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Oh happy day

von XLouiseX

1/1

Washington Memorial Hospital

7:45 Uhr

Vielleicht war es noch ein bisschen früh am Morgen und ich wollte Dana auch nicht wecken, aber meine Neugierde ließ mir keine Ruhe. Nachdem mir Monica am Abend zuvor mindestens zwei Stunden lang die Ohren voll geschwärmt hatte, wie toll William sei, wollte ich mir dieses Wunderwerk eines Babies doch mal persönlich ansehen.

Ich war früh aufgestanden und hatte den wohl größten und auch teuersten Blumenstrauß zusammenstellen lassen, der bei "Meyer and Son: The best Flowers in D.C." jemals gekauft worden war und balancierte ihn vorsichtig auf meinem Unterarm, als ich versuchte den Zettel mit der Zimmernummer aus meiner Manteltasche zu ziehen. Nach scheinbar unendlichen Zeiten hatte ich es endlich bewerkstelligt und ging die letzten Schritte zu Zimmer Nummer 22 um kurz darauf zu klopfen.

Zunächst einmal blieb alles still, doch dann vernahm ich ein leises "ja", das mich veranlasste einzutreten, woraufhin ich mich einer wahrhaft perfekten Szene gegenüber sah. Agent Scully, Dana, wie ich sie im Stillen zu nennen pflege, saß aufrecht im Bett und hielt ein kleines Bündel im Arm, das sich überraschenderweise völlig still verhielt. Nur einmal sah ich eine kleine Hand nach oben langen, doch ansonsten war der kleine William, wie mir Monica stolz erzählt hatte, völlig bewegungslos. Ich wusste nicht recht, was ich sagen sollte, denn Monica hatte mir schon alles erzählt, was der Standartbesucher einer jungen Mutter normalerweise fragte. Gewicht, Größe, Augenfarbe, die ich mir bereits hatte denken können, ja sogar sein Aussehen kannte ich in jedem Detail, obwohl ich ihn noch nie gesehen hatte. Dana hob den Kopf und lächelte mich an. Ich lächelte zurück und hielt den Blumenstrauß hoch.

"Guten Morgen, Agent Scully... ich hab Ihnen etwas mitgebracht", sagte ich mit gedämpfter Stimme um William nicht zu erschrecken.

"Das sehe ich. Vielen Dank, Agent Doggett!" Wieder lächelte sie dieses befreite Lächeln und noch immer hatte ich das Gefühl, dass eine schwere Last von ihr genommen worden war. Und das nicht nur körperlich, denn ihre wieder schlanke Figur war mir natürlich auch nicht entgangen, sondern auch psychisch. Ich hatte den Verdacht, dass sie bis zum letzten Augenblick damit gerechnet hatte, dass ihr Baby ein Alien sei, drei Beine oder sechs Arme haben könnte oder ein Monster war. Der Kleine schien nichts von allem zu sein, sondern lag da friedlich bei ihr. Sie deutete auf den Stuhl neben ihrem Bett.

"Setzen Sie sich doch, Agent Doggett!" Ich kam ihrer Aufforderung nach und platzierte das Monster von Blumenstrauß auf ihrem Nachttisch. In dem Moment, als sie den Mund öffnete, vermutlich um sich erneut für den Urwald zu bedanken, meldete sich Scully junior - oder sollte ich sagen Mulder junior? - endlich einmal zu Wort. Und das nicht zu knapp. Innerhalb einer halben Sekunde war das Zimmer von lautem Geschrei erfüllt und mein Trommelfell fühlte sich an, als sei ein 110 Kilo Mann stundenlang darauf herumgesprungen. Dana lächelte entschuldigend und streichelte Williams kleines Gesicht, bis er Ruhe gab.

"Das war eine Kostprobe seiner Stimme", erklärte sie mir mit einem schiefen Grinsen und ich beeilte mich über den Witz zu lachen, denn schließlich wollte ich nicht der Auslöser einer Wochenbettdepression sein!

Zum ersten Mal konnte ich einen Blick auf den kleinen Mann werfen, der Dana von nun an in Trab halten würde. Äußerst spärliches dunkles Haar, strahlend blaue Augen und zwei sich öffnende und schließende kleine Fäuste. Zudem besaß er den für kleine Babies typischen, leicht zerknautschten und bisweilen unzufrieden wirkenden Gesichtsausdruck. "Süß", fasste ich meine Eindrücke treffend zusammen und Dana hob den Kleinen etwas höher. Und jetzt konnte ich auch seine Nase sehen. Sie gab reichlich Aufschluss über seinen Vater und ich nahm mir vor, selbigem nachher im Büro direkt zu gratulieren. Wenn ihn denn jemand unter schweren Drohungen von diesem süßen Kerl und seiner bezaubernden Mutter wegbringen konnte, was ich stark bezweifelte.

"Wollen Sie ihn mal halten?", fragte Dana. "Ich könnte etwas zu Essen gebrauchen!" Und damit schielte sie zu dem, von mir bisher unbemerkten Tablett hinüber, auf dem sich ihr Frühstück befand.

"Klar, aber sicher, kein Problem!", sagte ich, um mir selbst Mut zu machen. Natürlich hatte ich Erfahrungen mit Kindern dieses Alters, aber dennoch hatte ich Angst ihn fallen zu lassen oder ihm Angst zu machen, denn es sollte ja Leute geben, die mir nachsagten, ich hätte einen bösen Blick. Quatsch, ich bin nur konzentriert.

Dana machte sich mit gesundem Appetit über Brötchen und Joghurt her, während mich ihr Sohn misstrauisch ansah. Vielleicht rührte das daher, dass ich weder seinem Vater, geschweige denn seiner Mutter oder seiner Hebamme besonders ähnlich sah.

Ein Glück- wenn ich es recht bedenke.

"Keine Panik vor Onkel Doggett", erklärte ich, was Dana dazu veranlasste, durch ihr Brötchen gedämpft, zu kichern. "Du musst wirklich keine Angst haben, ich bin total zahm", faselte ich weiter, ohne recht zu verstehen, was ich da redete, doch Danas Sohn, ein geborener Wissenschaftler, schien nicht viel für Nonsens übrig zu haben und verzog das kleine Gesicht zu einer Grimasse, die mich an eine wütende Comicfigur erinnerte. Er öffnete den Mund, der mir zu groß für das kleine Gesicht erschien und begann zu brüllen wie am Spieß.

Da war guter Rat teuer und die frischgebackene Mutter ließ das frischgebackene Brötchen im Stich um bei ihrem Sprössling sein zu können.

"Was wird ihn nur beruhigen?", fragte sie verzweifelt, als William auch nach seinem Frühstück, zwei Bäuerchen, einmal Windelwechseln (durchgeführt von Onkel Doggett) noch immer nicht zufrieden war.

"Vielleicht möchte er etwas vorgesungen haben?", sagte ich leichtfertig und Dana wiegte ihn ein wenig hin und her.

"Also eins zwei drei, Agent Doggett! Oh Happy Day! Ich singe die erste Stimme, sie die zweite!"

Und damit war mein Schicksal besiegelt.

"Oh happy day..."

"Oh happy day..."

"Oh happy dahahahaaaay..."

"Oh happy day..."

"When Jesus washed..."

"Oh when he washed..."

"he washed my sense away..."

"Oh happy day..."

"Oh happy day!"

Und in dem Moment in dem William einschlief, ging die Tür auf und Mulder trat herein. Er hatte einen ebenso großen Blumenstrauß dabei, wie ich zuvor, an dem ebenfalls ein "Meyer and Son: The best Flowers in DC" Anhänger baumelte. Dieses Geschäft würde uns seinen Jahresumsatz zu verdanken haben!

"Oh happy day..." Ich verschluckte den zweiten Teil von "happy" und das komplette "day" als ich in ein geschocktes Gesicht blickte.

"Ich wäre hier beinahe mit gezogener Waffe hereingestürmt!", erklärte Mulder. "Es hörte sich an, als würde jemand abgestochen. Armer Schatz. Hallo Agent Doggett!" Er nickte mir zu und wandte sich dann seiner Familie zu.

Ich befand den Zeitpunkt als geeignet mich vom Acker zu machen und verabschiedete mich von Mutter , Kind und vermutlichem Vater, um gleich darauf auf dem Flur mein Handy zu zücken und Monica ein bisschen mit Anekdoten von William zu nerven. Wir würden ja sehen, wer den längeren Atem hat....



Ende

Ja ja, ich weiß, ein bisschen verrückt, aber ich freue mich trotzdem über Feedback!
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