World of X

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In a Moment of Peace

von Lord Sijar

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Die Wahrheit hat uns nicht gerettet.

Denn als uns die Wahrheit erreichte, besiegelte sie unser Schicksal. Wir stehen vor den Trümmern unserer Welt und unserer Überzeugung. Ich kannte die Wahrheit, habe sie gefürchtet und über sie Buch geführt. Nachts in meinen Träumen hat sie mich eingeholt, ihre immerwährende Macht demonstriert und ich lernte sie noch mehr zu fürchten, sodass ich sie nur noch besser verbarg. Aber sie zu verbergen ist nun unmöglich geworden und auch ich muss mich nun dem Dämon meines Lebens stellen.

Mein Sohn hat an die Wahrheit geglaubt und es schlussendlich mit seinem Leben und dem Leben aller seiner Gefährten bezahlt. Die Wahrheit, die er sein Leben lang suchte, war nicht golden wie die aufgehende Sonne und nicht silbern wie das Licht der ewig währenden Sterne. Die Wahrheit nach der er forschte, war bloß ein gähnender Abgrund, der allen die zu lange hinabstarrten den Wahnsinn bescherte.

Ich beneide ihn nun, denn er hat wenigstens versucht aufzuhalten, was nicht mehr aufzuhalten war und sich das Recht erworben mit gutem Gewissen an der Seite derer die er liebte zu sterben. Ich hatte nicht einmal die Chance ihn auch nur um Vergebung zu bitten und ich habe ehrliche Liebe nie geteilt.

Sie wollten es verhindern noch in der Sekunde, in der der Zeiger der Weltzeituhr die Stunde

Null erreichte und die Glocken der Menschheit das letzte Geleit zu läuten begannen.

Nur ein Mensch gegen die Zukunft, was hätte ein Mensch gegen die Zukunft ausrichten können? Vielleicht sehr viel, hätte ich ihm die Chance gelassen.

Aber die Zeit schritt fort und die Chancen zerrannen zwischen meinen Fingern wie Sand.



Wir gaben uns den Namen , wir maßen uns an zu sein und unsere selbstgerechte Ignoranz ließ uns Vergessen, wer die Fäden des Schicksals schon lange vor unserem ersten Erscheinen auf Erden gesponnen hatte. Ich muss mich selbst zu diesen Menschen zählen, die an ihre eigene Überlegenheit glaubten, die dachten, dass sie klug genug wären, um ihr Schicksal selbst zu bestimmen. Ein grausamer Fehler, für den ich büßen werde, bis ans Ende meines Lebens, das mich ereilen wird, wenn der schwarze Tod im Inneren der Erde erwacht, die Flammen im Himmel auch mich erreichen. Es wird bald geschehen, das haben mir meine Untergebenen schon berichtet. Die Feuer toben bereits und sie verschlingen die Grundfesten unserer Ordnung. Der Himmel ist Rot wie das Blut allen Lebens auf Erden und die Wolken sind Schwarz wie der Tod selbst. Selbst dann, wenn ein Sonnenstrahl durch die Wolken sickert, versucht die Fesseln des Himmels zu sprengen, glimmen sie nur wie Schwefel.

Sie haben sich wie eine undurchdringliche Decke über die Welt gelegt und das Antlitz des Firnaments verschlungen. Nicht einmal der Himmel steht uns nunmehr frei und der Anblick der Sterne wurde uns genommen. Das letzte Symbol der Hoffnung ist getilgt und die Freiheit und Wahrheit, die die Sterne versprachen, verwandelte sich in die furchtbarste aller Lügen, als unser Verderben von den Sternen selbst über uns zusammenbrach.

Ich sah mich als Konstrukteur der Zukunft und als Mensch, der es stoppen könnte, bevor die Pforten der Hölle geöffnet würden, aber ich hätte erkennen müssen, dass es nie eine Zukunft gab.

Der Welt letzter Tag ist gekommen.

Ich wünsche mir Würde für meinen Tod, wenn mir mein Leben schon keine Chance auf Würde gewährte. Ich fürchte den Tod nicht, denn er wird mich erlösen, wie er meinen Sohn erlöste.

Ist das unser Schicksal?

Schicksal, dieses Wort klingt entgültig, wie das Wort eines Gottes, im positiven wie auch im negativen Sinne, doch ganz egal ob wir es uns erhofften, es verdammten oder ihm in Form einer Prophezeiung Gestalt verliehen, es war nur die Summe aller je im Kosmos getroffenen Entscheidungen, seit dem Beginn der Zeit selbst. Jede einzelne dieser Entscheidungen, gefällt vom Zufallsgenerator der Natur oder einem denkenden Geist, mochte für sich allein genommen begreiflich sein, aber ihr Zusammenwirken in fünfzehn Milliarden Jahren Existenz war so groß und allumfassend, dass es uns schwach und staunend zurückließ und wir das Schicksal fürchten und für unabwendbar hielten.

Vielleicht liegt darin unser fataler Fehler. Mein Fehler, der Fehler der meinem Sohn nicht unterlief. Wir - ich - nahmen Dinge gute wie schlechte als gottgegeben, ob wir die Existenz eines Gottes in unserem Denken nun zuließen oder leugneten, aber wir vergaßen, dass in dieser Welt nichts geschenkt und nichts gegeben wird und dass man uns die Rechnung stets am Ende präsentiert.

Dies ist die Rechnung und sie wird mit Blut und Leben bis auf den letzen Heller beglichen werden.

Die Welt war schon immer die Hölle, derart geschaffen das jedes Leid noch mehr Leid nach sich zog, in einer ewigen Kettenreaktion des Grauens. Was für eine Rolle spielt es noch was jetzt auf ihr geschieht.

Gedanken die ich nun bereue. Ob es die Wahrheit war, werde ich nie erfahren, aber es machte mich zu dem was ich bin, verlieh mir ein Selbst vor dem ich mich nun schäme, weil ich schmählich die Hoffnung übersah, die in allem Leben und in seiner Wiedergeburt Tag für Tag währte.

Über mir donnert es und ich höre wie durch einen Schleier der Unwirklichkeit die angsterfüllten Schreie der Menschen, die mir dienten, deren Namen ich nicht kannte und nie kennen werde. Sie dienten mir, weil sie ihre Hoffnung in mich und die meinesgleichen setzten, etwas zu verhindern, das schrecklicher war, als all die Verbrechen, die sie in meinem Namen begingen.

Umsonst.

Diesmal poltert es lauter und das Zischen des Waffenfeuers hallt in meinen Ohren wieder. Dann erreicht das Feuer auch mich und die Flammen lodern empor. Aus den Flammen und dem gleißend weißen Licht treten SIE hervor, die das Strafgericht über die Menschen bringen. Ihre Augen sind noch schwärzer als der Himmel und in einer Maske erstarrt, die weder Hass noch Freude oder Zorn zeigte und das ist das Schlimmste. Diese Augen sind wie der Tod selbst, völlig gleichgültig gegenüber dem was geschieht.

Das letzte das ich höre ist, das scharfe Zischen IHRER Säbelklauen, bevor die Schwärze auch mich für immer fortträgt.

Ein Moment des Friedens.



Ende.
Ich bestrafe Feedback bloß mit mehr von diesen netten kleinen Endzeitvisionen *lol* trotzdem würde es mich freuen, wenn ihr mir sagt, ob es euch gefallen hat.
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