World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Neue Kraft

von Ziyal

Kapitel 1

Neue Kraft

© Ziyal 02/2006 thoran.ziyal@freenet.de

Fandom: X Files, X POV

Rating: G

Disclaimer: Ich habe keine rechte an den X Files und ihren Charakteren. Diese Geschichte dient nur der Unterhaltung.

A/N: geschrieben für den # 16:“Katze“ der fanfic25 Challenge auf fanfic_de und zu finden der Tabelle in meinem Journal

Vielen Dank an Counselor für die Beta!

Zus.: Jeder braucht mal Aufmunterung, um weiter zu machen



***



Mit einem leisen Krachen fiel die Wohnungstür hinter dem Mann ins Schloss. Er hielt sich nicht damit auf, das Licht anzuschalten, sondern durchquerte den dunklen Flur und betrat die Pantryküche. Dort warf er seinen Mantel über den Stuhl und ging die letzten Schritte auf eine schmale Tür zu, öffnete sie und betrat das dahinter liegende, kleine Badezimmer.



Er tastete nach dem Lichtschalter und Sekunden später erleuchtete die Deckenlampe den kleinen fensterlosen Raum. Sein Blick fiel auf sein Abbild im Spiegel gegenüber der Tür.

Er betrachtete sein bärtiges Gesicht, dessen dunkelbraune Farbe einen leichten Graustich zu haben schien. Seine schwarzen Pupillen wirkten wie Tintenflecke und seine Augen waren blutunterlaufen und langsam zeichneten sich Augenringe ab.



„Was für ein Scheißtag“, sagte er laut, während er mit der linken Hand den Warmwasserhahn aufdrehte und mit der anderen Hand nach der Seife griff. Er beugte sich über das Waschbecken und begann, sich das Blut von den Händen zu waschen. Erst als die Haut schon ganz aufgeweicht war und der dunklen Tönung trotzend einen roten Schimmer annahm, befand er die Reinigung für geglückt. Sorgsam trocknete er seine Hände mit dem bereitliegenden Handtuch ab, warf einen letzten, missmutigen Blick in den Spiegel und ließ beim Verlassen des Bades das Handtuch achtlos zu Boden fallen.



Langsam ging er zurück in die Küche, nahm sich ein Glas aus dem Schrank, ließ zwei Eiswürfel aus dem Kühlschrank hineingleiten und griff nach der Whiskeyflasche. Mit dem bis zur Hälfte gefüllten Glas in der Hand und einer Zigarre im Mund betrat er anschließend das dunkle Wohnzimmer und stellte sich vor das Fenster. Er fummelte ein Feuerzeug aus der Hosentasche heraus, entzündete die Zigarre und fing an zu paffen. Die Eiswürfel klirrten leise im Glas, als der Mann es an die Lippen hob und einen großen Schluck nahm. Er starrte nach draußen.



Washington lag ihm zu Füßen... trotzdem, niemand kannte seinen Namen. Er hatte keinen Namen mehr, schon so viele Jahre…



Wieder hatte er getötet.



Er musste in seinem Leben schon so viele Menschen töten, um Geheimnisse zu wahren. Geheimnisse, die – von Nahem betrachtet – so furchtbar waren, dass es schwer fiel, sie nicht preis zu geben. Doch er hielt diese Dinge geheim.

Sein unterdrücktes Gewissen schrie oft in ihm auf, rebellierte dagegen. Er wusste Dinge, die das Leben der Menschheit ändern könnten, er hatte Dinge getan, die das Leben auf der Erde verändert hatten…

Doch er besaß ein dickes Fell. Eine Mauer, die er sich über Jahre hinweg immer dicker wurde. Sie bestand aus einem starken Überlebenstrieb, stoischer Ruhe und dem Ausblenden jeglicher Gefühle. Das allein befähigte ihn, morgens aufzustehen und weiter zu machen. Er hatte so vieles geopfert für eine Sache, von der er nicht einmal mehr wusste, ob sie es wert war.

Tage wie dieser ließen einen Zwiespalt in ihm aufkommen und er zweifelte in diesen Momenten auch seine Existenzberechtigung an - jenes selbst kreierte Gedankenkonstrukt, welches ihm persönlich ermöglichte, sein Tun zu rechtfertigen und bereits oft gestattet hatte, überhaupt weiter zu machen.



Warum sollte er darüber noch nachdenken, wie sein Leben ausgesehen hätte, wenn er nicht rekrutiert worden wäre. Er konnte die Zeit ja nicht zurück drehen… Doch dann, an Abenden wie diesem, kamen die Fragen zurück, ungebeten, fast störend.



War es das wirklich wert gewesen? Er hatte keine Freunde. Die Familie hielt ihn für tot. Es gab niemanden, mit dem er sprechen konnte… Die Personen, welche von seiner Existenz wussten, hielten ihn entweder für einen Handlanger oder für einen gefährlichen, bösen Menschen.



Er war de facto allein.





In diesem Moment fühlte er etwas an seinem Bein entlang streifen. Er schaute hinunter und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Zu seinen Füßen saß schnurrend seine braun-schwarz getigerte Katze. Der Mann ging in die Knie, stellte sein Glas auf dem Boden ab und streichelte das Tier. Die Katze schmiegte ihren Kopf in seine Hand uns schnurrte etwas lauter.



Wie gut, dass sie mich nicht danach beurteilt, wer ich bin und was ich mache, dachte der Mann mit einem kleinen Lächeln. Das Schnurren beruhigte seine Nerven und seine Gedanken kamen etwas zur Ruhe. Es tat gut zu wissen, dass es wenigstens ein Geschöpf gab, dass ihn so akzeptierte, wie er war und ihn dies auch spüren ließ.



Es schien ihm fast, als gäbe ihm dieses Geschöpf neue Kraft.







--ENDE--





Rezensionen