World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Memories

von Emily

1/1

Es ist mal wieder spät geworden. Die Wanduhr zeigt 23:35 Uhr an. Was solls?!

Ohne Hast packe ich die Akten zusammen und fahre den PC runter. Ich hatte mir heute sehr früh am Morgen einige Arbeit aus dem Büro geholt um zu hause arbeiten zu können. Noch ein letzter Schluck lauwarmer Tee aus der Tasse, dann einige Schritte in die Küche. Auf dem Weg dorthin fällt mein Blick auf den Anrufbeantworter. Eine stumme „24“ blinkt in roten Ziffern. Ich habe das Telefon schon länger abgestaltet und den Anrufbeantworter steht auf „stumm“, sodass ich also gar nicht mitbekam, wie oft jemand anruft. Das Handy hatte ich erst gar nicht eingeschaltet.

Schnell verriegele ich noch die Tür.



Was ist war nur geschehen?



Wie oft habe ich mich das wohl in den letzten Tagen gefragt?

Es war nicht fair von mir nicht mit ihm drüber zu reden. Aber ich kann mir nicht vorstellen ihm noch einmal unter die Augen zu treten ohne so gedemütigt zu werden, wie ich es noch nie in meinem Leben wurde. Also gehe ich ihm aus dem Weg.

Wir scheinen eine Art stilles Abkommen zu haben. Zwischen vier und fünf Uhr morgens fahre ich ins Büro, bringe bearbeitete Akten hin und nehme im Austausch neue mit. Wann er im Büro ist weiß ich nicht.

Natürlich ist dies kein Dauerzustand. Ich grüble schon seit Tagen, ob ich nicht einfach alles hinschmeißen soll, ob ich mich versetzten lasse oder ob ich wieder Ärztin werden soll.



Er hat nicht versucht mich zu hause anzutreffen. Vielleicht hofft er so, dass mein Zuhause eine Art Schutz bietet und er möchte diese Atmosphäre nicht zerstören. Möglich wäre auch, dass er so glaubt, mich in Washington halten zu können. Aber das sind nur Spekulationen.

Der einzige Weg, über den er mich zu erreichen versucht, sind die Anrufe, die ich nicht entgegen nehme. Ich traue mich auch nicht den Anrufbeantworter abzuhören. Um ehrlich zu sein, ich habe Angst vor dem, was er sagt.



Er hat mich zutiefst verletzt und mich bis auf die Knochen enttäuscht.



Im Bad kämme ich mein Haar und wasche mich. Schnell den Pyjama angezogen, dann der Weg ins Bett, an welches viele schöne, mich nun schmerzende Erinnerungen an eine Zeit voller lebendiger Liebe. Wie ich aber nun weiß, war diese Liebe einseitig und verlogen.



Unter der Bettdecke versuche ich Schutz vor meinen eigenen Gedanken zu finden. In der Hoffnung schnell einzuschlafen schließe ich die Augen. Natürlich werde ich weder schnell noch gut schlafen.

Unter meinem Kopfkissen spüre ich das Medium, welches mich aus meinen schönsten Träumen riss, welche mein Luftschloss zerplatzen ließen.

Ein Umschlag mit Fotographien darin sollten mein Leben verändern. Vor meinem inneren Auge habe ich noch die Bilder. Wahrscheinlich brauche ich mir die Originale nie wieder anzuschauen, das Bild von Mulder und dieser „Frau“ hat sich in mein Gedächtnis gebrannt.



Wer war nur dieser Anonyme, der mir die Bilder zukommen ließ?

Wahrscheinlich Jemand, der genau wusste wie er mich und Mulder auseinander bringen konnte. Aber nicht er hat es geschafft, sondern Mulder persönlich. Er hätte nicht mit diesem Flittchen ein Verhältnis eingehen dürfen.



Meine Gedanken zermürben mich. Immer wieder die gleichen Fragen:

Warum hat er das getan?

Wie konnte er mich nur so verletzten?

Hatte er gelogen, als er mir seine Liebe gestand?



Was soll ich jetzt nur tun?



Nach weiteren Minuten der Unruhe kommen mir schon wieder die Tränen. Ich habe mir so sehr geschworen, nie wieder einen Menschen so zu lieben, dass es mir selber schadet. Und was passiert aus diesem Vorsatz? Ich glaube den Mann meines Lebens gefunden zu haben, vertraue ihm blind und prompt flattert die nächste Enttäuschung ins Haus.

Wann wirst du es endlich lernen, Dana?



Energisch stehe ich auf, packe meine Hose und einen Pulli, die ich mir schnell überstreife. Dieses Selbstmitleid kotzt mich an!

Ich muss raus hier. Raus aus der Wohnung, sonst fällt mir die Decke auf den Kopf.



Meine Waffe stecke ich vorsichtshalber ein, obwohl mir auf Anhieb nicht einfällt, warum ich mich gegen meinen eventuellen Mörder wehren soll. Mein Leben ist eh ein Trümmerhaufen.



Als ich nach dem Haustürschlüssel greife blinkt auf dem Anrufbeantworter eine „25“. Er hat wieder versucht anzurufen.

Ich ignoriere es so gut es geht und verlasse die Wohnung.

Die kühle Herbstluft weckt mich wieder richtig auf. Nach einigen Schritten die Straßen hinauf, merke ich, wie gut mir dies tut.



Ich entdecke unter den parkenden Autos eins, das aussieht wie Mulders. Klassische Konditionierung nennt man so etwas in der Pädagogik.

Als ich näher herankomme erkenne ich eine Person hinter dem Steuer. Vor lauter Schreck drehe ich auf dem Absatz um, um nicht Gefahr zu laufen Mulder zu begegnen.



„Du bist doch bescheuert! Warum sollte er mitten in der Nacht vor deiner Wohnung parken?“ tadle ich mich selber. Ich verfluche mich, das ich so feige war und umgekehrt bin. Andererseits will ich ihm unter keinen Umständen unter die Augen treten.

Wahrscheinlich war es noch nicht einmal Mulder, sondern irgendein Typ. Wie viele Autos mag es wohl geben, die genau wie Mulders aussehen? Zig Tausende.



Schnellen Schrittes versuche ich in die entgegengesetzte Richtung zu hasten, ohne als Flüchtige erkannt zu werden. Hinter mir höre ich eine Autotür zufallen und Laufschritte. Das kann doch nicht wahr sein!

Ich bilde mir das sicherlich nur ein. In meiner Jackentasche krame ich hektisch nach dem Hausschlüssel. Verdammt, irgendwo muss er doch sein!

Die Schritte kommen immer näher und werden langsamer. Ich habe schon die schlimmsten Befürchtungen.



„Dana“



Ich träume sicher nur. Warum finde ich diesen verdammten Schlüssel nicht?



„Dana“



Mein hektisches Kramen beende ich. Ich kann ihn und seine Rufe nicht ignorieren und so tun als hörte ich ihn nicht.

„Verschwinde“ ist das einzige was ich herausbringe, ohne mich umzudrehen und ohne emotionalen Ausbrüchen.



„Wir müssen dringend reden, du kannst nicht...“ mit diesen Worten fasst er mich an der Schulter, um mich umzudrehen.



„Fass mich nicht an!“ fauche ich ihn an. Wütend genug, um nicht Gefahr zulaufen gleich in Tränen vor ihm zu stehen, drehe ich mich von selber um.

Ich blicke in fahle und müde Augen. Er sieht schlecht aus- so blass.

Meine Worte scheinen ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben. Er ist wahrscheinlich auch sauer, doch mit welchem Recht?



„Was willst du von mir?“ frage ich wieder gefasst? Das klingt schon versöhnlicher von mir.



Er überlegt kurz, macht zwei Versuche etwas zu sagen, überlegt es sich dann aber anders. Dann:



„Ich werde das FBI verlassen, zumindest hier in Washington. Ich bin hier um dir das zu sagen; einfach gehen, dass ist nicht meine Art.“



Ich starre ins Leere. Weder kann ich ihm in die Augen schauen noch auf den Boden. Alles scheint hohl zu sein in meinem Kopf. Ist das jetzt gut oder schlecht? Zwar sind die X-Akten geschlossen, aber es sind seine, wenn einer gehen sollte dann ich... Ich kann nichts herausbringen, da ich nicht weiß was ich sagen soll.



„Du hättest es mir ruhig sagen sollen. Das hätte alles erleichtert.“



Jetzt schaue ich ihn an. Was zur Hölle meint er?

Ich überlege kurz und will ihn fragen, doch er unterbricht mich.



„Nein, lass mich ausreden.

Du hast mich sehr enttäuscht und verletzt. Ich habe dir vertraut und du trittst mit den Füßen danach.“ Er sagt es ganz leise und gefasst.



Was nur habe ich mir vorzuwerfen?



„Ich habe in der letzten Woche versucht dich anzurufen. Ich wollte mit dir darüber reden, denn es schien mir nicht deine Art einfach so den Kontakt abzubrechen. Jetzt weiß ich das ich mich in dir- in dir und in uns getäuscht habe.“



Wieder eine Pause. Er sucht meinen Blickkontakt.



„Die Zeit mit dir war schön aber falsch, das sehe ich jetzt ein. Ich wünsche dir alles Gute!“



Gefühllos und kalt scheinen mir die letzten Worte. Ich habe das Gefühl vollkommen neben mir zu stehen. Das kann unmöglich grade passiert sein!

Wovon hat er denn geredet? Ich habe ihn enttäuscht? Er wohl eher mich!!!

Bevor ich nachhaken kann dreht er sich um und geht zu seinem Wagen. Er steigt ein, zündet den Motor und fährt weg.

Wie angewurzelt stehe ich da. Ich kann keine klaren Gedanken fassen.



Nach Minuten, vielleicht auch Stunden gehe ich ins Haus.

Ich weiß nicht was grade geschehen ist. Das macht alles keinen Sinn!

Ich lege mich auf die Couch und kuschle mich in die Fleecedecke.

Völlig übermüdet und verwirrt schlafe ich ein.





2 Wochen später:



Mein Leben ist ein Trümmerhaufen. Noch immer.

Was Mulder meinte mit: „er hätte sich in mir getäuscht“ weiß ich immer noch nicht.

Doch ich werde nicht kampflos aufgeben, nicht ganz. Außerdem habe ich noch immer seinen Wohnungsschlüssel- den kann er gerne zurück haben. Darum schreibe ich ihm einen Brief. Wahrscheinlich werde ich diese Gelegenheit nutzen meinen Gedanken ein bisschen Luft zu machen. Doch einreden tue ich mir, dass es natürlich nur und ausschließlich um den Schlüssel geht...



Ich habe in meinen Händen einen Umschlag.

DEN Umschlag, mit diversen Photos von Mulder und dem Flittchen drin, dazu ein kurzer Brief indem steht:

„Ich weiß nicht wovon du gesprochen hast, an diesem Abend. Diese Bilder erhielt ich per Post von einem Unbekannten. Deswegen hielt ich es für besser auf Abstand zu gehen. Was du mir vorzuwerfen hast weiß ich nicht.

Anbei der Schlüssel

Dana“



Ob es richtig ist: wer weiß das schon?

Vor dem Briefkasten zögere ich. Ist es richtig den Brief einzuwerfen? Wo ist nur meine Rationalität geblieben?

Wann wird der Brief wohl ankommen? Morgen?

Hinter mir steht eine junge Frau, die mich komisch anguckt. Kurzerhand werfe ich den Umschlag ein und mache der Frau platz, die auch etwas per Post verschicken möchte.



Wieder zuhause angekommen räume ich weiter alle Akten zusammen. Alles was nicht mir sondern ins Büro gehört packe ich in einen Karton.

Mit einem Seufzer verschließe ich ihn und lege daneben meine Kündigung. Natürlich habe ich mir diese Entscheidung reiflich überlegt. Dennoch werde ich sie und die Sachen erst in 2 Wochen dort abliefern. Bis dahin habe ich meinen Resturlaub genommen.



Seit diesen zwei Wochen habe ich nichts von Mulder gehört. Er hat sich weder bei mir gemeldet noch ich bei ihm. Und die stummen Nachrichten auf dem Anrufbeantworter haben auch aufgehört.

Was ich denken soll fällt mir schwer. Er hat mich betrogen und belogen. An die Stelle, wo früher die unersättlicher Liebe saß ist nun eine Leere gerückt.

Ich weiß weder was ich fühlen soll und will noch wie es weiter gehen soll.

Mein ganzes Leben ist umgekrempelt. Ich habe eine neue Stelle in einem Kinderkrankenhaus in Chicago. Der Tapetenwechsel wird mir gut tun.

Was Mulder macht weiß ich nicht. Ich möchte es auch nicht wissen. So gerne ich auch wüsste, was er meinte, bei unserem letzten Gespräch, so sehr hoffe ich ihn zu vergessen.

Das funktioniert nicht von heute auf morgen, das ist mir klar. Noch immer denke ich andauernd an ihn und habe ständig Erinnerungen im Kopf, wie sehr wir uns liebten. Doch diese Bilder werden überschattet von dieser Person, mit der Mulder schlief.

Der Entschluss ist gefasst, ich werde nach Chicago gehen und das FBI und Mulder vergessen. Ich hätte von Anfang an mit mehr Vorsicht an das Ganze gehen sollen. Aber hinterher ist man immer schlauer.

Ob er den Brief schon hat?

Ich ertappe mich, wie ich hoffe, dass das Ganze ein großes Missverständnis ist. Das sich das Ganze aufklärt und alles wieder gut wird. Aber natürlich ist das Quatsch! Die Indizien sind eindeutig...





5 Tage später:



Mir geht es etwas besser. Ich muss nun nicht mehr alle 3 Minuten an Mulder denken und mich fragen wie es ihm geht, was er tut, warum er das getan hat und und und...

Auf meinem Bett platziere ich einen kleinen Koffer, in welchen ich Handtücher, Kosmetikartikel und ein paar Kleider lege. Der Umzug rückt in greifbare Nähe, nur eine Wohnung habe ich noch nicht. Aus diesem Grund nehme ich heute Abend einen Flieger nach Chicago und werde mir etwas gemütliches suchen.

Ich schaue mich im Zimmer um und überlege, was ich vergessen haben könnte. Durch die Tür fällt mein Blick auf den Karton und die Kündigung. Noch immer liegt es auf meinem Küchentisch. Ich bringe es einfach nicht übers Herz sie abzugeben. Mir liegt doch viel daran, Bundesagentin zu sein. Dieser Lebensabschnitt hat mich ganz entscheidend geprägt. Ich habe Dinge gesehen und erfahren, die ich für unmöglich hielt.

Wenn ich von meinem Kurztrip wiederkomme werde ich kündigen! Das habe ich mir als Ziel gesetzt.



Mit einem Seufzer schließe ich den Koffer und nehme ihn mit ins Wohnzimmer. Ein Klopfen an der Haustür rüttelt mich aus meinen Gedanken wach.

Besuch erwarte ich keinen. Ein prüfender Blick durch den Spion durchzuckt mich innerlich.



Mulder.



Wie angewurzelt bleibe ich stehen und rühre mich nicht. Er sieht verdammt gut aus. Was will er von mir? Wahrscheinlich hat er meinen Brief erhalten und will einen Erklärung abgeben.

Es klopft noch einmal. Ich sammle mich und öffne ganz neutral die Tür. Ich tue weder überrascht noch zeige ich sonst eine Emotion, als ich ihm in die Augen schaue.

Er sieht verwirrt aus.

Auch er schaut mich an. Innerlich kreisen tausende Gedanken durch meinen Kopf. Ich versuche mir meine Anspannung nicht anmerken zu lassen.



„Darf ich reinkommen?“



Ohne ein Wort zu verlieren mache ich ihm den Weg in meine Wohnung frei und schließe hinter ihm die Tür.

Musternd schaut er sich in der Wohnung um, sein Blick bleibt auf dem gepackten Koffer haften.



„Du verreist?“



Was soll ich antworten? Ja? Nein? Was geht ihn das an?



„Warum bist du hergekommen?“



Eine Gegenfrage: sehr professionell! Warum bringt mich dieser Scheißkerl noch immer so durcheinander?



Er überlegt kurz und holt dann einen Umschlag aus seiner Manteltasche. Ich erkenne ihn. Es ist der gleiche, indem mir die Bilder von Mulders Verhältnis zugeschickt wurden.



„Ich habe deinen Brief erhalten. Ich muss sagen, dass mir jetzt einiges klar ist.“



Er hält mir den Umschlag hin.



„Schau sie dir an.“



Er erwartet ernsthaft von mir diese Bilder noch einmal anzuschauen. Die Bilder, die ich mir nie hätte träumen lassen.

Und dann auch noch wenn er dabei ist.

Will er sehen, wie sehr mich das verletzt? Will er mich weiter demütigen?



Ich reagiere nicht auf seine Geste sondern starre ihn angeekelt an.



„Schau sie dir an!“ wiederholt er.



„Ich kenne die Fotos, ich brauche sie mir nicht noch einmal anschauen!“



Vielleicht war das etwas zu bissig, doch warum sollte ich es zulassen, dass er mich wieder verletzt?



Überrascht über die Offenbarung, dass ich sehr verletzt und enttäuscht von den Fotos bin setzt er an, um wahrscheinlich eine Erklärung abzugeben, doch auf einmal sprudelt es nur so aus mir heraus. Eigentlich hatte ich mir geschworen professionell mit ihm zu reden und nicht meine Gefühle überhand gewinnen zu lassen, doch dieser Plan ist gescheitert:



„Was willst du von mir? Es ist wirklich eine verdammte Scheißidee von dir mir noch mal die Bilder von dir und diesem ... Flittchen unter die Nase zu reiben.

Das du mir so etwas antust hätte ich nicht gedacht. Aber das du noch nicht mal die Courage hast es mir persönlich zu sagen und ich es durch einen Anonymen erfahre ist wirklich das Letzte!

Ich habe mich getäuscht in dir! Wie konnte ich nur so blöd sein und glauben das mit uns sei wahre Liebe?“



Pause. Nicht nur ich sondern auch er ist erstaunt über meinem Gefühlsausbruch.



„Geh bitte.

Mein Leben geht dich nicht im geringsten etwas an. Weder wo ich hinfliege noch sonst irgendwas. Geh einfach, ich will dich nie wieder sehen.“



Leise aber mit Nachdruck höre ich mich die Worte sagen. Ich senke den Blick denn ich merke, wie sich Tränen in meinem Auge sammeln. Schwäche habe ich heute schon genug gezeigt, doch ich will nicht auch noch dieses letzte Bisschen verlieren.

Ich schlucke, um wieder Herr meiner Gedanken zu werden.

„Es tut mir leid dich so verletzt zu sehen.“



Er spricht ruhig. Warum geht er nicht einfach?



„Als ich deinen Brief bekam wurde mir alles schlagartig klar: dein Verhalten, mein Verhalten. Es tut mir leid, so unendlich leid.“



Anstatt den Rückzug durch die Tür zu nehmen geht er einen Schritt auf mich zu und hebt mit der Hand meinen Kopf. Direkt schaut er in meine Augen, mit der anderen Hand wischt er mir eine Träne von der Wange.



„Ich hatte nie eine Affäre.“



Er sagt dies ohne Umweg oder Schnörkel.



„Ich liebe dich, Dana! Und das weißt du auch!“



Ich gehe einen Schritt nach hinten um dadurch wieder klare Gedanken fassen zu können. Er kann nicht ohne weiteres meine Bitte zu gehen ignorieren und dann auch noch behaupten er hätte keine Affäre gehabt.



„Ich habe die Bilder gesehen und...“



„Ich weiß!“ unterbricht er mich.



„Und ich habe auch Bilder gesehen. Und zwar von dir mit so einem Typen.“



Wieder hält er mir den Umschlag hin. Stutzig geworden nehme ich den Umschlag und öffne ihn langsam. Ich habe Angst vor dem Inhalt. Vorsichtig, als sei der Inhalt explosiv, ziehe ich einige Fotos heraus. Darauf abgebildet bin ich mit einem wildfremden Mann, wie wir uns im Bett räkeln.



Erstaunt schaue ich Mulder an.



„Ich...“



Er unterbricht mich.



„Ich weiß das du keine Affäre hattest. Und du musst mir glauben, dass ich auch nie eine hatte.“ Sagt er lächelnd vor Erleichterung.

„Diese Fotos habe ich wohl zeitgleich bekommen, wie du die mit mir und dieser Frau bekommen hast. Deshalb bin ich dir aus dem Weg gegangen, deshalb der Wutausbruch vor knapp 3 Wochen. Ich dachte du hättest mich betrogen. Und du dachtest genau das umgekehrte.“



Ich bin total verwirrt. Auf diesen Fotos schlafe ich mit einem Mann, den ich noch nie zuvor gesehen habe. Jetzt verstehe ich Mulders Reaktion.



„Aber warum das Ganze?“ frage ich.



„Ich war bei den Lone Gunmen. Sie analysierten die Fotos und fanden heraus, dass es Fälschungen sind, sowohl deine als auch meine.

Ich vermute, dass uns da jemand einen schlechten Scherz spielen wollte. Jemand, der von unserem Verhältnis weiß und uns um jeden Preis auseinander bringen wollte.

Das hat er ja auch beinahe geschafft.“



Ich bin noch immer vollkommen durcheinander. Aber so langsam wird auch mir die Situation bewusst und mir wird die Ironie des ganzen klar.



Wirklich, beinahe hätte man uns auseinander gebracht. Wahrscheinlich spielen die geschlossenen X Akten einen großen Faktor. Man erhoffte sich so wahrscheinlich sie nie wieder öffnen zu müssen, wenn Mulder nicht daran interessiert ist.



Wieder kommt Mulder mir einen Schritt näher. Er berührt mein Gesicht ganz zärtlich, oh, wie hatte ich das vermisst.

Dann beugt er sich zu mir runter und küsst ganz sanft meinen Mund. Aus diesem vorsichtigen Kuss wird ein intensives Verlangen nach mehr. Ich schlinge meine Arme um ihn und halte ihn fest, so, dass nicht einmal Gott ihn hätte von mir fortreißen können.



Nach diesem minutenlangen Kuss halten wir uns genauso lange in den Armen. Dann lasse ich ihn los. Ich muss Lachen. Wie blöd das Ganze doch ist!



„Zieh erst mal deinen Mantel aus.“



Gehorchend wirft er ihn über die Couch und folgt mir ans Fenster. Ich versuche meine Gedanken zu sortieren und prüfe, ob er die Wahrheit gesagt hat oder ob das alles wieder nur ein billiger Trick ist. Doch tief in meinem Herzen weiß ich, dass er mir so etwas nie antun könnte. Das wusste ich schon, bevor ich diese Bilder sah, doch jetzt weiß ich bestimmt, dass er mich liebt. Und das ich ihn liebe.



Nun steht er ganz dicht hinter mir und legt die Arme um meine Brust.



„Wo willst du denn nun hinreisen?“ fragt er vorsichtig.



Ich atme hörbar ein.



„Nach Chicago. Ich wollte dort eine Stelle als Ärztin annehmen.“



„Du wolltest auch das FBI verlassen?“



„Ja. Flucht ist die einfachste aller Lösungen.“



„Und wirst du gehen?“



In seinen Armen drehe ich mich um und lächle ihn an.



„Diesen Dreckskerlen werden wir das Handwerk legen. Vorausgesetzt du bleibst auch...“



„Wir schaffen das gemeinsam. Nichts und Niemand wird uns je wieder auseinanderbringen. Wir müssen nur unendlich vorsichtig sein. Das ist wohl die einzige Bedingung.“



„Aber auch die schwerste.“



Nichts lieber als das.



Diesen Beschluss besiegeln wir mit einem Kuss.



„Ich liebe dich. Vergiss das nie. Und wenn das noch einmal geschehen sollte reden wir sofort miteinander und lassen nicht 3 kostbare Wochen verstreichen. Denn jetzt gibt es viel nachzuholen.“

Mit einem Grinsen hebt er mich hoch. Mit Küssen übersäht er mein Gesicht auf dem Weg zum Schlafzimmer.



„Und du hast die Bilder wirklich den Lone Gunmen gezeigt?“ frage ich stutzig.



„Ja, und sie waren ganz schön neidisch.“



Wieder lachen wir. Ja, es gibt wirklich viel nachzuholen.





Ende gut, alles gut?





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