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Self Discovery

von Mel X Lady

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Der Klang ihrer Schlüssel an der Eingangstür jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Ein Schauer aus Wut und Aufregung, aus Angst und Leichtsinn durchflutete seinen Körper und zwang ihm ein Lächeln auf: Er war wieder mal bei Dana Scully. Alex Krycek hätte sie allerdings lieber unter anderen Umständen wiedergesehen.

Sein Blick wanderte für einen kurzen Moment durch den Raum, ehe er Luis Cardinal dabei beobachtete, wie er die Tür ansah, seine Waffe im Anschlag. Seine Lippen bewegten sich, aber kein Ton kam hervor, als Krycek die Schlüssel vor der Tür auf den Boden fallen hörte.
Ein gedämpfter Fluch drang durch die Tür, als er realisierte, dass das die einzige Chance war, die er bekommen würde. Krycek hielt sich dicht am Boden, während er von seiner ursprünglichen Position an die Rückwand lief und neben Luis Cardinal glitt. "Krycek? Was zur Hölle..."

"Klappe und verschwinde hier", erwiderte Krycek in Cardinal's Ohr, während er ihm seine Waffe an die Seite presste. Ein dünnes Keuchen rutschte dem Südamerikaner über die Lippen, Krycek sah wie sich die Eingangstür öffnete.

"Wir haben einen Job", zischte Cardinal, als Krycek aufstand und ihn erneut schubste.

Ein leises Knurren erklang, derweil er aufstand und zwischen Scully und Krycek hin und her sah.

"Verschwinde!", brummte Krykek leise, während Cardinal seinen Kopf schüttelte und sich von dem Mann entfernte, der seiner Ansicht nach plötzlich verrückt geworden war. "Ich weiß nicht, was mit dir passiert ist, aber er wird davon erfahren", schrie er ehe er sein Gesicht von Scully abwandte und die Tür hinter sich schloss...

"Ich weiß nicht, wer Sie sind oder was Sie hier tun, aber bitte-", erklärte Scully, langsam die Hand an ihr Holster legend.

"Scully, von dem Vorfall vor ein paar Wochen abgesehen und der Tatsache, dass ich lediglich für acht Monate verschwunden war, bin ich ein wenig enttäuscht, dass du vergessen hast, wer ich bin", flüsterte Krycek, langsam zu ihr hinüber gehend.

"Vorfall vor ein paar Wochen und acht Monate", arbeitete es leise in ihrem Kopf , während sie stillschweigend erlaubte, dass der Fremde sich ihr näherte und Augenkontakt mit ihr herstellte. Scully fühlte, wie sich ihre Hand von ihrem Halfter löste und zu seinem Gesicht wanderte. Sie kannte ihn und dann auch wieder nicht. Sie hatte niemals eine Chance bekommen Hallo oder Aufwiedersehen zu sagen und sie war überrascht über seine Anwesenheit.

Ihre Finger glitten langsam durch die Luft und berührten seine Stirn. Lediglich ihr kleiner, ihr Mittel- und ihr Ringfinger liebkosten ihn kurz, derweil sie sich von seiner Stirn hinunter über die linke Seite seines Gesichtes bewegten. Sie konnte seine dunklen Augenbrauen spüren und sah ihm tief in die Augen, ebenso zart wie ihre Finger über seine sanften, aber erstaunlich dicken Wimpern hinunter zu seinen Wangenknochen glitten.

Sie prägte sich ein, wie ihr Mittelfinger über seine obere Lippe lief und ihr Ringfinger seine untere Lippe berührte. Er stand absolut still da und schrak nicht einmal zurück, als ihre Finger seinen Wangenknochen entlang glitten und sich an der Seite von seinem rechten Auge wiederfanden. Seine weiche Haut reagierte überrascht auf ihre kühle rechte Hand, die stark im Kontrast zu seiner warmen, fast vernichtend heiße Haut war. Sie geriet ins Schwanken, während ihre Hand in sein Haar glitt. Es war jetzt so weich, wo das Styling-Gel weg war und es drängte sie nur noch mehr, es zu berühren.
Bevor sie wusste, was sie tat, hatte sie einen Schritt auf ihn zu getan und beide Hände in seinem Haar. Es war offensichtlich, dass er es hatte wachsen lassen und im Halbdunklen und mit dem wenigen Licht, das durch das Fenster schien, wurde ihr schmerzlich bewusst, dass er rote Reflexe hatte.
War er ein Rotschopf? War es möglich, dass der Mann, der ihr Mulder weggenommen hatte, ebenso ein Rotschopf war wie sie?

"Ich möchte dir danken", flüsterte Krycek und Scully fühlte wie der Zauber brach. Ihre Hände lösten sich aus seinen Haaren und fielen schlaff an ihren Seiten herunter. Sie stand still da, nur einen Schritt von ihm entfernt, doch ihre Hände waren wieder ihre Hände und nicht mehr in seinem Haar.

"Ich habe getan, was das beste war für-", begann sie und wurde durch seine Hand unterbrochen, die sich sanft auf ihren Mund legte. Sie machte einen kurzen Atemzug, während er seine rechte Hand nahm und zärtlich von ihrer rechten Schläfe hinunter zur Spitze ihres Kinns strich. Er tat das so zärtlich, so liebevoll, dass es ihr einen leichten Schauer über den Rücken jagte. Und er musste es ebenfalls gespürt haben, denn auch er wurde von einem Schauer gepackt.

"Es ist zu lange her und ich wollte mich für alles entschuldigen", wisperte Krycek während er seine linke Hand von ihrem Mund entfernte und vor ihr auf die Knie ging. Scully blieb wie in Trance stehen, ihn ansehend, wie er seinen Kopf gegen ihren Torso ruhen ließ. Seine Hände umschlangen ihre Beine und seine Ellbogen drückten gegen ihre Schenkel. Ein tiefer Seufzer entglitt Scully, als sie begann zärtlich mit Krycek's Haar zu spielen. Sie standen da, beide in Schweigen gehüllt und es kam ihnen wie eine Ewigkeit vor, ehe sie genug Mut fand, um ihn zu fragen, was er in ihrer Wohnung tat. Warum sie ihn an Mulders Wohnung gesehen hatte und wohin er gegangen war, nachdem Mulder herausgefunden hatte, welche Beziehung er zum Raucher hatte. Und vor allem, warum er sich dazu entschieden hatte, jetzt zurückzukehren. Eintausend Fragen verweilten auf ihrer Zungenspitze, während sie Krycek's Berührung an ihren Hüften spürte. Sie folgte dem Drang ihres Körpers und fiel auf die Knien, realisierend, dass ihr Gesicht nur noch einen Zoll weg von seinem war. Oder noch wichtiger, nur ein Zoll weg vom einzigen Teil seines Körpers, den sie in dieser Nacht noch nicht erforscht hatte, seinen Mund.

Er blinzelte, während er seine Hände von ihrer Rückseite bis zu ihrem Kopf bewegte, wie der Daumen seiner rechten Hand zärtlich ihre untere Lippe streifte und sie zum Zittern brachte. Was in aller Welt tat dieser Mann mit ihr?, dachte Scully, als sie begriff, dass sie das Zittern ihrer Lippe nicht stoppen konnte oder das Zittern, das ihren Körper erfasste. Doch diese Gefühlsflut unterbrach kurz, weil sie realisierte, dass nicht ihr Körper zitterte, sondern seiner.

Krycek versuchte, seinen Körper zur Ruhe zu zwingen, als er begriff wie schmerzlich er ihre Lippen auf seinem Körper spüren wollte, vielmehr sich selbst in ihrem Körper. Sein Ziel für heute abend war aber nicht gewesen, in ihre Hosen zu gelangen, obwohl... Nein, heute abend war er eigentlich hier, um sie mit einer Kugel zu töten, aber wie es schien, war sie dabei, ihn mit ihrer Schönheit zu töten. Wie konnte sie nicht wissen, dass sie ihn mit ihren zärtlichen Berührungen umbrachte?

Er sah auf und registrierte, dass sie ihn die ganze Zeit anstarrte. Wusste sie was er dachte? Hatte sie eine Idee, wie schlecht er sich fühlte, oder was er gezwungen worden war, heute abend zu tun?

Ihr Mund staunte, wie sehr sie sich zum ihm hingezogen fühlte. Nur wenig Distanz herrschte zwischen den beiden ehemaligen Kontrahenten, darauf wartend wer bereit war, wie weit zu gehen. Scully fragte sich, wie er reagieren würde, wenn sie sich vorwärts beugen und ihn in diesem Augenblick küssen würde. Jedoch geriet jeglicher Gedanke in Vergessenheit, als Krycek seine Lippen gegen ihre presste. Scully keuchte leise, Kryceks Körper an ihrem spürend, ehe er sie wieder frei ließ.

Er wartete auf eine Reaktion von ihr und sie schüttelte den Kopf, beugte sich jedoch wieder vor zu ihm. Wie ein Warnsignal schrie es in ihr, diesen Irrsinn zu beenden. Sie hatte sich nicht im Appartement befunden, als Mulder unter der Behauptung gestanden hatte, seinen Vater getötet zu haben. Weil ihr Leben durch jemanden in Gefahr schien, dem sie vertraute und nicht weil sie gesehen hatte, wie viele schlechte und falsche Dinge Krycek getan hatte, Dinge die nie vergeben werden konnten. Wartete er darauf, dass sie ihm vergab? Wartete er auf Vergebung oder auf jemanden, der sich zu ihm hingezogen fühlte, nur um sie dann zu töten, wenn er das bekommen hatte, was er wollte?

"Das ist nicht richtig!", wimmerte Scully in seinen Mund, während sie einen Tropfen Feuchtigkeit auf ihre Nase fallen fühlte, herunter rinnend an ihrem Gesicht. Einen kurzen Moment später realisierte sie, dass nicht sie weinte, sondern Krycek. Ein dünnes Schluchzen zerriss die warme Luft, während sich ihre Tränen mit seinen vermischten und ihre Wangen hinunter liefen.

Was hätte Mulder gesagt, wenn er in diesem Augenblick herein gekommen wäre, seine beste Freundin und seinen ärgsten Feind küssend und zusammen weinend vorfindend? Nichts, beantwortete sie sich die Frage selbst. Mulder hätte sie beide erschossen, Krycek's Körper mit einem Tritt beiseite gestoßen, um sie dann mit seiner Berührung zum Leben zurück zu erwecken.

"Nichts davon ist richtig", hauchte er in ihren Mund, während er mit ihr zu Boden glitt und dann doch den Kuss unterbrach. Ein Aufstöhnen des Verlustes entglitt Scully's Lippen, als Krycek aufstand und seine Waffe wieder in seinen Halfter steckte. Sie richtete sich wieder auf, blieb am Boden sitzen und beobachtete ihn still, wie er sie ansah, aber dabei seinen Halfter schloss.

"Ich bedauere alles. Ich wünschte, dass ich die Zeit stoppen könnte, aber wenn ich eine weitere Minute bleibe, werden wir beide tot sein. Du musst mir nicht verzeihen, Scully. Mir kann man nicht vergeben", flüsterte Krycek, während Scully sich wieder auf die Beine schwang und ihn daran hinderte, zu gehen.

"Du bist ein unverzeihlicher, schrecklicher Mann - nein, du bist kein Mann, du bist eine Ratte. Du bist eine unverzeihliche Ratte, Alex Krycek, aber warum kann ich es nicht sagen und es gleichzeitig meinen?", fragte Scully, eine weitere Träne ihre Wange hinunter fließend. Sie geriet schweigend ins Wanken, als Krycek sich wieder vorneigte und ihr die Träne mit seinem Mund fortküsste. Er löste sich erneut und sie konnte ebenfalls eine Träne an seiner Wange sehen. Sie lehnte sich vor, um es ihm gleich zu tun, doch sie wurde durch seine Lippen gestoppt. Wieder schien ihre Welt Kopf zu stehen, als er sich von ihr löste und ihr erlaubte seine Tränen fortzuküssen. Das Salz seiner Tränen vermischte sich mit seinem eigenen Merkmal von Süße, das sich sehr von den anderen Geschmäckern seiner Haut und seinem Körper abhob. Scully trank seine Träne und sah ein kleines Lächeln auf seinen so versteinerten Lippen. Es war das erste Mal, dass sie ihn lächeln sah, aber das war auch das erste Mal, dass sie jemanden sah, der ihr so zugeneigt war, der so zärtlich zu ihr war.

"Ich bin ein Teil von dir und du bist nun ein Teil von mir. Willkommen im Alptraum, Scully", wisperte Krycek, während er sich umdrehte, um zu gehen. Dieses Mal drehte sie sich jedoch nicht zu ihm um, als ihre Vordertür mit einem sanften Krachen durch ihre Gedanken hindurch zuschlug, während ein schwaches Lächeln ihre eisige Schale durchbrach.

"Dir ist verziehen."





XXXXXX Ende
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