World of X

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A little ray of sunshine

von XLouiseX

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Ich betrachtete Scullys Gesicht mit einer gewissen Befriedigung, denn selbst unter Tränen schaffte sie es mich anzulächeln. Alles an ihr schien schöner geworden zu sein, seit ich sie zum letzten Mal gesehen hatte. Ihr bisweilen etwas emotionsloser Gesichtsausdruck schien sehr viel weicher geworden zu sein, ihr Gesicht schien irgendwie runder und ihre Wangen waren leicht gerötet. Es konnte daran liegen, dass sie weinte, doch irgendetwas in mir sagte mir, dass es einen anderen Grund gab. Es fiel mir schwer, meine Hand zu heben, doch ich führte sie langsam zu ihrer und versuchte ebenfalls zu lächeln. Mein Gesicht und mein Körper schienen so starr, dass ich mich kaum unter Kontrolle hatte und ich vermutete, dass ich nur ein schiefes Grinsen zu Stande brachte.

Scully senkte langsam den Blick, als ich ihr in die Augen sah und ich wünschte mir, etwas sagen zu können, doch die Freude wieder bei meiner kleinen Scully zu sein war übermächtig und ich brachte kein Wort heraus. So versuchte ich ihren Blick aufzufangen um ihr ohne Worte sagen zu können, wie sehr ich mich nach ihr gesehnt hatte und dass ich sie noch genau so liebte wie damals, als wir zum ersten Mal miteinander geschlafen hatten und uns wenige Tage darauf hatten trennen müssen. Doch mit einem Schlag wurde mir klar, dass sie mir nicht in die Augen sehen konnte. Ihr Blick blieb fest auf unsere verschlungenen Hände geheftet und ich konnte nicht sagen, wieso sie es so vermied mich anzusehen. Ich fühlte mich so verdammt hilflos! Ich hätte ihr Kinn mit den Fingerspitzen heben können um in ihre wunderschönen Augen sehen zu können, ich hätte sie in den Arme nehmen können, doch jetzt konnte ich gar nichts mehr. Ich würde mich wieder völlig erholen, hatte ich die Ärzte zu Scully sagen hören, das war gut, doch was war mit Scully? Wieso verhielt sie sich so und was brachte sie dazu, sich mir gegenüber so distanziert zu verhalten? Ich hätte meine Frage wohl eher mit "wer" beginnen sollen, denn die Antwort auf meine Fragen kam wenige Sekunden später durch die Tür. Ich musterte den hochgewachsenen Mann von oben bis unten. Seine Gesichtszüge waren scharf geschnitten, seine Augen von einem strahlenden, hellen Blau, das ihnen einen wachsamen, intelligenten Ausdruck verlieren. Er war muskulös und schlank und sah, wie ich zugeben musste, in seinem schlichten grauen Anzug sehr attraktiv aus. Obwohl er einschüchternd wirkte, umspielte doch ein sympathischer Zug seinen Mund und ich meinte an seinem Gesichtsausdruck ablesen zu können, dass er Humor besaß. Als sein Blick auf mich fiel, schloss ich schnell die Augen. Ich hörte seine festen, selbstsicheren Schritte näher kommen. Seine Stimme mit dem New Yorker Akzent wirkte unerwartet sanft, als er vermutlich neben Scullys Stuhl stehen blieb. "Dana?", fragte er und mir stockte beinahe der Atem, als ich das hörte. Scullys Stimme klang unsicher und zitterte, als sie antwortete: "John...." Es war das einzige, was sie herausbrachte, dann folgte Stille und ein leises, gedämpftes Schluchzen. Ich öffnete meine Augen einen Spalt breit und sah, dass meine Scully sich in die Arme dieses ominösen Johns geflüchtet hatte und sich offensichtlich dankbar an ihm festklammerte. "Es ist ja gut..." Er zögerte und blickte zu mir hinüber, bevor er fortfuhr. "....Liebling."

In diesem Moment schien meine gesamte Welt in sich zusammenzubrechen, Scully, die ich so vermisst hatte, die mich am Leben gehalten hatte, lag in den Armen dieses Kerls und an der Art, wie sie sich gegenseitig festhielten, konnte ich sehen, dass zwischen ihnen mehr war als nur Freundschaft. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, in der sie sich auch in meinen Armen so entspannt hatte, doch ich musste in diesem Moment erkennen, dass diese Zeit vorbei war. Langsam lösten sich die Beiden voneinander und begannen leise, offenbar in dem Glauben ich schliefe, miteinander zu sprechen. Ich konnte jedes Wort verstehen und meine Kehle schnürte sich zu. "John... ich weiß einfach nicht, wie ich es ihm sagen soll...", sagte Scully, mühsam beherrscht nicht wieder in Tränen auszubrechen. "Du musst es ihm noch nicht jetzt sagen, Dana, du hast doch alle Zeit der Welt..." Doch Scully war da offenbar anderer Meinung. "Ich will ihn doch nicht noch mehr verletzen..." Ich hörte eine Hand über ihren Rücken streichen und fragte mich plötzlich, wieso sie eigentlich dieses schwarze Kleid trug, schließlich entsprach es im Allgemeinen nicht der FBI-Kleiderordnung und sie hatte mir gesagt, sie sei direkt vom Büro hergekommen.

"Du solltest dich setzen, Dana, hast du wieder solche Rückenschmerzen?" Ich hörte ein leises "Ja." und meinte plötzlich zu verstehen. Nein, das konnte nicht sein! In Panik und wie um mir selbst zu beweisen, dass ich mich irrte, riss ich die Augen auf und starrte Scully an, die gerade zu ihrem John aufblickte, der zärtlich eine Hand auf ihren Rücken gelegt hatte. Und meine schlimmsten Vermutungen bestätigten sich. Scully war ganz offensichtlich schwanger und offenbar schon ziemlich weit. John schob ihr den Stuhl wieder hin und sie setzte sich leise ächzend hinein. "Du musst ihm noch nicht jetzt von eurem Baby erzählen..." begann er, doch Scully unterbrach ihn. "Ich möchte, dass es auch dein Baby ist, John... ich..." Es war genug, in mir wallte eine so unglaubliche Wut auf, dass ich mich kaum beherrschen konnte, mein Herz raste und mein Gesicht schien vor Zorn zu glühen. Mit einem Ruck setzte ich mich auf und stöhnte. Mein gesamter Körper schmerzte. Scully fuhr herum und sah mich an, als habe sie Todesangst. Es tat mir so leid sie verletzen zu müssen, aber die Wut war übermächtig. Seltsam krächzend brachte ich ein paar Worte heraus. "Es ist mein Baby, Scully?" Scullys Augen füllten sich erneut mit Tränen und mir entging nicht, dass sie mit ihrer Hand Johns griff, der sie fest drückte. Sie nickte und schlug die freie Hand vor ihr Gesicht. "Es tut mir leid...", murmelte sie und John wandte sich an mich. "Es tut mir leid, dass sie es so erfahren mussten, Mr. Mulder..." "Wer ist der Kerl, der sich eine Schwangere unter den Nagel reißt?", fragte ich voller Wut. "Ich bin John Doggett, Agent Scullys Partner..." Das war zuviel. "Verschwinden sie!" Er hatte die X-Akten, er hatte Scully, er hatte mein Kind, dieser verdammte Bastard! Doch etwas in mir schien dagegen anzuschreien, eine leise Stimme schien mir zu sagen, dass er der bessere Mann für Scully war. Ich hatte von ihm gehört, John Doggett, der sich von New York Police Department hochgearbeitet hatte, der einst ein liebevoller Familienvater gewesen war. Und als ich sah, wie er Scully langsam hoch half und dann liebevoll einen Arm um sie legte, musste ich zugeben, dass sie mit ihm, der er weder fanatisch nach seiner Schwester suchte, noch in einer chaotischen Wohnung lebte um sich Abend für Abend sinnlose Pornofilme anzusehen, ein sehr viel besserer Vater für mein Kind und ein besserer Mann für Scully sein würde. "Agent Doggett? Scully?" Die beiden drehten sich an der Tür um, ich sah, dass Scully litt und wollte ihr diese Sorge abnehmen. "Machen sie sie glücklich oder ich bringe sie um!" Meine Stimme klang fest und Doggett sah mich ernst an. "Das werde ich." Scullys Gesicht hatte sich entspannt, sie lächelte sogar dieses kleine, seltene Lächeln, das mir sagte, dass ich immer ihr bester Freund bleiben würde. Und in diesem Moment malte ein verstohlener Sonnenstrahl ein kleines Zeichen von Hoffnung auf meine Bettdecke.



Ende
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