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Be my Valentine Girl

von XFilerN

1/1

14. Februar 2000
Montag-Morgen, 8:23 Uhr



"Nun macht schon!", schrie sie die anderen Autofahrer empört an und drückte auf die Hupe. Nichts war schlimmer, als an einem Montagmorgen im Stau zu stecken. Sie hasste es im Allgemeinen, montags zur Arbeit zu gehen, da die Wochenenden immer viel zu kurz waren, um alles Vorgenommene zu erledigen. Aber an diesem Montagmorgen war es besonders schlimm. Wieder presste sie ihre Hand auf die Hupe und erschreckte die übrigen Fahrer um sich herum. Ungeduldig trommelte sie mit den Händen auf das Lenkrad. Diese unfähigen Sonntagsfahrer brauchten sie beinahe um den Verstand.

Reichte es denn nicht, dass überall nur glückliche Pärchen um sie herum waren? Nein! Überall hingen Plakate an den Wänden der Gebäude oder an Laternenpfählen. Riesige Plaketten mit der Erinnerung an den Valentinstag. Sie hasste diesen Tag...



Sie hatte keinen Mann, keine Familie und noch nicht mal einen heimlichen Verehrer, der ihr eine Karte zukommen ließ. Nichts. Sie war eine allein stehende Frau und würde sich an diesem - wie an jedem anderen Wochentag auch - die Arbeit zu ihrem besten Freund machen...

Tag der Liebenden, wer hatte sich das bloß ausgedacht? Wer war auf diese schwachsinnige Idee gekommen, einen Tag für die Liebe festzulegen? Der Welt-Aids-Tag leuchtete ihr ein, und auch der Unabhängigkeitstag, aber nicht der Valentinstag. Vielleicht lag es daran, dass sie an diesem Tag, regelmäßig einmal im Jahr, an ihre Einsamkeit erinnert wurde. Jedenfalls hasste sie diesen Tag, mehr als jeden anderen. Man könnte annehmen, dass eine Frau ihres Alters und mit ihrem Aussehen schon längst verheiratet wäre. Aber nein, sie war es nicht. Sie hatte noch nicht mal ein Haustier, das nach der Arbeit zu Hause auf sie wartete. Sie war allein...



Das einzige, was sie an diesem Morgen aus dem Bett hatte aufstehen lassen, war die Gewissheit, dass ihr Partner sicher wieder einen neuen Fall an Land gezogen hatte, mit dem sie sich die Zeit vertreiben könnte. Ihr Partner. Das war ihr Schwachpunkt an diesem besonderen Tag. Hatte er doch ihre gesamte Gefühlswelt an nur einem Tag vollkommen aus der Bahn geworfen. Und diese Nacht lag nun schon eineinhalb Monate zurück. Sie hatte sich von ihm distanziert seit jenem Abend, seit der Silvesternacht. Konnte sie doch, so sehr sie es sich auch wünschte, nicht mit dem Gedanken leben, dass er mehr sein könnte, als nur ihr Freund und Partner. So viel Zeit war vergangen, seit sie ihm das erste Mal begegnet war. Und noch mehr, so kam es ihr zumindest vor, seit sie sich in ihn verliebt hatte. Aber da war diese Angst, die sie hemmte, dass er dieses Gefühl zu ihr nicht kannte. Er hatte es ihr zwar schon einmal gesagt. Er hatte gesagt, dass er sie lieben würde, aber er war an dem bewussten Tag nicht er selbst gewesen. Und dann hatte er sie wieder verwirrt, als er sie geküsst hatte. Der Kuss war harmlos und unschuldig und rein freundschaftlicher Natur gewesen...



Heute, am Valentinstag, wünschte sie sich nichts mehr, als endlich glücklich zu werden. Sie wünschte sich, dass ihr Partner sie lieben würde, so sehr, wie sie ihn liebte. Tage und Nächte, in denen sie an ihn dachte und hoffte. Tage und Nächte vergingen im Lauf der Jahre, an denen sie zu Hause war, allein, und wegen ihm weinte. Er war ihr bester Freund und ihr Partner. Sie hatte sich in ihn verliebt, schon vor langer Zeit, ohne es zu bemerken oder es sich einzugestehen. Sie wollte es nicht wahr haben, hatte die Augen davor verschlossen, mehr in ihm zu sehen. Doch an diesem Tag wurde es ihr schmerzhaft klar, dass sie sich hoffnungslos in ihn verliebt hatte. Das Gefühl der Einsamkeit trieb ihr ungewollt Tränen in die Augen. Wie sollte sie mit einem Mann zusammenarbeiten, den sie liebte, er diese Gefühle aber nicht für sie hatte?



Ein dröhnendes Geräusch hinter ihr riss sie aus ihren Gedanken. Der Stau hatte sich aufgelöst, und nun war sie es, die den Verkehr blockierte. Die Gedanken von sich stoßend schaltete sie in den ersten Gang und fuhr an...





J.Edgar Hoover Building
Einige Minuten später...



"Guten Morgen, Dana", begrüßte Mulder seine Partnerin und massierte seine Schläfen nebenbei.



"Geht es dir nicht gut?", fragte Scully, als sie sich zu ihm begab und seine Stirn befühlte. Fieber hatte er keines, aber er schien dennoch krank zu sein.



"Ich habe nur grässliche Kopfschmerzen... Die zwei Tabletten haben ihre Wirkung offensichtlich verfehlt..."



"Wann hast du sie denn genommen?", hakte sie nach, um sicher zu gehen dass er die Wirkungszeit auch berücksichtigte.



"Vor mehr als einer Stunde...", erklärte Mulder und massierte in kreisenden Bewegungen seine Schläfen weiter. Scully sah ihn besorgt an.



"Vielleicht solltest du dir heute frei nehmen und dich ausruhen."



"Macht es dir nichts aus, wenn ich dich heute im Stich lasse? Wir haben noch eine Menge Papierkram..."



"Das schaff ich schon", unterbrach sie ihn und lächelte ihn zuversichtlich an. "Geh nach Hause und leg dich ins Bett. Ich sage Skinner Bescheid."



Mulder nickte schwach, nahm seine Jacke und stand auf, "Danke, Dana."



"Kein Problem. Die Hauptsache ist, dass es dir bald wieder besser geht."



Noch während er in seine Jacke schlüpfte, machte sich Mulder auf den Weg zur Tür. Um sicher zu gehen, dass es seine Partnerin auch wirklich nicht störte, drehte er sich nochmals zu ihr um. Sie warf ihm einen ihrer Blicke zu, die ihm verdeutlichten, dass er gehen sollte. Schließlich war sie Ärztin und wusste, dass er mit solchen Schmerzen nicht arbeiten konnte. Ein gequältes Lächeln huschte über Mulders Gesicht, bevor er sich zu Tür wand und das Büro verließ.

Draußen vor der Tür konnte er sich ein schelmisches Grinsen und ein Kopfschütteln nicht verkneifen. Wie unglaublich gutmütig und oftmals auch naiv sie doch war...



Na bitte! Schlechter konnte der Tag nun wirklich nicht mehr werden. Nun war Mulder auch noch krank, und sie musste die Berichte allein schreiben, die sich im Lauf der letzten beiden Wochen angesammelt hatten. Missmutig setzte sie sich an den Schreibtisch und begann mit der Arbeit. Der einzige Mensch, auf den sie sich heute gefreut hatte, hatte sie ihm Stich gelassen. Sie war wieder allein. Allein und einsam...





Georgetown
Scullys Apartment
17:20 Uhr



Froh darüber, dass dieser Tag endlich sein Ende gefunden hatte, schloss Scully die Tür zu ihrem Apartment auf und betrat es. Ein dicker Kloß bildete sich in ihrem Hals, als sie sich in ihrem Wohnzimmer umsah. Das war doch nicht möglich...

Sie ging weiter hinein und stand schließlich inmitten ihres Apartments, umringt von Duzenden von Blumensträußen. Einer größer und prächtiger als der andere. Sie konnte es nicht glauben. Jemand hatte sich Zutritt in ihre Wohnung verschafft und sie traumhaft mit Blumen dekoriert.

Direkt zu ihren Füßen lag ein Strauß langstieliger, dunkelroter Rosen. Vierzehn Stück, um genau zu sein, versehen mit einer kleinen Karte. Scully faltete das Kärtchen auf und las die Inschrift...



Dies ist an diesem speziellen Tag

mein letzter Versuch, dein Herz

zu erobern.

Be my Valentine Girl…



Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie die Handschrift sofort wieder erkannte. Es war die Handschrift des Mannes, mit dem sie nun schon seit sieben Jahren ein Team bildete. Des Mannes, den sie sich mehr wünschte, als irgendetwas sonst. Der Kloß im Hals drohte allmählich, sie zu ersticken, und sie rang nach Atem. Sie wollte gleich zu ihm fahren, ihm sagen, dass sie ihm ihr Herz schenken wollte...

Mit dem Kärtchen in der Hand stürzte sie aus ihrem Apartment und aus dem Gebäude. Gerade, als die Tür hinter ihr ins Schloss, fiel entdeckte sie ihn...

Die Ruhe in Person, lehnte er gelassen an seinem Auto und schenkte ihr sein wohl liebevollstes Lächeln. Er hielt eine dieser dunkelroten Rosen in der Hand und atmete den Duft dieser ein...

Scully blieb wie angewurzelt stehen und drängte die Tränen zurück, die sich ihren Weg bahnten. Mulder kam langsam auf sie zu, den Duft der Rose inhalierend und mit einem fragenden Blick.

Das Kärtchen nervös an den Oberschenkel klopfend, schüttelte sie langsam den Kopf. Er kam näher und näher, mit jedem Schritt.



"Ich dachte, dir ginge es nicht gut?", fragte sie lächelnd, während sich eine einsame Träne ihren Weg über ihre Wange bahnte.



"Ich hatte wichtige Vorbereitungen zu treffen. Und ich konnte es dir schlecht mitteilen, oder?", erwiderte er ruhig. Mulder reichte Scully die Rose, die sie ungläubig entgegennahm.

"Heute ist der 14. Februar. Wir beide sind zwei verschiedene Menschen, und doch verbindet uns sehr viel. Wenn du die vierzehn durch uns zwei teilst, bekommst du sieben raus. Wir sind seit sieben Jahren Partner und Freunde. Sieben ist eine Primzahl und nur durch sich selbst und..."



"Eins", fiel Scully ihm ins Wort.



"...teilbar...", endete Mulder lächelnd. "Eins, Dana. Gibst du uns die Chance, eins zu werden?" Sie schluckte hart bei seiner überdeutlichen Frage und lächelte ihn blinzelnd an. Sie konnte nichts sagen. Keine einzige Silbe. Aber das war auch nicht nötig. Ein stummes Nicken von ihr genügte Mulder vollkommen. Ohne weitere Umschweife nahm er sie in die Arme, streichelte ihr die Träne weg und küsste sie. Seine Lippen auf ihren zu fühlen, mehr wollte sie nicht mehr. Als sich ihre Zungen berührten und sich dieser wohlige Schauer in ihrem Körper verbreitete, da wusste sie es. Sie wusste nun endlich mit Sicherheit, dass er genauso für sie empfand, wie sie für ihn...





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