World of X

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Just a kiss!

von Netty

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Ich könnte sie küssen!



Es ist nicht das erste Mal, dass ich das könnte, das weiß ich. Aber jetzt kann sie mir nicht wirklichen Widerstand entgegensetzen. Warum? Nun weil sie schläft. Wir sitzen hier seit Stunden vor einem Haus, um einen Verdächtigen zu überwachen, der schon seit Stunden schläft.



Wie Scully!



Ich könnte beleidigt sein. Wir stiegen nämlich gerade in unser Auto, nachdem die anderen Agenten gegangen waren und ich begann ihr von meinem Tag zu erzählen. Ja, wir haben den heutigen Tag nicht zusammen verbracht. Wie auch? Heute ist Samstag und an Samstagen arbeiten wir, leider, nicht.



Die Einsamen Schützen hatten mich zu sich bestellt um mir erneute Geschichten über die Regierung erzählt, während wir Frohikes Pasta genossen. Es war nicht wirklich aufregend oder wichtig, aber ich hatte irgendwie das Bedürfnis mich Scully mitzuteilen. Irgendwie schenkt sie mir in letzter Zeit zu wenig Aufmerksamkeit, wie ich finde.



Jedenfalls hatte ich noch nicht wirklich damit angefangen ihr über meinen Tag zu berichten, als meine Partnerin auch schon ins Land der Träume fiel.



Ich weiß, dass ich beleidigt sein könnte. Sicher wäre ich das auch. Wenn sie nicht so unheimlich schön aussehen würde. Sie wirkt so friedlich und gleichzeitig so verführerisch, dass ich mich am liebsten auf sie stürzen würde. Nicht, dass ich das jemals tun würde.



Sie hat ihre Knie an ihre Brust gezogen. Ihr Kopf ruht auf der Kopfstütze und ihre Arme hat sie um ihre Beine geschlungen. Würde sie auf der Seite liegen, hätte sie fast die Haltung eines Fötus‘. Und nicht zu vergessen ihr Mund ist geöffnet. Nur ein Stück, aber dass macht mich fast verrückt.



Manchmal, nur manchmal kommt ihre Zunge für einen kurzen Moment aus ihrem Mund und streicht über ihre Lippen. Dies geschieht nur in Bruchteilen von Sekunden und wenn ich sie nicht die ganze Zeit anstarren würde, würde es mir sicher entgehen.



Außerdem scheint sie einen sehr angenehmen Traum zu haben. Denn ab und zu entkommt ihr eine Mischung aus einem Seufzer und einem Stöhnen. Dann ändert sie ihre Haltung etwas. Indem sie sich noch tiefer in den Sitz kuschelt. Wie gerne wäre ich dieser Sitz!



Meine Schulter wäre ihre Kopfstütze. Meine Arme die Lehnen. Lebendige Lehnen, die den Job ihrer Arme übernehmen würden. Schon der Gedanke daran macht mich so heiß, dass ich am Liebsten aus dem Wagen springen würde und mich in den Schnee fallen lassen möchte.



Ja er hat geschneit. Seit zwei Wochen schneit es immer wieder und ganz D.C. liegt unter einer dicken Schneedecke begraben. Sicher ein schöner Anblick, wenn man für so etwas was übrig hat.



Ich könnte natürlich einfach ein Fenster aufmachen und mir die kalte Nachtluft um die Nase wehen zu lassen. Aber die Kälte könnte sie aufwecken und das möchte ich unter keinen Umständen. Das ist auch der Grund, warum ich sie noch nicht geküsst haben. Auch dies würde sie aufwecken.



‘Mulder du bist ein Feigling und du weißt genau, dass das nur eine Ausrede ist. Und ein ziemlich lahme dazu.‘



Natürlich ist das eine Ausrede. Jeder hätte Angst nach sechs Jahren platonischer Freundschaft die Frau seiner Träume zu küssen. Warum sollte es ausgerechnet mir da anders gehen?



‘Halt die Klappe und tu es!‘



Einfacher gesagt, als getan. Oh wieder kommt ihre Zunge heraus und fährt über ihre Lippen und dazu gibt es wieder ein „mmmhoooh“. Wieder dieses Seufzerstöhnen!



Ich werde es tun! Ich werde Dana Scully küssen!



Langsam, eigentlich mehr ängstlich, beuge ich mich in meinem Sitz hinüber. Unsere Gesichter nähern sich immer mehr. Sie könnte sich im Schlaf drehen und ich könnte die ganze Sache ablasen, aber natürlich bleibt sie still liegen. Schließlich legen sich meine Lippen auf ihre. Ich wage es nicht die Augen zu schließen, aus Angst ich könnte etwas falsch machen.



Und plötzlich beginnt sie mich zurückzuküssen. Mit einer Wucht, die ich nicht erwartet hatte nimmt sie meinem Mund in beschlag. Das muß ein sehr aufregender Traum sein, in den ich da hineingeplatzt bin.



Aber das beste an der ganzen Sache ist ihr Geschmack. Das sie zum anbeißen riecht, davon konnte ich mich schon mehrere Male überzeugen, aber dass sie auch so gut schmeckt, ist fast zuviel für meine Nerven.



Mit einem Ruck öffnen sich ihre Augen. Unsere Lippen sind noch immer verschlossen, doch ich kann nicht sagen ob ich oder sie es ist, die zurückgeweicht. Tatsache ist nur, dass sich unsere Münder wieder trennen und ich einer fragend dreinschauenden Scully gegenüber sitze.



Ich versuche Ärger in ihren Augen zu finden, der mir zeigt, dass ich mal wieder alles verbockt habe, doch ich finde ihn nicht. Alles was ich erkenne ist Überraschung.



„Mulder du hast mich geküsst?“ fragt sie. Ihre Stimme klingt leicht schockiert.



„Ich schätze das hab ich“ versuche ich die Sache zu beenden, aber Scully gibt nicht so leicht auf, nicht meine Scully.



„Warum?“



Warum? Ich weiß ja selbst nicht warum. Eigentlich weiß ich es schon, aber soll ich ihr ins Gesicht sagen, dass ich sie liebe und sie der wichtigste Mensch in meinem Leben ist und dass ich einfach verdammt noch mal Lust dazu hatte, sie zu küssen? Das kann ich wohl kaum.



Glücklicher Weise klopft in diesem Moment jemand an meine Scheibe. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich mal so freuen würde Agent Kai- die Nervensäge- Slachs zu sehen. Die Ablösung! Anscheinend hat Gott doch einmal Mitleid mit mir.



Wir steigen aus, ich werfe Scully ein „Bis Montag“ zu und steige in meine Auto, um Richtung leeres, kaltes Apartment zu fahren.





Er hat mich geküsst!



Mulder hat mich wirklich geküsst. Ich glaube das kühle zarte Gefühl seiner Lippen werde ich mein Leben lang nicht vergessen.



Warum mußte diese verdammte Ablösung kommen? Vielleicht hätte ich ihn dazu bringen können, mich noch einmal so zu küssen. Vielleicht auch noch zu etwas mehr?



So möchte ich jeden Morgen aufwachen. Durch seine Lippen auf meinen. Vielleicht auch noch durch seine Hände die auf meinem Körper auf und abwandern. Die Hände müßten ja nicht jeden morgen sein. Nur fast jeden.



Ich kann jetzt nicht nach Hause fahren, entscheide ich, als ich schon die Hälfte der Strecke hinter mir habe. An der nächsten Einfahrt halte ich und wende, ohne groß über mein jetziges Vorhaben nachzudenken. Der einzige Gedanke, der in meinem Kopf schwirrt ist Mulder hat mich geküsst!



Erregt und aufgeregt fahre ich eindeutig schneller, als es die Geschwindigkeitsbegrenzung erlaubt. Für gewöhnlich ist es Mulder, der für mich alle Regeln missachtet, was den Straßenverkehr angeht. Was soll schon passieren, wir haben immerhin 3 Uhr nachts.





Nach kurzer Zeit bremse ich mein Wagen vor seinem Haus. Langsam kommen mir Zweifel, ob mein Vorhaben richtig ist. Doch diese verbanne ich in den hinteren Teil meines Kopfes und kümmere mich nicht mehr darum.



Ich stehe vor seiner Tür und bin mir nicht sicher, ob ich wirklich anklopfen soll. Er schläft bestimmt schon.



‘Du weißt genau, dass er das nicht tut.‘ Ja das wußte sie, da sie das Licht in seiner Wohnung hatte brennen sehen. ‘Mach jetzt keinen Rückzieher‘ beschwor sie sich und klopfte an seine Tür.





Klopfen?



Wer sollte um diese Zeit bei mir vor der Tür stehen? Für gewöhnlich bin ich es, der bei anderen Leuten zu solch unchristlichen Zeiten anklopft. Meistens bei Scully. Eigentlich immer bei Scully.



Ich sehe durch den Spion und mir bleibt fast das Herz stehen. Sie ist es! Sie steht vor meiner Tür. Unter anderen Umständen würde ich mich halb tod freuen, dass sie hier ist. Aber nicht jetzt. Nicht nachdem ich sie geküsst habe.



„Mulder, lassen sie mich nun rein oder was?“ fragt sie drängelnd. Mit zitternden Fingern löse ich die Sicherheitskette und öffne die Tür.



„Ich habe schon gedacht, dass sie mich überhaupt nicht mehr sehen wollen“ sagt sie, als sie an mir vorbeirauscht und sich auf mein Sofa setzt. Während ich die Tür schließe, macht sich Scully an der Fernbedienung zu schaffen und schaltet den Fernseher aus. Oha, das kann nichts gutes bedeuten.



„Mulder? Willst du die ganze Zeit dort stehen bleiben?“ Ich stehe noch immer neben der Tür. Sie deutet auf das Sofa und nach etwas grübeln entscheide ich mich, mich neben sie zu setzen.



„Wir müssen reden“ jetzt klingt ihre Stimme nicht mehr so fest. Ich habe gewußt, mit welcher Absicht sie hierher kam, aber ich hatte nicht erwartet, dass sie so impulsiv sein würde. Auch ihre starke Hülle scheint zu bröckeln, wie meine es tut, seit sie an meine Tür geklopft hat.



„Reden?“ Sehr clever! Ich bin nicht mal fähig einen Satz zu formulieren.



„Ja Mulder reden! Das tun Menschen für gewöhnlich“ Ihre Stimme trieft vor Sarkasmus.



„Worüber?“ Blödmann, du weist genau worüber!



„Ich denke du weist worüber.“ Sie hat die ganze Zeit auf ihre Hände gesehen, die in ihrem Schoß liegen. Jetzt sieht sie mich an.



„Warum hast du mich geküsst?“ Als hätte ich diese Frage nicht kommen sehen. Seit ich zu Hause bin habe ich über eine plausible Erklärung gesucht. Aber ich hatte gedacht, dass ich wenigstens noch bis Montag Zeit habe und nicht, dass ich mich jetzt schon rechtfertigen muß.



„Ich... ich bin mir nicht sicher.“ Eigentlich bin ich mir sogar ganz sicher!



„Du bist dir nicht sicher? Heißt das, du hast mich nur aus einer Laune heraus geküsst?“ Sie klingt traurig. Vielleicht auch nur enttäuscht, doch ich will weder das eine noch das andere.



„Nein, ich... ich“ sag schon was Mann! „Du hast so wunderschön ausgesehen, wie du da in deinen Sitz gekuschelt lagst. Deine Lippen haben mich irgendwie angezogen. Es tut mir leid, wenn ich etwas falsch gemacht habe.“ Ich habe mein Herz in ihre Hände gelegt, zumindest denke ich das.



„Würdest du es noch einmal tun?“ Die gesamte Zeit habe ich vermieden ihr in die Augen zu sehen, doch jetzt muß ich einfach wissen, ob diese Bitte ihr ernst war. Ihr Blick offenbart Schüchternheit, aber auch den ausdrücklichen Wunsch, dass ich sie küsse. Ich darf sie tatsächlich noch ein zweites Mal küssen!



Genauso so vorsichtig, aber nicht so ängstlich, lehne ich mich zu ihr herüber, um meine Lippen mit den ihren zu versiegeln.





Ich schließe meine Augen, um mir das Gefühl für immer in meinem Kopf festzuhalten. Das Gefühl, wie sich seine Lippen auf meine legen. Wie seine Zunge um Einlass bittet, den ich ihm natürlich gewähre. Erst lange nachdem wir den Kuss schon beendet haben, bin ich wieder in der Lage meine Augen zu öffnen.



„Mulder?“



„Ja?“ er sieht mich fragend an.



„Würdest du auch noch etwas anderes tun, außer mich so zu küssen?“ Irgendwie klingt das Ganze mehr nach einer Bitte, als nach einer Frage. Tatsächlich ist mir das aber völlig egal.



„An was hast du den gedacht?“ Obwohl seine Stimme schüchtern klingt, stielt sich ein verführerisches Lächeln auf seine Lippen.



„Berühre mich!“ Das einzige was noch gefehlt hätte, wäre ‘und das ist ein Befehl‘, denn mein Ton hat sich in der Tat sehr dominant angehört. Eigentlich hatte ich das nicht beabsichtigt, aber Mulder scheint es zu gefallen.



„Zu Befehl Ma’am!“ Wenn er nicht neben mir sitzen würde, würde ich sagen, dass er jetzt sogar vor mir salutieren würde. Aber glücklicher Weise sitzt er neben mir und so spüre ich zwei sanfte, jedoch kraftvolle Hände an meinen Armen hinaufgleiten.



Seine Hände packen meine Oberarme und ziehen mich mit einer einzigen kraftvollen Bewegung auf seinen Schoß. Mir rutscht eine Art „heooh“ heraus, während er das tun. Als ich auf seinem Schoß sitze grinst er mich teuflisch an.



„Was ist?“



„Du weist, dass du dieses Apartment so schnell nicht wieder verlassen wirst!“ stellt er mit einer zuckersüßen, unschuldigen Stimme fest.



„Nun eigentlich hatte ich das auch gar nicht vor und jetzt halt die Klappe und küss mich!“ Ich versänke meine Zunge erneut in seinem Hals und während ich das tue hoffe ich, dass er mich noch sehr, sehr oft so küsst!



Ende!
Oka,y okay ich geb zu so besonders tiefsinnig wie angekündigt war sie nicht. Na und? Ist doch eine süße kleine Story für zwischendurch. Wir haben jetzt 23.09 Uhr zwei Tage, nachdem ich diese (und drei weitere) Story begonnen habe und ich hoffe, dass ich jetzt endlich meinen Frieden finde und schlafen kann. Bleibt mir treu Netty!
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