World of X

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Aus zweierlei Sicht

von Hanja

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Scully:



Wie eine Ertrinkende klammere ich mich an ihn.

Ich tue es, da ich sonst das Gefühl hätte zu fallen.

Tief zu fallen.

Meine Hände sind in seinen Haaren vergraben

und meine Ellenbogen auf seine Schultern gestützt.

Ich bin verloren,

in seinem Kuss.



Ich drücke meinen Körper noch enger an seinen und erwidere den Kuss mit einer

verzweifelten Leidenschaft,

die ich nicht für möglich gehalten hätte.

Ich spüre das Pochen seines Herzens an meiner Brust.

Oder ist es meines, das zu zerspringen droht?



Ich ertrinke,

ertrinke in einem Kuss von ihm,

und nichts kann mich mehr retten.

Niemand außer ihm.



Ich spüre den Regen nicht mehr,

von dem ich weiß, dass er da ist;

fühle nichts außer der Wärme seines Körpers

und dem Gefühl seiner Lippen auf den meinen.



Ich weiß nicht, wieso dieser Kuss entstanden ist,

warum er gerade heute passierte, aber das ist mir im Moment egal.

Das einzige was zählt ist, dass er real ist.

Dass er wirklich passiert

und nicht nur in meinen Träumen.



Der heutige Tag hatte eigentlich ganz normal begonnen.

Es war mein Geburtstag, aber deshalb nichts Besonderes, denn ich kümmerte mich in den letzten Jahren nicht mehr viel um diese Dinge.

Mulder hatte ihn sogar wieder einmal vergessen.

Natürlich hatte ich mich davor gehütet ihm einen Vorwurf deswegen zu machen.

Wie gesagt, ich maß diesen Dingen nicht mehr viel Wert bei.

Deshalb weiß ich nicht mehr, wie es gegen Feierabend geschehen war, dass ich eine Bemerkung bezüglich des heutigen Datums fallen ließ.

Ich erinnere mich noch an den peinlich berührten, ja fast sogar geschockten Ausdruck auf Mulders Gesicht.

Ich beeilte mich ihm zu versichern, dass es nicht so wichtig sei, aber dennoch stand er einige Zeit später vor meinem Apartment.

Wir prallten vor der Tür meines Wohnhauses zusammen, da ich gerade drauf und dran war zu meiner Familie zu fahren. Es regnete in Strömen und seine Haare hingen ihm strähnig in die Stirn. Ich bat ihn heraufzukommen, aber er sagte mir, dass er eigentlich schnell wieder fort müsse, ins Büro, eine neue Akte einsehen. Er wolle mir nur mein Geburtstagsgeschenk überreichen.

Er drückte mir lächelnd ein kleines Päckchen in die Hand.

Dann beugte er sich zu mir herunter.

Ich dachte mir nichts dabei und kam seinen Lippen entgegen.

Ein Geburtstagskuss unter Freunden. Was war schon dabei? Trotzdem spürte ich, wie mein Herz schneller zu schlagen begann, noch bevor sich unsere Lippen berührten.

Und als sie dann aufeinander lagen, verweilten sie dort ein wenig. Das war nicht so ungewöhnlich wie es schien. Zu Silvester hatten wir uns auch geküsst und dieser hatte länger gedauert. Trotz allem war er rein freundschaftlich geblieben.

Doch diesmal war keiner von uns beiden gewillt abzulassen.

Sich vom Mund des anderen zu lösen.

Der Kuss dauerte an.

Bis er zu lang angehalten hatte.

Zu lange, um für einen von uns noch als nichtbedeutend zu gelten.

Mulders Zunge streifte zart über meine Lippen. Einmal, dann noch ein andermal. Diesmal drängender, fordernder.

Breitwillig öffnete ich meinen Mund und gewährte ihm Einlass.



So war es geschehen.

Geschehen, wozu wir schon öfters die Möglichkeit gehabt hatten,

welche wir aber nie gewagt hatten zuzulassen.

Ich hatte Angst gehabt vor der Stärke meiner Gefühle, die ich für ihn empfand.

Angst, meine Unabhängigkeit zu verlieren.

Angst, dass ich mich ihm noch mehr offenbaren würde,

als ich es eh schon über all die Jahre getan hatte.

Wir vertrauten uns blind.

Und dieses Vertrauen barg vor uns ein gewisses Risiko.



Ich glaube, ich liebte ihn schon vom ersten Tag an.

Ich denke ich hatte mich in ihn verliebt, als ich zum ersten Mal die Tür zu seinem Kellerbüro geöffnet hatte.

Er war anders.

Anders als alle anderen Leute beim FBI und in meiner Umgebung.

Es ging ihm nicht darum, wieviel Geld er verdiente oder was die anderen Leute von ihm dachten, sondern er war auf eine gewisse Art tiefsinniger, weiser.

Er hatte damals vielleicht nicht so geredet, war nicht zufrieden gewesen, dass ich ihm zugeteilt worden war und er hatte kein Geheimnis daraus gemacht. Doch seine Augen hatten Bände gesprochen. Obwohl er noch sehr jung aussah, lag in ihnen die Weisheit eines Menschen der schon viel gesehen hatte. Der Verluste erlebt hatte.

Durch sie teilte er sich mir mit. Obwohl er mich nicht kannte und wie schon gesagt, nicht erfreut war, dass ich mit ihm zusammenarbeiten sollte.



Ich liebte ihn schon immer,

aber erst mit der Zeit begann ich ihn zu begehren.

Und dieses Begehren erreichte jetzt seinen Höhepunkt.

Bevor dieser Kuss geschah,

hatte ich immer gedacht, ich würde ohne ihn zurechtkommen,

ohne seine Berührungen, seine Küsse, seine körperliche Liebe,

doch jetzt wird mir bewusst dass es für mich unmöglich ist, das durchzuhalten.

Ihm scheint es genauso wie mir zu gehen,

denn langsam bugsiert er mich Richtung Eingangstür, ohne von mir abzulassen.

Eine Hand wandert von meinem Rücken zum Türknauf.

Es braucht einige Zeit bis er ihn gefunden hat, doch dann gibt die Tür plötzlich ruckartig nach und wir stolpern beide nach hinten, nur mit Mühe das Gleichgewicht haltend.

Dann kommt ein wesentlich schwierigerer Teil. Die Treppen.

Aber Mulder hat alles im Griff.

Er löst seine Lippen von meinen und hebt mich hoch.

Ich berge meinen Kopf an seiner Brust und schlinge meine Beine um seine Hüften. Ich ziehe den Geruch in meine Nase, der von seinem Pullover ausgeht. Er riecht nach Mulder, seinem Aftershave und Wolle.

Vor meiner Wohnung setzt er mich vorsichtig ab. Ich krame nach meinem Schlüssel und bemerke dabei, dass meine Hände leicht zittern.

Als ich ihn gefunden habe schließe ich auf.

Ich erwarte, dass Mulder mich wieder in den Arm nimmt, doch das tut er nicht. Er blickt mich nur wartend an.

Ich bin unfähig zu sprechen, deshalb gehe ich ihm einfach voraus in meine Wohnung. Drinnen bleibe ich stehen und sehe in an. Ich weiß nicht, was plötzlich mit ihm los ist, wieso er plötzlich so zögert, als wäre er sich nicht ganz sicher. Ein Angstgefühl breitet sich in meiner Magengegend aus. Was, wenn er es nicht so gemeint hatte? Wenn ich mehr von ihm erwartete, als tatsächlich auch für ihn möglich war?

Er macht einen Schritt auf mich zu, ist jetzt zwar in meiner Wohnung, macht aber trotzdem nicht irgendeine Andeutung was jetzt weiter passieren sollte. Seelenruhig betrachtet er mich, und bei diesem Blick verspüre ich ein flaues Gefühl in meiner Magengrube. Langsam geht er auf mich zu und legt seine eine Hand auf meine Wange und schlingt die andere um meinen Nacken. Zart streicht er mit dem Daumen über meine Wange. Fragend blicke ich zu ihm hinauf in seine Augen. Er steuert mich zielsicher in Richtung Couch und ich lasse es geschehen. Er könnte in diesem Augenblick alles anstellen was er wollte, ich würde es nicht zu verhindern wissen. Ich fühle mich schwach, und diese Schwäche macht mir Angst. Über all die Jahre habe ich mich bemüht, ihm nicht meine Schwächen zu zeigen, stark zu sein. Ich wollte ihm nie das Gefühl geben, er müsse mich beschützen.

Doch diesmal habe ich keine andere Wahl. Ich setze mich hin und er bleibt vor mir stehen. Ich vertraue ihm, klar, doch ich verstehe nicht wie er in einer solchen Situation diese Ruhe bewahren kann, die er an den Tag legt. Ich folge seinem Blick, der auf die Wasserspur deutet, die wir beim eintreten hinterlassen haben. Er lächelt schief und zieht seinen tropfenden Mantel aus, den er säuberlich über einen Stuhl hängt.

Mit großen Augen sehe ich zu ihm auf und beobachte ihn, wie er sich mir langsam nähert.

Durch das Fenster spiegelt sich das Mondlicht wieder und zeichnet sanfte Spuren auf seinem Gesicht. Man kann es erkennen, da wir es versäumt haben, das Licht einzuschalten. Vorsichtig, so als könnte ich mich durch seine bloße Nähe in Luft auflösen, setzt er sich neben mich. Als er langsam seine Hand hebt und mir federleicht mit den Fingerspitzen über das Gesicht streicht, bin ich ihm dankbar. Dankbar, für die Zeit die er mir lässt. Ich weiß jetzt, dass sein anfängliches Zögern Unsicherheit gewesen war, unwissend ob ich das auch wirklich wollte. Er würde nie das Vertrauen, welches zwischen uns herrscht aufs Spiel setzen, denn es ist auf schwierige Weise erlangt worden und uns beiden daher so kostbar, wie nichts anderes auf der Welt.

Ich blicke in seine von der Dunkelheit tiefschwarz gefärbten Augen und lese in ihnen das, was ich schon immer gelesen, aber nie zu erkennen gewagt habe: Liebe. Unendliche und unveränderliche Liebe. Ich beuge ihm meinen Kopf entgegen und vorsichtig nehmen seine Lippen die meinen in Besitz. Es ist nur ein Hauch von einer Berührung, die Leidenschaft von vorhin hat sich in Zärtlichkeit verwandelt.

Seine Arme umschlingen meinen Nacken und seine Hände vergräbt er in meinen Haaren.

Sein Mund gleitet ab über meinen Hals zu meinen Schultern, die in einem Shirt gefangen sind. Er schiebt den Kragen beiseite und berührt die nackte Haut sanft mit seiner Zunge. Ein Kribbeln rieselt durch meinen Körper und mein Kopf biegt sich zur Seite, als er wieder den Hals hinauf wandert und ihn ebenfalls liebkost. Aus meiner Kehle dringt ein leiser, wohliger Seufzer und meine Arme legen sich auf seinen Rücken und drücken ihn noch näher an mich.

Ohne seine Zärtlichkeiten zu unterbrechen wechseln wir die Position und er zieht mich auf seinen Schoß.

Wir beginnen wieder uns zu küssen. Intensiver als zuvor. Da ich meinen Kopf drehen muss und dieser sich somit in einer etwas eigenwilliger Lage befindet, welche bald zum schmerzen beginnt, löse ich mich für einen kurzen Augenblick von ihm und setze mich so hin, dass sich seine Schenkeln zwischen meinen Knien befinden und unsere Gesichter sich gegenüber sind. Wir fahren fort, wo wir stehen geblieben waren. Seine Handflächen pressen gegen meine Hüften und verraten mir, was er will. Willig hebe ich meine Hände über meinen Kopf und er befreit mich von meinem T-Shirt.

Mir ist nicht entgangen, dass auch ihm seine Hosen enger geworden sind. Schnell mache ich mich dran die Knöpfe zu öffnen. Ein erleichtertes Grummeln dringt tief aus seiner Kehle, als ich die Hose von seinen Hüften zerre und sie achtlos auf den Boden gleiten lasse. Seine Hände vergraben sich in meine Haare und ein leichtes Ziehen seiner Daumen an meinem Kinn deuten mir mich wieder rauf zu bewegen und mich wieder um seinen Mund zu kümmern. Als ich meine Lippen wieder auf seinen heißen Mund presse, drückt er mich, ohne auch nur einen Zentimeter von mir abzulassen, auf die Couch. Ich liege nun und er über mir. Sein Gewicht fühlt sich gut an und seine Hitze, die von ihm ausgeht, umgibt meinen ganzen Körper. Hatte ich jemals Zweifel gehegt dass es richtig war meinen Gefühlen zu folgen und diesen Mann bedingungslos zu lieben, so waren diese jetzt entgültig aus dem Weg geschafft. Es war richtig! Und so fühlte es sich auch an.

Mir ist nicht bewusst, wann es geschehen ist und wer es ihm ausgezogen hat. Tatsache ist, dass jetzt auch sein T-Shirt am Boden liegt und seine nackte Haut gegen meine reibt. Seine Hände sind überall auf meinem Körper. Ich fahre mit meinen unaufhörlich seinen Rücken auf und ab, gleite dann zu seiner Brust ab und ziehe jede einzelne Kontur seiner Bauchmuskeln nach.

Seine Zunge umkreist derweil meine gehärteten Brustwarzen, bis er schließlich eine in den Mund nimmt und daran saugt. Dann geht er zur anderen über und lässt auch den Bauch nicht zu kurz kommen. Da diese Behandlung kitzelt, entfährt mir ein wohliges Kichern.

Auch er brummt so eine Art Lachen als Antwort in meinen Bauch, dessen Vibration mir durch den ganzen Körper fährt. Plötzlich und unerwartet stoppt er. Er sieht zu mir auf, mit diesen dunkel leuchtenden Augen und eine Art Hilfeschrei liegt in ihnen. Ich verstehe, und diese Erkenntnis zaubert mir ein leichtes Lächeln auf die Lippen. Dankbar schiebt er den Rock nach unten und, wie zuvor unsere Shirts und seine Jeans, landet auch er am Boden. Dann arbeitet er sich wieder seinen Weg nach oben. Ich spüre seinen Atem auf meinem Gesicht und das Gefühl wie er langsam und sehr einfühlsam in mich eindringt. Doch da gibt es noch etwas, was ich ihm sagen muss. Wieder umspielt ein Lächeln meine Lippen.

„Danke“, sage ich.

„Wofür?“ war seine Antwort, kombiniert mit einem verwunderten Blick.

„Dafür, dass du mir Zeit gelassen hast. Nicht alle Männer sind so...“

Ernst blickt er mich an:

„Vielen geht es nur um das eine, oder auch wenn sie glauben jemanden wirklich und aufrichtig zu lieben, denken sie dann letztendlich beim Sex doch nur an sich und nicht an die Partnerin. Ich will nicht nur mit dir schlafen, ich will mit dir noch mehr verbunden sein, als wir es all die Jahre waren. “

„Liebst du mich?“ Meine Stimme ist nur noch ein keuchen, und als er mit einem heiseren „Ja. Ich liebe dich!“ antwortet, schließe ich die Augen gebe ich mich ganz diesem Gefühl hin welches sich immer mehr in mir ausbreitet.



Wenig später liegen wir beide nebeneinander auf der Couch. Ich bin erschöpft und glücklich. Seine Arme halten mich fest umschlungen, und da ich noch nicht bereit war diesen Augenblick zu stören, bedanke ich mich innerlich für diesen wunderbaren Höhepunkt den er mir beschert hatte.

Mulder hat seine Augen geschlossen, und ein seliges Lächeln liegt auf seinem Gesicht.

Als er sie öffnet strahlt er mich zufrieden an. Er hebt mich von der Couch und trägt mich Richtung Schlafzimmer, wo er mich ins Bett sinken lässt und mir daraufhin folgt. Er breitet die Decke über uns aus und eng aneinandergekuschelt schlafen wir ein.






Mulder:



Ein harmloser Kuss hätte es werden sollen.

Von der Art, wie der, den wir zu Silvester ausgeteilt haben.



Scheiß drauf!



Ich kann nicht, ich will nicht, ich wage es nicht,

ihn zu unterbrechen.

Es ist Zeit.

Zeit dafür.

Nach sieben Jahren.



Oder doch nicht?



Ich verdiene sie nicht.

Dafür habe ich sie schon zu oft gefährdet,

in Gefahr gebracht,

gezwungen zu widerrechtlichen Aktionen,

die ihre Karriere immer weiter ruinierten.

Hineingezogen in Angelegenheiten,

die ich nicht hätte teilen sollen,

vor allem nicht mit dem Menschen,

den ich mit der Zeit lernte über alles zu lieben.



Anfangs wehrte ich mich gegen sie.

Dann respektierte ich sie und vertraute ihr.

Als nächstes wurde ich abhängig von ihr.

Und das war der Zeitpunkt, an dem ich begann sie zu lieben.



Ich sollte mich von ihr lösen,

Jetzt!

Doch ich kann es nicht.

Soll sie doch den ersten Schritt zurück zur Rationalität, zur Freundschaft machen,

verdammt!

Ich kann es nicht!

Ich will sie spüren.

Insgeheim wünsche ich mir das so lange.



Sie öffnet leicht den Mund.

Meine Zunge findet einen Weg zu ihrer.



Es war nicht geplant,

doch es ist passiert.

Und ich bin froh darüber.



Ich erinnere mich noch an heute morgen, als Scully in mein Büro kam. Ich saß schon lange an meinem Schreibtisch, genau gesagt seit dem Abend davor, mit einem kalten Cappuccino vor meiner Nase, der eklig schmeckte und an dessen Becher ich ab und zu mal nippte. Ich war vertieft in eine Akte, was ganz Interessantes wie ich zugeben muss, aber bevor ich jetzt abschweife, möchte ich nicht näher darauf eingehen. Also wieder zurück zu Scully. Wir verbrachten einen stinknormalen Tag mit Büroarbeit: diskutierten über den eben erwähnten Fall, schwiegen und redeten, bis Scully vorschlug früher Schluss zu machen als üblich. Sie wolle gehen, sagte sie zumindest, was ich mache wäre ihr egal. Ich war überrascht von der Art, wie sie es sagte und wurde sogleich misstrauisch. Ich versuchte diese kleine, in mir aufkeimende, Eifersucht in einen Scherz zu verwandeln:

„Eine Verabredung zu so später Stunde?“ (Ha ha. Es war gerade mal 18 Uhr abends), fragte ich sie, während ich sie musterte.

Sie warf mir einen Blick zu, den ich nicht so leicht deuten konnte, bevor sie mir mit einem Kopfschütteln und einem Lächeln (man stelle sich vor: mit einem Lächeln!) antwortete:

„Nein. Heute ist nur mein Geburtstag!“ Sie musterte mich und zuckte mit den Schultern. „Na ja.“ Sie drehte sich um und wollte gehen. Und endlich löste ich mich aus der Versteinerung, die mich die letzten paar Minuten gefangengehalten hatte.

„Hey Scully!“

Sie drehte sich um.

„Ja?“

„Hey Scully...“, sagte ich noch mal bevor ich fortfuhr, während ich fassungslos den Kopf schüttelte und ein Grinsen zuwege brachte:

„Hey, alles Gute!“ In Folge breitete sich ein ungutes Gefühl in meiner Magengegend aus.

Ich hatte kein Geschenk. Aber das war auch das wenigste. Ich hatte schlichtweg nicht dran gedacht. Ihn vergessen!

„Es es...Scully, ich...“, stotterte ich. Was konnte ich jetzt im Nachhinein noch tun, um es wieder gutzumachen, außer mich zu entschuldigen.

Scully unterbrach mich:„Ist schon okay. Es ist nicht so wichtig! Wirklich!“, fügte sie hinzu.

Ich schlug mir mit der Hand auf die Stirn.

„Doch Scully, es ist wichtig! Ich meine, ich...“

„...habe ihn vergessen!“ Scully und ich hatten diesem Satz im Chor gesprochen und wir beide mussten ein wenig lachen. Das beruhigte mich ein wenig.

„Es tut mir leid.“

„Wie schon gesagt; kein Problem.“

Sie lächelte mir noch mal zu, bevor sie ihren Mantel nahm und mit einem „Bye, Mulder. Bis Morgen“ das Büro verließ.

Ich gaffte ihr nur blöd hinterher.

Aber ich hatte einen Entschluss gefasst.

Einige Zeit später bog ich mit meinem Wagen in die Strasse ein, in der sie wohnte. Meine eine Hand lag am Lenkrad, die andere ruhte auf dem Päckchen welches auf dem Beifahrersitz lag. Ich war mit mir selbst zufrieden. Wenigstens ein Geschenk würde ich ihr überreichen können. Obwohl ich ja nicht einmal wusste, ob sie da war. Immerhin hatte sie ja heute früher weg gewollt und das konnte ja bedeuten, dass sie was vorhatte. Na ja, zur Not würde ich es eben vor der Tür ablegen.

Es hatte immer noch nicht aufgehört zu regnen, als ich aussteige. Es ist das übliche Februarwetter, solange es nicht schneit und plötzlich verspüre ich den Wunsch Scully hätte lieber im Sommer Geburtstag gehabt. Es ist ein kindisches Verlangen, ich weiß, aber ich wollte sie könnte die Sonne genießen, wenn sie am Morgen aufwachte und die Sterne betrachten, vor dem Schlafengehen. Wenigstens einen Tag im Jahr sollte sie restloses Glück und grenzenlose Freude verspüren, wenn doch sonst die Arbeit und ja, wahrscheinlich auch ich, auf ihren Schultern laste. Ich will einfach, dass sie verdammt noch mal glücklich ist. Zuviel hat sie in den letzten Jahren mitgemacht um sich das mehr als zu verdienen.

Ich wate den Schlammbach hinauf, der stetig und ohne Unterlass in die dafür vorgesehenen Abflüsse rinnt und erlebe eine Überraschung, als ich direkt am Eingang des Hauses, in dem Scully wohnt, im wahrsten Sinne des Wortes mit ihr zusammenpralle. Auch sie sieht nicht minder überrascht aus.

„Mulder?“

Ich nicke und hole das Geschenk hervor.

„Hier Scully“, ich zögere, um die richtigen Worte zu finden, aber da mir keine einfallen wollen, streck ich ihr das Päckchen entgegen, wie es die kleinen Kinder immer machen, wenn sie ein Geschenk überreichen, nur um danach scheu und flink wieder um die Ecke zu verschwinden. Plötzlich muss ich schlucken bei diesen Gedanken. Ich weiß, dass diese Geste alltäglich ist (nur woher, das ist die Frage) und dennoch erinnert mich das Bild, welches ich vor Augen habe, einzig und allein an meine Schwester.

Scully nimmt das Päckchen lächelnd entgegen.

„Sie wissen, dass das nicht nötig gewesen wäre, Mulder.“

Ich nicke: „Ich wollte Ihnen einfach was schenken, Scully.“

Sie blickt auf das Geschenk, zögert einen Augenblick und deutet dann mit ihrer Hand Richtung Wohnung. „Wollen Sie nicht hochkommen?“ schlägt sie vor.

Ich schüttle den Kopf: „Ich bin gerade auf einen Fall aufmerksam geworden. Ich möchte heute noch die Details durchgehen.

schießt es mir durch den Kopf.

„Danke!“ Sie blickt auf zu mir, in ihren Augen ist ein freudiges Strahlen zu erkennen. Und da beuge ich mich zu ihr herunter und umschließe ihre Lippen mit den meinen. Eine gewisse Zeitlang ruhen unsere beiden Münder nur aufeinander. Bis der Zeitpunkt kommt sich wieder zu lösen. Zumindest sagt mir mein Verstand, dass es soweit wäre, meine Gefühle und mein Körper wollen aber ganz was anderes.

Ich teile ihre Lippen und verliere mich in ihrem Kuss.

Das nächste an das ich mich erinnere ist, dass wir in ihrer Wohnung stehen. Scully steht da und blickt mich an. Erwartung liegt in ihren Augen.

Und plötzlich kommen mir Zweifel. Was, wenn ich ihr nicht geben kann, was sie verdient? Ich fühle mich ihrer nicht wert, zu oft habe ich sie schon in Gefahren gebracht, zu viel hat sie schon durch mich leiden müssen. Was, wenn das nie aufhört? Wenn ich sie immer weiter gefährde und mir gleichzeitig erlaube sie zu lieben?!



Vorsichtig gehe ich einen Schritt auf Scully zu und versuche die Vergangenheit und die mögliche Zukunft aus meinem Kopf zu verbannen.

Ich kann meine Gefühle Scully gegenüber nicht mehr Leugnen.

Und wenn mein größter Wunsch wirklich ist, sie glücklich zu machen und ich selbst es bin, der das vollbringen kann, wie könnte ich dann noch eine Sekunde von ihr ablassen?

Zeilen von einem Lied kommen mir in den Sinn, was ich grade zuvor im Radio gehört hatte:



~ Did you ever know that you’re my hero,

everything I would like to be.

I could fly higher than an eagle

`cause you’re the wind beneath my wings ~



Dana Scully ist meine Heldin, denn nie sah ich eine Person stärker als sie. Und wenn ich so wirke, als wäre ich mutig, so habe ich nur nichts mehr zu verlieren, im Gegensatz zu ihr. Es war mein Kampf und mein Kreuzzug. Und sie machte ihn auch zu ihrem. Auch wenn sie anfangs andere Ziele sah, welche sich wirklich zu lohnen schienen, im Gegensatz zu mir, der sich im Großen und Ganzen von nur persönlichen Gründen leiten ließ.



Ich weiß nicht wo ich wäre ohne sie. Ob ich noch am Leben wäre oder schon aufgegeben hätte. Ich habe keine Ahnung und möchte es auch gar nicht wissen.

Ich umarme Scully und führe sie in Richtung Couch.

Sie setzt sich hin und blickt zu mir auf. Ihre Augen glitzern feenhaft.

Ich könnte jetzt all meine Beherrschung verlieren und mich auf sie stürzen. All das tun, wonach es mich schon so lange verlangt. Doch es wäre nicht richtig, denke ich. Es würde keinen Respekt vor unserer Freundschaft zollen, die nun immerhin fast sieben Jahre währt. Auch wenn wir beide im Moment vielleicht nichts anderes wollen als uns hemmungslos zu lieben, fühlen wir doch zu großen Respekt vor dem anderen, um zu riskieren das Vertrauen zu missbrauchen welches zwischen und herrscht.

Mein Blick fällt auf die glänzende, nasse Spur, die wir beim Eintreten hinterlassen haben. Ich ziehe meinen Mantel, von dessen Saum es immer noch tropft, aus und hänge ihn über den Stuhl in meiner Nähe.

Dann setze ich mich neben Scully. Sanft, sage ich mir. Gehe es sanft an, Fox.

Ich habe irgendwie immer noch dass Gefühl, dass ich durch eine unbewusste Bewegung Scully erschrecken könnte.

Ich streiche mit meinen Fingern über ihr Gesicht. Ihre Haut fühlt sich an wie Samt. Dann beuge ich mich nach vorn und umschließe vorsichtig ihre Lippen.

Ihr Mund, ihr Hals, ihr Nacken, alles fühlt sich tadellos an. Ich erkunde ihren Körper, und gebe ihr Zeit meinen zu erforschen. Wir lassen uns Zeit, viel Zeit. Und es ist gut so. Ich genieße jede Sekunde, in der ich sie schmecke, rieche und berühre.

Bevor wir entgültig miteinander schlafen, bitte ich sie nochmals um ihr Einverständnis.

Sie will es genauso wie ich.

Vorsichtig dringe ich in sie ein, da ich ihr auf keinen Fall wehtun will. Als wir beginnen uns im Rhythmus miteinander zu bewegen, kann ich mich nicht anders fühlen als der glücklichste Mann auf Erden.

Ein paar wundervolle Augenblicke später ist es vorbei.

Ich ziehe mich aus ihr zurück und betrachte ihren schönen Körper, der sich wohlig unter mir rekelt und entspannt. Ich lasse mich neben ihr nieder und nehme sie in meine Arme. Ich schließe die Augen und lasse mir alles nochmals durch den Kopf gehen, was heute geschehen war. Als ich sie wieder öffne, sieht mich Scully gerade an; ein süßes Lächeln auf ihrem Gesicht.

Plötzlich merke ich, wie müde ich eigentlich bin. Ich erhebe mich mit Scully in meinen Armen und mache mich auf den Weg ins Schlafzimmer.

Dort angekommen lasse ich meine kostbare Last aufs Bett niedergleiten, breite die Decke über ihr aus und geselle mich zu ihr.

Sie schläft wenig später ein, doch ich liege noch länger wach. Ich denke daran, wie es sein wird morgen neben ihr aufzuwachen. Neben ihr, der Frau, die ich liebe und ob es jeden Morgen so sein kann und ich sie keine weitere Nacht mehr vermissen muss.

Darüber denke ich lange nach, während ich aus Scullys Schlafzimmerfenster sehe und die einzelnen Sterne am Himmel betrachte, die der Dunst über Washington D.C. noch nicht ganz verdeckt hat und deren mattes Leuchten mich mit Mut erfüllt.

Es scheint, als wollten sie mir sagen, dass niemand sein Schicksal voraussagen kann oder weiß was geschehen wird, aber dass einem für immer die Hoffnung bleiben wird, egal wie dunkel es rundherum werden mag.


Ende
So, da, ich hoffe es hat euch einigermaßen gefallen!

Bitte um Feedback für mein erstes NC-17 Fanfic (auch wenn’s nicht so „detailliert“ wie manche anderen beschrieben war *zwinker*)
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