World of X

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Danke, Mr. Mulder!

von Babs

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Fox Mulder, Agent des FBI, starrte angestrengt durch die Windschutzscheibe seines Wagens. Er war nun schon seit über 2 Stunden unterwegs und es regnete in Strömen. Zudem war es dunkel er fuhr nicht gerade langsam. Auch auf die Gefahr hin, gestoppt zu werden, raste er weiter und verdrängte den Gedanken an einen Unfall, der leicht passieren könnte. Er dachte nur an eines: An den Anruf, den er ca. 3 Stunden erhalten hatte . Eine ängstliche Frauenstimme, die ihn angefleht hatte zu kommen und ihr zu helfen. Zunächst hatte er versucht herauszufinden, wer sie war, doch einen Namen nannte sie nicht. Fast schluchzend hatte sie immer wieder die gleichen Worte wiederholt:

„Bitte... es ist wichtig auch für Sie... helfen Sie mir und ich helfe Ihnen....bitte...!”

Mulder hatte gerade noch den Ort des Treffens heraus bekommen, bevor sie auflegte.



Als erstes hatte er seine Kollegin und Freundin Dana Scully angerufen. Er wusste zwar, dass sie gerade ein paar Tage Urlaub genommen hatte, was sie sowieso selten genug tat, aber er musste sie zu Rate ziehen, das hatte sich oft als hilfreich erwiesen. Außerdem neigte sie dazu pikiert zu reagieren, wenn er sie nicht einweihte, das wusste er. Und obwohl sie bestimmt meckern würde, freute sie sich jedes mal, wenn er sich dann doch meldete; sei es auch in ihrer Freizeit.

Leider war Scully nicht ans Telefon gegangen, sie war also nicht daheim, und ihr Handy war abgeschaltet. Das fand er merkwürdig, aber er musste diesem Anruf nachgehen.



Wichtig auch für ihn? Was sollte das heißen? Er kannte diese Frau nicht, dessen war er sich sicher. Dennoch beunruhigte ihn etwas an dem Ganzen, vor allem, weil es ihn persönlich betreffen sollte. Während er dahinfuhr, kramte er in seinem guten Gedächtnis über mögliche alte Fälle, bei denen er für den Tod oder die Verhaftung einer Person verantwortlich gewesen war. War irgendwann eine Frau betroffen? Ihm fiel nichts ein.



Da - fast hätte er die Ausfahrt verpasst! Er bremste scharf und war froh, dass hinter ihm niemand fuhr. Nach weiteren 20 Minuten Fahrt - der Regen war noch stärker geworden - erreichte er ein altes Farmhaus. Das musste es der Beschreibung nach sein. Mulder beschlich ein ungutes Gefühl, vor allem, da ihm jetzt klar wurde, dass keiner wusste, wo er war und es auch nicht leicht sein würde, irgendeine Verstärkung anzufordern, falls nötig. Wenigstens hatte er seine Waffe dabei. Er warf einen kurzen Blick auf das Display seines Handys - gut, ein Empfang war da. Mulder steckte es ein und stieg aus dem Wagen. Im Haus brannten keine Lichter, alle schienen zu schlafen oder es war niemand da. Er war versucht, gleich wieder einzusteigen und heimzufahren, aber die Neugier und sein untrügliches Gefühl auf etwas Interessantes gestoßenzu sein waren stärker.

Er beobachtete ein Weilchen das Haus und wählte dann nochmals Scullys Nummer - für alle Fälle. Nichts. Leise hinterließ er auf ihrem AB eine Nachricht wo er war und näherte sich dann dem Haus.

Tiere schien es hier nicht zu geben, alles war unheimlich still. Mulder zog sich die Kaputze seiner Jacke über den Kopf, doch der Regen hatte ihn schon nach wenigen Minuten durchnässt und ging langsam weiter. Je näher er kam, desto mehr spürte er den Drang, einfach abzuhauen, doch er konnte nicht. Die schwarzen Fenster schienen ihn bedrohlich anzustarren – da! War dort ein Schatten hinter dem Vorhang gewesen? Er spürte, wie sich die Härchen an seinen Armen aufstellten. Mulder schluckte. Er ging um das Gebäude herum, doch alles schien still und verlassen. Durfte er einfach anklopfen, wenn es nichts Verdächtiges zu sehen gab?

Nun, immerhin hatte er einen Hilferuf bekommen und er war Bundesagent! Entschlossen lockerte er seineWaffe im Halfter und hämmerte gegen die Tür. Das Klopfen hallte in einem bedrohlichen Dröhnen nach und die Gänsehaut dehnte sich nun auf Mulders gesamten Körper aus - sein Adrenalin stieg schlagartig an und sein Herz begann zu rasen. , schrie alles in seinem Unterbewusstsein. Doch er blieb stehen. Sonst war er doch auch eher neugierig als ängstlich. Ärgerlich versuchte er dieses ungewohnte Gefühl abzuschütteln. Doch ganz schaffte er es nicht.

Nach einer halben Ewigkeit tappte jemand an die Tür und riss sie auf. Mulder wollte seinen üblichen Spruch loslassen, doch dann stockte er. Die Frau, die geöffnet hatte, sah auf beunruhigende Weise merkwürdig aus. Sie hätte hübsch sein können, denn sie hatte schulterlanges blondes Haar und eine schmale, fast zerbrechliche Figur. Doch sie wirkte eher krank. Auffällig an ihr waren die schwarzen Augen, in denen fast keine Pupillen zu erkennen waren. Ihr Gesicht war schmal und blass und ihre Haare strähnig. Ihr zierlicher Körper steckte in einem einfachen Kleid, das ihr viel zu groß zu sein schien.

Sie sah nicht aus, als hätte sie eben noch geschlafen.

Mulder brauchte eine Weile, bis er es schaffte, sie nicht mehr anzustarren, sondern sich zu räuspern:

„Guten Abend, ich bin Special Agent Fox Mulder vom FBI. Entschuldigen Sie die späte Störung, aber haben Sie mich vielleicht angerufen? Heute so gegen achtzehn Uhr?”

Er versuchte, beschwichtigend zu schauen, obwohl dieses mulmige Gefühl wieder stärker wurde und er am liebsten gegangen wäre und zwar schnell. Die Frau schien ihn gar nicht verstanden zu haben, trat aber einen Schritt zur Seite.

Mulder zögerte. Mit diesem Haus stimmte etwas nicht und er wollte herausfinden, was es war. Also ging er an der merkwürdigen Frau vorbei, hinein.









Dana Scully schreckte aus dem Schlaf hoch. Automatisch warf sie einen Blick auf den Wecker neben ihrem Bett: Erst 23 Uhr. Ganz kurz musste sie sich orientieren. Ach, sie war im Haus ihrer Mutter und verbrachte ein paar faule, gemütliche Tage! Ihr Chef AD Skinner hatte sie fast zu diesem Urlaub überreden müssen, denn sie vergaß oft einfach welchen zu nehmen. Nun, auf jeden Fall war sie aufgewacht und ihr siebter Sinn sagte ihr, dass etwas nicht stimmte. Sie dachte sofort an die Arbeit und Mulder. Scully setzte sich auf, knipste die Nachttischlampe an und überlegte kurz. Kein besonderer Fall war zu bearbeiten gewesen, als sie gegangen war. Mulder wollte alte Akten ausmisten und endlich mal sein Büro etwas aufräumen. Sie seufzte - dafür würden ein paar Tage nicht reichen! Doch wie sie ihn kannte, hatte er irgend etwas Verstaubtes entdeckt, dem er jetzt nachging; ausgerüstet mit Taschenlampe, Jeans, Regenjacke und einer Packung Sonnenblumenkerne.

Sie beschloss, ihren Anrufbeantworter zu Hause abzurufen und griff nach ihrem Handy, das sie extra abgeschaltet hatte, um ihre Ruhe zu haben.

Seine kurze Nachricht alarmierte sie sofort:

„Hi Scully, hier Mulder. Sorry, dass ich Sie störe, aber ich habe einen merkwüdigen Anruf bekommen, einen Hilferuf. Ich fahre jetzt dorthin, außerhalb von Lynchburg, etwa150 Meilen nördlich von Washington. Ich rufe Sie wieder an, wenn ich etwas herausgefunden habe!”

Entschlossen stieg Scully aus dem Bett.









Mulder sah zunächst gar nichts, nachdem die Frau die Haustür zugeworfen hatte. Er stand da und versuchte mit zusammengekniffenen Augen etwas zu erkennen. Er drehte sich zu ihr um und sagte:

„Wie heißen Sie, Miss? Haben Sie mich angerufen?“, es klang verzweifelt, „Außerdem...”. Sie hob die Hand, um ihn zu unterbrechen und führte ihn durch den dunklen Raum zu einer Treppe. Oben sah man ein schwaches Licht. Fragend sah er die Frau an, die hochzeigte. Ihre Augen waren tief schwarz und ihr Haar schimmerte in der Dunkelheit. Irgendwie hatte Mulder alle Regeln, die er beim FBI gelernt hatte, vergessen. Er schien in diesen schwarzen Augen zu versinken, die ihn scheinbar hypnotisierten und in ihm wurde es kalt und dunkel. Gefühle von Todessehnsucht erfüllten ihn und er vergaß völlig, was er hier wollte. Er fühlte sich mit einem mal versucht, seine Waffe zu ziehen und sie sich an den Kopf zu halten.

Noch immer zeigte sie nach oben und schließlich löste Mulder sich von ihr und ging die Treppe hinauf. Auf halbem Wege drehte er sich um, doch die Frau war verschwunden.

„Miss?”, rief er und wollte wieder hinunterlaufen, am besten aus dem Haus hinaus! Da rief eine Stimme von oben:

„Endlich!”.

Er blickte hoch, sah aber niemanden. Mulder stieg die Treppe ganz nach oben, seine Hand tastete nach seiner Waffe. Seine innere Panik schien einen neuen Höhepunkt erreicht zu haben.

„Wer ist da?”, seine Stimme klang zittrig, „Haben Sie mich angerufen? Hier ist das FBI! Zeigen Sie sich!”

Plötzlich schien etwas auf ihn zu zusausen, so schnell, dass er sich gerade noch halb herumdrehen konnte, bevor um ihn herum alles schwarz wurde...









Scully fluchte leise. Ihre Sorge wuchs langsam. Sie konnte diesen dämlichen Ort, den Mulder genannt hatte, auf keiner Karte, die sie herausgekramt hatte, finden. Außerdem hasste sie Karten sowieso und ihr Orientierungssinn schien sie plötzlich verlassen zu haben! Trotzdem fuhr sie weiter. Mulder hatte sich am Telefon nicht gemeldet und ihre Mutter war sauer, dass sie mitten in der Nacht abgefahren war, ohne viel zu erklären und dann noch bei diesem Regen!

Sie hatte sich nicht getraut, Skinner anzurufen, für den Fall, dass sich das Ganze als harmlos herausstellen sollte.



Plötzlich sah sie eine Ausfahrt und diesen merkwürdigen Ortsnamen und musste scharf bremsen. Kaum war sie abgebogen, hörte sie eine leise Sirene und im Rückspiegel ein Polizeilicht. Seufzend hielt sie an.









Mulder kam langsam wieder zu sich. Er hielt die Augen geschlossen, denn sein Kopf brummte und sein Körper war erfüllt mit Angst. Leichte Wut stieg in ihm auf. Er hasste diese Angst! Wieso war er hierhergekommen? Ohne weitere Informationen? Ohne Verstärkung? Nun, das hatte er wieder von seiner vorschnellen Art zu handeln!

Er hörte ein leises Geräusch und öffnete die Augen. Er starrte an die Decke eines Zimmers, im dem ein schummeriges Licht brannte und alles in weiß gehalten war. Allmählig merkte er, dass er sich nicht bewegen konnte: Er lag gefesselt auf einem Bett. Er hob den Kopf so gut es ging, um etwas zu sehen. Nun, wenigstens trug er noch seine Hosen, ansonsten war er ausgezogen. Er war alleine im Zimmer, außer dem Bett stand nichts darin. Bald stellte er auch fest, dass die Fesseln seine eigenen Handschellen waren. Die nackten Füße waren so fest ans Bett geschnürt, dass es schmerzte.



„He!” schrie er immer wütender werdend. „Ist da wer? Wer hat mich angerufen? Meine Kollegen sind schon unterwegs!”, was für ein billiger Versuch, sagte er sich selbst.

Doch immerhin ging die Tür plötzlich auf und die Frau von der Haustür kam herein. Er fand sie nun gar nicht mehr kränklich, eher mächtig und angsteinflößend vor allem, weil er so hilflos dalag. Dennoch versuchte er es noch einmal höflich:

„Ich bin Fox Mulder vom FBI. Eine Frau hat mich angerufen und um Hilfe gebeten. Mich hierher gebeten. Kann ich mit ihr reden?”

Das Grinsen, das die Frau nun zeigte, war mehr als unmenschlich. Mit einer Stimme, kalt und fast schrill sagte sie:

„Fast wärst du zu spät gekommen. Aber nun wird alles gut, Fox Mulder. Du hast viel gesehen und erfahren. Merkwürdig, dass du uns nicht kennst. Aber jetzt ist es Zeit, dass wir uns entwickeln. Und dazu brauchen wir dich.”

„Wieso mich? Was erfahren? Mir wurde gesagt, dass das Ganze auch wichtig für mich sei. Jetzt habe ich allerdings das Gefühl, es ist nur gefährlich für mich!”, krächzte Mulder und Wut stieg wieder auf in ihm auf.

Wut ist besser als Angst, sagte er sich. Noch immer dieses schreckliche Lächeln ohne Freundlichkeit.

„Fox Mulder, wenn wir fertig mit dir sind, wirst du es erfahren.”

„Fertig? Fertig womit? Ich kann mich nicht erinnern, irgendetwas zugestimmt zu haben!”, Mulder schrie jetzt, „Seit wann fesselt man jemanden, der einem helfen soll? Sie bekommen große Probleme, wenn Sie sich mit der Bundespolizei anlegen!”

Er zerrte an seinen Handschellen.

Die Frau kam näher und eine eisige Kälte umgab sie. Die Angst kroch heran und schien Mulder zu überwältigen. Er wandte sein Gesicht ab, als diese schwarzen Augen auf ihn zukamen. Eine bleiche Hand legte sich auf seine Brust und fuhr zu seinem Bauch hinunter. Er wollte schreien, bekam aber keinen Ton heraus. Diese Berühung schien all seine Organe im inneren herumzudrehen und er spürte Brechreiz. Das Gesicht kam immer näher, er fühlte es. Ein Atem, der kälter war als der Tod, streifte ihn. Die Hand knöpfte seine Hose auf.









Endlich zog dieser nervtötende Cop ab! Scully atmete tief durch und schmiss die Verwarnung, die er ihr verpasst hatte, auf den Wagenboden.

„Selbst Agenten der Regierung müssen sich an Regeln halten, vor allem an Verkehrsregeln, Ma’am!”, hatte sie noch seine schnarrende Stimme im Ohr. Stumm hatte sie genickt, ihm ihren FBI-Ausweis aus der Hand gerissen und das Fenster geschlossen. Da war er abgezogen. Normalerweise hätte sie Gift und Galle gespuckt, aber ihre Sorge um Mulder war größer. Rasch gab sie Gas.









Mulder schrie. Er schrie, bis ihm der Hals wehtat. Doch kein Ton schien aus seiner Kehle zu kommen. Auf ihm saß diese Frau. Um ihn herum ebenfalls Frauen, alle dieses maskenhafte Lächeln auf den Toten-Gesichtern. Pötzlich waren sie dagewesen. Sein Körper schmerzte. Irgendwo tief im seinem Inneren, jenseits der Angst und der Panik, spürte er jedoch auch Lust. Er wusste, was diese Frau mit ihm machte und er konnte nicht das Geringste tun. Zischelnd hörte er ihre Stimmen.

„Es geschieht! Es geschieht! Wir werden weitermachen!”

Mulder kniff die Augen zu. Er fühlte nur, er wollte es nicht sehen. Er versuchte, seinen Körper unter Kontrolle zu bekommen, die Angst, die anderen Gefühle und das Herzrasen, damit sein Gehirn wieder arbeitete. Doch es gelang ihm nicht. Tränen liefen ihm übers Gesicht als er versuchte, diesen Händen auszuweichen. Irgendwas in seinem Inneren schien zu brechen.

„Nein!” flüsterte er nur mehr. „Nein, bitte.”









Endlich fand Scully dieses Haus. Sofort sah sie Mulders Wagen und schluckte. Wenn alles in Ordnung wäre, hätte er per Handy Bescheid gegeben. Sie prüfte nochmals, ob ihre Waffe geladen war. Dann rief sie als erstes bei der örtlichen Polizei an. Sicher war sicher. Langsam stieg sie aus und überlegte, ob sie auf die Verstärkung warten sollte, doch die Sorge um Mulder ließ sie alle Vorsicht schließlich vergessen und sie lief auf das Haus zu, ihre Waffe bereits gezogen. Noch bevor sie die Tür erreichte, rief sie schon nach ihm:

„Mulder! Sind Sie da drinnen? Mulder!”, sie hämmerte gegen die Tür, „Aufmachen! FBI! Ich bin bewaffnet! Sofort aufmachen!”



Ganz, ganz fern hörte Mulder etwas. War es ein Pochen? Ein Rufen? Langsam sammelte er seine Gedanken und öffnete die Augen. Die Frauen waren weg. So plötzlich wie sie gekommen waren, waren sie wieder verschwunden. Vorsichtig sah er sich um. Die Tür war geschlossen, er war alleine. Doch da hörte er es wieder: jemand rief seinen Namen: Scully!!

”Hier!” schrie er so laut er konnte. „Scully, ich bin hier!!!!”

Scully schoss auf das Schloss und trat die Tür auf. Sie rannte die Treppe hoch, den Schreien nach. Automatisch sah sie um sich, ob jemand ihr auflauerte, doch sie sah niemanden und schwach hörte sie schon die Sirenen der Polizeiwagen, die sie angefordert hatte.

„Scully!”, Mulders Stimme überschlug sich und es schwang Panik darin.



Die Tür flog auf und sie kam herein gerannt. Fast wäre sie auf das Bett gestolpert, in dem Mulder lag und sie erschrack gewaltig: er sah fürchterlich aus, sein nackter Köper war voller blauer Flecken und Kratzer und in seinem Gesicht zeichneten sich Tränen und namenloses Entsetzen ab. Rasch war sie bei ihm und löste seine Handschellen. „Sie sind gekommen.”, flüsterte er, als sie eine Decke über ihn breitete. Dann befreite sie auch seine Füße, die schon blau angelaufen waren.

„Was ist nur passiert?”, fragte sie leise und strich ihm durchs Haar. Er sah so verletzt aus, fast hätte sie auch geweint. Mulder nahm ihre Hand und sagte nichts. In seinen Augen sah sie nur Dankbarkeit.









Mulder lag noch im Krankenhaus und versuchte auf seinem Laptop einen sinnvollen Bericht zu verfassen. Doch er schaffte es nicht, die Ereignisse aufzuschreiben. Selbst Scully hatte er nicht alles erkären können und die Beschreibung der Frauen hatte sie auch nicht weitergebracht.

Das Haus war leer und nicht ein Zeichen wurde gefunden, dass in letzter Zeit jemand darin gewohnt hatte. Er sah auf, als sich die Tür öffnete und Scully lächelnd hereinkam. „Jemand hat an Sie gedacht, Mulder.” meinte sie und gab ihm eine Karte in einem Umschlag.

„Ich gebe heute meinen Bericht ab, aber viel steht wohl nicht darin. Eines ist allerdings sehr seltsam.”

„Ja?”, Mulder sah sie an.

Scully zögerte. „Nun, als wir das Gelände untersuchten, fanden wir merkwürdige Spuren... verbrannte Erde und schwache, radioaktive Strahlung. Außerdem ein Stück Gewebe, das aussah... äh...”, wieder zögerte sie.

„Scully! Raus damit!”, Mulder wurde ungeduldig.

„Nun, es sah aus wie ein Stück Fruchtblase, ich nehme an, ein Tier hat ein Junges bekommen und...”

„Und was!”, Mulder war total aufgebracht und der Laptop fiel auf den Boden, als er sich aufrichtete, „Wieso wird das nicht untersucht? Sie sagten, in ihrem Bericht würde nicht viel stehen. Man kann doch bestimmt feststellen, wovon das stammt? Ist es wirklich tierisch? Scully, da WAREN keine Tiere! Diese Frauen, sie haben... sie haben...”, er brach ab und schluckte.

Scully bereute sofort, ihm alles erzählt zu haben. Sie nahm seine Hand.

„Mulder, ich habe Proben der verbrannten Erde und dieses Gewebe ins Labor geschickt. Aber alles ist verschwunden! Einfach weg! Schon gestern. Ich wollte Ihnen eigentlich nichts sagen, aber angesichts Ihres Zustandes ... und wir haben, nun, auf dem Bett Spuren von Ihrem...”

„Und?”, unterbrach Mulder sie und drückte ihre Hand fest, „Das ist wohl auch veschwunden?”

Scully senkte den Blick. Es war ihr mehr als unangenehm.

„Nein. Daher wissen wir ja, dass es von Ihnen ist. Es gehen geschmacklose Gerüchte um, Sie hätten sich vielleich amüsiert.”

Mulder ließ sie los.

„Die sind aber schnell.”, sagte er, „Nur ihre Methoden werden wie's scheint immer perverser. Jetzt bin ich auch noch das Sado-Maso-Sexmonster.”

Er lachte verbittert auf.

„Ich bin jetzt müde, Scully. Danke, dass Sie mir die Wahrheit gesagt haben.”

„Wollen Sie nicht aufmachen?”, fragte Scully neugierig und zeigte auf das Kuvert.

Mulder musste lächeln, schwieg aber. Scully erhob sich wieder.

„Dann schlafen Sie jetzt. Ich fahre noch ein paar Tage weg. Und machen Sie bloß keinen Blödsinn!”

Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn, der ihn kurz zusammenfahren ließ.

„Wirklich alles in Ordnung?”, fragte sie besorgt.

Er nickte nur. Der Kloß in seinem Hals war zu dick, als dass er hätte antworten können. Nachdem Scully gegangen war, öffnete er den Umschlag und las mit zitternder Hand die Karte:



< Lieber Fox Mulder, deine Hilfe war erfolgreich. Wir werden uns weiterentwickeln.

Vielen Dank. >



Plötzlich war Mulder nicht mehr müde. Er stieg aus dem Bett und suchte seine Kleider

zusammen. Ihm war eine Verbindung zu einem alten Fall eingefallen.

Noch deutlich unsicher auf den Beinen ignorierte er die Bedenken des behandelnden Arztes und verließ die Klinik. Ohne heimzufahren begab er sich direkt in sein Büro und kramte zielsicher eine Akte aus dem metallenen Schrank heraus.

1993 in Steveston, Massachusetts. Eine merkwürdige Sekte, ähnlich den Amish-People, von denen ein Mitglied Menschen umgebracht hatte, indem es mit ihnen Sex hatte. Darüberhinaus konnten diese Wesen ihr Geschlecht ändern! Sie waren spurlos verschwunden und hatten nur riesige Abdrücke in einem Kornfeld hinterlassen ...



Plötzlich ging die Tür auf und Scully kam hereingeplatzt.

„Mulder! Was machen Sie hier?”

„Was machen *Sie* hier, Scully?”, meinte Mulder ohne aufzusehen, „Ich dachte, Sie wollten wegfahren.”

Scully ging auf ihn zu. „Ich hatte meine Tasche in der Klinik liegen lassen und fuhr zurück. Siehe da, Sie waren verschwunden! Ich wusste gleich, wo ich suchen musste! - Was ist das für eine Akte?”

Sie blickte ihm über die Schulter. Dann ging sie wieder einen Schritt zurück und schluckte. Sie hatte sehr unangenehme Erinnerungen an diesen Fall, denn um ein Haar wäre sie auch ein Opfer dieser Wesen geworden.

„Mulder, das war etwas völlig Anderes, als das, was Ihnen passiert ist! Ich war... nun... angezogen von diesem Mann! Er wirkte unwiderstehlich. Und die Opfer wurden auch nicht misshandelt. Sie wissen doch, dass sie praktisch an einer Feromon-Vergiftung starben.”

Mulder sah sie an. „Ja, aber diese Frauen sprachen von Weiterentwicklung und dass sie schon einmal hier gewesen seien! Es gibt einen Zusammenhang! Denken Sie an die Spuren die auf ein Raumschiff hinwiesen...”

„Sie WOLLEN einen Zusammenhang finden! Alle Hinweise sind verschwunden. Was wollen Sie Skinner berichten?”

„Das ist mir völlig egal!”, rief Mulder, „Diese Frauen - Wesen, was auch immer; haben irgendetwas mit meinem Erbgut angestellt! Ich muss noch einmal dorthin zurück.”

Scully sah in sein noch immer zerschundenes Gesicht und wusste, nichts würde ihn davon abbringen. >Zum Teufel mit meinem Urlaub!< dachte sie. >Ich hätte ja doch keine ruhige Minute.<



Als die beiden vor dem Haus ankamen, merkte Scully sofort, dass Mulder nervös wurde. Das Ganze schien ihn doch sehr mitgenommen zu haben. Sie parkten den Wagen ein Stück entfernt und suchten das Grundstück nach möglichen Spuren ab. Doch es schien, als hätte jemand ganze Arbeit geleistet, denn um das Haus herum war alles umgepflügt worden und so gab es nicht einmal Gras um es zu untersuchen. Das Gebäude selbst war versiegelt.

„Wollen Sie reingehen?”, fragte Scully Mulder, als Mulder sich entmutigt auf die Stufen vor dem Eingang niederließ.

Er antwortete nicht gleich. Was hatte das alles für einen Sinn? Noch in seinem Büro war er sich so sicher gewesen einen Hinweis zu haben! Nun war seine gesamte Zuversicht verschwunden. Scully berührte seinen Arm.

„Alles in Ordnung, Mulder?”, er blickte sie an.

Wie oft hatte sie ihm schon besorgt diese Frage gestellt?

„Fox?”

Er nickte langsam. „Ich glaube nicht, dass wir hier etwas finden, Scully.” sagte er leise, „Sie haben recht, die Fälle sind zu verschieden. Lassen Sie uns zurückfahren.”

„Sicher?”, irgendwie wollte sie ihn aufbauen, doch er hatte recht, es gab hier nichts zu finden. „Ja, gehen wir.” Er stand auf.









Kaum waren sie weggefahren, bogen zwei PKW's in die Auffahrt ein und parkten vor dem Haus. Aus dem Einen stieg ein Paar, sie zierlich und blond, er groß und gutaussehend. Die Frau holte eine Sitzschale mit einem winzigen Baby aus dem Wagen. Aus dem anderen Auto stieg eine elegante Dame im Kostüm, unter dem Arm einige Unterlagen.

„Ist es nicht genau, wie wir es uns vorgestellt haben, Schatz?” rief der Mann begeistert.

Die Dame stellte sich zu dem Paar.

„Morgen wird die FBI-Versiegelung entfernt. Ich habe aber eine Genehmigung, dass Sie es heute schon besichtigen können.”

„Wundervoll!”, sagte die Frau und lächelte ihr Baby an, das schlief, „Hier wirst du ein herrliches Zuhause haben, mein kleiner Liebling.", flüsterte sie.

Die Augen der Frau waren dunkel; so dunkel, dass ihre Pupillen kaum noch zu erkennen waren.





- Ende -
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