World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

All Things

von Siera

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Langsam öffne ich meine Augen. Wo bin ich? Genau, ich erinnere mich wieder. Ich liege bei Mulder im Bett. Ich liege bei Mulder im Bett?!? Die Tatsache, dass meine sämtlichen Kleidungsstücke auf dem Boden verteilt sind und ich splitternackt neben meinem Partner, nur durch eine dünne Leinendecke bedeckt, liege, macht die Sache keineswegs besser! Sein regelmäßiges Atmen zeigt mir, dass er noch friedlich schläft, was auch gut so ist, denn ich habe jetzt nicht wahnsinnig große Lust über das Erlebnis gestern Nacht zu reden. Es war ja eigentlich ganz schön. Es war einfach so über uns gekommen und wir waren nicht betrunken! Ein Glück ist Samstag. Ich muss mir also keine Sorgen machen, zu spät zur Arbeit zukommen oder mich mit Mulder zwangsweise zu unterhalten zu müssen. So sammle ich meine Unterwäsche vom Boden auf, ziehe sie an und nehme den Rest mit ins Bad.

Besonders „idyllisch“ sieht es ja nicht in Mulders Badezimmer aus, aber es reicht, um sich frisch zumachen. Ich habe hier ja noch nicht mal eine Zahnbürste, also spüle ich meinen Mund einfach kurz mit Wasser aus und ziehe meinen Pullover und meinen Rock an. Ba, dieser Pulli kratzt schrecklich, aber er sieht ziemlich gut aus. Wie lautet noch der Spruch? Wer schön sein will muss leiden. Notgedrungen benutze ich kurz Mulders Bürste. Es wundert mich, dass er für seine kurzen Haare überhaupt eine Bürste braucht. Schnell noch widerspenstige Haare richten und dann nichts wie raus hier, bevor er aufwacht. Wie komme ich eigentlich nach Hause? Da muss ich wohl mit Bus oder Bahn fahren. Irgendwie komme ich mir hinterhältig vor, jetzt einfach so zu verschwinden, ohne Tschüss zu sagen. Aber was soll’s. Ich werfe einen letzten Blick auf meinen immer noch schlafenden Partner. Dann wende ich mich zur Tür, schließe sie auf und verlasse seine Wohnung.



Jetzt sitze ich hier in der Bahn und so gut wie keine Leute leisten mir beim fahren Gesellschaft (es ist zwar schon halb 9, eine Uhrzeit, bei der es in den Bahnen von D.C. of überfüllt ist, aber irgendwie ist heut nichts los). Nur ein Mann der wie verrückt an seinem Laptop rumtickert und eine etwas ältere Dame, die immer wieder verstört zu mir blickt, als hätte sie Angst, ich könnte ihr was tun. Als ich hier vorhin kurz zulächelte starrte sie mich erschrocken an und hob drohen den Regenschirm. Ich werde zu Hause das Radio anstellen um zuhören, ob jemand der geschlossenen Anstalt entflohen ist.

Doch zur Zeit beschäftigt mich ein ganz anderes Problem und zwar: wie soll ich Mulder am Montag entgegen treten? Soll ich so tun als sei nichts passiert? Das finde ich eine nicht so gute Idee, schließlich war dieses Ereignis ja etwas ziemlich wichtiges in unserer Beziehung! Aber ich kann da ja auch nicht wie ein überreifer Teenager ankommen der zum ersten mal in seinem Leben Sex hatte und jetzt auf Wolke 7 schwebt. Vielleicht etwas fröhlicher als normal? Ach ich weiß es nicht! Oh, meine Station wird aufgerufen, ich muss aussteigen. Die alte Dame wirft mir einen erleichterten Blick zu.

Anstatt mit dem Bus zu fahren gehe ich lieber zu Fuß. Frische Luft tut mir bestimmt gut!



Puh, mein wohliges Heim. Sicherheitshalber schalte ich mein Handy aus und stelle den Anrufbeantworter an, nur für den Fall, dass Mulder anrufen sollte. Ich habe nun zwei freie Tage vor mir und haben nicht die geringste Ahnung was ich machen soll. Da fällt mir ein dass ich ja das Radio anmachen wollte.

Der Sender spielt grad ein ziemlich schönes Lied von Celine Dion. Es heißt „Because you loved me“. Den Text kenne ich ziemlich gut, der Refrain geht so:

You were my strength when I was weak

You were my voice when I couldn’t speak

You were my eyes when I couldn’t see

You saw the best there was in me

Lifted me up when I couldn’t reach

You gave me faith ‘coz you believed

I’m everything I am

Because you loved me

Wunderschön finde ich. Ich glaube, ich werde Mum anrufen und fragen, ob ich die Tage bei ihr verbringen kann. Ich habe auch lange nichts mehr von ihr gehört.



„Mum? Ich bin’s Dana“

„Dana Liebes? Wie geht’s dir denn so?“, begrüßt mich meine Mutter.

„Ja ganz gut und dir?“

„Auch, auch. Was gibt es denn Neues in deinem Leben?“, fragt sie. Ich zögere einen Moment halte es dann aber doch für besser, ihr vorerst nichts davon zu erzählen.

„Äh, eigentlich nichts. Du, ich hoffe das kommt nicht zu kurzfristig, aber, kann ich vielleicht von heute bis morgen zu dir kommen?“

„Ach natürlich! Wann willst du denn kommen?“ Meine Mutter scheint sich sichtlich zufreuen, dass sie ihre „kleine Dana“ mal wieder sieht.

„Hm, wenn’s geht wollte ich schon jetzt gleich losfahren!“

„Gar kein Problem, Schatz! Bring am besten Mulder mit!“ Oh nein!

„Äh..., nein! Der kann- leider überhaupt nicht! Er ist – verhindert, du weißt schon, die X- Akten. Er hängt sich da immer viel zu sehr rein, aber man kann nichts dagegen machen!“, weiche ich schnell aus, obwohl es sich nicht besonders glaubwürdig anhört. Doch da meine Mutter schon etwas älter ist, hoffe ich, dass sie mir das abnimmt.

„Ach, ich wette eine hübsche Frau wie du kann ihn auch mal ablenken, oder?“ .

„Hehe, nein Mum! Wirklich! Glaub mir, ich habe schon alles versucht!“

„Hach schade! Ich hätte ihn wirklich gerne wiedergesehen! Er ist so ein netter, niedlicher Kerl! Ich verstehe gar nicht, wieso du nur eine freundschaftliche Beziehung mit ihm hast, ich wette da ist mehr!“ .

„Das Thema hatten wir doch schon zigmal! Also hör zu, ich packe jetzt alles nötige und mache mich dann gleich auf den Weg zu dir“

„Okay, bis dann Liebling“, verabschiedet sie sich.

„Ciao“, sage ich schnell und lege auf.

Puh! Das war ja noch gerade mal gut gegangen! Das wäre ja der Hammer gewesen, wenn ich Mulder nach einer gemeinsamen Nacht zu meiner Mutter eingeladen hätte, wo diese uns wohl möglich in ein Doppelbett gestopft hätte mit der tollen Ausrede: „Ach, ihr müsst euch leider ein Bett teilen, das Gästebett ist so schmutzig und ich glaube die Termiten haben wieder großen Hunger!“. Ich hole mir meine Sporttasche, wo ich genügend Platz habe, Sachen für anderthalb Tage ein zupacken.



„Huuuup!!!!“, dröhnt es laut von hinter mir. Ich bin total in Gedanken versunken gewesen und hatte nicht bemerkt, dass die Ampel schon fast wieder Gelb zeigt. Schnell gebe ich Gas und schaffe es noch, bevor es auf rot umspringt. „Können Sie nicht zu Hause schlafen?!“, schrie mir der Autofahrer hinterher. Ich atme kurz aus und schüttle meinen Kopf. Das Schild an der Straße zeigt mir die richtige Ortsangabe und ich weiß, dass ich bald bei meiner Mutter sein werde. Ich schalte das Radio an und schon wieder wird das Lied von Celine Dion gespielt. Irgendwie stimmt mich das total melancholisch und da ich keinen anderen Sender rein bekomme schalte ich ganz aus.

Was ist das da vorne? Ein Stau? 5km vor dem Haus meiner Mutter? Das darf ja nicht wahr sein! Klasse. Ich entscheide mich, meine Mum jetzt nicht anzurufen.

Da klopft plötzlich jemand gegen meine Fensterscheibe auf der Beifahrerseite. Ich lasse sie runterfahren. „Ganz schöner Stau, was?!“, meint ein junger Mann fröhlich und legt seine Hand auf die Scheibe. Ich ziehe die Augenbraue hoch und frage: „Kennen wir uns?“ „Noch nicht, aber ich spreche öfters hübsche Frauen einfach so an!“ So ein Bescheuerter! „Wenn Sie nicht gleich Ihre Finger da wegnehmen sind sie ab! Übrigens bin ich in festen Händen!“, füge ich hinzu, bis sich das Fenster ganz schließt. Der Typ starrt mich noch an und geht dann ein Auto weiter.

Aber was hatte ich denn da eben gesagt? Ich bin in festen Händen. Bin ich das? In wessen Händen bin ich denn? In Mulders? Quatsch. Oder? Hat diese Nacht alles verändert? Ich bin total, aber wirklich total durcheinander.

Langsam lockert sich die Autoschlange und es geht wieder vorwärts, als ich etwas weiter vorne fahre winkt mir der Idiot von eben zu. Ich würdige ihn keines Blickes.



„Hallo Dana! Du hast ja wirklich deinen Freund nicht mitgebracht!“ Ich werde übermäßig von meiner lieben, alten Mutter begrüßt und schaffe es gerade noch, meine Tasche vor ihrer Oberweite in Sicherheit zu bringen. Ich umarme sie und lache: „Nein, Mum. Den Gefallen konnte ich dir leider wirklich nicht erfüllen!“ „Schade! Nächstes mal vielleicht?!“, meint sie. „Ja, vielleicht...“, flüstere ich. „Ach, nun komm doch erst mal rein!“ Sie nimmt meine Tasche und geht ins Haus. Ich frage mich mal wieder, warum sie ganz alleine in einem Haus wohnt, aber sie meint immer wieder, sie fühlt sich wohler in einem großen Haus, als eingeengt in einer Wohnung. Mein Kommentar darauf ist stets: „In einer Wohnung ist man keinesfalls eingeengt Mum!“

„Hm, es riecht gut hier! Ist das dein berühmter Apfelkuchen?“, erkundige ich mich neugierig. Sie nickt.



Später bei Kaffee und Kuchen:

„Kind, bedrückt dich irgendwas? Du bist so still“, fragt meine Mutter besorgt. „Nein, nein. Es ist nichts, wirklich!“, lüge ich. „Du weißt, dass du jederzeit mit jedem Problem zu mir kommen kannst, wie damals als du zwölf wurdest und unbedingt einen BH haben wol-...“

„Ja Mum, dafür bin ich dir auch ewig dankbar, aber die Sache mit dem BH wollen wir nicht weiter vertiefen“, unterbreche ich sie schnell. Soweit kommt das noch, dass sie mit meinen Pubertätsgeschichten ankommt. Wenn Mulder jetzt dabei gewesen wäre, grausam! Er hätte mich so blöde angegrinst und zu meiner Mutter gesagt: „Erzählen Sie weiter, ich liebe Geschichten aus den Kinderzeiten“ und DANN, wäre sie erst richtig in Fahrt gekommen. Als erstes die BH- Geschichten, dann würde die Geschichte kommen, als meine Regel das erste mal eingesetzt hatte, danach würde die Story mit meinem ersten Sex folgen, wo sie „aus Versehen“ in mein Zimmer geschaut hatte und meinen Freund und mich nackt aufeinander sah und rief: „Hach Gott! Jetzt wird meine kleine Dana endlich erwachsen!“ Na ja, danach war’s das auch mit meinem Freund. Ach ja und nicht zu vergessen ist die Sache mit den Pickeln und der Zahnspange und wie dick ich in der Junior Highschool aussah . Mit diesen Kindheitserinnerungen hatte mich meine Mutter schon oft vor Freunden bloßgestellt und meine Antwort war immer ein gekünsteltes: „Hahaha!“ und ein: „Das waren Zeiten, aber genug, was läuft denn in eurem Leben so?“. Aber dass hätte Mulder ja gar nicht fragen können wenn er da wäre, weil ich immer auf dem neusten Stand seines Lebens bin, was wohl nicht wenig daran lag, dass ich ein ziemlich großer Teil davon bin. „Dana?“, meine Mutter stößt mich an. „Ja, ich habe eben nur etwas nachgedacht“, ist meine bündige Antwort. „Lass uns alte Fotos anschauen. Ich mag es, noch mal die ganze Familie beieinander zusehen!“, schlug meine Mutter begeistert vor. Ich hatte es befürchtet. Ich setzte ein unechtes Lächeln auf und nickte.



„Aaaach und hier! Das war bei deiner Einschulung! Da hast du dir vor Angst in die Hose gemacht und ich musste dich auf der Mädchentoilette umziehen“ „Mhhmhhmh“, war meine „lachende“ Antwort darauf. Seit diesem Ereignis war ich der Lacher der nächsten Jahre.

Wir schauen jetzt schon über zwei Stunden Fotos an. Es ist bereits sieben Uhr. „Mum *gähn*. Ich möchte mich jetzt gerne schlafen legen, ist das okay für dich?“, frage ich sie vorsichtig(zwar bin ich nicht müde, aber zwei Stunden Fotos reichen mir). „Ohne was zu essen??“, entgegnet sie überrascht. Ich nicke. „Geh nur, ich schaue mir hier noch ein paar Bilder an“ „Gute Nacht“, sage ich und gebe ihr einen Kuss auf die Wange. Sie ist schon wieder total vertieft in die Fotos und schmunzelt vor sich hin.



Dieses Bett ist so gemütlich. Jetzt wo ich vor meine Mutter in Sicherheit bin, werde ich ein bisschen nachdenken. Über mich und Mulder. Ich bin mir immer noch kein bisschen sicher, ob es richtig war, mit meinem besten Freund zu schlafen. Gibt es nicht irgendein ungeschrieben Gesetzt, welches so was verbietet? Nein! Aa! Ich werde verrückt. Ich habe immer noch Angst davor, das nächste Mal mit ihm zureden. Soll ich mich vielleicht am Montag krankschreiben lassen? Nein! Zu viele Fragen von Skinner: „Wieso? Wann kommen Sie wieder? Was haben Sie wieder gemacht Agent Scully? Weiß Mulder davon?“ Nein, danke! Außerdem kann ich mich ja nicht ewig vor ihm verstecken. Irgendwann würde er schon rausfinden wo ich mich verkrieche und mich dann zur Rede stellen: „Scully? Wieso sind Sie seit einer Woche hier? Wieso haben Sie mir nichts gesagt? Hat es etwas mit letztens zu tun? Mit unsrer gemeinsamen Nacht?“ Ich werde wahnsinnig! Ich war noch nie so verzweifelt wie jetzt. Doch, ich glaube am ersten gemeinsamen Arbeitstag als er mir mit seinen tollen Theorien kam. Aber das war damals und jetzt ist... eben jetzt! Mein Leben kommt mir im Moment vor wie eine Dose, die zerdrückt recycelt und wiederbenutzt wird das alles im immer gleich bleibenden Uhrzeigersinn. Okay, schlechtes Beispiel. Ich glaube ich sollte anfangen, Tagebuch zuschreiben. Aber nun will ich schlafen, auch wenn draußen fast noch die Sonne scheint.



Scullys Traum:

„Hallo Scully! Haben Sie mich vermisst?”

„Hi Mulder. Ich vermisse Sie immer!“

„Schön zuhören. Was wollen Sie denn jetzt machen?“

„Kommt darauf an, was Sie jetzt machen wollen!“

„Oh, ich glaube nicht, dass Sie das wissen wollen“

„Ich will alles wissen, Mulder“

„Na dann kommen Sie mal mit zu mir, Sie erinnern sich hoffentlich noch an mein Bett von letzte Nacht? Wo wir unser erstes gemeinsames Mal hatten?“

„Ja, sehr bequem“

*knutschknutsch*

Realität: AAAAAA!!! Diese ganze Sache verfolgt mich schon im Traum! Der Traum war zwar nicht gerade ekelerregend, nein, ich will gar nicht weiter darauf eingehen!

„Dana!!! Frühstück!“ Ich schaue auf den Wecker. Acht Uhr morgens. Eine akzeptable Uhrzeit. „Ich komme, Mum!“

Ohne mich zu waschen oder anzuziehen laufe ich die Treppe herunter und der angenehme Duft von frischen Brötchen steigt mir in die Nase.

„In der Küche sitzt Mulder“, meint meine Mutter. ??? „Bitte, was?“ „Ich sagte, du hast Haare auf deiner Schulter“ Ich atme tief durch. Okay, ganz ruhig Dana. „Du hast doch was auf dem Herzen Kind, lass es raus!“, drängt Mum mich. „Ach Mum, lass mir noch ein bisschen Zeit!“, bitte ich und sie zuckt bloß mit den Schultern.

„Diese Brötchen werden von mal zu mal leckerer wenn ich hier bin!“, stelle ich fest und beiße herzhaft in mein Marmeladen- Quak- Brötchen. Meine Mutter sieht mich fragen an und ich weiß, worauf sie hinaus will. Ich seufze. „Also da ist was zwischen Mulder und mir“

„Hm? Erzähl ruhig weiter, dir muss nichts peinlich sein“ Ich setzte gerade zum reden an, da fällt mir zum Glück noch rechtzeitig etwas ein. Wenn ich ihr jetzt von der ganzen Sache erzähle und ich Mulder das nächste mal mitnehme bekommt er als Begrüßung: „Na Sie sind mir ja einer Agent Mulder! Legen hier meine Tochter flach!“, an den Kopf geworfen. Das möchte ich ihm auf keinen Fall antun.

„Ach es ist unwichtig“, meine ich letztendlich.

„Nichts ist unwichtig, wir waren doch schon am Anfang, was ist zwischen euch?“

„Eine ganz- besondere Bindung. Bestehend aus Vertrauen, Glaube, Freundschaft –“ „Und Liebe“, unterbricht mich Mum. Ein „Vielleicht“ kann ich mir gerade noch verkneifen. „Mum, darf ich dich was fragen?“ „Aber natürlich!“

„Was würd eine so feste und enge Freundschaft kaputt machen können?“

„Hmm. Wenn einer den anderen hintergehen würde, ihn durch irgendwas total enttäuscht und... ich denke wenn man sich durch irgendeine Weise an die Liebe wagt, wenn man vielleicht noch nicht bereit dafür ist. Ob das nun körperlich oder psychisch ist spielt keine Rolle“

„Sex zum Beispiel?“, frage ich ganz vorsichtig.

„Ja. Oh mein Gott, du hattest Sex mit Mulder?!?“, ruft sie aus. Ich muss sofort ihren Verdacht widerlegen.

„Wer sagt das? Mum! Ich hatte keinen Sex mit meinem besten Freund! Ich wollte einfach nur „vorsorgen“!“ So recht kauft sie mir das nicht ab.

„Hast du deine Sachen schon gepackt?“, wechselt sie das Thema. Ich nicke.

Nachdem ich mein Frühstück beendet habe gehe ich nach oben ins Badezimmer.



Später im Garten:

„Dieser Garten ist wunderschön!“

„Ich pflege ihn ja auch regelmäßig“, antwortet Mum stolz. Ich schaue mich um. Überall blühen die schönsten Blumen und Gräser.

Ich frage mich seit heute Morgen, was Mulder wohl die ganze Zeit macht und ob ihn die ganze Sache auch so beschäftigt. Wahrscheinlich sitzt er die ganze Zeit unten im Büro. Das macht er immer, wenn er Sachen verdrängen will oder... wenn er nachdenken will. Ich hoffe nur, er hängt sich nicht in seine Akten. Das wird ihn irgendwann mal verrückt machen.

Ich weiß, dass es bald Zeit ist, wieder zugehen. Nach Hause, dort meine Sachen auspacken, Anrufbeantwortet checken, Essen kochen und schlafen gehen. Wenn ich das überhaupt kann! Vermutlich werde ich vor lauter Aufregung vor dem Montag gar kein Auge zubekommen.

Meine Mutter setzt sich zu mir und drückt mir einen Zitronentee in die Hand. Der entspannt einen immer total. „Dieser Garten beruhigt einen“, stellt sie fest. Ich nicke zustimmend. „Man kann gut über Probleme nachdenken und findet oft eine richtige Entscheidung“ Ich habe zwar bis jetzt noch keine gefunden, aber ich bin der Überzeugung, dass werde ich noch. „Hast du denn welche?“ „Hm?“ „Probleme meine ich“, erläutert Mum. Ich schweige. Ich möchte meine Mutter nicht weiterhin anlügen aber ich möchte auch nicht mit ihr darüber reden. Also sage ich gar nichts und schaue einfach nur in die Ferne. Sie tut es mir gleich.



Ich bin zu dem Entschluss gekommen, gut gelaunt ins Büro zukommen und ich werde den ganzen Alltag runterleiern. Hoffentlich komme ich damit durch. Ich bin mir allerdings nicht sehr sicher, ob dass die richtige Entscheidung ist. Das ist alles so kompliziert. Ich verabschiede mich und nehme einen schönen Gruß an Mulder von meiner Mutter mit.

Ich steige ins Auto und winke noch mal, bevor ich um die Ecke biege und außerhalb der Sichtweite von meiner Mum bin.



Der Stau auf der Autobahn kommt mir gerade recht. Je später ich zu Hause ankomme, desto besser. Am Ende wartet Mulder mit einem Straus Rosen in meiner Wohnung auf mich.

Da es warm, oder eher stickig, ist, habe ich meine Fenster runter. „Ganz schöner Stau und das bei dem Wetter“, beschwert sich der Fahrer neben mir. „Ach wissen Sie, mir kommt der Stau ganz Recht“ Verwundert schaut er mich an. „Eine zu lange Geschichte!“, antworte ich und da geht es auch schon weiter, allerdings nur auf meiner. Der Mann macht zur Verabschiedung kurz eine Handbewegung.



Home sweet home. Ich jedoch würde er vorziehen, im Auto zu übernachten.

Keine Nachrichten auf dem Anrufbeantworter. Auch sonst keine Briefe oder ähnliches. Langsam beruhige ich mich. Aber es könnte noch alles mögliche kommen!? Egal. Ich habe Hunger und mache mir eine Pizza warm. Eigentlich bin ich ja nicht so ein Pizza- Freund, doch das geht schnell und schmeckt gut.

Nachdem ich, gesättigt von der Pizza, meine Sachen ausgepackt habe(was nicht ganz meinem eigentlichen Zeitplan entspricht, der ja lautete: Sachen auspacken, Nachrichten checken und Essen kochen) denke ich, ist es Zeit fürs Bett. Aufs Fernsehen habe ich keine Lust, zudem kommt noch dazu, dass nichts Vernünftiges kommt.

Mein Spiegelbild schaut mich fragend an. Ich bewege den Kopf hin und her. Seit ich bei meiner Mum war, sehe ich besser aus. Die frische, nicht vergaste Luft hat mir gut getan. Ich sollte sie wirklich öfter besuchen. Dann nehme ich auch Mulder mit. Mulder! Morgen! Das hatte ich ja schon ganz vergessen! Verflucht, wieso musste mir das so kurz vor dem ersehnten Schlaf einfallen? Klasse. Entweder döse ich ein und träume wieder so was wie letzte Nacht oder ich liege die ganze Zeit wach und sehe morgen aus wie ein Zombie. So möchte ich Mulder nicht begegnen! Oder ich verschlafe wohlmöglich und er kommt vor Sorge hier her! Das muss ich verhindern! Aber wie? Ich habe nicht die geringste Ahnung... Das kann ja heiter werden.



Nächster Morgen:

Ich hab’s geschafft! Eine ruhige, problemlose Nacht UND ich bin pünktlich aufgestanden. Jetzt sitze ich unruhig und kribbelig in meinem Auto auf dem Weg zur Arbeit. Ich schaue zum zigsten mal auf meine Armbanduhr. Es ist immer noch 10:01. Spätestens um 10:30 muss ich bei Mulder auftauchen. Wenn ich Glück habe, werde ich vorher von irgendwem abgefangen, wegen was auch immer. Ich habe nicht den blassesten Schimmer, was mich erwarten wird. Den Gedanken, eben auf die falsche Spur zu lenken und einen Unfall zu bauen verwerfe ich schnellstens wieder. 10:03.

Das J. Edgar Hoover Building kommt in Sicht. Um ein bisschen Zeit zugewinnen fahre ich in die stets überfüllte Tiefgarage und suche fünf Minuten vergeblich nach einem Parkplatz, was dazu führt, dass ich wieder herausfahren muss und mir ein paar Meter außerhalb des Gebäudes einen schlechten Parkplatz suche.

Eiligen Schrittes gehe ich zum Fahrstuhl. Gerade als ich einsteigen will fängt mich Skinner ab. Auch dass noch. Ich hatte zwar gehofft, dass mich jemand abfängt aber nicht um viertel nach zehn. Denn wenn ich nicht um halb unten erscheine macht sich Mulder auf die Suche nach mir und dann muss ich mit ihm vor allen Leuten reden. Hilfe! „Agent Scully, kann ich Sie mal eben sprechen?“, fragt Skinner. „Nein, ich meine ja“, stottere ich. „Es geht da um diesen Fall von letztem Jahr....bla bla bla“ Ich bin mit meinen Gedanken ganz wo anders. In Gedanken richte ich meine Waffe auf Mulder, als alle Leute zugucken und schreie: „Mulder! Das ist Privatsache wie können Sie das vor allen Leuten besprechen? Wenn Sie nicht die Klappe halten sind Sie ein toter Mann!“ Ich taste nach meiner Waffe. Mist, sie liegt noch im Büro. „Agent Scully haben Sie mir zugehört?“ „Ja Sir, kein Problem!“, lüge ich und hoffe, dass die Antwort zutrifft. „Gut, kommen Sie eben in mein Büro um den Vertrag zu unterschreiben“ Oh nein. Verstört schaue ich auf die Uhr. Sie zeigt 10:23 an. Schnell renne ich in den Fahrstuhl und drücke den korrekten Knopf: „Na kommen Sie schon Sir“ Skinner sieht mich erstaunt an und erreicht noch rechtzeitig den Fahrstuhl.



Mein Gott, sitzt da Mulder? „Agent Faith, wenn Sie uns entschuldigen würden“, bittet Skinner. Puh. Also kein Mulder. Skinner legt mir einen Vertrag und einen Kugelschreiber hin. Hastig setzte ich meine Unterschrift auf das Papier, ohne zu wissen, was ich da eben unterschrieben habe und renne aus dem Zimmer. 10:29. Verdammt!

Im Fahrstuhl quetsche ich durch die Agentenmasse und drücke den Erdgeschoss- Knopf. Ungeduldig laufe ich so gut es geht durch den Fahrstuhl. Einige Agents sehen mich verwundert an.

Endlich, als ich die Einzige im Fahrstuhl bin öffnen sich seine Türen und zum Vorschein kommt das dunkle Erdgeschoss.

Fast renne ich in Richtung Büro. Dort angekommen kann ich nicht rechtzeitig abstoppen und presche durch die Tür.

„Hey! Da hat’s aber jemand eilig!“, begrüßt mich Mulder freundlich mit einem süßen Lächeln. Er sieht gut aus. Erholt. Wer weiß was er gemacht hat. Ich richte meine Haare und lächle zurück. „Hallo Mulder!“ „Hm, Sie sehen gut aus. Sehr erholt”, bemerkt er. Er ist sehr freundlich. Anders als normal. Vielleicht hat er heute einen seiner freundlichen Tage, wo er, so gut es geht, sich seine Theorien verkneift und immer fragt: „Also, Scully. Wie ist ihre Theorie?“ und wenn ich dann mit meinem, wie er sagt, wissenschaftlichem Zeug komme schaut er mich immer total perplex an. Wenn ich dann entnervt sage: „Was ist denn Ihre Vermutung, Mulder?“ strahlt er wie ein Honigkuchenpferd und leiert alles runter, was ich die letzten Jahre Tag ein Tag aus gehört habe.

schimpfe ich mit mir selber. Er hat keinen freundlich Tag, er sieht aus wie ein verknallter Teenager. Du übrigens auch.

„Kein neuer Fall heute?“, frage ich beiläufig.

„Ach ich dachte wirk könnten mal wieder essen gehen!“, meint Mulder. Ich bin zwar überrascht, jedoch mehr als einverstanden.

Wir gehen zu einem vornehmen Italiener. Das Essen schmeckt hervorragend und die Musik ist echt schön. „Hat’s geschmeckt?“, erkundigt sich Mulder als ich fertig bin. Ich nicke und beobachte einige Paare die zur Musik tanzen.

Plötzlich steht Mulder auf und fragt mit einer sanften Stimme: „Dürfte ich um diesen Tanz bitten?“ Ich bin total unschlüssig. Nach der letzten Nacht weiß ich gar nicht mehr so recht, wie nahe ich Mulder kommen darf. Er scheint meine Zweifel bemerkt zuhaben und setzt seinen Hundeblick auf und schaut mir direkt in die Augen. Oh Gott. Diesem Blick kann ich nicht wiederstehen, wer kann das auch schon? Bei solchen traumhaften Augen... Also stehe ich auf und begebe mich in seine Arme. Es mag wohl etwas merkwürdig aussehen, wie wir zwei in unser Arbeitskleidung tanzen, doch ich kann nur sagen, dass es wunderschön ist. So nahe bei dem Mann, den ich die ganze Zeit Liebe, mir das nur nicht klar geworden ist. Ich wünschte, wir würden ewig so verweilen, ich in seinen Armen, ach würde dieser Tanz nur nie enden...



Ende
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