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Weihnachten - das Fest der Liebe

von Missy

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Sie schaute aus dem Fenster und ihre rechte Augenbraue bewegte sich nach oben. Mulder sah den Blick und kannte ihn sehr wohl.

"Was ist los, Scully?" Er folgte ihrem Blick. Er sah, dass es angefangen hatte zu schneien.

Seit Stunden saßen sie in Scullys Wohnung über dem Bericht an Skinner über ihren letzten Fall. Es war eine unschöne Sache. Ein Mädchen war verschwunden, neun Jahre alt - sie wurde noch in verschiedenen Bundesstaaten von Zeugen gesehen, bevor sich ihre Spur verlor. Jedes Wiederauftauchen des Mädchens war angeblich von seltsamen Lichterscheinungen am Himmel begleitet worden. Mulder dachte bei solchen Geschehnissen immer an seine Schwester.

Oh je, wann würde er jemals darüber hinweg kommen? Er sah in Gedanken versunken aus dem Fenster, an das er sich gestellt hatte und blickte auf die inzwischen weiße Pracht hinunter.

Scully beobachtete ihn, sie wußte, dass er jetzt an seine Schwester dachte. Ihr tat es immer weh, wenn sie ihn so stumm und in sich gekehrt sah. Dann spürte sie die Mauer dick und fest zwischen ihnen stehen.

Und wieder machte sie einen Versuch, ihn aus seiner Traurigkeit zu reißen - sie wollte die Mauer zum Einsturz bringen. Sachte berührte sie seinen Arm.

"Mulder, wir sollten für heute Schluß machen und uns beide ausruhen."

Nach einem kurzen Moment drehte er sich zu ihr um und meinte: "Zusammen Scully?"

Seine Augen glitzerten schelmisch.

"Mulder, ich wollte Sie gerade trösten, weil ich dachte.......", sie hielt inne und sah ihn an.

Sein Gesicht war wieder ernst und seine Augen schienen abgrundtief zu sein: "Wie gut Sie mich kennen, Scully...."

Er legte seine Handfläche an ihre Wange und streichelte sie mit seinem Daumen.

Sie hatte plötzlich das Gefühl, sich an ihn schmiegen zu müssen. Sie merkte, wie sie auf ihn zu trat und wie von selbst öffneten sich seine Arme und er zog Scully an sich. So standen sie eine Weile, bis sich Scully dessen bewußt wurde. Eigentlich hatte sie nur ein Wohlgefühl in sich und ein Gefühl der Verwunderung.

Sie löste sich aus seinen Armen und meinte sanft: "Mulder, wir machen noch den Bericht fertig und dann könnten wir doch noch ein wenig frische Luft schnappen gehen, was meinen Sie?"

Fragend sah sie ihn an. Sein Gesicht hellte sich ein wenig auf, wie aus einer weiten Ferne kehrte er zurück in die Gegenwart und meinte: "Scully, ich habe hier in der Nähe einen Weihnachtsmarkt gesehen, kommen sie mit mir dort hin?"

Scully war froh, dass er wieder etwas heiterer war. Sie hätte allem zugestimmt. Freude durchströmte sie. "Oh ja, Mulder, es ist schließlich der 20. Dezember, wir könnten ein wenig Weihnachtsstimmung brauchen, nicht wahr?"

Sie faßte seine Hand und zog ihn wieder zum Tisch wo sich die ganzen Ausarbeitungen im Laptop befanden. Es war 18.00 Uhr, als sie endlich fertig waren. Draußen war es dunkel und es schneite immer noch ganz sacht.

Als sie aus Scullys Haus traten, bot sich ihnen ein wunderschönes Bild. Eine dichte Schneedecke bedeckte alle Wege und die kleine Grünanlage vor dem Haus. Selbst die Straßen waren weiß. Weihnachtlicher Fensterschmuck leuchtete überall und vor manchen Häusern standen mit Lichtern geschmückte Tannenbäumchen und strahlten ihren ruhigen Glanz in die Nacht.

Die Luft roch nach Frost. Wenn man sie tief einsog, zwickte es in der Nase. Vor lauter Arbeit und Ermittlungen in den letzten Wochen, hatten sie gar nicht bemerkt, dass es Winter geworden war. Es war einfach wunderschön.

Außerdem war Freitagabend, ein freies Wochenende stand bevor und beide hatten nichts bestimmtes vor.



Je näher sie dem Weihnachtsmarkt kamen, desto mehr Leute waren auf der Straße. Man merkte, dass es Freitag war und alle am nächsten Tag ausschlafen konnten.

Scullys Nase war schon ganz rot und Mulders Ohren auch. Er hatte seine Hände tief in den Manteltaschen vergraben. Scully sah schon die hohe geschmückte, hell erleuchtete Tanne.

Ein unbestimmtes Kribbeln in der Magengegend setzte bei ihr ein. Kindheitserinnerungen kamen hoch. Mit ihrem Vater waren sie regelmäßig als Kinder auf den Weihnachtsmarkt gegangen. Sie waren Karussell gefahren, hatten Marshmallows gegessen und einen Hot Dog und süßen Browniekuchen - lecker. Sie merkte, wie sie von dem Gefühl der Vorfreude erfaßt wurde.

Heute nun, ging sie mit Mulder. Sie wußte nicht, ob sie aufgeregt war, weil sie zum Weihnachtsmarkt ging oder weil sie mit Mulder ging.

Sie würde es auf jeden Fall genießen. Sie wußte nicht, wie lange sie nicht mehr auf einem Weihnachtsmarkt gewesen war.



Gleich an der ersten Bude blieb sie stehen. Es roch herrlich und sie fing an, ihren Magen zu merken. "Mulder, wir haben schon seit Mittag nichts gegessen, haben Sie keinen Hunger?"

"Doch, wenn ich ehrlich bin, bin ich am verhungern. Und was Heißes trinken würde ich auch gern", stöhnte er.

Vor ihnen standen eine Menge Leute.

"Scully, was möchten Sie?", wollte er wissen.

"Was gibt es denn alles? Ich kann gar nichts sehen!", beschwerte sie sich, "Sie haben es gut, sie sind groß und können alles besser überblicken".

Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und versuchte, über die Schulter des Mannes vor ihr zu sehen. Trotz größter Mühe gelang ihr es nicht, auch nicht, als sie Mulders Arm als Stütze

benutzte.

Als ihr schon die Zehen schmerzten, fühlte sie plötzlich wie sie zwei Hände in der Taille packten und umdrehten. Sie sah sich Mulder gegenüber, der sie wie eine Feder auf den Arm nahm.

Sie fühlte, wie tausend Schmetterlinge in ihrem Bauch anfingen zu tanzen. Ihre Arme hatte sie um seinen Hals geschlungen, ihre Wange war an seine Schläfe gepreßt.

Sie war so verwirrt, dass sie gar nichts von den bunten Angeboten wahrnahm.

"Scully, lassen Sie sich ruhig Zeit, Sie sind gar nicht schwer, ich halte das noch Stunden aus!", ächzte Mulder unter ihr. Langsam ließ er sie hinabgleiten. Als sie gleicher Augenhöhe waren, hielt er sie an sich gedrückt

"Scully, so ist es viel wärmer, meinen Sie nicht auch?", lustige Fünkchen tanzten in seinen Augen. Scully lächelte ihn an, das war ihr Mulder wie sie ihn liebte

"Mulder, auch wenn es warm ist, kann man verhungern."

Sie fühlte sich plötzlich sehr wohl. Vorsichtig setzte er sie auf dem Boden ab.

Scully entschied sich für eine Portion Pommes frites und Currywurst. Mulder aß einen Hot Dog. Sie standen an der Ecke der Bude an einem Tisch und bissen genüßlich in ihr Essen. Heißer Punsch dampfte in den Bechern und roch verführerisch.

Das Menschengedränge wurde immer dichter. Als sie von Bude zu Bude schlenderten, hatten sie zu tun, dass sie sich nicht aus den Augen verloren. Scully hielt regelmäßig Ausschau nach Mulder.

Mal war er einige Meter vor ihr, mal hinter ihr.

Hier und da blieben sie gemeinsam stehen und schauten dem betriebsamen Treiben zu.

Der Punsch hatte sie beide aufgewärmt und der Hunger war gestillt. Trotzdem hatte Scully noch Appetit auf Kuchen oder etwas anderes Süßes. Vor vielen Buden blieb sie stehen und konnte sich aber nicht entscheiden.

Mulder blieb geduldig an ihrer Seite.

Als sie sich ganz plötzlich nach ihm umdrehte, merkte sie, dass er sie unverwandt ansah, dass er sie beobachtete.

"Mulder, was ist denn?", fragte sie unsicher.

"Ach Scully, wissen Sie, wie schön das ist, dass wir beide hier so ganz privat mal zusammen sind? Wir sollten das viel öfter tun!", er blickte sie immer noch an.

Sie erwiderte seinen Blick, ihre Augen bekamen einen verträumten Ausdruck.

"Mulder, was hält uns eigentlich davon ab?", fragte sie nach einer Weile.

"Tja, es war wohl immer Zeitmangel?!", fragend blickte er sie an 'und dieses blöde ungeschriebene Gesetz innerhalb des FBIs' dachte er. Gern würde er sie wieder in seine Arme nehmen oder Hand in Hand mit ihr über den Weihnachtsmarkt bummeln, aber würde sie das auch wollen?

Neben ihnen räusperte sich jemand: "Sie können sich doch auch zu Hause so verliebt ansehen, dann könnten wir hier wenigstens durch!" Ein dicker Mann drängte sich an ihnen grinsend vorbei.

Verdutzt blickten sie ihm hinterher.

Als Mulder auf Scully hinunter sah, hatte er den Eindruck, als ob sie rot geworden wäre, oder war es die Kälte?

"Scully, ist Ihnen wieder kalt?"

"Nein, warum?", erwiderte sie ahnungslos.

Lächelnd antwortete er: "Ach nur so, Scully, sonst würde ich Ihnen noch einen Punsch kaufen."

Wieder blieb Scully an einer Bude mit vielen Süßigkeiten stehen. Sie war so vertieft im Schauen, dass sie gar nicht merkte, dass Mulder schnell zur Seite trat und verdeckt von anderen Leuten etwas kaufte. Er knöpfte seinen Mantel schnell auf und als er alles verstaut hatte, wieder zu.

Als er zu Scully zurück kam, sah sie sich gerade nach ihm um: "Wo waren Sie denn? Möchten Sie auch ein wenig Marshmallows?"

Sie hielt ihm eine Tüte hin. Er langte hinein und nahm sich von dem rosa Zeug etwas heraus.

Sie waren an der großen Tanne angekommen, dort standen Musikanten und spielten Weihnachtslieder. Es war herrlich. Die Tanne strahlte eine majestätische Ruhe und Pracht aus. Kinder standen mit glänzenden Augen und strahlenden Gesichtern.

Etwas Wind war aufgekommen. Wie ein Schild stellte Mulder sich hinter Scully, damit sie geschützt stand. Sie lehnte sich etwas zurück und spürte Mulders Körper hinter sich. Er strahlte eine wohlige Wärme aus. Sie merkte, wie sich seine Hände auf ihre Schultern legten. Sie schloß ihre Augen und lehnte ihren Kopf an Mulders Brust.

"Ach, ist das schön, stundenlang würde ich es so aushalten", flüsterte sie. Wie gern würde sie ihren Gefühlen nachgeben und sich eng an Mulder schmiegen. Vielleicht fühlte er ja auch mehr als Freundschaft für sie?

Sie spürte seine Daumen an ihrem Hals. Sie streichelten ihre Haut. Ob sie ihm sagen sollte, was sie fühlt?

Mulder sah auf Scully hinunter.

"Scully...", flüsterte er. Scully drehte sich zu ihm um. Der Klang seiner Stimme hatte etwas Besonderes. Ihr Herz fing an zu klopfen. Sie spürte, dass auch Mulder aufs Äußerste gespannt war.

Mulder knöpfte nun seinen Mantel auf und zog an einem Band etwas in die Höhe, seine Augen verließen keine Sekunde ihre Augen. Gerade ertönte das Lied "Stille Nacht, heilige Nacht", als Mulder ein großes Pfefferkuchenherz unter seinem Mantel hervor zog. Er hatte es um seinen Hals getragen.

Vorsichtig hing er Scully das Herz um.

"Danke für den wundervollen Abend, Scully. Ich wünsche mir, dass es noch viele so schöne gemeinsame Abende geben möge."

Sie schaute auf das Herz und konnte es nicht fassen: "Ich liebe Dich" stand dort mit geschwungenen Buchstaben geschrieben. Ungläubig schaute sie abwechselnd vom Herz zu Mulder.

"Mulder, ich.... aber.... ich....oh Gott........", Sie schluckte und merkte, wie plötzlich Tränen in ihren Augen standen.

Mulder sah sie erschrocken an: "Scully, ich wollte Sie nicht beleidigen!!"

"Nein, nein", Scully hatte sich gefaßt, sie sah versonnen auf das Herz, während ihr eine Träne die Wange runter rollte und blickte dann lächelnd zu Mulder hoch.

Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, umfaßte mit beiden Händen sein Gesicht und zog ihn zu sich hinunter.

"Mulder", flüsterte sie wenig entfernt von seinem Mund, "mein Herz hast Du schon vor langer Zeit geschenkt bekommen."

Er legte seine Arme um sie und zog sie an sich.

Vor hellem Lichterbaum stand ein Paar, das die Welt um sich vergessen hatte. Ihre Lippen trafen sich wieder und wieder.

Keiner von beiden brauchte mehr darauf achten, dass sie sich in dem Gedränge nicht verloren. Hand in Hand schlenderten sie weiter durch die Winternacht.







Ende
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