World of X

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Obsession

von Mona

Kapitel 2

- Stille -



„Scully..., Ich mache mir Sorgen um Sie. Sie leiden an keiner *normalen* Krankheit. Man muss kein Arzt sein, um das zu sehen. Und ich glaube, sie wissen das besser als ich.“



„Na ja..., Mulder,... ich weiß auch nicht! Aber in letzter Zeit frage ich mich oft, ob alles so richtig ist, wie es ist.“



„Was meinen Sie damit?“



„Mmh, ich meine,... ob es richtig war für das FBI zu arbeiten.... Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich einfach eine *normale* Ärztin geworden wäre.“



„Sie bereuen Ihre Entscheidung für das FBI zu arbeiten?“



„Nun..., manchmal“, sagte Scully, wobei sie vermied in die Augen ihres Partners zu sehen.

„Es ist nicht so, dass ich meinen Job nicht mag,... dass ich nicht gerne mit Ihnen zusammenarbeite, es ist einfach . . . - Ich weiß nicht, wie ich es Ihnen erklären soll.“



„Versuchen Sie’s einfach!“



„Was ich vermisse ist ein normales Leben: ein Haus, ein Garten, eine Familie, einen Hund...

Manchmal möchte ich einfach nur eine Hausfrau sein.“



„Aber, Scully, Sie sind jung. Sie können all das noch haben.“



„Ja, aber es ist nicht nur das. Ich fühle mich, als ob ich mein Leben gar nicht richtig lebe, als ob ich den wichtigsten Teil davon verpasse. Was ist mit Dingen, wie einfach mal ins Kino gehen, oder an den Strand, oder in einen Park . . .

Können Sie sich an das letzte mal erinnern, als Sie so etwas taten? Vermissen Sie das denn nicht? Immerzu dieser Stress. Wir fliegen durch die ganzen Staaten, haben kaum Urlaub, kaum ein Wochenende frei. Und ich frage mich einfach, ob das auch alles so wäre, wenn ich ein ganz *normaler* Doktor geworden wäre. Statt dessen jage ich Aliens und andere *Dinge*.“



Das alles zu sagen fiel Scully nicht leicht. Sie wollte Mulder nicht verletzen. Sie wusste, wie sehr er seinen Job liebte. Wie wichtig ihm die Suche nach der Wahrheit war. Es gab eine Zeit, in der sie auch für sie wichtig war. Aber sie wusste einfach nicht, ob sie all das Wert war und

all die Opfer, die sie forderte.



Mulder hörte Scullys Worte mit wachsender Sorge. Er hatte sie noch nie so reden gehört. Und er hatte sie noch nie so gesehen. Die Person, die ihm so gebrechlich und schwach gegenüberlag sollte Scully sein? Scully war immer eine starke Frau gewesen. Natürlich hatte sie ihre Probleme, aber sie würde nie sofort aufgeben. Was war nur mit ihr los? War jetzt vielleicht der Punkt erreicht, an dem ein Mensch einfach nicht mehr weitermachen konnte? Hatte er in den letzten Jahren zu viel von ihr verlangt? Sie zu sehr mit in seine Sache mit hinein gezogen?

Sie tat ihm so leid. Er wollte sie einfach nur festhalten und sie von allen Gefahren schützen. Er zog sie nahe zu sich heran und strich mit seiner Hand über ihr rotes Haar. Scully legte ihre Arme eng um ihn und schluchzte an seiner Brust.



„Scully, Sie sind nicht alleine. Sie werden es nie sein. Es gibt Menschen, die sie brauchen. Ich habe es Ihnen schon gesagt. Seit wann geben Sie einfach auf?“, fragte er sanft.



Aber da war keine Antwort. Und als er nach unten auf Scullys Gesicht sah, waren ihre Augen geschlossen und sie schlief. Mulder strich ihr sanft ein Haarsträhne aus dem Gesicht und sah sie an. Sie atmete sanft und ihre sinnlichen Lippen bebten unter ihrem Atem. Sie sah aus, wie ein Kind, das von einem fernen, wundervollem Land mit Feen und Prinzessinnen träumte; sehr zufrieden und manchmal zuckten ihre Mundwinkel.

Mulder wollte sie nicht aufwecken und versuchte deshalb so wenig Bewegungen wie möglich zu machen. Und obwohl seine Lage nicht gerade sehr bequem war, fiel er schon nach wenigen Minuten in einen tiefen Schlaf.





Mulders Hotelzimmer, 8.28 Uhr



Mulder wachte langsam auf. Er hatte dafür, dass er sich die ganze Nacht über nicht bewegen konnte, ziemlich gut geschlafen. Die Ereignisse des letzten Tages kamen ihm nur langsam wieder in den Sinn: Die Reise nach Boston, diese seltsamen Todesfälle, seine Theorie, Scully...

Plötzlich schreckte er hoch. Scully lag nicht mehr neben ihm.



„Scully!“, rief er.

„Scully, wo sind Sie?“



Die Badezimmertür ging auf und eine gutgelaunte Scully kam heraus. Ihre Hautfarbe hatte ihre ursprüngliche Frische wiedererlangt, die Ringe unter ihren Augen waren verschwunden und auch sonst gab es kein Anzeichen für eine Krankheit.

Kurz gesagt, sie sah besser aus, als je zuvor. Sie trug schwarze Hosen und ihre blaue Bluse, so, dass das Blau ihrer Augen noch zusätzlich betont wurde.



„Hey, Scully, Ihnen scheint es ja wieder gut zu gehen.“



„Ich fühle mich besser, denn je! Ich sollte öfter bei Ihnen schlafen! Sie scheinen ein gutes Karma zu haben“, sagte sie lachend.



„Vielleicht“, antwortete ihr Partner, immer noch überrascht, aber gleichzeitig froh über Scullys plötzliche Erholung. Mulder stand auf und setzte sich auf die Bettkante. Er konnte immer noch nicht glauben, was er sah.



„Ich habe über Ihre Theorie nachgedacht!“, sagte Scully und sprang durch den Raum und auf Mulder zu. Plötzlich stolperte sie über etwas das am Boden lag: ihre Schuhe. Sie hatte sie gestern einfach hier ausgezogen. Sie verlor das Gleichgewicht und fiel geradewegs in Mulders Arme. Dieser wurde durch den Schwung zurückgeworfen und flog kopfüber aus dem Bett, wobei er mit einem „Bang“ auf dem Boden aufschlug. Scully krabbelte über das Bett und schaute hinunter. Als sie Mulder da so liegen sah, Arme und Beine von sich streckend, musste sie einfach lachen.



„Oh, mein Rücken!“, stöhnte Mulder und setzte sich langsam wieder auf.

„Ich weiß wirklich nicht, was daran so witzig ist?“



Aber Scully konnte einfach nicht aufhören zu lachen.



„Sie sehen so . . . Sie sehen so witzig aus . . . wie Sie da so auf dem Boden liegen“, prustete sie und lachte weiter.



„Ha, ha“, antwortete Mulder.



Dann nahm Scully ihn am Arm und zog ihn wieder aufs Bett.



„Sorry, aber ich kann einfach nicht aufhören“, brachte sie hervor.



„Oh, Schadenfreude, ha? Mal sehen, ob Sie kitzlig sind!“, sagte Mulder und begann sie am Bauch zu kitzeln.



„Nein, Mulder hören Sie auf!“, rief sie lachend.

„Ich bin schrecklich kitzlig!“



Aber Mulder hörte nicht auf. Scully versuchte ihn durch wildes Um – sich – Schlagen zurückzuhalten, Mulder packte sie jedoch einfach an den Handgelenken und hielt sie fest.



„So, was wollen Sie jetzt machen?“, fragte er herausfordernd.



„Ich . . . ich . . . ich gebe auf!“, brachte Scully völlig außer Atem hervor.



„Wirklich?“



„Ich verspreche es,... ich schwöre!“



Mulder ließ ihre Hände los und sie blieb tatsächlich ruhig. Dann setzten sich Beide auf und sahen einander an.



„Mulder...“, sagte Scully plötzlich.



„Hmm?“



„Ich habe Sie verletzt. Ihre Backe wird blau“, sagte Scully, das Lachen unterdrückend.



Mulder fuhr mit seiner Hand über seine Wange und es tat tatsächlich etwas weh.



„Sorry. Ich werd’s wieder gut machen!“, sagte Scully und kroch auf ihn zu.



Dann blies sie auf den verletzten Backen und küsste ihn sanft. Ihre Gesichter waren nahe bei einander und sie sahen sich in die Augen. Plötzlich lies Scully ihren Mund von Mulders Backe zu seinen Lippen wandern. Sie kam näher und näher, bis sich ihre Lippen schließlich berührten. Mulder war völlig überrascht. Träumte er, oder küsste Scully ihn tatsächlich? Aber er konnte einfach nicht mehr denken. Das Gefühl des letzten Abend überkam ihn. Ihre Lippen waren so warm und weich und ihre Küsse heiß wie Feuer. Zuerst küssten sie sich sehr sanft und vorsichtig, aber dann wurden ihre Küsse wilder und verlangender. Ihre Zungen wandten sich um einander, als ob sie tanzen würden. Mulder legte seinen Arm um Scullys Taille und drückte sie nach unten, so dass sie wieder auf dem Bett lag. Dann ließ er seinen Mund von Scullys Lippen über ihren Hals wandern und küsste ihn sanft. Dabei öffneten seine Hände einen Knopf an Scullys Bluse nach dem Anderen.

Doch plötzlich klingelt das Telefon.



*Nein, nicht jetzt!* , dachte Mulder, wobei er nicht auf das Geräusch reagierte, sondern Scullys Haut vom Hals hinunter zu ihren Brüsten liebkoste.



„Wollen Sie nicht abheben?“, fragte Scully und stöhnte sanft.



*Musste sie immer so korrekt sein?*



„Jetzt?“



„Vielleicht ist es etwas wichtiges.“



„Wichtiger als das hier?“



„Ja, es gibt Dinge, die sogar noch wichtiger sind, als das hier“, sagte Scully wobei ihr Blick Mulder wissen ließ, dass es nutzlos war ihr zu widersprechen. So setzte er sich auf, krabbelte zum Telefon neben seinem Bett und nahm den Hörer ab.



„Mulder“, meldete er sich genervt.



„Hallo, Agent Mulder. Hier spricht Officer Brown. Schön mal was von Ihnen zu hören“, sagte er sarkastisch.

„Gibt es was neues?“



Oh, shit, Mulder hatte die Selbstmorde völlig vergessen.



„Nun, nicht wirklich“, stotterte er.



„Was meinen Sie mit nicht wirklich?“



„Was ich sagen will ist, dass es eigentlich keine Neuigkeiten gibt. Aber ich werde sofort ins Gefängnis fahren und mich dort ein wenig umhören.“



„Ja“, sagte er etwas ärgerlich.

„Und beeilen Sie sich. Wir haben das FBI hier nicht herbestellt, um noch länger zu brauchen, als wir selbst mit den Ermittlungen gebraucht hätten!“



Bevor Mulder auch nur irgendetwas antworten konnte, hatte Brown schon aufgelegt und er konnte nur noch das monotone Tu – tu des Telefons hören.



„Officer Brown?“, wollte Scully wissen.



Sie hatte ihre Bluse wieder zugeknöpft und saß jetzt aufrecht auf dem Bett.



„Ja, ich denke, ich sollte möglichst schnell ins Gefängnis fahren, bevor er Skinner von seinen unzuverlässigen Agenten erzählt.“



Scully grinste übers Mulders Worte, stand dann auf und sagte:



„Okay, gehen wir!“



„Nein, nein, nein, nein ,nein! Sie bleiben schön hier. Sie fühlen sich zwar vielleicht wieder gut, aber ich möchte nicht riskieren,.... dass Sie einen Rückfall bekommen.“



„Aber mir geht es wirklich gut, Mulder!“



„Nein, Scully! Sie hätten gar nicht mit hier her kommen dürfen. Ich habe unterschätzt, wie sehr sie mal wieder ein paar Tage Erholung brauchen.“



„Mulder...., ich bin wirklich in Ordnung“, sagte sie dann sanft, fügte aber sofort ein

„Okay, vielleicht haben Sie recht. Ich bin wirklich ein wenig müde“ an, als sie Mulders Blick sah, der voller Sorge war, aber auch keine Wiederrede dulden würde.



„Ich werde mich etwas hinlegen“, sagte sie dann und ging in Richtung Tür.



„Okay! Ich werde mich beeilen!“, rief Mulder Scully nach, doch sie hatte schon das Zimmer verlassen.



Auf dem Weg zum Massachusetts State Jail, konnte er an nichts anderes denken, als an Scully. Dieser kurze Moment heute Morgen, als sie einander in die Augen gesehen hatten, schien ihre Augen geöffnet zu haben. Es schien, als ob Beide auf einmal wussten, was sie für einander empfanden. Oder war es nur Scullys albernes Verhalten und seine Erleichterung über ihre Genesung, das sie dazu veranlasst hatte, die Dinge übermäßig schön zu betrachten. War es vielleicht gar keine wahre Liebe, sondern nur die Umstände, die zu diesem Kuss und zu allem, was noch gefolgt wäre, führten? Doch je mehr Mulder über den Morgen nachdachte, desto mehr merkte er, wie seltsam doch alles war. Vor allem Scullys Verhalten. Er hatte sie noch nie so gedankenlos, unüberlegt und überschwänglich gesehen. Scully war nie jemand gewesen, der seine Gefühle offen zeigte und so unüberlegt handelte, oder etwas nur aus dem Grund tat, weil sie es gerade wollte, ohne vorher darüber nachzudenken. Nein, es war völlig untypisch für sie, wie sich Scully diesen Morgen verhalten hatte. Aber warum dachte er überhaupt darüber nach? Es war nun einmal so und Mulder war froh drüber, wie es war. An diesem Morgen wurde das wahr, was er sich schon lange gewünscht hatte. Er musste einfach damit aufhören in allem etwas seltsames zu sehen! Er war schließlich hier um eine Serie von Todesfällen aufzuklären und er wollte weder Skinner noch Brown enttäuschen.







Massachusetts State Jail, 11.25 a.m.



„Special Agent Fox Mulder, ich bin Bundesagent“ wies sich Mulder am Schalter aus.

„Ich komme wegen dem Selbstmord einer Ihrer Mitarbeiterinnen, Ms. Caroline Parker.“



„Einen Moment bitte“, sagte der Wächter am Schalter, „ich lasse jemanden aus ihrer Abteilung rufen.“



Kurz nach einer Lautsprecherdurchsage, eilte auch schon ein Mann in der typischen grünen Wärterkleidung mit Schusswaffe am Gürtel auf Mulder zu.



„Samuel Keane“, stellte er sich vor und reichte Mulder zur Begrüßung die Hand.



„Fox Mulder, FBI“, sagte Mulder und zeigte seine Marke.

„Sie haben mit Ms. Parker zusammengearbeitet?“



„Ja, wir hatten meistens zusammen Schicht. Das ist wirklich schrecklich, was mit ihr geschehen ist....“



„Mmh, wissen Sie vielleicht, ob sie irgendwelche privaten Probleme hatte, oder es sonst irgendeinen Anlass für ihre Tat gab.“



„Nein....Ich meine, sie war sehr zurückhaltend und sprach nicht so gerne über ihr Privatleben.“



„Und ist in den Tagen vor ihrem Tod irgendetwas vorgefallen. Ist Ihnen irgendwas an ihr aufgefallen, das anders war als sonst?“



„Na ja, nicht so direkt.“



Keane zögerte eine Weile und sprach dann weiter.



„Wir arbeiten....- arbeiteten im Todestrakt. Am Sonntag fand wieder eine Hinrichtung statt. Dean Smith, ein wirklich übler Bursche. Er hat sogar auf dem Tisch, wo er seine Injektion bekam noch keine Reue gezeigt. Er sagte, Töten wäre seine Bestimmung und er würde nie damit aufhören. Caroline hat Medizin studiert und ihre Aufgabe war es, den Tod festzustellen. Es war ihre erste Hinrichtung und sie war die ganze Zeit über dabei. Danach war sie etwas seltsam. Einfach nicht wie sonst. Aber ich dachte, dass es wohl mit der Hinrichtung zu tun hatte.“



„Mhhm. Dieser Häftling,... Dean Smith. Weswegen wurde er hingerichtet?“



„Mehrfacher Mord. Sein kriminelles Vorstrafenregister reicht bis in seine Jugend zurück. Es begann mit Misshandlungen, die in Verbindung mit einer Satanssekte geschahen. Dann kamen Körperverletzungen, sexuelle Belästigung und Vergewaltigungen hinzu. Und das letzte war dann Mord. Er brach einfach in irgendwelche Häuser ein und brachte junge Frauen um. Dabei war es völlig egal, um welche Frauen es sich handelte. Er suchte sie nicht vorher aus, oder so. Und auch die Morde selbst folgten keinem festen Muster. Einmal erschoss er sie, dann metzelte er sein Opfer mit einem Messer nieder, erstickte sie mit einer Plastiktüte, oder ertränkte sie in der Badewanne. Wie es ihm gerade in den Sinn kam. Das machte es auch so schwer ihn zu finden, überhaupt darauf zu kommen, dass es sich immer um den selben Täter handelte. Schließlich konnte er durch einen Zeugen, der ihn beim Einbruch in ein Haus gesehen hatte identifiziert und anschließend festgenommen werden. Er gestand alles, sagte aber, dass Satan ihn den Befehl zum Töten gegeben hat und dass diese Menschen „unrein“ waren, wie er es nannte. Eine Psychologin attestierte eine völlige Verhaltensstörung, wahrscheinlich zurückzuführen auf eine schwierige Kindheit. Seinen Vater hat er nie kennen gelernt und seine Mutter arbeitete als Prostituierte. Seine Existenz war also mehr oder weniger ein Arbeitsunfall. Er wurde schließlich wegen mehrfachen Mordes und besonderer Schwere der Verbrechen aufgrund der fehlenden Schuldeinsicht zum Tode verurteilt.“



Mulder hatte gespannt zugehört. Er hatte zwar, als er noch bei der Abteilung für Gewaltverbrechen arbeitete, solche Fälle zu Genüge gehabt, doch schockierten sie ihn immer wieder. Wie konnte ein Mensch nur so krank sein? Andererseits war er aber auch nur ein Opfer der Gesellschaft.

Seine Theorie konnte damit aber hinkommen. Vielleicht hatte der Geist von Dean Smith von Caroline Parker Besitz ergriffen, sie so in den Tod getrieben und damit seine Prophezeiung auf dem Totenbett wahrgemacht. Was war aber dann mit den anderen? Er musste unbedingt seinen Freund von der Uni anrufen. Und was würde Scully erst sagen, wenn sie das erfuhr?



„Mr. Keane, Sie sagten vorhin Ms. Parker benahm sich seltsam. Was meinen Sie damit?“



„Nun, sie war irgendwie niedergeschlagen. Dann wieder völlig normal. Ich hatte den Eindruck, sie wollte dann ihre Gefühle einfach überspielen.“



„Ja, kann gut sein. Danke für Ihre Hilfe. Ich melde mich bei Ihnen, wenn ich noch fragen habe.“



„Ja, ich stehe jeder Zeit zur Verfügung.“



„Ich hätte noch eine Bitte: Könnte ich mal telefonieren?“



„Klar“, sagte Keane und zog von hinter dem Schalter ein Telefon hervor.“



„Danke.“



Mulder kramte den Zettel auf dem er sich am Tag zuvor die Nummer seines Freundes aus dem Telefonbuch notiert hatte aus der Jackentasche seines schwarzen Anzugs und wählte.



„Richie Shaw“, meldete sich bald eine Stimme am anderen Ende der Leitung.



„Hi, Richie! Hier ist Mulder“, begrüßte Mulder seinen Studienfreund.



„Hey! Von dir hat man ja auch schon lange nichts mehr gehört! Wie geht’s so? Bist du noch beim Bureau?“, redete Richie los.



„Na ja, geht so“, beantwortete Mulder die erste Frage und „ja, ich bin noch beim Bureau“, die zweite.

Er hatte keine besondere Lust auf Smalltalk. Dafür war die Sache hier auch viel zu wichtig.



„Richie, hör zu!“, sagte er dann.

„Ich brauche deine Hilfe bei einem Fall.“



„Schieß los! Worum geht’s?“



„Kennst du dich mit dem Thema „Besessenheit“ aus?“



„Besessenheit! Klar! Was willst du wissen?“



Mulder schilderte den Fall und das was er soeben erfahren hatte. Dann fragte er:



„Könnte das etwas mit Besessenheit zu tun haben?“



„Also, für mich klingt das sogar recht eindeutig. Dieser Typ,..... Smith, schien schon zu Lebzeiten mit dem Töten besessen gewesen zu sein. Ist gut möglich, dass er auch jetzt im Tode damit weitermacht.“



„Und was ist mit den Verbindungen zwischen den Opfern?“, fragte Mulder weiter.



„Das ist ganz einfach. Das Ziel des Geistes ist erreicht, wenn er seine Opfer in den Tod getrieben hat. Dann ist das nächste dran. Der Geist muss dazu aber den Körper der Toten verlassen. Das ist nur möglich, wenn zwischen der Leiche und einem Lebenden direkter Körperkontakt besteht, d.h., wenn die Leiche berührt wurde. Das ist häufig der Fall, wenn man z.B. nicht sofort erkennt, dass die Person tot ist und sie deshalb rüttelt oder so dreht, dass man das Gesicht sehen kann. Oder auch erst bei der Obduktion, wenn vorher kein längerer Körperkontakt stattfand. So wäre die Verbindung zu erklären.“



Caroline Parker wurde von der Putzfrau gefunden. Diese wiederum von ihrer Freundin. Gut möglich, dass da ein Körperkontakt bestand.



„Mmmh. Kann man denn etwas dagegen tun, ich meine, wenn eine Person besessen ist?“



„Na ja, theoretisch schon, praktisch ist das fast unmöglich. Die Psyche des Betroffenen muss den Geist besiegen. So kann der Kreis durchbrochen werden. Das ist aber kaum möglich. Wenn überhaupt, dann nur bei psychisch sehr starken Menschen. Mann muss dann versuchen, immer wieder zu der betroffenen Person vorzudringen und ihre Aufmerksamkeit auf einen zu lenken, z.B. dadurch, dass man sie an Vergangenes erinnert, an das, was wichtig für sie war. Mann muss auf alle Fälle verhindern, dass der Geist völlig von der Person Besitz ergreifen kann. Ansonsten gibt es noch die altbekannten Mittel, Weihrauch und Weihwasser, aber die wirken in den allerwenigsten Fällen. Meistens hört der Geist irgendwann selbst damit auf. In deinem Fall scheint das allerdings ein sehr sturer Geist zu sein.“



„Und wie kann man feststellen, ob eine Person besessen ist?“



„Meistens sind die Personen extrem launisch. Mal völlig traurig, fast schon depressiv und dann wieder völlig normal. Manchmal sogar übertrieben lustig. Das hat damit zu tun, dass der Geist erst Besitz vom Körper ergreifen muss. Das kann sich dann wie bei einer Krankheit äußern. Der Körper wehrt sich gegen den Geist. Bei starken Persönlichkeiten, kann dies sogar zu Schwindel, Schweißausbrüchen, oder zu Ohnmacht führen. Wenn der Geist den Körper in seinem Besitz hat, ist die Psyche, die Gedanken, das nächste. Deshalb auch diese Stimmungsschwankungen!“



Die letzten Worte hatte Mulder gar nicht mehr richtig wahr genommen. Schwindel, Schweißausbrüche, Ohnmacht....! Das alles hatte Scully! Und sie war eine starke Persönlichkeit. Zudem diese Stimmungsschwankungen! Und sie hatte Kontakt zu dem Opfer bei der Obduktion. Es war sogar wahrscheinlich, dass das der Ehemann des dritten Opfers als er die Leiche seiner Frau fand, diese nicht berührte. Sie lag mit aufgeschnittener Pulsader in der Badewanne. Die Hemmschwelle wäre viel zu groß gewesen. Mulder hatte plötzlich ein flaues Gefühl im Magen. Ihm wurde eiskalt und total übel.



*Vonwegen Krippe, oder Überarbeitung*, dachte er.



Dann lies er den Hörer einfach fallen und rannte zu seinem Wagen. Die verständnislosen Rufe, des Beamten am Schalter, ob denn alles in Ordnung sei, hörte er schon nicht mehr.

Er startete den Motor und machte sich auf den Rückweg zum Hotel. Gleichzeitig tippte er die Nummer von Scullys Hotelzimmer in sein Handy.



„Verdammt, Scully, nehmen Sie ab!!!!“, redete er panisch vor sich hin, als am anderen Ende der Leitung niemand ranging.



Der Gedanke, dass Scully sich etwas angetan haben könnte, versetzte Mulder in einen Zustand größter Angst. Er brach sämtliche Geschwindigkeitsübergrenzungen und überfuhr jede rote Ampel. Vielleicht hatte Scully sich aber ja nur hingelegt und war eingeschlafen. Das war der Gedanke mit dem sich Mulder immer wieder selbst beruhigen wollte. Doch es hatte keinen Sinn. Seine Angst und seine Panik blieben.

Sein letzter Hoffnungsschimmer wurde ausgelöscht, als er das Hotel erreichte. Schon von weitem sah er das blinkende, blaue Licht der Streifenwagen. Mindestens sechs von ihnen waren vor dem Hotel geparkt. Die Polizisten standen in einer Gruppe zusammen und blickten nach oben. Einer davon hatte ein Megafon in der Hand und sprach irgendetwas hinein. Mulder konnte es jedoch nicht verstehen. Die Worte drangen völlig verzerrt und leise an sein Ohr, als er dem Blick der Beamten nach oben folgte. Was er da sah, ließ sein Herz stocken, sein Atem schien für ein paar Sekunden auszusetzen und er war völlig gelähmt.

Scully stand auf dem Geländer ihres Balkons im siebten Stock des Hotels und hielt sich nur noch mit einer Hand an der Mauer fest. Das blaue, rotierende Licht der Streifenwagen, tauchte ihr Gesicht abwechselnd in blaues und weißes Licht und ließ die ganze Szenerie völlig unwirklich erscheinen.



„Sir, Sie dürfen hier nicht her“, wurde Mulder plötzlich von der Stimme eines Polizeibeamten in die Wirklichkeit zurückgeholt.



Glücklicherweise. Mulder Erstarrung löste sich und er sprintete auf den Eingang des Hotels zu. Die ärgerlichen Rufe des Beamten nahm er dabei gar nicht mehr war. Mulder lief, wie er in seinem Leben wahrscheinlich noch nie gelaufen war. Er nahm zwei Stufen auf einmal und hatte trotzdem das Gefühl viel zu langsam zu sein. Jede Sekunde, die er hier verlor, könnte ausreichen, dass Scully sprang. Die Zeit, die er schließlich brauchte schien endlos zu sein. Aus Sekunden wurden Minuten, aus Minuten Stunden. Als er endlich Scullys Zimmertür erreichte, war Mulder schon fast überzeugt, dass er zu spät war, dass der Körper seiner Partnerin zerschmettert auf dem kalten Beton vor dem Hotel lag.

Doch er musste sich beruhigen. Wenn er jetzt wie ein Wahnsinniger die Tür aufriss, könnte das dazu führen, dass Scully erschrak und fiel, oder er den letzen Anstoß für den *Selbstmord* gab. Mulder atmete also ein paar Mal durch, öffnete langsam die Tür und ging leise in Richtung Balkon. Als er in der Tür, die nach draußen führte stand, blieb er stehen. Scully stand da noch genauso wie vorher. Er durfte jetzt keinen Fehler machen. Mulder hatte zwar Psychologie studiert und hätte daher wissen müssen, was in solchen Situationen zu tun war, doch verhielt sich die Sache völlig anders, wenn man der Person gegenüberstand, die man liebt.



„Scully! Tun Sie es nicht!“, sagte er dann leise.



Scully erschrak und drehte sich so hastig zu ihm um, dass die beinahe das Gleichgewicht verloren hätte.



„Gehen Sie weg!“, rief sie, „Sie werden mich nicht aufhalten!“



„Scully, hören Sie zu, dass sind nicht Sie, die das tun wollen!!! Sie sind besessen! Sie würden ihr Leben nicht so einfach weg werfen! Dafür sind Sie viel zu stark!“



Doch Scully regagierte überhaupt nicht auf seine Worte. Sie hatte ihren Blick wieder nach unten gewandt und starrte in die Tiefe.

Was hatte Richie noch gesagt, wie man diesen Geist besiegen könnte? Die Aufmerksamkeit auf sich lenken, an Vergangenes erinnern?



„Scully, sehen Sie mich an!“, rief Mulder dann.

„Wissen Sie noch, was wir zusammen alles durchgemacht haben? Die Suche nach der Wahrheit, ihre Entführung, Duane Berry. Wissen Sie noch, als sie mit Krebs im Krankenhaus lagen, fast schon tot waren und doch gerettet wurden? Wenn Sie jetzt aufgeben, hätten Sie das damals auch schon machen können! Aber Sie sind nicht jemand, der einfach aufgibt, Scully, Sie sind eine Kämpferin. Also, zeigen Sie es mir. Kämpfen Sie gegen dieses etwas in ihrem Inneren an, Scully!“



Ein Teil von Scully schien durch Mulders Worte wieder zurückgekehrt zu sein. Sie sah ihn an und ihr Blick zeigte dabei lange nicht mehr die vorherige Entschlossenheit. Es schien tatsächlich zu funktionieren. Doch Scully hatte noch nicht gewonnen. Mulder konnte den Kampf in ihrem Inneren fast selbst sehen. Ihr Gesicht wurde noch blasser als es ohnehin schon war und ihre Knie begannen zu zittern. Wenn Mulder nicht irgendetwas tun würde, würde Scully stürzen.



„Scully, hören sie mir zu!“, rief er dann.

„Können Sie sich daran erinnern, was ich damals im Krankenhaus zu Ihnen sagte, nachdem sie mich aus dem Wasser gefischt hatten? Als, ich nach der ‘Queen Ann’ suchte? Ich sagte ‘Ich liebe Sie, Scully’! Wissen Sie noch. Und ich wiederhole das jetzt! Wenn Sie da runter springen, wäre mein ganzes Leben sinnlos! Wollen Sie mir das wirklich antun, .... Scully?“



Plötzlich geschah etwas. Mulder hätte es gar nicht gesehen, hätte er nicht so gebannt auf Scully gestarrt. Es schien, als ob ein dunkler, großer Schatten aus Scullys Körper fuhr und sich in der Luft wie eine Rauchschwade auflöste. Gleichzeitig änderten sich auch Scullys Gesichtszüge. Mit Entsetzen riss sie die Augen auf, als wäre sie gerade vom schlimmsten Albtraum hochgeschreckt. Erschrocken davon, wo sie stand, machte sie mit einem Fuß einen Schritt rückwärts und verlor die Balance. Sie ruderte mit den Armen, um sie zurückzugewinnen, doch ihr Oberkörper beugte sich mehr und mehr nach vorne. Ein paar Millisekunden später und sie wäre gestürzt, hätte Mulder nicht im letzten Moment eine Schritt auf das Geländer zu gemacht, sie an der Taille gepackt und sie nach innen gezogen. Durch den Schwung, wurden beide zurückgeworfen und schlugen schmerzvoll auf dem Boden auf. Als die Schwärze sich vor Mulders Augen einigermaßen verzogen hatte, krabbelte er auf Scully zu, die neben ihm auf dem Balkon lag.

Ihre Augen standen weit offen und sie sah völlig verwirrt aus. Mulder legte seinen Arm um sie, um ihr zu helfen sie ein wenig aufzusetzen und lehnte ihren Kopf gegen seinen Oberschenkel.



„Alles, okay?“, flüsterte er.



„Was ist passiert?“, wollte Scully wissen. „Wo bin ich?“, fragte sie mit stark zitternder Stimme.



„Shh, es ist alles in Ordnung. Bleiben Sie liegen.“



Scully tat ihm leid, wie sie so zerbrechlich in seinen Armen lag. Ihr Blick schweifte von rechts nach links, über sein Gesicht und wieder zurück.



„Mulder, was ist passiert?“, fragte sie, wobei sich ihre Augen mit Tränen füllten.



„Können Sie sich nicht erinnern?“



„Nein! Da sind nur Erinnerungsfetzen in meinem Kopf! Und je mehr ich versuche sie zusammenzufügen, desto mehr verschwinden sie!“, rief sie verwirrt.



Scully war jetzt vollends verzweifelt und begann am ganzen Leib zu zittern. Sie schien völlig apathisch. Wahrscheinlich ein Schock. Mulder zog sie so nahe zu sich wie möglich, um sie warm zu halten.



„Es ist alles in Ordnung, Scully“, flüsterte er und lehnte seine Backe gegen ihre. Scully starrte völlig weggetreten vor sich hin und Mulder konnte nicht einmal sagen, ob sie seine Worte überhaupt wahrnahm.



Plötzlich stürmten drei der Polizeibeamten auf den Balkon. Entweder wussten sie inzwischen, dass Mulder beim FBI war, oder es war ihnen schlichtweg egal und sie waren nur froh, dass die Sache so einen glimpflichen Ausgang genommen hatte, jedenfalls, verloren sie kein Wort über Mulders Aktion.



„Alles okay?“, fragten sie stattdessen.



„Ich bin in Ordnung, aber meine Partnerin muss ins Krankenhaus“, antwortete Mulder und blickte auf Scully.





Washington Memorial Hospital, 8.27 p.m.



*Was für ein Tag*, dachte Mulder, als er sich in einen der Stühle im Korridor des Krankenhauses fallen ließ. Erst jetzt merkte er, wie erschöpft er selbst war. Die ganze Sache hatte ihn mehr mitgenommen, als er dachte. Scully war glücklicherweise nicht so schwer verletzt und so hatte man sie gleich nach Washington ins Krankenhaus gebracht, was auch den Vorteil hatte, dass das Bett und der Schlaf, nach welchen sich Mulder sehnte, nicht so weit entfernt waren.



Plötzlich ertönte eine vertraute Stimme von anderen Ende des Ganges.

Mulder drehte langsam den Kopf und sah Skinner und Brown mit besorgten Gesichtern auf ihn zu eilen.



„Agent Mulder, alles in Ordnung?“, wollte Skinner besorgt wissen.



„Ja, Sir, ich bin okay. Agent Scully wird da drin noch untersucht“, sagte Mulder müde und deutete auf eine Tür.



„Was ist eigentlich passiert, Agent Mulder? Brown erzählte mir, dass Scully Selbstmord begehen wollte?“, fragte Skinner ungläubig.



„Nein,.... es war nicht sie...Sie.... Sie war von einem Geist besessen. Ein Häftling aus dem Gefängnis, der nach seiner Hinrichtung nicht mit dem Töten aufhören konnte. Es wäre jetzt zu kompliziert die ganze Geschichte zu erzählen. Jedenfalls glaube ich, dass das auch der Grund für die anderen Selbstmorde war.“



„Ein Geist?“



„Ja“.



„Und was ist jetzt mit ihm?“



„Na ja, ich bin mit dieser Spezies nicht so vertraut. Sagen wir, er hat sich in Luft aufgelöst!“



„Aber wie-“



„Agent Mulder?“, fragte eine Krankenschwester, aus Scullys Zimmer blickend.



„Ja?“



„Agent Scully will Sie sehen.“



Mulder stand auf und ging in Richtung des Zimmers.



„Agent Mulder, wir sind noch nicht fertig. Sie werden am Montag in mein Büro kommen. Sie schulden mir noch ein paar Antworten!“



„Okay, Sir!“, sagte Mulder, der die Worte gar nicht mehr richtig wahrgenommen hatte und betrat Scullys Zimmer.



„Hey, Sie sehen ja schon besser aus“, begrüßte er seine Partnerin und setzte sich auf die Bettkante.



„Danke, mir geht es auch schon wieder besser,.... körperlich zumindest. Sie sagten, dass ich heute noch nach Hause dürfte“, sprach sie mit schwacher Stimme.

„Ich bin einfach nur müde und um zu schlafen brauche ich kein Krankenhaus.“



„Ich kann Sie nach Hause bringen.“



Scully nickte leicht und senkte den Kopf.



„Mulder,“ begann sie, „ich möchte wissen, was mit mir geschehen ist und ich vermute, dass Sie die einige Person sind, die mir das sagen kann.“



„Können Sie sich denn an überhaupt nichts erinnern?“



„Ich weiß nicht. Da sind einzelne Dinge, dann ist wieder ein Loch, dann wieder ein paar Erinnerungen...Ich stand auf dem Balkongeländer und sah nach unten... Mulder, wieso sollte ich mich umbringen wollen?“, schluchzte sie und ihre Augen füllten sich mit Tränen.



Mulder nahm ihre Hand.



„Können sie sich an die Suizide erinnern, die wir ermitteln sollten?“



„Ja. Sie hatten wieder mal so eine abenteuerliche Theorie....Besessenheit.“



„Mmmh, das waren keine gewöhnlichen Selbstmorde.“



„Sie meinen, Sie hatten Recht?“



„Ja. Und der Geist hat auch von Ihnen Besitz ergriffen und wollte Sie in den Selbstmord treiben.“



Scully sah Mulder eine Weile an und ihr Gesichtsausdruck zeigte ihm, dass sie das immer noch nicht so recht glauben wollte, oder konnte.



„Na ja, das wichtigste ist wohl, dass ich nicht von diesem Balkon gesprungen sind“, wechselte sie dann das Thema und versuchte zu lächeln.



Dann legte sie ihre Hand auf Mulders und streichelte mit ihrem Daumen über seine Hand.



„Mulder, .... Sie haben mir das Leben gerettet. Wenn Sie nicht gewesen wären, wäre ich jetzt wahrscheinlich tot.“



„Ach kommen Sie schon, Scully, Sie müssen sich nicht bedanken, ich bin sicher....-“



Plötzlich brach Mulder ab. Irgendetwas war seltsam. Irgendetwas an ihrem Gespräch. Und da fiel es ihm ein: Déja – Vu. Führten Scully und er nicht das selbe Gespräch in ihrem Zimmer, kurz nachdem sie zusammengebrochen war?



„Mulder? Ist etwas nicht in Ordnung?“, fragte Scully, als er nicht weitersprach.



Scully konnte sich wahrscheinlich gar nicht mehr an dieses Gespräch erinnern, oder es war ihr nicht aufgefallen. Wahrscheinlich war es sowieso nur purer Zufall.



„Nein, alles okay. Ich musste nur gerade... an etwas denken.“



„Was wollten Sie sagen?“



„Mmhh, dass ich sicher bin, dass Sie dasselbe für mich getan hätten“, antwortete er.



„Trotzdem“, sagte Scully nach einem kurzen Moment des Schweigens.

„Ich bin froh, dass es Sie gibt.“



Dann zog sie seinen Kopf zu ihrem, küsste in sanft auf die Stirn und hielt ihn einfach für eine Weile fest.



„Ich wüsste nicht, was ich ohne Sie machen würde“, flüsterte sie schließlich in sein Ohr.



„Sie hätten keinen, der Sie jetzt nach Hause bringt“, flüsterte Mulder zurück und beide begannen zu lachen.



„Mulder?“, hielt Scully Mulder nochmals auf, als er auf dem Weg zur Tür war.



„Mhh?“, sagte er und drehte sich zu ihr um.



„Ist irgendetwas passiert, das ich wissen sollte? Oder habe ich mich irgendwie daneben benommen?“



„Mmmh. Lassen Sie mich nachdenken. Außer, dass Sie völlig nackt durch’s Hotel gelaufen sind... nichts.“



Scully sah ihn erschrocken an und wurde rot.



„Scully, das war ein Witz!“



Sie blickte ihn erleichtert, aber zugleich auch etwas ärgerlich an. Dann begann sie zu lachen.



„Wie schaffen Sie es immer wieder mich hereinzulegen?“



„Na ja, ich weiß nicht. Aber, ehrlich, es ist nichts wichtiges passiert. Die Tage waren sogar fast erholsam. Fast. Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen machen. Ich warte draußen, okay?“



„Okay, ich bin in fünf Minuten fertig.“



Mulder setzte sich wieder in den Stuhl auf dem Gang. Es fiel ihm nicht leicht, Scully nicht zu erzählen, was passiert war, vor allem, was zwischen ihnen war, aber er wollte nicht, dass das zwischen ihnen stehen würde. Scully war nicht sie selbst. Er hatte sogar das Gefühl ihre Situation ausgenutzt zu haben, aber schließlich wusste er ja nicht, was tatsächlich los war. Würde er Scully alles sagen, würde das für immer zwischen ihnen stehen und verlieren wollte er sie keinesfalls. Vielleicht würde ja dasselbe einmal unter normalen Umständen geschehen, wie die Sache mit dem Gespräch vorhin.









Vielleicht,



Später,



Irgendwann einmal.






~ The End ~




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