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Ein ganz normaler 24. Dezember

von Emily

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In dicken Flocken fiel der Schnee vom Himmel. Es war schon dunkel obwohl es erst 16:00 Uhr war - wie immer um diese Jahreszeit.

Vorbei an festlich geschmückten Läden ging ich geradewegs auf einen kleinen niedlichen Laden zu, der mit Angeboten seine Kunden lockte.

Eigentlich war es wie jedes Jahr. Es war der 24. Dezember und ich hatte noch immer kein Geschenk für Scully. Doch in diesem Jahr war es anders als die Jahre davor.



Vor einem Jahr habe ich ihr zu Weihnachten einen Verlobungsring geschenkt und sie schenkte mir das Größte und Beste, was mir je hätte passieren können: ein ‚Ja’.

Seit ca. 10 Monaten sind wir drei eine richtige Familie. William ist bereits 12 Monate alt und munter dabei, Dana auf Trab zu halten. Erst vor kurzem entdeckte er die Möglichkeiten, was man alles mit dem Inhalt von Schubladen machen kann und wie herrlich sich Tapete zum malen eignet.

Dieses Jahr würde er von Dana und mir ein Bobby Car bekommen. Wir hatten es ihm schon vor einigen Wochen gekauft, damit wir uns nicht noch kurz vor Ladenschluss Stress deswegen machen müssten, so wie ich jetzt mit Danas Geschenk.

Dana ist sowieso immer perfekt wenn es um Geschenke geht. Sie hat immer die richtigen Einfälle, egal zu welchem Anlass. Ich tippte, dass sie auch mein Geschenk schon seit mehreren Wochen hatte.

Nicht so wie ich, der sich so lange wie möglich davor drückt etwas zu kaufen, was perfekt zum anderen passen soll. Bisher hatte ich zwar immer genau das geschafft, aber trotzdem musste es mir auch in diesem Jahr gelingen, denn es sollte einfach alles perfekt werden.

Ich genoss die weihnachtliche Stimmung richtig, als ich den Laden betrat und mir die Vitrinen mit all dem schönen Schmuck anschaute.

Mir liefen gestresste Männer und Frauen über den Weg, die zwanghaft noch Geschenke suchten oder Familien, die von oben bis unten mit Tüten bepackt waren und verzweifelt versuchten, das Gleichgewicht zu halten.

Ich schaute mich nach dem passendem Schmuck für Dana um. Kolliers mit vielen Diamanten und protzig aussehenden Verschnörkelungen stehen ihr bestimmt auch, aber sie sieht ohne solchen Prunk eh viel besser aus. Deshalb entschied ich mich für eine zierliche Kette mit kleinem Stein in der Mitte. Sie war aus echtem Silber und deshalb auch nicht ganz billig, aber das, was Scully mir wert ist, kann man mit keinem Schatz der Welt aufwiegen.

Eine freundliche Verkäufern holte mir das Schmuckstück aus dem Tresor und verpackte es mir.



Auf dem Weg nach Hause besorgte ich noch einen Strauss Rosen. Ich weiß nicht genau warum, aber mir war eben danach.



Als ich die Haustür aufschloß, stürmte mir Willy auch schon entgegen und umschloß mein rechtes Bein zur Begrüßung. Denn höher als bis zum Knie kommt er noch nicht.



„Daddy!“ strahlte er fröhlich. Seine kleinen Zähnchen blitzten mich an, so sehr freute er sich. Ich nahm ihn auf den Arm und gab ihm einen kleinen Kuss.



„Na mein Großer! Wie geht es dir?“



„Daddy“, bekam ich zur Antwort. Mehr als Daddy und Mommy kann er noch nicht sprechen.



Mit William auf dem Arm und den Strauss Rosen hinter meinem Rücken begab ich mich auf die Suche nach meinem Schatz.









Ich war gerade dabei gewesen Willy zu wickeln, als mich eine Welle der Übelkeit überrollte. Ich schaffte es gerade noch bis zur Toilette und übergab mich.



‚Du wirst doch wohl jetzt nicht krank werden?!’, redete ich mit mir selbst. Aber wahrscheinlich machte ich mir nur zu viel Stress wegen der bevorstehenden Feiertage. Die ganze Familie hatte sich nämlich angekündigt, zum Kaffee vorbeizuschauen. Der Gedanke, wie sich Bill mit Mulder verstehen würde, zermürbte mich. Ich weiß, dass sich Mulder zurückhalten kann, aber ob sich auch Bill zusammenreißen würde?

Auf unserer Hochzeit hatte Bill Mulder gedroht, ihn zu erschießen, falls er mir auch nur ein Haar krümmen würde. Aber ich glaube, mittlerweile hat er sich damit abgefunden. Er hat nur mein Wohl im Sinn...

Das hoffe ich jedenfalls.

Nichtsdestotrotz entschied ich, vorsichtshalber einen Arzt aufzusuchen. Nur aus Vorsorge, denn ich konnte mir die Symptome nicht erklären, da es ja nichts weiter als Übelkeit war.



Ich brachte William bei meiner Mutter vorbei und fuhr nach Washington. Ich glaube, dass das eine der schlechtesten Ideen war, die ich je hatte. Denn wie jedes Jahr am 24. Dezember standen die Autos Stoßstange an Stoßstange, schon an der Abfahrt nach Washington. Nach geschlagenen 2 Stunden erreichte ich endlich mein Ziel.

Nach weiteren eineinhalb Stunden, die ich im Wartezimmer verbrachte, wurde ich dann aufgerufen. Von oben bis unten wurde ich untersucht und schließlich sollte ich Platz nehmen.



„Und was ist es?“, fragte ich unruhig.

Der Gedanke an die Symptome bei meinem Krebs verdrängte ich.



„Mrs. Mulder“, begann der Arzt und machte dann eine unendlich lange Pause.



„Sie sind doch selbst Ärztin, wie also würden sie ihr ‚Symptom’ deuten?“



‚Schwanger!’, schoss es mir durch den Kopf. ‚Nein, das kann nicht sein!’



„Sie sind nicht krank, sondern nur schwanger!“



Noch deutlicher ging es nicht. Ich musste wohl mit offenem Mund vor ihm gesessen haben, denn auf all meine Gedanken die mir in diesem Moment durch den Kopf schossen antwortete er:



„Ich weiß, dass sie als unfruchtbar gelten. Aber wenn sie das sind, wieso haben sie dann jetzt einen Sohn? Und wenn sie sich jetzt fragen, warum sie dann nicht schon viel früher schwanger geworden sind, dann kann ich nur dies antworten: Eizellen brauchen sehr lange um sich zu regenerieren. Es hätte durchaus auch erst in ein paar Monaten oder gar in einem Jahr passieren können, dass sie wieder schwanger werden. Aber sie sind es jetzt, und zwar im ersten Monat.“



Pause



„An ihrer Stelle würde ich mir so langsam wieder Gedanken um die Verhütung machen, denn sonst stehen sie in ein paar Jahren mit einer ganzen Fußballmannschaft da.“



Sein breites Grinsen war nicht zu übersehen. Ich war noch immer baff.



Auf dem Heimweg entschloss ich, es vorerst niemandem zu sagen. Damit hatte ich erst mal selber zu kämpfen, wie man sich, glaube ich, vorstellen kann.



Ich kam um kurz vor 18:00 Uhr erst wieder zu Hause an. William hatte ich in einer Blitzaktion bei meiner Mutter abgeholt. Sie löcherte mich, logischerweise, noch mit 100 Fragen zu meiner Gesundheit. Ich allerdings sagte nur, dass es eine kleine Erkältung sei.



Hektisch versuchte ich, noch wenigsten ein bisschen im Haus aufzuräumen, da ich ja eigentlich den ganzen Tag dazu Zeit gehabt hätte. Zum Glück ist Willy so selbstständig, dass er auch mal 10 Minuten ohne Aufmerksamkeit gut auskommt. Jedoch muss man mit Dingen wie ausgeräumten Schubladen oder bemalten Wänden rechnen.



Ich war gerade dabei, die Spülmaschine auszuräumen, als ich die Tür ins Schloss fallen hörte. Ein bekanntes Gefühl schoss durch meinen Körper, Vertrautheit. Noch immer, auch nach 14 Monaten Beziehung, habe ich noch Schmetterlinge im Bauch, wenn ich ihn kommen höre.



Als ich mich umdrehte, stand er an der Tür gelehnt, Willy auf dem Arm, die andere Hand hinter seinem Rücken versteckend. Er schaute mich verführerisch an, ließ dann William runter und kam mit einigen Schritten zu mir. Kurz vor mir kam er zum Stehen und holte einen Strauss Rosen hinter seinem Rücken hervor.



Ich weiß nicht wie, aber er schafft es noch immer, in mir diese Stromstöße auszulösen.



„Für meinen Sonnenschein“, lächelte er mich an.



Ich weiß nicht, warum er so perfekt aussah. Wahrscheinlich waren es seine Haare, die wegen des Wetters kreuz und quer standen, aber es war etwas an ihm, das ihn unwiderstehlich machte.

Ich zog ihn an seinem Schlips ein Stück näher zu mir und küsste ihn.



„Sie sind wunderschön“, sagte ich in Anbetracht der Rosen.



„Nicht halb so schön wie du.“









Ich sitze auf seinem Po und massiere seine völlig verspannten Rückenmuskeln. Wahrscheinlich hat er einen harten Tag im Bureau hinter sich.



„Mmh, das tut gut.“



„Du bist ganz verspannt. Wieder viel zu tun gehabt heute?“



„Ging so. Ich habe heute Nachmittag ein paar mal versucht hier anzurufen, aber du warst nicht da.“



‚Oh, Shit!! Was sage ich ihm nun?’



„Ich war in der Stadt“, sage ich kurz. Belügen will ich ihn nicht, wenn er also fragt, werde ich ihm die Wahrheit sagen.



„Einkaufen?“



„Nein.“



„Wo denn?“



„Beim Arzt.“ Jetzt ist es raus.



Vorsichtig schiebt er mich zur Seite und setzt sich auf. Dabei hält er meine Hände in seinen.



„Geht es dir nicht gut?“, fragt er besorgt.



Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. Ich werfe einen Blick auf die Uhr. Es ist kurz nach Mitternacht.









Sie sagt, dass sie beim Arzt war. Es geht ihr nicht gut und ich habe es noch nicht einmal bemerkt! Was für ein schlechter Ehemann bin ich bloß?

Aber so krank scheint sie nicht zu sein, denn jetzt lächelt sie mich an. Dann gibt sie mir einen kurzen Kuss auf die Wange und verschwindet in der Küche.



Ich höre Geschirr klimpern und dann kommt sie mit einem Umschlag in der Hand zurück. Er ist schon geöffnet.

Sie setzt sich wieder neben mich und hält mir den Umschlag hin.



„Es ist dein Weihnachtsgeschenk“, erklärt sie.

„Ich musste noch eine kleine Änderung vornehmen, hatte aber keine Zeit, es neu zu verpacken. Tut mir leid.“



Ich muss sie wohl ziemlich verwirrt anschauen.



„Du darfst es ruhig aufmachen, es ist schon nach 24 Uhr.“



Ganz perplex öffne ich den Umschlag und nehme eine Klappkarte heraus, auf der steht:




Ferienpark Memphis Tennesee



Gutschein über 6 Übernachtungen für 3 Personen





Die drei jedoch ist durchgestrichen und stattdessen steht eine handgemalte vier darüber.

Ich verstehe nur Bahnhof. Was hat das mit ihrem Arztbesuch zu tun?



„Kommt deine Mutter...“



In diesem Moment fällt ein Polaroid aus der Karte. Nein, es ist kein Polaroid sondern eine Ultraschallaufnahme.

Ich glaube in dieser Sekunde setzt mein Herz für einen Schlag aus.



Erwartungsvoll auf meine Reaktion wartend, schaut sie mich an.



‚Das ist ja unglaublich!!’, schießt es mir durch den Kopf. Tränen bilden sich in meinen Augen. Ich ziehe Dana ganz nah zu mir und küsse sie auf die Stirn, bevor ich sie in die Arme schließe.



Nach einigen Minuten lasse ich sie wieder los.



„Junge oder Mädchen?“, schießt es mir in den Sinn.



„Mulder, im ersten Monat kann man das noch nicht erkennen.“



Auch ihr stehen die Tränen in den Augen.



„Das ist wahnsinnig schön! Ab jetzt sind wir zu viert!“



Das ist das Genialste was sie mir je geschenkt hat, mal abgesehen von dem ‚Ja’. Sie läßt mich mit ihr zusammen ihre zweite Schwangerschaft unseres zweiten Kindes erleben. Bei der ersten war ich ja leider nicht dabei und es war ja sowieso schon ein Wunder, dass sie überhaupt schwanger wurde. Aber das jetzt ist der Höhepunkt auf dem Gipfel. Ich weiß nicht wie ich meine Gefühle in Worte kleiden soll. Ich ziehe sie einfach ganz nah an mich heran und halte sie fest.

Meine Gefühle übermannen mich und ich fange an, laut zu schluchzen.



Damit hat auch sie nicht gerechnet, dass mir dies so viel bedeutet.









Er hält mich fest und schluchzt.



Nie hätte ich auch nur im Geringsten gedacht, dass es ihm so viel bedeutet eine Familie mit Willy mir und dem Baby zu haben.

Erst jetzt wird mir so richtig bewusst, dass es nur ein Mann schaffen kann mich mit solchen Tränen zu rühren. Ich weiß, dass sie echt sind.



„Schhh“, versuche ich ihn zu trösten. Aber ist trösten das richtige Wort? Auch mir kullern jetzt Tränen über meine Wange.



Ich liebe ihn. Mehr als alles andere. Es gibt keine Worte, die das annähernd beschreiben könnten.



Noch mal wird mir klar, dass nur Mulder der Mann ist, mit dem ich alt werden möchte. Nur er.



Plötzlich löst er sich von mir und schaut mich an. Seine roten Augen lächeln mich an.



„Weißt du eigentlich, was du gerade ausgelöst hast? Ich kann es nicht beschreiben aber ich versuche es:



...



Ich liebe dich. Mehr als alles, was mir sonst noch wichtig ist.“





Ich muss lächeln und küsse ihn auf seine Nasenspitze.



„Dann kannst du ja ungefähr erahnen, was du mir bedeutest“, antworte ich ihm.



Eng umschlungen liegen wir auf dem Sofa und kuscheln gemeinsam. Seine Hand fährt immer wieder über meinen Bauch.



Ja, ich bin mir sicher, dass ich ihn über alles liebe.






Ende
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