World of X

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Into the West

von Ziyal

Kapitel 1



Into the West

© Ziyal 2006 (thoran.ziyal@freenet.de)

Fandom: X Files

Kat: Humor, Challenge, ff25 # 3 - West

Rating: G

Beta: gründlich wie immer durchgeführt von Counselor – hab’ vielen Dank dafür!

Disclaimer: Die Personen gehören Chris Carter und den sonstigen an den X Files beteiligten Zeitgenossen

A/N: Geschrieben für die fanfic25 Challenge auf fanfic_de und zu finden in meinem Journal

Summary: Wozu ein Verlust einen gewissen FBI Agenten bringen kann.







Scully stellte sich zu Mulder an den Rand der grünen Rasenfläche des Friedhofs und ließ den Blick schweifen. Ihr Blick blieb an einer Marmorpyramide hängen, vor der eine kleine Bronzetafel angebracht war. Dort stand in geschwungenen Buchstaben:



„George. Guter Freund und tröstende Seele. R.i.P.“



„Danke, dass Sie gekommen sind. Es bedeutet mir viel“, sagte Mulder und Scully schaute zu ihrem Partner auf. Er sah ein wenig mitgenommen aus.



„George liebte den großen Tempel von Karnak“, sagte Mulder. „Er hat sich gerne stundenlang darin aufgehalten. Oder er umrundete die großen Pyramiden. Er hatte einen Narren an den Tempel von Philae gefressen und in dem großen Heiligtum der Hatschepsut hat er sich oft zurückgezogen.“



Mulder bekam einen glasigen Blick und Scully berührte ihn sanft am Arm. Er schaute einen Moment zu Boden, bevor er fortfuhr:



„Wissen Sie, die alten Ägypter haben die Mumifizierung nur aus einem Grund erfunden. Sie wollten ihre Körper für das Jenseits konservieren, denn sie glaubten daran, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Dass die Seele dafür einen Körper brauchte. Ein Leben, das genauso geführt worden ist wie das Leben vor dem Tod.

Dem Verstorbenen wurde alles dafür mitgegeben, Lebensmittel, Werkzeuge, Kleider, Schmuck. Diener. Ganz zu Anfang wurden auch Menschen mit bestattet, aber davon kam man bald ab. Stattdessen bekam der Tote Ushebti - Figuren mit ins Grab, die im Jenseits zum Leben erwachten und dem Verstorbenen zu Diensten waren. Neben den Grabbeigaben verzierte man vorsichtshalber auch die Wände der Grabkammer entsprechend, damit kein Mangel herrschen konnte.“



Scully warf einen flüchtigen Blick auf die Pyramide und fragte sich, ob die Wände im Inneren auch mit Bildern von Lebensmitteln, Tieren und Dienern verziert worden waren. Der Gedanke wurde aber von Mulder unterbrochen, der mit seinem Vortrag fortfuhr.



„Entscheidend waren aber die Götterdarstellungen und die magischen Sprüche. Auf dem Weg „in den Westen“, wie das Jenseits im alten Ägypten genannt wurde, musste der Verstorbene einige Prüfungen bestehen.

Sein Herz wurde gewogen und wenn er sich im Leben nichts hatte zu schulden kommen lassen, konnte er alle Fragen des Totengottes Anubis beantworten und durfte passieren. Wehe aber, sein Leben war nicht vorbildlich und voller Tugend gewesen – dann drohte dem Körper die Verspeisung durch Ammit, einem Dämon. Und ohne Körper war das Leben im Jenseits ausgeschlossen.“



Der Agent griff in seine Manteltasche und holte ein benutztes Taschentuch heraus. Er schnäuzte sich kurz und beförderte das nasse Stück Papier zurück in seine Manteltasche.



„Ebenso schlimm war die Tilgung des Namens, denn wenn der Name getilgt war, wusste die Seele nicht, wohin sie zurückkehren sollte, nachdem sie den Körper verlassen hatte, um im Jenseits den Tag zu genießen. Daher wurden die Namen überall im Grab nieder geschrieben und von dort stammt auch der Brauch, Grabsteine zu beschriften.“



Scully folgte Mulders Blick auf die kleine Bronzetafel. Nach einem Moment des Schweigens wandte sich die Agentin ihrem Partner zu.

„Mulder, ich weiß, dass Sie dieser Verlust hart getroffen hat und ich respektiere Ihre Art der Trauer. Aber meinen Sie nicht, dass Sie etwas übertrieben haben?“



Ihr Partner schaute sie verständnislos an. „George war mein bester Kumpel. Er kannte alle meine Geheimnisse und hat mir immer zugehört. Das war das Mindeste, was ich für ihn tun konnte. Ich bin sicher, dass er es so gewollt hat.“



Sie zog die Augenbraue hoch.

„Ich kann es mir nicht recht vorstellen.“



„Ich weiß, dass er diese Bauwerke geliebt hat, warum hätte er sich so oft dort aufgehalten? Ich wäre sonst nicht auf die Idee gekommen, ihm ein echtes altägyptisches Begräbnis zu organisieren.“



Die rothaarige Agentin seufzte und verschränkte die Arme vor der Brust.



„Mulder, ich habe im Laufe unserer Zusammenarbeit schon viele verrückte Sachen gesehen und unglaubliche Dinge erfahren. Aber ich bin nicht bereit zu glauben, dass George in Natronlauge getrocknet und dann als Mumie in dieser Pyramide landen wollte.“



Mulder verschränkte nun ebenfalls die Arme vor der Brust und fragte kampfbereit:

„Was macht Sie da so sicher, Scully? Sie kannten ihn doch gar nicht!“



Sie starrten sich einen Moment lang an. Dann entspannten sich Scullys Gesichtszüge und ein freundliches Lächeln- zu freundlich für Mulders Geschmack - erschien auf ihrem Gesicht.



„Ich brauchte ihn nicht zu kennen, Mulder. George war Ihr Siamesischer Kampffisch, dem Sie das Niltal im Aquarium nachgebaut haben. Mehr sage ich dazu nicht.“



„Wirklich?“



„Nicht ganz. Wenn Sie wieder alle Sinne beisammen haben, lade ich sie zu einem ordentlichen Sushi-Essen ein.“



--ENDE--







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