World of X

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When red turns to black!

von Netty

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Taschentuch-Warnung!!!

Hier zu stehen, fällt mir sehr schwer. Vor dem schwarzen Stein, der den Kontrast zu dem weißen Schnee bildet auf dem ich stehe. Vor dem weißen Sarg, den du nun dein eigen nennst. Vor dem Priester der uns auffordert dich immer in Ehren zu halten.
Ich würde niemals etwas anderes tun. Ich könnte niemals etwas anderes tun. Ich habe dich solange ich dich kenne in Ehren gehalten und das wird sich niemals ändern.
Dieser Schmerz!
Ich dachte, dass ich wüßte, was Schmerz bedeutet. Ich dachte, ich hätte jeden Schmerz ertragen. Den Schmerz meine Schwester verloren zu haben, meinen Vater, meine Mutter. Doch nun wird mir klar, dass ich diesen Schmerzen nur ertragen konnte, weil du bei mir warst.
Doch nun bist du fort und der Schmerz droht mich zu überrollen. Wahrscheinlich hast du dich genauso gefühlt, als du die Operation, die dein Leben verlängern sollte, abgelehnt hast. Gepeinigt!
Dieses Verlangen!
Das Verlangen sich einfach neben dich zu legen. Ich möchte ihm so gern nachgeben. Aber ich darf nicht! Ich muß hier bleiben und stark sein. Für dich, für unsere Kinder, für deine Mutter. Ich bin es ihr schuldig.
Die Gedanken!
Die Gedanken, die so unaufhaltsam über mich hereinbrechen. An dich. Deine blauen Augen! Dein roter, weicher Mund! Deine zarte Haut! Dein scharfer Verstand! Deine Gabe mich zu verstehen, auf mich zuzugehen!
Gott ich vermisse dich so sehr!
Meine Hand wird leicht gedrückt und ich sehe nach unten auf das kleine Mädchen mit den roten Haaren. Sie sieht aus wie du! Ich wusste es vom ersten Moment, als ich sie in meinen Armen hielt. Das ist jetzt vier Jahre her. Du warst so glücklich, als wir sie bekamen.
„Daddy?“ Sie sieht zu mir auf mit ihren wunderschönen blauen Augen. Mit deinen wunderschönen blauen Augen. Ich weiß nicht ob sie versteht was mit dir passiert ist. Ich wollte sie nicht mit hierher nehmen, aber es ist besser für sie, wenn sie sich richtig von dir verabschieden kann.
„Was ist denn, Sweety?“ Meine Stimme zittert. Du hast sie immer so genannt!
„Ist Mommy jetzt im Himmel?“ Ich lächle. Dir hätte diese Frage gefallen. Vermutlich hätten wir uns wieder gestritten, ob der Himmel existent ist. Obwohl ich es nicht glaube, hoffe ich, wenn du dort bist, dass es dir gut geht.
„Ja... ja ich denke sie ist jetzt ein Engel und sieht auf uns herab.“ Sie ist nicht erst ein Engel seit sie tot ist. Sie war auch vorher bereits ein Engel. Sie war mein Engel.
„Glaubst du, sie mag was sie sieht?“ Sie verzieht ihr Gesicht zu einer fragenden, traurigen Miene, wie sie für ein Mädchen in ihrem Alter sehr untypisch ist.
„Nun ich glaube sie würde lieber sehen, dass du lächelst. Ich denke, dass würde sie glücklich machen.“ Ihre Miene hellt sich ein wenig auf und sie versucht tapfer zu lächeln. Der Priester beendet sein Gebet und unsere Bekannten werfen Blumen und eine Hand voll Erde auf deinen Sarg.
Danach kommen sie zu mir, schütteln bedauernd meine Hand und murmeln Worte des Trostes zu mir. Ein paar lehnen sich zu Judi runter und loben sie, was sie doch für ein tapferes kleines Mädchen ist. Ja das ist sie, genau wie ihre Mutter!
Als letztes kommen Margaret und Walter zu mir. Er schüttelt wie all die Anderen vor ihm meine Hand, aber er sagt nichts. Ich denke er weiß, dass alle Worte unangebracht wären. Er verliert kein Wort über meine Kündigung, auch das hat er kommen sehen, denke ich.
Du wärest sicher traurig, dass ich meine Arbeit aufgegeben habe, aber ich kann das nicht mehr. Ich kann nicht Tag ein Tag aus in dieses Büro gehen, wo mich alles an dich erinnert. Außerdem will ich so gut wie es geht, für Judine und Thomas da sein. Margaret hält Thommy auf ihrem Arm und hält Judi ihre andere Hand hin.
„Komm Judi, lassen wir deinen Vater noch etwas allein. Dein Brüderchen hat Hunger. Möchtest du ihn füttern?“ Judi nickt und greift nach Maggies Hand. Margaret sieht mich an. Ich hauche einen Kuss auf die Stirn meines Sohnes und streichle Judi über ihre roten Haare. Dann gehen sie und ich bin allein.
Allein mit deinem Sarg! Deinem leblosen Körper. Eine einzelne Träne rollt über meine Wange. Ich weiß, dass ihr noch viele folgen werden, aber nicht jetzt, nicht hier. Ich höre die Sargträger herannahen, die dich hinunter in dein Grab lassen werden.
Ich sehe auf meine Hand. Eine rote Rose. Ich lege sie auf deinen Sarg. Sie leuchtet, fast so sehr wie deine Schönheit. Ihr Rot wie die Liebe leuchtet noch, als sie deinen Sarg ins dunkle Schwarz deines Grabes lassen.
So wie diese Rose ihr leuchten nicht verlieren wird, wird meine Liebe zu dir niemals ihr leuchten verlieren. Obwohl ich weiß, dass ich lange von dir getrennt sein werde, bleibt mir doch immer die Hoffnung eines Tages neben dir zu liegen. Vereint werden wir zusammen leuchten und unsere Liebe noch einmal aufleben lassen.

 

Ende


Ich hoffe, dass euch die Story trotz ihres traurigen Inhalts gefallen hat. Ich hoffe, dass ich meine Regel nie wieder brechen werde. Bleibt mir treu Netty!
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