World of X

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Lonely – the many faces of Christmas

von Mona

1/1

So this is Christmas,

and what have you done?

Another year over,

a new one just begun.

And so happy Christmas,

we hope you have fun.

The near and the dear ones,

the old and the young.

The merry, merry Christmas

and a happy New Year.

Let's hope it's a good one

without any fear.







Dana Scully ging langsam durch die Straßen Washingtons. Ihre Hände hatte sie tief in ihren Manteltaschen vergraben, einen Cashmereschal fest um den Hals gewickelt. Es war der 23. Dezember. Der Tag vor Heilig Abend. Ein Tag, an dem die meisten Menschen fröhlich waren. Scully war es nicht.



Sie war einsam. Sie war allein. Ihr war kalt.



In der Innenstadt strömten ihr Menschen entgegen, die noch ein letztes Weihnachtsgeschenk für ihre Lieben zu besorge hatten und jetzt vollbepackt zu ihren Autos hasteten. Mehr als einmal rempelten sie Scully dabei an, oder schubsten sie bei Seite. Hastig murmelten sie noch etwas wie eine Entschuldigung, doch dann waren sie mit ihren Gedanken schon wieder ganz woanders. Scully ließ ihren blick durch die hellerleuchteten Schaufenster wandern, die mit bunt blinkendem Weihnachtsmotiven die Leute zum Kauf bewegen sollten. Mit Weihnachten hatte das doch nicht mehr viel zu tun. Viel mehr mit Geschäftemacherei und Kommerz. Bis jetzt hatte sie das noch nie so deutlich empfunden. Ihr war das bewusst – wie wahrscheinlich jedem – doch so richtig verinnerlich hatte sie es nicht. Es war einfach nie wichtig gewesen. Heute wusste sie, dass Weihnachten etwas völlig anderes war, als Geschenke zu kaufen, dass es viel mehr mit Gefühlen, Liebe und den Mitmenschen zu tun hatte. Sie wandte ihren Blick zu einem silbernen mit kleinen Diamanten besetzten Armband. Dann schüttelte sie nachdenklich den Kopf. Sie verstand es einfach nicht mehr. Sie fühlte sich wie eine Fremde in ihrem eigenen Land. Sie drehte sich um und ging weiter, einfach immer weiter, über Straßen und Kreuzungen. Ihr Weg war das Ziel. Sie hoffte einfach mit ihren Gefühlen besser klar zu kommen, vielleicht Manches zu verstehen, das ihrer Erkenntnis bisher unzugänglich war. Doch im Moment schien sie das alles noch viel trauriger zu machen. Sie kreuzte den Weihnachtsmarkt, der mit seinen süßen Gerüchen nach gebrannten Mandeln, Zuckerwatte, Pfefferkuchen und Glühwein die Menschen anlockte. Bunte Lichter glitzerten in der dunklen Nacht und ließen die funkelnden Augen der Kinder und das Lächeln in den Gesichtern der Menschen immer wieder aufflackern. Irgendwie erinnerte sie das alles mehr an Las Vegas. Was hatten denn bunte Lichter und Glühwein schon mit dem wirklichen Gedanken zu tun, der hinter dem Weihnachtsfest stand – mit der Geburt Christi? Wer von diesen Menschen dachte denn gerade an das Kind in der Krippe? Wohl kaum einer. Das ganze schien viel mehr die Kulisse eines Theaterstücks zu sein, das die Menschen unterhalten sollte. Pärchen gingen engumschlungen über den Platz, blickten sich verliebt an und küssten sich unter dem großen, mit einer Lichterkette geschmückten Tannenbaum. Scully blieb einen Moment stehen und sah sie an. Dann lächelte sie, obwohl sie spürte, wie sich erneut dieser dicke Felsbrocken vor ihr Herz schob, den sie schon die ganze Zeit mit sich herumtrug. Doch sie gönnte diesen Menschen dieses Gefühl – diese Liebe, die auch sie kannte, auch wenn sie sie zurzeit mehr schmerzte als sonst etwas. Sie verstand, warum diese Menschen so glücklich waren. Sie war es ebenfalls einst gewesen – auch, wenn es ihr viel zu spät bewusst geworden ist. Doch ist es nicht meistens so, dass wir den wahren Wart der Dinge erst dann erkennen, wenn wir sie vermissten? Plötzlich spürte sie etwas Kaltes auf ihrem Gesicht, das ihr eine Gänsehaut über den Rücken jagte und sie zusammenzucken ließ. Sie richtete ihren Blick gen Himmel. Wie Bettfedern fielen dicke, weiße Schneeflocken herab und begannen schnell die Erde mit einem weißen Tuch zu bedecken. Die Kinder begannen zu jubeln und mit den ersten Flocken kleine Schneebälle zu formen. Die Erwachsenen sahen nach oben und lachten fröhlich. Für sie musste es ein wunderschönes, weißes Weihnachten werden. Scully ließ ihren Blick durch die Menschenmassen wandern. Sie war von so vielen Leuten umgeben und doch –



Sie war einsam. Sie war allein. Ihr war kalt.



Sie wusste nicht, wie lange sie noch gelaufen war. Versunken in Gedanken, in einer Zeit die längst vergangen war und die sie so gerne zurückbringen wollte, um sie zu ändern. Immer wieder ging ihr die Szene im Krankenhaus durch den Kopf, nachdem man Mulder mehr tot als lebendig aus dem Atlantik gefischt hatte. Wie hatte ihr damals nur diese *Oh, Mann!* über die Lippen kommen können, obwohl sie doch eigentlich etwas ganz anderes empfand. Vielleicht hätte sie mit einer anderen Antwort alles ändern können. Doch sie hatte es nicht getan und so musste sie jetzt mit den Konsequenzen leben. Auch, wenn sie es vielleicht nicht mehr ertragen konnte, wenn es sie zerstören würde. Sie ging einfach immer weiter – musste jetzt schon Stunden unterwegs sein. Ihr Wollmantel konnte sie schon lange nicht mehr wärmen und unterhalb des Knies – wo der Mantel endete – spürte sie kaum noch etwas. Sie wusste nicht mehr genau, wo sie war. Doch es war ihr auch egal. Wo immer sie auch war:



Sie war einsam. Sie war allein. Ihr war kalt.



Erschöpft ließ sie sich auf einer Bank am Straßenrand nieder und starrte vor sich hin. Es störte sie nicht, dass der Schnee, der inzwischen in einer zentimeterdicken Schicht auf der Bank lag, ihre Hose durchnässte. Sie merkte es nicht einmal. Ihr Blick ging nur gerade nach vorne . . . . durch ein Fenster in das hellerleuchtete Wohnzimmer einer jungen Familie. Der Mann, sie schätze ihn auf Mitte 30, war damit beschäftigt den Holzschmuck am grünen Tannenbaum zu befestigen und ihm damit sein weihnachtliches Gewand zu verleihen. Eine junge Frau mit langen blonden Haaren trug einen Teller mit Weihnachtsgebäck herein und sagte anscheinend irgendetwas, das ihren Mann ungeheuer zum Lachen brachte. So, dass er fast den Keramikengel, der wahrscheinlich für die Baumspitze gedacht war, hinunterwarf. Und dann . . . dann kam ein kleiner Junge herein, der vielleicht drei/vier Jahre alt war. Seine blauen Augen strahlten, wie nur die eines Kindes zur Weihnachtszeit strahlen konnten – voller Spannung und Vorfreude. Sie kannte es noch – dieses besondere Gefühl, dass man ab einem bestimmten Alter kaum noch in Worte fassen kann, aber das etwas mit Liebe, Freude, Heimlichkeit und viel Fantasie zu tun hat.

Scully starrte einfach immer weiter in diesen Raum – als säße sie im Theater und schaute einer Aufführung zu. Die Szenerie änderte sich immer wieder. Die Familie lachte und schien Lieder zu singen. Dann setzte sich die Mutter mit dem Kind aufs Sofa und las ihm aus einem Buch vor und schließlich war der Vater fertig: der Weihnachtsbaum strahlte im Glanz der Lichter und die kleinen, hölzernen Figuren tanzten, als freuten sie sich Teil dieses wunderschönen Moments sein zu dürfen. Scully hatte ihren Blick noch nicht von diesem wunderschönen Bild reißen können, als es plötzlich dunkel wurde. Sie zuckte zusammen, als hätte sie jemand erschreckt . . . und in gewisser Weise stimmte das auch. Es war keine Person, aber es war ein Gefühl - das Gefühl, dass es ihr jetzt genauso gehen könnte, wie dieser Familie. Sie war so nahe dran gewesen. Nie hätte sie sich träumen lassen überhaupt so nahe heran zu kommen, doch dann . . . .sie hatte William, . . . . sie hatte Mulder. Und jetzt?



Sie war einsam. Sie war allein. Ihr war kalt.



Sie hatte William weggeben müssen. Sie hatte keine andere Wahl gehabt. Oder doch? Sie wusste es nicht. Und es half auch nichts darüber nachzudenken, obwohl sie es doch Tag für Tag wieder tat. Jetzt wusste sie nicht einmal, wo er war, ob es ihm gut ging. Ob er vielleicht auch gerade mit leuchtenden Augen einen Weihnachtsbaum anstrahlte. Sie lächelte bei der Vorstellung und kleine Tränen kullerten ihre Wangen hinunter und wurden vom weichen Stoff ihres Schals aufgesogen. Und Mulder? Sie wusste nicht einmal, wo er sich gerade aufhielt, ob er überhaupt noch am Leben war. Er hatte nicht angerufen, keinen Brief geschrieben – nicht einmal eine E-Mail. Und da sollte man Weihnachten feiern? Das Fest der Liebe? Doch wo war denn diese Liebe? Sie hatte niemanden, dem sie sie schenken konnte. Sie vermisste ihn so sehr. Seit neun Jahren war das das erste Weihnachten, dass sie ohne ihn verbrachte, wo sie nicht wusste, ob sie ihn je wiedersehen würde, ob sie je so ein Weihnachten zusammen feiern würden, wie diese Familie. Scully schlug die Hände vors Gesicht und begann zu weinen. Sie konnte nicht mehr stark sein. Sie war es zu lange gewesen. Jetzt waren ihren Kraftreserven entgültig verbraucht.

Der Lärm auf der Straße hatte allmählich nachgelassen. Es war fast völlig still. Nur hin und wieder ertönte ein empörtes Hupen, oder die Sirene eines Krankenwagens. Es musste schon sehr spät sein. Doch Scully fühlte kaum etwas. Sie ließ sich nach vorne sinken und ihre Knie bohrten sich in den Schnee. Sie weinte und weinte. Die warmen Tränen strömten ihre Wangen hinunter und tropften in das neue Weiß, wo sie kleine Krater formten. Es schneite immer noch und die Flocken bedeckten Scullys Mantel und überzogen ihre roten, nassen Haare mit kleinen Eiskristallen. Bald war sie so eingehüllt, dass man sie kaum noch vom weißen Schnee unterscheiden konnte und sie sich nur noch durch den Umriss ihres Körpers von der Straße abzeichnete. Sie war eines geworden mit dem Schnee, mit der Kälte, mit der Erde die sich unter dem Schnee verstecken würde, bis ihn die warme Frühlingssonne wieder schmelzen würde. Sie spürte den Wind nicht, der an ihr zerrte. Nicht die vergehende Zeit. Sie spürte nur das tiefe Loch in ihrem Herzen, das Mulder und William hinterlassen hatte und das vielleicht für immer bestehen bleiben würde. Und sie spürte noch etwas:



Sie war einsam. Sie war allein. Ihr war verdammt kalt.



Als sie irgendwann, völlig kalt und durchnässt, die Tür ihrer Wohnung hinter sich ins Schloss fallen ließ, wusste sie, dass ihr heute eines klar geworden war:

Weihnachten hatte viele Gesichter: die Geschäftemacherei mit den Geschenken, die Eile der Menschen und die Kulissen eines Weihnachtsmarktes, die die Menschen eigentlich an den wahren Grund des Weihnachtsfestes erinnern sollten, in den häufigsten Fällen aber nur zu ihrem Vergnügen beitrugen. Und, sie hatte eine Familie gesehen, die das Weihnachten feierte, das sie sich immer gewünscht hatte und von dem sie an diesem Abend so weit entfernt war. Ja, sie war ihnen heute allen begegnet und das schlimmste davon – das Alleinsein – das musste sie dieses Jahr selbst und in seiner ganzen Härte fühlen. Aber vielleicht wollte sie das ja auch. Vielleicht wollte sie leiden, niemanden sehen – weder ihre Familie, noch Doggett, Reyes, oder Skinner. Vielleicht musste sie es einfach fühlen, um sich zu bestrafen – für die Fehler, die sie in ihrer Vergangenheit gemacht hatte – dafür, dass sie nicht auf ihr Gefühl gehört hatte.









And so this is Christmas

for weak and for strong.

The rich and the poor ones,

the road is so long.

And so happy Christmas

for black and for white,

for the yellow and red ones,

let's stop all the fights.

A very merry Christmas

and a happy New Year,

let's hope it's a good one

without any fear



**********



~ The End ~
So, das war jetzt nicht gerade eine „typische“ Weihnachtsstory. Aber ich dachte einfach, man sollte es auch einmal von dieser Seite zeigen. Schließlich sind auch Menschen da draußen, die Weihnachten allein verbringen müssen. In diesem Sinne, wünsche ich Euch allen ein sinnliches und frohes Weihnachtsfest, das ihr hoffentlich im Kreise eurer Lieben verbringen könnt! Und einen guten Rutsch ins Jahr (Oh, Gott! Ist das wirklich schon wieder soooo weit?) 2003! Und wenn mal jemand Zeit findet, neben all dem Weihnachtsstress, was ich sehr hoffe, dann schreibt mir doch bitte Feedback! Eure Mona
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