World of X

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Feelings

von Maki

Kapitel 1

Drei Tage waren seit diesem schrecklichen Unfall vergangen. Es hätte weit schlimmer ausgehen können. Sie hätte tot sein können. Aber nein, Gott sei Dank war sie es nicht. Sie war am Leben und ihr ging es wirklich gut. Nur ein bisschen schonen sollte sie sich noch, hatte der Arzt gesagt, als er Special Agent Monica Reyes an diesem Abend aus dem Krankenhaus entließ.



Nun saß sie im Auto ihres Kollegen Agent John Doggett, der sie nach Hause fuhr. Er sorgte sich wirklich sehr um sie. In den drei Tagen, in denen sie todkrank im Krankenhausbett gelegen hatte, war er ihr nicht einmal von der Seite gewichen. Er hat an sie geglaubt. Auch dann, als die Ärzte ihm sagten, dass sie gehirntot sei und dass man ihr nicht mehr helfen konnte, hat er die Hoffnung nicht aufgegeben. Sein Gefühl sagte ihm von Anfang an, dass da etwas nicht stimmte, dass Monica noch am Leben war.



Zum ersten Mal, seit Lukes Verschwinden damals, hatte sich Doggett so hilflos, so schrecklich gefühlt. Das alles noch einmal durchzumachen, noch einmal daran denken zu müssen, einen lieben Menschen zu verlieren, war so schmerzhaft. Er mochte seine Partnerin wirklich sehr. Eigentlich waren sie ja auch schon längst mehr als nur Partner. So vieles verband sie. Monica war es, die ihm damals geholfen hatte, seinen Sohn Luke zu finden. Sie war es, die ihm zur Seite gestanden war, als er sich so elend fühlte, nach Lukes Tod. Er war ihr so unendlich dankbar dafür, dass sie damals bei ihm war, dass sie ihm einfach zugehört hatte und ja, einfach da war, da war für ihn. Ja, sie waren schon längst nicht mehr nur Partner, nein, sie waren Freunde. Freunde? Nur Freunde? Oder war da noch mehr? Diese Frage stellte sich John schon seit langem. Manchmal gab es Momente, in denen er sie so gerne berühren und küssen, sie spüren wollte, aber er hatte Angst, Angst davor es zu tun. Er hatte Angst davor, jemanden zu enttäuschen, so wie Luke damals, und er hatte vielleicht auch Angst davor, dass er selbst verletzt werden könnte.



Auch in Monicas Kopf drehte sich alles. Sie war zwar noch immer etwas schwach von dem Unfall, aber das war es nicht, was sie so sehr beschäftigte. Es war dieser eine Satz von Audrey. „Ihr Freund liebt sie wirklich sehr.“, hatte sie ihr damals, als sie in diesem Modellkrankenhaus feststeckte, gesagt. Stimmte das wirklich? Empfand John mehr für sie als nur Freundschaft? Wieso hatte er ihr das dann nie gesagt? Kurz vor dem Unfall erst, als sie ihn damals nach Hause gefahren hatte und als sie dann anschließend im Auto dieses Gespräch hatten. Da gab es diesen einen Moment, in dem sie gedacht hatte, dass er sie küssen wollte, doch er tat es nicht. Dabei hatte sie es sich doch so sehr gewünscht. Sie glaubte es jedenfalls. Warum John, warum hast du es nicht getan?



Noch immer schwirrten John diese Worte im Kopf herum, die sie damals, vor dem Unfall zu ihm gesagt hatte. „Sie könnten niemals jemanden enttäuschen.“ Monica selbst hatte ihm das gesagt. Sie glaubte also daran, dass er das nicht könnte, aber er hat doch schon so viele Menschen, die er liebte enttäuscht. Luke, weil er ihn nicht lebendig gefunden hatte, seine Frau, weil er nicht für sie da war, nach Lukes Tod. Und hatte er denn Monica nicht enttäuscht, weil er sie damals im Auto nicht geküsst hatte? Hätte er sie damals geküsst, dann wäre dieser Unfall vielleicht gar nicht passiert. Was für ein Idiot war er doch damals. Wäre sie nur ein paar Minuten später losgefahren, dann hätte sie diese drei Tage nicht im Krankenhaus zugebracht. Aber wollte sie den überhaupt, dass er sie küsste?



Monica dachte noch einmal an diesen Vorfall zurück, als dieser andere Doggett aus der anderen Realität angeschossen wurde und sie ihm Sterbehilfe leisten musste, um ihren eigenen Doggett zurückzuholen. Es hat sie damals so viel Überwindung gekostet, diesen verdammten Stecker zu ziehen. Sie dachte damals, dass sie John für immer verlieren könnte. O Gott, was hätte sie bloß getan, wenn ihre Theorie nicht stimmen würde? Sie konnte sich ein Leben ohne ihn gar nicht vorstellen. Ohne seine vertrauensvollen blauen Augen, ohne seine Art an die

X-Akten heranzugehen, so voller Misstrauen, die ihn dazu brachte immer eine wissenschaftliche Erklärung für die Fälle zu finden. Jetzt wusste sie, dass sie auch weit mehr für ihn empfand, als nur Freundschaft, doch war es wirklich Liebe?



Wenn John jetzt daran dachte, dass Monica tot sein könnte, dass sie nicht mehr bei ihm sein könnte, lief ihm ein kalter Schauer den Rücken herunter. Was hätte er bloß ohne sie getan? Er konnte es auf keinem Fall ertragen, noch einmal jemanden zu verlieren, den er liebte. Schon gar nicht Monica. Sie war noch der einzige Mensch auf dieser Welt, dem er vertraute, bei dem er sich wohl und geborgen fühlte. Ein Leben ohne sie wäre wertlos, wäre sinnlos.





Nach den 15 Minuten Fahrt, die beiden so vorkamen, als wären es 15 Stunden gewesen, waren sie endlich an Monicas Wohnung angekommen. John stellte den Motor ab, schaute sie an und schloss die Autotüre auf. Er stieg aus und ging um das Auto herum, um Monica beim Aussteigen zu helfen.



Sie schaute ihm dabei zu. Ja, er war wirklich ein richtiger Freund. Sie war ihm so dankbar dafür, dass er immer für sie da war, wenn sie ihn brauchte, dass er an sie glaubte. Doch war es nur das, was sie so zu ihm hinzog?



John öffnete die Tür und sie stieg aus. Nun standen sie sich gegenüber und schauten sich in die Augen. Es war schon wieder einer dieser Momente, in denen es so richtig zu funken schien. In denen sie sich beide so sehr wünschten einander zu berühren, mehr von einander zu haben als nur diesen Augenblick, als nur diese Gedanken. Doch keiner von beiden traute sich den ersten Schritt zu tun.



John stand da, schaute ihr in die Augen und dachte daran, wie schön sie doch war. Ihr braunes Haar, ihre braunen Augen, in denen er dieses eigenartige Funkeln zu bemerken schien, ihre Haut, die im Licht der Straßenlaterne golden schimmerte. Wie gern hätte er ihre Wange gestreichelt und wie gern wäre er mit seinen Fingern durch ihr weiches Haar gefahren. Doch er tat es nicht. Warum bloß, warum? Warum war er nicht dazu in der Lage, der Frau, die er so sehr begehrte zu zeigen, wie sehr er sie doch wollte, wie sehr er sie....... liebte? Ja, er liebte sie wirklich.



Monica sah ihm in die Augen. Sie verlor sich in diesen blauen, vertrauenswürdigen Augen, die doch so viel Wärme ausstrahlten. Was ging jetzt wohl in ihm vor? Was dachte er? Monica stellte sich vor, wie es wohl wäre, wenn sie ihn nur berühren könnte, wenn sie seine warme Haut spüren könnte. Wie würde es sich wohl anfühlen, wenn er sie küssen würde? Ein Schauer lief ihr den Rücken herunter, als sie daran dachte. Sie wünschte sich so sehr, er würde sie jetzt endlich berühren, ihr sagen, dass er sie liebte. Einen Moment lang dachte sie sogar wirklich, dass er vorhatte es zu tun, doch nein, er tat es nicht.



Er sagte nur: „Gute Nacht.“, und schaute sie weiterhin an.



„Gute Nacht“, sagte sie nun auch.

Doch sie wollte es nicht, wollte sich nicht von ihm verabschieden, wollte, dass er noch bei ihr blieb, sie in den Arm nahm und es ihr sagte......



Sie sahen sich noch einmal tief in die Augen. Schließlich brach Monica den Augenkontakt und ging. Langsam stieg sie die Treppe hoch. John schaute ihr nach. ‚Geh nicht, nein‘, dachte er, aber er konnte es nicht sagen, konnte sie nicht aufhalten, obwohl er es doch so sehr wollte. Er wollte sie so sehr berühren, ihr sagen, dass er sie liebte. Wieso, wieso konnte er das nicht???



Bevor sie die Wohnung betrat, drehte sie sich noch einmal um, denn sie hatte gespürt, dass er ihr nachschaute. Sie sah ihn wieder an, sah dass er nicht gehen wollte, dass ihn etwas zurückhielt, aber warum, warum tat er nichts?



In dem Moment, in dem sie die Tür gerade öffnen und eintreten wollte, hörte sie plötzlich seine Stimme: „Monica!“ Er machte eine kurze Pause, sie blieb stehen und wartete. „Warte!“, rief er. John wusste in diesem Moment selbst nicht was in ihn gefahren war, aber wenn er sie jetzt nicht aufhielt, würde er es nie schaffen, das wusste er.



Monica erstarrte plötzlich. Was war denn das? Hatte er wirklich nach ihr gerufen? Ihre Sehnsucht nach ihm wurde auf einmal so stark. Sie wollte ihn endlich spüren, ihn fühlen.



John rannte schnell die Treppe hoch, doch ein paar Schritte hinter Monica blieb er stehen. Sie stand noch immer mit dem Rücken zu ihm. Wie in einem Schockzustand war sie nicht gewillt sich zu bewegen. Sie stand einfach da und wartete darauf, dass er etwas sagte, etwas tat.



Plötzlich streckte John seinen Arm aus und berührte ihre Hand, ganz zart, so als ob sie zerbrechlich wäre. Bei dieser Berührung jagte es ihr tausend kleine Stromstöße durch den Körper. Sie schloss ihre Augen und genoss es.



Er kam näher, so dass sie sein After Shave riechen konnte, vermischt mit dem einzigartigen Geruch seiner Haut.



„Monica, geh nicht“, flüsterte er vorsichtig in ihr Ohr.



Plötzlich drehte er sie zu sich um und nahm sie ganz fest in seine Arme. „Bitte, bleib bei mir!“, sagte er noch einmal zu ihr.



Tränen stiegen in ihren Augen auf. Sie wusste nicht warum, aber sie musste einfach weinen. Vielleicht waren es auch nur Freudentränen. Es fühlte sich so gut an, von ihm umarmt zu werden. Sie fühlte seine Wärme, die sich in ihrem ganzen Körper ausbreitete. Ein Schauer lief ihren Rücken herunter. Sie schlang ihre Arme noch fester um ihn. „Nein, John, ich werde nicht gehen.“



John wusste nicht recht, was er jetzt tun sollte, aber er musste es einfach tun, er musste ihr endlich zeigen, wie sehr er sie brauchte. Auch er fühlte, wie Tränen seine Wange herunterkullerten. Er weinte sonst nie, aber jetzt, jetzt musste er weinen. Monicas Wange an seinem Hals, ihre Wärme, ihr Duft, der Duft ihres Haares...



Auf einmal fing John an zu zittern. Das war so überwältigend, so schön. Monica spürte es und schloss ihn noch fester in ihre Arme. „Was ist den John, geht es dir nicht gut?“, fragte sie. Es war das erste mal, dass sie ihn mit „du“ angesprochen hatte. O Gott, es hörte sich so gut an.



Langsam löste sich John aus ihrer Umarmung. Er wollte ihr in die Augen sehen, ihr sagen, dass es ihm in diesem Augenblick besser ging als je zuvor. „Mir geht es gut, Monica.“, wisperte er mit bebender Stimme. Sie sah ihn mit einem prüfenden Blick an, als er daraufhin seine Augen auf ihre Füße richtete und den Blickkontakt brach.



Wortlos nahm sie ihn an der Hand und führte ihn in ihre Wohnung. Dort setzte sie sich auf das Sofa und zog ihn mit sich, damit er sich neben sie setzte. Sie nahm seine Hände in ihre. Wieder richtete sich sein Blick auf den Boden, so als ob er Angst hätte, ihr in die Augen zu sehen. Einen Moment lang hielt sie einfach seine Hände. Dann ließ sie die rechte Hand los und hob vorsichtig sein Kinn, damit er ihr in die Augen sehen konnte.



„John, bitte, sag mir was mit dir los ist! Der John Doggett, den ich kenne, würde sich nie so verhalten, wenn nicht irgendetwas schlimmes passiert wäre.“



Sie schaute ihm in die Augen, sah, dass ihn irgendetwas beschäftigte.

„Es ist nichts.“, fing er an.

„Es ist nur, dass ich...... als du da so leblos im Bett lagst, da hatte ich... ich hatte solche Angst dich zu verlieren. Ich hatte solche Angst davor, dich nie wieder in die Arme nehmen zu können, nie wieder deine Stimme zu hören, dich nie wieder lachen zu hören. Nie wieder.....“



Seine Stimme brach ab. Sie drückte seine Hände sah ihm in die Augen und sagte: „Oh John, aber jetzt ist es vorbei, ich bin hier und es ist alles in Ordnung.“ Sie hielt kurz inne: „Dank dir, John.“



Einen ganzen Moment lang saßen sie so da, hielten sich an den Händen und sahen sich in die Augen.



Auf einmal überkam John ein seltsames Gefühl der Zärtlichkeit. Er hob seine Hand, legte sie ganz vorsichtig an Monicas Wange und strich behutsam darüber.

Diese zarte Berührung ließ wieder einen Schauer über Monicas Rücken jagen. Sie schloss die Augen und genoss das Gefühl seiner warmen, rauen Finger auf ihrer Haut..... Verdammt, es fühlte sich so gut, so richtig an.......



Langsam bewegte er seinen Finger weiter. Er fuhr vorsichtig über ihre Lippen, die sich unter seinem Druck leicht öffneten. Ihre Lippen waren so weich und so warm. Sein Verlangen diese Lippen endlich mit den seinen zu berühren, wuchs.

Langsam bewegte er sein Gesicht näher zu ihrem.



Als ihre Lippen nur noch Millimeter von einander entfernt waren, spürte Monica seinen warmen Atem auf ihrem Gesicht, fühlte seine Wärme.....

In diesem Moment öffnete sie kurz die Augen, um in die seinen zu schauen, um ihm das Gefühl zu geben, dass sie es auch wollte, genauso sehr wie er. Sie sah sein ganzes Verlangen in seinen blauen Augen. Dieser Glanz in ihnen überwältigte sie.



Auch John sah dieses einzigartige Funkeln in ihren Augen. Genau dieses Funkeln sah er damals auch, als sie vor dem Unfall diese schönen Worte zu ihm gesagt hatte und er sie beinahe geküsst hätte.



Er wusste, jetzt durfte er keinen Rückzieher machen. Langsam schloss er seine Augen. Ihre Lippen näherten sich einander immer mehr. Auch Monica schloss ihre Augen.



In dem Moment, in dem sich ihre Lippen trafen, schien es beiden so, als ob die Zeit stehen geblieben war. Sie fühlten, wie sich ihr Puls beschleunigte. Es gab nur noch sie, alles andere schien unwichtig, völlig wertlos.



Zuerst war es eine zögernde, zarte Berührung der Lippen. Das Gefühl die Lippen des anderen endlich zu berühren, zu spüren, zu fühlen breitete sich in ihnen aus.

Der Kuss war zärtlich, leicht, so als ob sie Angst hätten etwas Falsches zu tun. Dann aber wurde er immer fordernder, leidenschaftlicher. Ihre Zungen erforschten den Mund des anderen. Sie fühlten eine pulsierende Hitze in sich aufsteigen. Monica klammerte sich fester an John. Er presste seinen Körper näher an ihren und strich ihr liebevoll über den Rücken. Es gab nur noch ihre Körper, ihre Herzen, ihre Lippen....... Sie spürten die Wärme des anderen und versuchten sie in sich aufzusaugen, fühlten den Herzschlag des anderen, so als ob es der eigene wäre. Dieser Kuss sollte nie, niemals enden.



Plötzlich löste sich John von Monica. Er nahm ihr Gesicht in die Hände, sah ihr ganz fest in die Augen und flüsterte liebevoll und außer Atem: „Ich liebe dich, Monica.“



Eine Träne der Freude löste sich aus Monicas Auge. Endlich, endlich hörte sie das von ihm. Wie lange, wie lange hatte sie darauf gewartet?



„Ich liebe dich auch, John“, erwiderte sie.



Er lächelte sie kurz an, nahm sie fest in die Arme, beugte sich vor und ihre Lippen trafen sich abermals zu einem weiteren, leidenschaftlichen Kuss.




ENDE
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