World of X

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Deep is the Ocean

von Spooky

Kapitel 1

Als das Schiff den Hafen verlies und an der Mole vorbei glitt, teilte es die Nebelschwaden, die noch über dem Meer schwebten und tauchte ein in eine alles umhüllendes Nichts. Die kreischenden Möwen empfingen das Boot und das Signalhorn ertönte zum Zeichen der Ausfahrt.



"Der Nebel wird bald verschwunden sein, Miss. In ein paar Minuten wird die Sonne aufgehen." Der alte Matrose grüßte freundlich und deutete auf den Horizont, der zunehmend in der Ferne klarer wurde, weil der Nebel vom Meer emporstieg. "Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt auf Martha’s Vineyard. Genießen Sie den Sonnenaufgang. Zu dieser Jahreszeit ist er wunderschön."

Scully lächelte und der ältere Mann lies sie wieder mit ihren Gedanken allein.

Noch vor einigen Stunden hätte sie ihren Partner am liebsten erwürgt, als er sie mitten in der Nacht aus dem Bett geklingelt hatte, um sie auf diesen Trip zu schicken. Aber jetzt in diesem Moment war sie Mulder sogar ein kleines bisschen dankbar, denn mit etwas Glück würde sie in wenigen Minuten einen wunderschönen Sonnenaufgang über dem Meer miterleben dürfen. Und Scully konnte sich schon gar nicht mehr genau daran erinnern, wann sie zum letzten Mal die Chance dazu gehabt hatte. In Momenten wie diesem, wurde ihr klar, wie sehr sie das Meer liebte und vermisste in ihrem Leben, in dieser Stadt in der sich alles nur um Macht, das große Geld und Politik drehte. In diesen Momenten konnte sie sogar verstehen, was ihren Vater wieder und wieder hinaus aufs Meer gezogen hatte. Die Wellen des Meeres klatschten leise an den Rumpf des Schiffes und Scullys Blick glitt erneut heraus auf den Horizont. Es war, als würde die Welt aufhören zu atmen, als sich die Sonne blutfarben aus dem Meer erhob, den Horizont in das tiefste Rot verfärbte, das sie jemals gesehen hatte und langsam emporstieg.



"Na, hatte ich es Ihnen nicht versprochen?" Der ältere Matrose wickelte ein dickes Anlegetau um einen Poller und Scully kam nicht herum ihn erneut anzulächeln. Normalerweise mochte sie es gar nicht, von wildfremden Menschen einfach angesprochen zu werden, aber dieser ältere Herr war ihr sofort sympathisch.



"Ja, es war wirklich atemberaubend. Sie können sich glücklich schätzen, dass jeden Tag miterleben zu dürfen."

"Manche Menschen denken, dass man sich daran gewöhnen würde, aber so ist es nicht. Es ist noch immer für mich das ehrfürchtigste Erlebnis meines Lebens und ich bin sehr froh, es jeden Tag neu sehen zu dürfen, Miss."

"Ich denke, Sie haben einen beneidenswerten Job." Scully lächelte und der alte Mann bot ihr ein Halsbonbon an.

"Danke."

"Die hat meine Frau selber gemacht. Das Rezept ist schon uralt." Scully ließ es in ihren Mund gleiten und nahm den wohligen Geschmack auf ihrer Zunge wahr.

"Sagen Sie ihrer Frau, dass sie fantastisch schmecken."

"Sind Sie das erste Mal auf Martha’s Vineyard?", fragte der Matrose vorsichtig und Scully nickte.

"Ja, das bin ich."

"Sie werden es lieben. Um diese Jahreszeit sind die Touristen verschwunden und die Insel zeigt sich von ihrer schönsten Seite. Eigentlich sollten die Menschen immer erst im Herbst kommen, um ihre ganze Schönheit zu entdecken, aber dann würden wir auf der anderen Seite gar keine Ruhe mehr vor ihnen haben." Er zwinkerte und Scully musste über seine Offenheit lachen.

"Oh, entschuldigen Sie, Miss. Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.", versuchte er zu erklären, aber Scully winkte freundlich ab.

"Keine Sorge. Ich bin keiner dieser Touristen. Ich bin eher beruflich hier. – Wie lange wird die Überfahrt noch dauern?"

"Ungefähr eine halbe Stunde. Schauen Sie immer gerade aus, dann können Sie bald die Küste entdecken!" Der alte Matrose lies sie wieder allein und widmete sich seiner Arbeit.

Scully war neugierig, mit was für einem Fall Mulder wohl dort auf Martha’s Vineyard auf sie warten würde. Es musste schon gewissermaßen wichtig sein, denn sie wusste genau, dass ihr Partner für gewöhnlich einen großen Bogen, um das Zuhause seiner Kindheit machte und nicht gerade freiwillig dorthin fuhr. Dieser Fall musste also reizvoll genug für ihn gewesen sein, um seinen Abneigungen zu überwinden und sich seinen Erinnerungen und Alpträumen zu stellen.

Was auch immer sie dort erwarten würde, bislang hatte Scully nur eine Adresse und war gespannt einen kleinen Einblick auf die Insel zu werfen, auf der Mulder aufgewachsen war.



Scully lächelte. Ihre Familie hatte immer betont, dass Insulaner sehr eigenbrötlerische und sture Menschen seien und auf ihren Onkel Vinnie und ihren Partner Fox Mulder traf dies auch mit Sicherheit zu. Aber nach diesem Treffen mit diesem freundlichen Matrosen, war Scully geneigt dieses Vorurteil noch einmal zu überdenken.

Die Sunflower glitt langsam und bedächtig der Insel entgegen und ehe Scully es richtig bemerkte, konnte sie in der Ferne Land ausmachen. Kleine rote und weiße Holzhäuser säumten vereinzelt die Küste und je näher sie Vineyard Haven kamen, desto mehr konnte Scully von diesem kleinen Fischerdorf ausmachen, das sich malerisch in die Bucht schmiegte. Nachdem die Sunflower angelegt hatte, musste Scully feststellen, dass tatsächlich nur ein paar vereinzelte Menschen noch mit ihr auf der Fähre gewesen waren und sie suchte nach dem älteren Matrosen mit ihren Augen, um sich von dem freundlichen Mann zu verabschieden.

"So, da sind wir. Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt, Miss."

"Danke, danke, das ist sehr freundlich von Ihnen. Können Sie mir verraten, wo ich hier ein Taxi bekomme?"

"Holt Sie denn niemand ab?"

"Ehm, nein. Ich habe eine Adresse, wo ich meinen Partner treffen soll."

"Na ja. Gut. Gehen Sie herüber zur Post zu Hetti. Sie kann Ihnen ein Taxi rufen. Es gibt nur eins für die ganze Insel, aber ich bin sicher, Sie haben Glück, denn jetzt sind ja gerade nicht so viele Touristen hier." Scully verabschiedete sich von dem freundlichen Matrosen, nahm ihren Seesack und verließ das Schiff.

>Nur ein Taxi für die ganze verdammte Insel? Hätte Mulder sie nicht genauso gut abholen können? Hauptsache, das ging schneller, als sie es befürchtet>

Das Schild der Post war leicht auszumachen und Scully betrat das alte Holzgebäude, in dem es sage und schreibe nur einen Schalter gab und an diesem stand die gesamte Inselbevölkerung wohl an. Scully verdrehte ihre Augen und griff nach ihrem Handy. >Mulder sollte sie gefälligst aus diesem Kaff abholen und sie zu ihrem Motel bringen, wenn er sie schon herzitiert hatte.>



"Der gewünschte Teilnehmer ist leider gerade nicht zu erreichen. Bitte versuchen sie es später erneut"



Ganz prima. Sie fügte sich in ihr Schicksal, verfluchte ihren Partner und stellte sich an, um dreißig Minuten später dann auch endlich an die Reihe zu kommen. Eines hatte sie in dieser Zeit bereits über die Insel gelernt. Ihre Bewohner hatte die Ruhe weg und arbeiteten nicht schneller, als nötig. Endlich war sie an der Reihe.

"Guten Morgen, Miss. Womit kann ich Ihnen helfen?", Scully lächelte zufrieden. Wenigstens waren sie hier freundlich.

"Ja, ich brauche ein Taxi und der Mann auf der Sunflower hat mir gesagt, ich sollte mich damit an Sie wenden."

"Oh, der alte Greg wahrscheinlich. Das war nett von ihm, aber ich kann Ihnen leider nicht helfen."

"Wieso nicht?"

"Das Taxi von Herb Walton ist im Moment kaputt, das heißt in der Werkstatt.", erklärte Hetti.

"Und das heißt?"

"Das heißt, dass ich Ihnen kein Taxi besorgen kann."

"Hören Sie. Ich brauche ein Taxi. Ich, ich bin nicht zum Spaß hier.", Scully kramte ihren Ausweis hervor und zeigte ihn der Frau hinter dem Schalter. "Ich arbeite für das FBI. Ich bin hier mit ihrem Partner und wir ermitteln in einem Fall. Er erwartet mich."

"Sie ermitteln in dem Fall der verschwundenen Kinder?" >Verschwundene Kinder? Warum um Himmels Willen wussten diese Leute hier mehr als sie?> Hetti lächelte, als sie Scullys ungläubigen Blick sah.

"Das hier ist eine Insel, mein Kind. Hier bleibt nichts lange geheim. Sie wollen zu den Mulders nicht wahr?"

"Ja, Fox Mulder. Er ist mein Partner. Er hat mir diese Adresse gegeben.", Scully holte sie aus der Tasche und zeigte sie der Frau.

"Rufen Sie ihren Partner lieber an, damit er Sie abholt, sonst müssen Sie den Bus nehmen und der fährt nur alle zwei Stunden und dann über die gesamten Dörfer." Scully versuchte es erneut über das Handy, aber am anderen Ende der Leitung erklang noch immer dieselbe Ansage.

"Wie weit ist es nach Chilmark?"

"15 Meilen. An ihrer Stelle würde ich vielleicht noch etwas warten. Vielleicht meldet sich ihr Partner ja doch noch, oder Sie nehmen dann doch den Bus. Es ist zu weit, um mit dem Gepäck zu laufen." Scully verabschiedete sich, nachdem Hetti ihr den Weg zur Bushaltestelle erklärt hatte und besorgte sich dort einen Fahrschein. Während sie wartete, schaute sie sich in der nähren Umgebung etwas um und nach einiger Zeit kam auch endlich der Bus, der aussah, als sei er ein Überbleibsel aus den Sechzigern.

Scully verfluchte sich selber, dass sie auf ihr Auto in Cape Cod verzichtet hatte, aber auf der anderen Seite war diese Busfahrt fast wie eine kleine Inseltour, dachte sie lächelnd. Die größten Attraktionen hatte sie wahrscheinlich schon gesehen. Trotz der kleineren Transportschwierigkeiten genoss Scully den Anblick der Insel und der Küste. Es war wunderschön hier. Plötzlich hielt der Bus und Scully wurde aus ihren Gedanken gerissen. Der Busfahrer sah sie durch den Rückspiegel an.

"Wir sind da, Miss. Sie müssen jetzt hier aussteigen."

"Hier?", Scully sah sich um und sah nichts außer Dünen.

"Ja. Chilmark liegt direkt hinter dieser Düne. Noch ca. 300 m zu Fuß und dann sind Sie da. Wir halten immer hier oben an der Hauptstraße.", Scully nickte und raffte ihr Gepäck zusammen.

"Können Sie mir sagen, wo ich diese Adresse finde?" Sie reichte dem Fahrer den Zettel.

"Sie wollen zu den Mulders?"

"Ja. Verraten sie mir den Weg?" Nach einer ausführlichen Wegbeschreibung stand Scully plötzlich allein im Niemandland und machte einen letzten Versuch, Mulder zu erreichen. Nach dem 20. Klingeln stopfte sie das Handy entnervt in ihre Tasche und machte sich auf dem Weg. Zwei Kilometer konnten nicht die Welt sein. Hoffentlich hatte dieser Busfahrer sich nicht vertan. Chilmark lag für einen Inselort ziemlich hügelig in den Dünen. Ein kleines Dorf mit vielen bunten Holzhäusern und einem Fischerhafen, alles schmiegte sich in eine malerische Bucht und der Anblick zauberte ein Lächeln auf Scullys Gesicht.

Die Wegbeschreibung führte Scully mitten in die Dünen, über viele kleine, nicht befestigte Straßen und Wege und sie rechnete schon fest damit, dass der Busfahrer sich einen Scherz erlaubt hatte, als sie zu ihrer Erleichterung das erste Haus sah. Haus war eigentlich schon eher untertrieben, denn es ähnelte viel mehr einem kleineren Anwesen. Auf dem Straßenschild konnte sie erkennen, dass sie wenigstens schon mal die richtige Straße gefunden hatte. >Vine Street 2790. So weit konnte es nun nicht mehr sein.>

Scully schulterte ihr Gepäck und den Rucksack erneut und folgte der Straße. Sie war gespannt, was sie erwarten würde.

Mulder hatte so gut wie nie von seiner Kindheit erzählt, aber sie wusste, dass es seinen Eltern finanziell mehr als gut gegangen sein musste. Die Wohngegend, durch die sie gerade ging, verstärkte diese Annahme. Nach weiteren zehn Minuten, erkannte Scully ein Straßenschild. "Vine Street 2790", das in einen Weg, der mit Schotter bestreut war, nach links zeigte. Sie bog in den Weg ein und nach einer weiteren Kurve fiel ihr Blick auf ein Haus, das am Ende des Weges lag. Es war wie alle anderen, an denen sie vorbeigelaufen war, aus Sandstein mit einem roten Dach und von beträchtlicher Größe. Das einstöckige Gebäude war teilweise von Efeu umrankt und schien in einer Art rechtem Winkel gebaut zu sein. Niemand, der dieses Haus sah und die Insel gesehen hatte, konnte verstehen, wie man diesen Ort freiwillig verlassen konnte, dachte Scully, doch sie wusste es besser. Vor der schweren Eingangstür stellte sie ihr Gepäck ab und klopfte. Da kein Auto zu sehen war, vermutete sie, dass Mulder unterwegs war, wegen dem Fall und nach einem Moment machte sie sich auf den Weg, um das Haus herum. >Hier war Mulder also aufgewachsen.>

Ein kleiner Weg führte außen um Gebäude herum und als Scully den Garten und die Terrasse gefunden hatte, blieb sie für einen Moment stehen und ließ den Anblick auf sich wirken. Da das Haus in den Dünen und das Meer somit unterhalb lag, hatte man vom Garten aus einen traumhaften Ausblick auf das Meer, den Scully in sich aufsog, bis eine eisige Stimme sie aus ihren Schwärmereien riss.


"Was machen Sie hier?" Scully drehte sich schnell um und blickte den älteren Herren etwas erschrocken an.

"Ich, ähm. Mein Name ist Dana Scully. Ich bin mit meinem Partner hier verabredet." Sie holte den Zettel heraus und las die Adresse vor. "Ich hoffe, ich bin hier richtig, Sir?"

Die grimmige Miene des alten Mannes verflüchtigte sich in ein freundliches Lächeln und er kam offen auf sie zu, um ihre Hand zu schütteln.

"Sie sind Ms. Scully! Fox hat gesagt, dass Sie kommen, aber er war sich nicht ganz sicher wann. Er ist unterwegs, um mit dem Sheriff zu sprechen. Bitte, kommen Sie doch herein." Schneller als Scully reagieren konnte, hatte er sich ihr Gepäck geschnappt und brachte es ins Haus.

"Hatten Sie eine gute Überfahrt, Ms. Scully?"

"Ja. Ja, sie war perfekt. Ruhiger Seegang und ein fantastischer Sonnenaufgang. Ich hatte allerdings etwas Pech mit dem Taxi, aber zum Glück war der Bus nicht auch defekt." Sie lächelte und sah sich flüchtig um. Auch von innen hielt das Haus, was es von außen versprach. Es war einladend und gemütlich.

"Ich bin Jeffrey. Fox hat mir gesagt, dass ich Ihnen schon mal ihr Zimmer zeigen soll. Haben Sie Durst oder Hunger?"

"Er hat gesagt, dass ich hier wohnen soll?"

"Ja, das waren seine Worte. Ich habe Ihnen ein schönes Zimmer oben bezogen. Wenn Sie sich etwas frisch machen möchten vielleicht. Ich könnte Ihnen in der Zeit einen kleinen Snack herrichten."

"Oh, bitte, Sie brauchen sich wegen mir keine Umstände zu machen, Mr., hmm Jeffrey. Ich schlüpfe schnell in etwas anderes, mach mich etwas frisch und wäre mit einem Mineralwasser mehr als zufrieden."

Oben angekommen stellte Jeffrey das Gepäck in das Zimmer und ließ Scully dann allein, die sich neugierig umsah. >Wow, wann immer sie Mulder vorgeworfen hatte, sie in einem Kakerlakenhotel unterzubringen, dieses Mal war das auf jeden Fall nicht der Fall.>

Sie öffnete die Tür zum Balkon, so dass eine leichte Brise hereinwehte und öffnete dann die Tür zum Bad, das mindestens genauso verlockend aussah, wie der Rest des Zimmers. Scully lies sich rücklings auf das große Bett fallen und schloss für einen Moment die Augen. Wenn dies nicht ein offizieller Auftrag wäre, könnte sie sich glatt wie im Urlaub fühlen.

Nachdem sie sich etwas ausgestreckt hatte, packte sie den Rest ihrer Sachen aus, machte sich kurz frisch und schlüpfte in ein anderes Outfit. Nachdem sie genügend Menschen unterwegs auf der Insel gesehen hatte, war ihr bewusst, dass sie auffallen würde, wie ein bunter Hund und so entschied sie sich für etwas Schlichteres. Der graue Wickelrock schmiegte sich weich an ihre Beine und das enge weiße Shirt umspielte ihre schlanken Rundungen, so dass sie alles in allem weder over- noch underdressed aussah, sondern ihre zierliche Figur einfach nur entsprechend hervorgehoben wurde. Scully hoffte bloß, dass Mulder jetzt nicht in Schlips und Armani-Anzug auftauchen würde, aber er enttäuschte sie nicht.



Gerade, als sie unten von Jeffrey das Mineralwasser bekommen und sich die Fallakten vom Tisch genommen hatte, betrat ihr Partner durch die Terrassentür das Wohnzimmer.

"Scully! Schön, dass Sie endlich da sind. Wie war die Überfahrt?" Mulder lächelte und umarmte sie, denn durch seinen Urlaub vor diesem Fall, hatten sie sich insgesamt drei Wochen nicht gesehen und er hatte Scully schrecklich vermisst.



"Die Überfahrt war wirklich perfekt, aber eigentlich hatte ich gedacht, diese Insel hätte es schon aus dem Mittelalter herausgeschafft, was das Verkehrsnetz angeht!"

"Wieso? Gab es Probleme?"

"Probleme? Wissen Sie was passiert, wenn das Inseltaxi ausfällt, Mulder?"

"Sie mussten den Bus nehmen, Scully?", entgegnete er provokant fragend.

"Ja, genau. Den Bus und der macht wohl eher eine Sightseeingtour, als eine Verbindungsfahrt.", Mulder grinste. Wenn Scully sauer war, konnte sie richtig knuffig wirken.

"Das tut mir leid. Sie hätten mich doch nur anrufen müssen. Ehrlich gesagt, hab ich sowieso damit gerechnet und ich hätte Sie sofort abgeholt!"

"Anrufen? – Mulder ich habe bestimmt 20 Mal versucht sie zu erreichen, aber ihr verdammtes Handy ist wohl aus."

Mulder zog es aus der Tasche und sah nach.

"Verdammt. Dieser miese Akku. Er ist leer, Scully. Schon wieder. Es tut mir leid. Deshalb sind Sie nicht durchgekommen." Scully lächelte schief und nippte an ihrem Wasser.

"Schon ok. So schlimm war es dann auch nicht."

"Alles soweit in Ordnung mit ihrem Zimmer?"

"Ja, ehm es ist perfekt, aber was würde eigentlich Skinner dazu sagen, Mulder?"

"Oh, der war ganz begeistert, dass er dieses Mal für eine X-Akte schon mal die Motelkosten sparen konnte und na ja, wir schlafen ja nicht im selben Zimmer. Von daher...."

"Aha," Scully räusperte sich und betrachtete die Akte. "Verraten Sie mir, warum wir hier sind, Mulder? Ist das eine X-Akte?"

"Wenn man der Bevölkerung, den betroffenen Familien und den Hinweisen, die an den Tatorten zurückgelassen wurden glaubt, dann ja. Ja, dann ist es wohl eine X-Akte, Scully."

"Und was denken Sie?", Scully sah ihn fragend an.

"Ich hatte eben ein Gespräch mit dem Sheriff. Er stellt uns alle Akten zur Verfügung, die er im Department hat und ist auch sonst sehr kooperativ."

"Sie weichen meiner Frage aus, Mulder."

"Schon gut. Kommen Sie. Wir haben noch ein Gespräch mit den Angehörigen des letzten Opfers, Scully. Ich erzähle Ihnen alles wichtige unterwegs.", Mulder winkte mit den Autoschlüsseln und Scully schmunzelte. Während sie der Küstenstraße folgten, betrachtete Scully die vorüber ziehende Landschaft und Mulder erzählte von dem Fall.

"Es ist eine sehr alte Legende hier auf der Insel, Scully. Eines Tages im Jahre 1798 verbannte man den Seefahrer William Stout, nachdem er bei einer Schlägerei im ‚Golden Bay’ zwei Kinder getötet hatte. Dieser Stout stammte hier von der Insel. Man drohte ihm an, dass er gehängt würde, wenn er jemals ein Bein wieder auf diese Insel setzte. Also versammelte er seine Mannschaft und segelte von dort an in den Gewässern vor Martha’s Vineyard und Nantucket und dem Festland hin und her und lebte von der Piraterie. Wobei er dutzende von Kaufleuten um ihr Geld brachte, Schiffe versenkte und alle ermordete, die ihm bei seinem Vorhaben im Wege standen."

Scully lächelte. Eines musste man ihrem Partner lassen. Für das Geschichtenerzählen hatte er ein Händchen.

"Also, Mulder. Wenn die Sie bei FBI mal rausschmeißen, dann sollten Sie es mal in der Bibliothek versuchen.", erklärte sie lächelnd und erhielt ein Mulderlächeln zurück.

"Danke vielmals, Scully. Ich nehm’ das mal als Kompliment. Aber wollen sie nicht wissen, wie es weiterging mit Stout?"

"Doch, natürlich. Erzählen sie weiter."

"Also eines Tages, in einer stürmischen Nacht, da lief sein Schiff in einem tosenden Sturm vor Oak Bluff auf die Felsen auf und die Mannschaft entkam nur knapp dem Tod, in dem sie sich auf den Strand retten, wo sie allerdings nicht lange unentdeckt blieben. Der Leuchtturmwärter hatte sie entdeckt und der Polizei ein Zeichen gegeben. Alle aus der Mannschaft wurden festgenommen zusammen mit Stout. Und da er wieder den Strand von Martha’s Vineyard betreten hatte, wurde der Richterspruch gegen ihn wirksam. Er und seine gesamte Mannschaft wurde zwei Tage später im Morgengrauen und im dichten Nebel an der Bucht von Oak Bluff erhängt. Jeder einzelne schön nacheinander. Sie hatten zu viel Unheil in den vergangenen Jahren seit ihrer Verbannung angerichtet, als dass man Milde walten lassen wollte. Für die Bewohner der Insel war Stout das personifizierte Böse mit einer kalten Seele. Als Stout an der Reihe war, hat er alle Anwesenden und die Insel verflucht. Er hat versprochen wiederzukommen und sich zu rächen. Als das Urteil vollstreckt war, überlies man ihre Leichen dem Meer und versenkte den Rest des Schiffes, das noch auf dem Riff lag.", Mulder machte eine Pause und sah seine Partnerin an.

"Das ist eine nette Geschichte, aber ich frage mich, was hat unser Fall damit zu tun?"

"Viel. Sehr viel sogar. Die Geschichte ist noch nicht zu ende, Scully."

"Zwei Jahre später, genau an dem Todestag von Stout, verschwand das erste Kind in der Nacht von der Insel. Entführt aus seinem Elternhaus. Es tauchte erst zwei Tage später tot wieder am Strand auf. Es trug eine Nachricht bei sich. Unterschrieben mit ‚Stout’. Ebenso befand sich dieselbe Nachricht im Hause der Eltern. Dies war seine Rache.

In den darauf folgenden Jahren verschwanden immer am Todestag von Stout, und genau sieben Tage später, wieder Kinder, die man nur noch tot wieder fand und da die Menschen sehr abergläubisch waren, entwickeltet sich ein Brauch, den man noch heute auf Martha’s Vineyard pflegt. Jedes Jahr vom 12.9 bis zum 19,9. zünden die Menschen Feuer vor ihren Häusern an. Sie dachten damals, dass dies die kalte Seele Stouts von der Insel fernhalten würde und seit damals verschwand niemals wieder ein Kind in dieser Zeit von der Insel, Scully. Nicht seit dem diese Feuer brennen."

Scully grinste. "Das ist eine gute Geschichte, aber Sie glauben doch nicht etwa, dass dieser Stout das Kind der Hensons entführt hat, oder Mulder?" Ihr Partner schwieg.

"Oder Mulder?", hakte Scully gereizt nach.

"Die Beweise deuten darauf hin".

"Worauf hin? Das ein fast vor zweihundert Jahren gehängter Pirat sich aus dem Jenseits rächt und dieses Kind entführt hat? Mulder, das ist doch nicht ihr Ernst!"

"Schauen Sie mal auf Seite 3 der Akte.", Scully las einen Moment und sah ihren Partner dann ruhig an.

"Mulder, es könnte 100 Erklärungen geben, warum das Papier, auf dem die Nachricht stand, 200 Jahre alt ist."
"Sie sollten genauer lesen, Scully. Das Papier - ok, aber die Tinte. Die wird heute nicht mehr produziert und ist genauso echt. Sie hätte auch nicht die Zeit überstanden, laut dem Gutachter. Das Dokument ist echt. Es ist die Handschrift von Stout, dass haben die Analysen eindeutig ergeben."

"Vielleicht hat es jemand anderer gehabt. Zum Beispiel der jenige, der das Kind gekidnappt hat und dann diesen Zettel daließ!"

"Oh, tolle Theorie. Stout hat also schon mal vorsorglich ein paar solcher Briefe vor seinem Tod geschrieben, die dann der Nachwelt zufällig in die Hände fielen, was?"

"Wie auch immer. Ich schlage vor, wir konzentrieren uns auf einen greifbareren Täter, als auf einen 200–jährigen, rachsüchtigen Piraten, Mulder!", schnappte Scully und funkelte ihren Partner warnend an.

"Was ist, wenn wir ihrer Theorie nachgehen und dem Falschen hinterherlaufen, Mulder? Was ist dann mit dem Mädchen?"

"Was ist, wenn ich Recht habe?"

Der Rest der Fahrt verlief schweigend und auch das Gespräch mit den Eltern des verschwundenen Mädchens brachte sie in keinem Stück weiter, mal abgesehen davon, dass sie Mulders Theorie von William Stout verstärkten, in dem sie ihm erzählten, dass in dieser Nacht das Feuer nicht gebrannt hatte.

Irgendwie hatten diese Menschen auf Scully den Eindruck gemacht, als stünden sie dem Aberglauben näher, als der Realität. Jeder konnte schließlich ihre Tochter entführt haben. Das Datum an dem es geschah, spielte für Scully eher eine zufällige Rolle. Als Wissenschaftlerin war sie fest dazu entschlossen, den Täter erst mal im Diesseits zu suchen, egal wie häufig sich Mulders Theorien auch seit ihrer Zusammenarbeit schon bestätigt hatten.

Nachdem sie wieder am Haus angekommen waren, machte sie sich als erstes auf den Weg, um ein schönes warmes Bad zu nehmen. Das Badezimmer sah verlockend aus und nach diesen konfusen Theorien würde ihr ein Entspannungsbad gut tun.

Vorsichtig glitt sie in das wohlig duftende Wasser und schloss die Augen. Ein paar Minuten in diesem Bad und die Welt würde wieder ganz anders aussehen. Scullys Gedanken wanderten zurück an den vergangenen Abend, genauer gesagt an die Nacht mit Greg. Sie waren ausgegangen, er hatte ihr Blumen mitgebracht und war der perfekte Gentleman gewesen. Seit langem hatten sie sich schon nicht mehr sehen können, weil ihre beiden Terminkalender nur wenig Zeit dazu ließen. Und so sehr sie sich auch auf diesen Abend mit ihm gefreut hatte, so sehr hatte sie auch gespürt, dass sie noch immer nach etwas auf der Suche war, dass auch Greg ihr nicht geben konnte. Scully seufzte. Auf den ersten Blick schien er der perfekte Mann zu sein. Smart, intelligent, freundlich, guter Job... aber er hatte nicht das gewisse Etwas, auch wenn er ihr in ihrer Beziehung Stabilität bot, nach der sie so lange schon gesucht hatte. Tief in ihr wusste sie, dass nicht er es war, der ihr Herz zum Schnellerschlagen brachte und die Schmetterlinge in ihrem Bauch entfesselte. Diese Fähigkeit hatte lediglich der Mann, der seit sieben Jahren nun schon ihr Partner war, der mehr als einmal ihr Leben gerettet hatte, der sie zum Lachen bringen konnte und in dessen Armen sie sich geborgen fühlte. Scully lächelte traurig. Genau aus diesem Grund hatte sie sich Greg zugewendet, denn Mulder würde immer für sie unerreichbar sein, weil seine Liebe einzig und allein den X- Akten galt, weil sie absolut nicht sein Typ war und weil eine Beziehung alles zerstören würde, worum sie solange gekämpft hatten. Wenn sie sich in einem sicher war, dann darin, dass Mulder die X-Akten und ihre Partnerschaft um keinen Preis der Welt verlieren wollte und an diesem Punkt war Greg ins Spiel gekommen. Sie wollte nicht mehr allein sein, sie sehnte sich nach Liebe und Geborgenheit und Greg war bereit sie ihr zu bieten - auch wenn das nicht die Liebe war, nach der sie sich tief in ihrem Herzen sehnte.

Ein Klopfen an der Tür riss sie aus ihren wehmütigen Gedanken.



"Scully?"

"Ja?"

"Telefon. Es ist wichtig."

"Wer ist dran?"

"Greg Thornton. Er will Sie unbedingt sprechen." Scully wusch sie den Schaum aus den Haaren.

"Ich komme. Sagen Sie, dass ich zurückrufe, ok?"

"Ok." Mulder verschwand samt Telefon wieder nach unten, teilte Scullys Aussage dem Mann am anderen Ende der Leitung mit, bevor er sich mit einem Tee auf das Sofa vor dem Kamin fallen ließ.

Er konnte nicht so recht nachvollziehen, was Scully von so einem Aufschneider wie Thornton wollte. Es hatte mal eine Zeit gegeben, in der er gehofft hatte, dass auch ihr Herz für ihn schlug, so wie seines für sie, aber derzeit war von dieser Annahme nichts mehr übrig geblieben. Seit Scully mit diesem Typen ging, hatte er sie verloren und es tat ihm weh, dass er nicht mal fähig war ihr bei dieser Beziehung alles Gute zu wünschen. Die vergangenen drei Wochen seines Urlaubes hatten ihm gezeigt, wie sehr er Scully vermisste und wie eifersüchtig er doch auf diesen Kerl war, der sie in seien Armen halten durfte. Warum hatte er nur so viele Chancen vorbeiziehen lassen? Die Szene auf dem Flur, bevor die Biene zu stach, Silvester.... all die kleinen Berührungen, denen Scully niemals ausgewichen war.

Jetzt sah es so aus, als hätte er sie an einen anderen verloren.

Während er seinen Tee schlürfte und sich über seine Feigheit ärgerte, waren die Gesprächsfetzen von Scullys Gespräch mit Thornton kaum zu überhören. Was auch immer sie besprachen, Scully schien extrem wütend zu sein und schrie ihn desöfteren an, bevor es dann nach kurzer Zeit sehr still wurde.

Viel zu still, wenn es nach Mulder ging und so sehr er sich auch dagegen sträubte, sein Beschützerinstinkt gegenüber Scully war geweckt, auch wenn er wusste, dass sie das mach mal gar nicht mochte. Leise ging er nach oben und blieb einen Moment vor ihrer Zimmertür stehen. Leises Schluchzen drang an sein Ohr und am liebsten wäre er sofort zu ihr geeilt und hätte sie tröstend in seine Arme gezogen, aber er hatte Angst vor Scullys Reaktion darauf. Schließlich entschied er sich vorsichtig nachzufragen.

"He, Scully. Alles in Ordnung bei Ihnen?" Erschrocken fuhr sie vom Bett hoch und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.

"Es - es geht mir gut!", brachte sie gequetscht hervor und da dies immer ihre Standartantwort war, vor allem dann, wenn es ihr ganz und gar nicht gut ging, wusste Mulder nur allzu gut, dass sie log. Und er wusste auch, dass sie geweint hatte und unter keinen Umständen jetzt herauskommen würde. Also beschloss er ihr etwas Zeit zu geben.

"Scully. Was denken Sie. Mein Magen knurrt langsam ganz schön und Sie müssen von der Überfahrt doch auch hungrig sein. Die Schiffe kommen gerade mit frischem Fang herein in den Hafen. Ich könnte uns etwas besorgen und wir essen zu Abend. Was meinen Sie?"

Obwohl ihr ganz und gar nicht nach Essen zumute war, lächelte sie über Mulders liebe Geste und nickte.

"Gern. Ich zieh mich nur noch an und helfe Ihnen dann. Ist das ok?"

"Sehr ok sogar. Bis gleich. Im Kühlschrank ist Salat. Vielleicht könnten Sie ja schon mal damit anfangen."

"Bis gleich." Dana ließ sich wieder auf das Bett zurückfallen und wischte erneut aufkommende Tränen bestimmt weg. Sie war sich absolut nicht sicher, wie Greg auf das Telefongespräch reagieren würde. Sie hatten ziemlich gestritten, sie hatte mit ihm Schluss gemacht, aber er hatte verdammt auch kein Recht gehabt, in ihren Privatsachen herumzuwühlen. Schon gar nicht ihr Tagebuch zu lesen, auch wenn er es durch einen Zufall gefunden hatte.

Als sie herunterkam in die Küche und einen Blick durch das Fenster nach draußen warf, konnte sie die düsteren Wolken sehen, die sich über dem Meer zusammenbrauten. Hoffentlich schaffte Mulder es noch rechtzeitig zurück. Es sah aus, als würde es bald gewittern.

Scully suchte sich die Zutaten für den Salat zusammen und bereitete gerade das Dressing zu, als Mulder von draußen herein kam und eine Korb in den Armen trug, der eindeutig nach Meer duftete.



"Da braut sich ein netter Sturm zusammen. Ich dachte schon, ich werde noch klitsch nass, aber ich hatte Glück!", Mulder sah sie prüfend an.

"Alles ok, Scully?"

"Ja, alles bestens. Es geht mir gut. Haben Sie etwas Gutes am Hafen bekommen?" Neugierig lugte sie in den Korb und zog die Nase schnell wieder zurück, so dass Mulder grinste.

"Keine Sorge, er ist schon tot. Ich dachte, Sie mögen vielleicht Meeresfrüchte" Mulder hob einen mittelgroßen Hummer aus dem Korb und mehrere Scampis.

"Hmm, das sieht gut aus, nicht wahr? Jetzt müssen wir nur noch einen Weg finden, aus diesen Dingern ein schmackhaftes Abendessen zu zaubern." Mulder wies mit einer Hand auf einen Schrank in der Ecke der Küche. "Dort drüben sind noch alte Kochbücher. Sicher werden wir da fündig."

"Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich das mit dem Kochen übernehme, Mulder? Es gibt da ein paar Rezepte, die ich im Kopf habe und ich denke, mir fallen schon ein paar nette Dinge dazu ein. Was meinen Sie?" Schmunzelnd lehnte sich ihr Partner an die Anrichte und lächelte Scully an. "Wer hätte gedacht, dass in Ihnen auch eine Hausfrau steckt, Scully. Respekt. Ich dachte immer, Sie würden um Küchen einen riesen Bogen schlagen", erklärte er grinsend und wich lachend aus, als er mit einem Geschirrtuch einen Klaps bekam.

"Tja, da können Sie mal sehen. Manchmal irrt sich eben auch der größte Profiler vom FBI, Mulder. – Mögen Sie die kreolische Küche?"

"Kreolisch? – Keine Ahnung. Ich denke, ich habe in meinem Leben noch nicht so häufig kreolisch gegessen, aber ich bin immer offen für neue Erfahrungen. Kommen Sie hier allein zurecht?"

"Hmm. Warum?"

"Na ja, wenn Sie mich hier nicht brauchen, würde ich mich schon mal um Wein und den Kamin kümmern und die Fensterläden verzurren. Sieht wirklich stürmisch aus." Scully nickte und Mulder verschwand dick eingepackt ein weiteres Mal nach draußen. Lächelnd machte Scully sich an die Arbeit. So häuslich hatte sie ihren Partner bisher noch nie erlebt, aber es warf ein ganz anderes Licht auf ihn und was immer es auch war, es gefiel ihr.

Als Mulder nach einer Weile wieder ins Haus zurückkam, rieb er fröstelnd seine Hände und wischte sich das nasse Haar aus der Stirn.

"Mulder! Sie sollten aus diesen Klamotten heraus. Sonst holen Sie sich noch eine gehörige Erkältung", erklärte Scully tadelnd und Mulder grinste.

"Manchmal Scully, sind Sie doch in erster Linie Arzt, was?"

"Ich meine das Ernst. Machen Sie keine dummen Späße, Mulder!" Seine Partnerin sah nicht aus, als würde sie spaßen.

"Schon gut, schon gut. Ich verschwinde eben nach oben. Ist es Ihnen jetzt warm genug hier drinnen, oder soll ich noch etwas auf das Feuer legen?"

"Nein, es ist perfekt so, danke." Scully sah ihm nach und ihre Gedanken wanderten wieder zu Greg. >Warum hatte sie bei ihm niemals dieses warme, wohlige Gefühl im Bauch gespürt, wenn er in ihrer Nähe war? Tief in ihrem Herzen gab es dafür nur eine mögliche Antwort, aber Scully schüttelte ihren Kopf, um diese Gedanken zu vertreiben. Schließlich war sie wegen einem Auftrag hier und nicht um mit ihrem Partner ein kuschliges Wochenende am Strand zu verbringen.>

Wenig später tauchte Mulder frisch umgezogen in der Küche auf und Scully erschrak fast, als sie seine Stimmer hinter sich vernahm.

"Hmmm. Das duftet ja wirklich verlockend, Scully. Ich wusste gar nicht, dass Sie auch solche Talente haben. Wer hätte das für möglich gehalten!" Dana verzog ihren Mund und der nächste Satz klang wesentlich härter, als sie es hatte sagen wollen.

"Sie wissen so gut wie gar nichts von mir, Mulder. Okay? Warum lassen Sie ihre blöden Kommentare dann nicht einfach und decken schon mal den Tisch?" Ihr Partner sah sie ungläubig an.

"He. Ich - ich wollte Ihnen sicher nicht zu nahe treten, Scully. Es ist nur. Ich sehe Sie sonst nie in der Küche. Es war ein ungewohntes Bild und ich, ich wollte wirklich nur einen Spaß machen". Er nahm die Teller und schalt sich für sein loses Mundwerk.

"Mulder?"

"Hmm?" Seine haselnussbraunen Augen wirken im Schimmer des diffusen Lichtes noch dunkler und hielten sie sanft fest.

"Ich - es tut mir leid. Ich wollte nicht wie eine Zicke klingen. Es war wohl nicht mein Tag bis jetzt". >Nicht mein Tag? Es war ein ganz fantastischer Tag, bis zum dem Gespräch mit Greg, denn irgendwie war sich Dana auch noch nicht ganz sicher, dass diese Sache schon vorbei war. Jedenfalls hatte Greg am Telefon sehr verärgert geklungen. Und dann war da auch noch diese wundervolle Insel und ihr Partner, in dessen Nähe ihr Herz ständig viel schneller schlug, als es sollte und dieser verrückte Fall, dass heißt Mulders verrückte Ideen.>

Mulder lächelte warm. "Schon gut, Scully. Sie müssen sich mit Sicherheit nicht bei mir entschuldigen. Ich hab Sie schließlich mit meinen Kommentaren genervt und Sie aufgezogen. – Vergessen wir’s , ok?" Scully nickte und holte das Essen aus dem Ofen, wobei gleich die Küche und das Esszimmer in einen wohlig riechenden Duft eingehüllt wurden. Alles war servierfähig. Jetzt noch etwas anrichten und es konnte losgehen.
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