World of X

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Undercover

von Kimberly Jackson

Kapitel 2

"Aufstehen!"

Aufstöhnend zog Monica die Decke über ihren Kopf, als die Pflegerin die Vorhänge zurückzog und gleißendes Sonnenlicht in ihr Gesicht schien.

"Morgenstund hat Gold im Mund!" trällerte die Pflegerin und begann, Monicas Decke auszuschütteln.

"Geht es ihnen noch gut?" grummelte Monica, richtete sich auf und schnappte nach ihrer Decke. "Es ist..." Sie sah auf die Uhr und schüttelte geschockt den Kopf. "Es ist sechs Uhr!!!"

"Ja, und um sieben gibt es Frühstück! Davor kommt noch der allmorgentliche Frühsport!" monica ließ sich zurück aufs Bett fallen.

"Das ist ein Albtraum!" murmelte sie und versuchte, die Kopfschmerzen zu verdrängen. Sie hatte gestern Abend noch viel zu lange wachgelegen und an den überwältigenden Kuß gedacht. Es war bereits zwei Uhr gewesen als sie endlich eingeschlafen war.

"Haben sie gestern abend die Nachtruhe eingehalten?" fragte die Pflegerin streng und Monica sah sie mit einem Gesichtsausdruck an, bei dem jeder ihrer Kollegen bereits einen Rückzieher gemacht hätte. Nicht jedoch die Pflegerin. "Hätten sie die Nachtruhe eingehalten, wären sie jetzt auch nicht mehr müde! Und jetzt ab ins Bad!"

"Verzeihung!" Monica stand aus dem Bett auf. "Ich bin kein Schulmädchen und weiß sehr gut alleine, wann ich ins Bad zu gehen habe. Wenn sie jetzt bitte so freundlich wären und mein Zimmer verlassen würden?"

"Das geht leider nicht! Bis um sieben Uhr müssen die Zimmer blitzblank aufgeräumt sein, sonst..."

...gibt es kein Mittagessen?" ergänzte Monica sarkastisch und ging dann mit ihrer Kleidung ins Bad. Kein Wunder, daß die meisten Reichen immer so grimmig dreinschauten, wenn dies die Art von Urlaub war, die sie machten.

"Miss Reyes!" Die schrille Stimme der Pflegerin zerrte an ihren Nervon.

"Was denn?" fragte sie und steckte den Kopf aus dem Badezimmer.

"Walkmans sind hier nicht erlaubt!"

"Ich besitze keinen Walkman!"

Die Pflegerin hielt das Kommunikationsgerät hoch, durch das sie mit Skinner verbunden war.

"Das ist kein Walkman sondern... eine Handyfreisprechanlage!"

"Handys sind hier auch nicht erlaubt!"

"Na schön!" murmelte Monica. "Geben sie es mir, ich werde es in meinem Koffer verstauen!"

"Ich muß es leider konfiszieren!"

"WAS?!?" Monica atmete tief ein, um sich zu beruhigen, viel brachte es jedoch nicht. "Jetzt hören sie mir mal zu!" sie schnappte das Gerät aus der Hand der Frau. "Ich glaube kaum, daß in dem horrenden Preis miteinbegriffen ist, daß sie die Patienten rund um die Uhr kontrollieren! In jedem Hotel, in dem sie so mit den Gästen umgehen würden, wären sie schon längst rausgeflogen!"

"Miss Reyes!" Die stimme der Pflegerin war nun schrill und scharf... eine Kombination, die absolut unerträglich wurde. "Wir sind hier aber nicht in einem Hotel!" Damit nahm sie das Gerät wieder aus Monicas Hand und ließ es in der Tasche ihres Kittels verschwinden. "Sie können es sich abholen, wenn sie uns verlassen!"

Monica wußte, daß jede weitere Diskussion überflüssig war. Natürlich könnte sie ihren FBI Ausweis ziehen und der Frau etwas über Eigentum erzählen, aber dies würde ihre Tarnung auffliegen lassen. Ein Kommunikationsgerät war dies nicht wert.

In Momenten wie diesen hatte sie früher immer eine Zigarette geraucht. Erstens jedoch hatte sie hier keine Zigarette und zweitens würde die Pflegerin dann wahrscheinlich völlig ausrasten. Also ging sie nur zurück ins Bad und duschte.



Das Frühstück bestand aus fettfreiem Joghurt, Müsli, entkoffeiniertem Kaffee und natürlich auch fettfreier Milch. Monicas Laune wurde nicht unbedingt gesteigert. Wie sollte sie wach werden, wenn sie nicht einmal richtigen Kaffee bekam?

Tapfer hielt sie, wenn auch mit mürrischem Gesichtsausdruck die vormittäglichen Aktivitäten durch und hatte dann den nachmittag frei.

Nie wieder, schwor sie sich. Nie wieder würde sie einen Undercover Job in einer Klinik annehmen.

Die Massage am Abend stand ihr auch bevor. Wie sollte sie John in die Augen sehen? Das was gestern abend passiert war, war zwar unglaublich, aber absolut inakzeptabel gewesen. Sie waren Partner, verdammt noch mal. Mal ganz davon abgesehen, daß das FBI diese Art von Beziehungen nicht gestattete, würde es alles verkomplizieren. Sie erinnerte sich, wie schwer die Beziehung mit Brad damals gewesen war.

Aber Brad war es nicht wert gewesen. John ist es! Sie verdrängte entschieden die kleine Stimme und entschloß sich, noch etwas zu schlafen.

Als sie dann am Abend auf der Massagebank lag, sah sie allem schon etwas gelassener entgegen. John baute sie sichtlich auf.

"Ich habe gehört, sie hatten heute mit einer der Pflegerinnen eine kleinere... Diskussion!" neckte er sie.

"Hat sie ihnen davon erzählt?"

"Die Pflegerin??? Sie sind das Gesprächsthema beim gesamten Personal! Wissen sie, wie ihr Spitzname ist?"

"Ich weiß gar nicht, ob ich das wissen möchte!" murmelte Monica.

"Die Rebellin aus dem ersten Stock."

"Toll!" Monica seufzte und entspannte sich.

"Übrigens habe ich das Gerät gerettet!" warf John ein. "Bevor jemand feststellen konnte daß es keine Freisprechanlage war!"

"Ich werde mich bemühen, weniger aufsehen zu erregen!" versprach die Frau. "Aber das ist nicht einfach! Ich mag es einfach nicht, wenn mir jemand sagt, wann ich was zu tun habe! Und wenn man mich um sechs Uhr weckt, und ich nur drei Stunden geschlafen habe, dann bin ich... nennen wir es leicht verstimmt!"

John lachte. "Was haben sie denn noch so lange gemacht gestern abend?"

"Ähm..." Monica stockte. Wieso mußte sie das Thema überhaupt ansprechen? "Ich habe... nachgedacht! Über den Fall!" setzte sie schnell hinzu.

"Verstehe!" Er schwieg einige Sekunden. "Wissen sie, ich habe auch nachgedacht... über den Fall." Die Art wie er das betonte stellte klar, daß er genau wußte, worüber sie nachgedacht hatte.

Genau das war es! Das war die Art von Komplikation die sie eigentlich hatte vermeiden wollen.

"Ich habe gestern abend eine Art Drogenlabor entdeckt!" warf sie plötzlich ein. Zum einen, weil sie vom Thema ablenken wollte, zum anderen, weil sie es ihm noch nicht erzählt hatte.

"Ja, auf dem Dachboden!" bestätigte John. "Ich habe es auch bereits gesehen. Es ist ein offenes Geheimnis unter den Angestellten. Jeder weiß es, aber keiner spricht darüber. Ehrlich gesagt, habe ich schon das Gefühl bekommen, daß dies das einzige Geheimnis ist, was die Angestellten vor den Patienten zu verbergen versuchen."

"Mmh..." bestätigte Monica. Eines mußte sie ihm lassen. Massieren konnte er richtig gut. Küssen auch... Sie wollte doch nicht mehr daran denken.

"Treffen wir uns heute abend wieder in der Schwimmhalle?"

"Ich... glaube eher nicht!"

"Schade!" murmelte er und als sie sich leicht drehte, um ihn ansehen zu können, schmunzelte er. "Naja, ich hatte schon lange keinen so guten Wettkampf mehr wie gestern!"

"Ach so... aber ich bin jetzt schon müde! Meine letzte Nacht war sehr kurz! Vielleicht..." gestand sie ihm schließlich zu.

"Ich bin wieder um elf dort." Und dann war die Massagezeit zuende.



Natürlich würde sie nicht schwimmen gehen! Das stand völlig außer Frage! Monica Reyes ging im Zimmer auf und ab. Sie hatten andere Probleme. Der zweite Tag war bereits um und sie hatte noch nicht einmal den Hauch einer Ahnung, was in dieser Klinik vor sich ging, von dem Drogenlabor einmal abgesehen. Sie setzte sich auf ihr Bett und versuchte, alles, was ihr bisher verdächtig erschienen war, aufzuschreiben. Das war nicht viel. Die übertriebene Fürsorge der Pfleger zum einen, die frühe Nachtruhe zum anderen... aber alles Dinge die vor Gericht als Beweise, beziehungsweise Hinweise keinen Bestand hätten.

Ihr Blick fiel auf die Uhr. Viertel vor elf. Noch eine Viertelstunde. Sie schüttelte den kopf. Sie würde nicht ins Schwimmbad gehen. Andererseits war es nicht fair, ihn zu versetzen. Und wenn sie hinginge um ihm abzusagen???

Ja, das war ein Kompromiß. Dafür würde sie auch die Badesachen überhaupt nicht erst mitnehmen. Genau, sie würde ihm einfach sagen, daß sie keine Zeit hatte. Das die Tatsache, daß sie extra hinunterging, um ihm dies mitzuteilen, das Gegenteil bewies, fiel ihr gar nicht ein.

Sie machte sich auf den Weg zum Schwimmbad im Keller. In der Umkleide zog sie lediglich ihre Schuhe aus und trat dann in die warme Halle. John kraulte bereits seine Bahnen im Becken. Monica schlenderte am Rand entlang. Sie waren wieder einmal die einzigen im Bad.

"Hallo!" Sie kniete sich an den Rand, als John eine Pause einlegte. Er strich sich mit der Hand über die Augen, um das Wasser abzuwischen und sah sie an.

"Hallo!" Dabei musterte er ihre kleidung. "Ähm..." fing er an, doch Monica hob die Hände.

"Eigentlich kam ich nur herunter um ihnen zu sagen, daß ich heute nicht schwimmen werde!" Plötzlich kam sie sich unglaublich dumm vor.

"Wieso nicht?"

"Weil... ich jetzt schlafen gehen will!"

"Aber die Zeit, die sie jetzt hier sind, hätten sie auch mit Schwimmen verbringen können!" Er war sichtlich verwirrt und ihr ging es nicht anders.

"Ja... wie auch immer... ich... gehe dann wieder!" Sie deutete auf den Ausgang. John reichte ihre die Hand.

"Ich komme mit. Helfen sie mir!"

"Natürlich!"

Sie nahm seine Hand und versuchte, ihn herauszuziehen, plötzlich jedoch zog er mit einem Ruck an ihrer Hand und mit einem beinahe elegant flog Monica kopfüber ins Wasser. Sie war so überrascht, daß sie nicht mal hatte aufschreien können. Prustend tauchte sie wieder auf.

"John!" rief sie halb empört, halb amüsiert.

"Oh... entschuldigung!" Er grinste sie an und Monica spritzte einen Schwall Wasser nach dem anderen nach ihm.

"Jetzt tun sie nicht so scheinheilig!"

Plötzlich stürzte er sich auf sie und auflachend schwamm sie davon, immer wieder Wasser nach ihm spritzend. Schließlich tauchte er unter und kam direkt vor ihr wieder hoch.

"Das war sehr unhöflich, Agent Reyes!"

Sie lachte und hielt sich an ihm fest. "Das müssen sie gerade sagen! Es gehört sich auch nicht, jemanden ins Wasser zu ziehen!"

"Ich habe mich entschuldigt!"

Monica lachte auf. "Das war aber nicht ernst gemeint."

"Aber das ist es!" Damit küßte er sie. Monica protestierte kurz, gab sich ihm dann aber völlig hin.

Sie hatte gewußt, daß dies passieren würde. Deshalb hatte sie nicht schwimmen wollen.

"Das ist nicht gut..." murmelte sie und wich leicht zurück.

"Ganz im Gegenteil!" antwortete er ihr und legte erneut seine Lippen auf ihre. Zärtlich nagte er an ihrer Unterlippe und sie erwiderte seine Liebkosungen.





"WAS TUN SIE DENN HIER?"

Monica und John lösten sich verwirrt voneinander und sahen eine der Pflegerinnen an, die, die Hände in die Hüften gestemmt am Rand stand.

"Könnten sie mir das erklären?"

"Ähm... ich... bin ausgerutscht und ins Becken gefallen." Monica schwamm zum Rand zurück.

"Direkt in die Mitte des Beckens!" sagte die Pflegerin ironisch und musterte die vor Nässe triefende Frau, die nun aus dem Becken stieg.

"Das hört sich vielleicht merkwürdig an, aber... ja!" nickte Monica und sah die Frau ernst an.

"Aha! Und was haben sie in voller Bekleidung hier in der Halle getan?"

"Ich hatte vorhin meine Armbanduhr hier vergessen und habe sie gesucht." Monica sah an sich herab. "Und jetzt gehe ich mich besser schnell umziehen!"

"Und sie? Sind sie nicht einer der Pfleger?"

"Ja, ich sah, wie sie ins Becken fiel und wollte ihr helfen!"

"Weil sie nicht schwimmen kann?"

"Genau!" nickte Monica und trat dann den Rückzug an, als die Frau sie wütend ansah. Die Situation war zu komisch. Sicher hatte die Frau jedoch gesehen, daß sie sich geküßt hatten. Hoffentlich erfuhr Skinner nichts davon.

"Oh, John..." murmelte sie leise auf dem Weg in ihr Zimmer. Das sie dabei nasse Fußabdrücke hinterließ, störte sie nicht. Sie hatte sich nicht die Schuhe ruinieren wollen, indem sie sie, nass wie sie war, wieder anzog.

Wieder in ihrem Zimmer, lehnte sie sich von innen an die Tür und ließ die Schuhe einfach fallen. Wenn die Pflegerin nicht gekommen wäre... wer weiß, was noch passiert wäre!

Erschrocken zuckte sie zusammen als ihr Hände unnatürlich laut klingelte. Sie stürzte zu dem Schrank, in dem ihre Tasche war, und wühlte es heraus.

"Reyes!" Sie sprach leise und bemühte sich, das Handy nicht mit ihrer klitschnassen Kleidung in Berührung zu bringen.

"Agent Reyes? Skinner hier!"

"Was gibt es denn?" Monica war verwirrt. Eigentlich hatten sie abgemacht, daß er sie auf diesem Hand nur in einem Notfall anrief.

"Ich wollte ihnen nur sagen, daß der Fall abgeschlossen ist!"

"Was?!?" Sie konnte ihren Ohren nicht trauen. "Was heißt das, der Fall ist abgeschlossen?"

"Nun, es stellte sich heraus, daß das Verschwinden dieser Frauen Zufall war! Die Eine war gar nicht in dieser Klinik sondern ist mit ihrem Geliebten durchgebrannt, die Zweite... eine ältere Dame... erlitt hier anscheinend einen Herzinfarkt und wurde ins nächste Krankenhaus eingeliefert. Sie ist wohlauf, doch hat man in dieser Klinik wohl keine Meldung darüber gemacht. Naja, und die dritte Frau ist wirklich verschwunden, dies hat jedoch vermutlich nichts mit dieser Klinik zu tun!"

"Soll das heißen, das alles hier war umsonst?" Mittlerweile begann sie, vor Kälte zu zittern.

"Ja. Checken sie morgen früh aus und ruhen sie sich jetzt noch ein wenig aus! Wenn sie möchten, können sie auch den Tag morgen in der Klinik noch genießen!"

"Sir, ich gäbe alles dafür hier so schnell wie möglich rauszukommen!"

Sie hörte wie Skinner schmunzelte. "Okay, aber vor morgen früh ist da nichts zu machen! Die Tore sind ja jetzt schon zu!"

"Sir, da ist noch etwas. Offensichtlich gibt es hier ein geheimes Drogenlabor."

Sie hörte, wie Skinner am anderen Ende zu lachen anfing. "Ja, ich weiß!"

"Sie wissen?!? Ich verstehe nicht!"

"Die Roosevelt Klinik hat ihr offizielles Labor auf dem Dachboden und stellt Drogen zur medizinischen Versorgung her. Das ganze wird staatlich geprüft und von dort gehen die Drogen ins ganze Land. Deswegen auch die hohen Sicherheitsvorkehrungen. Die haben Angst, daß ein Patient sich mit Drogen eindeckt!"

"Soll das heißen, wir waren wirklich umsonst hier?"

"Tut mir leid! Schlafen sie sich aus, Agent."

Monica starrte auf das Handy und verspürte den inneren Drang, es gegen die Wand zu schleudern. Keine Undercoverjobs mehr! Nie wieder!

Sie stöhnte genervt auf, als es an der Tür klopfte. Mit einem entnervten "Was?" riss sie die Tür auf und starrte in das völlig verduzte Gesicht von John Doggett. Dieser musterte sie nun von oben bis unten.

"Wieso haben sie sich noch nicht umgezogen? Sie werden sich erkälten!"

Monica zog ihn in ihr Zimmer und schloß dann die Tür. "Skinner hat mich gerade eben angerufen!"

Und dann erzählte sie John, was sie von Skinner erfahren hatte.

"Sehen sie es doch einmal so! wir hatten zwei Tage Entspannung!" John stellte eine Weinflasche und zwei Gläser auf den Tisch. Monica sah ihn verdutzt an.

"Sie dürften doch nicht einmal hier sein!"

"Doch, jetzt schon! Ich habe soeben meinen Job verloren! Die Pflegerin hat ihnen nämlich kein Wort geglaubt!" Er strich sanft über ihre Nase. "Aber das ist jetzt ja sowieso egal!"

Monica stand einfach nur da, die Arme um den Körper geschlungen. "Ich schwöre ihnen, wenn ich hier weg bin, mache ich den Tag zu meinem persönlichen Feiertag! ...Ich geh mich mal umziehen!"

Sie suchte frische Anziehsachen aus ihrer Tasche und ging dann ins Bad. Als sie zehn Minuten später mit gefönten Haaren und trockener Kleidung wieder heraustrat, saß John auf ihrem Bett und las interessiert eine der Zeitschriften, die herumgelegen hatte und die zum Haus gehörten.

Monica griff nach ihrer Haarbürste.

"Ich wußte gar nicht, daß sie sich für gesunde Ernährung interessieren!" neckte Monica und John grinste.

"Nun ja, ich mußte die letzten Tage ja keine Diät halten!"

"Wissen sie, was ich essen werde, wenn ich wieder zu Hause bin? Ich werde zum Hot Dog Stand gehen, und mir einen Vorrat für eine ganze Woche zulegen! Nie wieder fettarme Milch... oder fettarmen Joghurt..."

"Nie wieder Massagen!" neckte er und sie drehte sich herum. Mit einer Haarklammer steckte sie ihr Haar notdürftig hoch.

"Naja... daran hätte ich mich gewöhnen können!" Sie setzte sich neben ihn und nahm das Weinglas entgegen, das er für sie bereithielt. Lächelnd stieß sie mit ihm an und nahm dann einen Schluck Wein.

"Wie soll es jetzt weitergehen?" fragte er plötzlich und sein Gesicht war ernst.

"Nun, wir werden morgen aus checken und den ganz normalen Bericht..."

"Das meinte ich nicht und das wissen sie genau!"

Natürlich wußte sie, was er meinte, aber sie hatte keine Antwort darauf. "Also eigentlich... ist ja gar nichts passiert!"

"Ja, eigentlich!" stimmte er zu und trank ebenfalls einen Schluck Wein.

"Wir waren schwimmen!" fuhr Monica fort. "Da ist überhaupt nichts bei!" Gab es etwas, was noch komplizierter hätte sein können, als diese Unterhaltung???

"Monica, ich liebe dich!"

Okay, das gab es! Die Wendung, die diese Unterhaltung jetzt nahm. Monica hätte sich beinahe verschluckt.

"Was?" Sie sah ihn völlig fassungslos an. Er liebte sie. Sie hob das Glas an ihren Mund und nahm einen großen Schluck. Das war etwas, was sie nie wieder hatte geschehen lassen wollen. Sie hatte bereits eine dieser ‚Büro-Beziehungen' hinter sich und die Erinnerung daran war nicht besonders angenehm.

"John, ich..." Sie zögerte.

"Ich hätte das nicht sagen sollen, es tut mir leid! Vielleicht habe ich die Ereignisse völlig fehlinterpretiert!"

Hatte er das? Nein, das hatte er nicht. Sie liebte ihn, aber sie waren auch Kollegen. Eine Beziehung würde ihre gesamte Partnerschaft gefährden.

"Sie haben die Ereignisse nicht fehlinterpretiert!" gestand sie. "Aber ich möchte nicht noch einmal eine diese Büro-Beziehungen führen! Das ganze ist so kompliziert!"

Sie sah ihn ernst an und strich dann leicht über seine Wange.

"Vielleicht ist es dann besser, ich gehe jetzt!" John erhob sich.

Nein! Nein, geh nicht! Alles in Monica schrie diese Worte aber aus ihrem Mund drangen sie nicht. Es war das einzig vernünftige.

Sie folgte ihm zur Tür und beobachtete, wie er ohne Abschied einfach das Zimmer verließ.

"Shit!" flüsterte sie und verfluchte sich selber. Sie hatte ihn nicht verletzen wollen. Sie wußte, wie viel Überwindung es ihn gekostet haben mußte, diese Worte zu sagen. Sie ließ sich gegen die Tür sinken und hörte das Echo von der anderen Seite der Tür. Verwirrt drehte sie sich um und öffnete die Tür. John stand vor ihr. Er war nicht gegangen. Sie strich sanft über seine Wangen, dann legte sie ihren Mund auf seinen. Verdammt, dann wäre ihr Leben eben kompliziert. Das war ja auch nicht das erste Mal. Sie zog den Mann in ihr Zimmer.

"Ich liebe dich, John! Ich will dich nicht verlieren!"

Er ersticke ihr Geständnis mit einem leidenschaftlichen Kuss, der all ihre Ängste aus ihren Gedanken verdrängte. Unendlich viel Zeit schien zu vergehen, bis er sich von ihr löste, und doch seufzte Monica voller Bedauern auf.

"Ich verspreche dir, daß dies unsere berufliche Beziehung in keinster Weise beeinflussen wird!" flüsterte er dicht an ihren Lippen, bevor er ihren Mund wieder zärtlich in Besitz nahm und plötzlich wußte Monica, daß er Recht hatte. Sie hatte Brad nie wirklich geliebt, aber für John empfand sie eine tiefe Zuneigung. Und als er sie jetzt sanft zum Bett führte, fühlte es sich für sie so verdammt richtig an, daß ihre Bedenken sich wie Sand im Wind zerstreuten.



ENDE
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