World of X

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Ohne Ausweg

von Brigitte

Kapitel 2

Keine 24 Stunden war es her, dass Walter Skinners Urlaub auf den Kopf gestellt wurde. Sein Freund Blake Cooper, seines Zeichens Arzt, hatte ihm seine Berghütte zur Verfügung gestellt und der AD nahm dankbar an. Ein richtig schöner, einsamer, erholsamer Winterurlaub sollte es werden, mit einer Mulder & Scully freien Zone. Die Erholung hielt allerdings nur fünf Tage, bevor wieder mal Alex Krycek in sein Leben platzte. Samt linkem Arm, dafür aber um etliche Zentimeter kürzer. Durch einen leichtsinnig eingegangenen Handel mit dem CSM gewann Krycek durch ein Experiment zwar wieder einen Arm, erwachte Stunden später jedoch unglücklicherweise im Körper eines etwa 12-jährigen Kindes. Dem Schlamassel entkommen, musste er ausgerechnet Assistent Director Walter Skinner vor die Füße fallen, der sich seiner erst widerstrebend annahm. Diesem stand nun ein zu kurz geratener Alex Krycek auf wackeligen Füßen gegenüber. Augenscheinlich wurde jede Menge an ihm herumgetestet und den blauen Flecken nach zu urteilen, musste er auch einige Prügel einstecken. An Alex Oberschenkeln war nun eine dünne, rote Linie zu sehen. Skinner drückte sein Kinn sanft nach oben.



„Krycek, was haben die mit dir gemacht?“



Der „12-jährige“ blieb stumm. Skinner erkannte, dass er so nicht weiter kam.



„Ich werde Scully bitten, herzukommen.“



Krycek war über diese Neuigkeit nicht gerade erbaut, aber was blieb ihm anderes übrig? Scully war ja noch in Ordnung, obwohl es ihm durchaus Schwierigkeiten bereiten würde, sich ihr so offen zu zeigen. Aber wo Scully war, da war auch Mulder, und der wäre bestimmt ganz begeistert, sich auf ihn zu stürzen. Langsam begann jeder Widerstand von ihm abzufallen, er hatte zuviel mitgemacht, seine Zukunftsaussichten waren nicht gerade rosig, zudem stand er jetzt zu lange auf seinen bandagierten Füßen. Trotz etlicher Stunden Schlaf fühlte sich Alex ausgelaugt, die Strapazen der letzten Wochen, in denen er über seine körperlichen Kräfte hinausgewachsen war, forderten ihren Tribut.



„Okay, sehen wir uns das mal an.“



Skinner setzte seinen Gast auf die Couch und versuchte sich selbst klar zu machen, dass er es eigentlich nach wie vor mit dem Alex Krycek zu tun hatte und nicht mit irgendeinem kleinen Jungen, während er wiederholt die Verbände wechselte. Als er sich delikateren Stellen zuwenden wollte, wich Alex zurück. Skinner blickte in ein leicht gerötetes Gesicht. Erst als Krycek weiter auswich, bemerkte der AD dessen leicht glasige Augen. Er fühlte seine Stirn. Verdammt, jetzt bekam er doch noch Fieber, Scully war unausweichlich. Ohne auf Kryceks zaghafte Proteste einzugehen, hielt der AD Alex rechtes Bein fest, während er das Blut zwischen seinen Oberschenkeln abwischte. Nach Verabreichung von Schmerztabletten steckte er ihn in ein neues T-Shirt und verfrachtete den Miniatur-Spion zurück ins Bett. Alex rollte sich zur Seite, seine Hand ging zu seiner linken Schulter. Hatte er Phantomschmerzen? Aber er hatte doch wieder einen neuen Arm... Skinner ging zum Telefon, wählte eine bekannte Nummer...





Einige Stunden später...





„Na, wo ist denn unser „Patient“?“



Sowie Alex Mulders Stimme hörte, verkroch er sich ganzkörperlich unter die Decke. Jetzt vernahm er auch eine Frauenstimme, musste Scully sein, die andere gehörte Skinner. Schritte kamen näher, die Tür ging auf und auf einmal standen drei FBI-Agenten einem nun ganz kleinen, vormals in eigener Sache tätigen Doppelagenten gegenüber. Das Traum-Duo hatte ganz in der Nähe gerade einen Fall abgeschlossen. Kryceks Augen waren fest geschlossen, er begann am ganzen Leib zu zittern. Auch meldete sich sein linker Arm mit Phantomschmerzen zurück, und das, obwohl er ihn nun wieder hatte. Krycek hatte das Gefühl, dass sich irgend etwas in seinem Körper verändert. Mulder näherte sich dem Bett und schlug die Decke zur Seite. Darunter kam ein wimmernder, seinen linken Arm haltend, zusammengekauerter kleiner Junge zum Vorschein.



„Wow, Skinner, ist das Krycek?“



Der Angesprochene warf Mulder nur einen vielsagenden Blick zu und nickte. Nun näherte sich auch Scully dem Bett. Viele Blicke trafen sich. Langsam setzte sich Scully neben Alex.



„Krycek, können Sie mich hören?“



Ein wenig komisch kam sie sich schon vor, einen kleinen Jungen zu siezen, aber sie hatte ja den erwachsenen Krycek vor Augen. Vorsichtig berührte Scully ihn an der Schulter, doch Mulder war nicht so verständnisvoll.



„Der simuliert doch nur.“



Noch bevor Scully oder Skinner reagieren konnten, packte Mulder Alex am linken Arm und zog ihn nach oben. Der begann sofort aus vollem Halse zu schreien und durchlebte augenscheinlich die Erinnerungsphase der Amputation seines linken Armes. Nach der ersten Schrecksekunde ging Scully dazwischen und Skinner zog Mulder sofort von Krycek weg, während der sich, wieder fest seinen Arm umklammernd sich nicht beruhigen wollend auf dem Bett hin und her wand. Langsam begann nun auch Mulder zu erkennen, dass Alex Krycek keineswegs ein Simulant war. Vorsichtig legte Scully ihre Hand auf Kryceks Arm.



„Mein Gott, er glüht ja!“ Skinner ergriff die Initiative.



„Mulder, helfen Sie mir, Scully kommen Sie bitte mit!“



Zusammen transportierten sie einen sich schwächer wehrenden Krycek Richtung Badezimmer. Skinner und Mulder hielten den geschrumpften Doppelagenten fest und stellten ihn in den Holzbottich, während Scully einen kalten Wasserstrahl langsam über seinen Körper gleiten ließ.



„Ich kann es immer noch nicht glauben, Sir. Wie ist das passiert?“



„Er sprach bisher nicht viel darüber, Scully. Ich weiß nur, was ich Ihnen schon am Telefon sagte.“



Mit einem Blick auf Krycek meinte Mulder: „Ich denke, wir haben eine neue X-Akte.“
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