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Voodoo in Paradise

von Spooky

Kapitel 2

***





Nach der Dusche am nächsten Morgen wühlte Scully verzweifelt in ihrem Koffer nach einem passenden Outfit für diesen Tag. Schließlich waren sie hier wegen eines Falls und nicht um Urlaub zu machen und sie wollte wenigstens etwas tragen, das dem professionellen Auftreten einer FBI-Agentin nahe kam. Zu dumm nur, dass sie fast ausschließlich legere Urlaubskleidung in ihrem Gepäck hatte. Nach einem Moment entschied sie sich für ihren grauen Minirock, ein weißes Shirt und ihren passenden Blazer, den sie schon mal mit herunter zum Frühstück nahm, denn danach wollten sie gleich zum Polizeirevier fahren, um mit dem Leiter dort über den Fall zu sprechen.



Mulder wartete bereits einige Minuten auf der Terrasse des Hotels, als er Scully auf sich zukommen sah. Seine Augen haften ungläubig an ihren Beinen, ihrem Gang und den wirklich perfekt geschwungenen Hüften und beinahe hätte er seinen Kaffee verschüttet, weil er seine ganze Aufmerksamkeit auf etwas anderes richtete. Jetzt wusste er, warum es diese Kleidungsvorschriften beim FBI gab. Wenn er Scully jeden Tag in so einem Outfit sehen müsste, würde seine Aufklärungsrate mit Sicherheit ins Bodenlose sinken.



Scully lächelte verführerisch und nahm Platz.



"Gut geschlafen, Mulder?" Dana sah ihn aufmerksam an. Diese Frage war absolut ernst gemeint, denn sie wusste, dass Mulder oft von Alpträumen geplagt wurde und irgendwie sah er müde aus.



"Ja, es ging schon. Nur ist mein Bett irgendwie eher wie eine Hängematte.“



Sie frühstückten gemeinsam und fuhren dann mit dem Mietwagen zur Polizeidienststelle, wo sie ein Meeting mit Captain Sani hatten.





***





"Ah, Agent Mulder, Agent Scully, nicht wahr?“ Captain Sani bat sie herein und begrüßte sie freundlich. "Man hat mir schon gesagt, dass Sie kommen würden. Womit kann ich Ihnen helfen?"



Mulder räusperte sich und richtete sich auf. "Wir haben den Auftrag in dem Mordfall von Bryan Cassidy zu ermitteln, Sir. Sein Vater hat gegenüber dem FBI Andeutungen gemacht, denen wir nun gerne nachgehen möchten.“



Sani lachte gekünstelt und blickte Mulder amüsiert an. "Andeutungen? Er hat doch nicht von Voodoo gesprochen, oder?“ Mulder kannte solche Reaktionen nun schon allzu lange und ließ sie lässig an sich abprallen. "Hören Sie, Agent Mulder. Ich weiß auch, was der Pathologe hier ausgesagt hat, aber wir können nicht beweisen, dass es ein solches Messer ist, dass bei Voodoozeremonien benutzt wird, weil wir die Tatwaffe nicht gefunden haben und der Pathologe ist ein alter Mann, der noch tief mit dem alten Glauben unserer Vorfahren verwachsen ist. Voodoo ist nur ein alter Aberglaube auf diesen Inseln, mit denen man den Menschen Angst einjagen möchte, aber dass hat nichts zu tun mit unserem Mörder. Wir suchen schließlich keinen Zombie, sondern einen reellen Mörder, der bereits vier Menschen getötet hat. Cassidy war einer meiner besten Männer und wir ermitteln in alle Richtungen, aber ich fürchte die Andeutungen des Senators sind nichts anderes als die Visionen eines Mannes, der sich nicht mit dem Tod seines Sohnes abfinden will, Agent Mulder.“



"Gut. Wir wollen Ihnen nicht im Wege stehen, aber wir haben den Auftrag diesen Hinweisen nachzugehen und ich würde Sie bitten uns die Ermittlungsakten zur Verfügung zu stellen, wenn es geht.“



Sani grinste, stand von seinem Stuhl auf und schlurfte hinüber zu einem Aktenschrank.



"Hier bitte. Es sind die Kopien. Sie können sie so lange haben, wie Sie möchten, aber es wundert mich wirklich, warum das FBI mit so einem Fall seine Zeit verschwendet. Habt ihr dort drüben nicht genug zu tun?"



Mulder verzog die Mundwinkel zu einem gespielten Lächeln und verschwand so schnell es ging, aus dem Gebäude. Erst am Wagen holte Scully ihn wieder ein.



"Danke, dass du auf mich gewartet hast, Mulder!"



"Sorry, aber ich musste da raus, Scully. Dieser Sani verbirgt doch etwas. Warum ist er nicht gewillt, in diese Richtung zu ermitteln?"



"Weil er nicht an diesen Hokuspokus glaubt, Mulder. Das ist alles. Denkst du er setzt nicht alles daran, den Mord an einem seiner Kollegen aufzuklären?"



Das war mal wieder typisch für Mulder. Wenn er an etwas glaubte, war nichts und niemand in der Lage ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Er war gewillt diesem Fall nachzugehen, seit das erste Mal das Wort "Voodoo" gefallen war und würde genau dies nun auch durchziehen.



"Das ist kein Hokuspokus, Scully, und nun lass uns zu diesem Pathologen fahren!"





***





"Gott, dieser Geruch macht mich noch wahnsinnig, Scully! Wird man irgendwann dagegen immun, oder was?" Mulder blickte angeekelt zu seiner Partnerin herüber, die in die Akten vertieft war und anscheinend diesen Geruch in keinster Weise wahrnahm.



"Was hast du gesagt?“



"Dieser Geruch. Was ist das? Wenn dieser Arzt nicht gleich auftaucht, wird das eine Zerreißprobe für meinen Magen.“



"Das ist Formaldehyd, vermischt mit dem Verwesungsgeruch einer Leiche, würde ich mal tippen. Sieht so aus, als wenn die Umluftanlage hier nicht besonders gut arbeitet.“ Scully blickte amüsiert zu Mulder herüber. Bei dem, was er schon alles an menschlichen Grausamkeiten in seiner Laufbahn gesehen hatte, wunderte es sie immer wieder, dass er in Leichenschauhäusern immer so empfindlich reagierte. Endlich kam Dr. Maolona heraus und hielt ihnen seine Hand freundlich hin, bis er bemerkte, dass er noch die Handschuhe an seinen Händen trug.



"Oh, das tut mir wirklich leid. Wie kann ich Ihnen helfen?"



Scully grinste belustigt über Mulders Gesichtsausdruck, der ihr mehr als genau verriet, wie es seinem Magen in diesem Moment ging.



"Dr. Maolona. Sie haben die Leiche von Officer Bryan Cassidy und die von drei weiteren Toten in der letzten Zeit untersucht und sie machten dem Vater eines Angehörigen und der Polizei gegenüber die Andeutung, dass es sich möglicherweise um einen rituellen Mord handelte", erklärte Mulder und Maolona nickte.



"Wie kommen Sie darauf? Die Polizei denkt, dass das aus der Luft gegriffen ist, weil man die Tatwaffe nicht gefunden hat.“



"Kommen Sie doch bitte einem Moment mit in mein Büro, ja?"



Mulder lächelte. Endlich raus aus diesem Gestank. Genau das brauchte er jetzt.





***





Maolona öffnete eine große Flügeltür und winkte die Agenten herein. "Willkommen in meinem Reich!"



Scully grinste, als sie sah, dass Mulders Gesichtsfarbe augenblicklich mit dem weiß ihres Shirts konkurrieren konnte und ungläubig schüttelte er seinen Kopf. Nur gut, dass er nur Kaffee zum Frühstück hatte.



Maolona kramte in einigen Unterlagen in der Nähe seines Schreibtisches und zeigte die Untersuchungsergebnisse Scully und Mulder. Alle Toten wiesen wirklich gleiche Verletzungen auf.



"Wie kommen Sie darauf, dass es sich bei dieser Waffe um ein Messer handelt, dass in Voodoozeremonien benutzt wird, Dr. Maolona?", fragte Mulder interessiert und blickte den alten Arzt an.



"Als ich ein kleiner Junge war, habe ich mit eigenen Augen eine solche Zeremonie gesehen. Ich habe dieses Messer gesehen und diese Macht gespürt, Sir. Ich weiß, was ich gesehen habe und ich weiß, dieses Messer passt zu den Verletzungen der Opfer. Außerdem gab es schon mal in den 60er Jahren einen ähnlichen Mordfall. Damals fand man ein solches Messer, aber es verschwand wenige Tage später und damals nahm man einen Mann fest, der mit diesen Ritualen zu tun hatte. Er war berühmt hier auf der Insel.“ Scully schüttelte ungläubig ihren Kopf. Irgendwie konnte sie verstehen, warum Captain Sani nicht in dieser Richtung ermitteln wollte ohne konkrete Anhaltspunkte.



"Warum verwirft dann der Captain ihre Thesen, Doktor?"



"Sani hat Angst. Loa ist mächtig. Jeder der sich in seinen Kreis wagt, bekommt seine Macht zu spüren.“



Mulder nickte. "Wenn wir noch Fragen haben, dann würden wir gerne noch mal wieder kommen", erklärte Mulder und bedankte sich für die Auskunftsbereitschaft des Doktors.





***





Wenig später atmete Mulder die frische Luft tief in seine Lungen ein. Er konnte nicht verstehen, wie man sich einen solchen Job aussuchen konnte und blickte amüsiert zu Scully, der das Ganze wohl eher weniger ausgemacht hatte und nun mal wieder ihre skeptische Miene aufgesetzt hatte.



"Komm schon, Scully. Überrasch mich. - Man sieht dir schon an der Nasenspitze an, dass du diesen Fall für Zeitverschwendung hältst.“



"Mulder, ich denke nur, dass wir, d.h. die Polizei, doch auch eher unter den Lebenden nach dem Mörder dieser Leute suchen sollten. Senator Cassidy klammert sich da an dieses Zeug. Der Doc scheint mir wirklich nicht besonders objektiv zu sein. Der ist von diesem Voodoozeug doch ganz voreingenommen, Mulder!"



"Scully, wir haben das doch selbst schon mal erlebt. Erinnerst Du Dich nicht mehr an diesen Fall auf dem Stützpunkt. Der Privat war für tot erklärt worden, obwohl er das nicht war und all das andere Zeug!"



"Es wurde nicht bewiesen, dass das mit Voodoo zu tun hatte, Mulder. Damit will man doch bloß die Menschen einschüchtern!", konterte Scully und Mulder drehte seinen Kopf weg.



"Du bist und bleibst eine elendige Skeptikerin, Scully. Lass uns wenigstens die Akten durchgehen und etwas ermitteln. Wenn wir keinen Anhaltspunkt auf Voodoo finden, fliegen wir mit der nächsten Maschine heim. Okay?"



Scully nickte und sie fuhren zurück ins Hotel. Sie sehnte sich schon nach ihrer Dusche, denn draußen war es mittlerweile höllisch heiß.







***





Der Nachmittag verlief ruhig und ohne jeglichen Stress. Mulder hatte es sich in seiner Badehose mit Laptop und den Fallakten auf dem Balkon seines Zimmers gemütlich gemacht und durchforstete alles, was mit Voodoo und diesem Fall zu tun hatte, während Scully noch einmal die Autopsieberichte las und in den Hintergrundgeschichten der Opfer forschte. Wenn es einen Zusammenhang gab, würden sie ihn finden.



Am frühen Abend klopfte Scully an Mulders Tür und er öffnete Sekunden später.



"Hi. Und hast du etwas gefunden, Scully?", fragte Mulder und deutete ihr an auf seinem Bett Platz zu nehmen.



"Ich bin mir nicht ganz sicher, aber alle der weiblichen Opfer waren mal für kurze Zeit mit dem selben Mann zusammen und genau diesem Mann stellte Officer Cassidy vor zwei Monaten einen Verweiß wegen Trunkenheit am Steuer aus. Das ist alles! Und du?“



"Ich habe etwas über diesen Fall in den 60ern nachgeforscht und ein Foto dieses besagten Messers auftreiben können.“ Mulder reichte es ihr und Scully sah es sich genau an im Vergleich mit den Wunden der Opfer.



"Und?“



"Das könnte wirklich die Tatwaffe sein, Mulder, aber dazu müssten wir sie in den Händen halten.“



"Du bist dir also ziemlich sicher?“



"Ja, ziemlich. Was ist das denn für ein Messer?", hakte Scully ungeduldig nach.



"Scully, was weißt du über Voodoo?"



"Muuulderrr! Bitte!" Scully blickte ihren Partner mit verdrehten Augen an. "Das ist nur Hokuspokus, okay? Dafür gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg.“



"So, gibt es nicht? Dann lehn dich mal zurück und staune. Ich nehme an, der Name Wade Davis sagt dir auch nicht besonders viel, oder?"



Scully zuckte die Achseln und lehnte sich an das Kopfende des Bettes.



"Wade Davis ist Experte für Anthropologie und Ethnobotanik an der Uni Harvard und er ging 1982 nach Haiti, um das Zombie-Phänomen zu erforschen. Er war selber dabei, als man dieses Zombiepulver mischte, Scully. Dieser Wirkstoff, den kennst du ja, Tetrodotoxin. Es ist möglich, Scully. Es gibt wissenschaftlich belegte Fälle.“



"Schön und gut, aber wir haben keinen Anhaltspunkt, Mulder!"



"Was ist mit diesem Mann, der alle Opfer kannte? Haben die Cops den befragt?"



"Nein.“



"Nein? Wieso nicht? Er ist der einzige Mensch, der alle Opfer kannte?" Mulder nahm das Telefon und wählte Captain Sanis Nummer.





***





Das Gespräch driftete wie erwartet in einen sehr unfreundlichen Klang, denn hinten herum warf Mulder Sani zweifelhafte Ermittlungsmethoden vor den Kopf und anders herum fielen mit Sicherheit auch einige unfreundliche Worte, denn nach einem Moment knallte Mulder der Hörer wütend auf die Gabel.



"Und?", fragte Scully vorsichtig.



"Oh, Captain Sani sieht diesen Zusammenhang nicht. Dr. Pellham sei ein Mann aus ehrenwerter Familie auf dieser Insel. – Nein, sie haben natürlich nicht in diese Richtung ermittelt. Langsam denke ich, Dr. Maolona hat Recht. Was ist wenn Sani Angst hat und deshalb nicht ermitteln will? Der Glaube sagt, dass Loa, der Gott der Toten an allen schreckliche Rache nehmen wird, die sich in seine Angelegenheiten einmischen und ihm keinen Respekt zollen. Wenn Sani diesen Dr. Pellham nicht befragen will, dann werden wir das eben machen, Scully. Er ist die einzige Verbindung und genau dort fangen wir an.“ Mulder streckte Scully seine Hand entgegen und lächelte.



"Jetzt noch? Wir sollen jetzt noch fahren?" Scully erhob sich nörgelnd von Bett und wenige Minuten später saß sie in Wagen auf dem Weg zu diesem Arzt. Die Sonne verschwand langsam und blutrot im Meer und Scully blickte sehnsüchtig in den Sonnenuntergang, während Mulder den Wagen an der Küste entlang lenkte. Dank der Beschreibung des Hotelportiers, fanden sie die Adresse schnell und standen wenig später vor einem prächtigen Anwesen.





***





"Meine Güte. Jetzt weiß ich, was Sani meinte. Dieses Haus ist besser gesichert als Fort Knox, Scully.“ Mulder streckte seinen Finger auf den Gong am Tor und wartete.



"Sie wünschen?"



"Agent Mulder und Agent Scully vom FBI. Wir möchten mit Dr. Pellham sprechen.“



"Das geht nicht. Sie stehen nicht auf der Liste meiner Anmeldungen für den heutigen Tag.“ Nun war Mulder an der Reihe seine Augen zu verdrehen und wandte sich sarkastisch an Scully.



"Oh, wir stehen nicht auf seiner Liste, Scully.“ Der weitere Teil des Satzes war dann wieder an die Stimme in dem kleinen Kasten gewidmet.



"Hören Sie, ich denke, Sie haben das Zauberwort nicht richtig verstanden. Ich sagte: FBI und wir sind hier in einer Morduntersuchung, okay?“ Scully schmunzelte, denn normalerweise war das gar nicht Mulders Art so auf seine Kompetenzen zu pochen, aber es war auch nicht seine Art sich abwimmeln zu lassen. Plötzlich schnarrte das Tor und langsam öffnete es sich.





***





Am Ende des Weges, der direkt zum Haus führte, wurden sie von einem Hausangestellten empfangen, der sie bat in einem Raum auf Dr. Pellham zu warten, der kurz darauf erschien.



"Wie kann ich Ihnen helfen?", fragte ein großer, schlanker Mann mit dunklem Haar, der auf Ende vierzig zuging, freundlich.



"Sir, ich bin Agent Mulder, das ist meine Partnerin Agent Scully. Wir sind vom FBI und ermitteln in einem Mordfall.“



"Und wie kann ich Ihnen dabei behilflich sein?“



"Sie kannten alle Opfer persönlich", erklärte Mulder umsichtig und zählte die Namen der Opfer auf. Pellham schluckte.



"In der Tat. Ja ich kannte sie, aber was heißt das schon?" Nervös blickte er von Mulder zu Scully und fragte sich erneut, warum verdammt diese Typen hier bei ihm waren. Hatte Sani nun doch in diese Richtung ermitteln lassen? Nein, er kannte Sani. Er hatte viel zu viel Angst vor dem Reich der Toten, um sich damit einzulassen und diese beiden kamen schließlich vom FBI. Mulder stellte die üblichen Routinefragen und beobachtete sein Gegenüber aufmerksam, der ihm irgendwie viel zu sicher und doch gleichzeitig hochgradig nervös vorkam. Vielleicht wusste dieser Vogel mehr, als er zugab. Scullys Blick glitt neugierig durch den Raum an einer Sammlung entlang, die ihr Interesse geweckt hatte. Hinter Glasvitrinen waren unterschiedliche exotische Waffen, Messer und alles mögliche andere ausgestellt, unter anderem auch kleine Voodoopuppen. Mulder bemerkte Scullys Blick und sah sich ebenfalls interessiert um.



"Oh, Sie interessieren sich für den Voodookult, Dr. Pellham?", fragte er möglichst neutral klingend und durchbohrte den Doc mit seinem Blick.



"Na ja, nicht direkt. Das ist die Sammlung meines Vaters. Sie ist sehr wertvoll. Deshalb haben wir sie noch hier. Ich persönlich sammle nichts davon.“ Aufmerksam suchte Mulder nach einem Messer, das ihm bekannt vorkommen würde, fand aber nichts.



"Wenn du denkst, dass ich so dumm bin mein Junge, dann irrst du dich aber!", dachte Pellham. Sani war eine Sache, aber diese Fremden waren wohl nicht durch den alten Glauben zu beeindrucken. Er musste sie unbedingt loswerden, wenn nicht doch noch alles auffliegen sollte. Er musste schnell handeln und mit dem schwächsten Glied des Teams anfangen.



"Haben Sie sonst noch irgendwelche Fragen? Ich bin Ihnen ja gerne behilflich, aber ich bin auch ein vielbeschäftigter Mann!"



"Nein, Sir. Danke, dass Sie unsere Fragen so geduldig beantwortet haben.“



Mulder und Scully verließen das Haus und machten sich auf den Rückweg.





***





Was auch immer dieser Mann sagte, für Mulder verhielt er sich verdächtig und was war mit dieser Sammlung? Wenn er sich nicht dafür interessiert, warum sah sie dann so gepflegt aus? Scully war auf der Fahrt sehr still gewesen. Es war schon dunkel und er konnte ihr ansehen, dass sie mehr als müde war.



Am Hotel angekommen ging sie gleich auf ihr Zimmer und Mulder ließ sich etwas enttäuscht auf sein Bett fallen. Er hatte gehofft, dass Dana noch Lust gehabt hätte, etwas mit ihm zu essen oder zu trinken, weil er gerne noch etwas Zeit mit ihr verbracht hätte, aber auf der anderen Seite hatte er auch in ihren Augen lesen können und die sehnten sich nur noch nach Schlaf. Na ja, so würde er noch etwas in der Vergangenheit dieses Pellhams herumstochern und seine Alibis für die Morde überprüfen können, dachte er, als plötzlich in Scullys Zimmer das Telefon klingelte. Mulder lauschte gespannt. Wer rief sie bloß an? Wenig später klopfte es an seiner Zimmertür und Mulder öffnete.



"Ich brauch die Wagenschlüssel, Mulder!", bat sie entnervt und Mulder blickte sie fragend an.



"Das war Pellham. Ich habe wohl meinen Ausweis bei ihm liegen lassen und na ja, den brauch ich morgen ja wieder.“



"Wie konnte das denn passieren?"



"Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass ich ihn lieber jetzt noch schnell hole als morgen früh, okay?"



"Soll ich dich begleiten?“ Scully lächelte und hob ihren Pulli an, unter dem man ihre Waffe sehen konnte.



"Ich bin doch schon groß, Mulder", konterte sie und entlockte ihm eines dieser warmherzigen Lächeln. Je eher sie fuhr, desto eher kam sie wieder in ihr Zimmer.



Mulder reichte Scully die Schlüssel, legte sich wieder auf sein Bett und schmiss den Laptop an. Vielleicht waren immerhin schon die Daten da, um die er Danny gebeten hatte, noch bevor sie bei Pellham waren. Er hatte ihn gebeten im FBI-Archiv etwas über den Kerl zu suchen und Mulders Augen glänzten, als er sah, dass sein Kollege schon daran gearbeitet hatte. Er öffnete die Datei und fing an zu lesen.





***





Nur gut, dass der Weg zu Pellhams Haus nicht besonders lang war. Scully schalt sich selbst, als sie den Wagen auf der Einfahrt parkte. Dieses Mal war das Tor von vorne herein geöffnet gewesen. Wie hatte sie nur so schusselig sein können? Das war ihr eigentlich noch nie mit dem Ausweis passiert.



Sie stieg aus dem Wagen aus und ging zur Tür, die bereits von einem Dienstboten geöffnet wurde. Ein leichter Schauer lief ihr über den Rücken, als sie das Haus betrat. Es war fast ganz dunkel, bis auf ein paar Kerzen, die gruselige Schatten an die Wand warfen.



"Ich möchte gerne zu Dr. Pellham. Er weiß, dass ich komme.“





***





Unterdessen las Mulder in Dannys Dossier und auf Seite acht stockte ihm beinahe der Atem.



...wurde Dr. Steward Pellham infolge der Beweislage zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt... Steward Pellham war Dr. Pellhams Vater. Das Verbrechen, für das er verurteilt wurde, ging in die 60er Jahre zurück. Mulder blätterte nervös weiter. Steward Pellham war der Mörder von dem Dr. Moalona gesprochen hatte, der Gerichtsmediziner. Steward Pellham hatte alle seine Opfer damals mit einem Messer ermordet, das an die Tatwaffe aus diesem Fall erinnerte. Dr. Pellham hatte sich viel mit Voodoo-Ritualen beschäftigt und wurde später während der Verhandlung von einem Psychologen für verrückt erklärt und in eine Anstalt eingewiesen.



Was wenn Dr. Greg Pellham an derselben Geisteskrankheit litt, wie sein Vater? Manche dieser Krankheiten können vererbt werden in direkter Linie. Wenn er der Mörder war, dann wusste er, dass sie ihm auf der Schliche waren.



Mulder raffte seine Pistole und seine Jacke zusammen und stürzte aus dem Hotel. Mit dem nächsten Taxi machte er sich auf den Weg zum Haus von diesem Pellham. Scully war bei diesem Kerl!





***





Scully blickte sich vorsichtig in der Eingangshalle um, bis ihr Blick auf Pellham fiel, der auf der Treppe stand. Sie zuckte leicht zusammen, als sie sein Gesicht in der Dunkelheit erkannte.



"Tja, da bin ich. Haben Sie meinen Ausweis?", fragte sie und Pellham lächelte. Er hatte es sich einfach vorgestellt, aber so leicht?



"Ja, natürlich, Agent Scully. Sie sind allein hier?" Pellham fixierte sie mit seinen Blicken.



"Geben Sie mir nur den Ausweis und dann lasse ich Sie wieder alleine. Komisch, dass ist mir noch nie vorher passiert, dass ich ihn habe liegen lassen!"



Komisch? Das ist ganz und gar nicht komisch, meine Kleine. Und du hast ihn auch nicht liegen lassen, sondern ich hab ihn dir aus der Tasche gezogen, dachte Pellham teuflisch. Noch ein paar Minuten und er hätte ein FBI-Problem weniger.



"Er liegt im Wohnzimmer.“ Pellham deutete in die Richtung und Scully ging schon mal vor in den Raum. Er lag auf einem Tisch in der Mitte des Raumes. Schnell verstaute sie ihn in ihrer Tasche und drehte sich um, als sie einen weiteren Mann neben Pellham in der Dunkelheit bemerkte.



"Wissen Sie, was das Problem bei euch Schnüfflern ist, Agent Scully? Ich kann euch einfach nicht ausstehen. Ihr habt das Leben meiner Familie zerstört und ihr müsst euch ständig in alles einmischen.“ Scully blickte irritiert über den plötzlichen Klang seiner Stimme und sah auf den anderen Kerl, der sich plötzlich in ihrer Richtung bewegte, mit etwas, das aussah wie ein Messer. Was auch immer hier vorging, sie war nicht gewillt, dass in diesem Moment herauszufinden.



"Ich bin FBI-Agentin, Sir. Bleiben Sie sofort dort stehen!"



Pellham lachte spitz. "Guter Versuch, Agent Scully, aber er wird Ihnen nicht zuhören.“



"Bleiben Sie stehen, oder ich schieße, Sir!"



Was auch immer sie sagte, der Kerl kam näher und näher und als Pellham immer lauter lachte, war Scully sich sicher, dass sein Verstand sich vollkommen verabschiedet hatte. Scully feuerte auf die Schulter des Mannes, der nunmehr kaum noch zwei Meter weg war und von der Kugel getroffen, schleuderte sein Körper herum. Er torkelte, machte einen weiteren Schritt, doch auch die nächste Kugel riss ihn nicht von den Beinen. Scully wollte ein weiteres Mal schießen, aber mit einem Satz war dieser Kerl bei ihr und versetzte ihr einen kräftigen Schlag, von dem sie zu Boden ging und benommen ihren Kopf schüttelte, bis sie diesem Mann über sich spürte und seine Hände, die sich um ihren Hals legten und erbarmungslos zudrückten. Sie wehrte sich mit allen Kräften, aber dieser Kerl war einfach zu stark und langsam aber sicher bekam sie keine Luft mehr. Seine Hände waren eiskalt, seine Augen so ausdruckslos! Der blanke Horror ergriff sie, als sie Pellhams höhnisches Lachen hörte. "Sie sollten sich eben nicht mit Loa anlegen, Agent Scully. Das hier ist größer als Sie!"



Scullys Hände kratzten und schlugen nun mehr panisch nach ihrem Angreifer und dann wurde alles schwarz um sie herum und sie fiel in ein dunkles tiefes Loch und ihr Körper wurde ganz schlaff.





***





Mulder hastete aus dem Taxi und rannte auf das Gebäude zu, dessen Tür noch immer offen stand. Er stürmte hinein und versuchte die Lage möglichste schnell zu erfassen. Pellham und dieser Kerl, der über Scully hing mit diesem Messer. Er feuerte auf diesen Kerl und er brach über Scully zusammen. Pellham lachte noch immer hysterisch.



"Sie werden ihn nicht töten, Agent Mulder. Nicht so!"



Mühsam richtete sich dieser Mann erneut auf und in diesem Moment wendete Mulder seine Aufmerksamkeit Richtung Pellham und schoss. Getroffen sank er auf den Boden und auch dieser Typ bei Scully stolperte zur Seite und rührte sich nicht mehr. Mulder legte den bewusstlosen Pellham in Handschellen und stürzte dann zu Scully. Er tastete nach ihrem Puls und sah die Abdrücke der Hände an ihrem Hals. Kein Puls, keine Atmung. Mulder fing mit Wiederbelebungsmaßnahmen an und sein Herz raste vor Angst um Scully. Wieder und wieder presste er seinen Mund auf den ihren, um ihr Atem zu spenden und nach einigen Sekunden, regte sich ihr Körper und Scully versuchte sich hustend aufzurichten.



"Schhht. Du musst liegen bleiben. Es ist vorbei, du bist in Sicherheit." Sanft streichelte er über ihr Haar, doch wie immer war Scully nicht so leicht in eine Richtung zu lenken, wenn sie in die andere wollte. Mühsam richtete sie sich vorsichtig auf und lehnte sich in Mulders Arm, der sie noch immer besorgt ansah.



"Schon gut. Es geht mir gut!", erklärte sie hustend und Mulder lachte.



"Ja, sicher, Scully. Genau mit der Antwort habe ich auch gerechnet!"



Mit Mulders Hilfe stand sie auf, aber ihre Knie gaben sofort wieder nach und sofort griff er unter ihre Arme und hob sie auf seinen Arm. Dieses Mal protestierte sie nicht und allein daran war zu sehen, dass sie sich doch nicht so topfit fühlte. Scully legte ihre Arme um Mulders Hals und ihren Kopf gegen seine Schulter. Es tat so gut ihn zu spüren.



"Aber nicht, dass du mich wieder fallen lässt", flüsterte sie leise und Mulder lächelte.



"Ist ja kein Pool in der Nähe, also keine Panik."



Er setzte sie in den Wagen und alles andere nahm seinen routinierten Lauf. Die Cops kamen und Mulder hatte unbedingt darauf bestanden, dass Scully sich von einem Doc kurz hatte durchchecken lassen. Zum Glück ging es ihr den Umständen entsprechend gut und spät in der Nacht waren sie wieder im Hotel angekommen.







***





Scully blinzelte, als sie von der warmen Sonne, die durch das Fenster schien, am nächsten Morgen aufwachte. Sie reckte sich vorsichtig und tastete nach ihrem Hals. Zum Glück tat er nicht allzu sehr weh. Noch unter den Nachwirkungen der vergangenen Nacht leidend, blickte Scully sich hilflos nach ihrer Waffe um, als die Tür zu ihrem Zimmer sich leise öffnete. Sie entspannte sich, als sie Mulder erkannte, der mit einem Tablett vorsichtig eintrat.



"Du bist schon wach?"



"Hmm. Gerade wach geworden. Wie spät ist es?“



"Fast 14.00 Uhr." Mulder blickte Scully prüfend an, ob es ihrem Hals wieder besser ging und leicht nervös fuhr Scully sich durchs Haar. Gott sie sah wahrscheinlich furchtbar aus so verschlafen. Schließlich waren ihre Haare dann immer super verwuschelt! Als Mulder dann auch noch grinste, wusste sie dass sie recht gehabt hatte und machte Anstallten möglichst schnell ins Bad zu kommen, aber er hielt sie vorsichtig an ihrer Hand fest.



"Du siehst wirklich süß aus, so verschlafen, Scully." Das konnte er unmöglich ernst meinen.



"Mulder, ich weiß, wie ich morgens aussehe", knurrte sie, aber Mulders Hand wanderte sanft zu ihrer Wange.



"Ich meine das so, wie ich es sage. Das sieht wirklich niedlich aus. Keine Panik. – Ähm, ich hab gedacht, du hast vielleicht Hunger nach dieser Nacht."



Vorsichtig nahm er das Tablett und stellte es auf ihren Schoß. Scully lächelte, "Danke.“



Manchmal konnte Mulder einfach nur wahnsinnig aufmerksam sein. Sie griff nach dem Orangensaft und nahm einen großen Schluck davon.



"Woher wusstest du es?", fragte sie neugierig und Mulder biss eine Ecke von dem Toast ab.



"Zufall. Dieses Mal hattest du einfach nur wahnsinniges Glück, Scully. Ich las den Bericht über den Vater von Pellham und seiner Geisteskrankheit und erinnerte mich an die Sammlung im Haus und dann hatte ich einfach nur ein mulmiges Gefühl im Bauch. Pellham hat all die Morde begangen, Scully. Er hat heute Morgen gestanden. Das primitivste aller Motive: Hass. Diese Frauen hatten ihn alle verlassen und bei Officer Cassidy war es eben nur Pech. Allein die Art des Tötens war mal etwas anderes. Die Familie Pellham kennt sich seit Urzeiten mit dem Voodookult aus und sein Dad hat ihn wohl letzten Endes inspiriert. Er wollte Dich aus dem Weg schaffen, weil wir ihm auf die Schliche gekommen waren. Der Mann, der Dich angegriffen hat, ist tot. Eigentlich sollte er das schon lange sein. Emanuel Ramirez starb vor 5 Jahren bei einem Autounfall und man hatte ihn offiziell für tot erklärt. Er war der Butler bei den Pellhams und eigentlich sollte seine Leiche auf dem Friedhof ruhen. Wir haben das Messer sichergestellt und es passt in die Sammlung von Pellham. Er hatte es wohl nur an einem anderen Ort aufbewahrt."



"Aber Pellhams Alibis waren doch immer wasserdicht, Mulder? Wie kann er...?"



"Pellham hat gestanden Ramirez angeleitet und beauftragt zu haben, diese Menschen zu ermorden!"



"Einfach so?“



"Ja, ich weiß, du glaubst nicht daran, aber im Bereich des Voodoo wird ein Zombie immer durch eine Art Meister angeleitet und zwar durch den, der ihn erschaffen hat!"



"Mulder, das ist... Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll, aber als Ramirez seine Hände um meinen Hals legte, sie waren so eiskalt, aber so weit zu gehen und zu sagen, er war ein Zombie, nur weil dieser Pellham das behauptet..."



Mulder lächelte. "Du bist und bleibst eben skeptisch, was?"



"Es ist eben nur so schwer zu glauben, Mulder!"



"Schon okay. Einer von uns muss ja mit den Füßen auf dem Boden bleiben."



Scully lachte, schob das Tablett weg und umarmte ihren Partner, der sie eng und fest an sich zog.



"Danke, für das Frühstück. Und Danke, dass du da warst", flüsterte Scully leise und spürte Mulders Atem warm an ihrem Nacken.



"Aber immer." Gott, er hatte solch eine verdammte Angst um sie gehabt! Seine Hände streichelten über Scullys Rücken und ihr Haar, bis er sich vorsichtig von ihr löste.



"Ich habe mit Skinner gesprochen. Der Senator ist froh, dass der Fall gelöst ist und er schenkt uns noch dieses Wochenende hier. Praktisch irgendwie als Anerkennung."



"Ist das dein Ernst?"



"Yep! Unser Flug geht erst am Sonntagabend und bis dahin dürfen wir hier tun und lassen was wir wollen. Keine Arbeit, nur relaxen.“



"Wow! Das ist ja fantastisch! Hast du schon eine Ahnung, was du machen willst?"



Mulder grinste. "Na ja, irgendwie hatte ich gehofft, dich dazu zu bewegen, heute mit mir auszugehen", erklärte er schüchtern und Scully lächelte.



"Gern."



"Wow." Mulder war begeistert.



"Wow, was?"



"Na ja, ich hatte Angst, du sagst nein, wenn ich so offen frage."



Mulder blickte schüchtern zur Seite und spürte im nächsten Moment, wie Scully ihre Arme erneut um seinen Hals legte, ihm ein sanftes Küsschen auf die Wange drückte und ihm ins Ohr flüsterte, bevor sie ihn dann verdutzt sitzen ließ. "Tja, da kannst du mal sehen, dass du noch viel über mich lernen musst", erklärte sie verführerisch und verschwand im Bad.



Sie freute sich auf das Wochenende und darauf, die Zeit mit Mulder verbringen zu können.







The End
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