World of X

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Weihnachten

von Brigitte

1/1

Kapitel 1

Der Weihnachtsbaum



Heiligabend... einer der wenigen Momente im Leben von Marita Covarrubias, in denen sie abschalten konnte. Nun saß sie im Wohnzimmer ihres geräumigen und gemütlichen Appartements und war damit beschäftigt, einen typisch amerikanischen Weihnachtsbaum zu schmücken. Ohne eine Tanne war es nun mal kein richtiges Weihnachten. Man konnte sich dem auch schwer entziehen, überall wurde man berieselt. Nach etwa zwei Stunden war das Werk vollbracht. Er strahlte vor blauen, roten, silbernen und goldenen Kugeln.



"So fertig. Na, wie findest du ihn, Nellie?"



Hauskatze Nellie begutachtete die nun bunt geschmückte und hell erleuchtete Tanne. Marita hatte sie vor ca. 1 1/2 Jahren in der Mülltonne gefunden, seitdem waren die beiden unzertrennlich. Wenn sie nicht zu Hause war, wachte Nachbarin Florence über sie. Plötzlich klopfte es an der Haustür. Wer konnte so spät noch vorbeikommen, es ging schon auf 23:00 Uhr zu...





Kapitel 2

Horch was kommt von draußen rein...



Vorsichtig und nur mit einem Bademantel bekleidet öffnete Marita die Tür. Zum Vorschein kam ein zerrupft und abgerissen aussehender Alex Krycek.



"Was willst du hier?"





Maritas Ton war nicht gerade einladend. Sie hatte endlich so etwas wie Weihnachtsstimmung in sich und wer steht ausgerechnet da vor ihrer Tür?



"Hey, ich wollte nicht stören. Kann ich kurz reinkommen, mir geht's nicht so gut."



In der Tat sah Krycek aus, als hätte er schon bessere Tage gesehen. Jetzt erst fiel ihr auf, dass sein linkes Auge etwas geschwollen war.



"Komm' rein."



Nun stand er vor ihr, den Blick gesenkt und unschlüssig was zu tun ist.



"Nun?"



Marita blickte ihn wartend an.



"Hatte Ärger, bin in drei Typen rein gelaufen. Ich glaube mich hat's an der Seite erwischt."



Aus irgendeinem Grund fand Marita es interessant, dass er ausgerechnet bei ihr Zuflucht suchte. Er schien ihr doch auf eine gewisse Art zu vertrauen. Wortlos fasste sie Krycek am Arm und führte ihn nach oben ins Badezimmer. Dort setzte sich Alex auf den Rand der Badewanne. Während Marita ihren Medizinschrank durchsuchte, schälte sich Krycek aus seiner Jacke. Vorsichtig öffnete er sein schwarzes Hemd. Seit seinem kleinen "Unfall" in Tunguska zog er es vor, Hemden zu tragen. Seine rechte Seite trug Spuren eines Messers. Vorsichtig tupfte Marita die Wunden ab. Dann widmete sie sich seinem linken Auge.



"Wirfst du mich wieder raus?", fragte er. Dabei setzte er seinen besten Hundeblick auf und guckte, als ihn Marita in ihrer gewohnten Weise ansah, auf den Boden.



"Du kannst noch duschen. Anschließend verschwindest du."



Mit diesen Worten entfernte sie sich.





Kapitel 3

Nellies Entscheidung



Marita ging nach unten. Nellie hockte immer noch ganz ehrfürchtig vor dem großen Baum. Sie hob die Katze auf und drückte sie an sich.



"Der scheint dir ja zu gefallen."



Sie begann einige Holzscheite im Kamin zu stapeln und zündete ihn an. Das ganze Wohnzimmer hatte nun die Atmosphäre einer Berghütte. Kurz darauf stand Krycek im Türrahmen. Er hatte Maritas zweiten Bademantel an. Alex blickte in Richtung Weihnachtstanne.



"Sieht toll aus."



"Danke, das kann man von dir nicht gerade behaupten."



Und das stimmte. Krycek stand schon etwas gekrümmt in der Tür, mit der rechten Hand griff er an seinen Armstumpf, das linke Auge noch immer geschwollen.



"Kann ich nicht doch über Nacht bleiben... bitte..."



Krycek biss auf die Zähne, langsam begannen sich Phantomschmerzen bemerkbar zu machen.



"Ich lasse das Nellie entscheiden."



Marita ließ Nellie zu Boden und die guckte Alex erst mal mit großen Augen an.



"Na, wie ist es, meine Liebe? Sollen wir den bösen, bösen Alex hier übernachten lassen?"



Behutsam näherte sich Nellie dem Fremden, der vor ihr in die Hocke ging und ihr seine Hand entgegenstreckte.



"Seit wann hast du eine Katze?"



"Ich habe Talent dafür, Streuner aufzugabeln."



Nellie schien zu merken, dass der Fremde Schmerz verspürte. Sie wagte sich soweit zu ihm vor, dass er mit der Fingerspitze ihr weiches Kinn streicheln konnte. Als ihn ein Schmerz durchzuckte zog Krycek seine Hand jedoch zurück, sank auf die Knie und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht seine linke Schulter. Nellie tippte ihn mit ihrem Köpfchen zaghaft an, blieb vor ihm sitzen. Da Marita ruhig blieb, schien von dem Fremden keine Gefahr auszugehen. Für Marita selbst war es eine Art Genugtuung, dass sich Alex Krycek ihr so hilflos offenbarte. Sie hatte ihm noch nicht verziehen, dass er sie damals zurückließ, obwohl Spender jr. noch da war und er zumindest einigermaßen schockiert schien, sie so zu sehen. Aber im gegenseitig ausnutzen waren sie richtig gut.





Kapitel 4

Von treulosen Bettgesellen...



Marita überlegte kurz, dann verschwand sie aus dem Zimmer um mit einem Kopfkissen sowie einigen Decken wiederzukommen. Vor dem Kamin stand ein kleines Couch-Bett, dass sie für die Nacht herrichtete. Dann wandte sie sich Krycek wieder zu. Der machte einen völlig erschöpften Eindruck und strich langsam über Nellies Vorderpfoten. Er drängte sich der Katze nicht auf, und das gefiel ihr.



"Ich werde jetzt nach oben gehen und schlafen, du kannst über Nacht bleiben, aber morgen früh will ich dich nicht mehr sehen. Nellie?"



Damit entfernte sie sich aus Kryceks Blickfeld, eine kleine Katze im Schlepptau, die ihr Köpfchen noch mal in Richtung Fremdling drehte um dann ihrer Herrin nach oben zu folgen. Mühsam schleppte sich Krycek zur Couch, mummelte sich in die Decken. Er blieb noch eine Weile ruhig liegen, Marita hatte den Kamin angelassen und auch der Weihnachtsbaum spendete freundliches Licht. Nach einer Weile schlief er erschöpft ein...



Am frühen Morgen, gegen 03:00 Uhr, wurde Marita wach. Sie hatte Durst und machte sich auf den Weg nach unten. Dabei fiel ihr auf, dass Nellie, die sonst immer an ihrer Seite schlief, weg war. Ein Blick ins Wohnzimmer klärte den Verbleib. Der Kamin war in der Zwischenzeit erloschen, aber die Tanne strahlte noch in ihrer ganzen Herrlichkeit. Nellie, plötzlich treulose Katze vom Dienst, lag bei Krycek am Fußende. Unwillkürlich musste sie lächeln. Streuner zu Streuner. Alex selbst war halbwach und zitterte leicht. Marita traf eine Entscheidung... und nachdem der Kamin wieder wohlige Wärme spendete, schlüpfte sie zu Krycek.





Kapitel 5

Fröhliche Weihnachten oder zu zweit ist's doch am...



Sie lagen zusammengekuschelt unter warmen Decken. Vor ihnen knisterte der Kamin. Draußen fielen sanfte Flocken vom Himmel hinab. Es war Weihnachten. Marita lag auf der Seite, mit dem Rücken an Alex gepresst, er hatte seinen rechten Arm um sie gelegt. Langsam begann sich Krycek an ihrem Körper zu reiben. Seine Hand wanderte weiter zu Maritas Brüsten. Sie genoss das sehr, Alex hatte zwar nur eine Hand, aber die wusste er einzusetzen. Sie wanderte nun eine Etage tiefer und gemeinsam begannen sie sich rhythmisch zu bewegen. Marita griff nach hinten, streichelte seinen Hintern und hob ihr rechtes Bein etwas an, sodass Alex in sie stoßen konnte. Leise stöhnten sie ihrem Höhepunkt entgegen, beobachtet von kleinen, funkelnden Augen... und draußen fiel leise der Schnee...





Kapitel 6

1. Weihnachtstag, The Day After...



Ein leichter Kaffeeduft kroch Alex in die Nase. Noch schläfrig streckte er sich, als ein stechender Schmerz seine rechte Seite durchzuckte. Brummend und leicht fluchend kuschelte er sich wieder in die Decke. Ausgerechnet er wurde Opfer krimineller Subjekte. Nachdem sie ihn zusammenschlugen, nahmen sie auch noch netterweise seinen Wagen mit. Krycek hatte verdammtes Glück, dass Marita ihn aufnahm...



Katze Nellie beobachtete derweil in der Küche die Aktivitäten ihres Frauchens. Als Marita sie damals fand, war sie fast abgemagert, das Fell zerfilzt, trug Spuren von Misshandlungen. Ein Wunder, dass sie überlebte. Marita war der erste Mensch, der sich liebevoll um sie kümmerte und diese Liebe und Treue gab sie nun zurück. Ein Blick in den Vorratsschrank zeigte allerdings, dass Marita vor lauter Weihnachtstrubel Nellies Lieblingscracker vergessen hatte.



"Oh nein Süße, das tut mir leid. Da muss ich wohl zu Mr. Wilson, um die Ecke." Edgar Wilson war ein freundlicher alter Herr, der auch an Feiertagen seinen kleinen Laden den halben Tag offen hielt.



"Das kann ich machen."



Alex Krycek, Lügner, Mörder und Doppel-Agent stand in Maritas halb geöffnetem, blauen Bademantel an der Küchentür. Sie richtete ihren Blick auf Alex rechte Seite. Durch den Verband war ein kleiner Blutfleck zu sehen und sein Auge schimmerte nun in einigen Regenbogenfarben.



"In deinem Zustand?"



"Mir geht's wieder besser. Wenn ich dafür zum Essen bleiben darf?"



Netter Versuch, Alex, dachte Marita. Sie hatte ihn mittlerweile durchschaut.



"Na gut, es ist nicht weit. Ich gebe dir eine Liste mit. Wenn du zurück bist, sehe ich mir deine Wunde an."



Marita schenkte eine Tasse Kaffee aus, drückte sie ihm in die Hand. Auch sie freute sich über etwas Gesellschaft. Sie hatte das Gefühl, dass es Alex genauso ging, und seit letzter Nacht war alles irgendwie...anders...





Kapitel 7

Wiedersehen macht Freude...



Eine halbe Stunde später war Krycek auf dem Weg zu Mr. Wilsons Laden. Normalerweise machte er sich nichts aus Katzen, aber diese schien etwas Besonderes. Er war froh, dass er zumindest für die Feiertage einen sicheren Unterschlupf gefunden hatte, zudem war die Verpflegung bestimmt auch nicht schlecht, nicht zu vergessen die Versorgung seiner Wunde. Er wollte alles tun, damit Marita ihn nicht jetzt schon wieder vor die Tür setzte. Die Gefühle, die er für sie hatte, ließen sich schwer beschreiben. Früher hätte er es "Hassliebe" genannt, heute war er sich nicht mehr sicher....

Das Viertel hatte den Charakter einer Winterlandschaft, der Pulverschnee lag mindestens zehn Zentimeter hoch. Gerade als sein Zielort in Sichtweite kam, packte ihn etwas am Kragen.



"Wirklich nett dich zu sehen, Krycek."



Fox Mulder schlug seine Faust zweimal in Alex Bauch und rechte Seite. Der heulte laut auf, sackte in sich zusammen. Verdammt, was tat ausgerechnet Mulder in dieser Gegend?



"Zu viel für dich, Krycek?"



Der Special Agent beugte sich zu Alex hinab, der gekrümmt und wimmernd am Boden lag. Er wich vor Mulder zurück, bis er eine Wand im Rücken spürte. Durch den Schock begann er zu zittern und sah seinen Gegner mit verwirrten Augen an. Einige Blutstropfen fielen auf den mit Schnee bedeckten Boden hinab. Mulder lüftete Alex Lederjacke etwas, darunter kam ein großer Blutfleck zum Vorschein. Er wollte schon eine entsprechende Bemerkung machen, als er eine vertraute Stimme vernahm.



"Agent Mulder?"



Walter Skinner betrat die Szenerie. Er war auf dem Weg in seinen Weihnachtsurlaub. Beim Anblick des Doppel-Agenten nahm sein Gesicht harte Züge an. Mulder wandte sich seinem Vorgesetzten zu.



"Sieht so aus, als ob unser Liebling des Jahres in großen Schwierigkeiten ist. Nicht wahr, Krycek?"



Der Angesprochene neigte sich zur Seite und begann sich zu übergeben. Die Schmerzen waren unerträglich, Tränen liefen über sein Gesicht. Was tat man nicht alles für eine kleine Katze, einem warmen Platz zum schlafen... dieser Laden schien eine gewaltige Anziehungskraft auf FBI-Agenten zu haben, wieso musste er ausgerechnet über Mulder stolpern? Und als Zugabe bekam er obendrein noch Skinner. Fröhliche Weihnachten, Alex...





Kapitel 8

Warten auf...



Nellie saß auf ihrem Kissen vorm Fenster. Krycek hatte, kurz bevor er aus dem Haus ging, mit ihr geschmust. Dieser Fremde gefiel ihr immer besser. Nun wartete sie auf seine Rückkehr. Marita entging es nicht, dass sich die beiden offensichtlich verstanden. Sie war fast ein bisschen eifersüchtig. Als Krycek nach einer dreiviertel Stunde noch immer nicht zurückkam, sah Nellie ihr Frauchen mit großen Augen an. Da scheint sich jemand schwer verliebt zu haben, dachte Marita.



"Ich weiß auch nicht wo er bleibt, Süße."



Ob ihm etwas zugestoßen war? Mr. Wilsons Laden war etwa zehn Minuten entfernt, er müsste längst wieder hier sein. Andererseits...es war Alex Krycek... verwundet, könnte er nur ein warmes Plätzchen zum schlafen gesucht haben und als es ihm heute Morgen wieder besser ging, ist er einfach verschwunden... wäre nicht das erste Mal... arme Nellie...





Kapitel 9

Süßer die Glocken...



AD Skinner und Special Agent Mulder blickten auf das Häufchen Elend hinab.



"Wie haben Sie ihn gefunden, Mulder"?



"Der Schnee. Musste einen Umweg fahren, sah ihn vom Auto aus. Wollte ihm unbedingt ein Frohes Weihnachtsfest wünschen. Sir?"



"Dasselbe."



Währenddessen saß Krycek mit bleichem Gesicht zusammengekauert auf der Seite. Er sah mit starrem Blick geradeaus und war augenscheinlich nicht ansprechbar. Jetzt bemerkte auch Skinner die Blutstropfen auf dem Schnee und Kryceks Regenbogen-Auge. Er beugte sich zu Alex hinab, der die Hand seiner Armprothese gegen seine rechte Seite drückte. Sie war blutüberströmt. Durch Mulders Punch war Alex Wunde wieder aufgerissen.



"Mulder?"



"Ich habe ihn gar nicht so hart erwischt. Was ist passiert, Krycek? Jemanden angepisst?"



Skinner schob Kryceks Prothese zur Seite um die Wunde besser sehen zu können. Unter Alex Hemd kam ein Blut durchtränkter Verband zum Vorschein. Jemand musste ihm schon geholfen haben. Unter dem Verband war ein hässlicher, länglicher Schnitt zu sehen.



"Das muss genäht werden", stellte der AD fest, "er sollte in ein Hospital."





Kapitel 10

Nix wie weg hier...



Langsam kam Krycek wieder zu sich. Seine rechte Seite machte sich durch leichtes Pochen bemerkbar. Alex’ noch unsicherer Blick zeigte ihm, dass er sich wohl in einem Krankenhaus befand. Er lag mit nacktem Oberkörper auf einem Behandlungstisch, eine Decke war über ihm ausgebreitet und er blickte genau in die Gesichter von Fox Mulder und AD Skinner. Glück für Krycek, dass in diesem Moment ein Arzt hereinkam. Er bedachte die beiden Agenten, die er zu kennen schien, mit einem flüchtigen Blick und wandte sich dann sofort an Alex.



"Ich bin Dr. Morris. Wie fühlen Sie sich?"



"Müde", gab eine schwache Stimme zu Protokoll.



"Das kommt von den Schmerzmitteln. Wir haben Ihre Wunde nähen müssen, leider hat sie sich infiziert. Sie werden eine kleine Narbe zurückbehalten. Ich habe zwar schon die Version von Agent Mulder gehört, aber wenn Sie später wieder beieinander sind, würde ich gerne erfahren, wie das passiert ist."



Krycek sah den Mediziner mit halboffenen müden Augen an. Der wandte sich an die beiden FBI-Agenten.



"Könnte ich Sie draußen kurz sprechen?"



"Das der mir aber nicht wegläuft", gab Mulder zu bedenken.



Ein Blick auf den Doppel-Agenten zerstreute allerdings diese Befürchtung. Kryceks Kopf war zur Seite gefallen, er selbst wieder in Ohnmacht. Draußen nahm Dr. Morris Skinner und Mulder zur Seite.



"Ich werde ihn eine Weile hier behalten. Mit einer Infektion ist nicht zu spaßen."



Mulder passte diese Wendung der Dinge überhaupt nicht. Skinner spürte den Unmut seines Agenten.



"Lassen Sie ihn, Mulder. Er wird Ihnen sowieso keine Fragen beantworten. Wir können ihm nichts nachweisen ohne uns selbst bei bestimmten Leuten unbeliebt zu machen. Er hat zu gute Verbindungen."



Mulder wusste, was Skinner meinte. Alex Krycek hatte durch die Infizierung von Nanosonden eine gewisse Macht über den AD. Zugang zu dessen Büro konnte er nur durch Kontakte innerhalb des FBI erhalten. Krycek schien ständig auf der Suche nach seinem eigenen Vorteil zwischen beiden Seiten hin und her zu pendeln. Mulder war sich des Weiteren sicher, dass der Doppel-Agent sich früher oder später für eine Seite entscheiden musste. Allerdings würde er es nicht zulassen, dass andere durch Kryceks Spielchen zu Schaden kamen, das war schon zu oft geschehen. Während Mulder nachdachte, wandte sich Dr. Morris an Skinner.



"Können Sie mir sagen, wie das mit seinem Arm passiert ist? Ich habe ihn mir mal genauer angesehen, was für ein Unfall war das? Oder war es kein Unfall?"



Skinner war es unangenehm mit dem Arzt über diesen Aspekt reden zu müssen.



"Bitte sagen Sie mir, wie das passiert ist, vielleicht kann ich ihm helfen."



"Soweit ich weiß, wurde sein Arm mit einem Messer abgetrennt. Das ist alles, was ich Ihnen dazu sagen kann", meinte der Assistent Direktor.





Später am Abend...



Als Alex Krycek diesmal erwachte, fand er sich im Bett eines Krankenzimmers wieder. Er hatte das obligatorische "Nachthemd" an. An seiner rechten Seite klebte ein dicker Verband und er hing an einem Tropf. Beim Versuch sich aufzusetzen durchzuckte ihn ein stechender Schmerz. Verdammt, das war alles Mulders Werk. Das war der Dank dafür, dass er ihm wichtige Informationen zukommen ließ, ihm den Rücken freihielt, so gut es eben ging. Natürlich konnte er sich Mulder nicht offenbaren, die Gefahr war zu groß, dass er dies missverstehen oder ihm nicht zuhören würde, der Schuss könnte nach hinten losgehen. Was verstand der schon davon, wie es ist zwischen den Seiten zu stehen, um den Feind kennen zu lernen. Er bezweifelte, ob Mulder dazu in der Lage wäre, aber jemand musste den Job ja machen. Jedenfalls hatte der Doppelagent keine Absicht, im Krankenhaus weiter zu verweilen...







Kapitel 11

Ende gut...



Eine halbe Stunde später war Alex Krycek on the Road again. Glücklicherweise befanden sich seine Klamotten und Prothese noch im Zimmer. Wäre er schwerer verletzt, wäre es ihm nicht möglich gewesen die Flucht zu ergreifen. Die Schmerzen ließen sich gut aushalten, nur die Schmerzmittel waren ein wenig hinderlich, da er etwas kämpfen musste bei Bewusstsein zu bleiben. Von den paar Dollar für den Einkauf, die zum Glück noch in seiner Jackentasche waren, leistete er sich eins der Taxis, die vor dem Krankenhaus warteten. Der Taxi-Driver warf ihm zwar einen misstrauischen Blick zu und fragte nach, ob alles in Ordnung wäre. „Nein, mir geht’s gut, nur ein bisschen müde“. Nachdem er den Fahrer bezahlt hatte, stieg er aus dem Wagen und sah ihm nach, als er weiterfuhr. Eine Minute blieb er vor Maritas Haus stehen, um sich zu sammeln. Mühsam schleppte er sich dann die paar Stufen nach oben, bevor er vor der Tür erschöpft nieder sackte...



Verärgert beendete Marita das Telefongespräch. Verging denn kein Tag, an dem dieses rauchende Monster nicht von Aliens und Verschwörungen sprach? Langsam hatte sie es satt, doch sie wusste zuviel, auch was auf dem Spiel stand. Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als Nellie miauend vor der Haustür auf und ab ging. Es war zwar schon dunkel geworden, doch vor dem Glas konnte man einen Schatten ausmachen. Marita griff nach ihrer Waffe und öffnete vorsichtig die Tür, als ihr Alex Krycek auch schon entgegen fiel. Sie ging sofort in die Hocke, nahm ihn in den Arm.



„Hey, lebst du noch?“



Sanft schüttelte sie ihn, bis er langsam die Augen öffnete.



„Dein Talent für abstruse Situationen ist erstaunlich, was war es diesmal?“



„Bin in Mulder rein...“, kam vom Boden her eine schwache Antwort. Maritas Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln.



„Komm, es wartet schon jemand auf dich“.



Langsam gingen die beiden die Treppe hoch Richtung Schlafzimmer, wo Marita ihn auf dem Bett absetzte. „Versuch wach zu bleiben, ich bin gleich wieder da“, sagte sie zu Krycek, bevor sie im Badezimmer verschwand. Marita stand einige Zeit vor dem Spiegel, um sich ihrer Gefühle klar zu werden. Dort draußen saß ein Mann, mit dem sie eine Art „Hassliebe“ teilte, und sie war sich jetzt nicht mehr sicher, ob es nicht mehr war. Die Tatsache, dass er doch immer wieder den Weg zu ihr fand, verwirrte sie etwas. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie Alex gegen den Türrahmen gelehnt sah.



„Woran denkst du?“



„Daran, dass wenn du wieder ein Spiel mit mir treibst, ich dich das nächstes Mal in der Gosse liegen lasse.“



„Diesmal meine ich es ehrlich, du hast mein Leben gerettet.“ Krycek setzte seinen treuesten Hundeblick auf und lächelte etwas verlegen. Ein plötzlich leises „Miau“ von unten rettete die Situation. Nellie begann sich schnurrend an Alex zu reiben. „Hey, ich hab‘ dich auch vermisst.“ Mit großer Mühe ging Krycek in die Hocke. Die kleine Katze ließ es sich gefallen, hinter den Öhrchen gegrault zu werden.



„Tut mir leid, das traute Bild stören zu müssen, aber ungewaschen kommst du mir nicht unter meine Decke“.



„Du kannst es wohl kaum erwarten, mir die Klamotten vom Leib zu reißen.“



Ohne darauf einzugehen, fing Marita an ihn auszuziehen. Krycek wurde jetzt wirklich schläfrig und wollte sich nur noch hinlegen. „Hey, kann ich nicht gleich ins Bett?“, jammerte er.



Warum wirken Männer immer wie kleine Jungs, wenn sie jammern, dachte Marita. Gnadenlos schob sie ihn Richtung Dusche...



Vorsichtig begann Marita ihn einzuseifen, was Krycek jetzt aber sehr genoss. Er lehnte sich mit dem Arm an die Duschwand, legte seinen Kopf darauf und ließ Maritas "Streicheleinheiten" über sich ergehen. Sie sparte den Bereich um seinen Verband aus, widmete sich zu Alex Freude jedoch diversen Weichteilen. Es dauerte nicht lange, bis er sich brummend „entspannte“. Auch er machte sich seine Gedanken. Es wäre sicher nicht schlecht, Marita als Verbündete zu haben. Er brauchte einen gewissen Rückhalt, einen Unterschlupf, wenn es mal nicht so gut läuft. Die Gedanken schwirrten wirr in seinem Kopf umher, nach einer guten Portion Schlaf wäre er sicher wieder der Alte. Alex bekam kaum mit, dass ihn Marita abrubbelte, er stand wie ein kleiner Junge vor ihr. In einen Bademantel gehüllt tapste er neben ihr zurück ins Schlafzimmer...



Auf seiner unverletzten Seite lag Alex Krycek zusammengekuschelt in warmen Decken, eine kleine Katze neben sich auf dem Kopfkissen.



...und draußen schneite es...



ENDE
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