World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

S.O.S. - Save our Souls

von Kerstin Gerner

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Um einen geliebten Menschen zu schützen – wie weit würde der andere gehen ?

Verzicht, Schmerz, Leid – vielleicht bis hin zur Selbstaufgabe ?!

Wie es auch immer sein mag, es ist nicht leicht den Menschen, den man innig liebt auf Abstand zu halten, um ihn zu beschützen.

Es wird riskiert auch ihm Schmerz und Leid zuzufügen - ihn sogar zu verlieren.

Kein Mensch sollte sich über die Gefühle eines anderen hinwegsetzen – schon gar nicht, wenn es der Vertraute, der Freund ist.

Ist denn das psychische Leid dem des physischen vorzuziehen ???



Mulders Büro 05.10.2000



Den Kopf tief in den Akten vergraben ging ich durch den Flur in Richtung unseres Büros.

Ich machte mir nicht großartig die Mühe anzuklopfen, sondern trat schwungvoll ein und grüßte: „Guten Morgen Mulder.“

„Hm...“ kam es zurück. Überrascht hob ich meinen Kopf und sah meinen Partner an.

Er saß vorne übergebeugt am Schreibtisch las, so vermutete ich, die Berichte über einen neuen Fall durch.

Mit der einen Hand kratzte er sich am Hals, zwischen den Fingern der anderen ließ er einen Bleistift rotieren.

„Meine Güte, Mulder! Welche Laus ist Ihnen denn über die Leber gelaufen? Geht es Ihnen gut?“

„Danke der Nachfrage. Mir geht es gut.“

„Hey Mulder, ist das nicht normalerweise mein Text?“ versuchte ich die Situation etwas zu entkrampfen.

„Mein Gott, Scully. Was wollen Sie eigentlich? Warum müssen Sie immer etwas in eine Sache hinein interpretieren, wo gar nichts ist?“ fuhr er mich an.

Erschrocken trat ich einen Schritt zurück. Ich hatte ja schon viel mit Mulder erlebt, aber ich hatte noch nie Angst vor ihm gehabt – bis jetzt.

Schnell wechselte ich die Taktik und bemerkte, „Nein, entschuldigen Sie bitte“ noch schnell bevor ich mich wieder hinter meiner Akte verschanzte.

Er war ganz und gar nicht in Ordnung. Wenn ich nur wüsste, was es ist.

Nervös kaute ich auf meinem Bleistift herum während ich so tat als lese ich die Akte, und warf Mulder durch den Vorhang meiner Haare immer wieder verstohlene Blicke zu.

„Scully?“ Seine Stimme hatte nicht den Unterton, den sie sonst immer hatte, wenn er mich beim Namen nannte.

Ich schaute hoch und erwiderte seinen Blick. Normalerweise konnte ich immer gut in seinen Augen lesen. Doch alles was ich dort vorfand war Leere. Wenn es wahr ist, dass die Augen der Spiegel zur Seele sind, dann sah es in Mulder nicht besonders gut aus.

„Ich werde den Fall alleine bearbeiten, Scully, und möchte Sie bitten diese Entscheidung zu respektieren!“

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren stand er auf und verließ den Raum. Sorgenvoll den Kopf schüttelnd sah ich ihm nach. Was war denn nur los mit ihm?



Ich hatte wirklich Angst um ihn, aber leider musste ich mir selbst eingestehen – auch vor ihm. Denn er machte den Eindruck als sei er unberechenbar. Ich beschloss mit seiner Psychologin darüber zu sprechen. Diese konnte mir wie ich dann erfahren musste, leider auch nicht helfen.

Schließlich probierte ich noch bei den drei Jungs, an irgendwelche Informationen Mulder betreffend heranzukommen ...

Diese schmachtende Blicke musste ich dann auch Wohl oder Übel über mich ergehen lassen ....

Auch nichts.

Nach langem Grübeln und da ich sowieso nur noch zu Unproduktivem fähig war, verlagerte ich mein Nachdenken auf mein Apartment.

Scullys Apartment spät am Abend



Nun saß ich hier. Ich kam weder mit meinem Bericht weiter noch mit meinen Nachforschungen in bezug auf Mulder, als es plötzlich kurz aber laut und herrisch an der Tür klopfte.

Ich ging um zu öffnen und atmete erst mal tief durch, bevor ich durch den Spion sah.

Draußen stand Mulder.

Langsam öffnete ich die Tür. Doch kaum hatte ich sie einen Spalt weit geöffnet, da wurde sie von außen mit solch einer Wucht nach innen gedrückt, dass ich nur noch ausweichen konnte.

Während er die Tür wieder zuschlug, packte er mich an den Oberarmen und presste mich an die Wand.

„Warum Scully, warum? Was fällt Ihnen ein meine Freunde zu befragen, was mit mir los sei!“

Zitternd vor Wut stand er vor mir. Sein großer Körper, nicht breit aber durchtrainiert, versperrte mir zierlichen, kleinen Person den Fluchtweg. Ich sah ihn also nur stumm an.

Ich bemerkte, dass sich etwas zwischen uns änderte.

Er sah mich starr an. Kurz bevor unsere Blicke entgültig ineinander versanken wandte er sich ab und trat ein paar Schritte weg von mir. Dort stand er.

Er ließ den Kopf hängen, seine Schultern waren verkrampft und seine Hände ballten sich ständig zu Fäusten, nur um sie gleich darauf wieder zu öffnen.

Ich stellte mich an seine Seite, wohlwissend, dass meine forschende Haltung erneut Aggressionen bei ihm hervorrufen konnten.

Plötzlich lachte er trocken auf: „ Verdammt Dana, verdammt! Was muss ich noch alles tun um dich von mir fernzuhalten?“ Überrascht riss ich die Augen auf.

Er duzte mich und überhaupt - warum der plötzliche Stimmungsumschwung??

„Bitte?“ fragte ich ihn.

Ich zuckte zusammen, als er plötzlich herumwirbelte, direkt vor mir zum stehen kam und seine Faust neben meinem Kopf auf die Wand krachte.

„Verdammt“ flüsterte er, überwand die wenigen Zentimeter , die uns noch trennten, drängte mich gegen die Wand und küsste mich.

Zuerst wehrlos stieß ich ihm dann so heftig gegen die Brust, dass er von mir ablassen musste.

„Sie haben ja auch Nerven!“ zischte ich ihn schweratmend an.

„Den ganzen Tag beleidigen und verletzen sie mich und dann meinen Sie, Sie könnten mich einfach so küssen? Zuerst einmal will ich eine Erklärung was mit Ihnen los ist!!“

Er lehnte sich mit dem Rücken and die Wand gegenüber von mir.

Er stand da, die Arme verschränkt mit gesenktem Kopf und leicht überkreuzten Beinen.

Stockend begann er zu sprechen: „ Die sind an mich herangetreten. Sie drohten mir damit Sie mir wieder wegzunehmen – wenn... ja wenn ich es nicht schaffen sollte Sie von mir fernzuhalten. Was sollte ich tun? Ich konnte doch nicht zulassen, dass sie dich mir wieder wegnehmen.“ Er stand nun wieder dicht vor mir, nahm mein Gesicht in seine Hände und fuhr leise, fast flüsternd fort. „Du bist doch mein Leben. Ohne dich ist alles so sinnlos.“

Ich bemerkte wie er zitterte. Dann wandte er sich plötzlich ab. „Aber jetzt mussten die gar nichts mehr tun, nicht? Ich habe dich auch so verloren ...“

Bei den letzen Worten drehte er den Kopf ein wenig und sah mir mit seinen Augen direkt in die Seele.

„Nein hast du nicht“, ich sah, wie er aufmerkte. „Du wirst mich nie verlieren, du Dummerchen. Erinnert du dich daran, was ich vorhin sagte: Zuerst die Erklärung.“

„Und dann?“ er kam auf mich zugeschlichen, mit der katzenhaften Geschmeidigkeit, die ihm zu eigen ist und mit dem verschmitzten Mulderblick in den Augen.

„Dann“, sagte ich etwas atemlos, „darfst du die Braut küssen“ meinte ich und er trat den letzten Schritt auf mich zu.

Um es mit (veränderten) berühmten Worten auszudrücken:

Es war ein kleiner Schritt für Fox William Mulder, aber ein großer für die Zukunft von Dana Scully und Fox Mulder.

Mit dieser Gewissheit, nämlich einer gemeinsamen Zukunft, ließ ich den lang verborgenen gehaltenen Gefühlen freien Lauf und küsste wie ich noch nie zuvor geküsst hatte.



Ende
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