World of X

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Through the fire

von Kjaelle

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Ich sehe die Sterne und fühle, wie du mich umarmst, mich küsst und mir sagst, dass du mich liebst. Wie mich deine Berührung gleich eines Windhauches streichelt und mir Wohlbehagen verschafft. Ich erinnere mich daran, als du mir gesagt hast, dass du mich niemals verlassen wirst und immer da sein wirst, und ich denke zurück an mein Vertrauen in dich und deine Worte. Schaue zurück an den Tag, an dem wir uns das erste Mal liebten. So leidenschaftlich und doch voll gegenseitigem Vertrauen und Respekt, den wir nie aufgeben haben, auch jetzt nicht. Deine Hände waren überall auf meinem Körper und ich habe mich sicher gefühlt, so unglaublich sicher, als ob uns nie etwas passieren könnte.

Aber dem ist nicht so.

Denn es ist zuviel passiert, als dass es jemals wieder so sein könnte, wie früher. So vieles, das uns beide verändert hat. Und wir haben nie darüber gesprochen. Nie. Aus Angst? Ich weiß es wirklich nicht, aber dennoch habe ich das Bedürfnis, darüber zu sprechen. Ich möchte wissen, wie es war, als sie dich entführt haben. Wie du die Tests erlebt hast und was du dabei gefühlt hast, dein Denken in diesem Moment, all das möchte ich in mich aufnehmen und es nie wieder loslassen. Ich möchte, dass du mit mir weinst und mich in dein Herz schauen lässt, damit ich all das mit dir teilen kann. Ich will wissen, wie es ist, drei Monate tot zu sein und dann wieder aufzuerstehen und seine Freundin schwanger am Bett sitzen sieht. Was hast du gefühlt? Warst du überrascht? Warum haben wir eigentlich später nie darüber geredet? Warum haben wir uns nichts davon erzählt? Wollten wir es nicht, weil wir Angst hatten, dass wir uns zu nahe kommen würden, sodass die jetzige Trennung uns um den Verstand brächte?

Du wusstest, dass du zu gehen hast, wenn unser Baby auf der Welt ist. Ich weiß nicht, ob du es mit deinem Verstand erfasst hattest, aber dein Herz wusste davon und meines, ehrlich gesagt, auch. Jetzt bist du irgendwo da draußen, genauso, wie die Wahrheit, und ich möchte, dass du bei mir bist und mit mir weinst. Über das, was ich uns und unserem Sohn angetan habe und darüber, dass das alles uns passieren muss. Das schiere Leid, das uns wohl niemals verlassen wird. Aber in gewisser Weise stehe ich zu dem Entschluss, weil es das einzig Vernünftige war, was ich tun konnte. Natürlich wache ich in der Nacht laut weinend auf, weil mein Herz vor Pein zerspringen will und ich nicht glauben kann, dass Mutterliebe so etwas tun kann, aber dann schaltet sich meine Vernunft ein und redet mit mir. Sie sagt mir, dass ich richtig gehandelt habe, obwohl mein Herz eine andere Sprache spricht. Und dann weine ich bitterlich, weil ich es nicht glauben will und es mich nahezu zerreißt. Doch schließlich erinnere ich mich daran, dass viele Menschen in einer weitaus schlimmeren Situation sind, als ich es bin, und dass es noch mehr Mütter gibt, die etwas getan haben, was weitaus schlimmer ist. Und auch sie haben es aus Liebe heraus getan. Aber William geht es gut. Das weiß ich, das spüre ich. Ich wünsche mir nur manchmal, dass ich eine ganz normale Frau wäre und einen liebenden Mann sowie Kinder haben könnte, doch das ist mir nicht vergönnt. Ich führe ein gänzlich anderes Leben. Ein Leben, das ich selbst gewählt habe. Aus meiner eigenen freien Entscheidung.



Wir sind zusammen durchs Feuer gegangen, durch die starke, elende Hitze des Leidens und der Pein. Wir haben gekämpft, bis zum Umkippen und bis uns die Kraft ausging. Immer wieder und wieder. Ich bin mir sicher, dass unser Kampf nie ein Ende haben wird. Und ich erinnere mich daran, wie ich manchmal nach der Arbeit zusammenbrach und nur noch weinte, weil ich es nicht mehr aushielt, weil ich das Ende wollte. Ich wollte den Schmerz nicht mehr ertragen, wollte keine Angst mehr haben. Nie mehr. Zu einem Zeitpunkt bin ich es leid gewesen, mir Sorgen zu machen und mich um Dinge zu kümmern, die ich persönlich, in meiner eigenen Auffassung von wichtig und unwichtig, als falsch empfand. Ich habe viel darüber nachgedacht aufzuhören, denn jedes Mal, wenn einem von uns mal wieder etwas zugestoßen ist, habe ich mir gedacht, dass wir aufhören können. Dass wir ein normales Leben führen könnten, um vielleicht sogar als Paar glücklich zu sein. Doch das war uns nie vergönnt und wird uns auch nie vergönnt sein. Es ist eben so. Und im Moment habe ich das Gefühl, dass ich durch die Hölle gehen könnte, und das Feuer mich nicht berühren könnte, dass ich immun dagegen geworden wäre. Und es macht mir Angst, da ich auf der einen Seite weinend aufwache und mir auf der anderen Seite nichts mehr etwas anhaben kann. Ich weiß, dass ich sehr traurig wäre, wenn Monica oder John sterben würden, aber es ist nichts, was ich nicht wegstecken könnte. Ich habe viel zu viele geliebte Menschen verloren und es hat mich hart gemacht und manchmal habe ich das Gefühl, dass ich emotional erfroren bin und das tut mir leid, da es mich unheimlich macht. Ich möchte nicht wissen, wie ich auf ein vierjähriges Kind, das noch hinter die Fassade, hinter meine Maske gucken kann, wirke. Ich glaube, dass sich das Kind vor mir erschrecken würde, weil es spüren würde, dass mich nichts mehr wirklich berühren und erschrecken kann. Es ist komisch, aber es ist so und ich kann nichts dagegen tun, da ich jegliche Unschuld verloren habe. Ich kann nicht wieder das Mädchen werden, das ich vor neun Jahren war, das geht nicht und wir haben den Punkt, an dem wir hätten umkehren können, längst überschritten. Es gibt kein zurück, ich kann nur hoffen. Wir können nur hoffen, auf die Zukunft, das unentdeckte Land, das mit seinen Geheimnissen und Freuden vor uns liegt.



Fin



Wenn irgendjemand jetzt Lust und Zeit hat, mir ein paar Zeilen ehrliches Feedback zu schreiben, dann soll sendet das bitte an Jette1988@hotmail.com
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