World of X

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Dark Destination

von Poes Raven

1/1

The Sound of Silence



Die Welt ist erfüllt von Licht und Schatten.

Doch was passiert, wenn das Licht schwindet und nur der

Schatten bleibt?

Hass, Zerstörung, kein Platz für Liebe.

Die Zeit ist nun gekommen.

Es ist nah, ganz nah.

Die Dunkelheit wird kommen.



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„Komm schon, zier dich nicht!“



„Aber ich kann nicht, ich will nicht.“



„Und ob! Du wirst kommen und dich retten. Du wirst wiedergeboren

werden und ein neues Leben beginnen!

Und nicht zurückbleiben wie die anderen.“



„Aber was ist mit den Menschen, die ich liebe?

Ich will sie nicht zurücklassen.“



„Liebe ist unbeständig und nicht von Dauer. Nimm meine

Hand und gehe mit mir in das Licht. Es wird nicht mehr lange da sein.

Schau nach vorn und nicht zurück. Hinter dir ist nur Dunkelheit,

nichts weiter.“



„Hinter mir ist Liebe und vor mir nur Licht, nichts weiter als das.

Wenn ich wähle zwischen Liebe und Nichts, wähle ich die Liebe!“



„Du weigerst dich!? Solls dir leid tun! Sollst du`s reuen!

Pass nur auf, dass das Dunkel dich nicht verschlingt.“



Mit diesen Worten ließ er sie los und Dana Scully wurde

in den ewigen Schatten gezogen.



„Du wirst es mich wissen lassen, wenn du bereit bist loszulassen!“



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„Scully? Scully?“



Mulder rüttelte verzweifelt an ihrer Schulter um sie wach zu kriegen.

Als wenn sie unter Schock stünde, öffnete sie die Augen und sah ihn perplex an.

„Was?“ ... war das einzige, was sie sagen konnte.



„Oh Gott. Ich habe mir solche Sorgen gemacht.“, ließ er sie völlig erleichtert wissen.



„Was soll das? Wo bin ich hier?“



Sie zitterte am ganzen Körper, reagierte jedoch nicht panisch.

Verwundert blickte sie sich um. Sie stand völlig desorientiert an einem Hafen

des Potomac Rivers und hatte anscheinend keine Ahnung, wie sie da hin gekommen ist.



„Oh Mulder, ... ich fühle mich so ... schwach.“



Sie griff sich an den Kopf und schloss die Augen. Sorgsam nahm er sie in die Arme.



„Keine Sorge, ich bringe dich nach Hause.“



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Beide kamen ziemlich müde und ziemlich spät bei Scully zu Hause an.

Vorsichtig nahm er ihr den Mantel ab und schaute sie mit seinem Blick an,

den er immer hatte, wenn er grübelte. Tausende von Gedanken gingen ihm

durch den Kopf, ließ aber niemanden daran teilhaben, solange er zu keiner

Lösung gekommen war.



„Am besten legst du dich hin.“, flüsterte er einfühlsam.



Scully nickte nur leicht und ließ sich von ihm ins Schlafzimmer führen.

Sie setzte sich geschafft aufs Bett und entledigte sich langsam ihrer Schuhe.

Mulder schaute ihr nur grübelnd dabei zu. ‚Was war nur mit ihr los? Wieso steht sie mitten

in der Nacht am Fluss und weiß nicht, was los ist?'



Eine Weile später lag sie warm in ihrer Federdecke eingekuschelt und versuchte Mulder, der nah

bei ihr saß, zu erklären, was passiert ist:



„Ich hatte so eine seltsame Vision. Plötzlich war ich ganz woanders. Und der Ort, an dem ich mich befand,

war ganz fürchterlich dunkel. Und dann war da so ein Mann, der wollte, dass ich ihn ins Licht begleite.

Ich konnte kaum etwas von ihm sehen. Ich weiß nur, dass er ziemlich groß war und eine furchteinflößende

Stimme hatte.“



Mulder versuchte sich ein Bild von dem zu machen und hatte keine Ahnung, was diese Vision zu bedeuten hatte.



„Hattest du schon öfter derartige Visionen, Dana?“



„Nein, das war die erste.“ Scully sah träumend auf einen imaginären Punkt im Zimmer und

bekam plötzlich Angst und ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken.

„ ... Mulder, bleib bitte bei mir.“

Mulder blickte ihr tief in die Augen und nahm sie fest in seine Arme.

„ ... Ich brauche dich!“, flüsterte sie ängstlich.

Sein Gesicht voller Sorge, streichelte er ihr über die Haare

und küsste diese ganz sanft. „Dana, ich werde bei dir bleiben.“



Nach einer Weile spürte er ihren gleichmäßigen Atem. Sie schlief.

Vorsichtig versuchte er mit ihr im Arm eine

bequemere Position einzunehmen und legte sich ganz zu ihr aufs Bett,

worauf er nach ein paar Minuten in den Halbschlaf fiel.



„Keine Angst, niemand wird dich mir wegnehmen.“, flüsterte er ihr liebevoll und beschützend zu.



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Monate vergingen, ohne einen Besuch vom 'Mann der Schattenwelt'.

Doch kommt es ihr vor, als würde sie einen Schleier vorm Gesicht

tragen. Alles kommt ihr so leer vor, so vollkommen und unwirklich.

Wurde sie bereits ihrer Seele beraubt?



Mulder und Scully waren gerade außerhalb der Stadt um einen Zeugen zu befragen.

Mulder fiel ihre Abwesenheit während der Befragung auf. Doch sie schien nicht nur

da schon so abwesend zu sein. Schon seit vielen Wochen, war sie nicht mehr dieselbe Scully,

wie sie es zuvor war. Sie war ruhig und sagte nur das Nötigste. Er dachte, dass diese Vision, die

sie damals hatte vielleicht etwas damit zu tun haben könnte. Doch er wollte sie nicht darauf

ansprechen, weil er nicht wusste, wie sie reagieren würde. Er wollte ihr einfach noch ein

bisschen Zeit geben, um über diese Sache hinwegzukommen.



Doch plötzlich stand Scully aus ihrem Sessel auf und rannte hinaus.

Mulder bat den Zeugen um Entschuldigung und lief ihr so schnell wie nur möglich hinterher.



„Scully? Alles okay?“, fragte er sie, als er sie draußen im Garten erreicht hatte.



„Ja, ja, es geht mir gut. Nichts weiter. Ich brauche nur ein bisschen frische Luft.

Du kannst den Zeugen ruhig weiter befragen.“, versuchte sie ihn nicht unnötig zu belasten.



„Okay, aber du sagst mir doch, wenn was nicht stimmt?“



„Na klar.“, nickte sie ihm mit einem kleinen Lächeln zu.



‚Wow, das war das erste Lächeln von ihr seit Monaten.’

Vorsichtig gab er ihr einen Kuss, der ihr zeigen sollte,

dass er immer und zu jeder Zeit für sie da sein würde und ging dann

zurück in das Haus um den Zeugen weiter zu verhören, während sie runter zum See ging.



Nach ein paar Minuten des Nachdenkens, rieb sie sich die Augen.

Als sie wieder aufblickte, sah sie, wie sich der See in zwei Hälften

teilte. Alles teilte sich. Die ganze Masse wurde weniger

und wurde durch Licht und Schatten ersetzt. Bis sie dann nur noch

im vollkommenden Nichts stand.

Sie schrie:

„Wo bist du? Komm schon, versteck dich nicht!“



„Dana!“, rief diese grausame Stimme des Schattenmannes ruhig und ausgeglichen.



„Ja, ich bin hier!“, schrie sie um so lauter zurück.



„Dana!“, rief er immer noch so emotionslos wie vorher.



„Komm raus, verdammt noch mal!“



„DANA !“



Aus der flüsternden, friedvollen Stimme, die ihren Namen rief,

wurde nun eine laute, dunkle, hasserfüllte Stimme.



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Mulder kam aus dem Haus und sah sie am See stehen. Vom Weiten konnte

er erkennen, dass etwas nicht in Ordnung war. So schnell er konnte

lief er zu ihr.

Vor ihm stand sie. Stumm und starr, die Augen weit aufgerissen.

Er kannte diesen Gesichtsausdruck. Es war der gleiche, wie damals am Fluss.



„Oh Gott, oh Gott. oh Gott.

Scully, komm schon. Komm hier her, zu mir! Ich bin hier.“, mit bibbernder, verzweifelter Stimme

versuchte er sie aus der Schattenwelt zu befreien.

Sie regte sich nicht.



Wütend wandte er sich um und brüllte zum See hinaus:

„HÖRST DU MICH? HÖRST DU MICH, DU SCHEUSAL? LASS SIE LOS!

SIE GEHÖRT ZU MIR! DU HAST KEIN RECHT SIE AN DICH ZU NEHMEN!“



Seine Stimme brach. Tränen liefen seine Wangen hinunter.

„Gott!“, schluchzte er mit gebrochener Stimme.



Er drehte sich wieder zu ihr und riss sie an sich.

Mit all seiner Kraft umarmte er sie und barg sie in seinen Armen.



„Mulder!?

Er hat mich gehen lassen.“, sprach sie zu ihm um einiges ruhiger.



„Irgendwann wird er dich nicht mehr gehen lassen, Dana.“, stammelte er noch völlig verzweifelt.



„Hör mir zu. Solange ich dich bei mir habe, werde ich das schaffen.“



Mulder zitterte am ganzen Körper und war verrückt vor Angst.

Nach einer Weile des Schweigens, ließ er von ihr ab und barg ihr Gesicht in seinen Händen.

Was er in ihren Augen sah, wollte er nicht glauben. Der Kerl hatte sie schon wieder geholt.



„S-C-U-L-L-Y !!!!“



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„Wir sind füreinander geschaffen. Ich werde dir das Licht zeigen,

er zeigt dir die Dunkelheit.“



„Er gibt mir Wärme, er ist mir näher, als jeder andere.“



„Das ist nicht wahr! Nie war dir jemand so nah wie ich. Hörst du? NIE!“



„Wer bist du?“



„Ich bin jemand, der dir alles zeigen kann, ich kann dir

die Grenzen der Liebe zeigen. Du musst mir nur folgen.“



„Bring mich zu Mulder!“



„ .... “



„BRING MICH ZU IHM, VERDAMMT!“



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„Scully? Hey, ich freu mich dich zu sehen.“ Mulder lächelte sie an.



Er saß an ihrem Bett und streichelte ihr sanft über die Wange.



„Was ist...was soll das? Wo bin ich?“



„Du bist im Krankenhaus.“



„Oh nein.“



„Wie fühlst du dich?“



„Schwach.“, flüsterte sie müde.



„Mulder was ist? Du klingst so traurig.“



Scully legte mit viel Mühe ihre Hand auf seine Wange.



„Und du hast geweint.“



„Scully. Es ist so ... Also der Arzt ... er sagte du bist ...“ er schluchzte und machte eine Pause



„Ja?“, versuchte sie ihm die Worte aus der Nase zu ziehen.



„Du bist krank.“



„Was? Krank?“, entgeistert bäumte sie sich auf.



„Irgendetwas in dir ruft Dinge hervor, die du siehst.

Sie werden intensiver, bis du dann schließlich ins Koma fällst und in einer völlig anderen Welt lebst.“

Er sagte ihr das alles so ruhig wie möglich.

„Die Ärzte sagen, dass du es allein schaffen musst diesen Fremdling zu besiegen,

um weiter zu leben. Anders wird es nicht gehen.“ den Tränen nahe, nahm er ihre Hand

in seine. „ ... Die Ärzte können rein gar nichts für dich tun, ... sie sind machtlos.“



Dana saß fassungslos in ihrem Bett.

Langsam lief eine Träne ihre Wange hinunter.



„Oh Gott, nein.", flüsterte sie und sah geschockt in seine Augen.



Er lehnte sich nach vorne und nahm sie abermals fest in seine Arme.

Sie schmiegte sich eng an ihn und lehnte ihren Kopf gegen seine Brust, von wo aus sie seinen

rasenden Herzschlag fühlte.



„Ich will dich nicht verlieren, Dana.“



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„Sie Schwein! Sie verdammter Arsch!“



„Agent Mulder!? Ich freue mich Sie zu sehen.“



„Einen Dreck tun Sie!“



Mulder überraschte den Raucher bei ihm zu Hause,

mit hasserfüllter und bibbernder Stimmer schrie er ihn an.



„Sie haben gesagt, Sie hätten Scully geheilt!“



„Das habe ich doch auch.“, gelassen zündete er sich eine

Zigarette an.



„Ich werde Sie umbringen.“ Mulder schlug ihn ins Gesicht.



Die Gelassenheit des Rauchers war wie weggewischt.

„Hören Sie Agent Mulder, ich habe keinerlei Schuld an dem, was Scully widerfahren ist.

Ich bin doch nicht Gott, ich entscheide nicht über Leben und Tod.“



„Oh doch, das tun Sie. Sie sind der Teufel!

Wie kann ich sie heilen?“



„ .... “



„Wie kann ich Scully heilen?“, er wurde noch lauter.



„Woher soll ich das wissen? Ich weiß doch gar nicht was sie hat.“



„Sie verdammter Lügner. Ich werde Sie ...“



„Agent Mulder! Das bringt Sie auch nicht weiter.“

A.D. Skinner stand in der offenen Tür und versuchte Mulder zurückzuhalten.



„Er hat Recht.“, stimmte der Raucher grinsend zu.



„Gehen Sie Mulder. Agent Scully braucht Sie jetzt.“, befahl ihm Skinner.



Widerwillig verließ Mulder den Raum.

Der Raucher lächelte ihm gelassen hinterher. Doch dann trat Skinner auf ihn zu.



„Wenn Sie jetzt denken, Sie hätten ihre Ruhe, dann haben Sie

falsch gedacht!

Wenn Sie uns nicht umgehend helfen, dann sehe ich mich gezwungen

ausfallend zu werden!“, schrie der Assistant Director ihn sachlich aber drohend an.



„Tut mir leid Walter, das kann ich nicht.“, er wurde wieder ernster.





„Dreckskerl! Und ob Sie das können, mit den ganzen Mitteln, die sie

gefunden und vertuscht haben zusammen mit ihren Freunden aus dem Syndikat.

Sie konnten Scully schon einmal mit diesem ganzen Heilungsmist helfen und ich

bin mir sicher, dass Sie es wieder können.“



„Ich bin schon lange nicht mehr in dieser Branche. Wenn ich Sie dann

bitten dürfte zu gehen.“ CGB Spender machte eine ausladende Geste zur Tür.



„Wir sind noch lange nicht fertig!“, sprach Skinner angewidert und verließ anschließend das Appartement.



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„Dana, du musst jetzt ganz stark sein!“



Margaret Scully saß zu dieser späten Stunde am Krankenbett ihrer Tochter um ihr Trost zu spenden.



„Ja Mom. Das bin ich doch immer. Aber diesmal reicht meine Kraft allein nicht aus.“



„Du hast jemanden, der sie dir gibt. Er gibt dir sehr viel Stärke und Energie mit seiner Liebe zu dir.“



„Mom, ich habe solche Angst. Solche Angst vor diesem Mann.

Er ist so grauenvoll und dort bin ich alleine. Dort in dieser Dunkelheit kann mir Mulder nicht helfen.“



„Doch das kann er. Er ist immer bei dir, Schatz. Wir alle sind das.“



Mrs. Scully deutete auf Danas Herz.



„Mit jedem mal, wenn er kommt, wird er stärker. Und es wird immer heller.

Irgendwann kann ich keinen Widerstand mehr leisten und bin gezwungen ihm ins Licht zu folgen.“



„Dana, wenn Fox in deinem Herzen anwesend ist, dann ist er es überall,

an jedem Ort, auch wenn er noch so grauenvoll ist.

Ruf ihn einfach, wenn du ihn brauchst, dann wird er kommen.“



„Mom...“



Unfähig den Satz zu Ende zu führen, umarmte Scully ihre Mutter so fest sie konnte

und fing an bitterlich zu weinen.



„Dana, ich liebe dich.“ Tröstend streichelte Mrs. Scully ihrer Tochter über den Rücken.



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Traum und Traurigkeit



Scully schlief.

Sie lag ruhig in ihrem Bett und atmete gleichmäßig.



In ihrem Traum hörte sie jemanden leise aus der Ferne singen,

konnte aber nicht feststellen, wer es war.



„I love your skin - oh so white

I love your touch - cold as ice

And I love every single tear you cry

I just love the way you’re losing your life

Oh my Baby, how beautiful you are

Oh my Darling, completely torn apart

You’re gone with the sin my baby

And beautiful you are

So gone with the sin my darling

I adore the sin my darling

I worship your scent

Sending shivers down my spine

I just love the way – you’re running out of life”



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Scully schreckte hoch und hatte einen schweren Atem.



„Mulder?“, flüsterte sie erschrocken und versuchte ihre Angst zu verstecken.



„Ja?“, antwortete er ruhig.



„Was machst du hier? Es ist viel zu spät.“



„Ich musste einfach herkommen. Ich kann nicht schlaflos zu Hause rumliegen und in Ungewissheit bleiben. Was hast du denn geträumt, was dich so hochschrecken ließ?“, behutsam legte er seine Hand auf ihre

und kam ihr näher.



„Nichts! Nichts Klares.“



Wieder liefen ihr Tränen und schutzsuchend ging sie in Mulders Arme.

Er hielt sie zärtlich und sanft und versuchte ihr all den Trost zu geben,

den sie jetzt brauchte.



„Hey, du kannst mir alles sagen.“, flüsterte er liebevoll in ihr Ohr.



„Ja, ich weiß.“



Nach einer ganzen Weile löste sich Scully aus seiner Umarmung und

blickte in seine traurigen Augen.



„Ich weiß nicht, wie ich das hier überstehen soll.

Möglicherweise, werde ich es nicht schaffen.“



„Nein. Sag so was nicht! Du bist so eine starke Frau. Niemand wird dir je

etwas anhaben können.“



„Aber ich kann irgendwann nicht mehr. Mit jedem Mal werde ich schwächer.

Es ... es geht einfach nicht mehr.“, schluchzte sie.



„Aber Dana, du darfst nicht aufgeben!“



Er streichelte ihr Haar.



„ ... Ich werde doch nicht einfach so zukucken, wie man dich mir wegnimmt.

Ich brauche dich. Du bist der einzige Mensch in meinem Leben und ich

werde um dich kämpfen! Auch, wenn ich dabei sterben muss.

Ich werde nicht zulassen, dass man dir weh tut!“ Seine Stimme brach.



Wehleidig sah sie ihn an. Diese Worte rührten sie zutiefst, überzeugten sie aber nicht.



„Es wird aber langsam Zeit, mich meiner dunklen Bestimmung anzunehmen.

Und du solltest das auch.“



„Der Arzt sagte aber, dass du es schaffen könntest.“



„Ach!... Was weiß der Arzt schon!? Er muss das hier nicht durch machen!“



Mulder schaute sie an und war kurz vor einem Zusammenbruch.

Tränen liefen ihm bereits das Gesicht hinunter.



„Und was ist, wenn ich dir in deine Träume folge?“



„Du meinst Traumreise? Mulder, ..., wie soll das gehen?“



Völlig perplex schaute sie ihn an.



„Ich weiß nicht. Mit einem Psychiater, was weiß ich!?“, stammelte er.



Scully war zwar skeptisch, aber viel zu kraftlos, um sich jetzt mit Mulder anzulegen.

Sanft legte sie ihre Hand auf seine Wange und streichelte sie liebevoll.



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Ein paar Tage später lag Scully in ihrem Krankenhausbett und wurde von den grellen

Sonnenstrahlen geweckt.

Diese Nacht hatte sie einen ruhigen Schlaf. Sie träumte gar nichts.

Jedenfalls schien es ihr so.

Sie lag ein paar Minuten in ihrem Bett und dachte noch immer über das nach,

was Mulder ihr vor ein paar Nächten gesagt hatte. 'Sollte das mit der Traumreise

tatsächlich klappen?' Ihr fiel wieder das ein, was ihre Mutter ihr ein paar Nächte zuvor sagte.

Dass Mulder überall für sie da sein würde, solange er in ihrem Herzen vorhanden ist.

Die Tür ging auf und sie wurde rapide und unsanft aus ihren Gedanken gerissen.

Es war ...



„Frohike! Was machen Sie denn hier?“



„Ich habe von Ihrer Krankheit gehört, Scully und habe mir natürlich

Sorgen gemacht.“



Der kleine Mann ging näher an Scullys Bett und stellte die

mitgebrachten Blumen in eine Vase auf ihren Nachttisch.

Anschließend setzte er sich auf die Bettkante.



„Danke Frohike!“



„Mulder kam gestern ganz aufgelöst zu uns und hat alles erzählt.

Ich finde seine Idee, dass er mit in Ihre Visionen kommt gar nicht so schlecht.

Einen Versuch wäre es wenigstens wert.“



Scully setzte sich auf und starrte benommen auf ihre Bettdecke.

Sagen tat sie dazu nichts.



„Wissen Sie, Mulder hat Sie sehr lieb und er will Sie

auf gar keinen Fall verlieren ...“ er zögerte „ ... genauso wie ich!“



„Aber ich glaube nicht an so was! Das müssten Sie wissen.“ Sie war leicht säuerlich.



Frohike begann traurig zu lachen.



„Aber Sie kennen doch Mulder. Glauben Sie, er lässt sich davon abhalten?“



Sie schwieg.



„Wir haben einen Psychologen gefunden, der sich darauf

spezialisiert. Wir brauchen nur noch Ihre Zustimmung.“



„Na dann, bleibt mir ja wohl keine andere Wahl!“, erwiderte sie trotzig.



Frohike lächelte sie froh an und war stolz auf seine

Überzeugungskraft. Dann stand er auf und ging zur Tür.



„Ich bin gleich wieder da, Dana.“



Dann verließ er das Zimmer und Scully blieb verwundert zurück.

Ein paar Minuten später kam Frohike mit Langly

und Byers im Schlepptau wieder, was sie noch mehr verwirrte.



„Was haben Sie denn vor?“, fragte sie in ihrem typischen Scullytonfall - leicht skeptisch und leicht

ärgerlich.



„Wir werden Sie jetzt hier wegbringen!“, antwortete Byers ruhig.



„Wegbringen? Wieso?“, sie behielt ihren Tonfall, denn auch eine kranke Scully war schließlich

immer noch eine Scully.



„Ohne ärztliche Zustimmung können wir

diese Psychologensache nicht durchziehen, deswegen

müssen wir Sie jetzt irgendwie hier raus schmuggeln.“, versuchte es Langly mit ihr aufzunehmen.



Plötzlich betrat Mulder das Zimmer. Er war wie ein Arzt

angezogen, der bereit für den OP war.

Vorsichtig nahm er Scully und setzte sie in den Rollstuhl, den er organisiert hatte.



Die Lone Gunmen und Mulder blickten sich prüfend an.



„Bereit?“, fragte Mulder.



„Bereit!“, antworteten die Schützen fast synchron.



Langly, Frohike und Byers gingen voran und stellten sich

quer in den Flur. Dann krümmte sich Frohike plötzlich vor Schmerzen

und schrie, während die andern beiden den vorbeigehenden Ärzten eine Krankheit vorgaukelten.

Sie hatten es geschafft! Die Aufmerksamkeit der Ärzte hatten sie.

Langly drehte sich diskret zu Mulder und Scully und gab ihnen ein Okayzeichen.

Schnell aber unauffällig schob Mulder Scully aus dem Hospital.

Als sie draußen waren, entledigte Mulder sich seinem Arztkittel, Mund- und Haarschutz.



„Okay, draußen!“, murmelte er.



Er nahm sie hoch, trug sie in sein Auto und setzte sie auf den

Beifahrersitz. Den Rollstuhl ließ er achtlos stehen.

Schnell nahm er auf dem Fahrersitz Platz und fuhr los.



„Alles Okay?“, fragte er besorgt.



„Abgesehen von der Tatsache, dass ich gerade gegen das Gesetz

verstoßen habe und in Kürze sterben werde, geht’s mir gut!“



„Freut mich, dass du deinen Humor nicht verloren hast.“ Ironisch grinste er sie an.



„Sag mir lieber, wo wir hinfahren.“



„Zu den Lone Gunmen, dort treffen wir dann Dr. Norton.“



„Dr. Norton? Der Psychologe?“



Mulder nickte und warf Scully ein trauriges Lächeln zu.



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Totengeister



Mulder öffnete die Tür und die Einsamen Schützen

betraten den Raum.



„Seid ihr ohne Probleme aus dem Krankenhaus gekommen?“, fragte Mulder,

obwohl er sich nicht wirklich für die Antwort interessierte.



„Nachdem die Ärzte mir schon irgendwas in meinen

Magen spritzen wollten, sind wir bei der nächst besten

Gelegenheit davongelaufen.“, antwortete Frohike.



„Man, die hätten uns beinahe drangekriegt.“, brummte Langly.



„Wo ist Scully?“, erkundigte sich der kleine Mann.



„Sie schläft.

Aber wo ist Norton? Müsste er nicht schon längst hier sein?“ Mulder war beunruhigt.



„Der kommt sicherlich gleich.“, meinte Byers etwas nervös.



Mulder nickte beiläufig und ging dann anschließend in das Zimmer,

in dem Scully sich hingelegt hatte. Er setzte sich zu ihr aufs Sofa, streichelte

über ihre Schläfe und lächelte sie traurig an.



„Es wird alles gut werden, mein Engel. Mach dir keine Sorgen.

Ich werde machen, dass es aufhört.“



Langsam beugte er sich zu ihr runter und gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die Wange.

Plötzlich betrat Langly stürmisch den Raum:



„Dr. Norton ist da!“



„Okay, wir kommen. Danke Langly.“



Mulder blickte noch einmal zu Scully.

Plötzlich krallte sich ihre Hand fest an sein T-Shirt.

Panik stieg in Mulder auf.



”Scully? Scully? Scully wach auf!“



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Scully war wieder an diesem schrecklichen Ort.

Überall war es entsetzlich dunkel und ihr gegenüber stand

der schwarze Mann. Sie konnte ihn noch immer nicht sehen,

so dunkel war es.



„Lass mich los! Lass mich los, du Mistkerl!“, schrie sie, als er sie unsanft am Arm packte.



„Aber, du wirst doch nicht deinen Nahestehensden

so beschimpfen!?“, grinste das Darkness.



Scully wehrte sich gegen seinen festen Griff

und sie begann zu verzweifeln.



„Geht man denn so mit jemanden um, den man liebt?“



„Ich liebe dich nicht! Ich weiß gar nicht, wer

du bist und was du von mir willst.“, stotterte sie verängstigt.



„Ich liebe dich und ich will dich retten - retten vor der Dunkelheit!“



Er griff sie fester am Arm und sie begann zu weinen.



„Mulder! Mulder ich brauche dich!“, schluchzte sie völlig hilflos.



„Halt die Klappe!“, schrie er wütend.



„Mulder!“



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„Oh mein Gott sie hat eine Vision.“, brüllte Mulder und seine Stimme überschlug sich.

„ ... Dr. Norton, helfen Sie mir!“



Der Doktor kam schnell angerannt und mit ihm die Einsamen Schützen.



„Was muss ich tun?“, fragte Mulder verzweifelt.



„Nun das aller Wichtigste ist, dass Sie sich jetzt

konzentrieren und auf das hören, was ich sage.“



Mulder umarmte Scully und schloss seine Augen.



„Okay, das ist gut. Entspannen Sie sich und überlassen

Sie den Rest mir!“, befahl Norton, so beruhigend er konnte.



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Gewalttätig riss das Darkness Dana mit sich.

Doch plötzlich hallte eine Stimme aus der Dunkelheit. Es war Mulder.



„Lass sie los!“, schrie er voller Hass und Abscheu.



Doch es war schon zu spät.

Der Schattenmann hatte Dana schon viel zu weit in das Licht gezerrt.

Mulder rannte ihnen verzweifelt hinterher. Doch das Licht brannte auf seiner

Haut schlimmer als Danas Tränen. Es schmerzte unheimlich und ließ nicht zu, dass Mulder weiter vordrang. Er konnte nichts tun. Absolut gar nichts.



„Dana, gehört zu mir! Lass sie los, du verfluchter Dreckskerl!“,

schrie er aus Leibeskräften.



Unsanft fiel er zu Boden. In Strömen liefen ihm die Tränen seinen Wangen hinunter.

Er ballte seine Hände zu Fäusten und betete zu Gott, dass das alles nicht wahr ist.



„Dana! Dana, hörst du mich? Wehre dich!“, flüsterte er und schloss die Augen.



Mit neuem Elan stand er wieder auf und rannte in das Licht soweit er konnte.

Er wusste nicht, was mehr weh tat. Die Tatsache, dass er seinen Engel verliert

oder das grelle Licht, welches seinen Körper verbrannte.



„Um Himmels Willen - wehre dich!“, schrie er wieder.



Doch er konnte Scully nicht mehr sehen.

Sie war weg.

Sie war weg und es brach ihm das Herz.



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Frohike, Langly und Byers standen sprachlos in einem Krankenhauszimmer.

In dem einen Bett lag Mulder, der ins Koma gefallen war.



In dem anderen lag bis vor ein paar Minuten noch Scully.

Doch die Ärzte kämpften gerade in diesem Moment um ihr Leben.

Und es schien so, als würden sie verlieren.



Die Augen der drei Schützen waren auf Mulder gerichtet

und lauschten dem Rhythmus seines Herzens.

Es schien nicht gut um ihn zu stehen.



„Oh mein Gott!“, flüsterte Frohike kaum hörbar.



In diesem Moment betrat eine Krankenschwester den Raum.

Die Lone Gunmen drehten sich umgehend zu ihr.



„Wie geht es ihr?“, erkundigte sich Frohike hoffnungsvoll.



Doch jegliche Art von Hoffnung, war wie weggewischt,

als er den Gesichtsausdruck von Schwester Sullivan sah.



„Es tut mir furchtbar leid ...“, sie war den Tränen nahe.



Die drei Männer neigten die Köpfe.



Nach einer Weile meldete sich Langly zu Wort:



„Komm schon, Mulder! Du musst durchhalten.“



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A Perfect Dream



Mulder lag nackt und zusammengekauert auf dem kalten, dunklen Boden.

Ihm kam es vor, als wenn er schon Stunden so verharrte.

Noch hatte er keinerlei Ambitionen zurück zu kehren.

Ohne Dana hatte er überhaupt keine Ambitionen.

Er schluchzte und plötzlich fühlte er eine Hand auf seinem Rücken.

Er erschrak und fuhr herum.



„Dana? Du bist hier! U ... u ... u ... und du hast

... du hast ja Flügel.“



Scully stand vor ihm splitternackt,

mit mächtigen Flügeln, die majestätisch empor ragten.

Und sie sah einfach wunderschön aus.



„Mulder, es ist Zeit sich zu verabschieden!“



„Was?“



„Er hat meine Seele erlöst - ich bin frei.“



„Verabschieden? Aber wieso?“



„Es gibt kein Zurück mehr, Mulder.“



Mulder musste sich hinknien, weil seine Beine ihn nicht mehr

tragen wollten. Langsam beugte sie sich zu ihm hinunter und

legte zärtlich und tröstend ihre Arme um ihn. Es war ein

atemberaubendes Gefühl ihn so zu halten. Und es würde das letzte Mal

sein, dass sie die Möglichkeit dazu hatte.

Zögerlich erhob sich Mulder wieder und zog Scully

mit sich. Schweigend standen sie sich gegenüber,

denn keiner wollte den Anfang vom Ende einleiten.

Er senkte seinen Kopf und legte seine Hände schüchtern

auf ihre Hüfte.



„Wie viel Zeit haben wir?“



„Mulder, vergiss die Zeit!“



Mulder seufzte und war eine Weile still.



„Ich höre Engelsgesang.“, flüsterte er verwundert.



„Darf ich dich umarmen? Ein letztes Mal?“, bat sie ihn mit gebrochener Stimme.

Ihre Augen brannten und ihr Hals schmerzte.



Scully fing an zu weinen und schmiegte sie sich fest an ihn.



„Es bricht mir das Herz.“, keuchte sie schmerzerfüllt.



Mulder löste sich von ihr und hob ihren Kopf an.



„Ich werde dich für immer lieben.“



„Mulder, ...“



„Scchhhht!“



Er schloss seine Augen und beugte sich zu ihr.



„Das wollte ich schon eine Ewigkeit tun.“, sagte er erstaunlich ruhig.



Vorsichtig berührten sich ihre Lippen -

so als küssten sie sich zum ersten Mal.



Sie hatte seinen Nacken fest umfasst und schmiegte ihren Körper eng an seinen, während sie ihn immer leidenschaftlicher küsste.

Mit jeder Sekunde, die sie bei ihm war, zersprang ihr Herz in unzählige Stücke.

Und das Gefühl der Zuneigung stieg für beide ins Unermessliche.



Doch obwohl sie sich in diesem Moment der Verzweiflung so unglaublich zu ihm hingezogen fühlte,

ließ sie schweren Herzens von ihm ab.

Denn sie wusste, dass es ihm von Sekunde zu Sekunde schwerer fallen würde,

sie gehen zu lassen.



„Wieso bleiben wir hier nicht für immer?“



„Mulder, man kann nicht zwischen Leben und Tod existieren!“



„Ich kann mein Leben nicht ohne dich leben. Du bist mein Leben!“



Sie lächelte traurig und streichelte über seine tränenfeuchte Wange.

Ein letztes Mal.

Sie warf einen letzten Blick in sein schmerzerfülltes Gesicht,

blickte ihm ein letztes Mal in seine lieben Augen, die sich

nach ihr sehnten und ließ ihn anschließend allein zurück.





**Mulder, wir beide - bis in die Ewigkeit!**





*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“*“







Allein in düstren Grabgedanken stehen,

so wird sich deine Seele sehen.

Es ist nicht einer in der Menge,

der ins Verschwiegne deiner Stunde dränge.



Sei ruhevoll in deiner Einsamkeit,

die nicht Alleinsein ist; denn hier,

im Tod, sind, die zur Lebenszeit

schon vor dir standen, auch bei dir;

der Toten Geister, und ihr Wille

wird überschatten dich - sei stille.



Die Nacht wird klar, doch finster sein.

Vom hohen Himmelsthron wird kein

Gestirn mit jenem Lichtblick sehen,

der Hoffnung gleich, den Sterblichen zu Lehen.

Doch der Sterne glanzlos Rot

wird deiner Mühsal, deiner Not



wie ein Fieber sein, ein Feuer,

das sich stets in dir erneuer' .

Nicht bist Herr du der Gedanken,

noch hältst Bilder mehr in Schranken,

und Geist wird sie, wie Moos

Tropfen Taus, niemals mehr los.



Der Windhauch, Gottes Atem, schweigt.

Nebel, der zum Hügel steigt,

Schatten nur - Schatten nur - obwohl

deutlich: Zeichen und Symbol - ,

wie er in den Bäumen webt:

Geheimnis aus Geheimnis lebt!



*Totengeister by Edgar Allen Poe*









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