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Tot und begraben

von LM Shard

Kapitel 2

Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie sich zu seinem Gesicht hinunterbeugte. Ihre Stimme war nur ein Flüstern.

"Mein süßer Mulder. Es tut mir so leid, was du alles durchmachen musstest. Ich kann mir die unglaublichen Schmerzen, die du ertragen musstest, nicht einmal vorstellen."

Sie brach ab, unfähig zu sprechen, dachte an die entsetzlichen Dinge, die auf ihn eingestürmt waren. Nach einigen Momenten fuhr sie fort.

"Es gibt etwas Wunderschönes, dass ich dir sagen möchte. Die künstliche Befruchtung hat doch noch funktioniert. Ich trage dein Baby unter dem Herzen."

Sie lächelte durch ihre Tränen und legte eine Hand auf ihren angeschwollenen Bauch. "Du wirst durch diese Kind weiterleben und ich werde ihn oder sie mehr lieben, als das Leben selbst. Genau wie ich dich geliebt habe, Mulder. Ich liebte dich, musst du wissen. Ich habe es dir nie gesagt, aber ich habe dich von ganzem Herzen geliebt. Es tut mir so leid, dass ich es nie gesagt habe. Ich hoffe, du hast es gewusst." Damit lehnte sie sich vor und küsste seine vollen Lippen. Eine letzte Berührung, ein letzter Abschied. Sie ging weg und ließ heiße Tränen auf seinem kalten Gesicht zurück.

Sie ging in aller Stille durch die Tür. Doggett folgte ihr nach draußen und öffnete die Autotür für sie. Sie setzte sich. Er ging um den Wagen herum und stieg selbst ein. Stille umhüllte die beiden. Er nahm ihre Hand und hielt sie zärtlich in seiner. Nach einigen Minuten sagte sie:

"Könntest du mich bitte nach Hause fahren. Ich muss alleine sein."

"Selbstverständlich", antwortete er und ließ den Motor an. Sie fuhren in völliger Stille.

Als sie angekommen waren, stellte Doggett den Motor ab und wandte sich Scully zu. "Wenn du etwas brauchst, egal was es ist, ruf mich einfach an."

"Danke. Du warst so ein guter Freund für mich. Aber jetzt gerade muss ich einfach alleine sein. Es wird mir gut gehen." Damit stieg sie aus dem Wagen aus. "Ich sehe dich morgen bei der Beerdigung." Danach verschwand sie im Gebäude.

Doggett fuhr weg, hoffte, sie würde zurechtkommen. Er hasste es, sie zu verlassen, doch er wollte ihr den Raum geben, den sie brauchte.

Es war eine lange Nacht, für Doggett wie auch für Scully. Doggett lag hell wach im Bett, ruhelos. Er vermisste Scully, die nicht neben ihm in seinen Armen lag. Er liebte es, ihrem Atem zuzuhören und sein Gesicht in ihrem seidenen Haar zu vergraben, wenn sie schlief. Zwei Nächte, und er war schon süchtig danach, sie in seinem Bett zu haben. Er hatte sie, selbstverständlich, nicht auf eine unangemessene Art berührt. Nicht ein einziges Mal. Doch er hatte daran gedacht und all seine innere Kraft aufbieten müssen, um seinen Körper davon abzuhalten, diesen Gedanken Folge zu leisten. Er war dabei, sich in sie zu verlieben. Und wie.

Scully konnte nicht schlafen. Gedanken an Mulder hielten sie wach und ihren Schmerz nahe der Oberfläche. Ihn heute im Sarg zu sehen, hatte seinen Tod realer gemacht. Morgen würde er in die Erde gehen und sie würde niemals mehr sein hübsches Gesicht bewundern können.

Sie würde nie mehr diese warmen, haselnussbraunen Augen sehen, oder sein Gesicht berühren, oder seine Hand halten. Der Verlust war so riesig. Er würde tot und begraben sein. Es war vorbei. Sie war versucht, Doggett anzurufen und zu ihm zu gehen, um etwas Erleichterung zu erfahren, Erleichterung von diesen qualvollen Gedanken, Erleichterung von ihrer Erschöpfung, Erleichterung von ihrer mentalen Tortur. Aber sie musste sich selbst beweisen, dass sie eine Nacht alleine durchstehen konnte.

Scully hörte die Türklingel um acht Uhr morgens schrillen. Sie hatte kein Auge zugetan und nun musste sie dem Tag gegenübertreten. Und was für ein Tag das werden würde. Sie trottete zur Tür und fand ihre Mutter davor stehen.

"Oh Dana, du siehst ja entsetzlich aus", sagte ihre Mutter mit "großen Einfühlungsvermögen". "Du hast nicht geschlafen, oder?"

"Nein, ich konnte nicht", antwortete sie und umarmte ihre Mutter lange.

"Nun, ich werde sicher gehen, dass du nach der Beerdigung etwas schlafen wirst. Aber jetzt geh erst mal und nimm eine schöne, heiße Dusche und ich werde dir ein herzhaftes Frühstück machen."

"Okay, Mom. Danke", sagte sie monoton.

Zwei Stunden später kamen die beiden Scully-Frauen auf dem Friedhof an. Es hatten sich schon viele Leute um den Sarg versammelt. Scully war überrascht, wie viele gekommen waren. Sie erkannte etliche FBI-Mitarbeiter. Sie war froh, dass sie gekommen waren. Sie und Mrs. Scully nahmen ihre Plätze zuvorderst, gleich beim Sarg, ein. Doggett saß links von ihr und nahm ihre Hand, als sie sich setzte. Er hielt sie während der ganzen Zeremonie. Er wusste nicht, wie viel Trost ihr diese kleine Geste gab.

Nachher stand er neben ihr, als etliche Leute nacheinander zu ihr kamen, um ihr zu kondolieren. Es war offensichtlich, dass Skinner geweint hatte. Er sagte ihr, dass er für sie da wäre, wenn immer sie ihn brauchen würde. Byers nahm ihre Hand, drückte sie fest und nickte. Er fand keine Worte. Frohike umarmte sie lange und sagte ihr, sie solle ihn anrufen. Er würde für sie da sein. Langley trug tatsächlich einen Anzug. Er konnte nur "Es tut mir ja so leid" krächzen.

Nachdem alle außer Doggett und Mrs. Scully gegangen waren, ging Scully ein letztes Mal zu Mulders Sarg. Sie berührte ihn und sprach ein stilles Gebet. "Ich werde dich immer lieben, Mulder", flüsterte sie und ging dann zu ihrer Mutter und Doggett zurück. Beide hakten sie unter und so gingen sie in aller Stille zu ihrem Wagen zurück.

Die Wochen vergingen und mit jedem Tag wurde Scullys und Doggetts Freundschaft stärker. Die meisten dieser Nächte wurden in Doggetts Bett verbracht. Es war unkonventionell und ganz bestimmt nichts, dass sie anderen erzählen würde, doch es war eine Notwendigkeit für sie geworden, um nicht durchzudrehen. Er konnte sie beruhigen und trösten, wenn sie vor Trauer fast verrückt wurde. Seine Anwesenheit erlaubte ihrem Gehirn, genug abzuschalten um zu schlafen. Schlaf und Ruhe, die für die Gesundheit ihres ungeborenen Kindes wichtig waren. Sie erlaubte ihm, ihren Bauch zu berühren und das Baby während der Nacht zu fühlen. Seine Hand dort zu haben, war so tröstend, so sicher. Er machte niemals einen unangemessenen Schritt. Er respektierte sie und sie ihn. Aber als die Wochen vergingen, fing sie an zu hoffen, dass er einen Schritt machen würde. Sie ertappte sich, wie sie sich vorstellte, wie es wäre, seine Lippen auf ihren zu fühlen, seine Hände ihren gesamten Körper erforschen zu fühlen. Danach fühlte sie sich immer schuldig. Wie konnte sie Mulder geliebt haben und sein Kind unter dem Herzen tragen und trotzdem solche Gedanken für einen anderen Mann haben?

Auch Doggett dachte an mehr als nur Freundschaft, wenn er an Scully dachte. Seine Gefühle für sie waren stark und er wollte ihnen nachgeben, doch er war nicht sicher, ob sie bereit war. Das letzte, das er wollte, war, dass sie sich um ihn herum unbehaglich fühlte. Aber er konnte erkennen, dass, je mehr Zeit verstrich, sie ihre alte Kraft wiedergewann. Bei der Arbeit und zu Außenstehenden war sie stark und selbstbewusst wie immer. Aber bei ihm erlaubte sie sich selbst, die Schranken fallen zu lassen und einfach sie selbst zu sein. Vielleicht war es, weil er eine ähnliche Situation durchgemacht hatte oder es war einfach ihr gegenseitiges Vertrauen und Respekt. Was auch immer es war, er war froh, dass sie unbeschwert zu ihm kommen konnte.

Doggett und Mulder waren sich in vielen Dingen ähnlich: beide waren glaubwürdig, loyal, anteilnehmend und intelligent. Aber es gab auch Unterschiede. Doggett hatte einen starken Sinn für sich selbst und war niemand, der Zeit unnötig verstreichen ließ. Er würde sicherlich nicht den Fehler begehen, den Mulder begangen hatte und Scully seine Gefühle nicht gestehen. Sie verdiente Liebe und Verbindlichkeit und wenn sie ihn hätte, würde er ihr beides geben können.

Noch eine Woche verstrich und Doggett organisierte eine kleine Überraschung für Scully. "Du hast morgen nichts vor, oder?", fragte er sie freitagabends, als sie schlafen gingen.

"Nein", sagte sie und fragte sich, woran er wohl dachte. "Warum fragst du?"

"Ich würde den Tag gern mit dir draußen verbringen. Nur wir zwei. Es ist Zeit, dass wir ein wenig rausgehen. Wir haben nichts anderes als diese vier Wände und das Büro in den letzten vier Wochen gesehen. Ich habe eine kleine Überraschung geplant", sagte er mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht.

Das hatte sie neugierig gemacht. "Klingt gut. Ich bin dabei", antwortete sie glücklich. Beide fielen in einen friedlichen Schlaf.

Am nächsten Morgen war Doggett schon sehr früh auf. Er war im Supermarkt gewesen, hatte ein Picknick für später vorbereitet und das Frühstück fertig, als Scully aufgewacht und fertig mit Duschen war.

Scully war überrascht, dass das Frühstück schon auf dem Tisch stand, als sie aus dem Schlafzimmer kam. "John, du bist so früh auf", begrüßte sie ihn. "Das riecht ja großartig!"

"Genieß es. Ich hoffe, dass dir der ganze Tag gefallen wird", sagte er mit einem Lächeln.

"Was machen wir denn? Und wohin gehen wir?", fragte sie neugierig.

"Das ist eine Überraschung. Lehn dich einfach zurück und genieß die Fahrt", sagte er mit einem Zwinkern. Sie schenkte ihm ein breites Lächeln. Es war so gut, sie wieder lächeln zu sehen.

Nach dem Frühstück luden sie alles in Doggetts Wagen und fuhren aufs Land. Die Umgebung war atemberaubend, so lieblich und friedlich. Scully war schon lange nicht mehr auf dem Land gewesen und sog die wunderschöne Sicht nur so in sich auf. Nachdem sie etwa eine Stunde gefahren waren, bog Doggett von der Hauptstrasse auf einen schmalen, ungeteerten Pfad ab. Nach etwa zehn Minuten hielt er den Wagen an.

"Da sind wir", sagte er fröhlich. Sie standen in der Mitte einer saftigen, grünen Wiese. Gelbe und weiße Blumen blühten überall in lockeren Haufen. Ein vereinzelter Baum schien wie in die Landschaft gestreut. Grosse, dickbäuchige Wolken hingen in einem mittelmeerblauen Himmel. Es war wirklich eine atemberaubende Aussicht. So in der Mitte von Gottes Pracht stehend, war es für Scully schwer, ein schmerzerfülltes Herz zu haben. Es war, als wäre jede irdische Bürde wie durch Magie hinweggewischt worden.

"John, das ist so wunderschön!", rief sie voller Ehrfurcht aus. "Danke, dass du mich hierhin mitgenommen hat. Das ist genau das, was ich gebraucht habe." Ihre Augen funkelten vor Leben.

"Ich bin froh, dass es dir gefällt", meinte er und lächelte sie an. Dann öffnete er den Kofferraum und nahm eine Decke und einen großen Picknickkorb heraus. Er ging zum nächsten Baum und breitete die Decke darunter aus, danach nahm er die Leckereien aus dem Korb. "Ich hoffe, dass du hungrig bist."

"Als müsstest du da noch fragen", sagte sie und tätschelte ihren angeschwollenen Bauch. Durch ihre Schwangerschaft war sie fast ständig hungrig.

Sie taten sich an Schinken und Käse-Croissants gütlich, einem Salat an einer leckeren Essig-Sauce, in Schokolade getunkten Erdbeeren und köstlichem Apfelwein. Ihre Unterhaltung war geistreich, frei und mit Gelächter angefüllt. Das erste Mal seit Mulders Tod fühlte Scully sich von einem intensiven Glücksgefühl durchdrungen. Sie betrachtete den attraktiven Mann vor. Er war so gut zu ihr, so fürsorglich, so liebevoll. Sie erkannte, dass sie nicht wissen wollte, wie ihr Leben jemals ohne ihn aussehen würde. Ob sie es sich eingestehen wollte oder nicht, sie war dabei, sich in diesen Mann zu verlieben.

Er ertappte sie dabei, wie sie ihn anschaute. "Was?", fragte er lächelnd.

Sie lächelte zurück und schüttelte den Kopf. "Nichts. Ich dachte nur, wie glücklich ich bin, dich in meinem Leben zu haben. Danke für alles."

Er rückte näher zu ihr und nahm ihr Gesicht in beide Hände. "Ich bin hier der Glückliche. Und ich sollte derjenige sein, der dir dafür dankt, dass du mich in dein Leben lässt. Dass du mich mit dir lachen und weinen lässt, mich an dem Leben teilhaben lässt, das du in dir trägst. Es bedeutet mir alles sehr viel. Du bedeutest mir sehr viel."

Mit diesen Worten lehnte er sich zu ihr und strich sanft mit seinen Lippen über die ihrigen. Langsam und zögernd öffneten sie ihre Münder für den anderen, genossen den intimen Kontakt. Ihr Kuss wurde inniger und sie öffneten sich einander, schmeckten Verlangen und Hunger. Ihre Zungen umspielten sich in einem harmonischen Tanz der Leidenschaft, der sie beide atemlos und verlangend zurückließ. Doggett senkte ihren Körper auf die Decke, schaute direkt in ihre blauen Augen. Ihr Blick war intensiv und brennend vor Verlangen, spiegelte so seinen eigenen wieder.

"Ich liebe dich, Dana", sagte er mit rauer, tiefer Stimmer.

"Ich liebe dich auch", sagte sie gefühlvoll, als sie ihn zu sich hinunterzog, zu einem ungezügelten, fieberhaften Kuss. Ihre Lippen verschlossen sich in unkontrollierten Begehren, versuchten, einen Durst zu löschen, der nicht gestillt werden konnte. Scully fasste in seine Haare, zog ihn so nahe zu sich wie nur möglich. Sie wollte diesen Mann. Sie liebte diesen Mann.

Von einer Sekunde auf die andere tat der Himmel seine Schleusen auf und es fing an, wie aus Kübeln zu regnen. Das Paar beendete seinen Kuss und starrte sich ungläubig an.

"Regen?", fragte Doggett und konnte es nicht fassen. "Was für ein mieses Timing!" Sie lachten zusammen. Dann packten sie schnell all ihre Sachen zusammen und rannten um Schutz zum Auto. In dem Moment, als sie sicher im Wagen saßen, fing es richtig an zu gießen.

Immer noch lachend, als sie sich zugewandt vorne im Wagen saßen, wischte Doggett mit den Fingern die Regentropfen von Scullys Gesicht. Ihre Wangen waren gerötet, ihre Lippen immer noch vor Begierde angeschwollen. Sie hatte ein unzähmbares Glitzern in ihren Augen.

"Du bist so wunderschön", meinte er mit tiefer Stimme.

Hier saß sie, zersaust, mit tropfenden Haaren, und er dachte immer noch, dass sie schön wäre. Ihr Herz füllte sich mit Freude und Liebe. Sie lächelte, nahm dann seine Hand von ihrem Gesicht und küsste seine Handfläche.

Er lächelte zurück und meinte dann, "Lass uns von hier verschwinden." Sie kuschelte sich neben ihn und sie fuhren in einer fast schon magischen Stille zurück in die Stadt.

Sie hielten bei einem kleinen, gemütlichen Restaurant zum Abendessen. Ihr Tisch befand sich gleich neben einem knisternden Feuer, das ihre Körper wieder aufwärmte. Beide bestellten, danach griff Doggett über den Tisch und nahm Scullys Hand in seine. Sie schauten sich in die Augen, sprachen Bände ohne Worte. Doggett war überglücklich. Scully erwiderte seine Liebe! Der Kuss, den sie geteilt hatten, war so tief und innig gewesen, dass er wusste, dass sie die gleiche starke Liebe, die er für sie empfand, erwiderte.

Er konnte es fast nicht glauben. Er wollte tanzen und singen, es von den Dächern schreien. Er war überglücklich. So hatte er nicht mehr empfunden, seit er seine Familie verloren hatte. Niemals hätte er gedacht, dass er wieder zu solchen Gefühlen fähig wäre.

Auch Scully war mehr als glücklich. Sie fühlte sich, als ginge sie auf Wolken. Vor lauter Aufregung und Erwartung hatte sie sogar Schmetterlinge im Bauch – wie ein liebeskranker Teenager.

Obwohl Schuldgefühle sie durchzuckten, wusste sie, dass Mulder wollen würde, dass sie glücklich war. Sie musste an die Zukunft denken. Sie konnte Trauer, Depressionen und allgegenwärtige Melancholie nicht die Kontrolle über ihr Leben übernehmen lassen. Sie musste an ihr Baby denken und ihm das beste Leben überhaupt ermöglichen. Es betrübte sie zutiefst, daran zu denken, dass ihr Kind niemals seinen Vater, den wundervollen Mann, den er gewesen war, kennen lernen würde.

Sie schwor sich, dass sie ihrem Kind eines Tages von Mulder erzählen würde, ihm erzählen würde, wie sehr er sie oder ihn lieben würde. Aber nun würde sie eine allein erziehende Mutter sein. Sie hoffte, dass Doggett einen Platz im Leben ihres Babys einnehmen würde. Vielleicht würde ihm sogar eine permanente Rolle zukommen.

Als würde er ihre Gedanken lesen, fragte Doggett, "Was hast du bisher für Pläne für das Baby gemacht?"

Sie seufzte nachdenklich. "Nun, nicht sehr viele bis jetzt. Ich habe mich noch nicht einmal um eine Baby-Ausstattung gekümmert." Plötzlich überwältigte sie der Gedanke an all die Vorbereitungen, die sie in den nächsten Monaten würde treffen müssen.

"Wie wäre es, wenn wir morgen Baby-Sachen einkaufen gehen?", bot Doggett an.

"Du und einkaufen?" Sie lachte.

"Hey!", sagte er lächelnd. "Du weißt doch, dass ich etwas Erfahrung in diesem Bereich habe."

Sie lächelte zurück. "Du würdest den perfekten Shopping-Partner abgeben. Ich bin sicher, dass du eine ganze Menge mehr über Windeln und die Millionen anderer Baby-Dinge weißt als ich."

"Großartig. Also ist es abgemacht. Wir werden morgen gehen. Und wenn wir Glück haben, haben wir schon morgen vor dem Abendessen die ganze Ausstattung beisammen."

"Dann würde mir ein riesiger Stein vom Herzen fallen, falls wir das tatsächlich schaffen sollten", sagte sie. "Danke, John."

"Was ist mit Namen? Hast du dir schon welche überlegt?", fragte er.

"Nun, da ich das Geschlecht des Babys nicht kenne, habe ich mich durch Unmengen von Namensbüchern für Mädchen und für Jungs gelesen. Am schwierigsten finde ich es, den ersten Namen auszusuchen. Für ein Mädchen könnte ich mir vielleicht Julia, Lauren oder Natalie vorstellen, für einen Jungen gefallen mir unter anderem Brian, Austin oder Brandon. Der zweite Name ist viel einfacher. Ich will den Vater des Babys ehren. Wenn ich ein Mädchen bekommen, wird der zweite Name Samantha sein, nach Mulders Schwester. Wenn ich einen Jungen habe, wird es William sein, Mulders eigener zweiter Vorname. Ich würde ja Fox nehmen, aber da ich weiss, wie sehr er diesen Namen gehasst hat, wäre es einfach nicht richtig. Also, wie klingt Julia Samantha Scully oder Brian William Scully für dich?", fragte sie.

"Das klingt alles großartig", sagte er, hoffte jedoch, dass eines Tages ‚Doggett’ am Ende dieser Namen stehen würde. "Was auch immer du aussuchen wirst, wird wundervoll sein."

Sie beendeten ihre Mahlzeit mit etwas leichterer Unterhaltung und einer Menge Gelächter.

Doggett fuhr sie beide zu Scullys Wohnung und begleitete sie nach oben. Er schloss die Tür auf und sie gingen hinein.

"Das war ein wunderschöner Tag, John. Es war einfach alles perfekt." Sie lächelte ihn strahlend an. Sie war einfach wunderschön, wenn sie lächelte.

"Ich fand es auch toll", sagte er, beugte sich zu ihr hinunter und bedeckte ihre Lippen mit seinen. In dem Moment, als sich ihre Lippen trafen, entlud sich all die Leidenschaft, die sich seit ihrem letzten Kuss aufgestaut hatte. Sie klammerten sich in steigender Begierde aneinander.

Nach einigen Momenten wich Doggett etwas von ihr zurück. Nach Atem ringend, sagte er in seiner tiefen, rauen Stimme, "Ich gehe dann besser."

"Ja", stimmte Scully widerwillig zu. Sie wussten beide, dass, wenn sie heute Nacht zusammen ein Bett teilen würden, die Versuchung einfach zu groß wäre. Und Doggett wollte, dass sie bereit war und sich nicht einfach dem Moment ergab. Es sollte alles perfekt sein, da er wollte, dass ihre Beziehung ein Leben lang hielt.

Sie küssten sich wieder, doch diesmal war es langsam und zärtlich, voll inniger Liebe. "Ich liebe dich so sehr", keuchte Doggett.

Sie schmolz in seinen Armen dahin. "Und ich liebe dich, John", flüsterte sich, ihre Stimme voll tiefer Emotionen.

Sie trennte sich voneinander und er ging, verließ sie mit rasendem Puls und weichen Knien. Sie musste gegen den Drang, ihn zurückzurufen, ankämpfen. Aber sie wusste, wenigstens für eine Nacht musste sie sich selbst beweisen, dass sie alleine bleiben und in Frieden schlafen konnte. Sie wollte mit Sicherheit wissen, dass sie ihn um seiner Selbst willen liebte, und nicht, weil sie in irgendeiner Weise von ihm abhängig war.

Am Morgen hatte sie ihre unleugbare Antwort. Sie liebte John Doggett von ganzem Herzen und aus tiefster Seele. Sie liebte ihn, für das, was er war, dafür, wie er sie behandelte, für die Gefühle, die er in ihr wachrief. Er war ein starker und mutiger Mann, einer der sich nicht scheute, ihr zu zeigen, wie er sie liebte und begehrte.

Sie hatte ihn während der Nacht vermisst, aber jedes Mal, wenn sie aufgewacht war, hatte sie nur an ihn und seine Liebe denken müssen, um wieder einzuschlafen. Es war, als wäre er bei ihr, seine Arme zum Schutz vor den Dämonen der Trauer und Verzweiflung um sie geschlungen. Sie lag im Bett mit einen großen Lächeln auf dem Gesicht, dachte an ihn, als das Telefon klingelte und sie aus ihren Tagträumen riss.

"Guten Morgen, Dana", sagte Doggett gut aufgelegt. "Wie hast du geschlafen?"

Ihr Gesicht leuchtete beim Klang seiner Stimme auf. "Eigentlich sehr gut. Ich bin während der Nacht einige Male aufgewacht, aber dann habe ich einfach an dich gedacht, und alles war wieder gut. Das Wissen, dass du mich liebst, hat mich durch diese Nacht gebracht. Trotzdem habe ich dich vermisst. So sehr!"

"Ich habe dich auch vermisst. Es war wirklich schwer für mich, ohne dich etwas Schlaf zu kriegen."

"John, beeil dich und komm herüber. Ich kann es nicht erwarten, dich zu sehen", sagte sie plötzlich dringlich. Sie konnte es nicht erwarten, wieder in seinen Armen zu sein und seine Lippen auf ihren zu spüren.

"Ich werde in 15 Minuten da sein", sagte er.

"Warte!", rief sie und hoffte, dass er noch nicht aufgelegt hätte. "Ich liebe dich."

John Doggett lächelte. "Ich liebe dich auch." Er hängte auf, schnappte seine Schlüssel und rannte fast schon zu seinem Wagen. Er konnte es auch nicht erwarten, sie zu sehen. Er war bis über beide Ohren verliebt. Und nachdem er diesen Morgen mit ihr gesprochen hatte, wusste er ganz sicher, dass es ihr nicht anders erging.

Der Tag verging im Nu. Sie gingen Hand in Hand einkaufen, küssten sich hier und da und sprachen mit unzähligen Verkäufern über Kinderbetten, Wickeltische, Kindersitze und die verschiedenen Sicherheitsaspekte. Die beiden waren so offensichtlich verliebt, dass einige der Verkäufer tatsächlich Doggett für den Vater des Kindes hielten und ihn auch dementsprechend ansprachen. Wann immer Doggett versuchte, sie zu korrigieren, drückte Scully seine Hand und beschwichtigte ihn, ließ so die Leute denken, dass es wahr sei.

Diese Geste bewegte ihn sehr. Er konnte sich ohne weiteres vorstellen, dass sie eine wirkliche Familie wären und es war offensichtlich, dass Scully das auch konnte.

Sie kauften alles, was sie für die Babyausstattung brauchten und am späten Abend stand alles ordentlich aufgeräumt im Baby-Zimmer. John und Dana standen im Raum, ihre Arme umeinander geschlungen und bewunderten das Ergebnis ihrer harten Arbeit.

"Es sieht großartig aus", meinte Doggett stolz.

"Und das verdanke ich alles dir", sagte Scully dankbar. "Vielen, vielen Dank." Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen flüchtigen Kuss. Plötzlich kickte das Baby.

"Ich glaube, dass Baby heißt es gut", meinte Scully lächelnd und tätschelte ihren Bauch.

"Das Zimmer oder uns?", fragte er scherzend.

"Beides. Definitiv beides", sagte sich und zog ihn für einen weiteren Kuss zu sich. Er antwortete mit ungezügelter Leidenschaft. Ihr Kuss vertiefte sich, dasselbe geschah mit ihrer Begierde. Seine Hände erforschten ihren Körper, spürten die Rundung ihres Bauches, die Länge ihrer Schenkel, die Form ihrer Brüste. Er presste sie näher an sich und sie konnte seine Härte gegen ihre Schenkel spüren. Sie drückte sich an ihn. Er stöhnte. Sie bewegte ihre Hände entlang seinem festen, langen Körper und ließ eine in seiner Leistengegend ruhen. Sie streichelte ihn durch seine Jeans und fühlte, wie er noch härter wurde.

"Dana", flüsterte er rau, "du musst aufhören." Wenn sie ihn weiterhin so berührte, würde er sich nicht weiter beherrschen können.

"Mach Liebe mit mir, John", keuchte sie in sein Ohr. Sie wollte ihn mehr, als sie je jemanden gewollte hatte.

"Bist du sicher?", fragte er, seine Stimme zitternd von der brennenden Verlangen, das durch seinen Körper schoss.

"Völlig", sagte sie ohne das geringste Zögern und führte ihn in ihr Schlafzimmer.

Der Liebesakt war unübertrefflich. Er war wild und von brennendem Verlangen. Sie erforschten jeden Zentimeter des anderen, ließen nichts unberührt. Der Rest der Nacht verbrachten sie damit, Liebe zu machen und ab und zu etwas zu schlafen.

Als die ersten Sonnenstrahlen den Anbruch des neuen Tages verkündeten, wachten Scully und Doggett das erste Mal zusammen als Liebende auf. Scully lächelte, als Doggett mit dem Finger über ihren angeschwollenen Bauch und ihre Brüste fuhr. "Du bist so schön", sagte er und bewunderte ihre ausladenden Formen.

"John, du musst das nicht sagen. Ich weiß, dass ich im Moment einfach riesig bin. Keine Taille und ein übergroßer Busen ist nicht das, was ich schön nennen würde", sagte sie, plötzlich scheu. Sie zog die Decke zu sich und bedeckte sich damit.

"Nein, nicht schön", sagte er. "Wunderschön. Einfach wunderschön. Das bist du für mich." Er zog die Decke wieder hinunter und legte seine Hand auf ihren Bauch, fuhr dann fort. "Ich muss dir nicht sagen, was für ein Wunder dieses Baby ist. Dass da ein Leben in dir wächst, eine kleine Person, die halb du ist. Das ist erstaunlich und wunderschön für mich.

Eine Träne rann über Scullys Wange. Sie war tief berührt. "Du bist schön, John. Ich liebe dich von ganzem Herzen."

"Ich liebe dich, Dana. Ich werde dich immer lieben." Er besiegelte sein Worte mit einen zärtlichen, einfühlsamen Kuss.



Die Monate vergingen und Scully und Doggett kamen sich mit jedem Tag näher. Es kam nur selten vor, dass sie sich tagsüber oder sogar nachts nicht sahen. Auch andere bemerkten, wie unzertrennlich die beiden waren und im Büro kursierten Gerüchte, wer denn nun der Vater von Scullys Baby war. War es Mulder oder Doggett? Die Leute diskutierten dieses Thema täglich und starrten Scully unverhüllt und abschätzig an. Scully ließ sich davon nicht stören. Sie war zu glücklich mit ihrem Leben, um sich von etwas Tratsch den Tag vermiesen zu lassen.

Als traditionsbewusster und ehrenwerter Mann störte es Doggett jedoch zutiefst. Er wollte nicht, dass jemand abschätzig von der Frau dachte, die er liebte. Sie verdiente Respekt.

Scully näherte sich dem errechneten Geburtstermin und war soeben in Mutterschaftsurlaub gegangen. Sie genoss die letzten faulen Tage bevor sich ihr Leben für immer ändern würde. Es war an einem dieser Tage, als Doggett Scully auf eine Fahrt mitnahm.

"Warum willst du mir nicht sagen, wohin wir fahren?", fragte Scully als sie und Doggett aus der Stadt hinausfuhren.

"Weil es dann keine Überraschung mehr wäre", sagte er grinsend.

Nach einer Weile hatte Scully eine Idee, wohin die Fahr wohl führen könnte. "Fahren wir zu unserem speziellen Platz auf dem Land?"

"Ja", antwortete er.

Nach der Ankunft breiteten sie unter dem selben Baum wie auch schon eine Decke aus und picknickten. Als sie fertig gegessen hatten, setzte sich Doggett vor Scully und sagte: "Ich dachte, dass es passend wäre, dich an den Ort zurückzubringen, wo wir uns das erste Mal geküsst haben. Dieser Tag war einer der besten meines Lebens, da ich dir meine Liebe gestanden habe und du sie erwiderst. Mit dir zu sein, ein Teil deines Lebens zu sein, macht mich glücklicher, als ich jemals gedacht habe, dass ich es sein könnte. Es gibt keine Worte, um die Tiefe meiner Liebe zu dir zu beschreiben. Ich liebe das Baby, das du unter dem Herzen trägst und will ihm oder ihr ein Vater sein." Er hielt inne, sammelte seine Gedanken und fuhr dann fort. "Dana, wirst du mir die Ehre erweisen und meine Frau werden?"

Tränen hatten sich in Scullys Augen gesammelt und sie antwortete ohne jegliches Zögern. "Ja, John, ich will deine Frau werden. Ich werde dich heiraten."

Das war alles, was er hören wollte. Er schlang seine Arme um sie und brachte ihre Lippen zu seinen in einem herzergreifenden Kuss. Danach präsentierte er ihr den wundervollsten Diamant-Ring, den sie jemals gesehen hatte.

Sie war sprachlos. Er war mindestens zwei Karat groß, in eine runde Form geschliffen und in Platin gefasst. "Er ist wundervoll", flüsterte sie, als sie endlich ihren Atem wiedergefunden hatte. Er schob den Ring auf ihren Finger – und er passte perfekt. "Woher wusstest du, welche Größe ich trage? Keiner meiner anderen Ringe passt mir noch, ich bin so angeschwollen."

"Ich habe meine Methoden", meinte er geheimnisvoll. "Und wenn das Baby geboren ist, können wir ihn verkleinern lassen. Ich möchte, dass du ihn als ein Symbol meiner bedingungslosen Liebe tragen kannst.

Sie war in Tränen aufgelöst. Womit hatte sie das Glück verdient, dass diese wundervolle, ehrenwerte und unglaublich gutaussehende Mann sie so sehr liebte? Erstaunlich, wie sich ihr Leben in dieser relativ kurzen Zeit geändert hatte, von dem Denken, dass es mit Mulders Tod vorüber sei, bis es dann mit Doggett zusammen wieder angefangen hatte.

"Ich liebe den Ring. Und ich liebe dich! Ich kann es nicht erwarten, deine Frau zu werden und eine Familie zu sein. Ich weiß, dass du ein toller Vater sein wirst. Und ich danke dir, dass du auch dieses ‚Doppelpack’ nimmst."

"Ich würde es nicht anders wollen. Du und das Baby sind alles, was ich brauche. Wir werden ein großartiges Leben haben", sagte er und strahlte vor Freude. "Die einzige Frage nun ist, wann sollen wir heiraten? Ich überlasse das ganz und gar dir."

Scully musste nicht lange darüber nachdenken. "Wie kurz kann denn die Verlobungszeit sein?"

Er lächelte und zog sie in seine Arme. "Ich bin morgen bereit, falls du das möchtest."

"Dann ist morgen der Tag! Ich hoffe einfach, das Kleine hier wartet bis nach der Hochzeitsnacht, um geboren zu werden. Ich würde es hassen, sie bis sechs Wochen nach der Geburt zu verschieben", sagte sie mit einem Zwinkern im Auge.

"Nun, dann lass uns jede Gelegenheit ergreifen. So wird es nie wieder sein", sagte er und zog sie in einen brennenden Kuss. Sie machten Liebe auf der Wiese, unter dem Baum, in ihrem besonderen Platz und ihre ganze Welt war mit Frieden erfüllt.

Am nächsten Tag heirateten sie in Scullys Kirche. Pater McCue war überaus hilfreich, wenn man die unglaublich kurze Vorbereitungszeit betrachtete. Die Zeremonie war simpel und die einzigen Gäste waren Mrs. Scully, Skinner, die einsamen Schützen sowie Doggetts Eltern und sein Bruder. Aber alles war perfekt und das Paar war verliebt und mehr als glücklich.

Sie hatten ihr Eheversprechen genau im richtigen Zeitpunkt gemacht, denn schon am nächsten Nachmittag brachte Scully ein gesundes kleines Mädchen zur Welt. Sie tauften sie Julia Samantha Doggett.

Nun waren sie eine kleine Familie und es gab nichts, das sie glücklicher gemacht hätte.



THE END
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