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Hexenjagd

von Kimberly Jackson

Kapitel 1

23. April 2003, 14.45 Uhr, Irgendwo in den Wäldern North Carolinas



Monica streckte sich gähnend ohne die Hände vom Steuer zu nehmen. Ihr fiel es schwer, die Augen offen zu halten und so trank sie einen Schluck Kaffee aus dem Pappbecher neben sich. Er war mittlerweile bereits kalt, aber so stark, daß er Tote wiedererweckt hätte. Angeekelt verzog sie das Gesicht.

"Soll ich fahren?"

John Doggett öffnete die Augen und sah sie fragen an.

"Es geht schon!"

"Kommen sie! Ich habe genau gesehen, wie sie gegähnt haben."

Monica seufzte. "Sie haben doch genauso wenig geschlafen wie ich."

Er setzte sich entschlossen auf. "Wir haben beide seit 36 Stunden nicht geschlafen. Lassen sie uns ein Motel suchen!"

"Aber es sind doch nur noch ungefähr 150 Meilen."

Sie wußte jedoch, daß er Recht hatte. Es fiel ihr von Minute zu Minute schwerer, sich auf die Straße zu konzentrieren. Obwohl wenig Verkehr war, war sie doch durch den Regen glitschig und die vielen Kurven erforderten höchste Aufmerksamkeit.

"Na gut. Suchen wir uns ein Motel. Vor ungefähr 5 Meilen habe ich ein Schild gesehen. Es müßte gleich eine Abfahrt kommen!"

Schon an der nächsten Abfahrt stand ein Schild, das ein Motel auswies. Monica fuhr den Waldweg hinein und bereits nach fünf Minuten standen sie vor einem zweistöckigen Haus mit den grün beleuchteten Buchstaben "Motel" an der Tür.

"Etwas abgelegen zwar, aber ganz nett!" beurteilte John nach genauerer Betrachtung. Monica öffnete ihre Tür.

"Mir ist alles egal, solange es ein Bett zum Schlafen gibt!"

Sie öffnete den Kofferraum und nahm ihre und Johns kleine Reisetaschen heraus. Sie hatten zwei Tage in Florida verbracht und einen Fall untersucht, bei dem eine Frau angeblich eine Art Meerjungfrau in den Sümpfen der Everglades beobachtet hatte. Tatsächlich waren bereits mehrere Menschen verschwunden. Nach einige merkwürdigen Vorkommnissen hatte sie ohne Leichen und ohne Mörder dagestanden und waren nun auf dem Rückweg.

Monica dachte noch immer darüber nach, wie sie diese kleine Reise wieder in ihrer Spesenabrechnung begründen sollten. Da es nicht einmal mehr Leichen gab, würde Kersh sie höchstwahrscheinlich mal wieder zur Schnecke machen, zumal dies nicht die einzige dieser Reisen gewesen war, bei denen sie ohne Ergebnisse zurückkamen.

Mit einem Knall schlug sie den Kofferraum zu und drehte sich dann zu John, der mittlerweile ausgestiegen und den Wagen abgeschlossen hatte. Er nahm seine Tasche und zusammen betraten sie dann das Motel. Ein einziger anderer Wagen parkte noch davor, was darum schließen ließ, daß sie aus den vielen Zimmern würden frei wählen können. Das lag vermutlich daran, daß es erst 15 Uhr nachmittags war.

"Guten Tag!" rief John laut und aus einem kleinen Hinterzimmer hinter der Rezeption vernahm man ein lautes Scheppern. Monica und John warfen sich einen irritierten Blick zu. Zehn Sekunden später stürzte eine kleine, gehetzt aussehende Frau aus dem Zimmer.

"Ja bitte!"

"Wir hätten gerne zwei Zimmer..."

"Zwanzig Meilen weiter ist das nächste Motel. Möchten sie nicht vielleicht doch lieber weiterfahren?"

"Ähm..." Monica schüttelte verwirrt den Kopf und warf John dann einen bedeutungsvollen Blick zu. "Nein, Ma'am, eigentlich hatten wir vor hierzubleiben! Wir machen ihnen keine Umstände, wir wollen nur ein bißchen schlafen!"

"Na schön... na schön..." Nervös suchte die Frau in den Schlüsseln und reichte ihnen dann einen.

"Verzeihung, Ma'am... ZWEI Zimmer!" betonte Monica, woraufhin sie einen weiteren Schlüssel bekam. Nachdem sie die Formulare unterschrieben hatten, gingen sie auf die Treppe zu.

"Erster Stock, die beiden Zimmer am Ende des Ganges!" murmelte die Frau und verschwand wieder.

Die Zimmer waren sauber, aber spärlich eingerichtet. Viel mehr als ein Bett und einen Schrank gab es nicht. Sie hatten zwei gegenüberliegende Zimmer, in beiden war ein Fenster mit Blick auf den dunklen Wald. Monica fragte sich, wie ein Motel so tief im Wald sich überhaupt halten konnte, da es hier bestimmt kaum jemals volles Haus gab.

"Was halten sie von dieser Frau?"

Monica zuckte zusammen und fuhr herum. Sie hatte nicht gehört, wie John in ihr Zimmer getreten war.

"Ich weiß nicht. Sie erschien mir verängstigt. Als würde sie irgend etwas fürchten."

"Mir erschien es eher, als hätte sie etwas zu verbergen!" widersprach John doch Monica schüttelte den Kopf.

"Haben sie nicht bemerkt, wie sie immer wieder auf die Eingangstür starrte? Als würde sie jemanden erwarten. Aber ich stimme ihnen zu. Hier stimmt etwas nicht und vielleicht haben wir ja beide recht!"

John seufzte. "Was immer es ist, es hat noch etwas Zeit. Ich werde mich jetzt erst einmal hinlegen und ein paar Stunden schlafen."

Monica sah, wie er die Tür hinter sich schloß und blickte dann wieder aus dem Fenster. Irgendwie hatte der Wald etwas Unheimliches an sich. Sie konnte eine deutliche Kälte spüren, die von ihm ausging.

Sie holte ihre Schachtel Zigaretten aus der Tasche und verließ dann ihr Zimmer. Als sie an die frische Luft trat, bemerkte sie erst, wie kühl es war. Ohne Mantel fror sie doch etwas und der feine Nieselregen war unangenehm. Trotzdem ging sie nicht wieder hinein. Sie steckte sich eine Zigarette in den Mund und zündete sie an.

Zwar hatte sie sich mittlerweile das Rauchen abgewöhnt, doch manchmal beruhigte sie es doch, eine zu rauchen. Langsam ging sie auf den Waldrand zu und blickte in das Dunkel hinein. Sie sah nichts als Schwärze und doch hatte sie das Gefühl, als ginge eine Bedrohung davon aus. Nervös zog sie an ihrer Zigarette und blieb eine ganze Zeit einfach lauschend stehen. Bis auf die Tropfen des Regens und das leichte Rauschen des Windes in den Bäumen über ihr konnte sie nichts hören.

Nachdem sie zu Ende geraucht hatte, warf sie die Kippe weg und ging die zwanzig Meter zum Haus zurück. Sie war gerade auf der Höhe des Autos angekommen, als sie aus dem Wald ein Schreien hörte. Es klang irgendwie hallend und unendlich weit entfernt, aber es war da. Das Schreien einer Frau, die unglaubliche Schmerzen zu haben schien.

Monica zog ihre Waffe heraus und entsicherte sie. Dann lief sie zum Wald zurück.

"HALLOOOO!" rief sie, doch sie bekam keine Antwort. Auch das Schreien war verklungen. "Ich bin Bundesagentin! Wenn sie Hilfe brauchen, so geben sie mir bitte ein Zeichen!"

Sie lauschte beinahe fünf Minuten, doch sie bekam keine Antwort mehr. Entschlossen ging sie in den Wald hinein, als sie eine Stimme hörte.

"Ms Reyes!" Die Wirtin stürmte auf sie zu. "Ms Reyes, kommen sie zurück! Ich bitte sie!"

Monica sah die Wirtin an, dann warf sie einen letzten Blick auf den Wald und ging zurück.

"Haben sie das gehört?" fragte sie die Frau, diese jedoch schüttelte den Kopf.

"Ich habe gar nichts gehört! Es ist gefährlich im Wald!"

"Warum? Was ist dort?"

"Es... ist vor ein paar Jahren etwas geschehen und seitdem geht niemand mehr hinein. Bleiben sie einfach hier!" antwortete die Frau beinahe barsch und ging wieder zurück ins Haus. Monica sah ihr verwirrt nach und blickte dann wieder auf den Wald. Sie hatte deutlich die Angst in der Stimme der Wirtin gehört, als diese sie zurückgerufen hatte. Irgend etwas sehr merkwürdiges ging hier vor sich.

Erst jetzt bemerkte sie, daß sie beinahe völlig durchnäßt war. Müde und frierend ging sie schließlich ins Haus zurück. Nach einem ausgiebigen heißen Bad schlief sie schließlich erschöpft und müde ein.





23. April 2003, 21.57 Uhr, Motel "Deep Woods"



Es war bereits Dunkel als die junge Frau wieder erwachte. Nach der ersten Verwirrung darüber, wo sie sich befand, blickte sie auf ihre Uhr. Kurz vor Zehn. Gähnend richtete sie sich auf. Obwohl sie nur sechs Stunden geschlafen hatte, fühlte sie sich wunderbar erfrischt und ausgeschlafen.

Sie stand auf und zog sich an. Wie zufällig fiel ihr Blick aus dem Fenster und sie erstarrte. Dort hinten, irgendwo tief im Wald war ein weit entferntes Licht.

Hastig zog sie sich fertig an und verließ dann ihr Zimmer. Sie öffnete die Eingangstür und blickte in den Wald. Dort war es, das Licht. Winzig zwar, aber eindeutig.

"Machen sie die Tür zu!" Die Wirtin kam angelaufen und warf die Tür zu. Jetzt reichte es Monica.

"Was ist hier los?"

"Das würden sie nicht verstehen!"

"Im Wald ist ein Licht!"

"Sie täuschen sich!"

Monica atmete tief ein, dann blickte sie die Frau ernst an. "Hören sie, ich und mein Partner sind Bundesagenten vom FBI! Wenn sie vor irgendetwas Angst haben, können wir ihnen vielleicht helfen!"

"Niemand kann mir helfen!"

"Geht es um das Haus im Wald? Werden sie von dem Bewohner bedroht?"

"Bitte, Ma'am. Halten sie sich daraus, sonst werden sie es bereuen! Wenn sie sich retten wollen, reisen sie so schnell wie möglich wieder ab!"

"Wir sind doch nicht die einzigen Gäste! Draußen steht noch ein Auto. Ich vermute, daß es nicht ihres ist, weil ich auch eine Garage gesehen habe und sie ihr Auto bei diesem Wetter wohl kaum draußen stehen lassen würden, wenn sie einen Unterstellplatz haben! Was ist mit diesem anderen Gast? Müßte er nicht auf verschwinden?"

Die Wirtin sah sie lange Zeit an, dann ganz unvermutet brach sie in Tränen aus.

"Ich habe ihn gewarnt! Ich habe ihm gesagt, er solle hier, bei dem Haus bleiben und so schnell wie möglich wieder abfahren, aber er wollte nicht auf mich hören!"

"Was ist hier passiert?"

Als die Frau vor lauter Schluchzen nicht mehr reden konnte, legte Monica ihr einen Arm um die Schulter und führte sie in den kleinen Essensraum an einen Tisch.

"Setzen sie sich und erzählen sie mir in aller Ruhe, was hier geschehen ist, Ma'am. Vielleicht können wir ihnen helfen!"

"Nein!" schluchzte die Wirtin und schüttelte den Kopf. "Aber ich werde es ihnen erzählen. Bis vor zwei Wochen war das hier ein gutes Motel. Wir hatten zwar nicht viele Besucher, aber es reichte für unseren Lebensunterhalt aus. Es lag in einer schönen Gegend, der Wald war friedlich und hell und wenn man morgens früh aufstand, konnte man sogar die Vögel zwitschern hören. Wissen sie, mein Mann ist hier in der Nähe aufgewachsen und deshalb war es sein Traum, hier einmal ein Motel zu eröffnen. Vor zwei Jahren kamen wir aus Chicago hierher."

"Was passierte vor zwei Wochen?" fragte Monica und die Wirtin begann wieder zu schluchzen.

"Es begann eigentlich alles mit dem auftauchen dieses Mädchens. Eines nachts klopfte es plötzlich an unserer Tür und wir dachten, es wäre jemand, der spät noch ein Zimmer sucht. Als wir jedoch öffneten stand ein Mädchen vor unserer Tür, sie war vielleicht sechzehn Jahre alt und sie sah total zerlumpt aus. Das alleine wäre ja nicht merkwürdig. Es war ihre Kleidung. Sie trug ein weißes Hemdchen, nicht mehr, um die Taille mit einem Strick gehalten. Ihre Füße waren nackt und sie hatte überall Narben, am ganzen Körper. Auch Verbrennungen.

Mein Mann und ich dachten, sie wäre mißhandelt worden und entkommen. So nahmen wir sie mit hinein und ich kümmerte mich um sie. Ich machte ihr ein Bad und gab ihr neue Kleider. Das merkwürdigste jedoch war ihre Sprache. Wissen sie, ich habe noch nie einen Menschen so reden hören!"

"Inwiefern?" Monicas Interesse war geweckt.

"Nun, sie benutzte Worte, die man bestenfalls heutzutage noch in Werken alter Autoren findet. Ihre Sprache, alles war irgendwie... anders. So redet heutzutage kein Mensch mehr. Nun, ich habe zunächst gedacht, sie wäre vielleicht in die Hände eines Perversen gefallen, der sie gezwungen hätte das zu tun, und sie stünde vielleicht noch so unter Schock, daß sie es nicht mehr anders könnte."

"Aber so war es nicht?"

"Nein. Als ich am nächsten Morgen in ihr Zimmer kam, fand ich... Oh Gott..." Sie schlug die Hände vor das Gesicht. "Ich habe so etwas noch nie gesehen. Sie war total verwest, fast nur noch ein Skelett. Als wäre sie schon lange tot!

Mein Mann hat dann im Garten ein Loch gegraben, um sie zu beerdigen und als er fertig war und sie noch unten tragen wollte, war sie verschwunden. Auf dem Bett lag nur noch Staub, wie von Asche! Und am gleichen Abend ist tief im Wald dieses Licht aufgetaucht. Manchmal hört man auch Schreie. Mein Mann und ein paar Gäste glaubten, es wäre vielleicht ein Schuppen, oder ein Haus, in dem der Perverse wohnte, der dem Mädchen so etwas angetan hatte. Also gingen sie los, um ihn herauszutreiben."

"Warum haben sie nicht die Polizei gerufen?" warf Monica ein und die Wirtin lachte bitter.

"Sie kennen meinen Mann nicht. Wenn irgendwo ein Unrecht vor seinen Augen geschieht, so fühlt er sich persönlich dafür verantwortlich, den Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen. Doch als sie an diesem Abend auszogen, hatte ich bereits ein merkwürdiges Gefühl. Mal ganz ehrlich, niemand kann einem Mädchen so etwas antun, wie es passiert ist. Das sie innerhalb von ein paar Stunden völlig verwest ist, meine ich! Ich hatte die Befürchtung, daß hier mehr im Spiel war, als nur die Phantasie irgendeines kranken Menschen. Nun, mein Mann und die beiden Gäste kehrten nicht zurück. Seit zwei Wochen sind sie verschwunden. Und immer wieder hört man Schreie aus dem Wald. Grauenvolle Schreie. Mehr und mehr Gäste wollten der Ursache auf den Grund gehen, doch keiner kehrte zurück. Gestern abend ging der letzte in den Wald. Der, nach dem sie wegen dem Auto fragten. Als sie heute nachmittag eintraten, hatte ich gehofft, er wäre es, doch..." Sie brach wieder in Tränen aus.

Monica legte ihr die Hand auf die Schulter. "Machen sie sich keine Sorgen. Wir werden ihren Mann und die anderen finden!"

"Nein... bitte, gehen sie nicht in den Wald! Das Böse herrscht jetzt darin! Ich kann es fühlen! Jede Nacht! Bitte bleiben sie hier!"

"Sie brauchen sich überhaupt keine Sorgen zu machen. Mein Partner und ich sind solche Fälle gewöhnt. Wir beschäftigen uns mit dem Paranormalen! Ich bin sicher, wir können ihnen helfen!"

"Helfen wobei?" erklang eine Stimme von der Tür und Monica drehte sich um.

"John!" rief sie erfreut. "Ich glaube, wir haben hier doch einen Fall, den wir auf unserer Spesenabrechnung als Erklärung angeben können."

Damit erzählte sie ihm, was sie von der Wirtin erfahren hatte. Als Bestätigung nickte die alte Frau nur immer wieder heftig mit dem Kopf.

"Also, wenn sie mich fragen, ich habe da eine Theorie: Möglicherweise handelt es sich hier um einen sogenannten Riß in der Zeit. Die merkwürdige Sprache des Mädchens und das verschwinden der Männer sprechen dafür!" endete Monica schließlich ihren Bericht.

"Wollen sie meine Theorie hören? Vielleicht wohnt da auch wirklich nur ein Mensch in dieser Hütte! Die Männer waren keine Experten, und sind ihm vielleicht auch zum Opfer gefallen!"

"Aber John! Dieses Licht ist vor ein paar Wochen auf einmal aufgetaucht! Wollen sie mir sagen, daß das nur ein Zufall ist? Welcher Mörder wäre denn so dumm, gerade dann auffällig zu werden, wenn eines seiner Opfer geflohen ist? Nein, da ist irgend etwas passiert. Etwas, das durch dieses Mädchen ausgelöst wurde!"

"Na schön! Gehen wir nachsehen!"

"Jetzt?" Die Stimme der Wirtin überschlug sich beinahe.

"Das Licht ist nur Nachts dort, nicht wahr? Wir werden der Sache auf den Grund gehen! Und sie werden sehen, daß wir es hier mit einem ganz natürlichen Phänomen zu tun haben!"

"Na schön..." Monica überprüfte das Magazin ihrer Waffe, dann wandte sie sich der Wirtin zu. "Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen."



Kleine Ästchen knackten unter ihren Füßen, während sie mit gezogenen Waffen auf das Licht zugingen. Immer wieder streiften sie nasse Büsche und bekamen deren feuchte Blätter ins Gesicht. Bereits nach zehn Minuten waren sie völlig durchnäßt. Nach einer halben Stunde konnte Monica ihre Füße nicht mehr spüren.

Immer näher kamen sie dem Licht, und immer klarer wurde ihnen, daß es sich hier nicht um das Licht eines Hauses handelte.

"Was um Himmels Willen ist das?" Monicas Stimme war beinahe tonlos als sie direkt davor standen. Es war eine etwa ein Meter große Öffnung, beinahe wie ein Fenster. Dahinter war es hell und himmelblau. Sie sah ein kleines Dorf.

"Vielleicht ist es genau das, was sie gesagt haben. Ein Riß in der Zeit!" John war ebenso verblüfft und Monica blickte ihn nachdenklich an. Dann, ganz langsam streckte sie ihre Hand aus und berührte den Kreis. Das Bild verschwamm wie Wasser, als wäre es lediglich ein Spiegelbild auf einem See.

"Monica, vielleicht sollten sie lieber vorsichtig sein."

Da passierte es. In dem Moment, in dem Monica ihre Hand in die Fläche hineinstreckte, schrie sie auf.

"John, halten sie..." Und dann war sie verschwunden, einfach in das Bild hineingezogen worden. Entsetzt starrte John auf das Bild. Es war nun wieder klar und scharf. Und er sah Monica auf der anderen Seite. Doch offenbar konnte sie ihn nicht mehr sehen...



Monica Reyes blickte sich langsam um. Ihr war nicht ganz klar, was mit ihr geschehen war, doch irgendwie ahnte sie es. Offensichtlich gab es tatsächlich eine Art Zeitstrom, der einen mitzog, sobald man damit in Berührung kam. Sie stand an einer kleinen Mauer in einer schmalen Sackgasse. Hinter ihr war nur Mauer. Sie fühlte vorsichtig daran entlang. Irgendwo mußte doch ein Weg zurück sein. Aber es gab keinen Weg.

Seufzend steckte sie die Waffe wieder an ihren Gürtel und ging dann langsam die Gasse entlang. Plötzlich öffnete sich vor ihr eine Tür und eine beleibte Frau kippte einen Eimer mit Abfällen auf die unebene Straße. Als sie Monica erblickte, begann sie schrill zu kreischen. Sofort öffneten sich sämtliche Fenster und Menschen sahen heraus. Als sie Monica erblickten entstand ein Tumult, dem die Frau gerne entkommen wollte. Also lief sie einfach aus der Gasse heraus.

Wenn sie recht hatte, war sie tatsächlich in einer völlig anderen Zeit. Dann mußte sie auf diese Menschen in ihrer Kleidung wie eine Außerirdische wirken. Als sie aus der Gasse heraustrat, stand sie inmitten eines kleinen Platzes. Sie mußte sich verstecken und am besten irgendwo andere Kleidung her bekommen.

Das Dorf in dem sie sich befand schien nicht groß zu sein. Tatsächlich schien es sich lediglich um eine Lichtung inmitten eines Waldes zu handeln, denn nach der Kirche kam nur noch eine große Wiese und dann Wald. Monica rannte auf das schützende Dickicht zu und ließ sich dann erleichtert gegen einen Baum sinken.

Sie mußte einen Weg zurück finden. Es mußte einen geben, denn wenn es sich tatsächlich um einen Riß in der Zeit handelte, dann mußte in dieser Zeit auch irgendwo die andere Seite des Risses sein. Und diesen Riß mußte sie finden wenn sie in ihre Zeit zurückkehren wollte.
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