World of X

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Reunion

von Steuermann

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Sie ist gegangen.

Einfach so.

Obwohl sie noch nicht gehen wollte.

Jetzt ist sie für immer fort.

Und kehrt niemals mehr zu mir zurück.



Gerade waren wir wirklich glücklich geworden. Wir haben beide beim FBI gekündigt.

Ich begann als Psychologe zu arbeiten. Dana bekam einen Job als Chirurgin im örtlichen Krankenhaus.

Wir hatten uns ein schönes Haus etwas außerhalb von Baltimore gekauft. Mit Garten und allem Möglichen. Ihr war das sehr wichtig gewesen. Sie wollte einfach endlich ein normales Leben führen und dafür tat sie, soviel sie konnte. Nach einer Weile glaubte ich sogar, dass unser Leben zu normal geworden sei, denn ich fühlte mich wie in einem Traum.

Wir beide vereint. Auf ewig.

Nachdem ich nach Monaten wieder aufgetaucht war, wollten wir einfach nur zusammen sein. Zusammen und glücklich. Für immer.



Es war damals so schön gewesen, sie wieder zu sehen. Ich erwachte im Hospital in Washington. Sie saß neben mir und weinte.

Mein kleiner Engel weinte!

Unter größter Anstrengung beugte ich mich zu ihr und schloss sie in meine Arme.



Warum nur ist das geschehen?

Warum?

Warum sie?

Warum wurde sie mir genommen?



Es war vor einer Woche. Sie war gerade auf dem Weg zu ihrem Gynäkologen. Eine Routineuntersuchung. Immerhin sollte es in einem Monat so weit sein.

Ich war so stolz darauf, Vater zu werden. Stolz darauf, mit ihr ein Kind zu bekommen. Stolz auf sie, dass sie niemals aufgegeben hatte.

Aber so war sie eben. Eine Kämpferin, bis zur letzten Minute. Sie wäre immer für das Baby da gewesen und hatte sich solch eine Mühe gemacht, dass unser Kind auch ja sicher und wohl behütet aufwächst.



Den ganzen Tag über war sie damit beschäftigt, das Kinderzimmer einzurichten oder Babysachen zu kaufen.

Sie hatte sich so auf das Kleine gefreut.

Doch es sollte nicht sein...



Sie fuhr auf dem Highway Richtung Washington. Plötzlich kam ihr ein Auto entgegen. Ein betrunkener Fahrer. Dieses Schwein!

Er rammte sie seitlich. Sie verlor sofort die Kontrolle über den Wagen und kollidierte frontal mit einem Baum.

Das Schlimmste war, dass sie nicht gleich tot war.

Es tut so weh zu wissen, wie sehr sie gelitten hatte. Der Deputy berichtete mir, dass man sie mit Schneidwerkzeugen aus dem Auto befreien musste.

Währenddessen war sie bei vollem Bewusstsein.

Sie lieferten sie sofort in die Klinik ein, aber es war zu spät.

Ihre inneren Blutungen waren zu stark.

Sie konnten nichts für sie tun.



Es zerreißt mir das Herz, dass ich in diesem Augenblick nicht bei ihr sein konnte. Dass sie das Ganze alleine durchstehen musste. Dass sie ganz alleine diese höllischen Schmerzen ertragen musste.

Mit niemandem an der Seite, der für sie da war. Ich habe ihr versprochen, dass ich sie nie mehr alleine lassen und immer beschützen würde.

Ich habe sie belogen. Ich konnte nicht für sie da sein und auf sie aufpassen, um zu verhindern, dass ihr etwas geschieht. Dafür würde ich mich am liebsten umbringen. Ich konnte sie nicht beschützen. Ich konnte es nicht.



Eine kleine Freude blieb mir jedoch: Sie konnten das Baby retten.

Mein kleiner Junge.

Jeremy.

Jeremy Mulder.

Er war Dana wie aus dem Gesicht geschnitten. Nur die Haare hatte er von mir.



Die Schwestern zeigten ihn Dana. Sie legten ihn ihr auf die Brust, während die Ärzte begannen, ihren Kaiserschnitt zu nähen.

Sie lächelte ihn an und hauchte "Jeremy".

Dann schlossen sich ihre Augen.

Für immer.



Eine Schwester erzählte mir die Geschichte, als ich im Krankenhaus eintraf.

Danach bin ich zusammengebrochen.

Ein Schock, wie mir der Arzt nach meinem Erwachen erklärte.

Dann bin ich zum ersten Mal auf die Säuglingsstation gegangen, wo mein kleiner Sohn friedlich schlummerte.

Jedoch konnte ich mich nicht so recht über ihn freuen.

Natürlich liebte ich ihn, aber... mir wurde schlagartig bewusst, wen ich noch viel mehr liebte.

Ich nahm ihn und packte ihn ins Auto.



Nun sind wir hier.

Auf dem Weg nach nirgendwo.

Ich habe keine Ahnung, wo ich mit ihm hin will.

Ich weiß noch nicht einmal, wo wir gerade sind.



Plötzlich sehe ich das Meer.

Und eine steile Klippe vor mir.

Ich halte an und steige aus.

Sehe hinunter.

Nichts als spitze Felsen.

Mindestens 50 Meter tief.



Jeremy fängt plötzlich im Wagen an zu weinen. Er hat sicher Hunger.

Langsam gehe ich zu ihm und nehme ihn aus seinem Körbchen .Er schreit weiter .Ich wiege ihn sanft in meinen Armen, während ich auf die Klippe zu gehe.

"Sch... ist ja gut .Mommy wird gleich da sein. Du brauchst nicht zu weinen. Bald bist du bei ihr. Bald sind wir bei ihr."



Ein letztes Mal sehe ich mir das Meer an.

Ein letztes Mal den Himmel und die Sonne.

Ein letztes Mal die Klippen.



Dann lasse ich mich, zusammen mit Jeremy auf dem Arm, fallen.

Wir fallen schnell.

Ich spüre einen dumpfen Aufprall.

Danach nichts mehr.

Es ist dunkel.

Jeremys Schreie sind nicht mehr zu hören, aber ich spüre, dass ich ihn immer noch auf dem Arm halte.



Plötzlich sehe ich ein Licht.

Ein kleiner Punkt, der so hell scheint, dass ich mich nach einer Weile abwenden muss.

Es ist wunderschön.

Langsam gehe ich auf es zu, bis ich es erreicht habe.

Ich taste danach.



Alles um mich herum beginnt zu vibrieren und der Lichtpunkt wird größer und größer.

So groß, bis ich letztendlich hindurch passe.

Es ist gleißend hell.

Ich blinzle und versuche etwas zu erkennen.

Ich spüre einen sachten Wind.

Dann vernehme ich eine Stimme.

Sie ruft nach mir.

Sofort erkenne ich sie.



Dana.

Dann sehe ich sie.

"Dana?", frage ich, um mich zu vergewissern.

Sofort kommt sie auf uns zu und umarmt mich.

Wir küssen uns.

Dann streichelt sie sanft über Jeremys Haar.

Ich halte sie so fest, wie ich nur kann.

Wenn wir schon nicht lebend vereint sein konnten, so sind wir es wenigstens jetzt.
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