"...every minute
every hour
every day that passes by
there's not a second
or a moment
that you're not on my mind
if you wonder
when I think of you
well just let me put it this way
every minute
every hour
every day...."
james house
Fox Mulder war gefangen in einem Alptraum seiner eigenen Vorstellung. Ein Alptraum am helllichten Tag, von dem er völlig durcheinander aufwachte und seine Gliedmaßen sich erst langsam den Befehlen des Gehirns unterwarfen.
<LässtdumichwiederlinksliegenMulder>
<Daswürdeichnie>
Er hatte es ihr versprochen, und doch war er ohne sie gegangen.
Er würde es sich nie verzeihen.
<DanaohGottDanaestutmirleidestutmirsoleid>
Er hatte sie im Stich gelassen, obwohl sie ihn brauchte. Er hatte sie in dem Zug allein gelassen.
Aber andererseits hatte er so etwas nie erwartet...
Er hätte nie gedacht, dass er als Gefangener eines Mannes enden würde, dem zweifellos nichts lieber wäre, als sie beide tot zu sehen.
Mulder blickte dem Mann in seine dunklen, kalten, voll und ganz von seinem Sieg überzeugten Augen. Ein Sieg, der mehr dem Zufall zu verdanken war als irgendwelchen seiner Bemühungen. Mulder wollte auf keinen Fall den Mann seine Qualen sehen lassen, deshalb stellte er lediglich die Frage, worauf er eigentlich hinaus wolle.
Christophes Blick war kalt. "Ich will nur wissen, wo Sie sie zum letzten Mal gesehen haben." Mulder zögerte, er fühlte sich bei ihrem "Handel" immer noch nicht sehr wohl. "Ich werde Sie nicht zweimal fragen."
Doch in diesem Moment war Mulder sich sicher. Er wusste zweifellos, dass er die falsche Wahl getroffen hatte. Aber er hatte sie getroffen, und jetzt gab es kein Zurück mehr.
"El Paso", brachte er letztendlich gequält hervor. "Ich habe sie das letzte Mal in einem Amtrak-Zug namens Sunset Limited am Bahnhof von El Paso gesehen."
"Ah, also sind Sie mit dem *Zug* unterwegs gewesen", schlussfolgerte Christophe und verriet Mulder somit, dass er sie schon seit geraumer Zeit verfolgte. "Unter dem Namen Steward?" Mulder antwortete nicht, aber Christophe fasst seine Stille als ein Ja auf. "Glauben Sie, dass sie noch in dem Zug ist?"
Mulder zuckte die Schultern. Er hatte schon mindestens tausendmal über diese Frage nachgedacht, aber er wusste es einfach nicht. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, ob Christophe von ihrer Blindheit wusste, und er wollte ihm um keinen Preis etwas Unnötiges verraten. "Vielleicht", sagte er ausdruckslos.
"Dann fangen wir dort an." Christophe drehte sich zu dem Mann mit der Waffe und befahl, "Finde heraus, wo der Zug als nächstes hält. Wir werden dann da sein—und wenn sie nicht an Bord ist, werden wir von dort aus weiter sehen."
Der Mann nickte und reichte Christophe die Pistole, bevor er das Flugzeug verließ. Christophe legte die Waffe vor sich auf den Tisch und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder Mulder zu. "Ich bin froh, dass Sie sich an die Regeln halten."
"Die Frage ist nur, ob Sie das auch tun", konterte Mulder.
"Was soll das heißen?"
"Ich will nur sicher gehen, dass wir einen Handel haben", erklärte Mulder und wünschte sich mehr als zuvor, seine Hände nicht hinter seinem Rücken gefesselt zu haben. Er studierte Christophes Reaktion genau. "Ich will sicher sein, dass Sie lediglich hinter der Diskette her sind."
"Ich hoffe doch stark, Mulder, dass Sie nicht an mir zweifeln wollen und meine Ehre beleidigen, indem Sie andeuten, ich würde mein Versprechen nicht halten." Christophes Gesichtsausdruck war ein einziges Poker-Face, und so sehr er es auch versuchte, konnte Mulder nicht das Geringste darin lesen. "Aber, wenn Sie sich dann besser fühlen, werde ich es Ihnen noch einmal sagen—ich bin überhaupt nicht an dem Mädchen interessiert."
Sie starrten sich an, braune trafen pechschwarze Augen—jeder versuchte, den anderen einzuschätzen. Mulder weigerte sich wegzuschauen, als ob es die erste von zahlreichen Prüfungen sei, die er in den nächsten Tagen vor sich hatte.
Doch in diesem Augenblick kam Christophes Assistent zurück und unterbrach den stillen Kampf zwischen ihnen. "Tucson", sagte er zu Christophe. "Der Zug wird in etwa fünfzehn Minuten in Tucson sein. Wir fliegen da jetzt hin und sollten in etwa einer knappen halben Stunde dort landen."
Christophe nickte zufrieden. Er deutete seinem Assistenten und befahl, "Wir müssen Mr. Mulder allerdings zuerst ein wenig verdrahten."
Mulder runzelte die Stirn, als der Mann nickte und zu dem Tisch ging, auf dem eine kleine Kiste lag. Er öffnete sie und holte ein großes Stahlarmband hervor. Er trat zu Mulder und machte ihn von seinen Fesseln los. Doch bevor Mulder sich an das Gefühl der Bewegungsfreiheit gewöhnen konnte, befahl der Mann, "Ihren rechten Arm, bitte."
"Was soll das denn jetzt?" fragte Mulder. Er bewegte nicht einen Muskel und blickte auf die Waffe, die auf dem Tisch genau in Christophes Reichweite lag.
"Nur zur Sicherheit", antwortet Christophe ihm mit zusammengekniffenen Augen. "Das ist für uns nur einen kleine Hilfe, um Sie aufzuspüren, wenn es sein muss."
Mulder regte sich nicht und widersetzte sich Christophe.
"Das Armband ist keine freiwillige Angelegenheit, Mulder. Ich fürchte, dass ich darauf bestehen muss."
Mulder merkte, dass jeder Widerstand im Moment sinnlos war und streckte dem Assistenten langsam seine rechte Hand entgegen Er krempelte seinen Ärmel hoch und befestigte das Gerät daran. Es lag eng an, aber es tat nicht weh, und doch hörte sich für ihn das Zuschnappen des Verschlusses wie das Knallen einer Gefängnistür an. "Neuester Stand der Technik", bemerkte er sarkastisch.
"Zweifellos", versicherte Christophe ihm. "Ohne einen speziellen elektronischen Schlüssel kann es nicht geöffnet werden und seine Reichweite ist nahezu unbegrenzt." Er griff in die Kiste, in der das Armband gewesen war, und holte ein kleines schwarzes Gerät von der Größe einer Fernbedienung heraus. Die obere Hälfte des Teils war ein mit Glas abgedeckter Bildschirm, während die untere fast nur aus Knöpfen bestand. Christophe drückte auf einen davon und ein leises Summen ertönte, als der Bildschirm aufleuchtete und ein neongrünes Netz aus sich kreuzenden Linien darauf erschien. Genau in der Mitte des Bildschirms blinkte ein kleiner roter Punkt.
Mulder wusste haargenau, für was dieser Punkt stand.
Christophe ließ das nun aktivierte Gerät in seine Tasche gleiten. "So kann ich sicher sein, dass Sie sich nicht vorzeitig aus dem Staub machen."
Mulder sah Christophe noch einmal an und nickte kurz, bevor er sich von ihm abwandte und versuchte, über eine Fluchtmöglichkeit nachzudenken.
Rebecca tauchte das Blatt in die Entwicklungsflüssigkeit und schob es hin und her, um das Papier gleichmäßig in der Flüssigkeit zu halten. Nach zwei Minuten holte sie das Blatt mit einer Zange aus seinem Bad und ließ die Flüssigkeit abtropfen. Vorsichtig legte sie es ins nächste Bad und dann auf ein Tablett. Nach fünf Minuten sah sie mit gewohnter Begeisterung zu, wie sich das Bild auf dem Papier entwickelte und mehrere Reihen kleiner Bilder zum Vorschein brachte. Mit einem zufriedenen Lächeln hob sie den nassen Lappen aus dem Bad und hängte ihn neben die der anderen Filme, die sie gemacht hatte. Fast geschafft, dachte sie und war mit der Arbeit am heutigen Nachmittag zufrieden. Sie hatte sechs Filme entwickelt und obwohl sie auf den Kontaktstücken nicht richtig erkennen konnte was drauf war, bevor sie nicht ganz trocken waren, schien es ihr, dass diesmal nur sehr wenige Bilder dabei waren, die nichts geworden sind. Am Ende würden sie natürlich nicht unbedingt alle gebraucht werden, aber es war immer gut eine Auswahl zu haben.
Als sie ein Gewicht an den unteren Rand des Blattes befestigte, damit es nicht zerknittert, hörte Rebecca ein leises Knurren. Sie drehte sich um und blickte über ihre Schulter. Tucker war von seinem Nickerchen erwacht. Er stand nun auf allen Vieren und blickte neugierig zur Tür.
"Was ist denn los, Tucker?" fragte Rebecca. "Hast du etwas gehört? Hast du Dad gehört?"
Tuckers abermaliges Knurren vermittelte mehr als nur ein bisschen Ungeduld.
"Das hoffe ich auch", antwortete Rebecca ihm. Sie verstand genau, was der Hund meinte. "Er ist schon so lange weg." Obwohl sie noch nichts Ungewöhnliches hörte, vertraute Rebecca auf Tuckers Instinkt und sein extrem scharfes Gehör, und ihr Lächeln wurde zu einem erwartungsvollen Grinsen. Sie musste zwar zugeben, dass sie mehr Arbeit schaffte, wenn Elliot fort war, aber das würde sie freiwillig für seine Anwesenheit opfern. Die letzte Buchvorstellungsreise schien Ewigkeiten gedauert zu haben. Zehn endlos lange Tage, gespickt von lediglich kurzen Telefongesprächen, der nicht im Geringsten der Sehnsucht nacheinander abhalf.
"Wenn wir ihn nur in ein Flugzeug kriegen würden", sagte Rebecca zu Tucker, "würde diese ganze Reiserei nicht immer so lange dauern. Willst du mir dabei helfen?"
Tucker bellte einige Male aufgeregt und ging vor der Türe im Kreis herum.
"Okay", sagte Rebecca und putzte sich die Hände ab. "Hört sich nach einem guten Plan an."
Sie öffnete die Tür des Dunkelzimmers und blinzelte, als das Sonnenlicht durch die Fenster des Studios in ihre Augen fiel. Tucker folgte ihr heraus und sie schloss die Tür schnell hinter sich zu, obwohl das Licht den trocknenden Bilder nichts mehr ausmachte. Zufrieden blickte sich Rebecca in der umgebauten Scheune um, die jetzt ihr Studio war. Das Word 'Scheune' war vielleicht etwas übertrieben, aber von einem einfachen 'Schuppen' konnte man auch nicht reden. Es war ein ungefähr 27 Quadratmeter großes rechtwinkliges Gebäude, deren Hälfte etwa aus dem Dunkelzimmer bestand. Im übrigen Teil lagen alle möglichen Fotoausrüstungen verstreut: Kameras und Rahmen und Stative, die Tische waren mit Büchern, Ausdrucken und Layouts übersät, Flaschen mit Entwicklungsflüssigkeiten, Fixier- und Reinigungsmittel, alte Marmeladengläser, in denen Stifte und Pinsel steckten. Die Holzwände waren hell gestrichen, die roten Kreuztragbalken ein Kontrast zu den grünen Leisten und blauen Einfassungen an den Fensterbrettern. Fotos in alles Formen und Größen zierten die Wand, einige in glänzend gelbe oder violette Rahmen eingefasst, andere beschattet mit professionellen schwarzen Rahmen oder mit Glas verkleidet. Der Holzboden war an den Stellen abgenutzt, an denen er am meisten begangen wurde: zwischen der Tür und dem Waschbecken und dann wieder neben dem großen Steinofen, der das meiste der gegenüberliegenden Ecke beanspruchte.
Nicht weit von dem Ofen war eine geländerlose Treppe, die steil auf den darüberliegenden Dachboden führte. Er war halb so groß wie das Studio, und sein Holzboden wurde von mächtigen Holzbalken gestützt, die am Dach des Studios deutlich sichtbar waren. Rebecca konnte von ihrem Standort neben der Tür des Dunkelzimmers genau in den oberen Raum sehen. Es gab nur ein sehr klappriges Geländer, das den Blick dorthin nicht gerade verstellte. Oben stand ein antikes eiseneingefasstes Bett in der Mitte des Zimmers mit einem passenden Nachttisch und einem kleinen Armsessel daneben. Nicht besonders viel, dachte Rebecca, aber es reicht. Sie hatte am Morgen das Bett frisch bezogen, das jetzt warm und einladend aussah.
Tucker kratzte an der Tür zum Schuppen. Rebecca schob den Riegel auf und drückte dann mit einer Hand auf die Tür. Endlich frei rannte der Hund in vollem Tempo über das trockene Gras auf das Tor unten am Hügel zu. Das kleine Haus war zu Rebeccas großer Freude etwa fünfzehn Meilen von Santa Fe entfernt. Sie waren nahe genug an der Stadt, um Besorgungen zu machen und weit genug davon weg, um die Schönheit der Wüste unverfälscht zu lassen. Ihre nächsten Nachbarn wohnten etwa in einer Meile Umkreis und am Nordende ihres Besitzes begannen bereits scheinbar endlose Bergketten. Als leidenschaftlicher Wanderer liebte Rebecca nichts mehr als lange Wandertouren durch die Berge, auf denen sie versteckte Höhlen und verlassene Minen erkundete und auf einen nach dem anderen Hügel stieg, um die atemberaubende Aussicht zu genießen.
Rebecca hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, die Scheune mit je einem anderen Schlüssel für die beiden Schlösser abzuschließen. Cooper hatte die Schlösser bereits angebracht, bevor er überhaupt das Dunkelzimmer oder das Loft gebaut hatte, um ihre wertvolle Kameraausrüstung vor Diebstählen zu bewahren.
Als Rebecca Tucker den Hügel hinunter folgte, musste sie an Elliots kurzen Anruf zuvor denken. Sie hatten nur kurz miteinander geredet und sie war gerade dabei gewesen ihn zu necken, wie sie es immer tat, als er ihr das Wort abschnitt.
"Beck, hör zu", hatte er gesagt und sie hatte hören können, dass er sich überwinden musste, um ihr etwas zu sagen. "Ich bringe jemanden mit, der eine kurze Zeit bei uns bleiben wird."
"Wen?" hatte sie gefragt, aber er war nicht besonders detailliert gewesen.
"Eine Freundin", hatte er ihr geantwortet. "Jemand, den ich im Zug getroffen habe. Sie... sie bräuchte für ein paar Tage eine Unterkunft."
Rebecca hatte ungeduldig geseufzt. "Elliot! Was soll das heißen? Ein Mädchen, das du im Zug getroffen hast? Eine völlig Fremde?"
"Es ist sehr kompliziert, Beck. Du musst mir vertrauen. Ich kann jetzt nicht darüber reden." Diese Bemerkung hatte sie irgendwie beunruhigt, weil es so völlig untypisch für Elliot war. Normalerweise wollte er immer über alles und alle reden, jederzeit und möglichst detailliert. "Ich werde dir alles erklären, wenn ich da bin. Ich verspreche es."
Sie.... Das Wort rumorte in Rebeccas Kopf und sie rückte die Spange in ihrem langen Haar zurecht. Es machte ihr nicht wirklich etwas aus, dass Elliots mysteriöse Bekanntschaft eine Frau war. Nach vier Jahren des Zusammenseins und fast zwei Jahren des Zusammenlebens war sie sich in ihrer Beziehung sicher und sie wusste, dass Elliot sie genauso liebte wie sie ihn. Außerdem war es typisch für Elliot, immer eine offene Tür für jemand völlig Fremden zu haben. Er war der großherzigste Mensch, den sie kannte. Er war immer bereit, seine Zeit, seine Fähigkeiten oder auch sein Geld zu opfern, um jemandem zu helfen, die Schwächeren zu unterstützen und sich für Unterlegene einzusetzen. Er sprühte dann immer vor Enthusiasmus. Es war eines der Dinge, die Rebecca so sehr an ihm mochte. Sie war eine eher bemessene Person und sie brauchte immer einige Zeit, um sich anderen zu öffnen—aber nicht Elliot. Man könnte ihn bereits nach fünf Minuten nach dem Kennenlernen adoptieren, heiraten oder einfach so nach Hause nehmen.
Rebecca lachte in sich hinein, als sie sah, wie sich das Motorrad näherte und wieder einmal bewunderte sie Tucker für seine Fähigkeit, die Rückkehr seines Herrchens zu wittern. Das Motorrad fuhr auf das Tor zu und Rebecca winkte den beiden zu, als sie das Tor aufmachte. Sie zog es voll auf und ließ das Gefährt herein. Tucker drehte sich aufgeregt im Kreis, als sie das Tor wieder schloss und rannte dann auf die Scheune zu, wo Elliot neben ihrem verbeulten blauen Jeep angehalten hatte.
Elliot kletterte herunter, zog den Helm aus und hängte ihn an das Lenkrad. Dann half er seiner Begleiterin, als sie etwas unbeholfen von dem Motorrad stieg. Als Rebecca näherkam, nahm ihr Elliot gerade vorsichtig den Helm vom Kopf, so dass ihr dunkles Haar frei auf ihre Schultern fiel. Sie war klein, trug Jeans und einen blauen Mantel und sie sah überhaupt nicht so mysteriös aus, wie Rebecca nach Elliots ausweichender Beschreibung erwartet hatte.
"Hey!" rief Rebecca und Elliot sah mit einem breiten Grinsen auf.
"Selber hey", antwortete er. Er fuhr sich mit der Hand durch seine blonden Haare und rückte sich etwas verlegen seine Brille zurecht.
Tucker erreichte sie nun und sprang aufgeregt bellend auf und ab. Der plötzliche Lärm schien die Frau zu erschrecken und sie griff erschrocken in einer so besitzergreifenden Art und Weise nach Elliots Arm, dass Rebecca die Stirn runzelte.
"Ist schon in Ordnung, Lisa", hörte Rebecca ihn sagen, als sie näherkam. "Das ist nur Tucker, unser Hund... er wird dir nichts tun." Er beugte sich vor, um Tucker hinter den Ohren zu kratzen und zog die Frau mit sich, so dass sie jetzt neben ihm hockte. Elliot hielt Tucker am Halsband und legte die Hand der Frau auf den Rücken des Hundes. "Er ist ein guter Junge, stimmt's Tucker?"
Rebecca erreichte sie nun ebenfalls. Elliot stand auf, um sie zu begrüßen und er umarmte sie. "Beck...." murmelte er sanft, bevor er sie küsste. "Ich habe dich vermisst..."Eine Mischung von Sehnsucht und Verlangen stand in seinen braunen Augen, die offensichtlich genug war, um ihr das Blut ins Gesicht schießen zu lassen.
"Ich habe dich auch vermisst." Rebecca küsste ihn noch einmal und drehte sich dann zu der Frau um, die immer noch den Hund streichelte. "Hi", begrüßte sie sie. "Ich bin Rebecca. Rebecca Montoya. Aber du kannst mich auch gerne Beck nennen wie alle meine Freunde."
Die Frau hielt für einen Augenblick inne und stand dann langsam auf, eine Hand tastete hinter sich nach dem Motorrad, um es als Halt zu benutzen. Rebecca hielt ihre Überraschung zurück, als sie sah, dass sie blind war.
"Hi", antwortete sie und streckte ihre Hand vor sich aus. "Ich bin Lisa. Lisa Wilder."
Rebecca brauchte einen Moment, um sich von dem Anblick der leeren Augen zu erholen, dann schüttelte sie fest ihre Hand. "Schön, dich kennenzulernen, Lisa." Rebecca sah zu Elliot und bemerkte sein zustimmendes Nicken. Die Hand der Frau war kühl und Rebecca schüttelte bedauernd den Kopf. "Dir muss ja richtig kalt sein nach der langen Fahrt. Ich hoffe, Elliot ist nicht wie ein Verrückter gefahren."
Lisa lächelte ein wenig. "Es war nicht so schlimm."
"Du brauchst mir nichts vorzumachen, Lisa. Ich bin auch damit gefahren, ich weiß wie er fährt." Rebecca lächelte auf Lisas nervöses Lachen hin. "Kommt, lasst uns rein gehen."
Elliot deutete auf die Tasche auf dem Gepäckträger des Motorrads. "Könntest du bitte Lisas Tasche nehmen, Beck?" sagte er, als er seinen Rucksack schulterte, in einer geschmeidigen, glatten Bewegung Lisas Arm nahm und sie mit einer Geschicklichkeit, die Rebecca überraschte, vorsichtig auf das Haus zu führte.
"Klar", erwiderte Rebecca, warf Elliot einen Blick zu und hob erstaunt eine Augenbraue, als sie nach der Tasche griff. Es war ihr berühmter du-hast-wieder-mal-eine-lange-Erklärunge-vor-dir-Blick und sie wusste, dass er ihn gesehen hatte. Mit Tucker auf den Fersen trug Rebecca die Tasche und ging neben ihnen her zum Haus.