehen und wir waren so voller Hoffnung, dass die Behandlung funktionieren würde..." Er hielt inne, unfähig weiterzusprechen. Sie hatte ihm später erzählt, dass sie eines Tages gern einen Sohn wie ihn haben wollte.

Margaret wusste nicht, dass es nicht sein konnte. Sie wusste nichts über die Experimente und die Klone und die Eizellen. Ebenso wenig wie Dana. Er hatte es ihr noch nicht erzählt... er hatte nicht gewusst, wie er es ihr sagen sollte. Ein großer, sehr schwarzer Mann betrat das Zimmer. Er hatte eine gute Körperhaltung und war an den Schläfen grau. "Ich bin Dr. Mutambe", sagte er in einem Englisch, das den Rhythmus von Westafrika hatte, als Margaret und Fox aufsprangen. "Ich bin Onkologe." Er studierte Mulder mit stiller Würde. Der Mann hatte etwas an sich... etwas Einmaliges und besonderes. Ja... er wusste, was es war... "Sie waren in Teliko dabei und überlebten“, sagte er sanft. Manchmal reagierten weiße Patienten nicht so gut auf ihn. Der Rassismus war tief verwurzelt in der amerikanischen Kultur. Und die Wahrheit war, dass er nicht allzu viele in seinem Krankenhaus behandelte.

Es war ein Platz für die Armen und Vergessenen, von denen die meisten in dieser Stadt von dunkler Hautfarbe waren. Sie waren nicht so arm und vergessen, wie seine Landsleute in seiner Heimat, aber sie waren diejenigen, die irgendwie auf der Strecke geblieben waren in diesem reichen Land, in dem er nun studierte und arbeitete, um seine Fähigkeiten zu verbessern. Instinktiv wusste er, dass Rassismus kein Problem bei diesen beiden war. Sie waren gute Menschen, die verzweifelt wegen der Frau, die in dem Bett lag, waren.

"Ja", entgegnete Fox und fragte sich, woher der Mann das gewusst hatte.

"Und diese Frau", sagte er, in Danas Richtung blickend. "Sie ist die Königin der Krieger, die es getötet hat."

Margaret hatte nicht die leiseste Ahnung, wovon der Mann sprach, aber sie verhielt sich still.

"Ja", sagte Fox, ebenfalls leicht lächelnd. "Queen Nzinga mit dem flammenden Haar."

Der Doktor lächelte. Dann plötzlich wurde er dienstlich. "Ich habe mich mit Dr. Myers vom Johns Hopkins in Verbindung gesetzt", sagte er. "Leider war er gerade dabei, die Stadt zu verlassen, aber konnte mir einiges über Dr. Scully mitteilen, bevor er ging."

"Aber was könnte passiert sein?", fragte Margaret.

"Die Wahrheit ist, dass er keine Ahnung hatte. Eine clevere Labortechnikerin, eine Landsmännin von mir, die in der Notaufnahme war, hat das Blutgerinnsel sichergestellt. Ich habe veranlasst, dass sie es analysiert. Wie es aussieht, war es ein bösartiger Tumor."

"Was?", fragte Fox nach. "Sie meinen, sie nieste und ein inoperabler Tumor kam heraus?"

"Es scheint so gewesen zu sein. Vielleicht wäre ihr europäischer Gott gut für die Verteidigung meiner Leute gegen den Teufel von Teliko gewesen. Wir haben nicht so gute Instrumente in meinem Land, aber ich habe einen MRI für die rothaarige Nzinga angefordert. Sie verdient das Beste. Sie werden sie in ein paar Minuten abholen. Sie können sie begleiten, wenn Sie wollen und ich werde mir persönlich die Ergebnisse ansehen."

"Warum wacht sie nicht auf?", fragte Margaret. Sie hatte keine Ahnung, wer Königin Nzinga war oder was sie zu einem Krieger machte und insbesondere kümmerte sie nichts, was Teliko hieß. Sie wusste nur, dass ihre Tochter starb. Den Rest würde sie später herausfinden.

"Vielleicht ist ihr Körper müde und ihre Seele fordert Ruhe. Haben Sie Vertrauen", sagte der ältere Mann. Er trat an das Bett heran, in dem Dana lag und berührte sanft ihren Kopf. Sie war schön, diese weiße Nzinga. "In meinem Land habe ich schon viele Wunder erlebt." Er drehte sich um und ging still hinaus.

"Was für ein unglaublicher Mann", sagte Margaret weich und sah ihm nach. "Er hat etwas beinahe Mystisches an sich."

Mulder nickte. Er wagte es nicht, an Wunder zu glauben und doch hatte er schon so viele erlebt. Bald darauf kamen die Schwestern und legten Dana auf eine Tragbahre. Sie gingen in den Raum, wo der MRI vorbereitet wurde. Maggie und Mulder folgten ihnen. Sie brachten Dana zurück vom MRI-Raum, sie war immer noch ohne Bewusstsein.

Die Schwestern legten sie zurück in ihr Bett und schlossen die Monitore wieder an. Ganz sanft legte Fox den Krankenhausbademantel über ihre Beine und ihre Mutter deckte sie zu, als er ihr das Kissen unter den Kopf schob, in der Hoffnung, dass sie es so bequem haben würde.

Beide setzten sich hin, um zu warten. "Fox, ich weiß, was Sie getan haben, um das mit dem Einzelzimmer zu arrangieren", sagte Maggie leise. "Und ich möchte, dass Sie wissen, wie sehr ich das schätze."

"Solange ich lebe und noch einen Dollar in meiner Tasche habe, Mrs. Scully, wird sie das beste bekommen, was es gibt", sagte er sanft. Sein Herz war ihr gegenüber eine Verpflichtung eingegangen, eine Verpflichtung, der er sich niemals entziehen würde.

Da wusste Maggie, was sich verändert hatte. Sie waren schließlich doch Liebende geworden. Gläubig wie sie war, hätte sie eigentlich entsetzt sein müssen. Aber irgendwie fand sie es schwer zu glauben, dass Gott ihr Handeln missbilligen würde, wenn er ihr gefährliches Leben in Betracht zog. Eine Heirat kam für die beiden im Moment wohl nicht in Frage. Sie war nicht dumm. Sie fühlte, dass hier Dinge vorgingen, die man besser nicht diskutierte, aber sie wusste auch, dass sie sicher einen Sohn gewonnen hatte, genauso als wenn sie die goldenen Ringe an ihrer linken Hand tragen würden. "Meinst du nicht, dass es Zeit ist, mich Maggie zu nennen?", fragte sie mit einem Lächeln. "Eigentlich bin ich ja mehr für Mom, aber du bist nicht die Sorte Mann, die eine Frau drängt."

Mulder schluckte. Er war tief gerührt und wusste nicht, was er sagen sollte. Er hatte diese ältere Frau so sehr lieben gelernt. Als er sich zu Dana umwandte, sah er sie atmen. "Ich werde uns einen Kaffee und ein Sandwich holen", sagte Maggie schließlich. "Ich glaube, keiner von uns hat etwas gegessen. Ich bin in ein paar Minuten zurück." Sie spürte, dass Fox einen Moment mit Dana allein sein wollte und sie nahm es ihm nicht übel.

Er nickte und sobald sie das Zimmer verlassen hatte, ging er zu Danas Bett und setzte sich darauf. Ganz zart strich er ihr übers Haar und schließlich beugte er sich über sie und küsste sie. "Hey, schlafende Schönheit", flüsterte er. "Dein Prinz ist hier und es ist Zeit, aufzuwachen. Vielleicht bin ich ja in Wirklichkeit ein Frosch in Verkleidung. Ich liebe dich, Dana. Ich liebe dich so sehr und ich möchte nicht ohne dich leben." Er küsste sie wieder und als er spürte, dass da jemand war, sah er auf.

Walter Skinner stand in der Tür. Er fühlte, wie er dunkelrot wurde. "Agent Mulder", erklärte der Mann. Fox nickte. Das war das letzte, womit er sich jetzt beschäftigen wollte. "Wie geht es Agent Scully?", erkundigte er sich. Skinner ignorierte entschlossen, was er gesehen hatte. Tatsächlich hatte er gar nichts gesehen, wenn ihn jemand fragen würde. Er hatte gewusst, wie tief die Sorge der beiden umeinander war. Und er war nicht bereit, sich an diesem Punkt in ihr Privatleben einzumischen. Später wenn... wenn es ein später gab... würde er sich darum kümmern, wenn er es müsste.

"Sie will nicht aufwachen, Sir", war alles, was er hervorbringen konnte.

Glücklicherweise kam Maggie in diesem Moment zurück und rettete ihn. "Mr. Skinner, es ist schön, Sie wiederzusehen", sagte sie. "Ich habe noch eine Tasse Kaffee extra mitgebracht. Bitte, setzen Sie sich, wenn Sie Zeit haben und warten Sie eine Weile mit uns."

"Es tut mir leid, unter diesen Umständen hier zu sein, Mrs. Scully", sagte er, während er sich setzte. Er war zu Melissas Beerdigung gegangen, weil er sich unter den gegebenen Umständen dazu verpflichtet gefühlt hatte. Es war fürchterlich gewesen. Als Außenseiter hatte er die Familie betrachtet, die sich versammelt hatte und er war überrascht gewesen angesichts der Stärke der Frau, die ihm nun gegenüber saß.

Scully stammte aus einem starken Geschlecht. "Es tat mir leid, als ich hörte, dass Sie ihre Frau verloren haben. Wenn ich irgend etwas für Sie tun kann..."

Mulder dachte, was für eine unglaubliche Lady sie doch war. Bei ihr erschien soziales Mitgefühl so aufrichtig. Gerade als sie ihn ermahnte, das Sandwich zu essen, das sie mitgebracht hatte, kam Dr. Mutambe ins Zimmer.

Alle standen rasch auf und Skinner stellte sich selbst vor.

"Ich habe exzellente Neuigkeiten für Sie", sagte der afrikanische Mann mit großem Ernst. "Der MRI hat festgestellt, dass der Tumor vollständig verschwunden ist."

Mrs. Scully und Fox tauschten einen Blick und Maggie begann zu lächeln. Skinners Ausdruck wurde weich. Er schätzte Dana Scully sehr und war gekommen, um zu sehen, woher sie ihre Freundlichkeit und ihre Entschlossenheit bekam. "Aber was ist passiert?", fragte Maggie. "Ich meine..."

"Na ja, ich bin mir sicher, dass Dr. Myers es als Erfolg seiner Behandlung werten wird", sagte der grauhaarige Mann lächelnd. "Und ich für meinen Teil werde mich nicht streiten. Es wäre politisch unklug."

"Ich glaube nicht, dass ich verstehe", sagte Skinner.

Der Raucher hatte ihm gesagt, dass es keine Heilung gäbe... dass vielleicht, wenn er seine Seele verkaufte, ein Weg gefunden werden würde, um Zeit zu gewinnen. Er hätte es beinahe geglaubt, er hätte es womöglich in Zukunft geglaubt, wenn sie ihm nicht jetzt gesagt hätten, dass sie geheilt wäre.

"Keiner von uns tut das", sagte der ältere Doktor. "Wie auch immer, es gibt verschiedene Fälle, in denen das Verschwinden von Tumoren dokumentiert wird. Die Blutgefäße in diesem Bereich sind gerade jetzt sehr anfällig. Ich vermute, dass sie noch eine Weile Nasenbluten haben wird, aber vielleicht können wir die meisten zerstörten Blutgefäße kauterisieren und es verhindern."

"Aber warum wacht sie nicht auf, Doktor?", fragte Maggie.

Plötzlich stöhnte Dana. Sie war sich nicht vollkommen sicher, wo sie war oder dass sie schon richtig bereit war, aufzuwachen und ihre Nase fühlte sich verstopft an. Sie wusste, dass sie nicht zu Hause in ihrem eigenen Bett war und dass Fox nicht bei ihr war.

Verschwommen dachte sie, dass es nicht fair war. Sie wollte bei Fox sein, in seinen Armen liegen und seinen nackten Körper dicht an ihrem spüren. Scully öffnete ihre Augen und er war da und sah auf sie herab. Sie öffnete ihren Mund und versuchte, etwas zu sagen, aber sie brachte keinen Ton heraus. Ihre Kehle war so trocken und sie begann, die Krankenhausgeräusche zu registrieren.

Er beugte sich zu ihr und küsste sie. Das war etwas, womit sie umgehen konnte und sie legte ihre Arme um seinen Hals und öffnete ihre Lippen. Dann, aus den Augenwinkeln heraus, erkannte sie, dass sie nicht allein im Zimmer waren, Walter Skinner, ihre Mutter und ein schwarzer Mann waren ebenfalls anwesend. Sie ließ ihn rasch los.

"Willkommen zurück, Nzinga mit den feurigen Haar", sagte der dunkelhäutige Mann mit einem zärtlichen Lächeln. "Ich werde Sie jetzt mit ihrer Familie allein lassen und später wiederkommen. Dann reden wir von Doktor zu Doktor." Mit einer Verbeugung verabschiedete er sich.

"Ich werde auch gehen, Agent Scully", sagte Skinner. "Es freut mich, dass es Ihnen besser geht. Mulder, halten Sie mich über ihr Befinden auf dem Laufenden. Agent Scully, Sie sind jetzt erst einmal krank geschrieben und wir werden uns über den Zeitpunkt Ihrer Rückkehr zum Dienst in ein paar Tagen unterhalten. Agent Mulde, ich bewillige Ihnen ein paar Tage Urlaub, die Sie noch nicht genommen haben." Er überraschte jeden, einschließlich sich selbst.
Der harte Ex-Marine zwinkerte seinem eigenwilligen Agenten zu. "Mrs. Scully..." Er verbeugte sich ebenfalls leicht und dann ging er.

"Ich bin durstig", flüsterte Dana. Schnell goss Fox ihr Wasser ein. Sie trank es langsam durch einen Strohhalm. "Was ist passiert?", brachte sie schließlich hervor und blickte zwischen den beiden Menschen hin und her, die sie am meisten auf der Welt liebte. "Mein Kopf fühlt sich so... leer an..." Die Tatsache, dass sie so heftig geblutet hatte und nun im Krankenhaus war, hätte zu Recht bedeuten können, dass sie starb. Aber sie fühlte sich nicht so, als ob dies der Fall wäre.

"Ein Wunder", sagte Maggie. "Ja, das ist es. Lass es dir von Fox erklären. Ich werde zu dir nach Hause fahren, Liebling. Ich werde ein Nickerchen machen und dann werde ich dir ein paar Sachen bringen."

"Okay, Mom... ich liebe dich", sagte sie und widmete ihre Aufmerksamkeit dabei Mulder.

Maggie ging lächelnd hinaus. Ihre Tochter hatte nur Augen für Fox. Er nahm ihre Hand und dann begann er ruhig zu erklären. Sie hörte ihm still zu, ihr Verstand arbeitete auf zwei Ebenen, die Wissenschaftlerin/Ärztin und das kleine Mädchen, das gelernt hatte, dass Wunder geschehen. Sie war sich nicht sicher, ob sie es glaubte oder ob sie versuchte, sich selbst davon zu überzeugen. Sie war noch sehr müde. Wenn das, was sie sagten, wahr war, dann war ihr Alptraum nun vorüber. Sie war geheilt. Bald würde sie das Krankenhaus verlassen können und in der Lage sein, ihre Arbeit fortzusetzen, Seite an Seite mit dem Mann, den sie liebte.

In ihrem Herzen glaubte sie, dass es Kevin gewesen war. Irgendetwas hatte angefangen, als er sie berührt hatte... "Ich bin noch sehr müde, Fox", sagte sie weich, ihre Augen fielen ihr beinahe zu. "Fahr nach Hause. Schlaf ein bisschen. Vielleicht kann ich morgen schon nach Hause gehen."

"Okay", sagte er weich und er wusste, dass es ein guter Rat war. Er beugte sich herunter und küsste sie. "Ich liebe dich, Nzinga."

"Ich werde dich immer lieben." Ihre Augen fielen zu und sie fragte sich träge, was wohl eine Nzinga war.

Für einen Moment betrachtete er ihre tiefe regelmäßige Atmung. Er war ein glücklicher Mann. Dann wandte er sich zum Gehen, er wusste, wenn er sich nicht bald ein bisschen Ruhe gönnte, würde er zusammenbrechen. Seine Ledercouch würde sich leer anfühlen, aber schon bald konnte Dana nach Hause gehen und sie konnten zusammen sein.

Der große Mann sah aus der Ferne zu. Er rieb seine Finger nervös aneinander. Er fühlte sich ohne Zigarette in seiner Hand nicht wohl, aber sonst müsste er draußen vor dem Krankenhaus bleiben. Irgendetwas war hier geschehen, irgendetwas, das nicht dem Programm entsprach. Er wusste nicht, was es war und er mochte diesen Gedanken gar nicht. Er musste es herausfinden.

Der Krebs sollte gar nicht heilbar sein. Genaugenommen sollte Scully schon tot sein oder zumindest im Sterben liegen und Mulder matt setzen, einen gebrochenen Mann aus ihm machen... am Leben, aber harmlos. Er hatte sein Versprechen an Bill wahrgemacht und eine tödliche Gefahr eliminiert. Nun hatte er nichts mehr, womit er diesen Bastard Skinner erpressen konnte. Keine gute Sache, weil Albert Hosteen noch am Leben war und es ihm gut ging und er in diesem Moment gerade eine neue Gruppe unterrichtete.

Hier gab es für ihn nichts mehr zu tun. Der Mann drehte sich um und ging. Als er wieder auf der Straße war, hielt er an und steckte sich eine Morley an. Und wer zur Hölle war diese Nzinga, von der dieser verdammte afrikanische Doktor gefaselt hatte? Er vermutete, er hatte einiges darüber zu erforschen und herauszufinden. Niemand wusste, welche Art von angeblich trivialem Mist in der Zukunft nützlich als Beweis sein könnte, wenn man mit seinem Gegner Geschäfte machen musste.


ENDE
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