World of X

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Eifersucht

von Babs

Kapitel 1

”Feierabend!” Fox Mulder fuhr von seiner Akte hoch, über der er schon eine Weile gebrütet hatte, als seine Kollegin Dana Scully auf den Tisch klopfte. Verständnislos sah er sie an. ”Was?” Sie strahlte ihn an, was ihn noch mehr verwirrte. ”Ich gehe nach Hause, Mulder, es ist nach sechs”, flötete sie. ”Aha”, brummelte er und vertiefte sich wieder in seine Akte. Scully seufzte. Wie immer schien es ihn null zu interessieren, wieso sie so fröhlich war und zeitig gehen wollte. ”Bis Montag dann”, versuchte sie es nochmal, doch er nickte nur, ohne aufzusehen. ”Jaja, bis Montag”, brachte er noch über die Lippen.

Als jedoch die Tür zugeklappt war, warf er das Schriftstück auf den Schreibtisch und starrte zur Tür, wo sie soeben verschwunden war. Wieso fragte sie ihn eigentlich nie, was er vorhatte? Komisch, daß sie sich nach all den Jahre immer weniger für ihn und sein Privatleben zu interessieren schien. Tief seufzte er und lehnte sich zurück. Vielleicht sollte er sie mal einladen? Er hatte einen Stapel neuer Videos im Internet ersteigert, vielleicht war ja etwas dabei, was ihr gefiel? Bei dem Gedanken den Abend mit Popcorn und Bier zusammen mit ihr zu verbringen, hob sich seine Stimmung augenblicklich.



Summend stand Scully unter der Dusche. Endlich mal wieder ein richiges Date! Bei Mulder würde sie lebendig verschimmeln und er würde es nichtmal merken. Sie freute sich auf die Verabredung, der der junge Mann war äußerst attraktiv, KEIN FBI-Agent (sehr wichtig!), intelligent und charmant. Sie hatte ihn auf dem Geburtstag ihres Bruders kennengelernt und sich sofort glänzend mit ihm verstanden. Obwohl sie sonst so verschlossen gegenüber Fremden war, war es ihm gelungen, sie etwas aus der Reserve zu locken. Und Komplimente waren etwas, das sie schon so lange nichtmehr bekommen hatte, daß sie schon garnichtmehr wußte, wie gut sie taten!

Der Mann hieß David Gallagher und war Unternehmensberater, hatte dunkelblondes Haar, war groß und schlank und seine blauen Augen schienen direkt in ihre Seele blicken zu können. Ein paar Stunden verrückte Fälle vergessen und nicht über die Komplizierte Beziehung zu Mulder nachzudenken würde ihr sicher guttun!

Gerade als sie sich abtrocknete, klingelte das Telefon. ”David?”, rief sie fröhlich in den Hörer. ”Wer ist David?”, wollte Mulder wissen. ”Oh, hallo, Mulder! Was willst du denn?” Scully wurde ein bißchen rot. ”Ich, ähem, Scully, willst du nachher nicht rüberkommen, meine Videosammlung durchstöbern?” Mulder hatte irgendwie das Gefühl, daß das unglaublich dämlich klang. Wer war David??? ”Tut mir leid, Mulder.” Hörte er Scully sagen. ”Ich bin verabredet. Ein andermal, ok?” Mulder fühlte sich jetzt noch blöder. ”Aha, eine Verabredung? Mit dem geheimnisvollen David?” ”David ist ganz und garnicht geheimnisvoll, er ist einfach ein netter Mann”, erwiederte Scully ungeduldig. ”Und er muß gleich kommen. Bis Montag also, Mulder, ok?” Gerade als Mulder noch was sagen wollte, hatte sie schon aufgelegt.

Ein Weilchen starrte er den Hörer in seiner Hand an. David? Verabredung? Scully? Und wieso störten ihn diese drei Worte hintereinander so? Wieso freute er sich nicht, daß Scully endlich ein wenig ihr Privatleben pflegte? Er war es inzwischen so gewöhnt, daß sie sich anscheinend ebenfalls wie er voll und ganz der Arbeit und den X-Akten widmete, daß er einen anderen Mann nie in Betracht gezogen hatte. Ein leichter Stich piekte seinen Magen und er fühlte sich komisch. Er legte den Telefonhörer hin und stand auf. Dann würde er eben noch ein bißchen herumfahren um sich abzulenken!

”Hi, Dana! Mann, siehst du toll aus!” Scully trat lächelnd zur Seite und ließ David eintreten. Auch er sah blendend aus und strahlte sie mit seinen blauen Augen an. ”Ich bin gleich fertig, setz dich doch so lange”, meinte sie. Rasch lief sie nochmal ins Schlafzimmer, obwohl es nichtsmehr an ihrem Aussehen zu korrigieren gab. Sie kniff sich in die Wangen und holte tief Luft. Diesen Abend würde sie genießen!

David hielt ihr gerade die Wagentür auf, als jemand ihren Namen rief. ”He, Scully!” Verdammt, Mulder! ”Was ist?”, rief sie ungehalten und David sah sie fragend an. Mulder sprang aus seinem Wagen und lief auf sie zu. ”Hier.” Er drückte Scully einen Packen Akten in die Hand. ”Das mußt du dir übers Wochenende ansehen.” Während er sprach fixierten seine dunklen Augen neugierig den Mann, der wartend neben Scully stand. Sie riß ihm die Papiere aus der Hand und meinte steif: ”David, das ist mein Partner beim FBI, Fox Mulder.” David lächelte, als er den Namen hörte und gab Mulder die Hand. ”Diesen Namen erwähnte Bill schon des öfteren”, meinte er. ”Ach? Bill Scully nehme ich an?”, fragte Mulder und grinste gequält. ”Ich bin sicher, es waren nur gute Sachen!” David lächelte unverbindlich und legte Scully den Arm um die Schulter, was Mulder sofort registrierte. ”Oh ja, nur gute Sachen! Entschuldigen sie uns jetzt, wir haben einen Tisch bestellt.” Er schob Scully in den Wagen. ”Verlier die Akten nicht, Scully!”, rief Mulder und sie schüttelte langsam den Kopf. Dann brausten die beiden davon.

Seufzend sah Mulder dem Wagen nach. Wie dieser David vertraulich gewesen war mit Dana! Ob die beiden sich schon länger kannten? Wieso hatte Scully nie etwas erzählt! Bill Scully als Freund! Echt sympatisch! Mulder merkte, wie der Stich im Magen stärker wurde und Wut dazukam. Was war nur los mit ihm?



Mulder fuhr nach Hause und duschte erstmal lange. In seinem Kopf drehten sich die Gedanken und er vergaß sogar seine X-Akten. Er stellte sich Scully und diesen David vor, wie sie sich küßten. Wie sie sich auszogen. Wie sie.... seufzend lehnte Mulder seinen Kopf gegen die Kacheln. Diese Gedanken erregten ihn. Scully als Frau zu sehen, richtig als Frau im erotischen Sinn hatte er stets versucht zu vermeiden. Dennoch wußte er, daß er nicht ohne sie sein konnte. Natürlich hatte auch sie Bedürfnisse und diese Tabugrenze hatten sie niemals überschritten.

Mulder strich sich mit der Hand den Bauch hinunter zu seinem steifen Glied. Bedürfnisse! Auch er hatte sie. Frauen ließ er selten an sich heran. Für eine richtige Beziehung hatte er keine Zeit. Nie würde eine Frau all das mitmachen, was er tat und erlebte. Nur Scully. Aber es war ihr Job. Natürlich war sie mehr als eine Kollegin. Aber es war einfach alles zu kompliziert. Leiste stöhnte er, als er sich Erleichterung verschaffte und fühlte sich hinterher dennoch nur leer und noch einsamer.



Scully kicherte noch immer, als David mit dem Wagen bei ihrer Wohnung vorfuhr. Mein Gott, wann hatte sie das letztemal so ausgelassen gelacht? Dieser Mann schaffte es, daß sie sich frei von allen Zwängen und Sorgen fühlte und einfach die Zeit genoß. Er schaffte es, daß sie sich beachtet, attraktiv und wichtig fühlte. Sie hatte mehr als ein Glas Wein genossen und starrte nun in Davids blaue Augen. ”Gute Nach, wunderschöne Dana”, flüsterte er und küßte sie sachte auf den Mund. Am liebsten hätte sie sich sofort auf ihn gestürzt, doch sie wartete. David machte keine weitere Annäherung und wartete ebenfalls. ”Willst du... noch mit reinkommen?” hörte Scully sich diesen abgedroschenen Satz sagen. David strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. ”Wir überstürzen besser nichts, Dana, ok?” Sie senkte den Blick und nickte. ”Ich will nicht, daß du danach etwas bereust.” ”Du hast recht”, meinte sie, ”danke.” Bevor sie die Tür öffnete, küßte sie ihn nocheinmal rasch.



Mulder wachte früh auf und alles tat ihm weh. Er war mal wieder auf der Couch eingeschlafen! Es war noch nichteinmal sieben und als ihm einfiel, daß es Sonntag war, sank seine Stimmung augenblicklich. Scully und ihr David kamen ihm sofort wieder in den Sinn. Er stand auf und fuhr sich durch sein zerzaustes Haar, dann begann er im Kühlschrank nach Essbarem für ein Frühstück zu suchen. Sicher schlief sie noch gekuschelt an seinen Luxuskörper und träumte von der wilden Nacht! Dann schüttelte er den Kopf darüber, daß er solche Gedanken hatte. Dämlich wie ein Schuljunge benahm er sich und außerdem ging es ihn garnichts an. Doch er konnte es nicht abschütteln. Wenn Scully jetzt eine feste Beziehung einging, würde es nichtmehr wie vorher sein. Sie würde nichtmehr zu jeder Tages- und Nachtzeit mit ihm irgendwohin fliegen um Verschwörungen aufzudecken und Aliens zu jagen. Sie würde jedes Wochenende für sich haben wollen, ebenso die Abende. Spontane Anrufe konnte er nichtmehr machen. All seine Gedanken und Theorien hatte er nun wieder für sich alleine und niemanden, dem er total und blind vertrauen konnte.

Während der Kaffe durchlief ärgerte er sich über sich selbst. Was wußte er schon?



Bis kurz nach 8 hielt er es aus, dann nahm er das Telefon. ”Scully?”, meldete sich eine verschlafene Stimme. ”Hi, ich bin’s, Mulder”, sagte er freundlich. ”Guten morgen!” ”Was ist los, Mulder?” Scully klang wie immer. ”Es ist früh.” ”Ja, entschuldige. Wie war dein Abend?” ”Sag mal, Mulder, wieso spionierst du mir die ganze Zeit nach?” Er schluckte. ”Tu ich das? Bist du nicht alleine?” Er hörte Scully seufzen. ”Das geht dich garnichts an. Was ist los?” ”Hast du die Akten schon gesichtet?”, fragte er. ”Mulder! Ich war gestern Abend aus! Jetzt ist es Sonntag früh! Natürlich habe ich.... oh Gott!” Sie fuhr hoch. ”Was ist los, Scully?” ”Verdammt, die Akten! Sie sind noch in Davids Wagen!”

Mulder schnaufte. Doch es war ein erleichtertes Schnaufen, denn nun wußte er, daß David nicht bei ihr geschlafen hatte.

”Ich muß ihn gleich anrufen!”, rief Scully. ”Ich melde mich wieder.” Klack. Mulder beschloß, sofort zu ihr zu fahren, zerrte sich eine Jeans über die Beine und schlüpfte hastig in seine Lederjacke. Waschen und Kämmen waren jetzt nicht wichtig.



Vor Scullys Wohnungstür wäre er beihnahe mit ihr zusammengestoßen. ”Mulder, was zum Teufel machst du hier?” Scullys blaue Augen blitzten. Das ging ihr alles eindeutig zu weit. ”Ich wollte nur sichergehen, daß du die Akten auch findest”, keuchte Mulder. In Wirklichkeit wollte er nicht, daß sie alleine zu diesem Kerl fuhr. Doch genau das wollte sie tun. ”Mulder, wa glaubst du eigentlich, wer du bist? Mein Wachhund? Glaubst du, ich bin nicht fähig, diese blödsinnigen Akten selbst zu holen?” Mulder baute sich vor ihr auf und blickte auf die hinunter. ”Ach, plötzlich sind die X-Akten blödsinnig? Das ging aber schnell. Hast du auch schon dein Versetzungsgesuch geschrieben?” Scully sah ihm in die Augen und versuchte zu erkennen, was in ihm vorging. ”Mulder! Du bist doch nicht etwa eifersüchtig?” Mulder hielt ihrem Blick nicht stand. Er lachte unecht und wandte sich dann ab. ”Das soll wohl ein Witz sein!”, knurrte er, ”wie kommst du denn darauf? Darf ich mich nicht sorgen? Habe ich kein Vertrauen verdient, Dana?”

Da er selten ihren Vornamen sagte, war Scully merkwürdig berührt. ”Natürlich hast du das. Aber mit meinem Privatleben darf ich doch machen was ich will, oder?” Sie versuchte, seinen Blick wieder aufzufangen. ”Glaubst du das wird was ernsteres mit diesem.... David?”, fragte er vorsichtig. ”Ich weiß es nicht”, seufzte sie. ”Wenn ja, dann wäre es schön.” ”Ist er das, was du dir wünschst?” Jetzt blickte er sie wieder an. Und er hatte diesen Blick drauf, bei dem sie ihm noch nie etwas abschlagen hatte können. ”Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Mulder, möchtest du denn nicht, daß ich glücklich bin?” Sein Lächeln war traurig. Ganz leicht berührte er ihr Haar. ”Doch, das möchte ich. Entschuldige die Belästigung. Ruf mich an, wenn du die Akten hast, okay?” Rasch drehte er sich um und ging und Scully zwang sich, ihn nicht zurückzuhalten.



Die Folgenden Tage liefen mit Routine-Arbeiten ab und Mulder und Scully redeten nicht viel miteinander. An manchen Morgenden meinte Mulder ein besonderes Leuchten in Scullys Gesicht zu erkennen oder ein ständiges Lächeln. Er fragte jedoch nicht nach. Er wußte nur, daß der Schmerz den er in der Magengegend spürte, nicht nachließ, im Gegenteil. Er vermißte sie und die Gespräche mit ihr so sehr, daß er nachts schlecht schlief und seine Laune immer mieser wurde. Schließlich beschloß er, ein paar Informationen über diesen David Gallagher einzuholen und ging in die Informations-Zentrale. Viel fand er nicht, außer, daß der Mann 39 war, geschieden (ob Dana das wußte?), oft den Wohnort gewechselt hatte. Seit ca. einem halben Jahr lebte er nun in D.C. und war freier Firmenberater. Polizeilich lag nichts gegen ihn vor. Tja, an dem gab es wohl nichts auszusetzen! Außer vielleicht, daß er ein Freund von Bill Scully war, was Mulder äußerst komisch vorkam. Kannte er ihn von früher? Er war aber jünger. Außerdem nicht in der Gegend aufgewachsen. Je weiter Mulder diesen Gedanken spann, desto merkwürdiger fand er das alles. Das Gefühl für Ungereimtheiten, das ihn selten täuschte sagte ihm, diesen Kerl noch genauer unter die Lupe zu nehmen!

Dana und David saßen in seinem Wagen und küßten sich. David küßte wundervoll. Zärtlich, erregend. Seine Zunge suchte ihre, hungrig nahm sie sie auf. Ihre Hand fuhr seinen Schenkel hinauf faßte unmißverständlich zwischen seine Beine. Da löste er sich von ihr und atemlos sah sie ihn an. ”Ich will es, David. Wirklich! Komm doch bitte mit rein.” Er lächelte sanft und streichelte ihre Wange. ”Bist du da auch ganz sicher?” Sie küßte ihn und sagte dann: ”Langsam glaube ich daß du nicht willst, David! Wir treffen uns regelmäßig und immer endet es hier!” In ihren Augen lag ein verletzter Ausdruck. ”Ich bin eben ein Genießer. Ich hebe mir das Dessert so lange wie möglich auf!” Sein Scherz klang nicht ganz echt. Scully seufzte. ”Bitte, ich mag keine Spielchen. Wenn du dir nicht sicher bist, dann beenden wir es besser jetzt.” David beugte sich vor und nahm ihr Gesicht in seine Hände. ”Dana, alles was ich will, seit ich dich kenne ist, dich zu haben. Ich wollte dich nur nicht überrennen. Natürlich will ich nicht, daß es zu Ende ist! Komm, gehen wir rein!” Sein Lächeln ließ sie alle Zweifel vergessen.

Mulder stand in einer Nische im Nebengebäude und sah, wie das Paar Hand in Hand das Haus betrat. Seufzend zog er seine Jacke enger um sich, als es auch noch anfing zu regnen. Sie nahm ihn tatsächlich mit rein! Die Schmerzen im Magen durchborten ihn wie ein Messer. Er kannte das Gefühl der Eifersucht bisher nicht. Erst jetzt merkte er, daß es langsam seinen Verstand auffraß.



Als Dana die Tür hinter sich geschlossen hatte, verschwendete sie keine Zeit damit, David etwas zu Trinken anzubieten. Sie wollte ihn so sehr, daß sie Mühe hatte, sich nicht gierig auf ihn zu stürzen. Er jedoch schien Zeit zu haben. Langsam zog er seine Jacke aus und setzte sich auf die Couch. ”Muß ich jetzt verdursten?”, fragte er und Scully lachte nervös. Alles sollte richtig werden. Gott, laß mich in dieser Nacht keine Mist bauen! Rasch holte sie ihm einen Drink, setzte sich dann neben ihn. ”David, ich... ich komme mir ein bißchen dumm vor. Kannst du mir sagen, so wir stehen? Unsere Beziehung? Ich muß Klarheit haben.” Nippte an seinem Glas und legte den Arm um sie. ”Ich weiß nur, daß du wundervoll bist und ich mit dir zusammensein will”, erwiederte er warm. ”Sag mir nur eins: wie stehst du zu deinem Partner? Diesem Mulder? War da was?” Scully wurde ein bisschen rot und leckte sich nervös über die Lippen. Sie wollte nicht von Mulder reden, an ihn denken. Das war eine andere Welt.

Er wartete und sie spürte seinen Blick, also sagte sie schließlich: ”Nein, niemals. Er ist ein Freund und ich vertraue ihm, aber mehr ist da nicht.” ”Ihr verbringt sehr viel Zeit zusammen”, meinte David, ”er hat dich oft in gefährlich Situationen gebracht.” ”Und genauso oft gerettet!”, fauchte sie. Er lachte und küsste sie. ”Da habe ich wohl einen empfindlichen Punkt erwischt!”, sagte er leise. ”Bitte, laß uns nicht von Mulder reden, ja?”, bat sie und nahm seine Hand. ”Komm doch.” Sie zog ihn auf die Beine und führte ihn in ihr Schlafzimmer. Kurz fuhr ihr durch den Kopf, daß der letzte Mann der hier geschlafen hatte, Mulder gewesen war, als er vor langer Zeit krank und verzweifelt über den Tod seines Vaters vor ihrer Tür gestanden hatte.



Mulder fror. Er fragte sich wiederholt, wieso er überhaupt hier stand und wie ein Idiot zu Scullys Fenster hochschaute. Doch er konnte einfach nicht in seinen Wagen steigen und heimfahren. Er mußte immer daran denken, daß Dana sich mit diesem Kerl einließ, der sich möglicherweise vorsätzlich an sie herangemacht hatte. Die Akten hatte sie zwar wiederbekommen aber wer sagte, daß er sie nicht gelesen oder gar kopiert hatte? Sie ausschnüffelte? Womöglich für das Syndikat arbeitete? Klar, mit diesen Gedanken konnte er Scully nicht kommen. Sie würde seine Eifersucht erkennen, womöglich sauer werden. Mulder mußte sich auch eingestehen, daß er den Gedanken kaum ertragen konnte, daß Scully sich mit diesem Typen in den Laken wälzte. Wünschte er sich an seine Stelle? Vielleicht!

Inwischen war seine Jacke durchweicht doch noch immer stand er wie angewurzelt da. Schließlich beschloß er, doch etwas zu tun. Er wühlte in seinen Taschen, fand schließlich einen gebogenen Draht und näherte sich Davids Wagen.



Scully stöhnte leise. Sie lag nackt auf ihrem Bett, David über ihr. Er bedeckte ihren Körper mit Küssen, die sie fast verrückt machten. Langsam wanderten seine Lippen ihren Hals hinunter, wärend seine Hand die Innenseite ihrer Schenkel hinaufglitt. Genüßlich umschloß er mit dem Mund ihre Brustwarze, saugte und knabberte daran, sein Daumen strich über die weichen Locken ihrer Schamhaare. Ihr gesamter Körper bebte vor Erregung und sie verwob ihre Finger in seinem dichten Haar. Schließlich hob er den Kopf und erkundete ihr Gesicht, küßte sie wieder und legte sich zurück. Sie küßte nun seine Brust, die glatt und unbehaart war, anders als Mulders. Kurz hielt sie inne, daß sie jetzt an ihn dachte, befremdete sie ein bißchen. Davids Hand legte sich auf ihr Haar und er drückte ihren Kopf tiefer.

Sie zögerte, denn sie ahnte, was er wollte. Sie blickte auf und seine Augen starrten sie verlangend an. ”Bitte”, hauchte er, ”tu es.” Scully schluckte. Sie wollte ihn, diesen wundervollen Mann, aber sie war in dieser Beziehung etwas konservativ, keine Freundin von ausgefallenen Praktiken und Stellungen. Sie war eben ein bißchen romantisch, trotz ihrer rationalen Denkweise. Und eines wollte sie ganz sicher nicht: sein Glied in ihrem Mund.

Er richtete sich ein wenig auf und sah sie an. ”Was ist los, Dana? Noch nie gemacht?” Sie schüttelte den Kopf. ”David, es tut mir leid. Das gehört nicht zu meinem Repertoire.” Er lachte. Irgendetwas an diesem Lachen störte sie. ”Dann wird es aber höchste Zeit, oder? Dana, ich kann dir Orgasmen verschaffen, von denen träumst du nichtmal. Aber du mußt auch mir Gutes tun!” Irgendwie war Scullys Erregung verflogen. Sie fühlte sich unwohl. Sie war kein dummes Gänschen, das einem tollen Hecht zu Diensten war. Und bei aller Verliebtheit würde sie ganz sicher nichts gegen ihren Willen tun.

David sah das jedoch anders. Er legte seine Hand in ihren Nacken und drückte sie nach unten, so daß sie seinen steifen Penis direkt vor sich hatte. ”Es wird dir schmecken, das verspreche ich dir.” Scully richtete sich mit einem Ruck auf. ”Nein!” Er staunte über ihre Heftigkeit. Auch seine Erregung ließ nun nach, wie sie befriedigt feststellte. Das Ganze lief ganz und garnicht so ab, wie sie es sich vorgestellt hatte. Er sah ärgerlich aus. ”Du bist wohl doch nicht so weit”, brummte er und setzte sich auf. ”Weit für was?”, wollte sie wissen, ”für Dinge, die ich gegen meine Überzeugung tue? Tut mir leid, David, so bin ich nunmal nicht.” ”Auch nicht offen für Neues? Mit deinem Partner bist du schon viel weiter gegangen. Dagegen ist es meiner Meinung nichts, mal einen Schwanz zu lutschen!” Seine rüde Ausdrucksweise schockierte sie nicht. Sie machte sie nur sauer. ”Vielleicht”, sagte sie provozierend, ”aber er mußte mich nie dazu zwingen!”

Sie stand auf. Sie wollte nichtmehr nackt vor ihm sein. Rasch zog sie sich an und als sie sich umdrehte, hatte auch er seine Hosen an. Eigentlich erwartete sie, daß er jetzt beleidigt abzog, doch er lächelte sie an. ”Eine Frau, die weiß was sie will!” Sie senkte den Blick. Er nahm sein Hemd, dann küsste er sie. ”Ich rufe dich an, okay?” sagte er. Sie nickte nur stumm und war froh, als er gegangen war.



Mulder war so damit beschäftigt in Davids Wagen herumzustöbern, daß er garnicht merkte, wie dieser näherkam. ”Immer im Dienst, was?” Mulder fuhr hoch und stieß sich den Kopf an. ”Oh, hallo.” Mehr fiel ihm nicht ein. Verdammt! Er haßte es, ertappt zu werden. David sah sauer aus. ”Raus hier, aber plötzlich.” Mulder stieg aus und entschied sich zum Gegenangriff. ”Darf ich mal fragen, was das in ihrem Wagen verloren hat?” Er hielt einen Stapel Papiere hoch. Sein Instinkt war richtig gewesen, dieser Kerl hatte einen Teil der Akten kopiert. David war kaum beeindruckt. ”Muß Dana wohl vergessen haben.” ”Ganz sicher nicht. Sie hat ihre Akten schon vor einigen Tagen zurückgeholt.” ”Sie wissen wohl immer alles ganz genau, oder?”, grinste David. ”Aber ein paar Sachen wissen sie nicht.” ”Dann geht es mich wahrscheinlich auch nichts an”, meinte Mulder ungerührt. ”Aber das hier geht mich was an. Sie können mir glauben: ich behalte sie im Auge.” David beugte sich vor und starrte Mulder an. Seine Augen waren eisig. ”Dann passen sie auf, daß sie nichts übersehen, Mr. Mulder!”

Er stieß ihn zur Seite und stieg in seinen Wagen.

Beunruhigt sah Mulder ihm nach.



Als Scully am nächsten Morgen im Büro auf Mulder wartete, fühlte sie sich elend. Hoffentlich würde er nichts fragen! Sie hatten in letzter Zeit nicht viel geredet, sie hatte nur David im Kopf gehabt. Irgendwie fehlte ihr was. Wo Mulder nur blieb?

Nachdem sie eine weitere halbe Stunde Kaffee getrunken und Akten hin und her geschoben hatte, rief sie schließlich in Skinners Büro an. ”Sie warten auf Mulder? Der hat sich krank gemeldet. Ich dachte, sie wissen das.” ”Nein, davon wußte ich nichts”, erwiederte Scully beunruhig. Mulder krank? ”Was fehlt ihm denn?” ”Nun, er klang garnicht gut. Hat wohl die Grippe. Agent Scully, da im Augenblick kein Fall zur Bearbeitung steht, schlage ich vor, daß sie mal zu ihm fahren, ob er vielleicht Hilfe braucht.” Scully war irritiert. ”Sir? Meinen Sie, das ist nötig?” Skinner antwortet nicht gleich. Dann meinte er: ”Falls Mulder hohes Fieber hat, braucht er zumindest einen Arzt, denken sie nicht?” ”In Ordnung, Sir, ich werde zu ihm fahren.”



Mulder schlotterte. Er fühlte sich furchtbar. Wie hoch sein Fieber war, wußte er nicht, aber er fühlte sich so schwach und alle Glieder taten ihm weh, daß er sicher war, es mußte hoch sein. Verdammt, wieso war er gestern auch ewig bei Regen und Kälte draußen rumgestanden? Er schleppte sich mit klappernden Zähnen zum Waschbecken und trank gierig ein Glas Wasser. Das hatte er jetzt davon, daß er sich in Dinge einmischte, die ihn nichts angingen! Doch - seine Partnerin ging ihn etwas an und wenn sie möglicherweise in Gefahr war, mußte er etwas tun.



Als es klopfte fuhr er hoch, dann taumelte er zur Tür. ”Scully?”, sagte er verwundert. ”Mulder!”, rief sie aus, ”mein Gott, wie siehst du denn aus?” Sie schob ihn sachte zur Seite und betrat die Wohnung. Dann legte sie ihre Hand auf seine Stirn. ”Du glühst wie ein Ofen. Komm, leg dich hin.” Sie führte ihn zur Couch. ”Schön, daß du vorbeikommst, Dana”, krächzte er. ”Oh, Skinner schickt mich. Er meinte, du bist ziemlich krank und das stimmt auch, wie ich sehe.” Leicht enttäuscht sah er zu ihr auf und ließ sich aufs Sofa fallen. In seinem Kopf hämmerte der Schmerz.

Keine Kraft zum Grübeln. Jetzt war sie ja hier. Er spürte, wie sie seine Beine hochlegte, ein kühles Tuch auf seine Stirn drückte, ihm ein Thermometer in den Mund schob.

”Fast 40 Grad!”, hörte er sie ausrufen. Dann stand sie auf und wühlte in seinem Apothekenschrank herum.

Mulder schlief irgendwann ein, war jedoch unruhig und klapperte noch immer mit den Zähnen unter Schüttelfrost. Scully wich nicht von seiner Seite, packte ihn in eine Decke, flößte ihm ab und zu Tee ein. Mehr konnte sie nicht tun und schließlich fiel auch sie in einen erschöpften Schlaf.



Als Scully aufwachte, dämmerte gerade der Morgen. Verwirrt sah sie sich um, dann erblickte sie Mulder der mit erhitzten Wangen auf der Couch schlief. Er hatte wohl noch immer Fieber. Was hatte er bloß getrieben?

Sie stand auf, streckte ihre verspannten Glieder und ging erstmal ins Bad um sich etwas frisch zu machen. Wie vertraut ihr diese Wohnung doch war. Sie kannte sich genau hier aus, kannte Mulders Gewohnheiten, seine Vorlieben, seine sympatische Unordnung. Das alles war so selbstverständlich geworden. Es gehörte zu ihrem Leben und sie sah es als gegeben an, daß sich dies auch nicht ändern würde.

Was aber wußte sie über Mulders Wünsche und Sehnsüchte? Was über seine Gefühle? Manchmal ließ er sie ein bisschen in seine Seele blicken, in diesen Momente erfüllte sie große Wärme und Liebe für ihn, doch dann war er wieder so verschlossen und fern, daß sie sich ihm nicht zu nähern traute.

Erst vor kurzer Zeit hatte sie geglaubt, das ihre Partnerschaft am Ende war, Mulder hatte ihr sein Vertrauen entzogen und all das wegen dieser Frau, die sich zwischen sie gedrängt hatte. Mulders frühere Freundin und Partnerin Diana Fowley. Obwohl Scully ihm Beweise vor Augen geführt hatte, daß mit ihr etwas nicht stimmte und daß ihre Loyalität in Frage stand, hatte er sie abgewiesen mit einer Kälte, die sie ihm nie zugetraut hätte. Sie hatte das Gefühl eine Grenze überschritten zu haben, ein verbotenes Territorium betreten zu haben: Mulders Intimsphäre.

Die Hefigkeit seiner Reaktion hatte ihr gezeigt, daß sie in diesem Terrain nichts verloren hatte. Also hatte sie beschlossen, sich unabhängig von ihm sich ihren eigenen Wünschen und Sehnsüchten zuzuwenden. Doch erfüllte David diese? Fehlte ihr nicht etwas Wesentliches? Sein Macho-Gehabe im Bett hatte sie abgestoßen. Dennoch, sollte sie bis an ihr Lebensende wie eine Nonne leben? Sie hörte Mulder leise stöhnen und ging wieder ins Wohnzimmer.

Er saß aufrecht da und sah elend aus. ”Du bist noch da”, flüsterte er, ”danke.” Rasch drückte sie ihn wieder zurück. Sein Körper war verschwitzt und heiß. Er schluckte trocken und sie gab ihm wieder etwas Tee. Dann streichelte sie ihm übers Haar. ”Ich werde dich waschen, dann fühlst du dich besser”, sagte sie.

Dann nahm sie seine Hand, zog ihn hoch und führte ihn ins Bad. Dort ließ er sich auf den Badewannenrand sinken. Mulder war zwar schlank aber auch muskulös und groß, so wußte Scully, sie konnte ihn unmöglich halten, falls er umkippte.

Sie zog ihm das total verschwitzte TShirt aus, dann die Hose. Sein Körper zitterte nichtmehr, aber glühte in einer trockenen Fieberhitze, die ihr garnicht gefiel. Seine glänzenden Augen ruhten auf ihr, währen sie ihn mit einem kalten Waschlappen so gut es eben ging abrieb.

”Danke, Scully, daß du all das für mich tust”, sagte er leise. Scully vermied seinen Blick, trocknete ihn ab und ging dann um frische Kleidung zu suchen. Sie war verwirrt angesichts seines nackten Körpers, obwohl sie ihn nicht das erstemal so sah.

Als sie von Diana Fowley und ihren Regierungsschergen in dieses Quarantänezentrum geschleppt worden waren, mußte sie im selben Raum wie Mulder 30 Minuten unter dieser völlig unnötigen Desinfektionsdusche verharren. Sie erinnerte sich noch genau an seinen Blick und wie sie sich rasch abgewandt hatte. Denn in seinen Augen war Neugierde und auch ein Funken Lust zu sehen gewesen.

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